Regie: Sönke Wortmann, Drehbuch: Rochus Hahn, Sönke
Wortmann, Musik: Marcel Barsotti
Darsteller: Louis Klamroth, Peter Lohmeyer, Johanna
Gastdorf, Katharina Wackernagel, Peter Franke, Lucas Gregorowicz, Sascha Göpel,
Knut Hartwig, Holger Dexne, Simon Verhoeven, Martin Bretschneider, Jo Stock,
Joachim Kappl, Christian Broos, Andreas Bath, Jan Holland,
Tobias Hartmann, Sylvester Pezena, Andreas Obering, Samuel Finzi, Jakob Jenisch, Mirko Lang,
Birthe Wolter
FSK: 6, Dauer: 117 Minuten.
Bundesrepublik Deutschland, 1954: Nach Jahren in russischer
Kriegsgefangenschaft kehrt der ehemalige Bergarbeiter Richard (Peter Lohmeyer, "Vorne ist verdammt weit weg") heim zu
seiner Familie in Essen. Der Krieg und die Lagerhaft haben ihn
verständlicherweise verändert, weshalb sich das Familienleben mit seiner Frau
Christa (Johanna Gastdorf, "Ruhm") und den drei Kindern nicht gerade einfach gestaltet.
Vor allem mit dem ältesten Sohn Bruno (Mirko Lang, TV-Film "Der Mann mit dem Fagott"), einem überzeugten
Kommunisten, kommt es immer wieder zu Konflikten, der elfjährige Mattes (Louis Klamroth) – der
erst kurz nach Richards Einberufung als Soldat geboren wurde und seinen Vater
daher vor dessen Rückkehr nie kennengelernt hat – hat derweil im lokalen Fußball-Nationalspieler
Helmut Rahn (Sascha Göpel) eine andere Vaterfigur gefunden, die sich freundschaftlich um ihn kümmert. Als die
Fußball-Weltmeisterschaft in der Schweiz ansteht, möchte Mattes unbedingt dort
hinreisen, um seinen Freund Rahn und die Nationalmannschaft anzufeuern.
Richard, der psychisch unter den Erlebnissen während des Krieges und der
anschließenden Kriegsgefangenschaft leidet, kann die Begeisterung seines Sohnes
für etwas so Unwichtiges und Banales wie Fußball überhaupt nicht nachvollziehen
und verweigert die Reise zunächst. Doch während die WM läuft, nähern sich Vater
und Sohn langsam an, bis schließlich das Endspiel gegen den haushohen Favoriten
Ungarn ansteht …
Kritik:
"Das Wunder von Bern" ist natürlich in erster Linie ein Film über Fußball. Es ist eine Chronik eines der größten deutschen Erfolge in der Sporthistorie, dessen gesellschaftliche Bedeutung nach dem Trauma des Zweiten Weltkriegs, den kaum eine Familie heil überstehen konnte, aus heutiger Sicht kaum nachzuvollziehen ist. Regisseur und Co-Drehbuch-Autor Sönke Wortmann ("Der bewegte Mann", "Die Päpstin") wußte deshalb ganz genau, daß er nicht einfach nur einen Fußballfilm über die historischen Geschehnisse drehen konnte. Um den Dimensionen des "Wunders von Bern" einigermaßen gerecht zu werden, hat er die Fußball-Handlung mit einer für die 1950er Jahre beispielhaften Familiengeschichte verbunden und zudem noch einen eher humorigen dritten Handlungsstrang um den bayerischen Sportreporter Paul Ackermann (Lucas Gregorowicz, "Soul Kitchen") und seine gewitzte Frau Annette (Katharina Wackernagel) eingebaut. In der Kombination dieser Elemente ist "Das Wunder von Bern" ein mitreißender Wohlfühlfilm geworden, der nicht ohne Grund fast vier Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos lockte.
"Das Wunder von Bern" ist natürlich in erster Linie ein Film über Fußball. Es ist eine Chronik eines der größten deutschen Erfolge in der Sporthistorie, dessen gesellschaftliche Bedeutung nach dem Trauma des Zweiten Weltkriegs, den kaum eine Familie heil überstehen konnte, aus heutiger Sicht kaum nachzuvollziehen ist. Regisseur und Co-Drehbuch-Autor Sönke Wortmann ("Der bewegte Mann", "Die Päpstin") wußte deshalb ganz genau, daß er nicht einfach nur einen Fußballfilm über die historischen Geschehnisse drehen konnte. Um den Dimensionen des "Wunders von Bern" einigermaßen gerecht zu werden, hat er die Fußball-Handlung mit einer für die 1950er Jahre beispielhaften Familiengeschichte verbunden und zudem noch einen eher humorigen dritten Handlungsstrang um den bayerischen Sportreporter Paul Ackermann (Lucas Gregorowicz, "Soul Kitchen") und seine gewitzte Frau Annette (Katharina Wackernagel) eingebaut. In der Kombination dieser Elemente ist "Das Wunder von Bern" ein mitreißender Wohlfühlfilm geworden, der nicht ohne Grund fast vier Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos lockte.
Zwar gelingt die Verknüpfung der Handlungsstränge nicht
jederzeit vollkommen nahtlos, vor allem im ersten Drittel nimmt das emotional
inszenierte Familiendrama für meinen Geschmack ein klein wenig zu viel Raum
ein. Das stört nicht allzu sehr, zumal Peter Lohmeyer, Louis Klamroth (auch im
wahren Leben Lohmeyers Sohn!) und Johanna Gastdorf sehr authentisch agieren und
mit ihrer Situation stellvertretend für so viele durch den Krieg
auseinandergerissene Familien jener Zeit stehen; aber manche Szene wirkt doch
etwas plakativ und das Verhalten der Figuren ist nicht frei von Klischees (die
aber vielleicht sogar so gewollt sind, eben wegen ihrer
Stellvertreter-Funktion). Dramaturgisch funktioniert dieser anfangs vergleichsweise
ernste Erzählfaden aber grundsätzlich gut als Gegengewicht zu den deutlich
leichter gestalteten übrigen Strängen. In denen begeistert schauspielerisch vor allem die
damalige Newcomerin Katharina Wackernagel, für die ihre mit reichlich Charme und
Energie interpretierte Rolle im Zusammenspiel mit der Hauptrolle im ein Jahr
später veröffentlichten Drama "Die Boxerin" den verdienten Durchbruch
in der deutschen Filmbranche bedeutete (wenn auch überwiegend im TV-Bereich).
Im Fußball-Erzählstrang beeindrucken speziell die
nachgestellten Szenen auf dem Spielfeld, was Regisseur Wortmann erklärtermaßen
auch ein besonderes Anliegen war. So setzte er bei der Besetzung der späteren
Weltmeister bewußt nicht auf bekannte Schauspieler, sondern legte mindestens
ebenso großen Wert auf die fußballerischen wie auf die
darstellerischen Fähigkeiten. Das hat zwar zur Folge, daß in der Filmhandlung außerhalb des
Fußball-Platzes nur eine untergeordnete Rolle spielende Kicker wie Fritz Walter
oder Max Morlock teilweise etwas steif agieren; aber dafür hat man selten zuvor
so mitreißend und glaubwürdig gestaltete Fußball-Szenen in einem Film
miterleben dürfen – die sich übrigens auf das große Finale beschränken, die
vorangegangenen Spiele werden dem Zuschauer einfallsreich auf anderen Wegen
nahegebracht. Da der frühere Zweitliga-Fußballer Sascha Göpel als Mattes'
väterlicher Freund Helmut "Boß" Rahn einen sehr sympathischen
Eindruck hinterläßt und Peter Franke ("Schlafes Bruder") den kauzigen Charme des legendären
Bundestrainers Sepp Herberger perfekt rüberbringt, gibt es an diesem tragenden
Element von "Das Wunder von Bern" wenig zu kritisieren. Zumal das
Drehbuch mit einigen witzigen Einfällen für Erheiterung sorgt, indem
beispielsweise die "wahre" Herkunft von Herbergers berühmten
Weisheiten á la "Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten"
enthüllt wird.
Wenn die drei Handlungsstränge rechtzeitig zum Finale in
Bern zueinanderfinden, läßt es Wortmann nicht an Pathos und Sentimentalität
mangeln, doch übertreibt er es glücklicherweise nicht, weshalb man es ihm gerne
nachsieht. Schließlich ist "Das Wunder von Bern" auch deshalb ein so
mitreißender und unterhaltsamer Film geworden – und was die Amis in ihren
Sportfilmen wie "Miracle" dürfen, das muß einem Sönke Wortmann doch auch einmal erlaubt sein …
Fazit: "Das Wunder von Bern" ist eine sehr gelungene Mischung aus Familiengeschichte und Fußballfilm, ein echtes Feelgood-Movie, das seine klug verflochtenen Storys inszenatorisch durchaus anspruchsvoll, aber ohne den ganz großen Tiefgang erzählt und damit einfach großen Spaß bereitet.
Fazit: "Das Wunder von Bern" ist eine sehr gelungene Mischung aus Familiengeschichte und Fußballfilm, ein echtes Feelgood-Movie, das seine klug verflochtenen Storys inszenatorisch durchaus anspruchsvoll, aber ohne den ganz großen Tiefgang erzählt und damit einfach großen Spaß bereitet.
Wertung: 8,5 Punkte.
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