Empfohlener Beitrag

In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 31. Oktober 2019

KINOVORSCHAU HERBST 2019 (Teil 2)

Letztes Update vom 23. November: Die für den 5. Dezember vorgesehene Rennfahrer-Doku "Schumacher" wurde aus dem Startplan gestrichen und soll erst irgendwann im Herbst 2020 in die Kinos kommen.

In der (Vor-)Weihnachtszeit können sich Kinofans wie immer auf eine ausgewogene Mischung aus spektakulären Blockbustern und inhaltlich anspruchsvollen OSCAR-Kandidaten freuen. Die wichtigsten und erfolgversprechendsten Kinostarts in Deutschland bis Jahresende:

7. November:
Ganze zehn Jahre nach dem Horrorkomödien-Überraschungserfolg "Zombieland" schlagen sich Tallahassee (Woody Harrelson, "Three Billboards ..."), Wichita (Emma Stone, "The Favourite"), Columbus (Jesse Eisenberg) und Little Rock (Abigail Breslin) noch immer erfolgreich durch die Zombieapokalypse; die eingeschworene Zweckfamilie trifft aber auf einige weitere Überlebende – das sorgt für Probleme, als Little Rock mit dem charmanten Kiffer Berkeley (Avan Jogia, "Shaft") abhaut. Interessant ist neben der Frage, ob nach einer Dekade immer noch genügend Fans von "Zombieland" auf eine Fortsetzung warten (für die USA kann sie bereits mit "Ja" beantwortet werden), die Entwicklung der Darsteller: Während die damals relative Newcomerin Stone inzwischen zum OSCAR-prämierten Star avancierte und der bereits allseits respektierte Charakterdarsteller Harrelson eher noch beliebter wurde, verliefen die Karrieren der damaligen Shooting Stars Eisenberg und Breslin doch ein wenig holpriger. Zwar sind beide weiterhin gut im Geschäft, doch ihre frühen Supererfolge mit jeweiliger OSCAR-Nominierung (für "The Social Network" respektive "Little Miss Sunshine") konnten sie bislang nicht wirklich bestätigen. Mal sehen, wie es in weiteren zehn Jahren bei einem möglichen "Zombieland 3" aussieht …

Eigentlich scheint die beste Zeit des schwäbischen Hollywood-Regisseurs Roland Emmerich vorbei zu sein: Seinen letzten echten Erfolg feierte er vor zehn Jahren mit dem Katastrophenfilm "2012", danach floppten sowohl die ambitionierten Independent-Produktionen "Anonymus" und "Stonewall" als auch die teuren Actionfilme "White House Down" und "Independence Day 2" bei Kritikern und Publikum. Da nach dem enttäuschenden Ergebnis von "Independence Day 2" (der aber unter dem Strich zumindest in die schwarzen Zahlen gekommen sein dürfte) dessen eingeplante direkte Fortsetzung gestrichen wurde, war sogar fraglich, ob überhaupt noch einmal ein großes Hollywood-Studio dem immerhin auch schon 63-jährigen Emmerich genügend Geld für eine aufwendige Großproduktion überlassen würde. Doch Lionsgate konnte er tatsächlich noch ca. $100 Mio. für den Kriegsfilm "Midway" aus den Rippen leiern, der eine entscheidende Schlacht des Zweiten Weltkrieges im Pazifik mutmaßlich episch nacherzählt – und nicht zum ersten Mal übrigens, denn es gab bereits 1976 mit Jack Smights "Schlacht um Midway" eine mit Stars wie Charlton Heston, Henry Fonda, Glenn Ford, James Coburn, Toshirô Mifune, Hal Holbrook und Robert Mitchum gespickte Verfilmung der Geschehnisse. Mit dieser Besetzung kann Emmerichs "Midway" zwar nicht mithalten, hat aber mit Woody Harrelson, Dennis Quaid, Patrick Wilson, Aaron Eckhart, "This Is Us"-Star Mandy Moore, Luke Evans und Tadanobu Asano durchaus ebenfalls einige namhafte Darsteller aufzubieten. Da Lionsgate nicht zu den großen Studios gezählt wird, ist "Midway" übrigens streng genommen sogar eine Independent-Produktion und damit einer der teuersten Indie-Filme aller Zeiten!

In seinem hochgelobten Independent-Drama schildert Regisseur und Drehbuch-Autor Scott Z. Burns (Autor der Soderbergh-Filme "Der Informant!", "Side Effects" und "Contagion"), wie der Auslandsgeheimdienst CIA nach den Terroranschlägen von 9/11 mit Genehmigung der Bush-Regierung zu Verhörmethoden wie Waterboarding griff, die vom damaligen Vizepräsidenten und Strippenzieher Dick Cheney als "verschärfte Verhöre" verharmlost wurden, aber per definitionem Folter entsprechen. Die demokratische Senatorin Dianne Feinstein (Annette Bening, "Captain Marvel") – von 2009 bis 2015 Leiterin des entsprechenden Kongreßausschusses – und in erster Linie ihr Mitarbeiter Daniel Jones (Adam Driver, "BlacKkKlansman") wollen das nach Abschluß einer jahrelangen Untersuchung an die Öffentlichkeit bringen, stoßen dabei allerdings auf viele Widerstände aus Politik (inklusive der Obama-Regierung) und Geheimdiensten.

"Der letzte Bulle – Der Kinofilm":
Fünf Jahre nach dem Ende der SAT. 1-Erfolgsserie kehrt Henning Baum als grobschlächtiger, nach 20 Jahren aus dem Koma erwachter Macho-Polizist Mick Brisgau zurück – allerdings nicht in einer Fortsetzung, sondern in einer Art Neuinterpretation des gleichen Teams inklusive Regisseur und Koautor Peter Thorwarth. Genauere Details dazu sind bislang nicht bekannt.

"Lara":
Nach seinem auch international gefeierten, stilistisch mit Woody Allen verglichenen Arthouse-Hit "Oh Boy" ließ sich Jan-Ole Gerster ganze sieben Jahre Zeit, bis er nun einen weiteren Film in die Kinos bringt. Die titelgebende Beamtin Lara Jenkins wird von Corinna Harfouch gespielt. Genau an ihrem 60. Geburtstag hat ihr Pianisten-Sohn Victor ("Oh Boy"-Hauptdarsteller Tom Schilling) ein wichtiges Konzert, doch Lara wurde nicht dazu eingeladen und überhaupt ist Victor seit Tagen nicht für sie zu sprechen. Kurzerhand kauft sie sämtliche Restkarten für das Konzert auf und verschenkt sie an die Menschen, denen sie auf den Straßen Berlins begegnet … Manche Kritiker vergleichen Harfouchs Rolle mit der von Jack Nicholson in "Besser geht's nicht", was ja durchaus vielversprechend klingt.

"Das Wunder von Marseille":
Das tragikomische französische Biopic erzählt von dem achtjährigen Flüchtling Fahim (Ahmed Assad), der im Jahr 2008 mit seinem Vater aus Bangladesch nach Frankreich kommt und um politisches Asyl ersucht. Der schachbegeisterte Fahim lernt den renommierten Schachtrainer Sylvain (Gérard Depardieu, "Life of Pi") kennen nach holprigem Beginn werden sie schnell Freunde und Sylvain trainiert Fahim für die französische Schachmeisterschaft, in der Hoffnung, daß der Gewinn des Turniers seine Chancen erhöht, die drohende Ausweisung aus Frankreich abzuwenden.

"Es hätte schlimmer kommen können – Mario Adorf":
Regisseur Dominik Wessely schildert den Lebensweg der deutschen Schauspiellegende Mario Adorf, der mit dem Regisseur für seine lange Karriere prägende Orte besucht und über wichtige Weggefährten gesprochen hat.

"Marianne & Leonard: Words of Love":
Genau am dritten Todestag des großen kanadischen Songpoeten Leonard Cohen (und zwei Wochen vor der Veröffentlichung dessen posthumen Albums "Thanks for the Dance") kommt diese positiv besprochene und in den USA und in einigen anderen Ländern bereits erfolgreich gelaufene Doku in die deutschen Kinos, die sich speziell Leonard Cohens Beziehung zu seiner norwegischen Muse Marianne Ihlen (der einer seiner bekanntesten Songs, "So long, Marianne", gewidmet ist und die wenige Monate von Cohen starb) widmet.

14. November:
Einer der größten OSCAR-Favoriten dieses Jahres ist eine Netflix-Produktion – aber zumindest in ausgewählten Kinos soll Martin Scorseses ("Silence") dreieinhalbstündiges Gangsterepos "The Irishman" trotzdem auf der großen Leinwand zu bewundern sein (so wie vor der letzten OSCAR-Verleihung "Roma"). Für Cineasten ist das eine sehr gute Nachricht, denn die Kritiker sind absolut begeistert von der auf realen Begebenheiten basierenden Bestseller-Adaption, die ab Mitte des 20. Jahrhunderts über mehrere Jahrzehnte hinweg die Geschichte des berühmt-berüchtigten Mafia-Killers Frank "The Irishman" Sheeran erzählt. Anstatt, wie früher üblich, auf verschiedene Schauspieler unterschiedlicher Altersstufen für die Figuren zurückzugreifen, wird hier erstmals in ganz großem Umfang die Methodik der digitalen Verjüngung angewandt (die für kleinere Rollen bereits erfolgreich getestet wurde, beispielsweise bei Michael Douglas in den "Ant-Man"-Filmen), was scheinbar wunderbar funktioniert. Den titelgebenden Auftragsmörder verkörpert Scorseses alter Weggefährte Robert De Niro, während Al Pacino den umstrittenen Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa spielt und der eigens für diesen Film aus dem Ruhestand zurückgekehrte Joe Pesci ("Casino") den Mafiaboß Russell Bufalino. Rotten Tomatoes zählt aktuell 98 positive Kritiken (mit einer Durchschnittswertung von 9,05) bei nur zwei negativen!

"Last Christmas":
Für manche ist der Weihnachts-Pop-Klassiker "Last Christmas" von Wham! inzwischen (oder schon immer) ein Graus, andere – wie ich – kommen auch durch ihn jedes Jahr wieder im Handumdrehen in Weihnachtsstimmung. Eine größere Rolle spielt er wenig überraschend auch in der nach ihm betitelten romantischen Weihnachtskomödie von Paul Feig ("Nur ein kleiner Gefallen"), in der "Game of Thrones"-Star Emilia Clarke die weibliche Hauptrolle der Kate spielt. Die fühlt sich vom Unglück verfolgt, bis sie einen Job als Elfe in einem Weihnachtsshop in London annimmt und auf den charmanten Tom (Henry Golding aus "Crazy Rich") trifft … Eine Nebenrolle spielt übrigens Emma Thompson, die zudem als Koautorin fungiert.

Ein weiterer OSCAR-Kandidat steht uns mit James Mangolds ("Logan") hochgelobtem Biopic aus dem Rennsportmilieu ins Haus. Im Mittelpunkt steht die Rivalität der Formel 1-Rennställe von Ford und Ferrari in den 1960er Jahren. Ferrari ist der Platzhirsch, doch Herausforderer Ford will beim legendären Rennen von Le Mans die Dominanz der Italiener brechen, wofür allen voran der erfindungsreiche Ingenieur und Ex-Rennfahrer Carroll Shelby (Matt Damon, "Der Marsianer") und der britische Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale, "Feinde") trotz großer charakterlicher Unterschiede zusammenarbeiten müssen. Die Rezensenten loben den Film insgesamt als sehr spannend und unterhaltsam, doch das meiste Lob geht an Damon und Bale, die in ihren gut geschriebenen Rollen dem Film das nötige Herz verleihen.

"Black and Blue":
In dem US-Polizeithriller von Deon Taylor ("The Intruder") geht es um die unerfahrene schwarze Polizistin Alicia (Naomie Harris, "Skyfall"), die in New Orleans arbeitet und sich sowohl wegen ihres Geschlechts als auch ihrer Hautfarbe immer wieder beweisen muß. Richtig kompliziert wird es für Alicia, als sie zufällig mit ihrer Körperkamera aufnimmt, wie einige Kollegen einen Drogendealer ermorden – und plötzlich sind ohne ihr Verschulden so ziemlich aller hinter ihr und dem von ihr aufgenommenen Filmmaterial her, die Drogenkartelle ebenso wie die korrupten Kollegen … Weitere Rollen spielen Tyrese Gibson ("Fast & Furious"-Reihe) und Frank Grillo ("The Grey"). Die US-Kritiken sind mittelmäßig ausgefallen.

"Booksmart":
Schauspielerin Olivia Wilde ("Rush") gibt ihr Langfilm-Regiedebüt mit einer von der Kritik als leichtfüßig, originell und sehr witzig gefeierten Coming of Age-Komödie über die befreundeten Top-Highschool-Schülerinnen Amy (Kaitlyn Dever, "Detroit") und Molly (Beanie Feldstein, "Bad Neighbors 2"), die kurz vor ihrem Abschluß feststellen, daß sie vor lauter Lernen über die Jahre hinweg einiges verpaßt haben. Sie versuchen, möglichst viele typische Teenager-Erlebnisse in der Nacht ihres Abschlußballs nachzuholen.

