Empfohlener Beitrag

In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Samstag, 29. Februar 2020

Samstags-Update (9/2020)

Eine ungewöhnlich kurzfristige Terminänderung gibt es für die Comicadaption "Bloodshot" mit Vin Diesel, die statt Mitte März nun bereits kommenden Donnerstag in den deutschen Kinos anläuft. Ebenfalls um zwei Wochen vorverlegt wurde das OSCAR-nominierte Biopic "Harriet - Der Weg zur Freiheit", der Mitte April in der Osterwoche anläuft:


Box Office-News:
Wie es aussieht, ändert sich an den beiden Spitzenpositionen in den deutschen Kinocharts an diesem Wochenende nichts: "Sonic the Hedgehog" sollte mit einem sehr geringen Rückgang auf etwa 200.000 Zuschauer vor "Nightlife" bleiben, der auf mehr als 150.000 Besucher abzielt. Die drei breiten Neustarts eröffnen derweil schwächer als erwartet: Guy Ritchies Actionkomödie "The Gentlemen" zielt ebenso wie der Blumhouse-Psychothriller "Der Unsichtbare" auf ungefähr 100.000 Zuschauer ab, damit sollten sie die Plätze 3 und 4 unter sich ausmachen. Sowohl vom mit u.a. Matthew McConaughey, Colin Farrell und Hugh Grant starbesetzten "The Gentlemen" als auch von der sehr positiv besprochenen Horror-Neuinterpretation "Der Unsichtbare" durfte man deutlich mehr erwarten - wobei mich ehrlich gesagt das Ergebnis von "Der Unsichtbare" gar nicht so sehr überrascht, weil er bereits in den Trailern als eher untypischer, klar von der #MeToo-Bewegung beeinflußter Genrefilm erkennbar war und deshalb vermutlich einen Teil des treuen Blumhouse-Horror-Stammpublikums verschreckt hat. Möglicherweise kann das ja gute Mundpropaganda über eine längere Laufzeit wieder ausgleichen. Bestenfalls für Rang 6 sollte es für die Familienkomödie "Chaos auf der Feuerwache" mit John Cena reichen, die auf etwa 75.000 Besucher abzielt. 
In den USA sieht es für "Der Unsichtbare" erheblich besser aus, denn hier reicht es mit den Erwartungen entsprechenden gut $25 Mio. locker für die Spitzenposition in den Charts. "Sonic the Hedgehog" rutscht mit $15 Mio. wohl auf Platz 2 ab, mit etwas weniger als $15 Mio. sollte auf Rang 3 "Ruf der Wildnis" folgen. Neu auf Platz 4 findet sich überraschend der auf einer Animeserie basierende japanische Animationsfilm "My Hero Academia: Heroes Rising" wieder, der mit über $5 Mio. aus weniger als 1300 Kinos eröffnet (zum Vergleich: "Der Unsichtbare" ist in 3600 zu sehen). Ein deutscher Kinostart für "My Hero Academia" ist noch nicht bekannt, vermutlich wird er im Lauf des Jahres im Rahmen von Eventprogrammierungen gezeigt werden (so lief es letztes Jahr bereits mit dem Vorgänger "My Hero Academia: Two Heroes").

Quellen:

Mittwoch, 26. Februar 2020

THE BALLAD OF BUSTER SCRUGGS (2018)

Regie und Drehbuch: Joel und Ethan Coen, Musik: Carter Burwell
Darsteller: Tim Blake Nelson, Clancy Brown, Willie Watson, David Krumholtz, Tim DeZarn, Danny McCarthy; James Franco, Stephen Root, Ralph Ineson, Michael Cullen; Liam Neeson, Harry Melling; Tom Waits, Sam Dillon; Zoe Kazan, Bill Heck, Grainger Hines, Jefferson Mays; Brendan Gleeson, Jonjo O'Neill, Saul Rubinek, Tyne Daly, Chelcie Ross
The Ballad of Buster Scruggs
(2018) on IMDb Rotten Tomatoes: 89% (7,8); FSK: 16, Dauer: 133 Minuten.
Eine der ersten prestigeträchtigen Netflix-Eigenproduktionen im Filmbereich war diese namhaft besetzte Western-Anthologie von Joel und Ethan Coen ("True Grit"), die sechs inhaltlich nicht zusammenhängende und auch stilistisch recht unterschiedliche Kurzgeschichten aus der Zeit des Wilden Westens vereint. Da die Sammlung trotz einiger inhaltlicher Aufs und Abs der etwa zwischen 15 und 25 Minuten langen Episoden sehenswert geriet und nicht zuletzt wegen der genretypischen Breitwandbilder geradezu danach schreit, auf einer großen Leinwand betrachtet zu werden, ist es sehr bedauerlich, daß kaum jemand die Gelegenheit erhielt, ihn im Kino zu sehen (die neueren Netflix-Filme werden ja zumindest in ausgewählten Filmtheatern gezeigt), aber daran läßt sich eben nichts ändern. Als Belohnung für Netflix' Mühen gab es dafür unter anderem drei OSCAR-Nominierungen (Drehbuch, Kostüme, Filmsong).

Montag, 24. Februar 2020

TV-Tips für die Woche 9/2020

Montag, 24. Februar:
Arte, 21.50 Uhr: "Solaris" (2002)
Steven Soderberghs Adaption des gleichnamigen philosophischen Science Fiction-Romans von Stanislaw Lem erreichte zwar nie die Popularität von Andrei Tarkowskis legendärer Version von 1972, ist für die Anhänger intelligenter Science Fiction aber durchaus sehenswert - sofern sie nichts gegen ein sehr langsames Erzähltempo haben. George Clooney spielt den Psychologen Chris Kelvin, der ohne nähere Details zu einer den Planeten Solaris umkreisenden Raumstation gerufen wird. Dort angekommen, stellt sich heraus, daß Kelvins Freund Dr. Gibarian (Ulrich Tukur), der ihn um Hilfe gebeten hatte, inzwischen Selbstmord beging und ebenso die übrige Besatzung mit zwei psychisch schwer angeschlagenen Ausnahmen - Dr. Gordon (Viola Davis) und Snow (Jeremy Davies) - tot oder verschwunden ist. Kelvin versucht herauszufinden, was passiert ist, wird aber selbst bald von Halluzinationen seiner toten Frau (Natascha McElhone) geplagt ...

Arte, 23.25 Uhr: "Das Wachsfigurenkabinett" (1924)
TV-Premiere des expressionistischen Stummfilm-Gruselklassikers von Paul Leni ("Der Mann, der lacht"), der drei fiktive Geschichten zu historischen Figuren in einem Wachsfigurenkabinett erzählt. Die Protagonisten werden von großen Stars des Weimarer Kinos verkörpert: Conrad Veidt ("Der Dieb von Bagdad") ist Iwan der Schreckliche, Emil Jannings ("Der blaue Engel") spielt den Kalifen von Bagdad Harun al-Raschid, Werner Krauß ("Das Cabinet des Dr. Caligari") gibt den Serienkiller Jack the Ripper.

Dienstag, 25. Februar:
Servus TV, 20.15 Uhr: "The Dressmaker" (2015)
Kate Winslet agiert in der phasenweise etwas klischeehaften, jedoch insgesamt sehenswerten australischen Tragikomödie als die erfolgreiche Schneiderin Tilly, die 1951 aus Europa in ihren australischen Heimatort zurückkehrt, den sie 25 Jahre zuvor wegen falscher Anschuldigungen verlassen mußte. Ihr Ziel: Rache!

Mittwoch, 26. Februar:
Arte, 13.45 Uhr: "Mädchenfalle" (1957)
Free-TV-Premiere des französischen Dramas von Léonide Moguy ("Morgen ist es zu spät"), in em die aus gutbürgerlichem Haus stammende Nicole (Michèle "Angélique" Mercier) gegen den Willen der Eltern und ihres Verlobten Georges nach Paris geht, um an der Endauswahl eines Filmwettbewerbs teilzunehmen. Obwohl sie die Rolle knapp verpaßt, beschließt sie, in Paris zu bleiben und Schauspielunterricht zu nehmen. Dabei trifft sie auf wohlmeinende Menschen wie auch auf solche, die sie nur ausnutzen wollen.

