Originaltitel: The Little Mermaid
Regie: Rob Marshall,
Drehbuch: David Magee, Musik: Alan Menken
Darsteller: Halle
Bailey, Jonah Hauer-King, Melissa McCarthy, Javier Bardem, Daveed
Diggs (Stimme), Awkwafina (Stimme), Jacob Tremblay (Stimme), Noma Dumezweni, Martina Laird, Art
Malik, Jessica Alexander, Emily
Coates, Jodi Benson
FSK: 6, Dauer: 136
Minuten.
Arielle (Halle
Bailey, TV-Serie "Grown-ish") ist eine Meerjungfrau und
eine echte Prinzessin, denn ihr Vater ist König Triton (Javier
Bardem, "Skyfall") von Atlantica. Allerdings sorgt Arielles
Faszination für die Welt der Menschen wiederholt für Ärger, denn
Triton ist auf die Menschen nicht gut zu sprechen und hält sie für
gefährlich. So kommt es, daß Arielle eines Tages, als sie den
schiffbrüchigen Menschenprinz Eric (Jonah Hauer-King, "Die
unglaublichen Abenteuer von Bella") rettet und sich in ihn verliebt, sich nicht an ihren
Vater wendet, sondern das Angebot ihrer von Triton einst verbannten
Tante Ursula (Melissa McCarthy, "Spy") annimmt, sie für
drei Tage zu einem Menschen zu machen. Jedoch muß sie innerhalb
dieser drei Tage einen "Kuß wahrer Liebe" erhalten, um ein
Mensch zu bleiben. Erschwert wird diese Aufgabe dadurch, daß Ursula
erstens Arielle ihre sirenenhafte Stimme nimmt und zweitens ihr die
Erinnerung an die "Kuß-Bedingung" raubt. Zum Glück hat
sie allerdings die Hilfe ihrer treuen Tierfreunde Krabbe Sebastian
(in der Originalfassung gesprochen und gesungen von Daveed Diggs,
"Hamilton"), Möwe Scuttle (Awkwafina, "Shang-Chi")
und Fisch Fabius (Jacob Tremblay, "Raum"), die alles geben,
um Arielle und Eric in die richtige Richtung zu lenken ...
Kritik:
Ich
muß zugeben: Obwohl Ron Clements' und John Muskers
"Arielle, die Meerjungfrau" aus dem Jahr 1989 einer der
großen Disney-Zeichentrick-Klassiker ist und für die Musik von Alan Menken ("Spieglein Spieglein") zwei OSCARs gewann, zählt er nicht zu meinen persönlichen
Disney-Favoriten. Vielleicht liegt das daran, daß ich das Märchen
von Hans Christian Andersen schon als Kind in der
tschechoslowakischen Verfilmung "Die kleine Meerjungfrau"
von 1976 geliebt habe (mit der bezaubernden Miroslava Šafránková
in der Titelrolle, deren Schwester Libuše
übrigens noch immer jedes Weihnachten mit "Drei Haselnüsse für
Aschenbrödel" die deutschen Fernseher erobert), vielleicht auch
daran, daß mich von den zahlreichen Songs der Disney-Variante nur
zwei wirklich gepackt haben. Jedenfalls war ich auf die unvermeidliche Neuverfilmung zwar durchaus gespannt,
aber meine Vorfreude hielt sich doch in Grenzen. Und mit meiner
Skepsis lag ich richtig, denn auch als Realfilm unter der Regie von
Genre-Veteran Rob Marshall ("Into the Woods", "Mary
Poppins' Rückkehr") sieht "Arielle, die Meerjungfrau"
zwar gut aus und klingt auch hochwertig, erreicht mich trotz bewährter Story emotional jedoch
nicht wirklich.
Ein
Merkmal fast aller Disney-Realfilm-Remakes ist es, daß sie eine
deutlich längere Laufzeit haben als das Zeichentrick-Original.
