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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Montag, 31. Dezember 2018

KINO-JAHRESBILANZ 2018

Mein persönliches Fazit des Kinojahres 2018: Es war polarisierender als 2017 oder 2016! Auf der einen Seite gab es endlich wieder einen Film, der mich wirklich begeistert hat und deshalb mit mehr als 9 Punkten belohnt wurde, auf der anderen Seite gab es eine (für mich unerwartete) riesige und einige ziemlich große Enttäuschungen - meine Filmauswahl war folglich nicht so zielgenau wie sonst meist. Bei den Regeln, welche Filme sich für meine Bilanz qualifizieren, mache ich diesmal eine Änderung: Bisher war immer oberstes Gebot, daß nur Filme in Frage kamen, die ich im Kalenderjahr im Kino gesehen habe. Da ich jedoch 2018 erstmals einige für die Bestenliste in Frage kommende reguläre Kinostarts via Rezensionsexemplar zu Hause sah, werde ich diese ebenfalls aufnehmen, wenn auch mit spezieller Kennzeichnung - Gleiches gilt für die von mir beim Fantasy Filmfest gesehenen Filme ohne regulären Kinostart im Jahr 2018. Was sich nicht geändert hat: Wie immer ist meine Jahresbilanz höchst subjektiv und richtet sich nicht ausschließlich nach meinen Punktwertungen, sondern eher nach meinem heutigen Eindruck von ihnen, der also auch die Langzeitwirkung berücksichtigt. 2018 gestartete Filme, die ich nicht mehr vor dem Jahreswechsel geschafft habe und die deshalb möglicherweise in meiner Kino-Jahresbilanz 2019 auftauchen könnten, sind "Bohemian Rhapsody", "Spider-Man: A New Universe", "Aquaman" und eventuell "Cold War".

Die Top 25 (mit Links zu meinen Rezensionen sowie kurzer Kommentierung):

Für sich genommen sicher nicht makellos, ist das dritte große Zusammentreffen von Marvels MCU-Superhelden im Kampf gegen den sehr überzeugend portraitierten Antagonisten Thanos als Kulminationspunkt einer (mehr oder weniger) penibel durchgeplanten zehnjährigen Reise kaum weniger als perfekt - auch wenn es nur der erste Teil ist und deshalb mit einem ultimativ fiesen Cliffhanger endet ...

Das Regiedebüt des für seine brillanten Dialoge bekannten Wortkünstlers Aaron Sorkin erzählt seine unglaubliche, aber wahre Geschichte als fesselndes, ungemein unterhaltsames Portrait einer von Jessica Chastain grandios verkörperten widersprüchlichen Frau, die ihr Leben auf sehr unkonventionelle Art selbst in die Hand nimmt.

Scott Coopers melancholischer Spätwestern glänzt nicht allein mit seiner Besetzung rund um Christian Bale und Rosamund Pike, sondern noch mehr mit seiner einfühlsam geschilderten Geschichte von Rassismus, Haß und Vorurteilen, aber auch Verständigung und Toleranz, deren gesellschaftliche Relevanz ungebrochen ist.

Martin McDonagh ist eine gewollt sperrige, mit knochentrockenem Humor angereicherte und herausragend gespielte Tragikomödie über eine Mutter auf der Suche nach Gerechtigkeit für den Tod ihrer Tochter gelungen, die von schrulligen, glaubwürdigen und komplexen Charakteren mit unzähligen Grautönen bevölkert ist und viel Stoff zum Nachdenken liefert.

Lynne Ramsays Arthouse-Variante eines Actionfilms hat keine allzu originelle Story zu bieten, überzeugt dafür aber umso mehr mit einem penibel beobachteten Blick auf den von Joaquin Phoenix eindrucksvoll verkörperten zentralen Antihelden auf der Reise ins Herz der Finsternis.

David Robert Mitchell schickt in seinem stimmungsvollen Neo-Noir-Thriller Andrew Garfield auf der Suche nach seiner verschwundenen Nachbarin auf eine popkulturell anspielungsreiche Irrfahrt durch das nächtliche Los Angeles, die gegen Ende immer durchgeknallter wird.

Der sechste Teil der unverwüstlichen Actionreihe mit Tom Cruise ist vielleicht sogar der beste - weil Regisseur und Autor Christopher McQuarrie geschickt die Entwicklungen der letzten Filme aufgreift und in einem emotional unerwartet aufwühlenden Showdown kulminieren läßt.

Wie der Vorgänger lebt auch das zweite Abenteuer des großmäuligen Marvel-Antihelden nicht von seiner ziemlich generisch geratenen Story, sondern von Ryan Reynolds' leidenschaftlicher Verkörperung seiner erklärten Traumrolle sowie einem auf die Spitze getriebenen Zitate-, Gag- und Slapstickgewitter, das das Publikum atem- und vermutlich auch sprachlos zurückläßt ...

Wes Andersons zweiter Stop Motion-Animationsfilm ist ähnlich gut wie der erste und beweist, daß sein unverkennbarer, hochgradig detailverliebter "Puppenhaus"-Stil voller skurriler Figuren und Ideen auch in einem japanischen Hundesetting einwandfrei funktioniert.

Drew Goddards zweite Regiearbeit ist ein ungemein atmosphärisch in Szene gesetzter Noir-Thriller mit gelegentlichen Gewaltausbrüchen, der sich Zeit bei der Etablierung der Charaktere läßt - was dank durchdachter Figurenzeichnung und hochklassiger Besetzung mit Jeff Bridges, Dakota Johnson und Chris Hemsworth prima funktioniert.

Samstag, 29. Dezember 2018

Samstags-Update (52/2018)

Keine Änderungen im deutschen Kinostartplan bis Ende Februar:


Box Office-News:
Die Zeit zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag ist für Kinobetreiber die wichtigste, weil einträglichste Zeit des Jahres - in dieser Phase funktioniert jeder Tag wie ein Samstag, heißt es immer. Entsprechend gibt es am Wochenende vor Silvester acht oder sogar neun Filme, die auf sechsstellige Besucherzahlen kommen. In Führung geht die Tragikomödie "Der Junge muß an die frische Luft" von Caroline Link über die Kindheit von Hape Kerkeling - interessanterweise der wohl einzige Film (theoretisch könnte es auch noch "Phantastische Tierwesen 2" schaffen), der den besucherschwächsten erfolgreichsten Film des Jahres in der Historie der Bundesrepublik Deutschland verhindern könnte. Denn in der offiziellen Statistik ist das Startdatum maßgeblich, "Der Junge muß an die frische Luft" kann also erfolgreichster Film des Jahres 2018 werden, obwohl er aufgrund seines Kinostarts eine knappe Woche vor Silvester den größten Teil seiner Zuschauer 2019 holen wird ... Diese Woche hat übrigens besagter "Phantastische Tierwesen 2" die Führung in den Jahrescharts von "Avengers: Infinity War" (3,4 Millionen) übernommen und sollte am Ende meiner Einschätzung nach auf 3,8 bis 3,9 Millionen Zuschauer kommen - was nicht ganz reichen würde, um "Rogue One" (3,99 Millionen im Jahr 2016) als schwächsten Jahressieger zu übertrumpfen. Nach seinem glänzenden Start sollte "Der Junge muß an die frische Luft" hingegen gute Aussichten haben, dieses Ziel zu erreichen: Mit 600.000 Besuchern seit dem vorgezogenen Dienstagsstart (gut 450.000 am normalen Wochenende) ist eine sehr solide Basis dafür jedenfalls gelegt, Top-Kritiken und gute Mundpropaganda sollten außerdem für eine lange Laufzeit sorgen. Auch DCs "Aquaman" präsentiert sich weiterhin prächtig und dürfte (wie die meisten Filme) sein Vorwochenergebnis mit 400.000 Zuschauern steigern, womit er nach nicht einmal zwei Wochen bereits die Endresultate seiner DCEU-Vorgänger "Wonder Woman" und "Justice League" überflügelt. Platz 3 geht wohl an "Mary Poppins' Rückkehr" mit gut 250.000 Zuschauern, dicht gefolgt allerdings von "Der Grinch". Der zweite breite Neustart der Woche, der Kinder-Animationsfilm "Der kleine Drache Kokosnuß 2", legt mit rund 100.000 Besuchern auf dem Niveau des Vorgängers von 2014 los (knapp 110.000, damals allerdings in der Woche vor Weihnachten).
In den USA kann "Aquaman" in der zweiten Woche zwar nicht zulegen, zeigt aber mit einem Rückgang um ein Viertel wie schon zuvor in China (wo der Film zwei Wochen früher startete und seitdem über $230 Mio. eingespielt hat) und Europa Standfestigkeit und bleibt mit über $50 Mio. auf der Spitzenposition. Auf Platz 2 arbeitet sich, wie von vielen erwartet, "Mary Poppins' Rückkehr" nach oben; das verhalten gestartete familienfreundliche Musical mit Emily Blunt steigert sich gegenüber dem Startergebnis um 50% auf mindestens $30 Mio. und überschreitet damit bereits die $100 Mio.-Marke. Der letzte Woche fast identisch gestartete "Bumblebee" kann trotz besserer Kritiken nicht mithalten, wiederholt aber sein Vorwochenergebnis von $20 Mio. und sollte den Bronzerang behalten (dicht gefolgt von "Spider-Man: A New Universe", der wieder zulegt). Die beiden breiten Neustarts enttäuschen dagegen: Die von mediokren Kritiken gebremste OSCAR-Hoffnung "Vice" mit Christian Bale landet mit etwa $8 Mio. ($18 seit dem vorgezogenen Dienstagsstart) bestenfalls auf Platz 6, die von den Kritikern verrissene Komödie "Holmes & Watson" mit Will Ferrell, John C. Reilly und Ralph Fiennes wohl sogar noch knapp dahinter. In Deutschland kommt "Holmes & Watson" am 7. Februar in die Kinos, "Vice" am 21. Februar.

Quellen:

Donnerstag, 27. Dezember 2018

KINOVORSCHAU WINTER/FRÜHLING 2019 (Teil 1)

Letztes Update vom 19. Januar: Der US-Horrorfilm "Escape Room" wurde um eine Woche auf den 28. Februar verschoben.

Nachdem der Kinoherbst uns immerhin noch den erfolgreichsten Film des Jahres beschert hat ("Phantastische Tierwesen 2" mit gut 3,5 Millionen Zuschauern), stehen im Januar und Februar in den deutschen Lichtspielhäusern wieder einmal vorwiegend hoffnungsvolle OSCAR-Anwärter Schlange, um das anspruchsvolle Publikum in die Kinos zu locken - aber natürlich gibt es auch noch einige potentielle Mainstream-Highlights, wenngleich erstaunlicherweise zur Abwechslung ohne Comic-Superhelden. Die wichtigsten und vielversprechendsten deutschen Kinostarts bis Ende Februar: 

3. Januar:
Ich bin ja grundsätzlich ein großer Fan von Keira Knightley, aber in historischen bzw. in relativ ferner Vergangenheit spielenden Rollen ("Stolz und Vorurteil", "Die Herzogin", "Anna Karenina") finde ich sie sogar noch besser. Scheinbar sieht sie selbst das ähnlich oder vielleicht hat sie auch einfach ein Faible für solche Rollen, jedenfalls spielt auch das historische Biopic "Colette" mehr als 100 Jahre in der Vergangenheit: Die Story beginnt in den 1890er Jahren und handelt von der titelgebenden jungen Französin, die den bekannten Autor Willy (Dominic West) heiratet und von ihm in die Pariser Künstlerkreise eingeführt wird. Das weckt ihre eigene Kreativität und da weibliche Autoren zu dieser Zeit kaum Chancen haben, ermutigt Willy – der selbst in einer kreativen Krise steckt – sie, unter seinem Namen Bücher zu veröffentlichen. Die entwickeln sich zu einem großen Erfolg und schon bald will Colette nicht mehr akzeptieren, daß ihr Gatte den ganzen Ruhm einheimst …

Ebenso wie Keira Knightley zählt Glenn Close zu den Kandidatinnen für eine weitere OSCAR-Nominierung, wobei Close nach ihrer Golden Globe-Nominierung sogar bessere Aussichten hat. Sie verkörpert in der Romanverfilmung des schwedischen Regisseurs Björn Runge Joan Castleman, deren Ehemann Joe (Jonathan Pryce) just den Literaturnobelpreis gewonnen hat. Auf der Reise zur Verleihung nach Stockholm werden Joan – die selbst Autorin ist – und Joe von ihrem Sohn David (Max Irons) und dem Schrifsteller Nathaniel (Christian Slater) begleitet, der unbedingt eine Biographie über Joe verfassen möchte. Doch die Reise zeigt auf, daß es bei der Schriftsteller-Familie Castleman bei weitem nicht so harmonisch zugeht wie es scheint …

10. Januar:
"Robin Hood":
Braucht die Welt eine weitere Verfilmung der Sage von Robin Hood, dem aufrechten Kämpfer für die Gerechtigkeit und die Unterdrückten gegen die korrupten und gierigen Adligen um den Sheriff von Nottingham und Prinz John? Nun, Hollywood meinte offensichtlich "Ja!", allerdings dürften die Produzenten das inzwischen schon wieder bereuen. Denn der neue "Robin Hood" vom britischen TV-Regisseur Otto Bathurst ("Peaky Blinders") fiel in den USA bei den Kritikern ebenso durch wie beim Publikum – im Rest der Welt, wo europäische Sagenstoffe traditionell populärer sind, dürfte es etwas besser laufen, angesichts von Produktionskosten von rund $100 Mio. wird es aber sehr schwer werden, am Ende schwarze Zahlen zu schreiben. "Kingsman"-Star Taron Egerton spielt den neuen Robin Hood in einem Film, der sich offenbar Guy Ritchies erfolgreiche "Sherlock Holmes"-Neuinterpretation als Vorbild genommen hat und vor allem auf temporeiche Action setzt – dabei aber offenbar Handlung und Figurenzeichnung weitgehend vernachlässigt. Robins engster Vertrauter John wird von Jamie Foxx verkörpert, Lady Marian von Eve Hewson (TV-Serie "The Knick"), der Sheriff von Nottingham vom australischen "Rogue One"-Bösewicht Ben Mendelsohn.

"Ben Is Back":
Zu den zahlreichen OSCAR-Kandidaten, die im Januar und Februar bei uns starten, zählt das Familien- und Suchtdrama "Ben Is Back" von Peter Hedges ("Pieces of April"), in dem dessen Sohn Lucas Hedges die Hauptrolle des drogensüchtigen Ben übernimmt, der sich selbst aus der Entzugsklinik entlassen hat und nun an Weihnachten vor der Tür seiner Familie steht. Von der wird er mehr als skeptisch aufgenommen, doch schließlich einigt er sich mit seiner Mutter (Julia Roberts) darauf, daß er einen Tag bleiben darf, bevor er freiwillig in die Klinik zurückkehrt. Lucas Hedges ist dieses Jahr gleich mit zwei Filmen aussichtsreich im Rennen um eine OSCAR-Nominierung, jedoch dürfte er mit "Der verlorene Sohn" (für den er bereits eine Golden Globe-Nominierung erhielt) bessere Chancen haben. Julia Roberts zählt auch zum erweiterten Kandidatinnenkreis.

Der norwegische Regisseur Lars Klevberg legt gerade einen ziemlich steilen Aufstieg hin: Seine cineastischen Sporen verdiente er sich durch drei Kurzfilme, von denen der letzte – eine an den Genreklassiker "Ring" erinnernde Horrorstory namens "Polaroid" – offenbar so gut ankam, daß er ihn selbst zu einem englischsprachigen Kinofilm ausbauen durfte. Und ebenfalls 2019 soll auch noch die von ihm geleitete Wiederbelebung der altehrwürdigen "Child's Play"-Reihe (aka "Chucky – Die Mörderpuppe") die Leinwände erobern. Ob er das Zeug dazu hat, kann man ja anhand von "Polaroid" schon einmal überprüfen. Hier geht es um die recht menschenscheue Schülerin Bird (Kathryn Prescott aus der TV-Serie "24: Legacy"), deren große Leidenschaft das Photographieren ist. Doch als sie in einem Antiquariat eine alte Polaroid-Kamera ersteht, muß sie bald feststellen, daß deren Benutzung unschöne Nebenwirkungen mit sich bringt: Wer von ihr photographiert wird, stirbt wenig später einen grausigen Tod …

Sonntag, 23. Dezember 2018

Vier TV-Tips für die Weihnachtsfeiertage

Normalerweise lasse ich meine TV-Tips über Weihnachten und Neujahr komplett wegfallen, weil es zu dieser Zeit für gewöhnlich sowieso fast nur jährliche Klassiker gibt sowie hochkarätige Free-TV-Premieren, die keiner weiterer Vorstellung bedürfen. Diesmal gibt es aber tatsächlich vier etwas nischigere Free-TV-Premieren, die durchaus eine Empfehlung verdient haben (auch wenn ich sie mit Ausnahme des letzten allesamt selbst noch nicht gesehen habe).

Heiligabend, VOX, 22.25 Uhr: "Krampus" (2015)
In der wohlwollend rezensierten Horrorkomödie von "Trick 'r Treat"-Regisseur Michael Dougherty wird das gemütliche Weihnachtsessen einer amerikanischen Familie (u.a. Toni Collette) zuerst von Streitereien gestört und dann von dem leibhaftigen Dämon Krampus aus der europäischen Volkssagenwelt.

Heiligabend, Pro 7, 23.55 Uhr: "Conjuring 2" (2016)
Ich habe die Fortsetzung des wenig originellen, aber ungemein atmosphärisch umgesetzten Gruselfilms von James Wan im Kino leider wegen Krankheit verpaßt, den Kritiken nach ist sie aber genau so gut. Dieses Mal bekommt es das (auf realen Vorbildern basierende) paranormale Forscherpaar Warren (Patrick Wilson und Vera Farmiga) 1978 in London mit einem möglichen Poltergeist zu tun. Dabei treffen sie auf eine von Franka Potente gespielte Parapsychologin, die den Fall für Nonsens hält.

1. Weihnachtsfeiertag, Pro 7 Maxx, 20.15 Uhr: "Your Name. - Gestern, heute und für immer" (2016)
Dem japanischen Anime-Starregisseur Makoto Shinkai ("Die Reise nach Agartha") gelang mit "Your Name." einer der erfolgreichsten und bestrezensierten (97% positive Kritiken bei Rotten Tomatoes!) Animationsfilme aller Zeiten, der alleine in Japan unfaßbare umgerechnet $235 Mio. einspielte - in Deutschland kam er leider trotzdem nicht regulär in die Kinos, sondern nur in Form einiger Eventprogrammierungen. "Your Name." ist ein poetischer und sehr emotionaler Körpertausch-Coming of Age-Film über die auf dem Land lebende Schülerin Mitsuha und den Tokioter Schüler Taki, die eines Morgens auf wundersame Weise ihre Körper tauschen. Das ist nicht permanent, wiederholt sich jedoch - weshalb sich Mitsuha und Taki Notizen schreiben und auf diese ungewöhnliche Weise kennenlernen. Gleichzeitig verändert sich beider Leben durch die gegenseitigen wohlmeinenden Eingriffe deutlich ...

1. Weihnachtsfeiertag, Tele 5, 23.50 Uhr: "Wrong Cops" (2013) 
Eine wunderbar durchgeknallte Nonsens-Komödie von Quentin Dupieux. Definitiv nicht für jeden Geschmack, aber teilweise sehr, sehr lustig.

Und damit wünsche ich allen Lesern fröhliche Weihnachten!

Samstag, 22. Dezember 2018

Samstags-Update 51/2018

Wenig überraschend gibt es wiederum keine Änderungen im deutschen Kinostartplan bis Ende des Jahres:


Box Office-News:
Trotz Weihnachtsstreß strömen die Deutschen in den Tagen vor Heiligabend in erfreulich hohen Zahlen in die Kinos, was durch gleich drei hochkarätige Neustarts begünstigt wird. Einer davon übernimmt auch die Spitze der Charts, denn "Aquaman" erreicht zwar nicht solche Höhen wie in China oder den USA, eröffnet mit um die 400.000 Zuschauern aber deutlich höher als zuletzt "Justice League" und "Wonder Woman" aus dem DC Extended Universe, die jeweils nur auf etwas mehr als die Hälfte zum Start kamen. Der bisherige Spitzenreiter "Der Grinch" fällt auf Position 2 zurück, steigert sich dank seiner weihnachtlichen Thematik aber sogar auf etwa 300.000 Besucher. Weniger gut läuft es für "Mary Poppins' Rückkehr", der zwar nicht direkt die Tür vor der Nase zugeschlagen wird (würde sie sowieso nicht aufhalten), aber der Empfang ist mit ca. 200.000 Kinogängern doch unerwartet frostig; nicht zuletzt dank wohlwollender Kritiken besteht aber selbstredend eine gute Chance, daß der Disney-Familienfilm über die Feiertage Fahrt aufnimmt. Der dritte breite Neustarts der Woche, das "Transformers"-Spin-Off respektive -Prequel "Bumblebee", landet mit rund 150.000 Besuchern irgendwo zwischen Platz 4 und 6, womit man sich wohl schon denken kann, daß auch hier die Erwartungen verfehlt werden. Es ist schon kurios und ziemlich ungerecht: "Bumblebee" hat mit Abstand die besten Kritiken aller "Transformers"-Filme, erreicht damit allerdings zumindest zu Beginn die mit Abstand wenigsten Zuschauer (bisheriger Minusrekord: 340.000 bei "Transformers 5"). Woran liegt's? Hat Michael Bay mit seinen immer schlechter aufgenommenen Spezialeffektschlachten das Interesse am Franchise unwiderbringlich in den Grund gefahren? Oder ist es viel profaner und das fehlende "Transformers" im Titel sorgt dafür, daß viele potentielle Zuschauer gar nichts von dem bewußt "kleiner", leiser und charmanter gehaltenen Film mit Hailee Steinfeld mitbekommen? Wie auch immer, auch "Bumblebee" muß auf positive Mundpropaganda und die traditionell besonders besucherstarke Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag hoffen ...
In den USA ist das Programmangebot noch breiter als bei uns, doch es überwiegen zunächst einmal die enttäuschten Erwartungen: "Aquaman" holt sich zwar problemlos Platz 1, vermutlich unter $70 Mio. sind aber etwas weniger als von den Branchenanalysten gedacht und nehmen sich vor allem im Vergleich zu beiden jeweils weit über der $100 Mio.-Marke startenden "Star Wars"-Filmen der Vorjahre eher bescheiden aus. Um Platz 2 und 3 gibt es ein Duell zwischen "Mary Poppins' Rückkehr" und "Bumblebee", die auf je $20-25 Mio. abzielen, was ebenfalls wenig beeindruckend aussieht. Jedoch können beide auf positive Mundpropaganda zählen und vor allem "Mary Poppins' Rückkehr" sollte als Musical gerade in den USA über die Feiertage richtig in Schwung kommen. Zur Erinnerung: Letztes Jahr eröffnete "Greatest Showman" am Wochenende vor Weihnachten richtig schwach, wurde dann aber noch zu einem weltweiten Megahit! Mit bescheidenen $7 Mio. im Mittelfeld der Top 10 landet die romantische Komödie "Manhattan Queen" mit Jennifer Lopez, noch so ein Film, der über eine lange Laufzeit einiges retten können dürfte. Das trifft hingegen nicht auf Robert Zemeckis' "Willkommen in Marwen" zu, denn die Tragikomödie mit Steve Carell ist mit $3 Mio. auf Platz 9 quasi "dead on arrival" und wird sich davon dank sehr schwacher Kritiken kaum erholen können. Knapp die Top 10 knacken könnte außerdem der Kostümfilm "Maria Stuart, Königin von Schottland" mit Saoirse Ronan und Margot Robbie, der nach seinem limitierten Start in der Vorwoche nun auf über 700 Kinos ausgeweitet wurde und dort gut $2 Mio. einspielen sollte.
In Deutschland kommen sowohl "Manhattan Queen" als auch "Maria Stuart" am 17. Januar in die Kinos (ein königliches Wochenende, könnte man sagen); "Willkommen in Marwen" sollte ursprünglich ebenfalls im Januar anlaufen, wurde inzwischen aber auf den 28. März verschoben.

Quellen:

Donnerstag, 20. Dezember 2018

KILLING GOD – LIEBE DEINEN NÄCHSTEN (2017)

Originaltitel: Matar a Dios
Regie und Drehbuch: Caye Casas und Albert Pintó, Musik: Francesc Guzmán
Darsteller: Eduardo Antuña, Itziar Castro, David Pareja, Francesc Orella, Emilio Gavira
 Killing God - Liebe Deinen Nächsten (2017) on IMDb Rotten Tomatoes: -; weltweites Einspielergebnis: $0,04 Mio.
FSK: 16; Dauer: 93 Minuten.
 An Silvester empfängt das nicht mehr ganz junge Ehepaar Carlos (Eduardo Antuña, "Torrente 4") und Ana (Itziar Castro, "Blancanieves") in einem Landhaus in den Bergen Carlos' jüngeren Bruder Santi (David Pareja, "Magical Girl") und seinen und Carlos' Vater (Francesc Orella, "Der unsichtbare Gast") zu einem gemütlichen Beisammensein. Zumindest theoretisch. Praktisch fällt der Abend recht ungemütlich aus, da Carlos seine Gattin aufgrund einer SMS ihres Chefs des Ehebruchs verdächtigt und Santi stark unter Liebeskummer leidet, weil seine Freundin ihn verlassen hat. Die Stimmung ist folglich bereits am Boden, als ein ungeladener Gast erscheint (seltsamerweise in der abgeschlossenen Toilette): Der jähzornige Kleinwüchsige (Emilio Gavira, "Clever & Smart") stellt sich als Gott vor und liefert auch gleich einen ziemlich überzeugenden Beweis für seine Behauptung ab. Dann erzählt Gott dem schockierten Quartett, er habe genug von der Menschheit und werde mit dem Sonnenaufgang alle Menschen töten – nur zwei dürfen überleben, und die vier Anwesenden müssen bestimmen, wer die Glücklichen (?) sein sollen …

Mittwoch, 19. Dezember 2018

Kurz-Nachruf: Penny Marshall (1943-2018)

Noch im Jahr 2018 ist der Anteil der Regisseurinnen in der Filmbranche erschreckend niedrig - umso beeindruckender, wenn eine Frau bereits vor einigen Jahrzehnten den Sprung unter die erfolgreichsten Filmemacher in Hollywood geschafft hat. Der gebürtigen New Yorkerin Penny Marshall ist das speziell in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren gelungen, als sie unter anderem maßgeblich daran beteiligt war, die Weltkarriere eines gewissen Tom Hanks in Fahrt zu bringen. Am Montag ist Penny Marshall im Alter von 75 Jahren in Los Angeles gestorben.

Penny Marshall, die jüngere Schwester des vor zwei Jahren verstorbenen "Pretty Woman"-Regisseurs Garry Marshall, begann ihre Karriere als Schauspielerin. Während der zehnjährigen Ehe (von 1971-bis 1981) mit dem späteren "Harry und Sally"-Regisseur Rob Reiner trat sie unter anderem in einer wiederkehrerenden Gastrolle in der Kult-Sitcom "Männerwirtschaft" auf und spielte als Laverne eine der Titelrollen in dem langlebigen "Happy Days"-Spin-Off "Laverne & Shirley", wofür sie dreimal für einen Golden Globe nominiert war. Auch später übernahm sie hin und wieder kleine Rollen in Filmen und TV-Produktionen, doch nachdem Penny Marshall, ermutigt von ihrem Bruder, bereits bei "Laverne & Shirley" einige Episoden inszenierte, kam sie offensichtlich auf den Geschmack und sattelte Mitte der 1980er Jahre zur Regisseurin um. Zu ihrem Kinodebüt hinter der Kamera kam Marshall eher ungeplant, denn als Howard Zieff als Regisseur der Whoopi Goldberg-Komödie "Jumpin' Jack Flash" (1986) absprang, übernahm sie ohne große Vorbereitung den Job. Der fertige Film fiel bei den Kritikern zwar durch, lief in den Kinos aber recht ordentlich und bereitete Marshall somit den Weg zu weiteren Engagements. Und gleich das erste davon brachte ihr den endgültigen Durchbruch: Die auch von den Kritikern gefeierte, zweifach OSCAR-nominierte Komödie "Big" (1988), in der der Wunsch eines Jungen (vorübergehend) erfüllt wird, ein Erwachsener zu sein (gespielt von Tom Hanks), wurde der erste von einer Frau realisierte Film in der Kinogeschichte, der in den USA die Blockbusterschwelle eines Einspielergebnisses von mehr als $100 Mio. übertraf!

Zwei Jahre später bewies Marshall mit dem biographischen Drama "Zeit des Erwachens", daß sie auch ernstere Töne anschlagen konnte: Robin Williams spielt einen Arzt, dem es gelingt, teils seit Jahrzehnten komatös und vermeintlich unheilbar vor sich hindämmernde Patienten aufzuwecken - der erste, bei dem ihm das gelingt, wird von Robert De Niro verkörpert. Auch "Zeit des Erwachsens" erfuhr viel Lob und wurde gar für drei OSCARs nominiert, Regisseurin Marshall ging allerdings erneut leer aus. Weitere zwei Jahre später, also 1992, folgte Penny Marshalls letzter großer Hit: Der beschwingt erzählte Sportfilm "Eine Klasse für sich" übertraf wie zuvor "Big" die $100 Mio.-Marke und erzählt mit Starbesetzung (Geena Davis, Tom Hanks, Madonna - auch Pennys Bruder Garry Marshall agiert in einer Nebenrolle) die Geschichte eines Baseball-Trainers (Tom Hanks), der während des Zweiten Weltkrieges (als keine Männer-Spiele stattfanden) ein bunt gemischtes Frauenteam unter großem öffentlichen Interesse zum Erfolg führt. Ein klassisches Feelgood-Movie, routiniert und charmant inszeniert von Penny Marshall und deshalb ein noch heute absolut sehenswerter Hit. Bedauerlicherweise konnte Marshall ihre Erfolgssträhne nicht fortführen, denn ihre nächsten beiden Filme - die Tragikomödie "Mr. Bill" (1994) mit Danny DeVito und die Romanze "Rendezvous mit einem Engel" (1996) mit Denzel Washington und Whitney Houston - kamen bei Rezensenten wie Zuschauern nur mittelmäßig an. Als Folge konnte sie auch ihren bewährten Zwei-Jahres-Rhythmus nicht mehr einhalten und drehte erst wieder 2001: Die Tragikomödie "Unterwegs mit Jungs" mit Drew Barrymore sollte trotz wohlwollender Kritiken ihr letzter Spielfilm als Regisseurin sein. In den folgenden Jahren inszenierte sie nur noch ein paar TV-Filme und Serienepisoden (z.B. für "Taras Welten") und betätigte sich vereinzelt als Produzentin. Zuletzt arbeitete Marshall an einem Dokumentarfilm über den exzentrischen früheren Basketball-Star und heutigen Hobby-Diktatorenflüsterer Dennis Rodman, der 2019 in die Kinos kommen sollte - und wohl auch wird, da er sich bereits in der Postproduktionsphase befindet.

Am 17. Dezember 2018 verstarb Penny Marshall in Los Angeles im Alter von 75 Jahren an Komplikationen als Folge ihrer Diabetes-Erkrankung. R.I.P.
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Dienstag, 18. Dezember 2018

OSCAR-News: Shortlists für etliche OSCAR-Nebenkategorien veröffentlicht - "Werk ohne Autor" bleibt im Rennen

In den vergangenen Jahren hat die Academy die Shortlists, mit denen der Kandidatenkreis für etliche Nebenkategorien stark verengt wird, tröpfchenweise veröffentlicht, diesmal zog man es vor, die meisten gleich auf einen Schlag zu veröffentlichen - womit die Awards Season für das Kalenderjahr 2018 ein Ende findet und erst im Januar wieder Fahrt aufnehmen wird.

Beginnen wir mit der wohl bedeutendsten Kategorie, den nicht-englischsprachigen Filmen. Im Rennen um die fünf Nominierungsplätze bleiben:
- "Birds of Passage", Kolumbien
- "The Guilty", Dänemark
- "Werk ohne Autor", Deutschland
- "Shoplifters", Japan
- "Ayka", Kasachstan
- "Capernaum", Libanon
- "Roma", Mexiko
- "Cold War", Polen
- "Burning", Südkorea

Erstaunlich genug: Alle großen Favoriten sind weiterhin mit dabei, das ist in dieser chronisch überraschungsreichen Kategorie schon mal bemerkenswert (auch wenn mit Italiens "Dogman", Belgiens "Girl" und dem schwedischen "Border" drei hoffnungsvolle europäische Kandidaten fehlen, was sich aber bereits in der bisherigen Awards Season abgezeichnet hatte). Macht die Aufgabe, es unter die letzten fünf zu schaffen, für Florian Henckel von Donnersmarcks "Werk ohne Autor" aber nicht einfacher, denn die Konkurrenz ist stark. Als gesetzt betrachten darf man im Normalfall "Roma" und "Shoplifters" (beide überragende Kritiken und gute Performance in der bisherigen Awards Season), wohl auch "Cold War" (trotz Auslassungen bei vorherigen Preisverleihungen). Gute Aussichten haben zudem "Burning", "The Guilty" (beide tolle Kritiken, zudem ist für das Psychothriller-Kammerspiel "The Guilty" übrigens bereits ein US-Remake mit Jake Gyllenhaal in Planung) und "Capernaum" (viele Nominierungen). Das macht also "Werk ohne Autor", "Ayka" und "Birds of Passage" zu Außenseitern; für das deutsche Künstler-Biopic spricht jedoch, daß es zumindest schon für den Golden Globe nominiert wurde. Trotzdem befürchte ich, daß es so laufen wird wie letztes Jahr für Fatih Akins "Aus dem Nichts": die Shortlist erreicht, was wohlgemerkt definitiv ein Erfolg ist - aber die "Endrunde" verpaßt.

Mein Tip für die OSCAR-Nominierungen in der Reihenfolge der Wahrscheinlichkeit:
"Roma", "Shoplifters", "Cold War", "Burning" und "Capernaum".

Bei den Dokumentarfilmen sind noch 15 Filme übrig, die ich nicht alle auflisten werde. Mit "RBG", "Won't You Be My Neighbor?" und "Three Identical Strangers" (alle kommerziell sehr erfolgreich für Doku-Verhältnisse) sind die Topfavoriten noch dabei, prominentestes Opfer ist die Aretha Franklin-Doku "Amazing Grace". Auch Wim Wenders' erfolgreiche, aber nicht unbedingt überragend rezensierte Papst-Doku "Franziskus" hat den Schnitt nicht geschafft, was jedoch keine große Überraschung ist.

Bei den visuellen Effekten gab es bereits vor zwei Wochen eine Eingrenzung auf 20 Filme, dieses Feld wurde nun noch einmal halbiert:
- Christopher Robin
- Mary Poppins' Rückkehr
- Willkommen in Marwen

Montag, 17. Dezember 2018

TV-Tips für die Woche 51/2018

Montag, 17. Dezember:
Arte, 20.15 Uhr: "Der große Eisenbahnraub" (1979)
Unter der Regie von Bestseller-Autor Michael Crichton ("Jurassic Park") - der die Romanvorlage verfaßte - spielt Sean Connery in diesem historischen Heistfilm den eleganten Gauner Edward, der mit einer kleinen Gruppe (deren Mitglieder u.a. von Donald Sutherland und Lesley-Anne Down verkörpert werden) einen spektakulären Coup plant: Sie wollen eine gewaltige Goldladung von einem fahrenden Postzug rauben! Dummerweise bekommt Scotland Yard allerdings schnell Wind von der geplanten Aktion, was deren Durchführung logischerweise nicht erleichtert ...

Arte, 22.00 Uhr: "Expreß in die Hölle" (1985)
Im zweiten Teil von Artes Zug-Double-Feature geht es wesentlich actionreicher zu, denn hier spielen Jon Voight und Eric Roberts (die für ihren Rolle beide OSCAR-nominiert wurden) zwei entflohene Häftlinge, die auf einem aus vier aneinandergekoppelten Dieselloks bestehenden Zug in die Sicherheit flüchten wollen. Von "Sicherheit" kann allerdings nicht mehr die Rede sein, als der Lokführer während der Fahrt einen tödlichen Herzinfarkt erleidet und der Zug mit steigender Geschwindigkeit führerlos durch die Wildnis Alaskas rast. Gemeinsam mit einer ebenfalls an Bord befindlichen Bahnarbeiterin (Rebecca De Mornay) müssen die Häftlinge versuchen, den Zug irgendwie zu stoppen, ehe er sie alle mit in den Tod reißt. Daß "Expreß in die Hölle" so gut funktioniert und für Actionfilm-Verhältnisse mit gut ausgearbeiteten Figuren überrascht, dürfte neben der Regie von Andrei Konchalovsky ("Tango und Cash") vor allem dem Fakt geschuldet sein, daß die Geschichte vom japanischen Filmgenie Akira Kurosawa ("Die sieben Samurai") ersonnen wurde!

Außerdem:
Das Wunder von Bern (Sönke Wortmanns Verfilmung des sensationellen deutschen Fußball-WM-Titelgewinns von 1954 als Mix aus mitreißendem Sportfilm und intensivem Familiendrama; 20.15 Uhr bei Nitro)
San Andreas (allzu formelhafter, aber visuell voll überzeugender Katastrophenfilm mit Dwayne Johnson; 22.15 Uhr im ZDF)

Dienstag, 18. Dezember:
ZDF Neo, 20.15 Uhr: "Paddington" (2014)
In Paul Kings aufwendiger Verfilmung des britischen Kinderbuch-Klassikers von Michael Bond kommt ebenjener sprechende Bär zu Besuch nach London, wo er bei einer netten Familie Aufnahme findet, die nicht schlecht staunt über die Fähigkeiten des niedlichen Bären. Jedoch weckt dieser auch das Interesse einer fiesen Tierpräparatorin (Nicole Kidman). Ein charmantes und mehrfach ausgezeichnetes Abenteuer für die ganze Familie!

Samstag, 15. Dezember 2018

Samstags-Update (50/2018)

Wenig überraschend gibt es keine Änderungen mehr am deutschen Kinostartplan bis Ende Dezember:


Box Office-News:
Auch am dritten Advents-Wochenende behält der Animationsfilm "Der Grinch" die Führung in den deutschen Charts und verliert - nachdem er letzte Woche sogar zugelegt hatte - nur leicht auf etwa 300.000 Zuschauer, was immer noch fast auf seinem Startniveau (gut 330.000) liegt; damit ist die Millionenmarke geknackt und dank Weihnachten werden die zwei Millionen auch kein großes Problem sein. Die Plätze 2 und 3 werden wie in der Vorwoche an "Phantastische Tierwesen 2" und "100 Dinge" gehen, die mit jeweils um die 150.000 Besuchern weiterhin dicht beieinander liegen und die dieswöchigen Neustarts hinter sich lassen. Das von Peter Jackson produzierte Young Adult-SciFi-Spektakel "Mortal Engines" enttäuscht nämlich und kämpft auf Platz 4 um das Erreichen sechsstelliger Zuschauerzahlen, während sich der animierte "Spider-Man: A New Universe" trotz sehr starker Kritiken und einer Golden Globe-Nominierung mit nicht viel mehr als 50.000 Kinogängern und voraussichtlich Platz 7 als unerwarteter Flop erweist - und nun darauf hoffen muß, daß die positive Mundpropaganda für viele zusätzliche Zuschauer über die Feiertage sorgt.
In den USA sieht es für "Spider-Man: A New Universe" erheblich besser aus, allerdings konnte man auch auf mehr als jene gut $35 Mio. hoffen, nach denen es aktuell aussieht - die reichen aber locker zu Platz 1. Daß er seine Zugkraft nicht verloren hat, beweist unterdessen auf Rang 2 Altstar Clint Eastwood, der mit seinen 88 Jahren als Regisseur und Hauptdarsteller von "The Mule" trotz eher mittelmäßiger Kritiken mit $17-18 Mio. über den Erwartungen eröffnet. Platz 3 geht an "Der Grinch" mit etwa $12 Mio., während "Mortal Engines" sich mit wohl nur $7-8 Mio. auf dem fünften Rang als veritabler, wenngleich nicht ganz unerwarteter Flop erweist - es war sowieso klar, daß der Film primär im Rest der Welt punkten muß, um sich die Möglichkeit einer Fortsetzung (geplant ist eine vierteilige Filmreihe) zu erhalten. Daß die zustandekommt, wage ich nach den bisherigen Resultaten allerdings zu bezweifeln ... In Deutschland kommt "The Mule" am 31. Januar 2019 in die Kinos.

Quellen:

Donnerstag, 13. Dezember 2018

WIDOWS - TÖDLICHE WITWEN (2018)

Regie: Steve McQueen, Drehbuch: Gillian Flynn und Steve McQueen, Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Viola Davis, Elizabeth Debicki, Michelle Rodriguez, Cynthia Erivo, Liam Neeson, Colin Farrell, Brian Tyree Henry, Daniel Kaluuya, Lukas Haas, Robert Duvall, Garret Dillahunt, Carrie Coon, Kevin J. O'Connor, Jon Michael Hill, Jon Bernthal, Manuel Garcia-Rulfo, Coburn Goss, Michael Harney, Jacki Weaver, Molly Kunz, Adepero Oduye
Widows - Tödliche Witwen (2018) on IMDb Rotten Tomatoes: 91% (8,1); weltweites Einspielergebnis: $76,0 Mio.
FSK: 16, Dauer: 130 Minuten.

Als der gut vernetzte Kriminelle Harry Rawlin (Liam Neeson, "The Grey") und seine Komplizen nach einem Raubüberfall in Chicago von einer SWAT-Einheit getötet werden, ist seine Ehefrau Veronica (Viola Davis, "Fences") logischerweise untröstlich. Als wäre der höchst gewaltsame Tod ihrer großen Liebe nicht schon schlimm genug, erhält sie auch noch Besuch von dem Drogengangster Jamal Manning (Brian Tyree Henry, "Hotel Artemis"), der sich in den Stadtrat wählen lassen will und dessen dafür gedachtes Geld Harry gestohlen hat. Jamal gibt Veronica einen Monat, um ihr die $2 Mio. zurückzahlen, was für sie schlicht nicht machtbar ist. Doch dann erhält sie von ihrem und Harrys Fahrer Bash (Garret Dillahunt, "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford") eine für den Fall seines Todes vorbereitete Nachricht, die Veronica zu einem Schließfach mit Harrys Notizbuch führt, in dem er all seine kriminellen Machenschaften haarklein aufgeschrieben hat – inklusive der Pläne für seinen nächsten Coup, den Überfall auf den Politiker (und Jamals Rivalen) Jack Mulligan (Colin Farrell, "Phantastische Tierwesen"). Und so überredet die verzweifelte Veronica Linda (Michelle Rodriguez, "Machete") und Alice (Elizabeth Debicki, "Der große Gatsby"), deren Männer zu Harrys ebenfalls getöteten Komplizen zählten, dazu, genau diesen Raub gemeinsam durchzuführen …

Mittwoch, 12. Dezember 2018

OSCAR-News-Roundup: SAG Awards- und Critics' Choice Awards-Nominierungen

Da es diese Woche gleich zwei wichtige Nominierungsrunden gab - zunächst für die Critics' Choice Awards, heute für die von der Schauspielergilde vergebenen SAG Awards, welche den Reigen der von den Filmschaffenden selbst vergebenen Preise einleiten -, fasse ich beide in einem langen Beitrag zusammen. Beginnen will ich mit dem aktuellen Geschehen, also den Nominierungen für die SAG Awards, die deshalb besonders wegweisen für die OSCARs sind, weil die Schauspieler den Löwenanteil der stimmberechtigten Academy-Mitglieder ausmachen:

Beste Darstellerin:
- Glenn Close, "Die Frau des Nobelpreisträgers"
- Lady Gaga, "A Star Is Born"
- Emily Blunt, "Mary Poppins' Rückkehr"
- Olivia Colman, "The Favourite"
- Melissa McCarthy, "Can You Ever Forgive Me?"

Insgesamt eine sehr konservative Auswahl, da es sich tatsächlich um die fünf Topfavoritinnen handelt, die alle auch schon für Golden Globes und Critics' Choice Awards nominiert wurden. Das bestätigt die Vermutung, daß es für weitere Kanidatinnen wie Nicole Kidman ("Destroyer"), Yalitza Aparicio ("Roma"), Rosamund Pike ("A Private War") oder Toni Collette ("Hereditary") schwierig wird, sich noch irgendwie dazwischenzuquetschen.

Darsteller:
- Christian Bale, "Vice"
- Bradley Cooper, "A Star Is Born"
- Rami Malek, "Bohemian Rhapsody"
- Viggo Mortensen, "Green Book"
- John David Washington, "BlacKkKlansman"

Bale, Cooper und Mortensen darf man für die OSCARs als gesetzt annehmen, aber für Rami Malek und John David Washington ist das eine ungemein wichtige Nominierung, da beide (v.a. Washington) eher als Außenseiter ins Rennen gingen. Nun sieht es speziell für Malek sehr gut aus, nachdem er bereits bei den Globes und den Critics' Choice Awards berücksichtigt wurde; Washington fehlt bei den Critics' Choice Awards (trotz sieben Nominees) und bleibt eher ein Außenseiter, hat seine Chancen aber definitiv verbessert. Weichen mußten dafür Willem Dafoe ("At Eternity's Gate") und Ethan Hawke ("First Reformed"), die aber trotzdem weiter hoffen dürfen. Schlechter sieht es für Ryan Gosling ("Aufbruch zum Mond") aus, da er bisher nur bei den Critics' Choice Awards berücksichtigt wurde.

Nebendarstellerin:
- Emma Stone, "The Favourite"
- Emily Blunt, "A Quiet Place"
- Margot Robbie, "Maria Stuart, Königin von Schottland"
- Rachel Weisz, "The Favourite"
- Amy Adams, "Vice"

Eindeutig die Kategorie mit den meisten Überraschungen, nämlich zwei: Sowohl Margot Robbie als auch Emily Blunt (für diese Rolle) waren bei den bisherigen Awards übergangen worden, obwohl sie zum erweiterten Kandidatinnenkreis zählten. Nun müssen sie also hoffen, daß dies keine Eintagsfliege ist. Sehr gut sieht es dagegen für Stone, Weisz und Adams aus, die alle wichtigen Nominierungen bisher einheimsen konnten. Größte Konkurrentinnen von Robbie und Blunt sind Regina King ("Beale Street"), Claire Foy ("Aufbruch zum Mond") und Nicole Kidman ("Der verlorene Sohn").

Nebendarsteller:
- Mahershala Ali, "Green Book"
- Timothée Chalamet, "Beautiful Boy"
- Adam Driver, "BlacKkKlansman"
- Sam Elliott, "A Star Is Born"
- Richard E. Grant, "Can You Ever Forgive Me?"

Wie bei den Hauptdarstellerinnen konnten sich bei den Nebendarstellern die fünf Topfavoriten durchsetzen, von denen nur Elliott bei den Globes eine "Auslassung" einstecken mußte. Dort hatte sich Sam Rockwell für "Vice" den fünften Platz gesichert, bei den Critics' Choice Awards wurde als sechster Nominee "Black Panther"-Antagonist Michael B. Jordan genannt. Beide bleiben sicherlich nicht aussichtslos, aber es kann sehr gut sein, daß die Kategorie bei den OSCARs genauso aussehen wird wie hier.

Ensemble:
- A Star Is Born
- Bohemian Rhapsody
- Crazy Rich
- A Star Is Born

Die "Ensemble"-Kategorie gilt als SAG Awards-Entsprechung zum "besten Film", ist jedoch trotzdem von eher geringer Aussagekraft. Jedenfalls scheint es schwer vorstellbar, daß "Crazy Rich" und "Bohemian Rhapsody" bei den OSCARs als bester Film nominiert werden. Daß aber "Widows" nicht einmal hier genannt wird und somit komplett leer ausgeht, unterstreicht die starke Vermutung, daß das kunstvolle Thriller-Drama bestenfalls in den technischen Kategorien ein oder zwei Nennungen ergattern wird können.

Der Ehrenpreis für das Lebenswerk geht an Alan Alda (TV-Serie "M*A*S*H", "Verbrechen und andere Kleinigkeiten", "Aviator", "Bridge of Spies").

Alle Nominierungen (inkl. der TV-Kategorien) gibt es auf der SAG Awards-Homepage

Dienstag, 11. Dezember 2018

NUR EIN KLEINER GEFALLEN (2018)

Originaltitel: A Simple Favor
Regie: Paul Feig, Drehbuch: Jessica Sharzer, Musik: Theodore Shapiro
Darsteller: Anna Kendrick, Blake Lively, Henry Golding, Joshua Satine, Ian Ho, Andrew Moodie, Linda Cardellini, Rupert Friend, Andrew Rannells, Kelly McCormack, Aparna Nancherla, Dustin Milligan, Eric Johnson, Jean Smart, Roger Dunn
Nur ein kleiner Gefallen (2018) on IMDb Rotten Tomatoes: 84% (6,9); weltweites Einspielergebnis: $97,6 Mio.
FSK: 12, Dauer: 117 Minuten.

Die Unterschiede zwischen Stephanie Smothers (Anna Kendrick, "The Voices") – eine quirlige Videobloggerin und nahezu perfekt erscheinende alleinerziehende Mutter – und Emily Nelson (Blake Lively, "Savages") – elegante, sehr selbstbewußte PR-Chefin eines Modelabels, die aber kaum Zeit für ihren kleinen Sohn hat und dem Alkohol allzu sehr zugeneigt ist – könnten kaum größer sein. Trotzdem entwickelt sich zwischen den beiden Müttern, deren Söhne die gleiche Klasse besuchen, eine unwahrscheinliche Freundschaft, in der vor allem Stephanie viel lernt. Umso erschütterter ist sie, als Emily eines Tages verschwindet, nachdem sie Stephanie noch gebeten hatte, bis zu ihrer Rückkehr auf ihren Sohn aufzupassen. Während die Polizei eher halbherzig ermittelt, sucht Stephanie auch mit der Hilfe ihrer Vlog-Follower nach ihrer Freundin und kümmert sich außerdem rührend um deren Sohn und dessen Vater Sean (Henry Golding, "Crazy Rich"). Vielleicht sogar etwas zu rührend, denn Stephanie und der smarte, wenn auch unter einer Schreibblockade leidende Schriftsteller kommen sich immer näher. Dann macht die Polizei einen Fund mit dramatischen Konsequenzen für alle Beteiligten …

Montag, 10. Dezember 2018

TV-Tips für die Woche 50/2018

Eine ziemlich magere TV-Woche steht an:

Montag, 10. Dezember:
Arte, 21.50 Uhr: "1900" (1976)
Keine kurzfristige Programmänderung, sondern reiner Zufall: Zwei Wochen nach dem Tod von Bernardo Bertolucci zeigt Arte dessen Magnum Opus "1900" - ein fünfstündiges Epos, welches anhand der unwahrscheinlichen Freundschaft von zwei Jungen/Männern aus unterschiedlichen Schichten (als Erwachsene gespielt von Robert De Niro und Gérard Depardieu) die italienische Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachzeichnet, speziell die Entstehung des Faschismus. Weitere Rollen spielen Burt Lancaster, Dominique Sanda und Donald Sutherland.

Außerdem:
Planet der Affen: Revolution (die erfreulich gute, mit u.a. Gary Oldman und Jason Clarke stark besetzte Fortsetzung des Franchise-Reboots, in der die kläglichen Reste der Menschheit und die nun dominierenden Affen nach Möglichkeiten für einen Frieden suchen; 20.15 Uhr bei Kabel Eins)
The Last King - Der Erbe des Königs (Free-TV-Premiere des schön anzuschauenden, inhaltlich jedoch etwas dünnen norwegischen Historien-Abenteuers; 22.15 Uhr im ZDF)

Dienstag, 11. Dezember:
Tele 5, 20.15 Uhr (um etwa zwei Minuten gekürzt, ungeschnittene Nachtwiederholung um 1.50 Uhr): "Die Legende von Barney Thomson" (2015)
Free-TV-Premiere des wohlwollend rezensierten Regiedebüts des schottischen "Trainspotting"-Darstellers Robert Carlyle. In der rabenschwarzen Komödie spielt er die titelgebende Hauptrolle eines einsamen, in jeglicher Hinsicht mittelmäßigen Friseurs, der versehentlich seinen Chef umbringt - und feststellt, daß ihm das Töten gefällt ... Emma Thompson ist in der weiblichen Hauptrolle zu sehen, Ray Winstone spielt den leitenden Polizeiermittler.

Mittwoch, 12. Dezember:
Kabel Eins, 20.15 Uhr: "Space Cowboys" (2000)
Clint Eastwoods amüsanter Abenteuerfilm über vier in Ehren ergraute Astronauten (Tommy Lee Jones, James Garner, Donald Sutherland und Clint Eastwood selbst), die eine Katastrophe verhindern müssen, indem sie einen vom Absturz bedrohten Satelliten reparieren - der so alt ist, daß die aktuellen NASA-Leute mit der Technik nichts mehr anfangen können ... Klar, die Prämisse ist albern, Spaß macht der Film aufgrund der gut aufgelegten Altstars trotzdem.

Samstag, 8. Dezember 2018

Samstags-Update (49/2018)

Keine Änderungen am deutschen Kinostartkalender bis Ende Dezember:


Box Office-News:
Es gibt einen Führungswechsel in den deutschen Kinostarts: Vorweihnachtliche Gefühle sorgen dafür, daß der (abzüglich der Previews) auf Platz 2 gestartete Animationsfilm "Der Grinch" sich beinahe auf dem Niveau des Startwochenendes hält und mit etwa 300.000 Zuschauern locker die Führung vom dreimaligen Spitzenreiter "Phantastische Tierwesen 2" übernimmt. Der fällt moderat auf bis zu 250.000 Kinogänger zurück und sollte sich damit knapp vor dem deutschen Neustart "100 Dinge" mit Florian David Fitz und Matthias Schweighöfer halten, der ein solides Debüt hinlegt und über Weihnachten gut laufen sollte. Das dürfte ebenfalls für den deutschen Kinder-Animationsfilm "Tabaluga" gelten, der mit gut 100.000 Besuchern ein bißchen unter den Erwartungen auf Platz 4 oder 5 ("Bohemian Rhapsody" liegt in etwa gleichauf) eröffnet. Auch eher enttäuschend sieht es für zwei weitere Neustarts aus: Der Horrorfilm "Unknown User 2" sollte sich mit über 60.000 Zuschauern Rang 6 sichern, für Steve McQueens hochgelobtes Thriller-Drama "Widows" mit Viola Davis und Liam Neeson reicht es nur für weniger als 50.000 Kinogänger und Platz 7 oder 8. Das schwedische Astrid Lindgren-Biopic "Astrid" könnte es mit ca. 25.000 Arthouse-Besuchern gerade noch in die Top 10 schaffen.
Ab nächster Woche werden sich in den USA die hochkarätigen und sehr teuren Blockbuster-Starts häufen, an diesem Wochenende findet sich kein einziger breiter Neustart. Nachdem bereits in der letzten Woche nur ein B-Horrorfilm landesweit anlief, ist das natürlich eine gute Nachricht für die älteren Filme, die sich mangels neuer Konkurrenz sehr stabil präsentieren (nur drei Filme in den Top 10 verlieren mehr als 40%, keiner mehr als die Hälfte). Um die Führung duellieren sich zwei Animationsfilme mit jeweils um die $15 Mio., wobei das für "Der Grinch" bedeutet, daß er sich im Vergleich zur Vorwoche kaum verschlechtert, während es für "Chaos im Netz" doch um 40% bergab geht. Damit wird immerhin sogar ein neuer Rekord aufgestellt: Erstmals in den US-Kinocharts belegen Animationsfilme an zwei Wochenenden hintereinander die beiden Spitzenplätze! Der Boxerfilm "Creed 2" holt sich mit bis zu $10 Mio. den Bronzerang und mehr gibt es eigentlich auch nicht zu berichten in dieser Woche ...

Quellen:

Donnerstag, 6. Dezember 2018

OSCAR-News: Die Golden Globe-Nominierungen 2018/2019

Die Nominierungen für die von der Auslands-Filmpresse vergebenen Golden Globes sind stets der erste große Höhepunkt der Awards Season. Durch die Unterteilung der Hauptkategorien in eine Drama- und eine Komödie/Musical-Sparte haben besonders viele OSCAR-Anwärter die Chance auf eine Nennung - gleichzeitig bedeutet das, daß eine Nicht-Berücksichtigung kein allzu hoffnungsvoller Indikator für eine spätere Academy Award-Nominierung ist. Zu beachten ist allerdings, daß die Drama-Vertreter bei den OSCARs traditionell bessere Aussichten haben als die Komödien. Die Bedeutung für die OSCARs unterstreicht übrigens auch diese Statistik: Seit 1990 gab es keinen Academy Award-Gewinner als bester Film, der zuvor nicht bei den Golden Globes als bester Film oder für die beste Regie nominiert war ...

Und damit zu allen Nominierungen aus dem Filmbereich samt meiner Analyse der einzelnen Kategorien:

Bestes Drama:
- Bohemian Rhapsody
- Beale Street

Um mit dem Offensichtlichen zu starten: Ja, sowohl das Queen-Biopic "Bohemian Rhapsody" als auch das Musik- und Liebesdrama "A Star Is Born" würde man in der Kategorie "Komödie / Musical" erwarten, stattdessen tauchen sie bei den Dramen auf. Das hat einen relativ einfachen Grund: Wie erwähnt schneiden bei den OSCARs Filme, die bei den Globes als Komödien oder Musicals gewertet werden, traditionell deutlich schlechter ab als die als Dramen behandelten Werke. Und da bei den Golden Globes die Produzenten selbst entscheiden dürfen, in welcher Kategorie ihr Film antreten soll, hoffen einige offenbar, dem "Komödien-Stigma" zu entkommen, indem sie als Dramen antreten. Bei "A Star Is Born" macht das durchaus Sinn, weil er definitiv zu den großen OSCAR-Favoriten zählt und ja auch inhaltlich genügend Dramenanteil hat - bei "Bohemian Rhapsody", der viel mehr Publikums- als Kritikerliebling ist, überrascht die Wahl schon eher. Man hofft wohl, den einzigen echten OSCAR-Kandidaten für die Hauptkategorien, Hauptdarsteller Rami Malek, auf diese Weise zu pushen. Daß man bei den Golden Globes sogar als "Bestes Drama" nominiert werden würde, davon haben sie vermutlich nicht einmal zu träumen gewagt ... Damit haben wir also die größte Sensation der Kategorie, bei der die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, daß sie sich bei den OSCARs (oder anderen Kritiker- und Gildenpreisen) nicht wiederholen wird! Daß "A Star Is Born" nominiert werden würde, war klar, für die drei verbliebenen Kandidaten ist es hingegen ein wichtiger Etappenerfolg. "Beale Street" hat sich den "Indie-Quotenplatz" gegenüber "First Reformed", "Can You Ever Forgive Me?" und "Eighth Grade" gesichert, "BlacKkKlansman" zeigt, daß seine Nichtberücksichtigung bei den NBR Awards vor einer Woche ein Ausrutscher war, und "Black Panther" drängt weiterhin auf die erste Superhelden-"Bester Film"-OSCAR-Nominierung seit 2005 (wobei vor allem wichtig ist, daß er sich gegen den anderen Genre-Anwärter "A Quiet Place" durchsetzen konnte). Großer Verlierer ist dagegen einmal mehr "Aufbruch zum Mond", der nach NBR Awards und American Film Institute-Top 10 erneut ignoriert wird und seinen anfänglichen Mitfavoritenstatus (abseits der technischen Kategorien) endgültig ad acta legen darf. Auch für Alfonso Cuaróns "Roma" und Steve McQueens (sowieso schwächer positionierten) "Widows" ist das Fehlen hier kein gutes Zeichen - wobei es sein kann, daß "Roma" in dieser Kategorie gar nicht nominiert werden konnte, weil er auch als bester fremdsprachiger Film nominiert wurde. Bemerkenswert andererseits: Drei der fünf Nominees wurden von afroamerikanischen Regisseuren gedreht! Klarer Favorit ist bei den Golden Globes allerdings "A Star Is Born".

Beste Komödie oder Musical:
- Crazy Rich
- The Favourite
- Green Book
- Mary Poppins' Rückkehr
- Vice

Und schon wieder Überraschungen: "Green Book" und "Vice" als Komödien? Ernsthaft? Aber gut, beide sind entweder selbstbewußt genug, um keine negative Wirkung dieser Einstufung zu befürchten oder sie glauben umgekehrt, nur so kräftig punkten zu können. Bei "Vice" wäre das angesichts der Nichtnennung bei NBR Awards und AFI möglich, NBR-Überraschungssieger "Green Book" hingegen setzt seinen Erfolgslauf fort, der ihn mit etwas Glück in ungeahnte OSCAR-Höhen befördern könnte. Prominentester fehlender Film in dieser Kategorie ist für mich "Paddington 2", der trotz seiner überragenden Kritiken von den Verfassern besagter Kritiken in der Awards Season ignoriert zu werden scheint ... "Mary Poppins' Rückkehr" und der satirische Kostümfilm "The Favourite" haben neben "Green Book" die besten OSCAR-Aussichten, "Crazy Rich" die schlechtesten. Favorit sollte "Mary Poppins' Rückkehr" vor "Green Book" sein, aber bis auf "Crazy Rich" ist keiner chancenlos.