"My Zoe":
In ihrer sechsten Regiearbeit spielt Julie Delpy ("Before Sunset") selbst die Hauptrolle der frisch geschiedenen Genetikerin Isabelle, die mit neuem Freund und neuer Arbeitsstelle optimistisch in die Zukunft blickt – abgesehen vom Sorgerechtsstreit mit ihrem Ex-Mann (Richard Armitage, "Der Hobbit") um ihre kleine Tochter Zoe. Doch dann kommt es zu einer Tragödie und Isabelle beschließt, zu drastischen Maßnahmen zu greifen (ja, das klingt sehr vage, aber ohne Spoiler zur Tragödie läßt sich das kaum näher beschreiben) … In weiteren Rollen agieren Daniel Brühl, Nicolette Krebitz und Gemma Arterton.

"PJ Harvey – A Dog Called Money":
Die Doku des preisgekrönten Photographen Seamus Murphy begleitet die erfolgreiche britische Musikerin PJ Harvey bei der Vorbereitung und Ausführung eines Kunstexperiments, für dessen Inspiration sie den Regisseur zuvor bei einigen seiner Reisen quer durch die Welt begleitete.

20./21. November:
Der kurz vor Weihnachten 2013 gestartete Disney-Animationsfilm "Die Eiskönigin" avancierte innerhalb kurzer Zeit zum (nicht inflationsbereinigt) erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten, was auch durch den Gewinn zweier OSCARs (bester Animationsfilm, beste Musik) befeuert wurde. Eine Fortsetzung der alte Märchenklischees bewußt (ein Stück weit) über den Haufen werfenden Geschichte stand also außer Frage, auch wenn es bis dahin erstaunliche sechs Jahre dauerte (immerhin gab es zwischenzeitlich zwei Kurzfilme). In dieser Fortsetzung, die wiederum von Jennifer Lee und Chris Buck inszeniert und von der Musik von Robert Lopez und Kristen Anderson-Lopez untermalt wird, wird Königin Elsa von einer mysteriösen Stimme in den Wald gerufen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Anna, dem loyalen Kristoff und Schneemann Olaf (in der deutschen Synchronfassung gesprochen von Hape Kerkeling) macht sie sich auf den Weg, um endlich klare Antworten zu ihrer Herkunft und ihren magischen Fähigkeiten zu erhalten.

Beinahe 40 Jahre nach Stanley Kubricks legendärer Adaption von Stephen Kings Horrorroman "Shining" (die King selbst allerdings sehr kritisch sieht) kommt die Fortsetzung "Doctor Sleeps Erwachen" in die Kinos, die erzählt, wie sich das Leben des kleinen Danny Torrence seit den grausigen Geschehnissen im Overlook Hotel entwickelt hat (und von King sehr gelobt wird). Auch "Doctor Sleeps Erwachen" basiert auf einem King-Roman (der erst 2013 erschien), Regie führt der genreerfahrene Mike Flanagan ("Oculus", Netflix-Serie "Spuk in Hill House") und Ewan McGregor ("Big Fish") verkörpert den erwachsenen Danny. Der konnte sein Trauma nie wirklich überwinden und versucht seinen Jähzorn wie auch seine vom Vater geerbten Visionen mit viel Alkohol zu betäuben. Immerhin kann er seine "Gabe" bei der Arbeit in einem Hospiz halbwegs sinnvoll einsetzen und dort lernt er mit Abra (Kyliegh Curran) auch ein Mädchen kennen, das dieselbe Fähigkeit besitzt. Gemeinsam müssen sie sich einem von Rose (Rebecca Ferguson, "Mission: Impossible Fallout") angeführten Kult stellen, dessen Mitglieder von Menschen mit dem "Shining" angezogen werden …

Wie "The Irishman" ist Noah Baumbachs "Marriage Story" eine Netflix-Produktion, die wegen überragender Kritiken (Rotten Tomatoes: aktuell 99 positive und zwei negative Kritiken bei einer Durchschnittswertung von fast 9,2!) und einer OSCAR-Mitfavoriten-Stellung bei uns zusätzlich in ausgewählten Kinos gezeigt wird. Scarlett Johansson ("Under the Skin") und Adam Driver (beide selbst sehr aussichtsreich im OSCAR-Rennen) spielen ein Ehepaar aus der New Yorker Theaterszene, dessen Ehe nach zehn Jahren auseinanderbricht. Eigentlich wollen sie friedlich auseinandergehen, doch wie so oft scheitert das am Sorgerechtsstreit für ihren Sohn Henry. Grundsätzlich klingt ein Scheidungsdrama natürlich nicht nach Wohlfühlkino, was vielleicht auch ein Grund dafür ist, daß Hollywood sich dem Thema seit Robert Bentons gleich fünffach OSCAR-prämiertem "Kramer gegen Kramer" von 1979 nur selten gewidmet hat. Mit diesem Klassiker wird der zweieinhalb Stunden lange "Marriage Story" natürlich verglichen, gleichzeitig aber sehr wohl als eigenständiges Meisterwerk gefeiert, das sich neben präzise beobachteten Einblicken in den Scheidungsprozeß und das US-Scheidungsrecht auch durch einen bei aller Dramatik überraschend leichten, tragikomischen Tonfall auszeichnet.

Der britische Politthriller des südafrikanischen Regisseurs Gavin Hood ("Tsotsi", "Eye in the Sky") erzählt die wahre Geschichte der für den britischen Geheimdienst tätigen Übersetzerin Katharine Gun (Keira Knightley, "Niemandsland"), die kurz vor Beginn des Irak-Krieges im Jahr 2003 in den Besitz eines geheimen Memos des US-Geheimdienstes NSA gelangt. Darin geht es um die Erpressung mehrerer Mitglieder des UN-Sicherheitsrats, um die völkerrechtliche Legitimierung für den Einmarsch der Amerikaner und Briten im Irak zu erhalten. Katharine leitet das Memo an die Presse weiter und wird daraufhin wegen Verrats angeklagt – und jeder, der ihr helfen will, wie der Reporter Martin (Ex-"Doctor Who" Matt Smith) oder der Anwalt Ben (Ralph Fiennes, "Hail, Caesar!"), wird selbst stark unter Druck gesetzt oder gar bedroht …

"Bernadette":
Eigentlich ist der US-Independent-Filmemacher Richard Linklater ja Lobeshymnen gewöhnt für Meisterwerke wie "Boyhood" oder seine "Before"-Trilogie. Doch gelegentlich greift selbst er mal ein bißchen daneben und zu einem dieser seltenen Fälle zählt laut Kritikern "Bernadette". Demnach ist es Linklater hier nicht so richtig gelungen, die Stärken der Bestseller-Vorlage von Maria Semple harmonisch herauszuarbeiten, weshalb die Geschichte der exzentrischen und misanthropischen früheren Star-Architektin Bernadette (Cate Blanchett, "Carol") auf der Suche nach sich selbst zu bruchstückhaft und klischeehaft wirke. Im Verbund mit nicht sonderlich sympathischen Figuren macht das "Bernadette" trotz Blanchetts bewährter Schauspielkunst wohl zu einem ziemlich anstrengenden Filmvergnügen.

