Originaltitel: Charlie's Angels
Regie und Drehbuch:
Elizabeth Banks, Musik: Brian Tyler
Darsteller: Kristen
Stewart, Naomi Scott, Ella Balinska, Elizabeth Banks, Sir Patrick
Stewart, Djimon Hounsou, Luis Gerardo Méndez, Jonathan Tucker, Sam
Claflin, Nat Faxon, Chris Pang, Noah Centineo, David Schütter,
Hannah Hoekstra, Marie-Lou Sellem, Dennenesch Zoudé, Jane Chirwa,
Danica Patrick, Ronda Rousey, Aly Raisman, Chloe Kim, Laverne Cox,
Lili Reinhart, Hailee Steinfeld, Robert Clotworthy (Stimme), Jaclyn
Smith
FSK: 12, Dauer: 119
Minuten.
Nachdem die von
Charlie Townsend gegründete Detektei "Townsend Agency"
sich international aufgestellt hat, gibt es inzwischen zahlreiche "Engel" sowie eine ganze Reihe von "Bosleys", die die Aufträge
erteilen und sich um die Logistik kümmern. Als der
betagte "Original-Bosley" John Bosley (Sir Patrick Stewart, "Logan")
in den Ruhestand geht, kümmern sich fortan Edgar Bosley (Djimon
Hounsou, "Shazam!") und Rebekah Bosley (Elizabeth
Banks, "Mädelsabend") – der erste Engel, der zum Bosley wurde – um die trotz
ihres jungen Alters bereits erfahrene Sabina Wilson (Kristen Stewart,
"Snow White and the Huntsman") und ihre neue Partnerin Jane Kano (Ella
Balinska, Netflix-Serie "Resident Evil"), eine frühere
britische MI-6-Agentin. Ihr nächster Auftrag ist die Whistleblowerin Elena Houghlin (Naomi Scott, "Aladdin"), welche einen potentiell lebensgefährlichen Fehler im "Calisto
Project" – einer revolutionären und nachhaltigen Energiequelle –
entdeckt und ihrem Vorgesetzten Fleming (Nat Faxon, "Ganz
weit hinten") gemeldet hat. Dieser vertuscht ihn jedoch, um die von
langer Hand geplante Markteinführung nicht zu gefährden. Gemeinsam
wollen Elena, die Engel und die Bosleys genau diese stoppen, wobei
Elena hofft, mit dem Unternehmenschef Alexander Brok (Sam Claflin,
"Snow White and the Huntsman") direkt sprechen und ihn von
einer Verzögerung überzeugen zu können. Doch bereits beim ersten
Treffen von Elena mit Edgar Bosley wird von dem geheimnisvollen
Profikiller Hodak (Jonathan Tucker, TV-Serie "Kingdom") ein Anschlag auf sie ausgeführt,
den Elena nur knapp überlebt, wobei aber ihr Beweismaterial
verlorengeht. Nun bleibt nur noch eine Lösung: Die Engel müssen mit
Elenas Hilfe die Calisto-Prototypen stehlen ...
Kritik:
Das
Konzept ist so simpel wie effektiv: Drei ebenso attraktive wie
schlagkräftige und gewitzte junge Frauen machen für ihren
geheimnisvollen Boß Jagd auf fiese Bösewichte. Kein Wunder, daß
diese Prämisse nicht totzukriegen ist und mit diesem Film bereits
ihre zweite Neuauflage erhält. Das Original war natürlich die fünf
Staffeln umfassende 1970er Jahre-Serie "Drei Engel für Charlie"
mit Kate Jackson, Farrah Fawcett und Jaclyn Smith. Im Jahr 2000
erfolgte ein den Comedy-Aspekt betonendes Kino-Reboot mit
Cameron Diaz, Drew Barrymore und Lucy Liu, das gute Kritiken einfuhr
und ein so großer kommerzieller Erfolg war, daß drei Jahre später
die Fortsetzung "3 Engel für Charlie – Volle Power"
veröffentlicht wurde. Die war zwar immer noch recht ertragreich, kam
aber deutlich schlechter an und bedeutete das Ende dieser
Besetzung. Wiederum knapp zwei Jahrzehnte später also der nächste
Neuanfang, der – ähnlich wie beim im gleichen Jahr erschienenen "Men in Black:
International" – streng genommen ein Sequel ist, jedoch
mit komplett neuem Personal vor und hinter der Kamera daherkommt.
Diesmal wird die Comedy wieder zurückgefahren, dafür gibt es
noch mehr Action und eine klare feministische Komponente
inklusive eines weiblichen Chefs. Das
Resultat erinnert bedauerlicherweise erneut an "Men in Black:
International": eine handwerklich kompetent umgesetzte, jedoch
über weite Strecken erschreckend uninspiriert wirkende
Actionkomödie, die mediokre Kritiken nach sich zog und an den
Kinokassen ziemlich katastrophal floppte. Wobei nicht verschwiegen
werden darf, daß daran eine von den feministischen Aspekten provozierte offene Schmutzkampagne ihren Anteil hatte, die u.a. für die desaströse IMDb-Wertung von 4,9
verantwortlich zeichnet (angesichts der Stimmenverteilung läßt sich
nachvollziehen, daß der echte Wert zwischen 5,5 und 6 Punkten
liegen dürfte, was aber natürlich immer noch recht enttäuschend
wäre), dem etwa ein erstaunlich hoher Audience Score von
78% bei Rotten Tomatoes entgegensteht. Bei allen Schwächen hat der
von Elizabeth Banks gedrehte und geschriebene Film das definitiv
nicht verdient, denn trotz der generischen Story macht er durchaus
Spaß und ich hätte diese neuen Engel gerne in einer besseren
Fortsetzung erlebt – aber zu der wird es mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit niemals kommen.
Größtes
Problem von "3 Engel für Charlie" ist, daß das Drehbuch
von Elizabeth Banks nie die richtige Balance findet zwischen den
humoristischen und den dramatischen Elementen. Wo die beiden
vorherigen Kinofilme sich stolz als komödiantische B-Movies ohne Realitätsanspruch präsentierten, kommt Banks' Film
ernsthafter daher und erzählt eine zwar denkbar
einfallslose und formelhafte, aber im Kern sehr klassische
Spionage-Actionstory mit teilweise erstaunlich drastisch inszenierten
Todesfällen. Das will nicht so recht passen zu den lässigen
Sprüchen der selbstbewußten Protagonistinnen – und auch der
ziemlich generische Pop-Soundtrack mit einigen Songs von Ariana
Grande fügt sich nicht allzu harmonisch ein, ging mir phasenweise
sogar auf die Nerven. Die Handlung wird immerhin recht temporeich
erzählt und hat auch ein paar dramatische Wendungen zu bieten (die
genreerfahrene Zuschauer jedoch zumeist nur bedingt überraschen dürften),
echte Highlights fehlen allerdings und einige Logikmängel trüben
das Gesamtbild zusätzlich. Zudem ist die grundsätzlich lobenswerte "Female Empowerment"-Botschaft vor allem zu
Beginn arg dick aufgetragen, da hätte man gerne ein bißchen subtiler
vorgehen dürfen. Eine interessante Abweichung von der Genreformel
ist es, daß wir nicht nur einen Neuling im Team haben – der traditionell als Identifikationsfigur
für das Publikum dient –, sondern mit Jane und Elena gleich zwei.
In der Praxis wirkt sich das allerdings kaum aus, da Jane zwar neu im
Team, aber nicht in der Branche ist, womit die Außenseiterperspektive
sich doch deutlich auf die komplett unerfahrene Elena konzentriert.
Das funktioniert auch ganz gut, wenngleich Überraschungen weitgehend
ausbleiben – abgesehen davon, daß die Schnelligkeit, mit der Elena
ihre gefährliche neue Rolle annimmt, nicht übermäßig glaubwürdig
wirkt.
Generelles
Lob hat dafür die Besetzung verdient, wobei unter den drei Engeln
der mit Abstand größte Star tatsächlich das klare Highlight von "3
Engel für Charlie" ist: Kristen Stewart blüht in der in ihrem
bisherigen Œuvre
eher seltenen humorvollen Rolle regelrecht auf und verkörpert die
ebenso direkte wie redselige Sabina mit sichtlicher
Freude. Ich hätte das vorher selber nicht geglaubt, aber es ist
eindeutig: Kristen Stewart kann nicht nur Drama, sondern offenbart ein
bemerkenswertes komödiantisches Talent, das sie zukünftig gerne
öfter zeigen darf. An ihrer Seite machen Naomi Scott und Ella
Balinska ebenfalls einen guten Job und die Nebenrollen sind mit
Elizabeth Banks, Sir Patrick Stewart oder Djimon Hounsou sowieso stark
besetzt. Einzig die Antagonisten enttäuschen etwas: Der von
Jonathan Tucker verkörperte Auftragskiller Hodak ist zwar
gefährlich, aber wenig charismatisch, während Sam Claflins fieser
Konzernchef Brok einfach nur eine Witzfigur ist. Daß es darüber
hinaus noch einen lange Zeit geheimen Oberbösewicht gibt, ist früh
offensichtlich, ich gebe aber gerne zu, daß mich Elizabeth Banks
hinsichtlich seiner oder ihrer Identität erfolgreich
in die Irre geführt hat. Die Actionsequenzen des großteils in
Deutschland gedrehten Films sind alles in allem solide bis gut
choreographiert, wirklich Spektakuläres sollte man jedoch nicht
erwarten. Ganz am Schluß respektive während des Abspanns gibt es
übrigens noch eine ganze Reihe netter Cameos in den Rollen der
Engel-Ausbilder in einer amüsanten Montage – man sollte also bis
zum Schluß dranbleiben!
Fazit:
"3 Engel für Charlie" ist eine solide Actionkomödie, die
erzählerisch zwar weit unter ihren Möglichkeiten bleibt und nie die
richtige Balance zwischen Action und Komödie findet, aber trotzdem und
dank ihrer engagierten Besetzung ordentlich unterhält.
Wertung:
6,5 Punkte.
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