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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 30. April 2013

DER INFORMANT! (2009)

Regie: Steven Soderbergh, Drehbuch: Scott Z. Burns, Musik: Marvin Hamlisch
Darsteller: Matt Damon, Melanie Lynskey, Scott Bakula, Joel McHale, Tom Wilson, Ann Dowd, Patton Oswalt, Rusty Schwimmer, Tom Papa, Rick Overton, Eddie Jemison, Tony Hale, Ann Cusack, Clancy Brown
The Informant!
(2009) on IMDb Rotten Tomatoes: 80% (6,8); weltweites Einspielergebnis: $41,8 Mio.
FSK: 12, Dauer: 108 Minuten.

Mark Whitacre (Matt Damon, "True Grit") ist ein hochrangiger Manager bei einem Agrarkonzern in den USA. Irgendwann beschließt Whitacre, sich dem FBI als Informant zur Verfügung zu stellen, da es weltweite illegale Preisabsprachen in der Branche gibt. Das Ausmaß dieses Kartellverhaltens fasst einer der ermittelnden FBI-Beamten (gespielt von "Enterprise"-Captain Scott Bakula) treffend zusammen: "Wenn das stimmt, dann wird jeder Amerikaner bereits beim Frühstück Opfer eines Wirtschaftsverbrechens!" Whitacre geht in seiner Informanten-Tätigkeit mit einem beinahe kindlichen Enthusiasmus vor, mit dem er ständig aufzufliegen droht und der seine Verbindungsmänner beim FBI deshalb mitunter an den Rand der Verzweiflung bringt. Als sich jedoch herausstellt, daß Whitacre nicht ganz so selbstlos und nobel handelt wie zunächst angenommen, drohen dem FBI die Ermittlungen endgültig um die Ohren zu fliegen ...

Kritik:
Kaum ein anderer Hollywood-Regisseur wechselt so munter zwischen Mainstream ("Ocean's Eleven" samt Fortsetzungen), Filmkunst ("Che", "The Good German") und Experimentellem ("Bubble", "The Girlfriend Experience") hin und her wie Steven Soderbergh. "Der Informant!" ist irgendwo zwischen Filmkunst und Mainstream angesiedelt: eine bissige Farce, die sich zum Subgenre der sogenannten "Whistleblower"-Filme – deren prominentesten Vertreter Werke wie "Insider", "Erin Brockovich" oder "Das China-Syndrom" sind – rechnen läßt und es zugleich gekonnt persifliert. Die Story entwickelt sich dabei dermaßen unvorhersehbar, daß man normalerweise über die überbordende Phantasie des Drehbuch-Autors schmunzeln müßte – wenn die Geschichte nicht unglaublicherweise tatsächlich passiert wäre.

Es gibt ja unzählige Filme, die versuchen, sich mit der Behauptung "basierend auf wahren Ereignissen" einen Anstrich von Seriosität zu verleihen, selbst wenn die Filmhandlung kaum noch etwas mit der Realität zu tun hat. Natürlich nehmen sich auch Soderbergh und sein Drehbuch-Autor Scott Z. Burns ("Das Bourne Ultimatum") einige künstlerische Freiheiten, aber im Großen und Ganzen entspricht das, was in "Der Informant!" erzählt wird, dem Lauf der Ereignisse, wie sie der New York Times-Journalist Kurt Eichenwald in seinem Sachbuch "The Informant" dokumentiert hat – nur daß sich der Film stark auf die zentrale Figur des Mark Whitacre fokussiert. Um der wahrlich verrückten Story gerecht werden zu können, ist es nur konsequent, daß Soderbergh daraus eine launige Farce gemacht hat, die stilistisch stark an Werke der Coen-Brüder wie "Burn After Reading" oder "Hudsucker – Der große Sprung" erinnert.

Matt Damon liefert in der Hauptrolle, für die er extra etwa zehn Kilo Gewicht zugelegt hat, eine sensationelle Leistung ab. Der ganze Film lebt von den enthusiastischen, schusseligen und nicht selten dumm-dreisten Taten und Worten des Mark Whitacre, der von Damon trotz aller Unwahrscheinlichkeiten so lebensecht dargestellt wird, daß man abwechselnd mit ihm mitfühlt, ihn belächelt und ungläubig den Kopf über ihn schüttelt. Die Golden Globe-Nominierung hat sich Damon für diese Parforceritt wahrlich verdient. Die übrigen Darsteller sind größtenteils damit beschäftigt, fassungslos auf Whitacres Eskapaden zu reagieren, was vor allem Scott Bakula und Joel McHale (TV-Serie "Community") in ihren Rollen als bemitleidenswerte FBI-Agenten ausgezeichnet gelingt. Zugleich untermalt die verspielte Musik des dreimaligen OSCAR-Gewinners Marvin Hamlisch ("Der Clou") die Absurdität des Gezeigten kongenial.

Der Beginn des Films ist noch ein klein wenig zäh geraten, aber je länger er andauert und je mehr man als Zuschauer über diese skurrile Figur des Mark Whitacre erfährt, desto mehr Spaß hat man. Hilfreich ist es dabei, wenn man sich mit Wirtschaftsfilmen im Allgemeinen und den erwähnten Whistleblower-Filmen im Speziellen auskennt, da Soderbergh und Burns zahlreiche bissige Anspielungen auf das von etlichen Klischees geprägte Genre einflechten. Auch ein zumindest rudimentäres Verständnis von Wirtschaft und Unternehmensstrukturen ist von Vorteil, da die die Vielzahl an wichtigen Nebenfiguren durchaus verwirrend sein kann und die hier behandelten Preisabsprachen doch eine recht trockene, mathematische Thematik sind. Das Ganze läßt sich eben bei weitem nicht so spektakulär aufbauschen wie etwa mutwillige Gesundheitsgefährdungen ("Erin Brockovich", "Insider") oder gezielt vertuschte Atomkraft-Zwischenfälle ("Das China-Syndrom").

Fazit: "Der Informant!" ist eine intelligente Wirtschaftsfarce, die zwar etwas Anlaufzeit braucht und ein recht spezielles Thema behandelt, mit einem grandiosen Hauptdarsteller Matt Damon und einem pointierten Drehbuch aber bestens unterhält.

Wertung: 7,5 Punkte.


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