Samstag, 22. Februar 2020

Samstags-Update (8/2020)

Die einzige größere Änderung am deutschen Kinostartplan bis Ende April ist, daß die britische Tragikomödie "Mrs. Taylor's Singing Club" mit Kristin Scott Thomas einen Startplatz Ende April erhalten hat:


Box Office-News:
In den deutschen Kinocharts verteidigt "Sonic the Hedgehog" mit etwa 250.000 Zuschauern höchstwahrscheinlich die Führung vor der deutschen Komödie "Nightlife", die auf gut 200.000 Besucher abzielt. Auf Platz 3 oder 4 steigert sich am zweiten Wochenende nach dem OSCAR-Triumph der südkoreanische "Parasite", der wie die deutsche Neuverfilmung von "Lassie" an sechsstelligen Zahlen kratzt. Dicht dahinter sollte sich um den fünften Platz herum mit der Jack London-Adaption "Ruf der Wildnis" mit Harrison Ford der zweite neue Hundefilm dieser Woche einfinden - nicht gerade ein Paradebeispiel für sinnvolle Kinoprogrammierung ... Das gilt auch für die beiden Horror-Neustarts der Woche, für die es allerdings noch deutlich schlechter aussieht: "Fantasy Island" könnte mit rund 50.000 Kinogängern gerade so die Top 10 knacken, während "Brahms: The Boy II" mit Katie Holmes mit wohl unter 40.000 Zuschauern an dieser Aufgabe scheitert und kaum mehr als die Hälfte des schon bescheidenen Startergebnisses (knapp 63.000) des ersten Teils aus dem Jahr 2016 einfährt. Daß beide Horrorfilme von den Kritikern in der Luft zerrissen wurden, ist sicher auch nicht hilfreich.
In den USA verteidigt "Sonic the Hedgehog" vermutlich ebenfalls knapp die Führung und zielt am zweiten Wochenende auf über $25 Mio. ab, was allerdings einen größeren Rückgang als erwartet bedeutet. "Ruf der Wildnis" übertrifft derweil mit nach aktuellem Stand etwas weniger als $25 Mio. die Erwartungen der Analysten und hat sogar eine Chance, die Spitzenposition zu übernehmen. Es soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, daß "Ruf der Wildnis" angesichts eines bemerkenswerten Budgets von deutlich über $100 Mio. (das damit zusammenhängen dürfte, daß der Hund komplett computeranimiert ist) trotzdem wird kämpfen müssen, um sich für Fox bzw. Disney als profitabel herauszustellen. Platz 3 geht an "Birds of Prey" mit $7-8 Mio. am dritten Wochenende. "Brahms: The Boy II" dürfte mit $5 Mio. bestenfalls auf dem fünften Rang eröffnen.

Quellen:

Mittwoch, 19. Februar 2020

KINOVORSCHAU WINTER/FRÜHLING 2020 (Teil 2)

Letztes Update vom 18. April: "Trolls World Tour" erscheint zwar weiterhin am 23. April, allerdings statt im Kino direkt als Video-on-Demand.

Die OSCAR-Saison ist vorbei und dieses Jahr kamen ungewöhnlicherweise sogar die meisten nominierten Filme vor der Verleihung in die deutschen Kinos, weshalb es kaum Nachzügler gibt. Highlights vom neuen Pixar-Film "Onward" über Daniel Craigs letzten Einsatz als James Bond in "Keine Zeit zu sterben" bis zum Summer Season-Auftakt mit Marvels "Black Widow" sind trotzdem garantiert. Die wichtigsten und vielversprechendsten deutschen Kinostarts der Monate März und April (den kompletten, dank der "Avatar"-Sequels bereits bis 2027 reichenden Startplan gibt es wie immer bei InsideKino):

5. März:
Nachdem sich Pixar in den letzten Jahren (mit der Ausnahme von "Coco") überwiegend auf Fortsetzungen früherer Hits wie zuletzt "Toy Story 4" konzentrierte, steht 2020 mal wieder eine ganz neue Geschichte an. "Onward" von "Die Monster Uni"-Regisseur Dan Scanlon entführt uns in eine Welt voller Fabelwesen, in der allerdings die Magie im Zuge der Technologisierung beinahe verschwunden ist. Umso begeisterter sind die Elfenbrüder Ian (in der Originalfassung gesprochen von Tom "Spider-Man" Holland) und Barley (Chris "Star-Lord" Pratt), als sie von ihrer Mutter einen alten Zauberstab erhalten, der angeblich ihren lange verstorbenen Vater für einen Tag zurückbringen kann. Dummerweise funktioniert der zugehörige Zauberspruch nicht so richtig, weshalb lediglich die Beine des Vaters auftauchen! Zusammen machen sich die Brüder unter höchstem Zeitdruck auf die Suche nach dem Rest …

"Die Känguru-Chroniken":
Scheinbar sind "Die Känguru-Chroniken" in Deutschland sehr bekannt, an mir sind sie jedoch bislang komplett vorbeigegangen, weshalb ich erstmal bei Wikipedia nachlesen mußte, daß es sich um eine Textsammlung von Marc-Uwe Kling handelt, die via Podcast, Radio, Buch und Hörbuch über die Jahre hinweg große Erfolge feierte. So gesehen kein Wunder, daß nun eine Kinoadaption von Dani Levy ("Alles auf Zucker!") folgt, die von Branchenexperten gar als heißer Anwärter auf den erfolgreichsten deutschen Film des Jahres gehandelt wird. Dimitrij Schaad spielt den Berliner Kleinkünstler Marc-Uwe (das Alter Ego des Autors), an dessen Tür eines Tages ein sprechendes, antikapitalistisches und sehr mitteilungsbedürftiges Känguru (Stimme: Marc-Uwe Kling) klingelt, das schließlich zu Marc-Uwes Mitbewohner wird. Gemeinsam wehren sie sich gegen einen rechtspopulistischen Immobilienhai (Henry Hübchen), welcher ihre Heimat bedroht.

"Bloodshot":
Bei der großen Marvel- und DC-Dominanz vergißt man gerne, daß es ja auch etliche kleinere Comicverlage gibt, die u.a. ebenfalls Superhelden-Reihen im Angebot haben – welche häufig, um sich von den Platzhirschen abzusetzen, etwas kantiger und rauher ausfallen. Ein Beispiel dafür ist "Bloodshot", eine der bekanntesten Reihen des Verlags Valiant, die hiermit erstmals ihren Weg ins Kino findet. Actionveteran Vin Diesel ("Riddick") spielt den Marine Ray Garrison, der gemeinsam mit seiner Ehefrau ermordet wird. Doch der Tod ist in diesem Fall nicht das Ende, denn Wissenschaftler holen Ray im Auftrag des Militärs mit Nanotechnologie zurück ins Leben, zumindest mehr oder weniger – denn Ray ist jetzt eine Art Cyborg mit Superkräften (aber ohne Erinnerung) namens Bloodshot, der mit einigen Leidensgenossen als Supersoldat eingesetzt werden soll. Doch als sein Gedächtnis wider Erwarten langsam zurückkehrt, sinnt Bloodshot auf Rache und macht sich aus dem Staub – und kommt auf der Suche nach seinem Mörder auch noch einer großen Verschwörung auf die Spur …

"Die Farbe aus dem All":
Die herrlich gruseligen (meist Kurz-)Geschichten des 1937 mit nur 46 Jahren verstorbenen US-Schriftstellers H.P. Lovecraft dienten schon häufig als Vorlage für Filme – und obwohl die sich meist eher lose an die jeweilige Vorlage hielten, entstanden daraus einige echte Genreklassiker wie die "Re-Animator"-Trilogie ab 1985, Roger Cormans "Die Folterkammer des Hexenjägers" (1963), Stuart Gordons "From Beyond" (1986) oder auch John Carpenters "Die Mächte des Wahnsinns" (1994). Meine persönliche Lieblings-Lovecraft-Story "Die Farbe aus dem All" wurde ebenfalls mehrfach adaptiert, wobei bislang die deutsche Low Budget-Version "Die Farbe" aus dem Jahr 2010 als beste Version gilt (die in der Tat ganz nett ist, aber bei weitem nicht das Grusellevel des geschriebenen Textes erreicht). Das könnte sich ändern, denn für die jüngste, in die Gegenwart verlegte Verfilmung hat sich der Regisseur Richard Stanley ("Dust Devil") mit Nicolas Cage zusammengetan, der mit seinem berühmt-berüchtigten manischen Schauspiel zu Lovecraft passen sollte wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Tatsächlich hat "Die Farbe aus dem All" – in dem ein Meteoriteneinschlag einen mysteriösen außerirdischen Organismus in eine ländliche Region von New England bringt, welcher die Menschen nach und nach drastisch verändert – bei diversen Festivals gute Kritiken erhalten und wird als ein stimmungsvolles und visuell beeindruckendes B-Movie mit einem herrlich irr aufspielenden Nicolas Cage gelobt.

Montag, 17. Februar 2020

TV-Tips für die Woche 8/2020

Eine recht magere Woche:

Montag, 17. Februar:
Arte, 21.55 Uhr: "Weißer Terror" (1962)
Leicht verspätete Free-TV-Premiere des von realen Geschehnissen inspirierten Schwarzweiß-Rassismusdramas von B-Movie-Legende Roger Corman ("Little Shop of Horrors"), das sich mit der gerade in den US-Südstaaten heiß umstrittenen Aufhebung der Rassentrennung befaßt. William "Capt. Kirk" Shatner spielt den ebenso ehrgeizigen wie skrupellosen Politiker Adam Cramer, der in einer Kleinstadt die weiße Bevölkerung mit rassistischen Reden immer stärker gegen ihre schwarzen Mitbürger aufhetzt, bis die Lage gewaltsam zu eskalieren droht. Trotz starker Kritiken war "Weißer Terror" damals ein kommerzieller Flop, was in erster Linie daran lag, daß sich viele Kinos nicht trauten, den kontroversen Film ins Programm zu nehmen ...

ZDF, 22.15 Uhr: "Im Visier des Killers" (2018)
Free-TV-Premiere des Horrorthrillers von Dean Devlin (bekannt vor allem für seine langjährige kreative Partnerschaft mit Roland Emmerich), der in Deutschland gar nicht ins Kino kam und insgesamt nur mittelmäßige Kritiken erhielt. Warum er trotzdem lohnenswert sein könnte? Weil Ex-"Doctor Who" David Tennant für seine Rolle als Einbruchsopfer, das sich als rachsüchtiger Serienkiller herausstellt, eine herausragende Leistung bescheinigt wird.

Dienstag, 18. Februar:
Nitro, 20.15 Uhr: "Rocky" (1976)
Siehe meinen TV-Tip von November 2015 zu Sylvester Stallones OSCAR-gekröntem Boxerfilm. Den schwächeren, aber immer noch recht guten zweiten Teil zeigt Nitro direkt im Anschluß um 22.25 Uhr, den dritten und vierten am Mittwoch ab 20.15 Uhr.

Außerdem:
Drive (Nicolas Winding Refns extrem stylisher, jedoch auch brutaler Arthouse-Actionthriller mit Ryan Gosling als Fluchtwagenfahrer sowie Carey Mulligan, Oscar Isaac, Bryan Cranston und Ron Perlman; 0.20 Uhr im WDR)

Samstag, 15. Februar 2020

Samstags-Update (7/2020) (aktualisiert)

Keine Änderungen im deutschen Kinostartplan bis Ende Februar:


Box Office-News:
Nach einem eher zähen Jahresauftakt können die Kinobetreiber sich über den ersten richtigen Überraschungs-Hit des Jahres freuen: In den deutschen Kinocharts übernimmt der Animations- und Realfilm-Mix "Sonic the Hedgehog" mit 400.000 bis 500.000 Zuschauern die Führung und übertrifft damit jegliche Erwartungen meilenweit. Das ist besonders beeindruckend, weil die Videospieladaption in der Produktion problemgeplagt war, vor allem mußte der Kinostart um ein halbes Jahr verschoben werden, da nach dem von Fans der Vorlage desaströs aufgenommenen ersten Trailer die Titelfigur komplett neu designt werden mußte. Das gelang allerdings und der neue Sonic sieht der ikonischen Sega-Videospielfigur nun erfreulich ähnlich - und das reichte offensichtlich, um von eher mittelmäßigen Kritiken abzulenken und unerwartet viele Fans in die Kinos zu locken. Selbst die deutsche Komödien-Powerhouse-Kombination aus Regisseur und Drehbuch-Autor Simon Verhoeven und Darsteller Elyas M'Barek kann da nicht ganz mithalten, muß sich über einen Auftakt mit über 350.000 Besuchern auf Platz 2 aber auch nicht wirklich beschweren - wenngleich die Höhen ihrer letzten Zusammenarbeit bei "Willkommen bei den Hartmanns" (knapp 470.000) unerreicht bleiben. Platz 3 geht mit etwa 150.000 Kinogängern an Vorwochensieger "Die fantastische Reise des Dr. Dolittle", dahinter bleiben "Birds of Prey" (der sich gegenüber dem auch von Sturm "Sabine" beeinträchtigten schwachen Startwochenende erfreulicherweise sehr stabil zeigt) und "Bad Boys for Life" in sechsstelligen Zuschauergefilden. Makeup-OSCAR-Gewinner "Bombshell" verpaßt derweil trotz einer Starbesetzung mit Charlize Theron, Margot Robbie und Nicole Kidman mit wohl unter 40.000 Besuchern die Top 10, was aber angesichts der Thematik und der verhalten positiven Kritiken nicht wirklich überraschend kommt.
Auch in den USA startet "Sonic the Hedgehog" stärker als von den meisten Analysten gedacht und erobert mit mindestens $45 Mio. die Spitze der Charts; das dürfte (nicht inflationsbereinigt) mindestens der drittbeste Start einer Videospieladaption aller Zeiten sein, wobei ich erwarte, daß sogar Platz 2 (der erste "Tomb Raider" mit $47,7 Mio.) noch drin sein wird (auf Rang 1 wird wohl "Pokémon" mit $54,4 Mio. bleiben), denn die Berechnungen von Deadline scheinen mir in diesem Fall arg konservativ zu sein. Die Silbermedaille dürfte sich diese Woche "Birds of Prey" mit einem genreüblichen Absturz um gut die Hälfte auf $15 Mio. holen, dicht dahinter findet sich der neue Horrorfilm "Fantasy Island" ein. Nachdem in den letzten Monaten die meisten Horrorfilme stark schwächelten, ist das trotz richtig mieser Kritiken ein solider Auftakt und da sich das Budget auf schmale $7 Mio. beläuft, wird es ein weiterer Moneymaker für das Studio Blumhouse sein - und auf eine (hoffentlich bessere) Fortsetzung können wir uns vermutlich auch einstellen. Platz 4 oder 5 (fast gleichauf mit "Bad Boys for Life") sollte mit ebenfalls nur sehr knappem Rückstand an die positiv besprochene afroamerikanisch geprägte Romanze "The Photograph" gehen. Derweil eröffnet die mäßig rezensierte Tragikomödie "Downhill" - Remake des schwedischen Golden Globe-Nominees "Höhere Gewalt" aus dem Jahr 2014 - mit $5 Mio. etwas besser als erwartet und dürfte damit knapp die Top 10 knacken. In Deutschland startet "Fantasy Island" am kommenden Donnerstag, "Downhill" kommt am 9. April in die Kinos. Auf "The Photograph" müssen wir noch bis zum 25. Juni warten.

Quellen:
Deadline Hollywood

Nachtrag, Sonntag, 11:00 Uhr: Wie es scheint, ist "Sonic the Hedgehog" in Deutschland weit frontlastiger als von InsideKino zunächst (nachvollziehbarerweise, da Familienfilme normal am Sonntag am stärksten laufen) vermutet. Jedenfalls sieht es inzwischen danach aus, daß er recht deutlich unterhalb der 400.000 Zuschauer eröffnet und sich so ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit "Nightlife" um die Spitzenposition liefert.
Witzigerweise sieht es in den USA genau umgekehrt aus. Ich hatte ja bereits vermutet, daß die gestrige Deadline-Hochrechnung für "Sonic" zu niedrig war - tatsächlich war sie sogar viel zu niedrig und der blaue Igel könnte mit etwa $55 Mio. am regulären Wochenende hauchdünn "Pokémon" als besten Start einer Videospieladaption ablösen - wobei er davon profitiert, daß in den USA am Montag ein Feiertag ist und deshalb die Sonntagsrückgänge niedriger ausfallen als an einem normalen Wochenende. Auf Platz 2 hält sich derweil "Birds of Prey" besser als erwartet und könnte mit $17-18 Mio. einen Rückgang von unter 50% zum Startwochenende hinlegen.

Mittwoch, 12. Februar 2020

1917 (2019)

Regie: Sam Mendes, Drehbuch: Krysty Wilson-Cairns, Sam Mendes, Musik: Thomas Newman
Darsteller: George MacKay, Dean-Charles Chapman, Colin Firth, Daniel Mays, Andrew Scott, Mark Strong, Benedict Cumberbatch, Richard Madden, Pip Carter, Richard McCabe, Nabhaan Rizwan, Claire Duburcq, Adrian Scarborough, Jos Slovick, Robert Maaser
1917 (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 88% (8,3); weltweites Einspielergebnis: $390,4 Mio.
FSK: 12, Dauer: 119 Minuten.

Als die befreundeten britischen Lance Corporals Tom Blake (Dean-Charles Chapman, TV-Serie "Game of Thrones") und Will Schofield (George MacKay, "Captain Fantastic") an der Westfront im Ersten Weltkrieg in Frankreich ins Zelt von General Erinmore (Colin Firth, "A Single Man") gerufen werden, ahnen sie noch nicht, auf welches Selbstmordkommando sie gleich geschickt werden: Um das Leben von 1600 britischen Soldaten unter der Führung von Colonel Mackenzie (Benedict Cumberbatch, "Doctor Strange") zu retten, die kurz davor sind, in eine ausgeklügelte deutsche Falle zu rennen, sollen sich Blake und Schofield innerhalb knapp eines Tages quer durch das angeblich von den Deutschen verlassene Niemandsland und mehrere wahrscheinlich von den deutschen Truppen besetzte Orte schlagen, um Mackenzie zu warnen. Als Motivation, den Auftrag auch tatsächlich und schnell genug durchzuführen, dient die Tatsache, daß Blakes älterer Bruder Joseph (Richard Madden, "Rocketman") zu den 1600 gefährdeten Soldaten zählt. Gemeinsam machen sich die Freunde auf den gefährlichen Weg und schon bald stoßen sie auf die ersten Hindernisse …

Montag, 10. Februar 2020

OSCAR-Gewinner 2020

Die Gewinner der 92. Verleihung der Academy Awards in Hollywood, Los Angeles:

Bester Film: Parasite
Regie: Bong Joon-ho, "Parasite"
Darsteller: Joaquin Phoenix, "Joker"
Darstellerin: Renée Zellweger, "Judy"
Nebendarsteller: Brad Pitt, "Once Upon a Time in ... Hollywood"
Nebendarstellerin: Laura Dern, "Marriage Story"
Originaldrehbuch: Bong Joon-ho und Jin Won-han, "Parasite"
Adaptiertes Drehbuch: Taika Waititi, "Jojo Rabbit"
Animationsfilm: A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando
Internationaler Film: "Parasite", Südkorea
Kamera: Roger Deakins, "1917"
Schnitt: Andrew Buckland und Michael McCusker, "Le Mans 66 - Gegen jede Chance"
Ausstattung: Barbara Ling und Nancy Haigh, "Once Upon a Time in ... Hollywood"
Kostüme: Jacqueline Durran, "Little Women"
Makeup und Hairstyling: Kazu Hiro, Anne Morgan und Vivian Baker, "Bombshell - Das Ende des Schweigens"
Musik: Hildur Guðnadottir, "Joker"
Filmsong: "(I'm Gonna) Love Me Again" von Elton John und Bernie Taupin, "Rocketman"
Ton: Mark Taylor und Stuart Wilson, "1917"
Tonschnitt: Donald Sylvester, "Le Mans 66 - Gegen jede Chance"
Visuelle Effekte: Guillaume Rocheron, Greg Butler und Dominic Tuohy, "1917"
Dokumentarfilm: American Factory
Kurz-Dokumentarfilm: Learning to Skateboard in a Warzone (If You're a Girl)
Animations-Kurzfilm: Hair Love
Kurzfilm: The Neighbors' Window

Die OSCARs verteilen sich damit in diesem Jahr wie folgt:
1917: 3
Joker: 2
A Toy Story - Alles hört auf kein Kommando: 1
Bombshell - Das Ende des Schweigens: 1
Jojo Rabbit: 1
Judy: 1

Kommentar und Fazit:
Es ist also tatsächlich eingetroffen, was gar nicht wenige Branchenbeobachter erwartet hatten: Die wendungsreiche südkoreanische Gesellschaftssatire "Parasite" schneidet bei der OSCAR-Verleihung nicht einfach nur gut ab, sondern triumphiert am Ende sogar in den vier wichtigsten Kategorien (abseits der Darsteller) - und wird so zum ersten nicht-englischsprachigen Gewinner der Königskategorie "Bester Film"! Das Problem, das ich damit habe: Ich gönne es "Parasite" nicht. Nicht nur, daß mir ohne groß nachzudenken locker ein Dutzend nicht-englischsprachiger Filme einfallen, die einen solchen Triumphzug viel mehr verdient gehabt hätten (von zahlreichen Kurosawa-Meisterwerken über "Hiroshima, mon amour", "Die fabelhafte Welt der Amélie", "City of God", "Pans Labyrinth" oder "Das Leben der Anderen" bis hin zum diesjährigen zweifachen Nominee "Leid und Herrlichkeit"), meiner Ansicht nach ist "Parasite" auch der klar schwächste der neun nominierten Filme in dieser Kategorie ("Jojo Rabbit" habe ich noch nicht gesehen, ich bin aber sehr zuversichtlich, daß der mir auch besser gefallen wird). Mir ist klar, daß ich damit eher eine Minderheiten-Meinung vertrete, aber wie ich schon in meiner Rezension ausführte, verstehe ich einfach nicht, was alle in "Parasite" sehen - sicher ein solider Film mit einigen sehr starken Momenten, aber für mich weit von einem Meisterwerk entfernt. Da hätte ich dem enttäuschten Favoriten "1917", "Marriage Story", "Once Upon a Time in ... Hollywood", "Joker" oder "The Irishman" den Sieg wesentlich mehr gegönnt. Immerhin: Ein bißchen versöhnt mich die Tatsache, daß der "Parasite"-Schöpfer Bong Joon-ho und sein Team sehr sympathisch und begeisterungsfähig rüberkommen.

Damit waren sie zwar nicht allein, aber es war doch auffällig, wie überraschend nüchtern viele speziell englischsprachige Gewinner auf ihren Triumph reagierten - das verhinderte zumindest eine häufige Anwendung der etwas respektlosen bis peinlichen musikalischen Abwürgung von Dankesreden (die kam nur zwei Mal zum Einsatz und bei beiden Kategorien gab es je drei Gewinner - klar, daß es da zeitlich eng wird mit den anzustrebenden 45 Sekunden ...). Ganz anders die Reaktion etlicher internationaler Gewinner, die ihre Preise erheblich emotionaler und enthusiastischer akzeptierten - neben Bong fiel mir das vor allem bei der isländischen Musik-Gewinnerin Hildur Guðnadottir auf, die übrigens als erste Frau in dieser Kategorie gewann (und das keineswegs unverdient, wenngleich ich Thomas Newman für "1917" die Daumen drückte). Ansonsten stach bei den Dankesreden neben der ausschweifenden, aber leidenschaftlichen von Renée Zellweger primär die ihres Kollegen Joaquin Phoenix aus dem Einheitsbrei heraus: Phoenix, dem man sympathischerweise deutlich anmerkte, wie unwohl er sich bei öffentlichen Auftritten fühlt, hielt sich gar nicht erst mit den üblichen Danksagungen auf, sondern hielt einen flammenden Appell für Mitgefühl und Achtsamkeit in unserer Gesellschaft - darüber werden geschätzt 40% der Amis wahrscheinlich spotten, die solche Werte für Schwächen halten, aber meinen Applaus bekommt er auf jeden Fall!

Um auf die Filme zurückzukommen: Wie so oft in den letzten Jahren wurden die Goldjungen ziemlich breit unter den nominierten Filmen verstreut. Nur "Parasite" und "1917" erhielten mehr als zwei OSCARs, dafür ging von den neun "Bester Film"-Nominees einzig "The Irishman" leer aus. Das dreieinhalbstündige Mafia-Epos muß daher zweifellos als großer Verlierer des Abends betrachtet werden, wenngleich das nicht wirklich unerwartet kam und Regisseur Scorsese dafür multiple Ehrfurchtsbezeugungen anderer Nominees und Gewinner erhielt - sowie eine Standing Ovation, als Bong Joon-ho ihn als eines seiner Idole hervorhob. Zweiter Verlierer ist trotz der zweitmeisten Academy Awards des Jahres "1917", denn das nach seinen Triumphen bei den Golden Globes und den BAFTAs als Topfavorit gehandelte Kriegsdrama mußte sich letztlich mit Siegen in drei technischen Kategorien begnügen. Umgekehrt ist logischerweise "Parasite" der große Gewinner, auch "Le Mans 66" schnitt mit zwei OSCARs in technischen Kategorien besser ab als gemeinhin erwartet. Zunehmend kurios entwickelt sich inzwischen übrigens die Regie-Kategorie: Seit 2011 gewann mit "La La Land"-Regisseur Damien Chazelle nur ein US-Amerikaner, die übrigen Trophäen gingen an einen Briten, einen Franzosen, einen Taiwanesen, drei Mexikaner und nun einen Südkoreaner. Mal sehen, wie lange diese Serie noch anhält ...

Die zum zweiten Mal in Folge moderatorfreie Show selbst gefiel mir besser als im Vorjahr. Die musikalische Eröffnung durch Janelle Monáe geriet mitreißend, es wurden alle fünf Filmsong-Nominees in voller Länge vorgetragen, generell geriet die Vorstellung der einzelnen Kategorien würdevoller als zuletzt und die Vorjahres-Siegerin Olivia Colman sorgte als Präsentatorin des Darsteller-Awards für viele Lacher. Es gab sogar gelungene Überraschungen wie Eminems gefeierten Auftritt mit seinem 2003er-OSCAR-Gewinner "Lose Yourself" (aus dem Film "8 Mile") - warum die Kamera währenddessen einmal ausgerechnet auf Martin Scorsese schnitt, der so ziemlich als einziger im Saal ruhig dasaß, bleibt wohl ein Geheimnis ... Ich persönlich plädiere trotz der klaren Steigerung - die einen gefühlvollen Vortrag des Beatles-Evergreens "Yesterday" von Shooting Star Billie Eilish als Begleitung für die "In memoriam"-Sequenz umfaßte - weiter für die Rückkehr zu einem richtigen Moderator oder auch gerne einem Moderatoren-Duo. Wie wäre es denn mit den beiden früheren Moderatoren Steve Martin und Chris Rock, die zu Beginn nachwiesen, daß sie gut miteinander harmonieren und immer noch viel Witz versprühen?

Abschließend wie immer ein Blick auf meine OSCAR-Prognose: Von meinen 24 Tips trafen 17 ins Schwarze. Das ist eine gute Bilanz, die leicht über dem Schnitt meiner letzten Vorhersagen liegt (in den letzten sechs Jahren lag ich immer zwischen 14 und 19). Hätte "1917" ähnlich abgeschnitten wie eine Woche zuvor bei den britischen BAFTAs, hätte ich gar die 20 knacken können - möglicherweise eine einmalige Chance, denn daß ich bei allen drei von den OSCAR-Tippern ob ihrer Unvorhersehbarkeit gefürchteten Kurzfilm-Kategorien richtig lag, passiert wohl so schnell nicht wieder ...

TV-Tips für die Woche 7/2020

Montag, 10. Februar:
Tele 5, 0.25 Uhr: "Black's Game - Kaltes Land" (2012)
In dem isländischen Thriller droht Stebbi nach einer Prügelei eine Anzeige - da er sich keinen Anwalt leisten kann, bittet er seinen früheren, inzwischen im Drogenhandel tätigen Schulfreund Toti (Jóhannes Haukur Jóhannesson, "Atomic Blonde") um Hilfe, die dieser ihm gewährt - als Gegenleistung hilft ihm Stebbi fortan bei seinen krummen Geschäften. Das wird sehr gefährlich, als der Psychopath Bruno sich aufmacht, den gesamten Drogenhandel der Region mit brutalen Methoden an sich zu reißen ...

Kabel Eins, 1.15 Uhr: "Police Story 2" (1988)
Jackie Chans zweiter Einsatz als kampfstarker Polizist Kevin - welcher es dieses Mal mit den Rachebestrebungen eines einst von ihm verhafteten Gangsterbosses zu tun bekommt und zwischenzeitlich gar den Dienst quittiert - ist nicht ganz so spektakulär geraten wie der erste, aber immer noch sehr unterhaltsam. Es dürfte die gängige, um etwa zehn Minuten gekürzte Exportfassung gezeigt werden.

Außerdem:
Mojin: The Lost Legend (visuell beeindruckender, inhaltlich aber reichlich einfallsloser und von einem gewöhnungsbedürftig infantilen Humor durchzogener chinesischer "Indiana Jones"-Klon mit Shu Qi; 20.15 Uhr bei Tele 5)

Dienstag, 11. Februar:
3sat, 22.25 Uhr: "Der Preis der Arbeit" (2018)
Free-TV-Premiere des schweizerisch-belgischen Sozial- und Familiendramas über den kurz vor der Rente stehenden Logistik-Spezialisten und Workaholic Frank, dessen Leben durch eine Fehlentscheidung, die ihn den Job kostet, auf den Kopf gestellt wird.

Außerdem:
Vielleicht lieber morgen (wunderschöner Coming of Age-Film mit Emma Watson; 20.15 Uhr bei Servus TV)
Wanderlust (mittelmäßige Komödie mit Jennifer Aniston, Paul Rudd und Alan Alda; 1.00 Uhr im ZDF)

Samstag, 8. Februar 2020

Samstags-Update (6/2020)

Keine nennenswerten Änderungen im deutschen Kinostartplan bis Ende Februar:


Box Office-News:
In den deutschen Charts gibt es erneut einen Zweikampf um die Spitze: Vorwochensieger "Die fantastische Reise des Dr. Dolittle" und der DC-Neustart "Birds of Prey" mit Margot Robbie und Ewan McGregor zielen auf jeweils etwa 200.000 Zuschauer ab. Für den mit starken Kritiken ausgestatteten "Birds of Prey" ist das ein Auftakt ein wenig unter den Erwartungen, die aber angesichts der überwiegenden Unbekanntheit der Comics in Deutschland und des Fehlens eines wirklich zugkräftigen Superstars nicht ganz überraschend kommt. Bleibt zu hoffen, daß positive Mundpropaganda für eine längere Laufzeit sorgt. Platz 3 geht an "Bad Boys for Life" mit etwa 150.000 Besuchern, während die deutsche Komödie "Enkel für Anfänger" mit Heiner Lauterbach mit wohl deutlich mehr als 100.000 Kinogängern solide auf Rang 4 eröffnet. Der US-Thriller "21 Bridges" mit Chadwick Boseman spielt mit unter 50.000 Zuschauern wie erwartet keine große Rolle und könnte knapp in die Top 10 kommen.
In den USA übernimmt der einzige breite Neustart "Birds of Prey" ohne Probleme die Führung in den Kinocharts, muß jedoch trotz der starken Kritiken eine größere Kröte schlucken als in Deutschland: Ein Auftakt mit wohl unter $35 Mio. untertrifft die bei etwa $50 Mio. liegenden Branchenerwartungen deutlich. Stellt sich die Frage nach dem warum: Ein kleiner, toxischer Teil der sozialen Medien, der seit Wochen gegen den Film stänkert, der ihrer Meinung nach zu feministisch, zu divers und zu wenig sexy ist, wird mit Sicherheit für diesen sehr verhaltenen Auftakt feiern und ihn ihren heroischen Bemühungen zurechnen. Angesichts der Tatsache, daß in den letzten Jahren vergleichbare Kampagnen gegen "Wonder Woman" und "Captain Marvel" komplett in die Hose gingen, darf man den Einfluß dieser Würstchen auf die Einspielergebnisse aber bezweifeln. Andere Gründe erscheinen realistischer: Wie erwähnt ist die Comicvorlage nicht gerade ein dem Mainstream vertrauter Blockbuster-Garant, es fehlt ein Superstar wie Will Smith in "Suicide Squad" und vermutlich haben viele potentielle Zuschauer nicht mitbekommen, daß es sich überhaupt um ein Spin-Off dieses $750-Mio.-Hits handelt (in dem Margot Robbie erstmals als Harley Quinn zu sehen war). Umgekehrt könnte es ebenso sein, daß sich einige, denen die Herkunft klar war, davon abschrecken ließen, daß "Suicide Squad" trotz des Erfolges kein guter Film war. Ein weiterer Erklärungsansatz ist die Werbekampagne, die wohl ziemlich irreführend ist und den Film viel düsterer darstellt als er tatsächlich ist. Und natürlich hält auch die höhere Altersfreigabe etliche junge Fans vom Kinobesuch ab - nur weil "Deadpool", "Logan" oder "Joker" (zu dem der zeitliche Abstand vielleicht nicht groß genug war) auch mit dem "R"-Rating sehr erfolgreich waren, heißt das natürlich nicht, daß diese Rechnung immer aufgeht ... Woran auch immer es liegt: Fans von Harley Quinn und dem DCEU müssen hoffen, daß "Birds of Prey" sich als wenig frontlastig erweist und längerfristig von den guten Rezensionen profitiert. Daß der Frauenanteil am Publikum des Starttages erstaunlich gering war (42%), könnte man als Indiz in diese Richtung deuten, jedenfalls ist in dieser Hinsicht noch sehr viel Raum für Verbesserungen in den kommenden Tagen und Wochen. Die gute Nachricht ist, daß sich das Budget von "Birds of Prey" für Superhelden-Verhältnisse in einem überschaubaren Rahmen befindet (angeblich $85 Mio.), womit die Gewinnschwelle nicht so schwierig zu erreichen sein dürfte. Daß die internationalen Ergebnisse bislang nicht besser aussehen als in den USA, läßt allerdings die Wahrscheinlichkeit einer eigentlich fest eingeplanten Fortsetzung sinken. Platz 2 geht derweil an Vorwochengewinner "Bad Boys for Life" mit $10 Mio., den dritten Rang sichert sich am OSCAR-Wochenende mit einem minimalen Rückgang auf $8 Mio. OSCAR-Topfavorit "1917".

Quellen:

Donnerstag, 6. Februar 2020

OSCAR-Vorschau 2020 – Die Nebenkategorien

Nachdem ich in Teil 1 meiner großen OSCAR-Vorschau 2020 die elf Hauptkategorien analysiert und prognostiziert habe, folgen im zweiten Teil 13 weitere Kategorien primär aus technischen Bereichen:

Kamera:
- Rodrigo Prieto, "The Irishman"
- Lawrence Sher, "Joker"
- Jarin Blaschke, "Der Leuchtturm"
- Roger Deakins, "1917"

Davon habe ich gesehen und kann daher selbst beurteilen: Alle.
Favorit: "1917". Alleine die Tatsache, daß das Weltkriegsdrama in extrem langen Einstellungen gefilmt wurde, macht die Kameraarbeit von Branchenlegende Roger Deakins bemerkenswert - er hat es aber geschafft, diesen Aspekt nicht zum Selbstzweck verkommen zu lassen, sondern sensationelle und hochatmosphärische Bilder zwischen Epik und purem Grauen zu erschaffen - es wäre geradezu lächerlich, würde er dafür nicht mit dem OSCAR belohnt! Das soll natürlich nicht heißen, daß die vier anderen Nominees nicht ebenfalls gute bis sehr gute Arbeit geleistet hätten, im Gegenteil: Diese Kategorie war vermutlich selten so qualitativ hochwertig besetzt wie dieses Jahr. Trotzdem sollte im Normalfall kein Weg an "1917" vorbeigehen - Experten sehen "Once Upon a Time ..." noch am ehesten als Kandidat für eine Überraschung, man sollte aber auch den in Schwarzweiß gedrehten "Der Leuchtturm" nicht ganz außer acht lassen.

