Regie: Aaron Schneider, Drehbuch: Tom Hanks, Musik: Blake Neely
Darsteller: Tom
Hanks, Stephen Graham, Rob Morgan, Matt Helm, Manuel Garcia-Rulfo,
Karl Glusman, Craig Tate, Travis Quentin, Matthew Zuk, Jeff Burkes,
Jake Ventimiglia, Chet Hanks, Elisabeth Shue, Dominic Keating
(Stimme), Maximilian Osinski (Stimme), Ian James Corlett (Stimme),
Thomas Kretschmann (Stimme)
Februar 1942: Nach
dem Kriegseintritt der USA hängt der Erfolg der Alliierten
maßgeblich von den amerikanischen Nachschublieferungen für das in
Bedrängnis befindliche Großbritannien ab. Zu diesem Zweck
werden Schiffs-Konvois über den Atlantik geschickt, wobei die
Frachter und Tanker von einigen Kriegsschiffen sowie Bombern eskortiert und beschützt werden. Jedoch gibt es eine kritische
Wegstrecke, gennant "Black Pit" ("Schwarzes Loch"), während der für wenige Tage die Luftunterstützung
wegfällt, weil der Konvoi sowohl für die in Amerika startenden als
auch die in Großbritannien stationierten Flugzeuge zu weit vom
Festland entfernt ist. Genau diese kritische Phase nutzen
logischerweise gerne die gefürchteten deutschen U-Boote, um die Konvois zu dezimieren.
Commander Ernest "Ernie" Krause (Tom Hanks, "Captain Phillips") kommandiert als Kapitän der
"Greyhound" erstmals einen solchen Konvoi und sieht sich im
"Schwarzen Loch" einer besonderen Herausforderung
gegenüber. Denn hier warten nicht nur ein oder zwei deutsche U-Boote
darauf, zuzuschlagen, sondern gleich ein ganzes "Wolfsrudel".
Da die Nazis ohne die alliierte Luftunterstützung taktisch klar im
Vorteil sind, muß Krause sein ganzes Können und sein strategisches
Geschick aufbieten, um im Verbund mit drei weiteren Kriegsschiffen
so viele der 37 Schiffe des Konvois wie möglich einigermaßen unbeschadet auf die
andere Seite des "Schwarzen Lochs" zu bringen ...
Kritik:
Beim
Aufbau seines eigenen Streamingdienstes setzte Apple zu Beginn primär auf hochwertige und stargespickte Serien, um
der bereits etablierten Konkurrenz von Netflix oder Amazon das Publikum abspenstig zu
machen. Das funktionierte mit Serien wie "The Morning Show",
"See", "Dickinson" oder "For All Mankind"
auch ziemlich gut, wenngleich ein absoluter Über-Hit á la "Game
of Thrones" oder "Stranger Things" auf sich warten
ließ (das wurde dann wohl "Ted Lasso"). Den Filmbereich sparte Apple derweil nicht völlig aus,
er wurde aber doch ziemlich vernachlässigt. Und die Filme, die
produziert wurden, galten zwar zumeist als aussichtsreiche
OSCAR-Kandidaten, sorgten am Ende aber doch nur selten für Aufsehen
(z.B. "The Banker", "On the Rocks", "Cherry")
– bis im Jahr 2022 die Gehörlosen-Tragikomödie "CODA" Apple
einen überraschenden OSCAR-Triumph einbrachte. "Greyhound –
Schlacht um Atlantik" war einer der ersten exklusiv für Apple
TV+ produzierten Filme und setzt ganz auf die treibende Kraft hinter
der Geschichte: Tom Hanks. Der allseits beliebte Superstar spielt nicht allein die
Hauptrolle des Kriegsfilms, sondern schrieb auch das Drehbuch,
basierend auf einem Roman von "Narnia"-Autor C.S. Forester.
Das Resultat weiß in seiner gewollten Reduziertheit durchaus zu
überzeugen, hat aber gleichzeitig so seine Probleme, weshalb "Greyhound"
trotz Kritikerlob letztlich keine große Rolle in der Awards Season
beschieden war und es nur zu einer OSCAR-Nominierung (für den besten
Ton) reichte.
Der
britische Schriftsteller C.S. Forester ist neben seiner populären,
mehrfach für Kino und TV adaptierten Jugend-Fantasy-Reihe "Narnia" besonders
dafür bekannt (und berüchtigt), seine Werke konsequent und oft
wenig subtil mit christlicher Symbolik aufzuladen. Vermutlich trifft
das auch auf die "Greyhound"-Vorlage "Konvoi" zu
(die ich aber im Gegensatz zu "Narnia" nicht gelesen habe),
bei seiner Drehbuch-Adaption war Hanks aber klug genug, es damit
nicht zu übertreiben. Letztlich bleibt nur hängen, daß
Commander Krause ein ungemein gottesfürchtiger Mensch ist, der häufig betet. Das
hat in diesem Kontext sogar den Vorteil, daß "Greyhound"
einen recht ausgewogenen Blick auf das Geschehen wirft – da für
Krause, anders als für seine Untergebenen, die Besatzung eines
versenkten Nazi-U-Boots eben nicht (nur) aus "50 Krauts"
besteht, sondern aus 50 Seelen. Generell meidet "Greyhound"
geschickt jegliche Propaganda (abgesehen vielleicht von einem implizierten generellen Loblied auf den Heroismus der auffällig jungen Crew), indem sich der Film des recht
unbekannten (aber 2004 für seinen Kurzfilm "Two Soldiers"
bereits OSCAR-gekrönten) Regisseurs Aaron Schneider ("Am
Ende des Weges") ganz auf das titelgebende Schiff und seine
Besatzung konzentriert. In diesem konsequenten Minimalismus erinnert
"Greyhound" an Genreklassiker wie Wolfgang Petersens "Das
Boot" (1981), Michael Powells und Emeric Pressburgers
"Panzerschiff Graf Spee" (1956) oder Dick Powells "Duell
im Atlantik" (1957), die sich allesamt ebenfalls auf ein
Schiff/U-Boot respektive eine Schlacht konzentrieren. Der
Unterschied zu den beiden letztgenannten ist, daß die jeweils die
deutsche und die alliierte Seite annähernd gleichwertig schilderten,
wogegen die Deutschen in "Greyhound" lediglich durch Thomas
Kretschmanns ("Jungle") höhnische Funk-Nachrichten an
den Konvoi als Anführer des "Wolfsrudels" personalisiert
werden.
In
dieser Hinsicht ist "Greyhound" also "Das Boot"
deutlich näher, allerdings gibt es auch hier einen wichtigen
Unterschied: Während in "Das Boot" die Besatzung eine
große Rolle spielt, konzentriert sich "Greyhound" fast komplett auf
Commander Krause. Und genau das ist der hautpsächliche Grund dafür,
daß "Greyhound" zwar gute Kritiken erhielt, aber letzten
Endes kaum für Aufsehen sorgte. Zweifellos gibt es kaum einen
Schauspieler, der sich so gut dafür eignet, das ganze Gewicht eines
Films auf seinen Schultern zu tragen wie den
mehrfachen OSCAR-Gewinner Tom Hanks. Und tatsächlich macht er seine
Sache ausgesprochen gut; er transportiert die Anspannung des in
dieser Situation unerfahrenen Krause ebenso überzeugend wie die
ruhige Autorität, die er ausstrahlt, aber auch die leichte
Zerstreutheit (Namen sind nicht so sein Ding).
Commander Krause hat offensichtlich den Respekt seiner Crew, ohne
sich zu sehr mit ihr gemein zu machen. Engeren Kontakt scheint er
lediglich zu seinem Lieutenant Commander und Stellvertreter Charlie
Cole (Stephen Graham, "The Irishman") und vielleicht noch zum fürsorglichen George Cleveland (Rob
Morgan, "Don't Look Up") vom Küchendienst zu haben, zur übrigen Crew verhält er
sich eher distanziert. Das führt dazu, daß wir eigentlich nur
Krause näher kennenlernen, wobei auch dies größtenteils auf
seine Taten beschränkt bleibt (es gibt zwei Mini-Rückblicke, die
sind aber vermutlich eher dazu gedacht, wenigstens eine Frau im Film
unterzubringen, verkörpert von der einst für "Leaving Las Vegas" OSCAR-nominierten Elisabeth Shue). Eine emotionale Bindung
aufzubauen, fällt so naturgemäß schwer und das Mitzittern mit der
Crew während der U-Boot-Angriffe hält sich in Grenzen, weil uns
diese Crew weitgehend fremd bleibt. Daß "Greyhound",
wenn man sich auf diese reduzierte Erzählweise einläßt, trotzdem
gut funktioniert, liegt daran, daß die Schlacht handwerklich gut
umgesetzt und spannend erzählt ist. Spektakuläre Kampfsequenzen
gibt es wenige (was sicherlich auch dem für einen Kriegsfilm überschaubaren Budget von $50 Mio. geschuldet ist), dafür kommen
Atmosphäre und Intensität phasenweise durchaus an große Vorbilder wie "Das Boot"
heran (die OSCAR-Nominierung für den Ton ist definitiv verdient).
Auch die kurze Laufzeit von netto gerade einmal 80 Minuten trägt zum
Gelingen bei, denn dadurch wird "Greyhound" niemals
langweilig, zumal die deutschen U-Boote ihre Taktik immer wieder
ändern und man somit wie in einem guten Thriller gespannt auf die
nächste Wendung wartet. Wer also auf eine echte Geschichte und auf
(abseits des Protagonisten) interessante Charaktere verzichten kann,
der darf sich bei "Greyhound" über einen gut gemachten
Kriegsthriller freuen, der eine asymmetrische Schlacht
spannend, seriös und ausgewogen schildert.
Fazit:
"Greyhound – Schlacht im Atlantik" ist ein auf das
Nötigste reduzierter, aber spannender Kriegsthriller mit einem gewohnt souveränen
Hauptdarsteller Tom Hanks.
Wertung:
7,5 Punkte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen