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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 21. September 2023

ARIELLE, DIE MEERJUNGFRAU (2023)

Originaltitel: The Little Mermaid
Regie: Rob Marshall, Drehbuch: David Magee, Musik: Alan Menken
Darsteller: Halle Bailey, Jonah Hauer-King, Melissa McCarthy, Javier Bardem, Daveed Diggs (Stimme), Awkwafina (Stimme), Jacob Tremblay (Stimme), Noma Dumezweni, Martina Laird, Art Malik, Jessica Alexander, Emily Coates, Jodi Benson
The Little Mermaid (2023) on IMDb Rotten Tomatoes: 67% (6,3); weltweites Einspielergebnis: $569,6 Mio.
FSK: 6, Dauer: 136 Minuten.
Arielle (Halle Bailey, TV-Serie "Grown-ish") ist eine Meerjungfrau und eine echte Prinzessin, denn ihr Vater ist König Triton (Javier Bardem, "Skyfall") von Atlantica. Allerdings sorgt Arielles Faszination für die Welt der Menschen wiederholt für Ärger, denn Triton ist auf die Menschen nicht gut zu sprechen und hält sie für gefährlich. So kommt es, daß Arielle eines Tages, als sie den schiffbrüchigen Menschenprinz Eric (Jonah Hauer-King, "Die unglaublichen Abenteuer von Bella") rettet und sich in ihn verliebt, sich nicht an ihren Vater wendet, sondern das Angebot ihrer von Triton einst verbannten Tante Ursula (Melissa McCarthy, "Spy") annimmt, sie für drei Tage zu einem Menschen zu machen. Jedoch muß sie innerhalb dieser drei Tage einen "Kuß wahrer Liebe" erhalten, um ein Mensch zu bleiben. Erschwert wird diese Aufgabe dadurch, daß Ursula erstens Arielle ihre sirenenhafte Stimme nimmt und zweitens ihr die Erinnerung an die "Kuß-Bedingung" raubt. Zum Glück hat sie allerdings die Hilfe ihrer treuen Tierfreunde Krabbe Sebastian (in der Originalfassung gesprochen und gesungen von Daveed Diggs, "Hamilton"), Möwe Scuttle (Awkwafina, "Shang-Chi") und Fisch Fabius (Jacob Tremblay, "Raum"), die alles geben, um Arielle und Eric in die richtige Richtung zu lenken ...

Kritik:
Ich muß zugeben: Obwohl Ron Clements' und John Muskers "Arielle, die Meerjungfrau" aus dem Jahr 1989 einer der großen Disney-Zeichentrick-Klassiker ist und für die Musik von Alan Menken ("Spieglein Spieglein") zwei OSCARs gewann, zählt er nicht zu meinen persönlichen Disney-Favoriten. Vielleicht liegt das daran, daß ich das Märchen von Hans Christian Andersen schon als Kind in der tschechoslowakischen Verfilmung "Die kleine Meerjungfrau" von 1976 geliebt habe (mit der bezaubernden Miroslava Šafránková in der Titelrolle, deren Schwester Libuše übrigens noch immer jedes Weihnachten mit "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" die deutschen Fernseher erobert), vielleicht auch daran, daß mich von den zahlreichen Songs der Disney-Variante nur zwei wirklich gepackt haben. Jedenfalls war ich auf die unvermeidliche Neuverfilmung zwar durchaus gespannt, aber meine Vorfreude hielt sich doch in Grenzen. Und mit meiner Skepsis lag ich richtig, denn auch als Realfilm unter der Regie von Genre-Veteran Rob Marshall ("Into the Woods", "Mary Poppins' Rückkehr") sieht "Arielle, die Meerjungfrau" zwar gut aus und klingt auch hochwertig, erreicht mich trotz bewährter Story emotional jedoch nicht wirklich.

Ein Merkmal fast aller Disney-Realfilm-Remakes ist es, daß sie eine deutlich längere Laufzeit haben als das Zeichentrick-Original. "Cinderella", "The Jungle Book", "Der König der Löwen" und "Mulan" waren rund 30 Minuten länger, "Aladdin" 40 Minuten, "Die Schöne und das Biest" 45 Minuten und "Dumbo" sogar fast 50 Minuten (hat aber auch wenig mit der Vorlage gemein) – "Arielle, die Meerjungfrau" toppt das mit satten 53 Minuten! Das wäre ja auch in Ordnung, wenn man diese zusätzliche Zeit sinnvoll nutzen würde. Bei "Cinderella", "The Jungle Book" oder "Aladdin" gelang das ziemlich gut, bei "Die Schöne und das Biest" einigermaßen, bei "Der König der Löwen" eher nicht. Und bedauerlicherweise reiht sich "Arielle, die Meerjungfrau" in dieser Hinsicht direkt neben "Der König der Löwen" ein. Zwar gibt es durchaus einige sinnvolle Änderungen und Erweiterungen – so wirkt Arielle selbstbewußter und aktiver, die Beziehung zwischen Arielle und Eric entwickelt sich etwas langsamer und damit glaubwürdiger und es gibt drei neue Lieder –, aber letztlich ist es genau die gleiche Geschichte, die einfach nur mehr als 50 Minuten länger dauert. Da ist es beinahe zwangsläufig, daß es immer wieder Phasen gibt, in denen die Handlung etwas durchhängt und vor sich hinplätschert. Dabei war sie nicht zuletzt wegen der zahlreichen, immer etwas bremsenden Songs schon im Original nicht gerade rasant erzählt und bei den Liedern selbst überwiegen auch die langsamen Balladen. Bei denen hat sich auch in neuem, etwas moderneren Arrangement nichts daran geändert, daß ich sie eher langweilig finde – Highlights bleiben die beiden schnelleren Nummern "Under the Sea" (für das es 1989 den OSCAR gab) und "Kiss the Girl". Von den drei neuen Songs, die der Altmeister Menken gemeinsam mit "Hamilton"-Star Lin-Manuel Miranda geschrieben hat, entpuppen sich zwei als weitere (wenig bemerkenswerte) Balladen, wogegen das gerappte "The Scuttlebutt" zwar definitiv Abwechslung reinbringt, musikalisch jedoch kaum zum Rest des Films passen mag.

Wenn wir schon bei den eher negativen Sachen sind: Tritons Unterwasser-Welt ist zwar schön bunt, macht aber einen recht künstlichen, computerspielartigen Eindruck – das hat "Aquaman" besser hinbekommen. Gleichzeitig machen die Land-Szenen einen authentischeren Eindruck, wirken aber auch ein wenig steril. Zum Glück macht das die gute Besetzung zu weiten Teilen wieder wett. Halle Bailey – deren Auswahl in gewissen Kreisen für Empörung sorgte, weil es bekanntlich historischer Fakt ist, daß Meerjungfrauen immer weiß sein müssen! – verkörpert die neugierige, romantische, aber auch tatkräftige Arielle sehr sympathisch und hat eine gute Gesangsstimme, auch Jonah Hauer-King macht als Prinz Eric seine Sache gut und als Paar offenbaren beide eine ordentliche Chemie. Theoretisch sogar noch besser gefallen mir Javier Bardem als König Triton und Melissa McCarthy als Meerhexe Ursula, allerdings haben beide – trotz der ausgewalzten Laufzeit – arg wenige Szenen. Das gilt vor allem für Triton (und Arielles Meerjungfrauen-Schwestern), während Ursula als Antagonistin wenigstens etwas mehr zu tun bekommt – und McCarthy ist in der Tat eine perfekte Besetzung für diese skrupellose, fiese, aber auch irgendwo unterhaltsame Bösewicht-Rolle. Davon hätte man eindeutig mehr zeigen können, zumal der finale Showdown zwischen Ursula, Arielle und Eric ausgesprochen action- und spezialeffektlastig ausfällt und McCarthy da deshalb kaum noch ihre Stärken ausspielen kann. Generell ist dieser Endkampf leider recht unübersichtlich in Szene gesetzt, das hat in der Zeichentrickversion besser funktioniert und ist ein Stück weit symptomatisch für dieses insgesamt trotz der liebenswürdigen Charaktere nur leidlich gelungene Remake.

Fazit: "Arielle, die Meerjungfrau" ist ein recht generisches und zu breit ausgewalztes Realfilm-Remake, das eine unverändert sympathische Geschichte erzählt und mit einem guten Cast punktet.

Wertung: 6,5 Punkte (Original: 7,5 Punkte).


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