"Cinderella", "The Jungle Book", "Der König
der Löwen" und "Mulan" waren rund 30 Minuten länger,
"Aladdin" 40 Minuten, "Die Schöne und das Biest"
45 Minuten und "Dumbo" sogar fast 50 Minuten (hat aber auch
wenig mit der Vorlage gemein) – "Arielle, die Meerjungfrau"
toppt das mit satten 53 Minuten! Das wäre ja auch in Ordnung, wenn
man diese zusätzliche Zeit sinnvoll nutzen würde. Bei "Cinderella",
"The Jungle Book" oder "Aladdin" gelang das
ziemlich gut, bei "Die Schöne und das Biest" einigermaßen,
bei "Der König der Löwen" eher nicht. Und
bedauerlicherweise reiht sich "Arielle, die Meerjungfrau"
in dieser Hinsicht direkt neben "Der König der Löwen"
ein. Zwar gibt es durchaus einige sinnvolle Änderungen und
Erweiterungen – so wirkt Arielle selbstbewußter und aktiver, die
Beziehung zwischen Arielle und Eric entwickelt sich etwas langsamer
und damit glaubwürdiger und es gibt drei neue Lieder –, aber
letztlich ist es genau die gleiche Geschichte, die einfach nur mehr
als 50 Minuten länger dauert. Da ist es beinahe zwangsläufig, daß
es immer wieder Phasen gibt, in denen die Handlung etwas durchhängt
und vor sich hinplätschert. Dabei war sie nicht zuletzt wegen der zahlreichen, immer etwas bremsenden Songs schon im Original nicht gerade
rasant erzählt und bei den Liedern selbst überwiegen auch die
langsamen Balladen. Bei denen hat sich auch in neuem, etwas moderneren
Arrangement nichts daran geändert, daß ich sie eher langweilig
finde – Highlights bleiben die beiden schnelleren Nummern "Under
the Sea" (für das es 1989 den OSCAR gab) und "Kiss the
Girl". Von den drei neuen Songs, die der Altmeister Menken
gemeinsam mit "Hamilton"-Star Lin-Manuel Miranda
geschrieben hat, entpuppen sich zwei als weitere (wenig
bemerkenswerte) Balladen, wogegen das gerappte "The Scuttlebutt"
zwar definitiv Abwechslung reinbringt, musikalisch jedoch kaum zum Rest
des Films passen mag.
Wenn
wir schon bei den eher negativen Sachen sind: Tritons
Unterwasser-Welt ist zwar schön bunt, macht aber einen recht
künstlichen, computerspielartigen Eindruck – das hat "Aquaman" besser hinbekommen. Gleichzeitig machen die Land-Szenen einen authentischeren
Eindruck, wirken aber auch ein wenig steril. Zum Glück macht das die
gute Besetzung zu weiten Teilen wieder wett. Halle Bailey – deren
Auswahl in gewissen Kreisen für Empörung sorgte, weil es bekanntlich historischer Fakt ist, daß
Meerjungfrauen immer weiß sein müssen! – verkörpert die
neugierige, romantische, aber auch tatkräftige Arielle sehr
sympathisch und hat eine gute Gesangsstimme, auch Jonah Hauer-King
macht als Prinz Eric seine Sache gut und als Paar offenbaren beide
eine ordentliche Chemie. Theoretisch sogar noch besser gefallen mir
Javier Bardem als König Triton und Melissa McCarthy als Meerhexe Ursula, allerdings haben beide – trotz der ausgewalzten
Laufzeit – arg wenige Szenen. Das gilt vor allem für Triton (und
Arielles Meerjungfrauen-Schwestern), während Ursula als Antagonistin
wenigstens etwas mehr zu tun bekommt – und McCarthy ist in der Tat
eine perfekte Besetzung für diese skrupellose, fiese, aber auch
irgendwo unterhaltsame Bösewicht-Rolle. Davon hätte man eindeutig
mehr zeigen können, zumal der finale Showdown zwischen Ursula,
Arielle und Eric ausgesprochen action- und spezialeffektlastig
ausfällt und McCarthy da deshalb kaum noch ihre Stärken ausspielen
kann. Generell ist dieser Endkampf leider recht unübersichtlich in
Szene gesetzt, das hat in der Zeichentrickversion besser
funktioniert und ist ein Stück weit symptomatisch für dieses insgesamt trotz der liebenswürdigen Charaktere nur leidlich gelungene Remake.
Fazit:
"Arielle, die Meerjungfrau" ist ein recht generisches und zu breit ausgewalztes Realfilm-Remake, das eine unverändert
sympathische Geschichte erzählt und mit einem guten Cast
punktet.
Wertung:
6,5 Punkte (Original: 7,5 Punkte).
Bei
Gefallen an meinem
Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger"
mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den
Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der
rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen