Der deutsche Kinomonat Juni 2025 hat überraschenderweise kein einziges Superhelden-Abenteuer zu bieten - langweilig wird es aber keinesfalls. Immerhin stehen mit der späten Horror-Fortsetzung "28 Years Later", der ersten Realverfilmung von "Drachenzähmen leicht gemacht", dem sündteuren Rennfilm "F1" oder dem actionreichen "John Wick"-Spin-Off "Ballerina" potentielle Highlights aus verschiedensten Genres zur Wahl. Dazu kommen noch Werke wie der neue Pixar-Originalfilm "Elio", das etwas andere (Horror-)Märchen "The Ugly Stepsister" oder das SciFi-Horror-Sequel "M3GAN 2.0":
5. Juni:
"Ballerina – From the World of John Wick":
Nach
vier immer erfolgreicheren "John Wick"-Filmen rund um den
von Keanu Reeves so meisterhaft verkörperten Ex-Auftragskiller sowie
einer Spin-off-Serie ("The Continental" bei Amazon Prime
Video) kommt mit "Ballerina" nun ein erstes "John
Wick"-Kino-Spin-off in die Lichtspielhäuser. Unter der Regie
von Len Wiseman ("Underworld") spielt Ana de Armas ("Knives
Out") die titelgebende Tänzerin Eve, deren Familie in ihrer
Kindheit fast komplett ausgelöscht wurde. Eve überlebte und fand
Zuflucht bei der von der Direktorin (Anjelica Huston, "Die Tiefseetaucher") angeführten
Ruska-Roma-Familie, zu der auch John Wick einst gehörte. Dort wurde
sie zur Killerin ausgebildet und sinnt nun auf Rache für den Tod
ihrer Familie … "Ballerina" spielt zwischen dem dritten
und dem vierten "John Wick"-Kapitel und wird mehrere aus
der Kino-Reihe bekannte Figuren auftreten lassen, darunter Wick
selbst, "Continental"-Manager Winston (Ian McShane) und
dessen rechte Hand Charon (Lance Reddick in seiner letzten Rolle).
Den Haupt-Antagonisten verkörpert Gabriel Byrne ("Death of a Ladies' Man").
"The Ugly
Stepsister":
Man
sollte meinen, die Geschichte vom Aschenputtel respektive Cinderella
wäre inzwischen wirklich oft genug verfilmt worden, aber die
Norweger haben einen etwas anderen Ansatz gefunden und mit ihrer aus
der Perspektive einer von Aschenputtels vermeintlich fiesen
Stiefschwestern erzählten Story einen echten Kritiker-Hit gelandet. Dabei geht die
schwarzhumorige Bodyhorror-Komödie von Langfilm-Regiedebütantin
Emilie Blichfeldt alles andere als zimperlich vor und verdient sich ihre FSK 16-Freigabe (in etlichen Ländern gab es sogar nur eine
Erwachsenen-Freigabe) redlich. Und ganz nebenbei hält sich "The
Ugly Stepsister" teilweise sogar stärker an das ursprüngliche
Märchen als die bekanntlich kräftig verharmlosten gängigen
Versionen von Disney und Konsorten – deshalb die Kategorisierung
als Bodyhorror (und viele Vergleiche mit dem diesjährigen
OSCAR-Nominee "The Substance"). In der Titelrolle glänzt
Lea Myren (TV-Serie "Kids in Crime") als Elvira, die schon
immer im Schatten ihrer schönen Stiefschwester Agnes (Thea Sofie
Loch Næss,
"The Last King") stand. Als sich beide in den Prinzen
Julian (Isac Calmroth) vergucken, ist Elvira wildentschlossen,
wirklich alles zu geben, um sich durchzusetzen ...
"The Wedding
Banquet":
Im
Jahr 1993 schuf Ang Lee mit "Das Hochzeitsbankett" ein
kleines Meisterwerk, das dem Taiwanesen den Weg zu seiner großen
Hollywood-Karriere (u.a. "Brokeback Mountain", "Life
of Pi") ebnete. Gut 30 Jahre später bringt der junge
koreanischstämmige US-Amerikaner Andrew Ahn ("Driveways")
ein Remake auf die Leinwand, das bei den Kritikern ähnlich gut
abschneidet wie das Original. Im Mittelpunkt der romantischen Komödie
steht der schwule Künstler Min ("Saturday Night Live"-Komiker
Bowen Yang), der seine Aufenthaltsgenehmigung zu verlieren droht. Um
eine Green Card zu erhalten, will Min eine Scheinehe mit seiner
lesbischen Freundin Angela ("Star Wars"-Star Kelly Marie
Tran) eingehen. Im Gegenzug soll Min die künstliche Befruchtung von
Angela und ihrer Partnerin Lee (Lily Gladstone, "Killers of the
Flower Moon") finanzieren. Daß das Ganze nur Schein ist, ahnt
allerdings Mins Großmutter (Youn Yuh-jung, TV-Serie "Pachinko")
nicht, die prompt ein großes, traditionell koreanisches
Hochzeitsbankett organisiert.
12.
Juni:
"Drachenzähmen
leicht gemacht" (3D):
Zu
den größten Hits von DreamWorks Animation zählt zweifellos die
zwischen 2010 und 2019 veröffentlichte "Drachenzähmen leicht
gemacht"-Trilogie über den jungen, zu einem drachenjagenden
Stamm gehörenden Wikinger Hicks, der sich unerhörterweise mit dem
Nachtschatten-Drachen Ohnezahn anfreundet. Und nachdem Disney mit den
Realfilm-Remakes seiner Zeichentrick-Klassiker häufiger Erfolge als
Mißerfolge feiert, dachte man sich wohl: Warum probieren wir das
nicht auch mal? Et voila, schon kommt er in die Kinos! Der
Unterschied zu Disney ist allerdings, dass das Team des Remakes im
Wesentlichen das gleiche wie bei den Animationsfilmen ist –
angefangen mit Regisseur und Drehbuch-Autor Dean DeBlois. Das läßt auf hohe Qualität hoffen, auch wenn von der
Sprecherriege der Trilogie lediglich Gerard Butler ("Olympus Has Fallen") erneut seine Rolle
als Hicks' Vater Haudrauf der Stoische übernehmen wird. Die
restliche Besetzung ist also neu, aber durchaus vielversprechend:
Mason Thames ("The Black Phone") übernimmt die Hauptrolle
des Hicks und Nico Parker ("Dumbo") verkörpert seine
Freundin Astrid, dazu kommen Nick Frost ("Fighting with My
Family") als Grobian und Julian Dennison ("Deadpool 2")
als Fischbein.
"Guns Up":
Mit
seinen "Detective Knight"-Filmen mit Bruce Willis in der
Titelrolle hat sich der US-Filmemacher Edward Drake bislang nicht
unbedingt in den Olymp Hollywoods hervorgearbeitet. Doch trotz der
miserablen Kritiken der Trilogie – die weltweit in den Kinos gerade
einmal gut $340.000 einspielte – hat er es irgendwie geschafft, für
einen etwas größeren Film angeheuert zu werden. In der
Actionkomödie "Guns Up" spielt Kevin James ("Der
Kaufhaus Cop") den Ex-Polizisten Ray, der aus finanziellen Gründen
in die Kriminalität wechselte und sich als Schuldeneintreiber
verdingt. Als er so genügend Geld verdient hat, um sich mit seiner
Gattin Audrey (Christina Ricci, "Black Snake Moan") den
Traum von einem eigenen Diner zu erfüllen, will Ray aussteigen –
doch ein mißglückter Auftrag macht ihn stattdessen selbst zur
Zielscheibe …
19.
Juni:
"28 Years
Later":
Im
Jahr 2002 schuf der Brite Danny Boyle ("Trainspotting") mit
"28 Days Later" einen der besten Zombiefilme aller Zeiten
(auch wenn es streng genommen gar keine Untoten sind). Fünf Jahre
später folgte ein von Juan Carlos Frenadillo inszeniertes Sequel
namens "28 Weeks Later", das erheblich actionreicher
ausfiel, aber ebenfalls viel verdientes Lob erhielt. Ein dritter Teil
namens "28 Years Later" war immer wieder mal im Gespräch,
aber es sollte ab dem Erscheinen des Originals mehr als 20 Jahre
dauern, bis es tatsächlich die Leinwände erobert (immerhin keine 28 Jahre!) – als Auftakt
einer neuen Trilogie und erneut unter der bewährten Leitung von
Danny Boyle und seinem Drehbuch-Koautor Alex Garland ("Ex
Machina"). 28 Jahre, nachdem das Rage-Virus Großbritannien
überrollte und weitgehend entvölkerte, haben sich einige Überlebende auf einer kleinen,
abgelegenen Insel verbarrikadiert und zu so etwas wie einem halbwegs
normalen Leben zurückgefunden. Als Jamie (Aaron Taylor-Johnson,
"Kick-Ass") mit seinem Sohn Spike (Alfie Williams, TV-Serie "His Dark Materials") für
eine gefährliche Mission erstmals wieder das Festland betritt,
müssen sie feststellen, dass sich einiges verändert hat –
inklusive der dort überlebenden Menschen. Weitere Hauptrollen spielen
Ralph Fiennes, Jodie Comer ("The Last Duel") und Jack
O'Connell ("Unbroken"). Was aus dem von Cillian Murphy
verkörperten Protagonisten aus "28 Days Later" wurde,
werden wir laut Danny Boyle übrigens auch erfahren – allerdings
erst im nächsten Teil.