Gewinnen sollte: "1917".
Gewinnen wird: Roger Deakins für "1917".

Ausstattung:
- Bob Shaw, "The Irishman"
- Ra Vincent, "Jojo Rabbit"
- Dennis Gassner, "1917"
- Barbara Ling, "Once Upon a Time in ... Hollywood"
- Ha-jun Lee, "Parasite"

Gesehen: Alle außer "Jojo Rabbit".
Favoriten: "Once Upon a Time in ... Hollywood" und "1917". Alle fünf Kandidaten sind nicht aussichtslos, im Normalfall sollte es sich jedoch zwischen "Once Upon a Time ..." mit seiner detailreichen 1960er Jahre-Atmosphäre und "1917" entscheiden. Trotzdem wage ich hier einen Überraschungstip.

Gewinnen sollte: "Once Upon a Time in ... Hollywood".
Gewinnen wird: Lee Ha-jun für "Parasite".

Nachruf: Kirk Douglas (1916-2020)

Kirk Douglas, geboren im US-Bundesstaat New York als der Sohn weißrussischer Immigranten unter dem Namen Issur Danielowitsch Demsky, war drei Mal für den OSCAR nominiert, erhielt einen Ehren-OSCAR und spielte die Hauptrolle in einer ganzen Reihe von Filmklassikern - doch die wichtigste Entscheidung seiner Karriere (wie er es selbst einschätzte) hatte nur indirekt mit seiner Schauspielerei zu tun: Für den Dreh von Stanley Kubricks Monumentalfilm "Spartacus" sorgte er als ausführender Produzent nicht allein dafür, daß der seit seiner Weigerung, in der McCarthy-Ära in den 1950er Jahren Kollegen als vermeintliche oder wirkliche Kommunisten zu denunzieren, auf der schwarzen Liste stehende Dalton Trumbo als Drehbuch-Autor angeheuert wurde - er bestand gegen erhebliche Widerstände auch darauf, daß Trumbo nicht (wie zuvor in etlichen, teils OSCAR-prämierten Filmen) unter Pseudonym arbeitete, sondern sein Name offen in Vor- und Abspann genannt wurde. Damit setzte er ein deutliches gesellschaftliches Zeichen gegen die fanatische Kommunistenhatz, die über Jahre hinweg für Angst, Verdächtigungen und Repressionen nicht nur, jedoch ganz besonders in der Unterhaltungsbranche sorgte. Und er rehabilitierte quasi im Alleingang einen der besten Autoren Hollywoods (die Geschichte wurde 2015 im Kinofilm "Trumbo" erzählt). Am gestrigen Mittwoch verstarb Kirk Douglas als einer der letzten ganz großen Stars aus Hollywoods "Goldener Ära" im stolzen Alter von 103 Jahren.

Douglas' Filmkarriere begann Mitte der 1940er Jahre, nachdem er den Zweiten Weltkrieg - in dem er in der US Navy diente - überstanden und bereits einige Jahre Theatererfahrung hatte. Obwohl der mit 1,75 m nicht allzu hochgewachsene Mann mit dem äußerst markanten Kinn nicht wirklich dem gängigen Schönheitsideal dieser Zeit entsprach, startete er im Kino dank seines schauspielerischen Könnens, seiner Energie und seines Charimas sowie einer cleveren Rollenauswahl direkt durch. In seinem Leinwanddebüt in einer großen, tragischen Nebenrolle in Lewis Milestones Film noir "Die seltsame Liebe der Martha Ivers" (1946) beeindruckte er so sehr, daß eine Rolle als Gangsterboß in einem weiteren Film noir folgte: Jacques Tourneurs "Goldenes Gift" (1947) mit Robert Mitchum und Jane Greer zählt zu den großen Klassikern des Genres und bedeutete für Douglas bereits den Durchbruch in Hollywood. Allerdings war er für die nächsten Jahre vorwiegend auf Schurken- respektive Antihelden-Rollen festgelegt, so erneut als Gangsterboß in Byron Haskins "Vierzehn Jahre in Sing Sing" (1947) oder als skrupelloser Boxer in "Zwischen Frauen und Seilen" (1949), für welchen er seine erste OSCAR-Nominierung erhielt. Douglas' künstlerisch erfolgreichste Dekade waren ohne Zweifel die 1950er Jahre. Seine Rollen wurden vielfältiger und ambivalenter, so überzeugte er etwa als aufstrebender Musiker in Michael Curtiz' "Der Jazztrompeter" (1950), als der Typ "harte Schale, weicher Kern" in Irving Rappers Tennessee Williams-Adaption "Die Glasmenagerie" (1950), als hartgesottener Cop in William Wylers betont authentischem "Polizeirevier 21" (1951), als Filmproduzent in "Stadt der Illusionen" (1952), in den Western "Trapper am Missouri" (1952), "Mit stahlharter Faust" (1955), "Zwei rechnen ab" (1957) und "Der letzte Zug von Gun Hill" (1959), als Seemann Ned in der aufwendigen Jules Verne-Verfilmung "20.000 Meilen unter dem Meer" (1954), als altgriechischer Sagenheld im italienischen Monumentalfilm "Die Fahrten des Odysseus" (1954), als berühmter Maler in "Vincent van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft" (1956) und als Wikinger-Prinz in "Die Wikinger" (1958).

Drei Filme stachen in diesem Jahrzehnt aber besonders heraus: "Reporter des Satans" (1951), "Wege zum Ruhm" (1957) und "Spartacus" (1960). In Billy Wilders bitterbösem Mediendrama "Reporter des Satans" nach einer wahren Begebenheit verkörpert Kirk Douglas den zynischen Zeitungsreporter Chuck Tatum, der zwar talentiert ist, aber auch sehr schwierig um Umgang und deshalb bereits elf Mal gefeuert wurde. Als er, inzwischen bei einer kleinen Lokalzeitung angestellt, zufällig von einem nahebei in einer eingestürzten Höhle verschütteten Mann erfährt, wittert Tatum seine Chance und bauscht das Ganze mit der Hilfe eines bestechlichen Sheriffs zu einer Sensationsstory auf. Er nutzt jeden fiesen Trick, um die Bergungsarbeiten möglichst in die Länge zu ziehen und gleichzeitig sich selbst als heldenhaften Reporter darzustellen. Nein, ein Feelgood-Movie ist "Reporter des Satans" definitiv nicht, doch unter all jenen Helden- und Schurkenrollen, die er im Lauf seiner Karriere gespielt hat, ist der selbstsüchtige Zyniker Chuck Tatum jener Charakter, den ich persönlich am stärksten mit Kirk Douglas verbinde.
Als Film wohl sogar noch eindrucksvoller ist Stanley Kubricks Erster Weltkriegs-Drama "Wege zum Ruhm" geraten. Die in Schwarzweiß gedrehte Verfilmung eines Romans von Humphrey Cobb gilt nicht ohne Grund als einer der besten Filme aller Zeiten und als ein ultimativer Anti-Kriegsfilm. Douglas agiert als aufrechter französischer Colonel Dax, der inmitten des erbitterten Stellungskrieges in den französischen Schützengräben den Befehl zum Überraschungsangriff mit seinen Männern auf die Deutschen erhält - obwohl dieser offensichtlich völlig sinnlos und angesichts der erschöpften und dezimierten Truppen auch aussichtslos ist. Als der Angriff wie erwartet scheitert, sollen 100 zufällig ausgewählte Überlebende wegen "Feigheit vor dem Feind" hingerichtet werden ... "Wege zum Ruhm" - erschütternderweise wie "Reporter des Satans" auf einer wahren Begebenheit basierend - entlarvt nicht nur vortrefflich die Sinnlosigkeit des Krieges an sich, sondern prangert mit unübertroffener Schärfe militärische Inkompetenz und Ruhmsucht hoher Offiziere an, ganz nebenbei positioniert er sich außerdem deutlich gegen die Todesstrafe (was zu dieser Zeit noch eine Besonderheit war). Kurzum: Ein Meisterwerk, dem Kirk Douglas als verzweifelter, einsamer Verteidiger der Gerechtigkeit die nötige Menschlichkeit verleiht.
Und dann wäre da eben noch der bereits angesprochene, 200-minütige "Spartacus", wobei der heroische Anführer eines (historisch verbürgten) Sklavenaufstandes im antiken Rom wohl für die meisten Filmfans die prägendste Douglas-Rolle sein dürfte.

In den 1960er Jahren wurden die Highlights in Douglas' Filmographie deutlich weniger. Mit den Western "El Perdido" (1961), "Einsam sind die Tapferen" (1962) und "Die Gewaltigen" (1965), dem bitteren, in Deutschland spielenden und gedrehten Drama "Stadt ohne Mitleid" (1961), den Kriegsfilmen "Erster Sieg" (1965), "Kennwort 'Schweres Wasser'" (1965) und "Der Schatten des Giganten" (1966) sowie Elia Kazans Drama "Das Arrangement" (1969) drehte er zwar eine ganze Reihe solider bis guter Filme. Wirklich hervor sticht aus seiner Arbeit in dieser Dekade aber nur John Frankenheimers packender Politthriller "Sieben Tage im Mai" nach einem Skript des "Twilight Zone"-Schöpfers Rod Serling, in dem Kirk Douglas als Colonel Casey von einem geplanten Militärputsch gegen die US-Regierung erfährt und versucht, diesen zu verhindern. In den 1970er und 1980er Jahren war Kirk Douglas zwar weiterhin recht fleißig und versuchte sich sogar zwei Mal (mit überschaubarem Erfolg) als Regisseur. Doch nur wenige Filme blieben im Gedächtnis, darunter Brian de Palmas Science Fiction-Thriller "Teufelskreis Alpha" (1978), der Zeitreise-Thriller "Der letzte Countdown" (1980), die Komödie "Archie und Harry" (1986) und sein letzter Kinofilm "Es bleibt in der Familie" (2003), in dem er erstmals an der Seite seines Sohnes Michael Douglas und seines Enkels Cameron Douglas agierte. Nach einem schweren Schlaganfall 1995 zog er sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück, ließ sich gelegentliche Auftritt in der Branche jedoch nicht nehmen - zuletzt bei den Golden Globes 2018, als er den Drehbuch-Preis überreichte. Außer für "Zwischen den Seilen" war Douglas auch für "Stadt der Illusionen" und "Vincent van Gogh" (beide unter der Leitung von Vincente Minnelli) für einen Academy Award nominiert, regulär gewann er den Goldjungen aber nie - als Trost gab es 1996 den Ehren-OSCAR für sein Lebenswerk. Zudem gewann er für "Vincent van Gogh" den Golden Globe, war drei Mal für den TV-Preis Emmy nominiert und erhielt weltweit zahlreiche weitere Ehrungen (darunter den Ehren-Bären bei der Berlinale).

Am 5. Februar 2020 starb Kirk Douglas im Alter von 103 Jahren in Beverly Hills, Kalifornien, eines natürlichen Todes. R.I.P.

Embed from Getty Images

Mittwoch, 5. Februar 2020

OSCAR-Vorschau 2020 – Die Hauptkategorien

Am Sonntag steht die 92. Verleihung der Academy Awards in Los Angeles ins Haus (die erneut live bei Pro 7 übertragen wird), wie jedes Jahr wage ich kurz vorher eine ausführliche Analyse und Prognose für alle Kategorien. Als Basis für meine Einschätzung der Favoritenlage dienen dabei neben meiner eigenen jahrelangen Erfahrung vor allem die bisherigen Preisverleihungen der aktuellen Awards Season seit Ende November 2019 sowie amerikanische OSCAR-Blogs wie Gurus o' Gold, Goldderby.com und Indiewire. Letztes Jahr habe ich mit nur 14 von 24 richtig vorhergesagten Kategorien ziemlich versagt, 2018 lief es dafür mit 19 Siegertips richtig gut - in den Jahren davor waren es 14, 16, 15 und 18; ich kann demnach zwar nicht die Lottozahlen prognostizieren, tippe aber keineswegs einfach so ins Blaue ...

Bester Film: 
- Jojo Rabbit
- 1917

Davon habe ich gesehen und kann daher selbst beurteilen: Alle außer "Jojo Rabbit" (habe ich nicht mehr rechtzeitig geschafft; meine Kritik zu "1917" kommt nächste Woche).
Favoriten: "1917" vor "Parasite" und "Once Upon a Time in ... Hollywood". Die bedeutendste Kategorie scheint zwar nicht mehr so offen zu sein wie noch vor ein paar Wochen, da seitdem "1917" die meisten wichtigen Preise für sich entscheiden konnte; trotzdem sehe ich mit "Le Mans 66" nur einen chancenlosen Film. Meine Einschätzung der Siegwahrscheinlichkeiten der übrigen acht Nominees:
2%: "Little Women". Tolle Kritiken, gute Einspielergebnisse, aber wenige Preise im Verlauf der Awards Season. Eigentlich chancenlos, wäre er nicht der einzige weiblich dominierte Film im Wettbewerb, der eventuell von den erneuten Diskussionen über zu wenige weibliche und nicht-weiße Nominierte in den Hauptkategorien profitieren könnte. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, daß es zum "Bester Film"-Gewinn reicht.
3%: "Marriage Story". Auch hier gab es überragende Kritiken, das Scheidungsdrama ist jedoch vermutlich etwas zu unspektakulär für den ganz großen Preis; zudem dürfte es immer noch Academy-Mitglieder geben, die nicht für eine nicht regulär im Kino gezeigte Netflix-Produktion stimmen.
5%: "Joker". Ein niemals erwarteter Megahit, der offensichtlich einen gesellschaftlichen Nerv getroffen hat, aber auch polarisiert und im Schnitt die schwächsten Kritiken der neun Nominees vorzuweisen hat. Als Sieger nicht ausgeschlossen, aber ebenfalls sehr unwahrscheinlich.
7%: "Jojo Rabbit". Nach "Joker" der am wenigsten gut besprochene Film, der allerdings bei Festival- und Arthouse-Besuchern überragend ankommt und auch in der Branche viel Rückhalt genießt, wie einige überraschende Ehrungen während des OSCAR-Rennens beweisen.
10%: "The Irishman": Martin Scorseses dreieinhalbstündiges Mafiaepos war lange Topfavorit, ging aber seit den Golden Globes bei fast allen Preisverleihungen leer aus und ist deshalb in der Rangliste deutlich nach hinten gerutscht. Trotzdem ist ein Sieg nicht ausgeschlossen, er wäre inzwischen aber eine Überraschung.
16%: "Parasite": Der südkoreanische Welthit hat sich heimlich, still und leise zum Mitfavoriten gemausert und wird von vielen Experten sogar als einziger verbliebener Konkurrent von "1917" betrachtet. In der Tat gab es zuletzt gerade bei den Gildenpreisen einige erstaunliche Siege für "Parasite", doch fällt es mir schwer zu glauben, daß er tatsächlich gewinnen kann - zumal es in den letzten Jahren meiner Ansicht nach wesentlich würdigere nicht-englischsprachige Filme gab, die einen solchen Triumph eher verdient gehabt hätten.
17%: "Once Upon a Time in ... Hollywood": Quentin Tarantinos detailverliebte Hommage an das Hollywood der späten 1960er Jahre hat in der Awards Season sehr gut abgeschnitten, wenn er auch nur selten als "Bester Film" geehrt wurde. Daß es Tarantinos angeblich vorletzter Film ist und er noch nie in der Königskategorie (oder als Regisseur) triumphierte, könnte dafür sorgen, daß die Academy-Mitglieder ihn für seine große Karriere belohnen wollen - schließlich weiß niemand, ob sein letzter Film OSCAR-würdig ausfällt ...
40%: "1917": Sam Mendes' kunstvolles Erster Weltkriegs-Drama ist quasi das Gegenstück zu "The Irishman": Der Beginn der Awards Season verlief sehr schleppend (auch weil "1917" erst spät fertig wurde), spätestens seit den Golden Globes hat der Film jedoch fast alle wichtigen Ehrungen gewonnen (zuletzt gab es bei den britischen BAFTAs sieben Preise) und sich somit zum Topfavoriten aufgeschwungen.

Gewinnen sollte: "1917" (vor "Marriage Story" und "Once Upon a Time ...").
Gewinnen wird: "1917".

Regie:
- Martin Scorsese, "The Irishman"
- Todd Phillips, "Joker"
- Sam Mendes, "1917"
- Quentin Tarantino, "Once Upon a Time in ... Hollywood"
- Bong Joon-ho, "Parasite"

Dienstag, 4. Februar 2020

LITTLE WOMEN (2019)

Regie und Drehbuch: Greta Gerwig, Musik: Alexandre Desplat
Darsteller: Saoirse Ronan, Florence Pugh, Timothée Chalamet, Emma Watson, Eliza Scanlen, Laura Dern, Chris Cooper, Meryl Streep, James Norton, Louis Garrel, Jayne Houdyshell, Bob Odenkirk, Tracy Letts, Dash Barber, Hadley Robinson, Sasha Frolova
Little Women (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 95% (8,5); weltweites Einspielergebnis: $218,8 Mio.
FSK: 0, Dauer: 135 Minuten.

Während des amerikanischen Bürgerkrieges wachsen die vier March-Schwestern in den 1860er Jahren mit ihrer Mutter (Laura Dern, "Marriage Story") behütet im ländlichen Massachusetts in den Nordstaaten auf, während ihr Vater (Bob Odenkirk, "Long Shot") im Krieg kämpft. Obwohl die Schwestern in ihrer Persönlichkeit verschieden sind, eint sie neben der unverbrüchlichen Liebe füreinander ihr künstlerisches Talent: Die verantwortungsbewußte Meg (Emma Watson, "Vielleicht lieber morgen") ist eine Schauspielerin, die burschikose Jo (Saoirse Ronan, "Maria Stuart, Königin von Schottland") – die viel lieber ein Junge wäre – Schriftstellerin, die brave Beth (Eliza Scanlen, TV-Serie "Sharp Objects") spielt Klavier und das verwöhnte Nesthäkchen Amy (Florence Pugh, "Fighting with My Family") malt. Doch das 19. Jahrhundert ist keine Zeit, in der sich Frauen ohne weiteres selbst verwirklichen können und so erwartet die Gesellschaft von ihnen in erster Linie, brave Ehefrauen zu werden, wenn sie erwachsen sind. Während Meg sich damit abfindet und den etwas langweiligen, aber liebevollen Lehrer John Brooks (James Norton, "Mr. Turner") heiratet, verfolgt Jo weiterhin ihren Traum, als Schriftstellerin ihren Lebensunterhalt zu verdienen und geht dafür schmerzhafte künstlerische Kompromisse ein. Von Heirat will sie derweil nichts wissen – zur Verbitterung des wohlhabenden Nachbarsjungen Laurie (Timothée Chalamet, "Interstellar"), der mit den March-Schwestern aufgewachsen und schon lange Zeit in Jo verliebt ist. Dann erkrankt auch noch Beth schwer …

Sonntag, 2. Februar 2020

TV-Tips für die Woche 6/2020

Update vom 7. Februar: Anläßlich des Todes von Kirk Douglas zeigt Arte am Sonntag um 20.15 Uhr John Sturges' Western-Klassiker "Zwei rechnen ab", in dem Douglas an der Seite von Burt Lancasters Wyatt Earp den Doc Holliday spielt. Dafür entfällt der von mir empfohlene Heistfilm "Lautlos wie die Nacht".

Nach einer längeren Pause - für die ein wenig aufregendes TV-Programm nach den Feiertagen ebenso verantwortlich ist wie meine Beschäftigung mit dem OSCAR-Rennen - geht es weiter mit meinen TV-Tips. Zuvor möchte ich allerdings noch kurz auf einen neuen, kostenlosen (da werbefinanzierten) Streaming-Dienst hinweisen, auf den ich von dessen Geschäftsführer selbst aufmerksam gemacht wurde (und über den er diesen Artikel geschrieben hat) und der in der Tat interessant klingt: Popcorntimes präsentiert eine Palette von Filmen seit den 1910er Jahren, unter denen sich vor allem für an der Frühzeit des Kinos interessierte Cineasten viele echte Schmankerl befinden - beispielsweise Frühwerke von Alfred Hitchcock, Meisterwerke aus der "goldenen Ära" Hollywoods in den 1930er und 1940er Jahren (z.B. Howard Hawks' köstliche Screwball-Comedy "Sein Mädchen für alle Fälle" mit Cary Grant oder Frank Capras "Hier ist John Doe" mit James Stewart), Stummfilme wie "Das Zeichen des Zorro" oder viele Buster Keaton-Werke sowie die Zeichentrick-"Superman"-Kurzfilme aus den 1940er Jahren. Ich habe es aus Zeitgründen noch nicht ausführlich selbst ausprobiert, aber das sieht vielversprechend aus. Damit nun zu den TV-Tips:

Montag, 3. Februar:
Arte, 21.55 Uhr: "Schreie und Flüstern" (1972)
Ingmar Bergmans für fünf OSCARs nominiertes (und mit dem Kamera-OSCAR gewürdigtes) Psychodrama-Kammerspiel handelt von Enddreißigerin Agnes (Harriet Andersson), die Ende des 19. Jahrhunderts unheilbar an Krebs erkrankt. Um ihr in ihren letzten Tagen beizustehen, kommen ihre beiden Schwestern (Liv Ullmann und Ingrid Thulin) zurück in das Gutshaus, in dem sie aufgewachsen sind - doch da sich die Schwestern längst entfremdet haben, bieten sie Agnes nur bedingt Trost.

HR, 0.00 Uhr: "Mädchen im Schaufenster" (1961)
Der junge Lino Ventura spielt in dem neorealistisch geprägten italienisch-französischen Drama von Luciano Emmer den Bergarbeiter Federico, der mit einigen Freunden als Gastarbeiter in die Niederlande kommt, wo sie in einer Kohlemine schuften. Nachdem sie einen Einsturz knapp überleben, entschließt sich Federicos bester Freund Vincenzo (Bernard Fresson) zur Rückkehr nach Italien, doch zuvor wollen sie ihre Rettung im Amsterdamer Rotlicht-Viertel feiern ...

Kabel Eins, 1.05 Uhr: "Police Story" (1985)
Die lange Karriere des Hongkong-Superstars Jackie Chan ist voller Hits, doch zu seinen besten und erfolgreichsten Filmen zählt zweifellos "Police Story" (Kabel Eins zeigt wohl die gängige Exportfassung, die leider um etwa 12 Minuten gekürzt ist). Die Actionkomödie, in der Chan den Polizisten Kevin spielt, der einen Drogenboß zur Strecke bringen will, durch eine Intrige aber selbst zum Gejagten wird, bietet einige der haarsträubendsten, tollkühnsten und amüsantesten Actionsequenzen in der Geschichte des Hongkong-Kinos, ist aber auch davon abgesehen ein sehr unterhaltsamer Film.

Außerdem:
Glaubensfrage (die fünffach OSCAR-nominierte Theateradaption mit Philip Seymour Hoffman, Meryl Streep und Amy Adams bietet tolles Schauspielerkino mit intelligenten und intensiven Dialogen; 20.15 Uhr bei Arte)

Samstag, 1. Februar 2020

Samstags-Update (5/2020)

Keine nennenswerten Änderungen am deutschen Kinostartplan bis Ende Februar:


Box Office-News:
In den deutschen Kinocharts gibt es an diesem Wochenende endlich wieder ein spannendes Rennen um die Spitzenposition: Sowohl die Familienkomödie "Die fantastische Reise des Dr. Dolittle" mit Robert Downey Jr. als auch Vorwochenspitzenreiter "Bad Boys for Life" zielen auf über 200.000 Zuschauer ab - bei "Dr. Dolittle" jedoch nur, wenn man die Previews mitrechnet, von Donnerstag bis Sonntag gerechnet wird "Bad Boys 3" mit großer Wahrscheinlichkeit die Nase vorn haben. Platz 3 geht an Til Schweigers "Die Hochzeit" mit ca. 150.000 Besuchern. Zwei weitere Neustarts sortieren sich mit etwas weniger als 100.000 Kinogängern im Mittelfeld der Top 10 ein: Die sechsfach OSCAR-nominierte Literaturadaption "Little Women" mit Saoirse Ronan und Emma Watson sowie der deutsche Animations-Kinderfilm "Die Heinzels". Der neue US-Horrorfilm "Countdown" sollte mit knapp 70.000 Zuschauern auf Platz 8 oder 9 landen.
In den USA wagen sich am Super Bowl-Wochenende traditionell keine hochkarätigen Neustarts in die Kinos, weshalb es wenig überraschend ist, daß "Bad Boys for Life" seine Führung in den US-Charts mit etwas unter $20 Mio. am dritten Wochenende locker verteidigt. Auch Platz 2 und 3 bleiben unverändert, sowohl OSCAR-Favorit "1917" ($10 Mio.) als auch "Dr. Dolittle" ($8 Mio.) zeigen sich mit Rückgängen von 30-40% gegenüber der Vorwoche sehr stabil. Der beste Neuzugang ist der Fantasy-Horrorthriller "Gretel & Hansel" mit "Es"-Star Sophia Lillis, der mit mäßigen $6 Mio. zwischen Platz 4 und 6 landen wird. Noch deutlich schlechter sieht es für Blake Lively aus, deren mit einem Budget von $50 Mio. gar nicht so billiger Actionthriller "The Rhythm Section" mit $3 Mio. am unteren Ende der Top 10 gnadenlos floppt - ursprünglich war die Verfilmung eines Romans von Mark Burnell als Beginn einer Filmreihe geplant, aber das können sich alle Beteiligten nun definitiv abschminken ... Weder "Gretel & Hansel" noch "The Rhythm Section" haben bislang einen deutschen Starttermin und angesichts der schwachen US-Ergebnisse (und mediokren Kritiken, wobei "Gretel & Hansel" deutlich besser abschneidet) könnte es bei beiden auf einen direkten Heimkinostart hinauslaufen.

Quellen: