Letztes Update vom 18. Januar: Der Horrorfilm "Fantasy Island" wurde um eine Woche auf den 20. Februar verschoben, die actionreiche Comicadaption "Bloodshot" vom 20. Februar auf den 5. März.
Gerade noch rechtzeitig vor dem Jahreswechsel geschafft: Hier ist meine gewohnt ausführliche Vorschau auf die wichtigsten und erfolgversprechendsten Kinostarts in Deutschland der Monate Januar und Februar:
2. Januar:
Gerade noch rechtzeitig vor dem Jahreswechsel geschafft: Hier ist meine gewohnt ausführliche Vorschau auf die wichtigsten und erfolgversprechendsten Kinostarts in Deutschland der Monate Januar und Februar:
2. Januar:
Nach dem ganzen Streß nicht nur mit den Dreharbeiten,
sondern auch und vor allem mit den Nachwehen des kontrovers aufgenommenen
"Star Wars Episode VIII: Die letzten Jedi" hatte der Regisseur und
Drehbuch-Autor Rian Johnson nachvollziehbarerweise Lust auf eine kleinere, familiäre Produktion.
Dabei handelt es sich um einen satirischen Whodunit-Krimi im guten alten Agatha
Christie-Stil, in welchem zwei Polizisten (Daniel Craig und Lakeith Stanfield) nach
dem Mord an einem Familienpatriarchen (Christopher Plummer) während dessen
Geburtstagsfeier auf seinem Anwesen nach dem Mörder suchen.
In den USA erhielt der hochkarätig besetzte "Knives Out" (die
Verdächtigen werden u.a. von Chris Evans, Jamie Lee Curtis, Ana de Armas und
Don Johnson verkörpert) überragende Kritiken und kam auch beim Publikum
hervorragend an. Und der von Chris Evans im Film getragene Strick-Pullover hat schon Kultstatus erreicht …
Das erneute Kino-Reboot der kultigen 1970er Jahre-TV-Serie
kam bei den US-Kritikern ziemlich gut an – das Publikum zeigte jedoch
keinerlei Interesse an dem Film und bescherte so dem produzierenden Studio Sony
einen heftigen Flop. Schwer zu sagen, woran das liegt … vielleicht waren die
beiden anspruchslosen, aber spaßigen Kinofilme mit Drew Barrymore, Lucy Liu und
Cameron Diaz aus den Jahren 2000 und 2003 noch zu vielen potentiellen
Zuschauern so gut in Erinnerung, daß sie wenig Lust auf eine Neuauflage
verspürten. Vielleicht ist die Thematik auch einfach ausgelutscht (wobei das
angesichts der immer noch von Hollywood vernachlässigten weiblichen
Zuschauer schwer vorstellbar scheint) oder es liegt daran, daß die drei mit
Charme, Witz und Talent fiese Bösewichte jagenden Titelfiguren nicht von ganz
großen Stars verkörpert werden. Nur Kristen Stewart ist weithin bekannt,
wird aber von vielen Mainstream-Kinogängern noch immer nur mit den
"Twilight"-Schmonzetten in Verbindung gebracht, obwohl sie sich in
den letzten Jahren als vielgelobte Independent-Darstellerin etabliert hat. An
ihrer Seite agieren "Aladdin"-Star Naomi Scott und Newcomerin
Ella Balinska, während in Nebenrollen Sir Patrick Stewart, Djimon Hounsou, Sam
Claflin und Elizabeth Banks (die zudem Regie führt) zu sehen sind.
"Judy":
Nachdem sie einige Jahre weitgehend von der Bildfläche
verschwunden war, kehrt die Texanerin Renée Zellweger ("Bridget
Jones") als OSCAR-Favoritin zurück. Während Rupert Goolds Biopic selbst
"nur" ordentliche bis gute Kritiken erhielt, da es relativ
konventionell inszeniert sei und nur im letzten Drittel echten Tiefgang
offenbare, gab es für Zellwegers Performance als der Ex-Kinderstar Judy Garland
überschwängliche Lobeshymnen. Zellweger spielt die populäre "Der
Zauberer von Oz"-Hauptdarstellerin als Mittvierzigerin und damit in einer
Phase ihres Lebens, in der ihre Karriere deutlich schwächelt und sie mit
privaten wie auch finanziellen Problemen zu kämpfen hat. Einen Hoffnungsschimmer
gibt es, als sie eher widerwillig ein gut einmonatiges Engagement im
Londoner Club von Bernard Delfont (Michael Gambon, "Open Range") annimmt und ihren Job
so gut macht, daß immer mehr Zuschauer sie sehen wollen – doch die Trennung von
ihren im Amerika gebliebenen Kindern macht Judy schwer zu schaffen …
"Miles Davis: Birth of the Cool":
Stanley Nelson blickt in der Doku auf Leben und
Karriere des legendären afroamerikanischen Jazzmusikers Miles Davis zurück,
präsentiert dabei bisher unveröffentlichtes Material und läßt Weggefährten wie
Quincy Jones und Carlos Santana zu Wort kommen.
"Jeanne
d'Arc":
2017 schuf der für seine recht exzentrischen Werke bekannte
französische Filmemacher Bruno Dumont ("Die feine Gesellschaft") mit dem auf einem Theaterstück basierenden
"Jeannette – Die Kindheit der Jeanne d'Arc" ein äußerst schräges,
aber auch faszinierendes Rock-Musical über die Kindheit der französischen
Nationalikone, das in Deutschland ursprünglich gar nicht ins Kino kam, sondern
bei Arte seine Premiere feierte (im Originalton mit Untertiteln) – erst im Zuge
der Fortsetzung "Jeanne d'Arc" kam es zu einer kurzen
Kinoauswertung ab 19. Dezember 2019. In dieser Fortsetzung (die wiederum als
OmU gezeigt wird, nun von zwei Romanen von Charles Péguy aus dem späten 19.
Jahrhundert inspiriert ist und mit Chansons statt Rock- und Metal-Songs aufwartet) ist Jeanne (Lise Leplat Prudhomme) zur Jugendlichen herangewachsen und hat vermeintlich göttliche
Visionen, die sie zur Hoffnung der leidgeplagten Bevölkerung und
schließlich sogar zur Heerführerin machen. Doch nach ihrer ersten Niederlage
macht Jeanne Bekanntschaft mit der Kehrseite von Ruhm und Fanatismus (Kritiker
sehen wohl nicht ohne Grund Parallelen zu den Reaktionen auf die
jugendliche Klimaaktivistin Greta Thunberg) …
"Shadow" (nur am 6. Januar):
Der gefeierte chinesische "Hero"- und "House
of Flying Daggers"-Regisseur Zhang Yimou kehrt einmal mehr zum
actionreichen Historienkino zurück, obgleich "Shadow" eher intrigenreiches
Kammerspiel mit nur gelegentlichen künstlerischen Kampf-Einsprengseln ist. Die
Kritiker sind trotzdem hellauf begeistert von der Geschichte des gütigen
Königs Pei Liang, der mit seinen Friedensbestrebungen den Unwillen seines
obersten Generals Yu auf sich zieht. Der ist von der Unausweichlichkeit eines
Krieges überzeugt und bereitet einen solchen deshalb heimlich vor. Daß der
gegnerische General schwer verwundet und von einem Doppelgänger (=
Schatten) vertreten wird, macht die Angelegenheit ebenso noch komplizierter wie
diverse persönliche und amouröse Verstrickungen.
9. Januar:
Auch in ihrem zweiten Neustart innerhalb einer Woche zeigt
Kristen Stewart, daß ihr aktuell wohl wieder etwas mehr nach Mainstream als
nach Indie-Kino ist – "Underwater" scheint dem (gelungenen) Trailer
zufolge ein klassisches Creature Feature unter verschärften
Bedingungen zu sein, denn nach einem verheerenden Erdbeben muß die Crew eines
Unterwasser-Labors versuchen, sich zu Fuß über den Meeresboden in Sicherheit zu
bringen. Das klingt als Aufgabe anspruchsvoll genug, doch dann bemerken sie
auch noch, daß das Erdbeben offensichtlich eine monströse, sehr hungrige
Kreatur geweckt hat … Regie führt William Eubank, der 2014 mit seinem Low
Budget-SciFi-Thriller "The Signal" für Aufsehen sorgte und erstmals finanziell ziemlich in die Vollen gehen durfte (die Produktionskosten sollen
bei $65 Mio. liegen).
"The
Grudge":
Im Jahr 2002 war "Ju-on: The Grudge" einer der
zentralen Bausteine der japanischen Horrorfilm-Welle, zu der auch
"Ring" zählte und die weltweit die Herzen der Genrefans eroberte. In
einem solchen Fall ist ein Hollywood-Remake natürlich nie weit und dieses folgte bereits zwei Jahre später mit "Der Fluch – The
Grudge" mit Sarah Michelle Gellar, interessanterweise wie das Original
unter der Regie von Takashi Shimizu. Zwar erhielten sowohl das Original als
auch das Remake einige Fortsetzungen, doch diese erzielten immer weniger
Aufmerksamkeit. Deshalb versuchen nun die Genre-Veteranen Sam Raimi und Rob
Tapert ("Tanz der Teufel"-Reihe), die bereits beim ersten US-Remake als
Produzenten fungierten, einen Neustart, der die Handlung in die USA
verlegt. Unter der Regie von Nicolas Pesce ("Piercing") spielt Andrea
Riseborough ("Oblivion") die Polizistin und alleinerziehende Mutter
Muldoon, die es bei ihren Ermittlungen zu einem mysteriösen Mordfall mit einem
rachsüchtigen Geist zu tun bekommt.
"Vier zauberhafte
Schwestern":
Deutscher Familienfilm von "7 Zwerge"-Regisseur
Sven Unterwaldt über vier zaubermächtige Schwestern, die über je eines der
Elemente gebieten können – dies jedoch nur, solange sie einträchtig zusammenarbeiten
(klingt ein bißchen nach der TV-Serie "Charmed"). Bei
Teenager-Mädchen ist das eine nicht unerhebliche Einschränkung, die sie
dringend überwinden müssen, als sie es mit der bösen Zauberin Glenda (Katja
Riemann) zu tun bekommen. Ganz nebenbei gilt es auch noch, für einen
wichtigen Schul-Musikwettbewerb zu trainieren.
"Freies
Land":
In Christian Alvarts ("Pandorum") kurz nach der
Wende in Ostdeutschland spielendem Thriller – ein Remake des spanischen Hits
"La isla mínima – Mörderland" aus dem Jahr 2014 – müssen zwei sehr unterschiedliche
Polizisten (Felix Kramer und Trystan Pütter) im Fall zweier kurz nach der Wende spurlos aus einem arg heruntergekommenen Dorf nahe der polnischen Grenze verschwundener jugendlicher Schwestern ermitteln.
Während die Dorfbewohner überwiegend der Ansicht sind, daß das Duo sich einfach
in den Westen abgesetzt hat, stoßen die Ermittler bald auf Spuren, die auf
Schlimmeres hindeuten. Mit viel Entgegenkommen der überwiegend
desillusionierten Dörfler müssen sie allerdings nicht rechnen.
"Queen &
Slim":
In Melina Matsoukas' gesellschaftskritischer, stark
rezensierter afroamerikanischer "Bonnie & Clyde"-Variante agieren
Daniel Kaluuya ("Get Out") und Jodie Turner-Smith als Ernest (genannt
"Slim") und Angela (Rufname "Queen"), deren erstes Date
dramatisch endet, als sie im Auto von einem rassistischen Polizisten angehalten
und bedrängt werden – da Slim sich das nicht gefallen lassen will, eskaliert
die Situation, bis Slim den Cop in Notwehr erschießt. Da Slim und Queen wenig
überraschend nicht allzu viel Vertrauen in das System haben, flüchten sie und
werden bald als Copkiller durchs Land gejagt – erfahren allerdings auch
Unterstützung von Menschen, die schon lange genug von der in den USA
grassierenden Polizeigewalt (speziell gegen Schwarze) haben.
"Little Joe –
Glück ist ein Geschäft":
In dem recht positiv besprochenen, an Klassiker wie
"Angriff der Körperfresser" erinnernden SciFi-Drama der
österreichischen Regisseurin Jessica Hausner ("Amour Fou") verkörpert
Emily Beecham (TV-Serie "Into the Badlands") Gentechnikerin
Alice, die eine sensationelle Erfindung gemacht hat: eine Blume namens
"Little Joe", deren Duft glücklich macht – solange man die Blume gut
behandelt und ihr genügend Zeit widmet. "Fortpflanzung" ist dieser
Blume eigentlich nicht möglich, weshalb sie mit ihrem Duft scheinbar auch dafür
sorgt, daß die Menschen sie regelhaft zwanghaft glücklich machen und mehr
Exemplare von ihr wollen – oder bildet sich das Alice nur ein?
16. Januar:
"Bad Boys for Life":
Ehe Michael Bay sich fast nur noch den
"Transformers"-Materialschlachten widmete, schuf er in den 1990er
Jahren einige unterhaltsame Actionkracher, die bis heute ihre Fans haben. Dazu
zählt sein Kinodebüt "Bad Boys" von 1995, ein Buddy-Cop-Movie, in dem
Will Smith und Martin Lawrence auf der Jagd nach Bösewichten für sehr viel
Blechschaden (und natürlich auch etliche tote Fieslinge) sorgen. Obwohl acht
Jahre später auch "Bad Boys II" erfolgreich war, dauerte es
satte 17 Jahre bis zu dem von Genrefans heiß erwarteten dritten Teil – nun
allerdings ohne Michael Bay. An seine Stelle tritt das belgische Regieduo Adil
El Arbi und Bilall Fallah, das außerhalb der Heimat am ehesten durch die
Leitung bei zwei Episoden der TV-Serie "Snowfall" bekannt sein
dürfte. In "Bad Boys for Life" hat sich das einstige (Alp-)Traumduo
Marcus Burnett (Lawrence) und Mike Lowrey (Smith) schon lange
auseinandergelebt, muß sich aber ein letztes (?) Mal zusammentun, als ein
rachsüchtiger rumänischer Gangsterboß Jagd auf sie macht.
Sowohl in Hollywood als auch in Europa werden noch immer in
schöner Regelmäßigkeit Filme über den Zweiten Weltkrieg gedreht – der Erste
Weltkrieg bleibt hingegen ein vergleichsweise selten besuchter
historischer Schauplatz. Eine der gelegentlichen Ausnahmen (zu denen in den
letzten Jahren auch Spielbergs "Gefährten" zählte) liefert der
britische OSCAR-Gewinner Sam Mendes ("American Beauty",
"Skyfall") ab, dessen Kriegsdrama ein ganz besonderes
Alleinstellungsmerkmal innerhalb des Genres auszeichnet: Es ist (ähnlich wie
"Birdman") so geschnitten, daß der ganze Film wie in einer
einzigen, fortlaufenden Einstellung gedreht wirkt. Das ergibt Sinn, weil die
Protagonisten – zwei von George MacKay ("Captain Fantastic") und
dem "Game of Thrones"-Alumnus Dean-Charles Chapman gespielte britische
Soldaten – unter Zeitdruck durch feindliches Gebiet hindurch eine Einheit
vor einem Hinterhalt warnen sollen, der Film also formal fast wie ein Roadmovie
gestaltet ist. Den meisten Kritikern zufolge funktioniert dieser Kniff
hervorragend, weshalb "1917" auch zu den OSCAR-Mitfavoriten zählt.
"Weathering With
You – Das Mädchen, das die Sonne berührte":
Nachdem Makoto Shinkais Welthit "Your Name." in
Deutschland leider nur in ein paar Event-Vorstellungen im Kino zu sehen war,
scheint sein ähnlich stark rezensiertes und daher zu den OSCAR-Mitfavoriten in der Animationsfilm-Kategorie zählendes
Folgewerk "Weathering With You" erfreulicherweise einen regulären deutschen Kinostart zu erhalten. Auf gewohnt poetische
und bildstarke Art und Weise erzählt Shinkai von dem Oberschüler Hodaka, der
neu in der Millionen-Metropole Tokio ist. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten
ergattert er einen Job als Redakteur bei einer Okkult-Zeitschrift, in dessen
Rahmen er örtliche Legenden recherchiert. Dabei stößt er auf Berichte von einem
Mädchen, das angeblich das Wetter kontrollieren kann – vielleicht ist die
Geschichte ja wahr und erklärt, warum es in Tokio ständig regnet, seit Hodaka
hier ist?
"Lindenberg! Mach dein Ding!":
Das Künstler-Biopic von Hermine Huntgeburth ("Die weiße
Massai") schildert, wie der junge Musiker Udo Lindenberg (Jan Bülow) ab
den 1970er Jahren und ausgehend von der Hamburger Reeperbahn zu einem der
größten deutschen Rockstars wird, der sowohl in der Bundesrepublik als auch in
der DDR Erfolg hatte. Weitere Rollen spielen Julia Jentsch, Detlev Buck, Max
von der Groeben, Charly Hübner, Ruby O. Fee, Saskia Rosendahl und Jeanette
Hain.
"Why Don't You Just Die!":
Während das russische Arthouse-Kino immer wieder sehenswerte
und auch international mit Auszeichnungen bedachte Filme hervorbringt, hat das
russische Mainstream-Kino (sogar in der Heimat) keinen
allzu guten Ruf und gilt als zweitklassiger Hollywood-Nachahmer. Auch das russische
Genre-Kino hat nach dem Hollywood-Abgang von "Wächter der Nacht"-Regisseur
Timur Bekmambetow nicht mehr viel Bemerkenswertes
hervorgebracht. Doch mit Kirill Sokolovs "Why Don't You Just Die!" scheint
sich das zu ändern, jedenfalls kam die schwarzhumorige Actionthriller-Farce
beim Fantasy Filmfest 2019 hervorragend an und belegte sogar den zweiten Platz
beim Publikumspreis. Dabei klingt die Prämisse denkbar banal: Vier Menschen
sind in einer Wohnung versammelt und wollen aus sehr guten Gründen
gegenseitig aneinander Rache nehmen …
"Crescendo -
#Makemusicnotwar":
In dem politischen Musikdrama des israelischen langjährigen
"Tatort"-Regisseurs Dror Zahavi spielt "Toni Erdmann"-Star
Peter Simonischek den (deutlich von Daniel Barenboim inspirierten)
berühmten Dirigenten Eduard Sporck, der im Umfeld eines Friedensgipfels zwischen
Israelis und Palästinensern in Südtirol die Leitung eines
palästinensisch-israelischen Jugendorchesters übernehmen soll. Obwohl zunächst
auch aufgrund seiner eigenen Familiengeschichte (seine Eltern waren NS-Ärzte)
skeptisch, läßt er sich von Stiftungsleiterin Klara (Bibiana Beglau, "Die Stille nach dem Schuß")
überzeugen und reist nach Israel zum Vorspiel der jungen Musiker. Wie
angesichts des unverändert schwelenden Nahost-Konflikts nicht anders zu
erwarten, wird es für Eduard eine komplizierte Aufgabe, aus den betont
idealistischen und friedenswilligen, jedoch aus unterschiedlichen Lebenswelten
kommenden und von kleinauf von der jeweiligen Propaganda gegen die andere Seite
geprägten Jugendlichen ein harmonierendes Orchester zu gestalten.
23. Januar:
Etwas überraschend zu einem der großen OSCAR-Favoriten
avancierte Taika Waititis ("Thor 3") respektlos-satirische Zweiter
Weltkriegs-Tragikomödie, denn die ersten Kritikerreaktionen nach der
Weltpremiere auf dem Festival von Toronto fielen zwar überwiegend positiv, aber
doch sehr gemischt aus. Beim Publikum – auf den Festivals ebenso wie im
regulären Kinoeinsatz – kam die Story des 10-jährigen begeisterten Hitlerjugend-Mitglieds Jojo (Roman Griffin), welcher eine etwas merkwürdige Version
von Adolf Hitler (ironischerweise gespielt vom Maori Waititi selbst) zum
imaginären Freund hat, hingegen glänzend an und wie die zahlreichen
Nominierungen und Auszeichnungen beweisen, sieht die Mehrzahl der
Filmschaffenden das offensichtlich ähnlich. Zu den OSCAR-Kandidaten zählt
auch die als Nebendarstellerin bereits für den Golden Globe nominierte Scarlett
Johansson, die Jojos Mutter Rosie spielt und dessen einfache Weltsicht mächtig
durcheinanderbringt, als er entdeckt, daß sie die jüdische Jugendliche Elsa
(Thomasin McKenzie, "Leave No Trace") vor den Nazis versteckt …
"Die
Hochzeit":
Nachdem Til Schweigers Ensemble-Komödie
"Klassentreffen" trotz wirklich miserabler Kritiken im Herbst 2018
mit gut 1,1 Millionen Zuschauern ein durchaus ordentlicher Kinoerfolg wurde,
steht mit "Die Hochzeit" bereits die Fortsetzung an. Hier will Thomas
(Schweiger) kurz nach dem Klassentreffen Linda (Stefanie Stappenbeck)
heiraten und so kommen beim turbulenten Junggesellenabschied die alten Freunde um
Nils (Samuel Finzi) und Andreas (Milan Peschel) schon wieder zusammen – mit
allerdings tödlichen Folgen für eine Person, weshalb Thomas und Co. sich
parallel auf eine Hochzeit und eine Beerdigung vorbereiten müssen.
"Das geheime
Leben der Bäume":
Mit seinen kenntnisreichen Wald-Büchern belegt
"Deutschlands bekannester Förster" Peter Wohlleben seit 2015 quasi
durchgehend Spitzenplätze in den deutschen Sachbuch-Charts, da war eine Doku
über ihn und mit ihm wohl nur eine Frage der Zeit – und die liefert das
Regieduo Jan Haft ("Magie der Moore") und Jörg Adolph ("Elternschule")
ab.
"Die
Wolf-Gäng":
Tim Tragesers ("Hilfe, ich hab meine Eltern
geschrumpft") Fantasy-Jugendfilm erzählt von dem jungen Vampir Vlad (Aaron
Kissov), der mit seinem Vater (Rick Kavanian) nach Deutschland gezogen ist, um eine renommierte Magieschule zu besuchen, die magische Kreaturen jeglicher
Couleur aufnimmt. Da Vlad kein Blut sehen kann – nicht unproblematisch für
einen Vampir –, ist er eher ein Außenseiter, findet jedoch bald zwei Freunde,
die ähnliche Probleme haben (eine Fee mit Flugangst und einen Werwolf mit
Tierhaar-Allergie …). Gemeinsam kommen sie dann auch noch einer Verschwörung auf
die Spur, welche die Magieschule zu gefährden droht. In Nebenrollen sind u.a.
Christian Berkel, Sonja Gerhardt und Axel Stein zu sehen.
"Das
Vorspiel":
Gute Kritiken kann Ina Weisses ("Der Architekt")
u.a. auf den Festivals in San Sebastián und Stockholm prämierte
Musik-Charakterstudie vorweisen, in der Nina Hoss ("Phoenix") einmal mehr glänzt in der
Hauptrolle der Musiklehrerin Anna. Als die bei der Aufnahmeprüfung für das Musikgymnasium,
an welchem sie arbeitet, in Alexander ein großes Talent zu erkennen glaubt, fördert
sie ihn nach Kräften und verbringt so viel Zeit mit ihm, daß sie in ihrer
Besessenheit den eigenen 10-jährigen Sohn und ihren Ehemann (Simon
Abkarian) zunehmend vernachlässigt …
"Die Wütenden –
Les Misérables":
Für viele überraschend wählte Frankreich nicht den weltweit
gefeierten "Porträt einer jungen Frau in Flammen" als diesjährigen
Kandidaten für die OSCAR-Auslandskategorie aus, sondern dieses aktuelle, gesellschaftskritische
Polizeidrama von Ladj Ly – eine nur sehr lose Adaption von Victor Hugos
berühmtem Roman, die noch stärker von den Unruhen in den Pariser Vororten im
Jahr 2005 inspiriert wurde. Doch die Entscheidung scheint sich auszuzahlen,
denn "Die Wütenden" kann nicht nur ähnlich starke Kritiken vorweisen,
sondern wurde auch schon für den Golden Globe nominiert und schaffte es bei den
OSCARs (anders als die deutsche Hoffnung "Systemsprenger") auf die
zehn Filme umfassende Shortlist. Im Mittelpunkt der Story steht der
idealistische Polizist Stéphane (Damien Bonnard), der in den Pariser Vorort Montfermeil (in dem
Hugos Roman spielt) versetzt wird, in welchem es oft Konflikte zwischen den dort
tätigen Gangs und der Polizei gibt, die ihre Arbeitsweise den Verhältnissen
angepaßt hat und sich selbst eher rudimentär an die Gesetze hält. Als eine Drohne
eine nicht nach Plan verlaufende Verhaftung aufnimmt und die Bilder die Runde
machen, stürzt eine Welle der Empörung über die Polizei herein und die
jahrelang aufgestaute Wut über die sozialen Mißstände bricht sich gewaltsam
Bahn.
30. Januar:
"Die fantastische
Reise des Dr. Dolittle":
Remakes von Remakes scheinen derzeit im Trend zu sein in
Hollywood, jedenfalls ist Stephen Gaghans ("Syriana") Familienfilm
bereits die dritte große Adaption der Kindergeschichten von Hugh Lofting über
den Tierarzt, der mit Tieren sprechen kann. Zunächst übernahm die Rolle 1967 in
Richard Fleischers "Doktor Dolittle" der britische "My Fair
Lady"-Star Rex Harrison, gut 30 Jahre später war es in Betty Thomas'
"Dr. Dolittle" (und einer Fortsetzung) Eddie Murphy. Obwohl beide
Adaptionen bei den Kritikern nicht gut ankamen und nur der Murphy-Film ein
kommerzieller Erfolg war, steht mit "Die fantastische Reise des Dr.
Dolittle" eine weitere – interessanterweise nicht in der Gegenwart,
sondern im 19. Jahrhundert spielende – Verfilmung an, in der Superstar Robert
Downey Jr. in der ersten Post-"Iron Man"-Rolle den kommunikativen
Tierarzt verkörpert. Die Zeichen stehen für den Film allerdings nicht unbedingt
gut, denn nach schlechten Testvorführungen gab es umfangreiche Nachdrehs und
eine Verschiebung um ein gutes halbes Jahr – und daß Downey im finalen Trailer
kaum zu sehen ist, spricht auch nicht unbedingt dafür, daß das Studio
(Universal) noch an den Film glaubt.
Ganz und gar keine qualitativen Probleme hat die nächste x-te
Adaption eines beliebten Buchs – "Little Women" wurde zwar sogar
noch öfter als "Dr. Dolittle" verfilmt und mit George Cukors
"Vier Schwestern" aus dem Jahr 1933 (mit Katharine Hepburn), Mervyn
LeRoys "Kleine tapfere Jo" von 1949 (mit Janet Leigh und der jungen
Elizabeth Taylor) und auch Gillian Armstrongs "Betty und ihre Schwestern"
von 1994 (mit Winona Ryder und Gabriel Byrne) gelten gleich drei Adaptionen als
Filmklassiker, aber scheinbar ist die Geschichte unkaputtbar. Jedenfalls zählt Greta Gerwigs ("Lady Bird") Version zu den diesjährigen OSCAR-Favoriten ("Vier
Schwestern" und "Kleine tapfere Jo" gewannen jeweils einen,
"Betty und ihre Schwestern" war immerhin für drei nominiert) und wird
von den Kritikern als gefühlvoll erzählte und hervorragend gespielte
Neuinterpretation gefeiert. Die Rollen der Mitte des 19. Jahrhunderts
aufwachsenden March-Schwestern, die sich in einer Männerwelt durchsetzen
müssen und trotz großer persönlicher Unterschiede immer zusammenhalten,
spielen Saoirse Ronan, Emma Watson, Shooting Star Florence Pugh ("Fighting with My Family") und Eliza
Scanlen (TV-Serie "Sharp Objects"), in weiteren Rollen agieren Meryl Streep, Bob Odenkirk, Laura Dern und
Timothée Chalamet.
"Countdown":
Trotz mieser Kritiken erwies sich der günstig produzierte
Horrorfilm in den USA – sicher auch dank seines Starttermins kurz vor Halloween
– als größerer kommerzieller Erfolg. Elizabeth Lail (Netflix-Serie
"You") spielt in der wenig originellen Variation von "Ring"
oder auch "Polaroid" die junge Krankenschwester Quinn, welche
achtlos eine neue App installiert, die ihr von Freunden empfohlen wurde und die
angeblich anzeigt, wie lange man noch zu leben hat. Das Problem: Bei ihr zeigt
die App an, daß sie bereits in drei Tagen sterben wird – und als sie hört, daß
offenbar bei anderen App-Nutzern sich diese Prognosen bewahrheitet haben und sie
von einer dämonischen Gestalt verfolgt und getötet wurden, ist guter Rat teuer
…
"Ein verborgenes Leben":
Nachdem Terrence Malick ("Badlands", "Der
schmale Grat") in den letzten Jahren mit wenig überzeugenden Werken wie "To the Wonder", "Knight of Cups" oder "Song to Song" vom Weg abgekommen zu sein schien, gelingt ihm mit dem fast dreistündigen,
in Cannes gefeierten historischen Kriegsverweigerer-Drama ein beeindruckendes
Comeback – auch wenn der Film in der amerikanischen Awards Season eine kleinere
Rolle spielt als von vielen Experten erwartet. August Diehl
("Inglourious Basterds") spielt die Hauptrolle des österreichischen
Bauers Franz Jägerstätter, der sich im Zweiten Weltkrieg aus Gewissensgründen
beharrlich weigerte, Soldat zu werden und sich auch von Anfeindungen,
Inhaftierung, Folter oder der Androhung seiner Hinrichtung nicht umstimmen
ließ. Wie von Malicks Filmen gewohnt, ist auch "Ein verborgenes
Leben" kaum für ein Mainstream-Publikum geeignet, da er mit seinem genauen
Blick auf die Figuren sehr langsam erzählt ist und keine richtige Handlung hat,
dafür aber in wunderschönen, fast meditativen Bildkompositionen schwelgt und
sich tiefgründig mit den komplexen Themen befaßt. Valerie Pachner ("Vor
der Morgenröte") spielt Franz' Ehefrau Franziska, zudem sind in großen
Nebenrollen die seither verstorbenen Bruno Ganz und Michael Nyqvist zu sehen.
"Sorry We Missed You":
Auch mit über 80 Jahren hat der bekennend sozialistische
britische Filmemacher Ken Loach nichts von seinem Engagement und seinem Furor
über gesellschaftliche Mißstände eingebüßt und zeigt weiterhin in
eindringlichen Filmen die triste Realität auf. In dem in Cannes gewohnt positiv
aufgenommenen Sozialdrama "Sorry We Missed You" widmet er sich Paketzustellern und zeigt, wie Familienvater Ricky Turner (Kris Hitchen in seinem Kinodebüt) im
Umfeld der weltweiten Finanzkrise ab 2008 einen Neuanfang als selbständiger
Fahrer eines Lieferdienstes versucht. Doch die Arbeitsbedingungen und der Druck
sind nahezu unmenschlich, weshalb die Familie Turner immer tiefer in die Schulden
rutscht und Ricky zunehmend unter dem Druck zu zerbrechen droht.
6. Februar:
Nachdem "Batman v Superman" und vor allem das
geplante Highlight "Justice League" sich für Comicgigant DC und sein
Extended Universe als von Kritikern wie auch vielen Kinozuschauern geschmähte
Enttäuschungen entpuppte, entschieden sich DC und Warner Bros., stärker
auf einen leichteren Tonfall und auf Einzelfilme mit eher geringen
Überschneidungen zu anderen DCEU-Werken zu setzen – und das funktionierte mit
"Aquaman", "Shazam!" und in gewisser Weise auch dem
offiziell nicht zum DCEU zählenden "Joker" hervorragend. Sehr
gespannt sind Fans wie auch Branchenbeobachter nun auf das Abschneiden von
"Birds of Prey", einem Spin-Off des zwar erfolgreichen, jedoch wenig
beliebten "Suicide Squad". Angetrieben von Harley Quinn-Darstellerin
Margot Robbie – die in "Suicide Squad" zu den unumstrittenen
Highlights zählte – macht "Birds of Prey" in den Trailern und sonstigem
Promo-Material inklusive des in Deutschland arg eindampften
Original-Titels "Birds of Prey (and the Fantabulous Emancipation of One
Harley Quinn)" den Eindruck eines entfesselten und ziemlich irren
Actionabenteuers, wie es wunderbar zur durchgeknallten Joker-Komplizin
Harley Quinn passen würde. Auffällig ist zudem der starke weibliche Fokus des für
einen Superheldenfilm mit einem vergleichsweise niedrigen Budget von $75 Mio.
ausgestatteten Werks, das von der Newomcerin Cathy Yan inszeniert und von Christina
Hodson ("Bumblebee") geschrieben wurde und in dem sich Harley Quinn nach
ihrer Trennung vom Joker mit weiteren unangepaßten und moralisch ambivalenten
Damen wie Huntress (Mary Elizabeth Winstead, "10 Cloverfield Lane"),
Black Canary (Jurnee Smollett-Bell, "The Great Debaters") und der Polizistin Renee Montoya (Rosie
Perez, "Perdita Durango") zusammentut. Passend dazu ist der Antagonist natürlich ein Mann: der
von Ewan McGregor ("Doctor Sleeps Erwachen") verkörperte Gangsterboß Black Mask, unterstützt von seinem psychopathischen
Helfer Victor Zsasz (Chris Messina, "Argo"), legt sich mit den "Birds of
Prey" an, weil diese ein Mädchen beschützen, das Black Mask einen
wertvollen Diamanten geklaut hat …
"Intrige":
Im Zuge der #MeToo-Bewegung ist natürlich auch der bereits
vor fast einem halben Jahrhundert wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen
angeklagte und nach einem durchaus kontrovers geplatzten Deal mit der
Staatsanwaltschaft aus den USA geflohene Roman Polanski wieder ins Visier von
Aktivisten geraten. Die fanden es gar nicht witzig, daß Polanskis neuer Film
"Intrige" in den Wettbewerb des Festivals von Venedig eingeladen
wurde, wo er viel Kritikerlob und auch einige Preise errang. Auch zum Kinostart
in Frankreich gab es Boykott-Aufrufe, die allerdings weitestgehend im Sande
verliefen; vielmehr erreichte "Intrige" sogar Platz 1 in den Charts
und sammelte rund 1,5 Millionen Zuschauer ein. Nicht schlecht für ein
thematisch eher trocken anmutendes, wenn auch leider wieder sehr
aktuelles historisches Thriller-Drama. Dieses befaßt sich mit der berühmten
Dreyfus-Affäre, der tragischen Geschichte des jüdischen französischen
Offiziers Alfred Dreyfus, der Ende des 19. Jahrhunderts wegen Spionage und
Landesverrats zu lebenslanger Haft verurteilt wurde – was sich als von
antisemitischen Vorurteilen angetriebener Justizirrtum erwies, der maßgeblich
durch den Schriftsteller Émile Zola in seinem berühmten Artikel "J'accuse
…!" öffentlich gemacht wurde und zu heftigen innenpolitischen Verwerfungen
führte. Polanski schildert in "Intrige" vor allem die Ermittlungen
des neuen Geheimdienstchefs Picquart (Jean Dujardin, "The Artist"),
der sich mit heftigem Widerstand aus Militär, Politik und Justiz konfrontiert
sieht. Polanskis dunkle Vergangenheit hin oder her – "Intrige" ist gerade in
der heutigen Zeit ein wichtiger Film und wird von zahlreichen Kritikern als sein
bester seit "Der Pianist" betrachtet.
"21
Bridges":
Das Kinodebüt des irischen
TV-Regisseurs Brian Kirk ("Game of Thrones", "Penny
Dreadful") ist ein sehr klassisch anmutender Actionthriller, in dem
Chadwick "Black
Panther" Boseman die Rolle des in Ungnade gefallenen New Yorker Cops
Andre spielt. Der sieht eine Chance auf Rehabilitation, als acht Polizisten von
zwei Kriminellen erschossen werden. Für die Jagd auf die Copkiller werden alle
21 Brücken, die Manhattan mit dem Festland verbinden, geschlossen – doch Andre
muß schnell herausfinden, daß Gut und Böse hier nicht so klar verteilt sind,
wie es auf den ersten Blick erscheint … Weitere Rollen spielen Sienna Miller,
J.K. Simmons und Taylor Kitsch.
"Enkel für
Anfänger":
In Wolfgang Groos' ("Die Vampirschwestern") Familien-Komödie bieten sich die gelangweilten, kinderlosen Rentner
Karin (Maren Kroymann), Gerhard (Heiner Lauterbach, "Traumfabrik") und Philippa (Barbara Sukowa) als Leih-Großeltern an –
schnell finden sie Kunden, müssen aber feststellen, daß sie sich damit deutlich
mehr Trubel aufhalsen, als sie es erwartet hätten …
"The Lodge":
Das österreichische Regie-Duo Veronika Franz und Severin
Fiala, bekannt geworden durch das Arthouse-Horrordrama "Ich
seh, ich seh" aus dem Jahr 2014, feiert sein englischsprachiges Debüt mit
dem ähnlich stark besprochenen und oft mit
"Hereditary" verglichenen "The Lodge". Darin spielt Richard
Armitage ("Der Hobbit") den Journalisten Richard, der seine Frau
(Alicia Silverstone) für die deutlich jüngere Grace (Riley Keough, "Logan Lucky") verlassen
hat – was bei seinen beiden Kindern nicht richtig gut ankam. Richard versucht, die
beiden durch einen gemeinsamen Weihnachtsurlaub in einer – wir ahnen es –
abgelegenen Hütte zu besänftigen, in dem die Kinder Grace näher kennenlernen
sollen. Dummerweise muß Richard dann aber noch mal für zwei Tage zurück zur
Arbeit, womit die Kinder und Grace alleine zurückbleiben. Als plötzlich in
bitterer Kälte der Strom ausfällt und die Kinder ein dunkles
Geheimnis aus Grace' Vergangenheit herausfinden, das sie tief traumatisiert
hat, wird es dramatisch … Neben Keoughs darstellerischer Leistung werden vor
allem die dichte, verstörende Atmosphäre und die kaum vorhersehbare,
überraschend tief in die Psyche der Protagonisten eindringende Handlung gelobt,
während das langsame Erzähltempo Mainstream-Horrorfans eher abschrecken dürfte.
"Varda par
Agnès":
Noch kurz vor ihrem Tod im Alter von 90 Jahren im März 2019
stellte die französische Nouvelle Vague-Legende Agnès Varda ("Cleo –
Mittwoch zwischen 5 und 7") diesen Dokumentarfilm fertig, in dem sie die
Welt bereist und auf ihre lange Karriere zurückblickt. Den Kritikern zufolge
(99% positive Rezensionen bei Rotten Tomatoes!) ist das Resultat ein
so einsichtsreiches wie unterhaltsames Portrait einer großen Künstlerin.
13. Februar:
"Nightlife":
Gut drei Jahre nach seinem Blockbuster "Willkommen bei
den Hartmanns" (gut 3,8 Millionen Zuschauer, damit Nummer 5 der
Jahrescharts 2016) meldet sich Regisseur Simon Verhoeven zurück mit einer neuen
Komödie. In "Nightlife" spielt Elyas M'Barek den Berliner Barkeeper
Milo, dessen erstes Date mit seiner Traumfrau Sunny (Palina Rojinski) einen
eher unerwarteten Verlauf nimmt, als unverhofft Milos bester Freund Renzo
(Frederick Lau) auftaucht – gejagt von der halben Berliner Unterwelt!
"Sonic the Hedgehog" (3D):
Der rasende Igel Sonic ist seit Jahrzehnten das populäre
Maskottchen des Videospiel-Riesen Sega und war Hauptdarsteller in zahllosen
Spielen (sowie Comics und Animationsserien). Nun gibt er unter der
Regie von Langfilm-Debütant Jeff Fowler sein Kinodebüt in einer Mischung aus
Animations- und Realfilm. Dummerweise kam der erste Trailer bei Sonic-Fans
überhaupt nicht gut an, da der animierte Igel wenig Ähnlichkeit mit
der Videospiel-Vorlage aufwies. Immerhin: Die Verantwortlichen von Paramount
reagierten darauf, indem sie Sonic einer Neugestaltung unterwarfen
und den Kinostart um einige Monate verschoben. Der neue Trailer mit dem neuen
Sonic kam dann auch gleich deutlich besser an, was die Produzenten schwer
erleichtert haben dürfte. Bleibt natürlich noch die nicht unentscheidende Frage
nach der inhaltlichen Qualität und dem Unterhaltungsgrad des Films. Für den
sollte vor allem Jim Carrey sorgen, der als fieser und größenwahnsinniger Oberbösewicht
Dr. Robotik mit den einzigartigen Kräften des aus einer anderen Dimension
geflüchteten Sonic die Weltherrschaft erobern will und endlich mal wieder so
richtig die Sau rauszulassen scheint.
Trotz eher verhalten positiver Kritiken, in denen eine zu
oberflächliche Behandlung der Thematik bemängelt wird, zählt auch Jay Roachs
("Austin Powers") Belästigungs-Drama "Bombshell" zu den
aussichtsreichen OSCAR-Anwärtern, was in erster Linie dem hochklassigen
Ensemble zu verdanken ist. Charlize Theron ("Long Shot") und Nicole Kidman ("Destroyer") agieren als die früheren
Fox News-Moderatorinnen Megyn Kelly respektive Gretchen Carlson, Margot
Robbie als News-Produzentin Kayla Pospisil – gemeinsam haben die drei neben dem
Arbeitsplatz nicht nur auffällige Schönheit, sondern auch, daß sie zu Opfern
sexueller Übergriffe innerhalb des rechts-konservativen Senders wurden. Als
Carlson juristisch speziell gegen den berühmt-berüchtigten Senderchef Roger Ailes (John
Lithgow) vorgeht, melden sich weitere Betroffene, während die Beschuldigten
mit all ihrer Macht (und die ist beträchtlich) zurückschlagen.
20. Februar:
"Fantasy Island":
Wer nicht mehr ganz jung ist (so wie ich), erinnert sich
vielleicht noch an die harmlose 1980er Jahre-Abenteuer-Serie "Fantasy
Island", in der Ricardo Montalbán als wohlmeinender, magisch begabter
Millionär Mr. Roark auf seiner titelgebenden Tropeninsel den Besuchern gegen
viel Geld diverse ungewöhnliche Lebensträume verwirklicht. Da in den letzten
Jahren bekanntlich diverse alte TV-Serien einem Kino-Reboot unterzogen wurden
(z.B. "21 Jump Street" oder, s.o., "3 Engel für
Charlie"), ist es eigentlich nicht verwunderlich, daß es jetzt auch "Fantasy
Island" erwischt – womit allerdings niemand gerechnet haben dürfte, ist,
daß die in den letzten Jahren so ungemein erfolgreiche Horrorfilm-Schmiede
Blumhouse das übernehmen und aus dem Stoff tatsächlich einen richtigen
Horrorfilm machen würde! Ich gebe zu, daß ich dieses Vorgehen wesentlich
spannender finde als eine normale Neuauflage. Der neue Mr. Roark wird von
Michael Peña ("Ant-Man") verkörpert und ist auch hier im Geschäft mit
den erfüllten Wünschen, wobei die diesmal ganz erheblich weniger jugendfrei
ausfallen und oft mit Sex und Gewalt zu tun haben. Sehr idyllisch klingt das
nicht, es kommt aber noch viel schlimmer, als auf der Insel eine Mordserie
ihren Lauf nimmt … Regie führt Jeff Wadlow ("Kick-Ass 2"), in
weiteren Rollen sind Maggie Q ("Mission: Impossible III") und
Lucy Hale (die mit Wadlow bereits den Horrorhit "Wahrheit oder
Pflicht" drehte) vertreten.
"Ruf der Wildnis":
Nein, wir sind immer noch nicht durch mit Remakes und
Neuverfilmungen, die in den ersten beiden Monaten des Jahres 2020 in den
deutschen Kinos starten. Jack Londons berühmte Abenteuergeschichte wurde
mehrfach adaptiert, u.a. 1935 von William A. Wellman mit Clark Gable in der
Hauptrolle und 1972 von Ken Annakin mit Charlton Heston – sogar eine animierte
Peanuts-Version gibt es! Die neueste Verfilmung entstand unter der Regie des
Animationsfilm-Spezialisten Chris Sanders ("Drachenzähmen leicht
gemacht"), wofür es einen guten Grund gibt: Hund Buck ist computeranimiert! Die menschliche Hauptrolle des eigenbrötlerischen John
Thornton, der sich mit dem aus seinem Zuhause entführten und als Schlittenhund
verwendeten Buck anfreundet und mit ihm durch die unwirtliche Wildnis des
Alaska der 1860er Jahre zieht, spielt Harrison Ford.
"Lassie – Eine
abenteuerliche Reise":
Die von US-Schriftsteller Eric Knight ersonnene Langhaarcollie-Dame
Lassie ist wahrscheinlich immer noch der berühmteste Hund aller Zeiten (sorry,
Idefix und Struppi!) und stand im Zentrum unzähliger vorwiegend
amerikanischer Adaptionen für Kino und Fernsehen. Die neueste Lassie-Ausgabe
stammt allerdings aus Deutschland und von Regisseur Hanno Ollerdissen
("Rock My Heart"). Hier lebt Lassie mit dem 12-jährigen Flo
(Nico Marischka) in einem süddeutschen Dorf – doch als Flos Vater den Job
verliert und die Familie in eine günstigere Wohnung ziehen muß, in der Hunde
verboten sind, kommt Lassie zu einem Grafen und seiner Enkelin. Lassie hat Flo
aber nicht vergessen und reißt während des Nordsee-Urlaubs aus, um quer durch
Deutschland zurück zu ihrem geliebten Herrchen zu finden. Und Flo hatte den
gleichen Gedanken und sucht bereits nach Lassie …
"Brahms: The Boy II":
Vor drei Jahren gelang
Regisseur William Brent Bell mit dem Horrorfilm "The Boy" mit
"The Walking Dead"-Star Lauren Cohan in der Hauptrolle ein
überraschender Erfolg – trotz ziemlich mieser Kritiken lockte die Geschichte
eines Kindermädchens, das es in seinem neuen Job mit einer unheimlichen Puppe
zu tun bekommt, vor allem in den USA viele Zuschauer in die Kinos. Auf eine
Fortsetzung haben vermutlich trotzdem nicht viele gewartet, aber bekanntlich
gibt es ja kaum einen auch nur ansatzweise erfolgreichen Horrorfilm ohne
Sequel. Bei diesem hat erneut Genrespezialist William Brent Bell die Regie
übernommen. Von der Besetzung kehrt allerdings (soweit bekannt) niemand zurück,
stattdessen zieht eine neue Familie (Katie Holmes und "The
Mentalist"-Star Owain Yeoman) ins Anwesen "Heelshire Mansion"
mit seiner düsteren Historie und der mysteriösen Puppe ein, die den jungen Sohn
bald in ihren Bann zieht.
27. Februar:
"Der
Unsichtbare":
Wie war das? Hollywood soll doch bitte endlich mehr Remakes
drehen? Okay, bitte schön: 1933 war James Whales "Der Unsichtbare" nach
einem Roman von H.G. Wells und mit dem wunderbaren Claude Rains in der
Titelrolle (keine Sorge, er ist nicht ständig unsichtbar) einer der größten Erfolge
aus Universals genreprägender Monsterfilm-Reihe der 1930er Jahre, zu der auch
"Dracula", "Frankenstein", "Die Mumie" und
"Der Wolfsmensch" zählen. Seitdem gab es eine Reihe von meist eher
losen Neuinterpretationen des Stoffes, von denen jüngeren Kinofans am ehesten
Paul Verhoevens mittelmäßiger "Hollow Man" mit Kevin Bacon aus dem
Jahr 2000 erinnerlich sein dürfte. Bekanntlich versucht Universal schon seit
Jahren, seine alten Monster-Marken in einem neuen, eng miteinander verwobenen
Horrorfilm-Universum á la Marvels MCU wiederzubeleben, was
allerdings mit den ersten beiden Versuchen "Dracula Untold" und
"Die Mumie" ziemlich in die Hose ging. Der neue Ansatz ist daher,
wieder verstärkt auf Einzelfilme zu setzen und da macht "Der Unsichtbare"
den Anfang. Und die Voraussetzungen für einen Erfolg sind gar nicht so
schlecht, denn Regisseur und Drehbuch-Autor Leigh Whannell hat mit seiner
maßgeblichen Beteiligung an Horrorhits wie der "Saw"- und der
"Insidious"-Reihe sein Talent im Genre nachdrücklich bewiesen. Zudem
hat man mit Elisabeth Moss (TV-Serie "The Handmaid's Tale") und
Oliver Jackson-Cohen (Netflix-Serie "Spuk in Hill House") talentierte Hauptdarsteller und der Trailer macht einen guten Eindruck.
Moss und Jackson-Cohen spielen ein Paar, das nicht wirklich gut harmoniert – genau
genommen ist Adrian gewalttätig, weshalb Cecilia ihn schlußendlich verläßt. Als
Konsequenz begeht Adrian Selbstmord, doch schon bald gerät Cecilia ins Zentrum
merkwürdiger, bedrohlicher Vorkommnisse. Sie ist überzeugt: Adrian hat
seinen Tod inszeniert und ist nun hinter ihr und ihren Lieben her …
Nach zwei zwar gar nicht so schlechten, aber kommerziell übel
gefloppten Filmen ("Codename U.N.C.L.E." und "King Arthur:
Legend of the Sword") schien die Hollywood-Karriere des Briten Guy Ritchie beinahe beendet, ehe ihm im Sommer 2019 mit Disneys "Aladdin" ein
Milliarden-Dollar-Comeback gelang. Trotzdem besinnt er sich mit "The
Gentlemen" auf seine Wurzeln, denn bekannt wurde Ritchie ja mit
rasanten und schwarzhumorigen britischen Gangsterfilmen wie "Bube, Dame,
König, grAs", "Snatch" und "RocknRolla". Matthew
McConaughey spielt in "The Gentlemen" den aus den USA ausgewanderten Londoner
Drogenbaron Mickey, der aus dem äußerst lukrativen, aber eben illegalen
Geschäft aussteigen möchte, um sich ganz dem luxuriösen Leben mit seiner Frau Rosalind
(Michelle Dockery, "Non-Stop") zu widmen. Also will er sein Drogenimperium verkaufen – und
löst ein turbulentes Hauen, Stechen und Intrigieren unter den
zahlreichen Interessenten aus, die u.a. von Jeremy Strong ("Molly's Game"), Henry Golding
("Crazy Rich") und Hugh Grant (der ja schon in "Paddington
2" einen tollen Bösewicht abgab) verkörpert werden.
"Just
Mercy":
Im auf einem autobiographischen Bestseller von Bryan
Stevenson basierenden Todesstrafen-Gerichtsdrama von Indie-Filmemacher Destin
Daniel Cretton ("Short Term 12") spielt Michael B. Jordan
("Creed") den jungen und idealistischen Anwalt Bryan, der nach seinem
erstklassigen Abschluß in Harvard nicht für ein hohes Gehalt in einer
Top-Kanzlei anfangen, sondern seine Fähigkeiten und sein Wissen für etwas Gutes
einsetzen will – gemeinsam mit Kollegin Eva (Brie Larson, "Captain Marvel") kämpft er in Alabama um Gerechtigkeit für fälschlich verurteilte
Häftlinge. Walter McMillian (Golden Globe-Nominierung für Jamie Foxx) ist ein Paradebeispiel, denn trotz etlicher entlastender Beweise wurde er wegen
Mordes zur Todesstrafe verurteilt. Trotz allem, was für Walters Unschuld
spricht: Seine Rehabilitierung zu erreichen, ist in einem von rassistischen
Vorurteilen durchzogenen System keine einfache Aufgabe …
"Chaos auf der
Feuerwache":
Die mittelmäßig rezensierte familienfreundliche Komödie von
Genre-Spezialist Andy Fickman ("Daddy ohne Plan") erzählt von einigen
hochspezialisierten Feuerwehrmännern (deren Anführer von John Cena gespielt
wird), die drei Geschwister vor einem Buschfeuer retten und sich, da die Eltern
zunächst nicht auffindbar sind, einer Aufgabe stellen müssen, die sich als nicht viel weniger
anspruchsvoll als die Bekämpfung von Bränden erweist: Babysitten!
Das war meine
ausführliche Vorschau auf die wichtigsten Kinostarts in den Monaten
Januar und Februar in Deutschland. Den im März und April anlaufenden Filmen widme ich mich in
Teil 2 meiner Winter/Frühling-Vorschau, die ich irgendwann im Februar
veröffentlichen werde.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
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