"Elio"
(3D):
Der
Pixar-Animationsfilm von Madeline Sharafian (war u.a. an "Alles
steht Kopf 2" beteiligt), Domee Shi ("Rot") und Adrian
Molina ("Coco") erzählt vom 11-jährigen Träumer Elio,
dessen Mutter die Leiterin eines geheimen Regierungsprojekts zur
Entschlüsselung außerirdischer Botschaften ist. Allerdings ist es
Elio, zu dem Außerirdische tatsächlich Kontakt aufnehmen, weil sie
ihn fälschlicherweise für den intergalaktischen Botschafter der
Erde halten und deshalb auf ihr Raumschiff beamen ...
"Wilhelm
Tell":
In
dieser aufwendigen und actionreichen, jedoch eher mittelprächtig
rezensierten Verfilmung der Geschichte des titelgebenden
schweizerischen Freiheitskämpfers wird dieser vom Dänen Claes Bang
("The Northman") verkörpert. Unter der Regie des Nordiren
Nick Hamm ("Benzin im Blut") nimmt Tell es im frühen 14.
Jahrhundert mit dem brutal herrschenden österreichischen König
Albrecht (Ben Kingsley) und dessen Schergen auf und startet eine
folgenreiche Revolution. In weiteren Rollen agieren Jonathan Pryce
("Fluch der Karibik"), Golshifteh Farahani ("Tyler
Rake"), Jonah Hauer-King ("Arielle, die Meerjungfrau")
und Connor Swindells (TV-Serie "Sex Education").
"Loyal
Friend":
In
der mit glänzenden Kritiken ausgestatteten, vom Filmemacher-Duo
Scott McGehee und David Siegel ("Das Glück der großen Dinge")
inszenierten Adaption des Romans "Der Freund" von Sigrid
Nunez spielt Naomi Watts ("Mulholland Drive") die New
Yorker Schriftstellerin Iris. Als deren bester Freund und Mentor
Walter (Bill Murray, "Lost in Translation") unerwartet verstirbt, ist das für Iris ein
schwerer Schlag, der durch einen Teil ihrer Erbschaft nicht einfacher
wird. Denn Walter hat Iris seine riesige Dänische Dogge Apollo
vermacht, mit der Iris zunächst nicht viel anzufangen weiß. Doch
schon bald finden in der warmherzigen Tragikomödie Schriftstellerin
und Hund zueinander, vereint auch durch ihre gemeinsame Trauer um
Walter.
"The
Prosecutor":
In
diesem hochgelobten, auf einer wahren Geschichte basierenden
Actionthriller inszeniert Hongkongs Actionstar Donnie Yen ("Rogue One") sich selbst als früherer Polizist, der nach
einem schwierigen Fall den Dienst quittierte und eine neue Karriere
als Staatsanwalt anging. Gleich in seinem ersten Fall wird gegen den
jungen Kit (Mason Fung, "Zero to Hero") ein drakonisches Urteil gefällt, das
offenbar auch mit einem fatalen Ratschlag seiner Anwälte
zusammenhängt. Fok ist sich sicher, dass dabei nicht alles mit
rechten Dingen zuging und beginnt zu recherchieren – womit er seine
Karriere und bald sogar sein Leben riskiert ...
26.
Juni:
"F1":
Allzu
viel Glück hatte der Streamingdienst AppleTV+ mit seinen
eigenproduzierten Filmen bislang nicht. Gut, "Coda" gewann
2022 den OSCAR, wurde aber streng genommen von AppleTV+ lediglich
exklusiv vertrieben – und ansonsten gab es zwar mit "Finch",
"Greyhound", "Macbeth", "Tetris",
"Causeway" oder zuletzt "The Gorge" einige
qualitativ überzeugende Filme, die aber auch nicht wirklich für
Furore sorgten. Jetzt will man es jedoch wissen mit dem gemeinsam mit
Warner Bros. für ein locker dreistelliges Budget (genaue Angaben
gibt es nicht) produzierten Rennfilm "F1" von Joseph
Kosinski ("Top Gun: Maverick"). Darin spielt OSCAR-Gewinner
Brad Pitt den früheren Formel 1-Fahrer Sonny Hayes, der in den
1990er Jahren als großes Talent galt, seit einem schlimmen
Rennunfall aber nur noch in niedrigeren und damit erheblich weniger
aufmerksamkeitsträchtigen Rennserien zum Einsatz kommt. Doch rund 30
Jahre nach dem vermeintlichen Ende seiner F1-Karriere erhält Sonny
die unverhoffte Chance zu einem Comeback, als sein damaliger
Teamkollege Ruben (Javier Bardem) ihn für seinen eigenen, chronisch
erfolglosen Rennstall engagiert, für den er gemeinsam mit dem
aufstrebenden Neuling Joshua (Damson Idris, TV-Serie "Snowfall")
fahren soll ... "F1" wurde in Zusammenarbeit mit der echten
Formel 1-Weltmeisterschaft realisiert, weshalb im Umfeld der Rennen
gedreht werden konnte und die Rennställe und Piloten der WM-Saisons
2023 und 2024 im Film vorkommen.
"M3GAN 2.0":
Vor
drei Jahren gelang Gerard Johnstone mit seinem cleveren
SciFi-Horrorfilm "M3GAN" ein echter Welthit, der in den
Kinos rund das Fünfzehnfache seines überschaubaren Budgets von $12 Mio.
einspielte. Nun folgt die unvermeidliche Fortsetzung, für die
Johnstone diesmal auch das Drehbuch verfaßte. Nachdem die
titelgebende mörderische KI im ersten Teil scheinbar vernichtet
wurde, ist deren Schöpferin Gemma (Allison Williams, "Get Out")
inzwischen zu einer Aktivistin für eine strenge Regulierung
Künstlicher Intelligenzen geworden. Derweil stellt sich heraus, dass
die "M3GAN"-Technologie von einem Rüstungsunternehmen
gestohlen und für die Herstellung einer Art KI-Superspionin namens
Amelia (Ivanna Sakhno, TV-Serie "Star Wars: Ahsoka")
verwendet wurde. Das kann natürlich nur schiefgehen, weshalb Gemma
als letzten Ausweg M3GAN reaktivieren und upgraden muß, um Amelia zu
stoppen ...
"Die
Barbaren – Willkommen in der Bretagne":
In
der mit viel Kritikerlob bedachten französischen
Culture-Clash-Komödie von und mit Julie Delpy ("Before Sunset")
geht es um die Bewohner der betont harmonischen bretonischen
Ortschaft Paimpont. Zu Konflikten kommt es, als man sich entscheidet,
eine ukrainische Flüchtlingsfamilie im Ort aufzunehmen, stattdessen aber eine syrische kommt. Nun stellt sich die Frage: Sind
die Bewohner von Paimpont wirklich so tolerant und weltoffen, wie sie
selbst glauben? Zu den Hauptdarstellern gehören neben Delpy auch
Sandrine Kiberlain ("Mademoiselle Chambon"), Laurent
Lafitte ("Elle") und Ziad Bakri (TV-Serie "Büro der
Legenden").
"Freaky
Tales":
Nach dem großen Erfolg mit "Captain Marvel" hat sich das
Filmemacher-Duo Anna Boden und Ryan Fleck fünf Jahre Zeit gelassen
für seinen nächsten Film. Der sehr lose auf wahren Geschehnissen
beruhende "Freaky Tales" ist eine wohlwollend rezensierte,
übernatürlich angehauchte episodische Actionkomödie, die im
Oakland des Jahres 1987 spielt, wo sich die Schicksale mehrerer
Personen überschneiden. So geht es um eine Auseinandersetzung
zwischen jungen Punks und Nazis, zwei angehende Rapperinnen, einen
alternden Gangster (Pedro Pascal), der eigentlich aus dem kriminellen
Leben aussteigen möchte, und um einen Basketball-Profi (Jay Ellis,
"Escape Room") auf Rachefeldzug.
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