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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 27. September 2017

LOGAN LUCKY (2017)

Regie: Steven Soderbergh, Drehbuch: Rebecca Blunt, Musik: David Holmes
Darsteller: Channing Tatum, Adam Driver, Daniel Craig, Riley Keough, Hilary Swank, Farrah Mackenzie, Katie Holmes, David Denman, Katherine Waterston, Brian Gleeson, Jack Quaid, Seth MacFarlane, Sebastian Stan, Jim O'Heir, Dwight Yoakam, Macon Blair, Jeff Gordon, Mike Joy, Darrell Waltrip, Kyle Busch, Carl Edwards, Danielle Trotta, Adam Alexander, LeAnn Rimes
 Logan Lucky
(2017) on IMDb Rotten Tomatoes: 92% (7,5); weltweites Einspielergebnis: $48,5 Mio.
FSK: 12, Dauer: 119 Minuten.

West Virginia, einer der ärmsten und konservativsten Bundesstaaten der USA, dominiert von Landwirtschaft und Bergbau. Jimmy Logan (Channing Tatum, "Jupiter Ascending"), einstmals College-Football-Star mit großen Erwartungen, der von einer schweren Knieverletzung gestoppt wurde, verliert wegen seines Hinkens den Job als Bauarbeiter – was besonders schwerwiegend ist, weil er am gleichen Tag erfährt, daß seine Ex-Frau Bobbie Jo (Katie Holmes, "Pieces of April") mit ihrem neuen Mann und ihrer und Jimmys kleiner Tochter Sadie (Farrah Mackenzie) in den Nachbarstaat ziehen will. Jimmy beschließt daher, gemeinsam mit seinem Bruder Clyde (Adam Driver, "Silence") – einem als Folge einer Kriegsverletzung einarmigen Barkeeper – und seiner jüngeren Schwester Mellie (Riley Keough, "Mad Max: Fury Road") die örtliche NASCAR-Rennstrecke auszurauben, denn durch seine Bauarbeiter-Tätigkeit glaubt er zu wissen, wie sie unbemerkt in den Tresorraum gelangen können. Dafür benötigen sie allerdings die Hilfe des Tresorknackers Joe Bang (Daniel Craig, "Skyfall"), der dummerweise noch fünf Monate lang im Knast sitzt. Also wird noch ein Plan geschmiedet, ihn am Tag des geplanten Raubzugs für einige Stunden aus dem Gefängnis zu schmuggeln, ohne daß es irgendjemand mitbekommt …

Kritik:
Nur vier Jahre, nachdem er nach dem Thriller-Verwirrspiel "Side Effects" seinen Abschied vom Kinogeschäft verkündete (danach aber im TV-Bereich mit dem Film "Liberace" und den Serien "The Knick" und "The Girlfriend Experience" sehr fleißig war), meldet sich Steven Soderbergh auf der großen Leinwand zurück. Das Genre, eine Gaunerkomödie, ist für den Regisseur der "Ocean's"-Trilogie mit George Clooney, Brad Pitt und Matt Damon natürlich nicht neu, doch "Logan Lucky" bietet eine interessante Variation der altbekannten Thematik an. Denn sollte es irgendwo auf der Welt jemanden geben, der sich schon einmal gefragt hat, wie wohl "Ocean's Eleven" aussähe mit ungebildeten Rednecks anstelle eleganter Gentleman-Ganoven in den Hauptrollen, erhält er hiermit die Antwort. Das mag zunächst nach einem relativ lahmen Aufguß klingen, unterscheidet sich trotz der ähnlichen Prämisse jedoch sowohl in der bodenständigen Ausführung als auch dem Setting und den Details mehr als genügend, um als eigenständiger und ziemlich spaßiger Film durchzugehen, der sich qualitativ auf Augenhöhe mit "Ocean's Thirteen" (dem zweitbesten Film der Triloge) befindet – was auch an einem Daniel Craig in Bestform liegt, der wieder einmal zeigt, daß er weit mehr kann als "nur" James Bond.

Anders als bei der kunterbunt – aber harmonisch – zusammengewürfelten "Ocean's"-Truppe konzentriert sich bei "Logan Lucky" alles auf zwei Familien. Während Jimmy der Anführer ist, der die Pläne austüftelt, stehen ihm Clyde und die als Friseurin tätige Mellie treu zur Seite. Ähnlich sieht es bei den Bangs aus, bei denen Joe auch vom Gefängnis aus ohne jeden Zweifel das Gehirn ist, aber von seinen ziemlich genau die klassischen, nicht allzu schmeichelhaften Redneck-Klischees erfüllenden Brüdern Sam (Brian Gleeson, "mother!") und Fish (Jack Quaid, "Die Tribute von Panem: The Hunger Games") bedingungslos unterstützt wird. Anders als ihre "Ocean's"-Kollegen muß diese Gruppierung ohne ernsthafte finanzielle Mittel und damit auch ohne raffinierte technische Hilfsmittel auskommen, was sich logischerweise in ihrem konkreten Vorgehen niederschlägt. Hier wirkt alles bodenständiger, statt mit eloquenter Weltgewandtheit und auf jede eventuelle Schwierigkeit vorbereiteten Plänen stehen vielmehr Bauernschläue und Unverfrorenheit im Vordergrund. Das ist amüsant anzuschauen, zumal sich Soderbergh gar nicht (oder sagen wir: nur vereinzelt – und dann meist auf Sam und Fish begrenzt) über seine Protagonisten lustig macht, sondern sie und ihre Nöte und Sorgen ernstnimmt. Das erinnert durchaus ein wenig an David Mackenzies in einem ähnlichen Post-Weltwirtschaftskrise-Setting auf dem Land angesiedelten Thriller "Hell or High Water", nur daß "Logan Lucky" das Thema eben von der humoristischen Seite angeht.

Was den Coup betrifft, so ist dieser von Drehbuch-Autorin Rebecca Blunt recht überzeugend ausgetüftelt, wenn er auch nicht die Raffinesse der "Ocean's"-Raubzüge erreicht (wobei das angesichts des Settings aber natürlich Sinn ergibt) und in der Ausführung etwas zu häufig auf pures Glück angewiesen ist. Da Blunt ein absolut unbeschriebenes Blatt in der Branche ist, dachten viele zunächst, es handele sich wieder einmal um ein Pseudonym von Soderbergh selbst, der in seinen Werken seit jeher gerne verschiedene Funktionen unter falschem Namen erfüllt, beispielsweise steckt er hinter dem Kameramann Peter Andrews. Soderbergh beteuert jedoch, Blunt sei sehr wohl eine reale Person. Zu den Stärken ihres Drehbuchs gehören auf jeden Fall die sehr authentisch wirkenden Figuren. Selbst die beiden ungehobelten jüngeren Bang-Brüder wirken irgendwie sympathisch, wenn sie etwa als bekennende NASCAR-Fans die Rennstrecke nur für einen guten Grund ausrauben wollen, sich dann aber mit einer sehr, sehr dünnen Begründung zufrieden geben. Noch deutlich mehr Sympathien entwickelt man schnell für die Logan-Geschwister, die aus einfachen Verhältnissen kommen und versuchen, unter den widrigen Bedingungen das Beste aus ihrem Leben zu machen – bis sie sich durch Jimmys Entlassung und den Umzug seiner Ex-Frau (die übrigens zwar ein wenig biestig, aber auch nicht wirklich unsympathisch rüberkommt) eben dazu gezwungen fühlen, zu unlauteren Mitteln zu greifen. Ein bißchen problematisch ist derweil, daß man über einige Elemente des Raubs erst im Nachhinein nähere Informationen erhält – zwar nicht unüblich für das Genre, in "Logan Lucky" aber für mein Empfinden etwas holprig umgesetzt.

Für Abwechslung angesichts des nicht übermäßig spektakulären Überfalls selbst sorgen einige Nebenhandlungsstränge, die zwar dramaturgisch nicht wirklich notwendig sind, dafür jedoch umso unterhaltsamer. Speziell der irrwitzige Gefängnisaufstand, der (mit einer vorgeschobenen "Game of Thrones"-Begründung!) als Ablenkung für Joes vorübergehende Flucht angezettelt wird und den Gefängnisdirektor Burns (Dwight Yoakam, "Panic Room") aus Prestigegründen unbedingt geheimhalten will, sorgt für zahlreiche Lacher; aber auch der großspurige NASCAR-Rennstallbesitzer Mal Chilblain (Seth MacFarlane, "A Million Ways to Die in the West") und sein überkonzentrierter Star-Fahrer Dayton White (Sebastian Stan, "Captain America") sind amüsant eingebaut, während die FBI-Agentin Sarah Grayson (Hilary Swank, "Black Dahlia") mit ihren Ermittlungen für die nötige Spannung sorgt. Es läßt sich allerdings nicht leugnen, daß unter dieser Vielzahl von Storyfäden der Erzählfluß ein wenig leidet, so richtig wie aus einem Guß wirkt die Handlung nicht. Dafür merkt man merkt sämtlichen Darstellern ihren Spaß an den Rollen an, wobei neben Riley Keough (als stets gelassenes Logan-Nesthäkchen Mellie) am meisten Daniel Craig beeindruckt mit seiner leidenschaftlichen Personifizierung einer Figur, die ziemlich weit von dem entfernt ist, was er sonst spielt. Soderbergh und sein Team nutzen zudem die Kooperation mit der NASCAR-Serie nicht nur für etliche Cameo-Auftritte, sondern auch für einige gut eingefangene Rennszenen und interessante Blicke hinter die Kulissen der Rennstrecke. All das sorgt dafür, daß "Logan Lucky" durchgehend unterhält, ohne allerdings jemals zu begeistern.

Fazit: "Logan Lucky" ist eine durchwegs amüsante Low Tech-Gaunerkomödie, deren Stärke in den liebenswert-schrulligen, aber authentisch wirkenden Figuren und in einem betont schrägen Humor liegt – die Handlung selbst ist dagegen ein wenig zerfasert und läßt echte Höhepunkte vermissen.

Wertung: Gut 7 Punkte.


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