Regie: Chad Stahelski, Drehbuch: Shay Hatten und Michael Finch,
Musik: Tyler Bates und Joel J. Richard
Darsteller: Keanu
Reeves, Bill Skarsgård,
Donnie Yen, Shamier Anderson, Laurence Fishburne,
Ian McShane, Hiroyuki Sanada, Rina Sawayama, Clancy Brown, Marko Zaror, Scott
Adkins, Natalia Tena, Lance Reddick, George Georgiou, Sven Marquardt,
Yoshinori Tashiro, Ivy Quainoo
FSK: 18, Dauer: 170
Minuten.
Der frühere
Auftragskiller John Wick (Keanu Reeves, "47 Ronin") hat
seinen Sturz vom New Yorker Continental Hotel überlebt, was das Gebäude und sein Manager Winston (Ian McShane, "Hercules")
teuer bezahlen müssen. Die Hohe Kammer hat, um sich des
John Wick-Problems endgültig zu entledigen, dem ebenso stinkreichen wie
skrupellosen Marquis de Gramont (Bill Skarsgård,
"Eternals") freie Hand und nahezu unbegrenzte Mittel
gegeben, der daraufhin Johns blinden Killer-Freund Caine (Donnie Yen,
"Rogue One") auf ihn ansetzt. Doch John findet mit der
Hilfe eines Freundes ein potentielles Schlupfloch: Wenn es ihm irgendwie gelingt,
wieder Mitglied der Organisation werden, kann er den Marquis zu einem
alles entscheidenden Duell herausfordern. Dafür muß er sich aber
zuerst mit seiner "Familie", den in Berlin angesiedelten, von Katia (Natalia Tena, "Lady Henderson präsentiert")
angeführten Ruska Roma, versöhnen. Das alles, während das
Kopfgeld auf ihn immer weiter erhöht wird und unzählige
Kopfgeldjäger anlockt, auch den begnadeten Spurenleser "Mr.
Nobody" (Shamier Anderson, "Destroyer") ...
Kritik:
Keanu Reeves setzt
seinen Erfolgslauf fort und schafft das Kunststück, mit "John
Wick: Kapitel 4" aus einer drei- eine vierteilige Filmreihe mit
überragenden Kritiken und von Mal zu Mal immer noch größerem
kommerziellen Erfolg zu machen. Zugegeben: Dem Kapitel 4
gelingt erstmals keine Verdopplung der weltweiten Einspielergebnisse
– aber das liegt in erster Linie daran, daß eine Verdopplung
logischerweise immer schwieriger wird, je höher der Ausgangswert
ist. Und der hat sich seit dem ersten Teil aus dem Jahr 2014 von 86
über 174 auf 328 Millionen US-Dollar entwickelt – da ist eine
Steigerung von Kapitel 4 um "nur" ein gutes
Drittel auf $440 Mio. aller Ehren wert. Persönlich muß ich jedoch sagen, daß für mich "Kapitel 3" den
(bisherigen) inhaltlichen Höhepunkt der Reihe darstellt und es mit
dem vierten Film erstmals wieder leicht bergab geht. Denn nachdem der
Original-"John Wick" eine recht konventionelle
Rachestory mit nur leichtem mystischen Einschlag war, "Kapitel
2" die von der Hohen Kammer dominierte Auftragskiller-Welt um
etliche Aspekte erweiterte und "Kapitel 3" auch noch viel
stärker auf die Vergangenheit des Titelhelden einging, fehlt dem
vierten Kapitel in meinen Augen etwas wirklich Neues. Natürlich
werden wiederum neue Schauplätze und Figuren eingeführt, aber
insgesamt bleibt das Setting im Vergleich zum direkten Vorgänger
weitestgehend unverändert. Zudem wird es während der fast
dreistündigen Laufzeit zwar nie langweilig, aber erstmals wirken
einige Actionsequenzen etwas zu sehr in die Länge gezogen und damit
auf Dauer repetitiv. Damit ist der erneut von Chad Stahelski
inszenierte "John Wick: Kapitel 4" zwar immer noch ein sehr
guter Actionfilm, aber nicht so überragend wie der atemberaubende,
nahezu makellose dritte Teil.
Die
Geschichte von "John Wick: Kapitel 4" führt uns um die
halbe Welt, denn auf der Suche nach einer Lösung für sein Dilemma
besucht John zunächst einen alten Freund im japanischen Osaka, dann
seine entfremdete Ruska Roma-Familie in Berlin und schließlich seinen neuen
Haupt-Gegenspieler, den Marquis, in Paris. Für Abwechslung ist also
wieder einmal gesorgt, jedoch holt der Film aus den neuen
Schauplätzen teilweise nicht viel heraus. Osaka und Berlin bleiben
im Grunde genommen austauschbar, erst in Paris zeigen die
Filmemacher, daß sie sehr wohl wissen, wie es viel besser geht –
etliche Wahrzeichen der französischen Hauptstadt werden geschickt in
die Story und die Kämpfe integriert, sodaß man nie vergessen kann,
wo wir uns gerade befinden. Bei Osaka und Berlin hat man das unterlassen, was aus deutscher Perspektive
natürlich gerade in Berlin sehr bedauerlich ist – abseits einer
kleinen Rolle des zumindest dort berühmt-berüchtigten Berliner Berghain-Türstehers Sven Marquardt gibt es fast kein Lokalkolorit, selbst
der "Zwischenboß" Killa Harkan wird mit
Kampfsport-Experte Scott Adkins ("The Expendables 2", im Fatsuit kaum wiedezuerkennen) von einem Briten verkörpert. Wobei
nicht verschwiegen werden soll, daß der Kampf zwischen John Wick und
Killa Harkan definitiv zu den Highlights des Films gehört.
Wo
die neuen Schauplätze trotz der unterschiedlich gelungenen
Integration in die Geschichte also für viel Abwechslung sorgen,
fehlt diese mitunter inhaltlich. Das liegt vor allem daran, daß die
Handlung und die "John Wick"-Welt, wie bereits erwähnt,
diesmal kaum erweitert werden, womit der Fokus noch mehr auf den
Kämpfen liegt. Die sind selbstredend wiederum zumeist grandios
choreographiert, teilweise auch unkonventionell und spektakulär
gefilmt – besonders eine aufwendige, videospielartige Plansequenz
aus hoher Vogelperspektive im letzten Akt sticht positiv hervor –,
aber nicht ganz so originell und abwechslungsreich wie im dritten
Teil. Zudem überzeugen die Neuzugänge im Ensemble für meinen
Geschmack weniger als in "Kapitel 3". Natürlich sind
Hongkongs Martial Arts-Legende Donnie Yen, "Es"-Killerclown
Bill Skarsgård,
Scott Adkins, Shamier Anderson, die britisch-japanische Sängerin Rina Sawayama in ihrem Kinodebüt, Hiroyuki Sanada ("Wolverine – Weg des Kriegers") und der "Highlander"-Bösewicht Clancy Brown gute Ergänzungen, aber im Vergleich zu Mark Dacascos,
Halle Berry, Anjelica Huston, Asia Kate Dillon und Jerome Flynn
wirken sie doch ein Stück blasser – leider kehrt aus
diesem Quintett (von dem immerhin vier den dritten Film überlebt
haben) übrigens niemand zurück, was gerade bei der von Dillon
denkwürdig verkörperten Richterin sehr bedauerlich ist. Rückkehrer
aus dem Franchise gibt es zwar, die beschränken sich aber mit Ian
McShane, Laurence Fishburne und dem kurz nach Drehschluß
verstorbenen Lance Reddick (welchem der Film gewidmet ist), auf Figuren,
die mindestens seit "Kapitel 2" Teil der Reihe sind. Das
ist aber alles Klagen auf hohem Niveau, denn man folgt Keanu Reeves
weiterhin sehr gerne bei seiner Reise rund um die Welt im Kampf gegen
die Hohe Kammer und der Showdown inklusive einer cleveren
Schlußpointe entschädigt für viele kleinere Problemchen. Tatsächlich würde das Ende wunderbar als Finale der Reihe funktionieren – allerdings
sieht es inzwischen danach aus, daß nach dem Spin-Off "Ballerina"
auch noch ein fünfter Teil der Hauptreihe folgen wird. Mal sehen, wie
lange der bei der Veröffentlichung des vierten Films auch schon 58
Jahre alte Keanu Reeves das körperlich noch hinbekommt ...
Fazit:
"John Wick: Kapitel 4" ist noch größer, länger,
spektakulärer und actionreicher als die drei Vorgänger und
begeistert damit einmal mehr die Fans des Actionkinos – allerdings
bleibt "Kapitel 3" inhaltlich unerreicht.
Wertung:
8,5 Punkte.
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