Regie: Tim Miller, Drehbuch: David S. Goyer, Justin Rhodes, Billy Ray, Musik: Tom Holkenborg
Darsteller: Natalia Reyes, Linda Hamilton, Mackenzie Davis,
Arnold Schwarzenegger, Gabriel Luna, Diego Boneta, Enrique Arce, Tom Hopper,
Fraser James, Edward Furlong
Daniella "Dani" Ramos (Natalia Reyes, "Birds of Passage") ist
eine ganz normale junge Frau, die mit ihrem jüngeren Bruder Miguel (Diego
Boneta, "Rock of Ages") in einer mexikanischen Fabrik arbeitet. Doch ihr gewöhnliches Leben ist
mit einem Schlag vorbei, als eines Tages ein Terminator aus der Zukunft namens
Rev-9 (Gabriel Luna) in der Fabrik auftaucht, der nur ein Ziel hat: Dani zu
eliminieren! In letzter Sekunde wird er von einer kampfstarken Frau
vorübergehend aufgehalten, die Dani überzeugt, mit ihr zu flüchten. Grace
(Mackenzie Davis, "Blade Runner 2049") ist wie Rev-9 aus der Zukunft
geschickt worden, jedoch ist sie keine Maschine, sondern ein
"modifizierter Mensch". Grace soll Dani um jeden Preis beschützen, denn
ihr Überleben ist entscheidend für eine Zukunft, in der die Künstliche
Intelligenz "Legion" die Macht übernommen und die Menschheit verheerend attackiert hat.
Dummerweise scheint Rev-9 unaufhaltbar zu sein, weshalb die Chancen für Dani
und Grace schlecht stehen – bis sie unerwartet Hilfe von einer schwer
bewaffneten Sarah Connor (Linda Hamilton, "Dante's Peak") erhalten,
die vor über 20 Jahren zwar Skynet aufhalten konnte, aber von
einem anonymen Hinweisgeber immer noch regelmäßig über die Ankunft von
Terminatoren informiert wird, die sie daraufhin ausschaltet …
Kritik:
Ich bin nie ein großer "Terminator"-Fan
gewesen (die Gründe dafür habe ich bereits in meiner Kritik zu
"Terminator: Genisys" dargelegt), trotzdem habe ich seit Teil 3 jeden
neuen Film der Reihe im Kino gesehen. Selbstredend konnte ich für
"Terminator: Dark Fate" keine Ausnahme machen, der "Terminator
3", "Terminator: Die Erlösung" und "Terminator:
Genisys" ignoriert und an die Ereignisse aus "Terminator" und
"Terminator 2 – Tag der Abrechnung" anschließt. Der Grund für diese inhaltliche
Entscheidung dürfte offensichtlich sein: Der Reihen-Schöpfer James Cameron
kehrt erstmals seit "Terminator 2" zurück, wenn auch "nur"
als Produzent sowie als Ideengeber der Handlung. Die Regie überließ Cameron – da selbst
beschäftigt mit den "Avatar"-Fortsetzungen – Tim Miller, der mit
"Deadpool" sein Talent für das Actiongenre bewies. Doch James Cameron ist
nicht der einzige Rückkehrer: Während die erneute Mitwirkung von Arnold
Schwarzenegger niemanden überraschen dürfte (er war ja als einziger bei
jedem "Terminator"-Film dabei, wenn auch in "Die Erlösung"
nur mittels eines CGI-Cameos), ist das Comeback von Camerons Ex-Frau Linda
Hamilton in der ikonischen Rolle der Sarah Connor – nach Sigourney Weavers "Alien"-Heroine Ellen Ripley eine der ersten großen Actionheldinnen im US-Kino – ein echter Coup. Nachdem
die drei nicht von Cameron verantworteten "Terminator"-Filme bei den Zuschauern mäßige Begeisterung auslösten, geht "Dark Fate"
inhaltlich einen ganz ähnlichen Weg wie das "Star Wars"-Franchise in
"Episode VII: Das Erwachen der Macht": Statt auf neue Ideen zu setzen,
kehrt man zu den Tugenden der Originalfilme zurück und das so
pflichtgetreu, daß es fast eher wie ein Remake als eine Fortsetzung wirkt. Einen
Originalitätspreis gewinnt man so natürlich nicht und auch unter Fans wird ein derartiges Vorgehen kontrovers diskutiert (siehe "Star Wars"),
aber eines läßt sich nicht leugnen: "Terminator: Dark Fate" ist zwar
sicher nicht der beste Film der Reihe, er macht mit seinem nostalgischen Oldschool-Anstrich
aber viel richtig und weiß über weite Strecken gut zu unterhalten.