"Was gewesen wäre":
Das romantische Drama ist das Regiedebüt von Florian Koerner von Gustorf, der zuvor in erster Linie als Produzent der Filme von Christian Petzold ("Yella", "Phoenix") sowie einiger weiterer deutscher Autorenfilmer in Erscheinung trat. Christiane Paul ("Im Juli") und Ronald Zehrfeld ("Der Staat gegen Fritz Bauer") spielen die Mittvierziger Astrid und Paul, die seit kurzem ein Paar sind und nun ihren ersten gemeinsamen Kurzurlaub in Budapest verbringen. Das geplante romantische Beisammensein wird jedoch nicht unerheblich dadurch gestört, daß sie zufällig auf Astrids erste große Liebe Julius (Sebastian Hülk, "Red Sparrow") treffen – da ihre Beziehung damals mit Julius' Flucht aus der DDR kurz vor der Wende sehr abrupt endete, gibt es noch einiges zu klären …

"Depeche Mode: Spirits in the Forest":
Anton Corbijn, niederländischer Regisseur zahlreicher preisgekrönter Musikvideos sowie von Filmen wie "The American", hat das Konzert der britischen Kultband Depeche Mode auf der Berliner Waldbühne während ihrer Tour 2017/2018 filmisch eingefangen, wirft aber auch einen Blick hinter die Kulissen und widmet sich einer Handvoll langjähriger Fans der Band.

"Pferde stehlen":
Die skandinavische Kombination aus dem norwegischen Regisseur Hans Petter Moland und dem schwedischen Schauspieler Stellan Skarsgård hat mit "Ein Mann von Welt" (2010) und vor allem dem makabren "Einer nach dem anderen" von 2014 bereits zwei internationale Erfolge hervorgebracht – da durfte man auf ihre dritte Kollaboration mit Spannung warten. Tatsächlich hat das betont humorfreie Drama "Pferde stehlen" einen silbernen Bären bei der Berlinale (für die Kamera) und etliche norwegische Filmpreise gewonnen, allerdings sind die internationalen Kritiken bislang doch eher gemischt ausgefallen, wobei vor allem eine inhaltliche Überfrachtung bemängelt wird. Skarsgård spielt den frisch verwitweten Trond, der sich Ende der 1990er Jahre in eine abgelegene Waldgegend zurückzieht, um zu trauern. Dort trifft er allerdings auf Lars, einen Mann, mit dem ihn eine dunkle Episode aus ihrer Vergangenheit verbindet, denn als Jugendlicher erlebte Trond kurz nach dem Krieg ein Abenteuer mit Lars' großem Bruder Jon, das katastrophal endete …

28. November:
"Hustlers":
Daß Jennifer Lopez ("Parker") irgendwann eine ernsthafte OSCAR-Kandidatin sein würde – und zwar als Schauspielerin, nicht für einen Filmsong! –, hätten auch nicht unbedingt die meisten erwartet. Und doch ist genau das der Fall. Dabei macht der wie eine recht klassische, wenn auch feministisch angehauchte Heistkomödie anmutende Film über die wahre Story von ein paar Stripperinnen, die während der großen Finanzkrise diverse arrogante Banker ausnehmen wollen, auf den ersten Blick nicht den Eindruck eines preisverdächtigen Films. Regisseurin und Drehbuch-Autorin Lorene Scafaria ("Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt") wird von den Kritikern für ein starkes Ensemble (sollte Lopez für den Academy Award nominiert werden, dann als Nebendarstellerin), Figuren mit überraschend viel Tiefgang und einen hohen Unterhaltungswert gefeiert. Gerechte Belohnung: In den USA spielte "Hustlers" mehr als $100 Mio. ein!

"The Good Liar – Das alte Böse":
Nach "Gods and Monsters", "Mr. Holmes" und "Die Schöne und das Biest" hat sich Regisseur Bill Condon bereits zum vierten Mal Sir Ian McKellen als Hauptdarsteller für einen Film vor die Kamera geholt. In dem Thriller-Drama "The Good Liar" verkörpert McKellen den Trickbetrüger Roy, der einen letzten großen Coup plant: Er will die reiche Witwe Betty (Helen Mirren, "Die Queen") ausnehmen. Womit er aber nicht gerechnet hatte, war, daß er echte Gefühle für Betty entwickeln würde. Doch auch davon abgesehen ist hier nichts so einfach, wie es scheint ...

Neben Ari Aster ("Hereditary", "Midsommar") und David Robert Mitchell ("It Follows", "Under the Silver Lake") ist Robert Eggers aktuell vermutlich der vielversprechendste amerikanische Independent-Filmemacher. Bereits mit seinem authentisch gehaltenen historischen Horrorfilm "The Witch" sorgte Eggers für viel Aufsehen, doch sein in Schwarzweiß gedrehtes Zweitwerk scheint dieses sogar noch klar zu übertreffen und gilt als aussichtsreicher OSCAR-Kandidat. Willem Dafoe ("Aquaman") und Robert Pattinson (dem seine erste OSCAR-Nominierung winkt) spielen in diesem Ende des 19. Jahrhunderts spielenden Horrorthriller-Kammerspiel die beiden Leuchtturmwärter Thomas und Ephraim, die sich einen Monat lang um den Leuchtturm auf einer kleinen, ansonsten unbewohnten Insel vor der Küste kümmern sollen. Da der erfahrene Thomas seinen jungen Kollegen herablassend eher wie einen Gehilfen behandelt, entstehen schnell Spannungen zwischen den beiden und es wird in der erzwungenen Zweisamkeit – auch dank reichlich Alkohol – immer wieder sehr emotional, bis beider Nerven bis zum Zerreißen gespannt sind. Angesichts dessen ist es wahrlich keine schöne Nachricht, als kurz vor ihrer geplanten Ablösung ein schwerer Sturm aufzieht und sie noch unbestimmte Zeit länger auf der Insel bleiben müssen …

"Die schönste Zeit unseres Lebens":
In Nicolas Bedos' ("Die Poesie der Liebe") romantischer Tragikomödie spielt Daniel Auteuil den alternden Comiczeichner Victor, der mit seinem Zynismus alle um ihn herum verprellt – auch seine Gattin Marianne (Fanny Ardant, "Paris, je t'aime"), die eine Affäre mit Victors bestem Freund (Denis Podalydès, "Caché") hat. Als Victor auf die Firma von Antoine (Guillaume Canet, "Kleine wahre Lügen") stößt, die ihren Kunden anbietet, einen Tag aus ihrer Vergangenheit haargenau zu rekonstruieren, will er, daß sie ihn zurück an jenen Tag bringen, an dem er mit 25 Marianne kennenlernte und die schönste Zeit seines Lebens verbrachte. Doch dummerweise funktioniert die Illusion so gut, daß Victor gar nicht mehr zurück in die Realität möchte …

"Aretha Franklin: Amazing Grace":
1972 filmte der vor elf Jahren verstorbene Sydney Pollack ("Die drei Tage des Condor") ein heute legendäres Kirchenkonzert der Soullegende Aretha Franklin in Los Angeles, das auch Grundlage ihres Livealbums "Amazing Grace" war. Leider konnten die Filmaufnahmen aufgrund technischer Probleme lange Zeit nicht veröffentlicht werden, doch mit den heutigen Mitteln konnte man diese beheben, was nach Pollacks Tod Alan Elliott übernahm. Allerdings hatte Franklin selbst kein Interesse mehr an einer Veröffentlichung und verhinderte sie sogar auf juristischem Wege, weshalb Elliott sie erst nach Franklins Tod im Jahr 2018 der Öffentlichkeit vorstellen konnte. Für Musikfans ist das eine gute Nachricht, denn es soll sich um eines ihrer besten und intimsten Konzerte handeln.

