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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 14. Juni 2018

SOLO: A STAR WARS STORY (3D, 2018)

Regie: Ron Howard, Drehbuch: Jonathan und Lawrence Kasdan, Musik: John Powell und John Williams
Darsteller: Alden Ehrenreich, Emilia Clarke, Woody Harrelson, Donald Glover, Paul Bettany, Joonas Suotamo, Thandie Newton, Jon Favreau (Stimme), Phoebe Waller-Bridge, Linda Hunt (Stimme), Erin Kellyman, John Tui, Warwick Davis, Clint Howard, Anthony Daniels, Ray Park, Sam Witwer (Stimme)
Solo: A Star Wars Story
(2018) on IMDb Rotten Tomatoes: 69% (6,4); weltweites Einspielergebnis: $393,2 Mio.
FSK: 12, Dauer: 135 Minuten.

Planet Corellia, fünf Jahre nach der Machtübernahme des Imperiums: Han (Alden Ehrenreich, "Hail, Caesar!") und seine Freundin Qi'ra (Emilia Clarke, TV-Serie "Game of Thrones") verdingen sich als kleine Gauner im Dienste von Lady Proxima (in der Originalfassung gesprochen von Linda Hunt, OSCAR-Gewinnerin für "Ein Jahr in der Hölle"), wollen aber eigentlich nur genügend Geld verdienen, um endlich weg von Corellia zu kommen. Fast gelingt es, doch das Duo wird getrennt und nur Han kann fliehen – indem er sich notgedrungen in einem Rekrutierungsbüro des Imperiums als Soldat verpflichten läßt. Drei Jahre später ist es noch immer Hans Ziel, ein eigenes kleines Raumschiff zu ergattern und damit nach Corellia und zu Qi'ra zurückzukehren – die zufällige Bekanntschaft mit dem gerissenen Schurken Tobias Beckett (Woody Harrelson, "Three Billboards outside Ebbing, Missouri") könnte endlich seine Chance sein. Han hängt sich an den zunächst wenig begeisterten Beckett ran, der mit seiner Freundin Val (Thandie Newton, "RocknRolla") und dem Piloten Rio (gesprochen von "Iron Man"-Regisseur Jon Favreau) gerade einen gewagten Diebstahl im Auftrag des skrupellosen Dryden Vos (Paul Bettany, "Avengers: Infinity War") plant …

Kritik:
So sieht er nun also aus, der erste Flop der langen und erfolgreichen "Star Wars"-Kinohistorie. Natürlich ist die Bezeichnung "Flop" relativ bei einem Film mit guten Kritiken und einem finalen globalen Einspielergebnis im Bereich von $400 Mio.; aber angesichts der Tatsache, daß "Solo" nicht mal die nicht inflationsbereinigten Resultate der beiden George Lucas-Trilogien erreicht, ist er durchaus angebracht. Ganz überraschend kommt das nicht, gestaltete sich doch schon die Produktion ziemlich holprig – mit dem "Höhepunkt", daß das ursprüngliche Regieduo Phil Lord und Christopher Miller ("21 Jump Street") wenige Wochen vor dem geplanten Drehschluß wegen der obligatorischen "künstlerischen Differenzen" gefeuert und durch Regieveteran Ron Howard ("Rush") ersetzt wurde – dem Vernehmen nach war der Ansatz von Lord und Miller zu komödienlastig, wohingegen Drehbuch-Autor Lawrence Kasdan und Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy ein ernsteres Weltraumabenteuer vorschwebte. Howard beendete den Film aber nicht einfach nur irgendwie, sondern drehte ihn im Grunde genommen von vorn, was sogar zu einer Umbesetzung führte (Michael Kenneth Williams spielte ursprünglich Dryden Vos, war aber bei den Nachdrehs verhindert, weshalb Paul Bettany die Rolle in abgewandelter Form übernahm) und selbstredend die Produktionskosten in ungeahnte Höhen schnellen ließ. Nun ist "Solo" mit einem Budget von bis zu $300 Mio. der teuerste "Star Wars"-Film aller Zeiten, ohne daß man es ihm ansehen würde. Die Vorzeichen waren also nicht gut, zumal der letzte "Star Wars"-Film "Die letzten Jedi" kein halbes Jahr zuvor anlief und die Fangemeinde mit einigen sehr mutigen Storyentscheidungen ziemlich spaltete. Es gibt also viele Gründe dafür, warum "Solo" als Flop in die Kinogeschichte eingehen wird. Inhaltlich verdient ist das jedoch nicht, denn wenngleich Ron Howard, Drehbuch-Autor Lawrence Kasdan – der bereits an der Originaltrilogie beteiligt war und somit außer George Lucas derjenige sein dürfte, der die Figur Han Solo am besten kennt – und sein Sohn Jonathan Kasdan mit der zweiten "Star Wars Story" (nach dem die Erwartungen übertreffenden "Rogue One") ganz bestimmt keinen Meilenstein der Reihe geschaffen haben, ist "Solo" doch ein unterhaltsamer, actionreicher Weltraumwestern geworden, der in der Theorie den Grund bereitet für weitere Abenteuer der sympathischen (Anti-)Helden.

Da "Solo" die Vorgeschichte einer der größten Kino-Ikonen überhaupt erzählt, will ich zunächst gleich auf die Besetzung eingehen. Rein optisch halten sich die Ähnlichkeiten zwischen Alden Ehrenreich und seinem Rollen-Vorgänger Harrison Ford in Grenzen, Ehrenreich hat dessen Mimik und Körpersprache aber ziemlich gut gemeistert – gut genug jedenfalls, daß man ihm den Kult-Weltraumschmuggler absolut abnimmt. Hilfreich ist dabei sicher, daß er relativ schnell der Welt liebsten Wookie Chewbacca (Joonas Suotamo) an seine Seite gestellt bekommt und man zudem für die deutsche Synchronfassung mit Florian Clyde einen Sprecher gefunden hat, der Fords Stammsprecher Wolfgang Pampel fast schon erschreckend ähnlich klingt. Donald Glover ("Der Marsianer") macht als charismatischer Spieler Lando Calrissian ebenso eine gute Figur, wenngleich auffällt, daß er fast zehn Zentimeter kleiner und zudem von schmächtigerem Körperbau ist als Originaldarsteller Billy Dee Williams (Ehrenreich ist ebenfalls beinahe zehn Zentimeter kleiner als Ford, das stört aber kurioserweise weniger). Generell hätte ich mir von Lando mehr erwartet, doch der Umfang seiner Rolle hält sich in Grenzen. Das liegt auch daran, daß "Solo" ein erstaunlich großes Ensemble vorzuweisen hat, dem ausnahmslos gerecht zu werden keine ganz einfache Aufgabe ist. Gut gefallen hat mir speziell Becketts Team – Woody Harrelson ist als der gewitzte Weltraumschurke erwartungsgemäß eine Wucht, aber Thandie Newton als seine hartgesottene Freundin Val und der liebenswerte, in der Originalfassung von Jon Favreau gesproche Pilot Rio hinterlassen auch einen guten Eindruck. Etwas grenzwertig ist dagegen Landos rebellische und etwas überdrehte Droidin L3-37 (per Motion Capturing gespielt von der britischen Komikerin Phoebe Waller-Bridge aus der TV-Serie "Fleabag"), auch wenn deren vehementer Kampf für die Rechte geknechteter Droiden durchaus amüsant ist (und als Metapher fungiert, versteht sich). Erfreulich ist, daß Emilia Clarke endlich auch einmal in einer Kino-Großproduktion eine gute Rolle abbekommen hat, nachdem sie in "Terminator: Genisys" noch ziemlich fehlbesetzt wirkte. Mit Qi'ra verkörpert sie nun eine spannende, facettenreiche Figur, die zudem gut mit Ehrenreichs Han Solo harmoniert.

Das ist aber auch dringend nötig, denn hinsichtlich der erzählten Geschichte punktet "Solo" weniger als mit seiner Besetzung. Zwar ist der Prolog mit der nur halb geglückten Flucht vom wenig einladenden Corellia rasant erzählt und beschert uns eine überzeugende Motivation für Hans Handeln, und auch seine (und Chewies) zunächst holprige Integration in Becketts kleine Gaunergruppe geht temporeich und unterhaltsam vonstatten. Anschließend hängt "Solo" aber eine Weile ziemlich durch, woran selbst der erste Auftritt von Paul Bettany als zwielichtiger und bedrohlicher Gangsterboß Dryden Vos nichts ändert – der zu Hans Überraschung auch Qi'ra wieder ins Spiel bringt. Grundsätzlich unterscheidet sich der mittlere Akt von "Solo" nicht groß von den meisten "irdischen" Heistfilmen á la "Ocean's Eleven", denn der große Coup – der für Beckett natürlich der letzte sein soll … – wird ausführlich geplant und über diverse Abstecher vorbereitet. Das ist nett anzusehen, aber eben auch reichlich unspektakulär, so ähnlich schon oft gesehen und etwas zu sehr in die Breite ausgewalzt – als ein knackiger 100-Minüter hätte "Solo" meines Erachtens deutlich besser funktioniert. Für die zwischenzeitliche Langatmigkeit entschädigt dann ein ansehnlicher, mit ein paar Wendungen gewürzter Showdown (wenngleich eine davon dermaßen "überraschend" daherkommt, daß ich bereits nach Ansicht des Trailers darauf gewettet hätte). Die Shootouts können sich sehen lassen, natürlich kracht und rummst es gewaltig, doch für die immerhin für den OSCAR nominierten visuellen Effekte gilt eigentlich das gleiche wie für die Handlung: wirklich nett, aber absolut nichts Besonderes – das ist auch der größte Unterschied zu "Rogue One", der dramaturgisch ebenfalls etwas holprig daherkam, aber dafür eine ganze Reihe denkwürdiger Momente vorweisen konnte.

Gelobt werden muß bei "Solo" dafür die Arbeit von Kameramann Bradford Young ("Selma"), der ungemein atmosphärische, von John Powells Musik hochklassig untermalte Bilder geschaffen hat. Dazu muß man erläutern, daß Powell zwar der Komponist von "Solo" ist, aber gefühlt noch etwas stärker als zuvor "Rogue One" auf John Williams' ikonische Melodien der Original-Trilogie zurückgreift – zudem steuert Williams Hans neues musikalisches Leitmotiv bei. Solch kultige Melodien wie die der "Star Wars"-Filme mit Eigenkompositionen zu verknüpfen, ist niemals eine einfache Aufgabe; die Gefahr ist groß, daß es entweder zu sehr einfallslos abgekupfert klingt oder zu wenig nach dem Original. Doch der britische Routinier John Powell ("Die Bourne Identität") hat das exzellent hinbekommen, er setzt Williams' Motive effektiv ein, bringt aber ebenso hörenswerte eigene Akzente ein – das gefällt mir insgesamt sogar besser als Michael Giacchinos "Rogue One"-Score. Wirklich überrumpelt hat mich derweil der kurze Auftritt einer bekannten "Star Wars"-Figur gegen Ende – ich hatte im Vorfeld schon mitbekommen, daß es den gibt, aber nicht, um wen sich handelt, weshalb ich einige Theorien hatte: Jabba oder Boba Fett wären naheliegend gewesen, auch den Imperator oder einen der Rebellen aus dem etwa zehn Jahre später spielenden "Rogue One" hätte ich mir gut vorstellen können. Doch auf die Person, die hier wieder aus der Versenkung geholt wird, hätte ich beim besten Willen nicht getippt – was meine Freude allerdings nicht schmälert. Zuschauer, die die beiden Animations-TV-Serien "The Clone Wars" und "Star Wars Rebels" nicht kennen, dürften sich aber ziemlich wundern … Genau genommen gibt es übrigens noch ein zweites Figuren-Cameo, außerdem ist C-3PO-Darsteller Anthony Daniels kurz in einer anderen (menschlichen) Rolle zu sehen. Es ist bedauerlich, daß es wohl nie zu einer direkten Kino-Fortsetzung von "Solo" kommen wird, denn Ron Howards Film legt ein gutes Fundament dafür, speziell was die neu eingeführten wie auch die zurückgekehrten Figuren betrifft. Trotz der mäßigen Einspielergebnisse glaube ich jedoch eigentlich nicht, daß dies das letzte ist, was wir von diesen Schauspielern in diesen Rollen sehen werden. Möglicherweise gibt es ja in ein paar Jahren ein neues, in dieser Zeit spielendes Kino-Abenteuer, in dem die in "Solo" angedeuteten, teilweise sehr spannenden Entwicklungen weitergesponnen werden? Oder es gibt doch eine direkte Fortsetzung, allerdings in Form einer TV-Serie? Das ist gar nicht so unwahrscheinlich, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag, schließlich plant Disney für 2019 den Start seiner eigenen Streaming-Plattform, für die bereits mehrere "Star Wars"-Serien angekündigt wurden – und mit Emilia Clarke und Donald Glover ("Community", "Atlanta") sind zwei der "Solo"-Hauptdarsteller bekanntlich durch das Fernsehen groß geworden und dort immer noch erfolgreich. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn es so kommt.

Fazit: "Solo: A Star Wars Story" ist ein kompetent gemachtes, wirklich nettes und weitgehend unterhaltsames Weltraum-Abenteuer, das zwar etwas zu lang geraten ist und "Star Wars"-Fans nicht viel Neues zu bieten hat, aber trotzdem Laune macht.

Wertung: Knapp 7,5 Punkte.


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