Geradezu phantastisch fällt die erste halbe Stunde von
"Dark Fate" aus: Nach einem kurzen Prolog, in dem auch Edward Furlong
als (digital verjüngter) John Connor einen Kurzauftritt hat, lernen wir die
drei maßgeblichen neuen Hauptfiguren kennen: Die "neue Sarah Connor"
Dani, ihre Beschützerin Grace und den Terminator Rev-9. Die Einführung dieser
drei Figuren fällt recht kurz aus, ist jedoch effektiv genug gestaltet, um dem
Publikum das Wichtigste über sie zu vermitteln. Während die Kolumbianerin Natalia
Reyes in ihrem englischsprachigen Debüt als Dani aufgrund deren anfänglichen
Status als reines zu beschützendes potentielles Opfer erst gegen Ende des Films
auftrumpfen kann, aber zumindest sympathisch und auch selbstbewußt
rüberkommt, schinden Mackenzie Davis und Gabriel Luna von Beginn an Eindruck. Bei
Luna, bekannt vor allem als "Ghost Rider" in der TV-Serie
"Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D." war ich skeptisch, ob er als
Tötungsmaschine funktionieren würde, da er eher, nunja, milchgesichtig
wirkt. Doch er macht tatsächlich einen exzellenten Job als Rev-9 (der sich
übrigens in einem sehr coolen Effekt quasi zweiteilen kann) und es könnte sogar
sein, daß Lunas eher harmloses Antliz im Kontrast zum unaufhaltsamen und
gnadenlosen Vorgehen des Terminators zu dessen furchteinflößender Wirkung
beiträgt. Und die Kanadierin Mackenzie Davis gibt als zwar in der Art eines
Cyborgs künstlich "verbesserte", aber weiterhin menschliche Grace
eine sehr gute Widersacherin ab, die trotz ihrer offensichtlichen
Unterlegenheit verbissen alles gibt, um Dani zu schützen. Das wird im Verlauf der
besagten ersten halben Stunde klar, die eine aufregend choreographierte
Verfolgungsjagd beinhaltet und im ersten Auftritt der älteren, nun grauhaarigen
Sarah Connor ihren Höhepunkt findet, der eindrucksvoller kaum hätte in Szene
gesetzt werden können!
Bedauerlicherweise wird die Qualität dieses fulminanten
Auftakts nicht die ganzen gut zwei Stunden über gehalten. Im etwas
ruhigeren Mittelteil, in dem Sarah von dieser neuen Zukunft erfährt, die nicht
wirklich besser zu sein scheint als jene, die sie verhindern konnte, kommen die
Schwächen eines Drehbuches zum Tragen, das letztlich kaum mehr als eine leicht
variierte und modernisierte Variation der (auch schon nicht wahnsinnig
tiefgehenden) Story der ersten beiden "Terminator"-Filme ist. Große
Überraschungen gibt es keine (oder zumindest keine, die nicht von sehr weitem
vorhersehbar wären) und richtige Spannung abseits der Actionszenen will sich
auf diese Weise auch nicht einstellen. Immerhin kommt mit der späten Miteinbeziehung von Arnold Schwarzenegger ("The Expendables 2") als (Ex-)Terminator Carl, welcher
durch die Vernichtung von Skynet quasi befreit wurde, eine Art Gewissen entwickelte und sich ohne von Skynet vorgegebene Aufgabe ein neues Leben
aufbaute, etwas Humor in die bis dahin sehr ernste Szenerie. Arnie zeigt gerade
im Zusammenspiel mit Linda Hamilton, daß er es immer noch drauf hat,
schauspielerisch gereift ist und ein paar knackige Oneliner so trocken wie eh
und je raushauen kann. Diese Charaktermomente bleiben jedoch die Ausnahme, stattdessen
geht "Dark Fate" bald in einen überlangen finalen Akt über, in dem
nur noch die Action zählt – die aber leider nicht mehr mit dem begeisternden
Filmbeginn mithalten kann.
Keine Frage, die Kämpfe, die sich unter anderem in einem
Frachtflugzeug und rund um einen gewaltigen Staudamm abspielen, sind gut gemacht und wenngleich die Qualität der CGI-Effekte bei einigen Kritikern als
wechselhaft bezeichnet wird, fand ich sie insgesamt sehr überzeugend, wobei man
sich offensichtlich vor allem bei den beiden Terminatoren Rev-9 und Carl viel Mühe
gegeben hat. So aufregend und abwechslungsreich choreographiert wie die Verfolgungsjagd zu Beginn sind sie allerdings nicht mehr, zudem ist der
Showdown einfach so sehr in die Länge gezogen, daß zumindest ich irgendwann das
starke Gefühl hatte, daß es jetzt doch wirklich langsam mal genug ist. Doch sie
kämpfen weiter und weiter und weiter. Hinzu kommt, daß die begleitende Musik
von Tom Holkenborg fraglos ihre starken Momente hat, insgesamt aber ein
wenig beliebig ausgefallen ist; sie reicht jedenfalls bei weitem nicht an die besten Scores des Niederländers wie "Mad Max: Fury Road" oder
"300 – Rise of an Empire" heran. Immerhin gibt es ganz am Ende doch
noch ein fulminantes Finale, das für die vorangegangene Langatmigkeit der
Actionsequenzen entschädigt. Auch wenn "Terminator: Dark Fate" im
Mittelteil und generell dramaturgisch etwas schwächelt, handelt es sich
zweifellos und auch dank einer wirklich gut ausgesuchten Besetzung um einen der
besseren Vertreter der Reihe. Eine Fortsetzung würde ich mir bestimmt
anschauen, jedoch ist es höchst fraglich, ob es dazu kommt, denn trotz der
ordentlichen Kritiken ist ob der ersten internationalen
Einspielergebnisse schon vor dem US-Start absehbar, daß "Dark Fate"
der kommerziell schwächste "Terminator"-Film (im Verhältnis von
Einspielergebnis zu Produktionskosten) werden dürfte. Dies ist angesichts der
Rückkehr von Cameron und Hamilton eher überraschend, aber anscheinend ist die Reihe
durch die wenig beliebten letzten Filme so ausgebrannt worden, daß selbst eine
teilweise Rückkehr zur alten Qualität nicht mehr hilft. Zumindest wäre "Dark
Fate" aber ein wesentlich würdigerer Abschluß für das Franchise als die beiden
vorangegangenen Filme.
Fazit: "Terminator: Dark Fate" ist ein
Oldschool-SciFi-Actionkracher, der mit einer auch ohne große Namen exzellent
ausgesuchten Besetzung und zum Teil überragenden Actionsequenzen begeistert,
inhaltlich jedoch wenig Neues zu bieten hat und sich in einem überlangen, etwas zu generischen Finale verliert.
Wertung: 7 Punkte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
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