5. Dezember:
"A Rainy Day in New York":
Durch die im Zuge der #MeToo-Debatte wieder ans Tageslicht gekommenen jahrzehntealten – und eigentlich schon in den 1990er Jahren von der Staatsanwaltschaft ergebnislos überprüften – Vorwürfe sexueller Belästigung ist Woody Allen in den USA inzwischen zu einer Art Paria geworden. Das hindert ihn aber nicht daran, weiterhin unverdrossen Filme zu drehen, wenn er dafür zukünftig auch verstärkt nach Europa ausweichen dürfte. "A Rainy Day in New York" drehte er allerdings noch in den USA, produziert von Amazon, die aber nach besagter Debatte auf eine Veröffentlichung verzichteten. Europäische Verleiher lassen sich von Vorverurteilungen offensichtlich weniger beeindrucken, weshalb die romantische Komödie in etlichen Ländern relativ erfolgreich lief – trotz relativ mediokrer Kritiken. Elle Fanning ("The Neon Demon") und OSCAR-Nominee Timothée Chalamet ("Call Me by Your Name") spielen das Studenten-Paar Ashleigh und Gatsby, das sich auf ein romantisches Wochenende in Gatsbys Heimatstadt New York freut. Zuerst muß Ashleigh jedoch noch für ihre College-Zeitung einen berühmten Filmregisseur (Liev Schreiber, "Spotlight") interviewen, was unvorhergesehene Ereignisse nach sich zieht und dafür sorgt, daß Gatsby erst mal alleine New York durchstreift – dabei trifft er zufällig auf Shannon (Selena Gomez, "The Dead Don't Die"), die schöne jüngere Schwester seiner Exfreundin …

Und noch eine hochkarätige Netflix-Produktion, die in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen sein wird: Der brasilianische Filmemacher Fernando Meirelles ("City of God", "Der ewige Gärtner") widmet sich der einmaligen Situation zweier gleichzeitig lebender Päpste, wenn die Handlung sich abspielt, bevor diese eintritt – Jonathan Pryce ("Die Frau des Nobelpreisträgers") spielt den argentinischen Kardinal Bergoglio, dessen Ansichten sich ganz erheblich von denen des amtierenden deutschen Papstes Benedikt (Anthony Hopkins, "Noah") unterscheiden. Die beiden suchen trotzdem oft das Gespräch miteinander, Benedikt will dabei auch herausfinden, ob der Kardinal ein guter Nachfolger für ihn wäre, da er plant, die Papstwürde abzugeben. Die Kritiken zu "Die zwei Päpste" sind sehr positiv ausgefallen, wobei nicht nur – erwartungsgemäß – die beiden Schauspielveteranen in den Titelrollen gelobt werden, sondern besonders auch das einfühlsame, einsichtsreiche und (für die Thematik) überraschend unterhaltsame Drehbuch.

"Rotschühchen und die sieben Zwerge":
Der südkoreanische Animationsfilm erzählt eine parodistische Variation des allseits beliebten Märchens von Schneewittchen, in dem die etwas dickliche Prinzessin sich auf die Suche nach ihrem verschwundenen Vater, dem König, begibt und dabei versehentlich die magischen roten Schuhe ihrer bösen Stiefmutter Regina einpackt – wenn sie die anzieht, verändert sich ihr Aussehen radikal und so kann sie sich als wunderschönes "Rotschühchen" ausgeben, ohne erkannt zu werden. Auf ihrer Suche trifft sie auf sieben Zwerge, die allerdings in Wirklichkeit menschliche Prinzen sind, die verflucht wurden – um erlöst zu werden, benötigen sie einen Kuß von der schönsten Frau der Welt …

"Auerhaus":
"Rico, Oskar und die Tieferschatten"-Regisseurin Neele Leana Vollmar verfilmt den Bestseller von Bov Bjerg, in dem vier auf das Abitur hinarbeitende Schüler mit Sehnsucht nach mehr Freiheit eine von den ortsansässigen Erwachsenen sehr skeptisch beäugte WG auf dem Land gründen – das "Auerhaus". Die Freiheit können sie eine Weile genießen, doch ewig läßt sich die Außenwelt nicht von der Gemeinschaft fernhalten.

"Alles außer gewöhnlich":
Die neue, erneut auf einer wahren Geschichte basierende Tragikomödie der "Ziemlich beste Freunde"-Macher Éric Toledano und Olivier Nakache dreht sich um die Freunde Bruno (Vincent Cassel, "Das Märchen der Märchen") und Malik (Reda Kateb, "Zero Dark Thirty"), die sich beruflich um autistische Jugendliche kümmern. Als die Politik in Erwägung zieht, die Gelder für die entsprechenden Einrichtungen zu kürzen oder gar zu streichen, spitzt sich deren sowieso schwierige Situation noch weiter zu. Deutschen Kritikern zufolge ist der quasi-dokumentarisch angelegte "Alles außer gewöhnlich" dramaturgisch nur bedingt überzeugend, funktioniert aber als scharfe Kritik an gesellschaftlichen Mißständen, über die die Öffentlichkeit sonst nur wenig erfährt.

"Die glitzernden Garnelen":
Immerhin mehr als eine halbe Million Franzosen lockte die Sportkomödie in die Kinos, in der der kurz vor dem Karriereende stehende Schwimmstar Matthias (Nicolas Gob, "Meine Zeit mit Cézanne") sich mit einer homophoben Äußerung in einem TV-Interview blamiert. Als Strafe verdonnert ihn der Verband dazu, das titelgebende homosexuelle Amateur-Wasserballteam für die "Gay Games" zu trainieren. Matthias ist davon erwartungsgemäß wenig begeistert, zumal viele seiner neuen Schützlinge mehr an neuen Bekanntschaften bei den Spielen interessiert zu sein scheinen als am sportlichen Erfolg. Doch wie sollte es anders sein: Früher oder später freundet sich Matthias mit seiner Aufgabe an und lernt sogar etwas dazu …

12. Dezember:
22 Jahre hat es gedauert, bis der familienfreundliche Abenteuerfilm "Jumanji" aus dem Jahr 1995 eine Fortsetzung erhielt – mit komplett neuer Besetzung vor und hinter der Kamera. Das Resultat war ein großer Hit, der auch qualitativ zu überzeugen wußte. Entsprechend dauerte es bis zum nächsten Sequel nur zwei Jahre, diesmal natürlich ohne größere personelle Wechsel, neben den jungen Darstellern sind also auch Karen Gillan, Kevin Hart und Jack Black wieder dabei. In "The Next Level" verschwindet Spencer (Alex Wolff) spurlos und seine Freunde sind sicher: Er wurde erneut irgendwie in das Videospiel "Jumanji" hineingezogen. Also machen sie sich auf, ihn von dort mit ihren Alter Egos zu retten – dummerweise werden aber durch einen unglücklichen Zufall auch Spencers Großvater Eddie (Danny DeVito, "Dumbo") und sein Freund Milo (Danny Glover, "Lethal Weapon") in das Spiel hineingezogen, wodurch sich die Zuteilung der Menschen zu den Spielfiguren verändert – und Eddie ist als heldenhafter Dr. Bravestone (Dwayne Johnson) beispielsweise nicht die allerbeste Besetzung …

Bereits im Jahr 2000 gab der Schauspieler Edward Norton ("Birdman") sein Regiedebüt mit der Komödie "Glauben ist alles!", in der er selbst an der Seite von Ben Stiller und Jenna Elfman spielte, sein Regiedebüt. Obwohl ich ehrlich gesagt selten so viel im Kino gelacht habe wie bei diesem Film, erzielte er ein bestenfalls als mittelmäßig zu kategorisierendes Einspielergebnis – was mutmaßlich der primäre Grund dafür ist, daß es für beinahe 20 Jahre Nortons einzige Regiearbeit bleiben sollte. Doch nun hat er sich für ein lange gehegtes Herzensprojekt erneut hinter die Kamera gewagt: Die Romanadaption "Motherless Brooklyn" ist ein atmosphärischer, in den 1950er Jahren spielender Film noir über Lionel Essrog (Norton), einen Privatdetektiv mit Tourette-Syndrom. Seine Ticks machen Lionels Nachforschungen nicht unbedingt einfach, doch als sein langjähriger Mentor Frank Minna (Bruce Willis, "Looper") ermordet wird, setzt Lionel alles daran, den Fall aufzuklären. Die Kritiken sind nicht unbedingt euphorisch, aber doch recht positiv ausgefallen (Hauptkritikpunkt ist das langsame Erzähltempo des zweieinhalbstündigen Films); Norton selbst gilt als Kandidat für eine OSCAR-Nominierung als Hauptdarsteller.

"Black Christmas":
Im Jahr 1974 erschien mit dem kanadischen "Jessy – Die Treppe in den Tod" (Originaltitel: "Black Christmas") ein kleiner, aber recht feiner Horrorfilm, der als Vorreiter der Slasher-Filme á la "Halloween" und "Freitag, der 13." gilt. Erstaunlicherweise (für Horrorfilm-Verhältnisse) gab es nie eine Fortsetzung, allerdings folgte 2006 das Remake "Black Christmas" von "Akte X"-Veteran und "Final Destination"-Koschöpfer Glen Morgan. Der Erfolg hielt sich nicht zuletzt dank mieser Kritiken in Grenzen, und doch folgt dieses Weihnachten ein weiterer Remake-Versuch. Dieses Mal führt mit der eher unbekannten Sophia Takal ("Green") eine Frau Regie, die Prämisse bleibt weitgehend unverändert: Über Weihnachten sind die meisten Studenten des Hawthorne College bei ihren Familien, nur wenige sind auf dem Campus zurückgeblieben – und die werden zum Ziel eines Killers, dem sie sich aber nicht einfach so ergeben wollen … Die Hauptrolle spielt Imogen Poots ("Centurion").

"Der kleine Rabe Socke 3 – Suche nach dem verlorenen Schatz":
2012 kam die animierte Kinderbuchverfilmung "Der kleine Rabe Socke" immerhin auf knapp eine halbe Million junge Kinogänger in Deutschland, die Fortsetzung mit dem Untertitel "Das große Rennen" fiel 2015 auf weniger als 400.000 Zuschauer zurück. Dennoch folgt vier Jahre später ein dritter Teil, in dem der von Sänger Jan Delay vertonte Rabe namens Socke beim Aufräumen des Dachbodens auf eine Schatzkarte stößt. Diese wurde von Opa Dachs (Dieter Hallervorden, "Sein letztes Rennen") gezeichnet, welcher später verschwand. Socke und seine Freunde machen sich auf die Suche nach dem Schatz, der seinen Finder zum König des Waldes machen soll. Allerdings bekommen sie Konkurrenz …

"The Kindness of Strangers – Kleine Wunder unter Fremden":
Die dänische Filmemacherin Lone Scherfig ("An Education") zeigt in ihrem Episodenfilm, wie fünf Menschen im winterlichen New York große Schwierigkeiten bewältigen müssen und sich früher oder später über den Weg laufen. Clara (Zoe Kazan, "Zeiten des Aufruhrs") ist mit ihren beiden Kindern auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann, einem Cop; Alice (Andrea Riseborough, "Oblivion") ist Krankenschwester und leitet eine Therapiegruppe; Marc (Tahar Rahim, "Der Adler der neunten Legion") wurde nach vier Jahren, die er unschuldig im Gefängnis saß, begnadigt und arbeitet im Restaurant des exzentrischen Timofey (Bill Nighy, "Tatsächlich ... Liebe"); Jeff (Caleb Landry Jones, "Get Out") ist einsam, in Finanznöten und arbeitslos; und Anwalt John Peter (Jay Baruchel, "Das ist das Ende") befindet sich in einer persönlichen und beruflichen Krise. "The Kindness of Strangers" lief im Wettbewerb der Berlinale, ging aber leer aus und belegte im Kritikerspiegel einen wenig schmeichelhaften 14. Platz unter 16 Filmen. Bemängelt wurde primär die zu konstruierte, manipulative und gleichzeitig seichte Handlung.

Quentin Dupieux, der französische Meister des ausgesprochen skurrilen, surrealen, mitunter pythonesken und manchmal auch kafkaesken Humors, meldet sich nach Filmen wie "Rubber", "Wrong" oder "Reality" mit einer neuen, irren Komödie zurück. "Die Wache!" spielt vollkommen überraschend auf einer Polizeiwache kurz vor Feierabend. Eigentlich wollen alle heim, aber dann wird Hauptkommissar Buron (Benoȋt Poelvoorde, "Das brandneue Testament") der Fund einer Leiche gemeldet – erster Tatverdächtiger ist der Finder Louis (Grégoire Ludig, "Ab in den Dschungel"). Es folgt ein langes Verhör, da Buron Louis unbedingt überführen will, obwohl der eigentlich alles, was ihn verdächtig macht, sinnvoll erklären kann …

"Wild Rose":
Das hochgelobte britische Musikdrama von Tom Harper (der mit "The Aeronauts" mit Felicity Jones und Eddie Redmayne auch Chancen im diesjährigen OSCAR-Rennen hat) schildert den Versuch der frisch aus dem Knast entlassenen alleinerziehenden Mutter Rose-Lynn (verkörpert von der irischen Sängerin und Schauspielerin Jessie Buckley), die auf ihren Durchbruch als Country-Sängerin hofft. Zunächst läuft es auch ganz gut, doch als die Eigner der Bar, in der sie singt, von ihrer kriminellen Vergangenheit erfahren, verliert sie diesen Job und muß sich fortan als Putzfrau verdingen – was sich über Umwege als Glücksfall erweisen soll, denn ihre reiche Arbeitgeberin Susannah (Sophie Okonedo, "Hotel Ruanda") hat nützliche Kontakte …

"Supervized – Helden bleiben Helden":
Die mittelmäßig rezensierte irisch-britische Komödie von Steve Barron ("Die Coneheads") zeigt, wie es Superhelden geht, wenn sie alt werden: "Maximum Justice" (Tom Berenger, "Inception"), "Shimmy" (Beau Bridges, "The Good German"), "Moonlight" (Fionnula Flanagan, "The Guard"), "Total Thunder" (Louis Gossett Jr., "Ein Offizier und Gentleman") und "Rainbow Warrior" (Clive Russell, "Sherlock Holmes") leben nun in einem irischen Altersheim und ihre Dienste werden nicht mehr benötigt. Als Rainbow Warrior jedoch unter mysteriösen Umständen stirbt, wittert Maximum Justice eine Verschwörung und trommelt die alte Truppe noch einmal zusammen.

18./19. Dezember:
Nach der vermeintlich kontroversen Aufnahme von "Episode VIII: Die letzten Jedi" bei den Fans und dem anschließenden kommerziellen Flop von "Solo" gab es durchaus einige Stimmen, die dem großen Finale der neunteiligen Skywalker-Saga sinkende Zuschauerzahlen prophezeiten. Ich habe damit nie gerechnet, weil ich erstens glaube, daß besagte Kontroversen in erster Linie von einer kleinen, aber dank Internet sehr lautstarken Minderheit ausgehen und zweitens die Vergangenheit zeigt, daß der Abschluß einer "Star Wars"-Trilogie immer einen klaren Schub bekommt. Noch kann niemand mit Gewißheit sagen, wie es "Der Aufstieg Skywalkers" gehen wird, aber zumindest bricht der Film in den USA im Vorverkauf bereits einige Rekorde – es gibt schlechtere Vorzeichen. Zur Handlung ist wenig überraschend so gut wie gar nichts bekannt, allerdings weiß man, daß Imperator Palpatine (Ian McDiarmid) ebenso zurückkehren wird (auf welche Weise auch immer) wie der schlitzohrige Weltraumgauner Lando Calrissian (Billy Dee Williams), und daß Regisseur J.J. Abrams einen runden Abschluß für die gesamte Reihe und ihre wichtigen Figuren verspricht. Ein paar neue Charaktere wird es natürlich auch geben, die u.a. von "The Americans"-Star Keri Russell, Ex-Hobbit Dominic Monaghan und dem britischen OSCAR-Nominee Richard E. Grant ("Can You Ever Forgive Me?") verkörpert werden.

"The Peanut Butter Falcon":
Es ist noch gar nicht so lange her, da schien die einst so hoffnungsvolle Filmkarriere von Shia LaBeouf ("Indiana Jones 4") nach einigen Skandalen und Skandälchen am Ende – im Jahr 2019 ist er plötzlich aussichtsreicher OSCAR-Kandidat mit zwei heißen Eisen im Feuer! Das liegt vor allem daran, daß er sich in den letzten Jahren abseits von Hollywood in kleinen, jedoch ambitionierten und gut ausgewählten Independent-Filmen wie "American Honey" und "Borg / McEnroe" etabliert und ganz neue Fans gewonnen hat. Und jetzt hat er das Glück, im gleichen Jahr gleich zwei besonders gute Indie-Produktionen erwischt zu haben – den auf seiner eigenen Kindheit basierenden "Honey Boy" (noch kein deutscher Starttermin) und das tragikomische Roadmovie "The Peanut Butter Falcon" von Tyler Nilson und Michael Schwartz. Im Zentrum der Geschichte steht Zak (Newcomer Zak Gottsagen), ein junger Mann mit Down-Syndrom, der unbedingt Profi-Wrestler werden will und deshalb aus dem Heim, in dem er wohnt, abhaut. Der Weg zu der Wrestling-Schule, zu der er will, ist allerdings weit, und so macht er sich auf einem Floß auf die Reise. Unterwegs trifft er auf den kleinkriminellen Fischer Tyler (La Beouf), der sich mit Zak anfreundet und ihm schließlich helfen will, sich seinen Traum zu erfüllen. Allerdings ist Zaks Pflegerin Eleanor (Dakota Johnson, "Suspiria") bereits auf der Suche nach ihm und auch Tyler ist ein begehrter Mann, dem zwei frühere Komplizen auf den Fersen sind.

"The Farewell":
Gleich der nächste OSCAR-Anwärter: Die in Peking geborene US-Filmemacherin Lulu Wang ("Die Kunst des Liebens") kann sich aktuell über einen beeindruckenden Rotten Tomatoes-Wert von 99% freuen – unter 285 aufgezählten Kritiken sind lediglich vier negativ ausgefallen! Es geht um die chinesischstämmige US-Schriftstellerin Billi (Awkwafina, "Ocean's 8"), deren in China lebende Großmutter Nai Nai unheilbar an Krebs erkrankt ist, allerdings nicht um die Schwere ihrer Erkrankung weiß. Um die letzten Monate von Nai Nai möglichst gewinnbringend zu nutzen, reisen Billi und ihre Eltern zu ihr und nehmen die Hochzeit einer Cousine aus Japan als Vorwand, um Nai Nais in der ganzen Welt verstreute Familie um sie zu versammeln. Als alle vor Ort sind, wird jedoch die Entscheidung von Billis Eltern, Nai Nai ihren bevorstehenden Tod zu verheimlichen, kontrovers diskutiert und es offenbaren sich beispielhaft die erheblichen kulturellen Unterschiede zwischen Ost und West …

"Einsam, zweisam":
In diesem romantischen Drama erzählt Cédric Klapisch ("L'auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr") von Rémy (François Civil, "Katakomben") und Mélanie (Ana Girardot, "Der Wein und der Wind") – beide sind um die 30, leben in Paris und fühlen sich einsam. Um Letzteres zu ändern, sind sie vor allem in den sozialen Netzwerken aktiv, aber ohne nennenswerte Erfolge. Vielleicht sind sie ja sogar füreinander bestimmt – doch dafür müßten sie sich erst einmal im realen Leben begegnen …

25./26. Dezember:
"Cats":
Als verlautbart wurde, daß der britische OSCAR-Gewinner Tom Hooper ("The King's Speech", "Les Misérables") Andrew Lloyd Webbers von Gedichten von T.S. Eliot inspiriertes Erfolgs-Musical "Cats" als Realfilm auf die Kinoleinwand bringen will, habe bestimmt nicht nur ich mich gefragt, wie das genau aussehen soll – schließlich sind die Hauptfiguren allesamt Katzen, die auf der Bühne logischerweise von Menschen in Katzenkostümen gespielt werden. Sind es dann im Film "echte", computeranimierte Katzen wie im "Der König der Löwen"-Remake? Oder bleibt es bei menschlichen Schauspielern in Kostümen? Nun, weder noch; die Antwort kam mit dem ersten Trailer, der vor einigen Monaten für viel Furore und Diskussionen sorgte: Schauspiel- und Musikgrößen wie Ian McKellen, Taylor Swift, Jennifer Hudson, Judi Dench, Jason Derulo oder Idris Elba wurden per Computereffekt in eine Art (singende) Katzenmenschen verwandelt. Das Ergebnis ist ausgesprochen gewöhnungsbedürftig, wenn nicht gar verstörend, aber keineswegs uninteressant. Die große Frage ist, ob diese ungewöhnliche "Darreichungsform" in einem wohl zweistündigen Film funktioniert, doch das wird sich früh genug zeigen. Wer das Musical (so wie ich) nicht kennt: Es geht um einen jährlich stattfindenden großen Ball auf einer Londoner Müllkippe, dessen Höhepunkt die Entscheidung ist, wer den Aufstieg in die "Cats"-Version des Himmels schafft und anschließend neugeboren wird.

"Spione Undercover – Eine wilde Verwandlung" (3D):
Will Smith ("Aladdin") und Tom "Spider-Man" Holland geben in der Originalfassung den beiden Hauptrollen dieses Animationsfilms aus dem Hause Blue Sky ("Ice Age"-Reihe) ihre Stimmen. Lance (Smith) ist ein fabelhafter Geheimagent, der spielerisch leicht die Welt rettet, unterstützt von den einfallsreichen technischen Hilfsmitteln des erfindungsreichen, aber menschenscheuen Walter (Holland). Doch dann wird Lance durch einen Unfall mit Walters Experimenten in eine Taube verwandelt – ausgerechnet, als Oberschurke Tristan McFord (Ben Mendelsohn, "Rogue One") die Welt bedroht!

"Als Hitler das rosa Kaninchen stahl":
Die OSCAR-gekrönte deutsche Erfolgsregisseurin Caroline Link ("Nirgendwo in Afrika", "Der Junge muß an die frische Luft") hat den autobiographisch geprägten Jugendroman von Judith Kerr aus dem Jahr 1971 adaptiert, in dem die jüdische Familie Kemper 1933 vor den Nazis zunächst in die Schweiz, dann nach Paris und schließlich nach London flüchtet. Vor allem für die Kinder, die 9-jährige Anna und ihren drei Jahre älteren Bruder Max, bedeuten die Flucht und die Gewöhnung an die neue Heimat eine große Herausforderung – für Anna ganz besonders, da sie beim überstürzten Aufbruch ihr rosa Stoffkaninchen zurücklassen mußte … Annas Eltern werden von Oliver Masucci ("Werk ohne Autor") und Carla Juri ("Blade Runner 2049") gespielt.

"7500":
Joseph Gordon-Levitt ("The Dark Knight Rises") spielt im deutsch-österreichischen Thriller von Langfilm-Debütant (und Studenten-OSCAR-Gewinner) Patrick Vollrath den Kopiloten Tobias, dessen Flug von Berlin nach Paris von Terroristen entführt werden soll. Tobias versucht alles, um sie am folgenreichen Eindringen ins Cockpit zu hindern und mit ihnen zu verhandeln, um die Passagiere zu schützen.

"Der geheime Roman des Monsieur Pick":
Rund eine Million Zuschauer wollten in Frankreich Rémi Bezançons ("C'est la vie – So sind wir, so ist das Leben") Tragikomödie sehen, in der die idealistische Verlegerin Daphné (Alice Isaaz, "Elle") in einer speziellen Bibliothek für abgelehnte Manuskripte auf einer kleinen bretonischen Insel ein Meisterwerk entdeckt und veröffentlicht. Das Buch wird zum Bestseller, der allerdings Fragen nach sich zieht: Autor Henri Pick, ein Pizzabäcker, ist seit zwei Jahren tot, und seine Witwe bestreitet, daß es von ihm ist. Der Literaturkritiker Jean-Michel (Fabrice Luchini, "Das Schmuckstück") will die Angelegenheit aufklären und beginnt, zu recherchieren …

"Pavarotti":
OSCAR-Gewinner Ron Howard ("A Beautiful Mind"), der 2016 bereits eine Beatles-Doku in die Kinos brachte, hat nun dem 2007 verstorbenen italienischen Startenor Luciano Pavarotti eine positiv rezensierte Doku gewidmet, in der er dessen Leben und Karriere auf sehr unterhaltsame Weise nachzeichnet.

"Buñuel – Im Labyrinth der Schildkröten":
Der spanisch-mexikanische Surrealist Luis Buñuel war einer der wegweisendsten Filmemacher des 20. Jahrhunderts, auf dessen Konto kunstvolle Meisterwerke wie "Ein andalusischer Hund", "Tagebuch einer Kammerzofe", "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" oder "Das Gespenst der Freiheit" gehen. Eines seiner Frühwerke war der 1933 veröffentlichte und kontrovers diskutierte Dokumentar-Kurzfilm "Land ohne Brot" – und dessen Produktion steht im Mittelpunkt dieses ungewöhnlichen Animationsfilms von Salvador Simó (der an den visuellen Effekten von etlichen Hollywood-Produktionen wie "Prince of Persia", "The Jungle Book" oder "Passengers" beteiligt war).


Das war also meine ausführliche Vorschau auf die wichtigsten deutschen Kinostarts in den traditionell besonders zuschauerstarken Monaten November und Dezember. Den im Januar und Februar anlaufenden Filmen widme ich mich in Teil 1 meiner Winter/Frühling-Vorschau, die ich irgendwann im Dezember veröffentlichen werde.


Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen