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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 11. Januar 2024

JOHN WICK: KAPITEL 4 (2023)

Regie: Chad Stahelski, Drehbuch: Shay Hatten und Michael Finch, Musik: Tyler Bates und Joel J. Richard
Darsteller: Keanu Reeves, Bill Skarsgård, Donnie Yen, Shamier Anderson, Laurence Fishburne, Ian McShane, Hiroyuki Sanada, Rina Sawayama, Clancy Brown, Marko Zaror, Scott Adkins, Natalia Tena, Lance Reddick, George Georgiou, Sven Marquardt, Yoshinori Tashiro, Ivy Quainoo
John Wick: Chapter 4 (2023) on IMDb Rotten Tomatoes: 94% (8,1); weltweites Einspielergebnis: $440,2 Mio.
FSK: 18, Dauer: 170 Minuten.
Der frühere Auftragskiller John Wick (Keanu Reeves, "47 Ronin") hat seinen Sturz vom New Yorker Continental Hotel überlebt, was das Gebäude und sein Manager Winston (Ian McShane, "Hercules") teuer bezahlen müssen. Die Hohe Kammer hat, um sich des John Wick-Problems endgültig zu entledigen, dem ebenso stinkreichen wie skrupellosen Marquis de Gramont (Bill Skarsgård, "Eternals") freie Hand und nahezu unbegrenzte Mittel gegeben, der daraufhin Johns blinden Killer-Freund Caine (Donnie Yen, "Rogue One") auf ihn ansetzt. Doch John findet mit der Hilfe eines Freundes ein potentielles Schlupfloch: Wenn es ihm irgendwie gelingt, wieder Mitglied der Organisation werden, kann er den Marquis zu einem alles entscheidenden Duell herausfordern. Dafür muß er sich aber zuerst mit seiner "Familie", den in Berlin angesiedelten, von Katia (Natalia Tena, "Lady Henderson präsentiert") angeführten Ruska Roma, versöhnen. Das alles, während das Kopfgeld auf ihn immer weiter erhöht wird und unzählige Kopfgeldjäger anlockt, auch den begnadeten Spurenleser "Mr. Nobody" (Shamier Anderson, "Destroyer") ...

Kritik:
Keanu Reeves setzt seinen Erfolgslauf fort und schafft das Kunststück, mit "John Wick: Kapitel 4" aus einer drei- eine vierteilige Filmreihe mit überragenden Kritiken und von Mal zu Mal immer noch größerem kommerziellen Erfolg zu machen. Zugegeben: Dem Kapitel 4 gelingt erstmals keine Verdopplung der weltweiten Einspielergebnisse – aber das liegt in erster Linie daran, daß eine Verdopplung logischerweise immer schwieriger wird, je höher der Ausgangswert ist. Und der hat sich seit dem ersten Teil aus dem Jahr 2014 von 86 über 174 auf 328 Millionen US-Dollar entwickelt – da ist eine Steigerung von Kapitel 4 um "nur" ein gutes Drittel auf $440 Mio. aller Ehren wert. Persönlich muß ich jedoch sagen, daß für mich "Kapitel 3" den (bisherigen) inhaltlichen Höhepunkt der Reihe darstellt und es mit dem vierten Film erstmals wieder leicht bergab geht. Denn nachdem der Original-"John Wick" eine recht konventionelle Rachestory mit nur leichtem mystischen Einschlag war, "Kapitel 2" die von der Hohen Kammer dominierte Auftragskiller-Welt um etliche Aspekte erweiterte und "Kapitel 3" auch noch viel stärker auf die Vergangenheit des Titelhelden einging, fehlt dem vierten Kapitel in meinen Augen etwas wirklich Neues. Natürlich werden wiederum neue Schauplätze und Figuren eingeführt, aber insgesamt bleibt das Setting im Vergleich zum direkten Vorgänger weitestgehend unverändert. Zudem wird es während der fast dreistündigen Laufzeit zwar nie langweilig, aber erstmals wirken einige Actionsequenzen etwas zu sehr in die Länge gezogen und damit auf Dauer repetitiv. Damit ist der erneut von Chad Stahelski inszenierte "John Wick: Kapitel 4" zwar immer noch ein sehr guter Actionfilm, aber nicht so überragend wie der atemberaubende, nahezu makellose dritte Teil.

Die Geschichte von "John Wick: Kapitel 4" führt uns um die halbe Welt, denn auf der Suche nach einer Lösung für sein Dilemma besucht John zunächst einen alten Freund im japanischen Osaka, dann seine entfremdete Ruska Roma-Familie in Berlin und schließlich seinen neuen Haupt-Gegenspieler, den Marquis, in Paris. Für Abwechslung ist also wieder einmal gesorgt, jedoch holt der Film aus den neuen Schauplätzen teilweise nicht viel heraus. Osaka und Berlin bleiben im Grunde genommen austauschbar, erst in Paris zeigen die Filmemacher, daß sie sehr wohl wissen, wie es viel besser geht – etliche Wahrzeichen der französischen Hauptstadt werden geschickt in die Story und die Kämpfe integriert, sodaß man nie vergessen kann, wo wir uns gerade befinden. Bei Osaka und Berlin hat man das unterlassen, was aus deutscher Perspektive natürlich gerade in Berlin sehr bedauerlich ist – abseits einer kleinen Rolle des zumindest dort berühmt-berüchtigten Berliner Berghain-Türstehers Sven Marquardt gibt es fast kein Lokalkolorit, selbst der "Zwischenboß" Killa Harkan wird mit Kampfsport-Experte Scott Adkins ("The Expendables 2", im Fatsuit kaum wiedezuerkennen) von einem Briten verkörpert. Wobei nicht verschwiegen werden soll, daß der Kampf zwischen John Wick und Killa Harkan definitiv zu den Highlights des Films gehört.

Wo die neuen Schauplätze trotz der unterschiedlich gelungenen Integration in die Geschichte also für viel Abwechslung sorgen, fehlt diese mitunter inhaltlich. Das liegt vor allem daran, daß die Handlung und die "John Wick"-Welt, wie bereits erwähnt, diesmal kaum erweitert werden, womit der Fokus noch mehr auf den Kämpfen liegt. Die sind selbstredend wiederum zumeist grandios choreographiert, teilweise auch unkonventionell und spektakulär gefilmt – besonders eine aufwendige, videospielartige Plansequenz aus hoher Vogelperspektive im letzten Akt sticht positiv hervor –, aber nicht ganz so originell und abwechslungsreich wie im dritten Teil. Zudem überzeugen die Neuzugänge im Ensemble für meinen Geschmack weniger als in "Kapitel 3". Natürlich sind Hongkongs Martial Arts-Legende Donnie Yen, "Es"-Killerclown Bill Skarsgård, Scott Adkins, Shamier Anderson, die britisch-japanische Sängerin Rina Sawayama in ihrem Kinodebüt, Hiroyuki Sanada ("Wolverine – Weg des Kriegers") und der "Highlander"-Bösewicht Clancy Brown gute Ergänzungen, aber im Vergleich zu Mark Dacascos, Halle Berry, Anjelica Huston, Asia Kate Dillon und Jerome Flynn wirken sie doch ein Stück blasser – leider kehrt aus diesem Quintett (von dem immerhin vier den dritten Film überlebt haben) übrigens niemand zurück, was gerade bei der von Dillon denkwürdig verkörperten Richterin sehr bedauerlich ist. Rückkehrer aus dem Franchise gibt es zwar, die beschränken sich aber mit Ian McShane, Laurence Fishburne und dem kurz nach Drehschluß verstorbenen Lance Reddick (welchem der Film gewidmet ist), auf Figuren, die mindestens seit "Kapitel 2" Teil der Reihe sind. Das ist aber alles Klagen auf hohem Niveau, denn man folgt Keanu Reeves weiterhin sehr gerne bei seiner Reise rund um die Welt im Kampf gegen die Hohe Kammer und der Showdown inklusive einer cleveren Schlußpointe entschädigt für viele kleinere Problemchen. Tatsächlich würde das Ende wunderbar als Finale der Reihe funktionieren – allerdings sieht es inzwischen danach aus, daß nach dem Spin-Off "Ballerina" auch noch ein fünfter Teil der Hauptreihe folgen wird. Mal sehen, wie lange der bei der Veröffentlichung des vierten Films auch schon 58 Jahre alte Keanu Reeves das körperlich noch hinbekommt ...

Fazit: "John Wick: Kapitel 4" ist noch größer, länger, spektakulärer und actionreicher als die drei Vorgänger und begeistert damit einmal mehr die Fans des Actionkinos – allerdings bleibt "Kapitel 3" inhaltlich unerreicht.

Wertung: 8,5 Punkte.


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