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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Samstag, 31. Juli 2021

Samstags-Update (30/2021)

Erneut gibt es nicht viele Änderungen am deutschen Kinostartplan bis Ende August, lediglich der SciFi-Film "Reminiscence" mit Hugh Jackman und die Komödie "Superintelligence" mit Melissa McCarthy tauschen ihre Plätze Ende August und der von der Kritik verrissene Thriller "The Virtuoso" mit Anthony Hopkins hat einen Startplatz Ende August gefunden:

Kinovorschau Sommer 2021 (Teil 3)

Box Office-News: 

Zwar gibt es diese Woche gleich eine ganze Reihe hochwertiger Neustarts, die kannibalisieren sich allerdings frustrierenderweise gegenseitig - weshalb "Fast & Furious 9" mit 150.000 bis 200.000 Zuschauern seine Spitzenposition in den deutschen Kinocharts erneut verteidigen dürfte. Platz 2 sollte an den deutschen Jugendfilm "Ostwind 5" gehen, der mit gut 100.000 Besuchern zwar nicht die Höhen der Teile 2 (290.000) bis 4 (170.000) erreicht, aber zumindest vor dem Startergebnis des Originals von 2013 (knapp 90.000) bleiben sollte - was in Zeiten einer Pandemie ja so schlecht nicht ist. Zwei weitere Neuzugänge sollten Platz 3 unter sich ausmachen, wobei es etwas überraschend so aussieht, als werde Guy Ritchies Actionfilm "Cash Truck" mit Jason Statham mit bis zu 100.000 Kinogängern die Nase klar vor "Jungle Cruise" mit Dwayne Johnson und Emily Blunt haben - berücksichtigt werden muß dabei, daß "Jungle Cruise" wie zuletzt "Black Widow" parallel für 23 Euro bei Disney+ gestreamt werden kann und deshalb viele deutsche Kinos den Film boykottieren. Trotzdem ein enttäuschender Start für den recht positiv besprochenen Abenteuerfilm mit zwei großen Stars in den Hauptrollen. Sollte es für den Disney-Film besonders schlecht laufen, könnte er sogar noch von den Familienfilmen "Die Croods 2", "Die Olchis" oder "Space Jam 2" abgefangen werden, die allesamt auf etwas über 50.000 Zuschauer abzielen. "Jungle Cruise" ist allerdings bei weitem nicht die einzige Enttäuschung des Wochenendes: So hat sich M. Night Shyamalan sicherlich mehr als einen Platz im (unteren) Mittelfeld mit ebenfalls rund 50.000 Besuchern erwartet für seinen Mystery-Thriller "Old" und auch die deutsche Beziehungskomödie "Generation Beziehungsunfähig" wird mit ca. 30.000 Kinogängern kaum zufrieden sein. Richtig mies läuft es derweil für den hochgelobten Arthouse-Fantasyfilm "The Green Knight" mit Dev Patel, der wohl nicht einmal 10.000 Interessierte in die Kinos locken wird ...

In den USA läuft es für "Jungle Cruise" zwar auch nicht super, aber doch deutlich besser als in Deutschland - dort gibt es auch keinen Boykott (obwohl die Streaming-Thematik ja die gleiche ist). Nach den ersten Freitagszahlen wird "Jungle Cruise" auf jeden Fall die Führung in den Charts übernehmen und auf ungefähr $30 Mio. abzielen - wobei man abwarten muß, ob auch dieser Film wie "Black Widow" frontlastiger als gewöhnlich ist (was viele Experten auf den parallelen Streaming-Start zurückführen), denn dann könnte es in Richtung $25 Mio. gehen. Den zweiten Platz könnte erfreulicherweise "The Green Knight" holen - ein Startergebnis von $6-8 Mio. ist zwar alles andere als herausragend, aber angesichts der traditionell niedrigen Budgets der Filme des innovativen Indie-Studios A24 sollte es fast schon reichen, um einen kommerziellen Flop zu vermeiden. Mit jeweils gut $5 Mio. folgen dicht dahinter "Old" und "Black Widow", die sich um den Bronze-Platz duellieren dürften. Enttäuschend verläuft dagegen der Auftakt des Thrillers "Stillwater" mit Matt Damon, der lediglich auf $3-4 Mio. abzielt. In den deutschen Kinos soll "Stillwater" am 9. September anlaufen.

Quellen:

InsideKino: News

Deadline Hollywood

Donnerstag, 29. Juli 2021

RAYA UND DER LETZTE DRACHE (2021)

Originaltitel: Raya and the Last Dragon
Regie: Don Hall und Carlos López Estrada, Drehbuch: Qui Nguyen, Adele Lim, Musik: James Newton Howard
Sprecher der Originalfassung: Kelly Marie Tran, Awkwafina, Gemma Chan, Izaac Wang, Daniel Dae Kim, Benedict Wong, Sandra Oh, Lucille Soong, Dichen Lachman, Sung Kang, François Chau, Alan Tudyk
Raya und der letzte Drache (2021) on IMDb Rotten Tomatoes: 93% (7,7); weltweites Einspielergebnis: $130,4 Mio.
FSK: 0, Dauer: 107 Minuten.
Einst führten die menschlichen Bewohner des Landes Kumandra ein idyllisches Leben mit den Drachen. Doch als böse Geister namens Druun Kumendra heimsuchen und jedes Lebewesen versteinern, das sie berühren, können weder Mensch noch Drache viel ausrichten. Den letzten fünf überlebenden Drachen gelingt es jedoch, ihre Magie in einer magischen Kugel zu vereinen, auf diese Weise die Druun zu vertreiben und die Versteinerungen rückgängig zu machen – nur die Drachen bleiben aus irgendeinem Grund versteinert. Anstatt das große Opfer der Drachen zu ehren, bekriegen sich jedoch die fünf nach Drachen-Körperteilen benannten menschlichen Stämme Herz, Klaue, Kamm, Zahn und Schweif fortan. 500 Jahre später will Benja (Daniel Dae Kim, "Hellboy – Call of Darkness"), Anführer des Herz-Stammes, der die magische Drachen-Kugel bewacht, endlich wieder Frieden in Kumandra herstellen – doch er wird verraten, dabei zerbirst die Kugel in fünf Teile und die Druun kehren zurück! In den folgenden sechs Jahren befindet sich Benjas Tochter Raya (Kelly Marie Tran, "Star Wars Episode VIII"), stets verfolgt von ihrer Zahn-Erzfeindin Namaari (Gemma Chan, "Captain Marvel"), auf der Suche nach der letzten Drachin Sisu (Awkwafina, "Ocean's 8"), die einer alten Legende zufolge nicht versteinert wurde, sondern in einen tiefen Schlaf fiel. Tatsächlich wird Raya fündig und macht sich mit Sisu auf den Weg, um die fünf Splitter der Drachen-Kugel zu vereinen und auf diese Weise die Druun endgültig zu vernichten …

Sonntag, 25. Juli 2021

TV-Tips für die Woche 30/2021

Montag, 26. Juli:

ARD, 20.15 Uhr: "The Mule" (2018)

Free-TV-Premiere von Clint Eastwoods positiv besprochenem und auf einer wahren Geschichte basierenden Drama, in dem er erstmals seit sechs Jahren ("Back in the Game") auch wieder selbst vor der Kamera stand. Er spielt den 90-jährigen Koreakriegs-Veteranen Earl, der sich aufgrund einer finanziellen Notlage als Drogenschmuggler für ein mexikanisches Kartell verdingt ... Weitere Rollen spielen Bradley Cooper und Laurence Fishburne.

Dienstag, 27. Juli:

ARD, 23.00 Uhr: "Parasite" (2019)

Free-TV-Premiere des sensationell mit vier OSCARs - darunter dem für den besten Film des Jahres - gekrönten schwarzhumorigen südkoreanischen Gesellschaftsdramas von Bong Joon-ho. Es geht um die ärmliche vierköpfige Familie Kim, die keinerlei geregeltes Einkommen hat. Als ein Freund des erwachsenen Sohns diesem vorschlägt, ihn vorübergehend als Nachhilfelehrer im Haus der reichen Familie Park zu vertreten, wittern die Kims ihre Chance und wollen sich allesamt für die Parks unverzichtbar machen - mit unabsehbaren Folgen ...

Außerdem:

Super 8 (nostalgisches Coming of Age-Abenteuer im Stil der 1980er Jahre von J.J. Abrams; 20.15 Uhr bei Kabel Eins)

Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter (ein generischer Fantasyfilm mit guter Besetzung, aber schwacher Handlung - weshalb die geplante Fortsetzung nie realisiert wurde; 20.15 Uhr bei Nitro)

Last Night (gut gespieltes, aber arg lahmes und zu geschwätziges Beziehungsdrama mit Keira Knightley, Sam Worthington und Eva Mendes; 22.15 Uhr bei Servus TV)

Samstag, 24. Juli 2021

Samstags-Update (29/2021)

Kaum Veränderungen im deutschen Kinostartplan bis Ende August, nur das US-Bürgerrechts-Drama "Son of the South" wird um drei Wochen auf Ende August verschoben, während der deutsche Heimatfilm "Immenhof 2" von Ende August auf Anfang Januar 2022 verlegt wurde:

Kinovorschau Sommer 2021 (Teil 2)

Kinovorschau Sommer 2021 (Teil 3) 

Box Office-News:

Infolge eines Wochenendes ohne hochkarätige Neustarts verteidigt "Fast & Furious 9" in den deutschen Kinocharts problemlos seine Führung, droht mit etwa einer Viertelmillion Zuschauern allerdings die Hälfte des Vorwochen-Publikums zu verlieren. Alle anderen Filme werden aller Voraussicht nach unterhalb der 100.000 Besucher-Marke bleiben, dafür gibt es aber immerhin nach den ersten Zahlen einen spannenden Drei- bis Vierkampf um die weiteren Plätze auf dem Treppchen (wobei die vorhergesagten Unwetter am Samstag und Sonntag für viel Unsicherheit in den Hochrechnungen sorgen). Aktuell hat "Black Widow" gute Chancen, den zweiten Platz mit etwa 70.000 Kinogängern zu verteidigen, allerdings liegt "Die Croods 2" wie in der Vorwoche nicht weit zurück. Zudem legt der dänische Auslands-OSCAR-Gewinner "Der Rausch" einen exzellenten Arthouse-Start hin und sollte ebenfalls deutlich über 50.000 Zuschauer erreichen, in etwa im gleichen Bereich liegt "Conjuring 3". Im unteren Mittelfeld der Top 10 dürfte sich mit 40.000 bis 50.000 Besuchern der Kinder-Animationsfilm "Die Olchis" einsortieren, während die US-Musical-Adaption "In the Heights" trotz starker Kritiken ein Totalflop mit weniger als 10.000 Kinogängern ist.

In den USA gibt es zwei mittelgroße Neustarts, die den ersten Platz mit eher enttäuschenden Ergebnissen unter sich ausmachen werden. Wie es aussieht, wird M. Night Shyamalan mit seinem neuen Mystery-Thriller "Old" mit etwa $15 Mio. zum Start die Führung übernehmen, liegt aber nur recht knapp vor dem Actionfilm "G.I. Joe Origins: Snake Eyes" - beide Filme haben von mittelmäßigen Kritiken nicht unbedingt Rückenwind bekommen. "Snake Eyes" bleibt damit deutlich hinter den beiden Original-"G.I. Joe"-Filmen zurück, die 2009 mit knapp $55 Mio. und 2013 mit gut $40 Mio. eröffneten (aber natürlich nicht unter einer Pandemie zu leiden hatten). Nicht gerade ein glänzender Neustart des Spielzeug-Franchises ... Platz 3 sollte an "Black Widow" mit $10 Mio. gehen, da Vorwochen-Gewinner "Space Jam 2" einzubrechen scheint. In Deutschland kommt "Old" am kommenden Donnerstag in die Kinos, "Snake Eyes" folgt am 18. August.

Quellen:

InsideKino: News 

Deadline Hollywood

Donnerstag, 22. Juli 2021

DIE SINNLICHKEIT DES SCHMETTERLINGS (2017)

Originaltitel: The Butterfly Tree
Regie und Drehbuch: Priscilla Cameron, Musik: Caitlin Yeo
Darsteller: Ed Oxenbould, Melissa George, Ewen Leslie, Sophie Lowe, Ella Jaz Macrokanis, Paula Nazarski, Lauren Dillon
Die Sinnlichkeit des Schmetterlings (2017) on IMDb Rotten Tomatoes: 43% (5,5); weltweites Einspielergebnis: $0,01 Mio.
FSK: 12, Dauer: 96 Minuten.
Seit dem Tod seiner Mutter ist der Teenager Fin (Ed Oxenbould, "Die Coopers") traumatisiert. Daß er den schrecklichen Verlust noch lange nicht überwunden hat, zeigt sich unter anderem daran, daß er im nahen Wald einen Schrein für sie errichtet hat, umgeben von den schillernden Schmetterlingen, die sie so sehr geliebt hat. Als Fin die neue Besitzerin des Blumenladens in der Nähe sieht, ist er sofort fasziniert, wenn nicht sogar besessen von ihr – denn die frühere Burlesque-Tänzerin Evelyn (Melissa George, "A Lonely Place to Die") sieht seiner Mutter recht ähnlich. Fin schafft es, einen Job bei der freundlichen, aber auch ein wenig traurig wirkenden Evelyn zu bekommen, die Fins aufdringliche Zuwendung sogar zu genießen scheint. Auch Fins Vater Al (Ewen Leslie, "The Nightingale") kämpft noch immer sichtlich darum, mit der Situation als alleinerziehender Vater zurechtzukommen. So läßt sich der College-Lehrer auf eine Affäre mit seiner deutlich jüngeren Studentin Shelley (Sophie Lowe, TV-Serie "Once Upon a Time in Wonderland") ein, obwohl das für ihn nicht wirklich funktioniert und er es eigentlich beenden will. Dann lernt er Evelyn kennen – ohne zu wissen, daß Fin sie kennt und sogar für sie arbeitet – und verabredet sich zu einem Date mit ihr …

Dienstag, 20. Juli 2021

KINOVORSCHAU SOMMER 2021 (Teil 3)

Update vom 31. Juli: Der romantische SciFi-Film "Reminiscence" mit Hugh Jackman und Rebecca Ferguson wurde um eine Woche auf den 26. August verschoben - genau umgekehrt läuft es für die Komödie "Superintelligence" mit Melissa McCarthy, die auf den 19. August vorrückt. Neu am 26. August ist der US-Thriller "The Virtuoso" mit Anthony Hopkins.
 
Nach dem bislang geglückten Kino-Restart im hoffnungslos mit Filmstarts überfüllten Juli läßt das Filmangebot auch im August nicht allzu sehr nach – immerhin gibt es immer noch etliche Aufholer aus der Pandemie-Zeit wie "Promising Young Woman", "Free Guy" oder "The Forever Purge" und dazu neue potentielle Highlights wie "The Suicide Squad" oder "Reminiscence":
 
5. August:
David Ayers DC-Actionfilm "Suicide Squad" über eine Reihe von Comicschurken, die sich zusammentun, um gegen eine Haftzeitverkürzung die Welt zu retten, war 2017 ein beträchtlicher kommerzieller Erfolg, obwohl er weder bei Kritikern noch Zuschauern sonderlich gut ankam – und nicht einmal beim Regisseur, da diesem eigenen Angaben nach von den Produzenten mächtig ins Handwerk gepfuscht wurde und sein "Ayer Cut" ganz anders aussähe. Vier Jahre später gibt es eine Art Fortsetzung vom bekennenden Comic-Nerd James Gunn ("Guardians of the Galaxy"), der von DC – anders als Ayer – komplett freie Hand bekam und daraufhin eine Menge äußerst obskurer Comic-Bösewichte hervorkramte, um diese in ein höchstwahrscheinlich haarsträubendes und sehr blutiges Abenteuer zu schicken. Mit dem Vorgänger verbindet der wenig einfallsreich "The Suicide Squad" betitelte Film im Grunde genommen nur noch die Rückkehr von vier Figuren: Harley Quinn (Margot Robbie), Captain Boomerang (Jai Courtney), Colonel Flagg (Joel Kinnaman) und Amanda Waller (Viola Davis), die als A.R.G.U.S.-Chefin das Antihelden-Team in den Einsatz auf die Dschungel-Insel Corto Maltese schickt. Zu den Neuzugängen zählen Idris Elba als Bloodsport, David Dastmalchian als Polka-Dot Man (dessen Fähigkeit mir in den Trailern optisch am besten gefällt), Sylvester Stallone als Sprecher von King Shark, John Cena als Peacemaker (der im Anschluß seine eigene Prequel-Serie beim Streamingdienst HBO Max erhält), Peter Capaldi als Thinker, Alice Braga als Sol Soria, Sean Gunn als Weasel und Nathan Fillion als – kein Witz! – Arm-Fall-Off-Boy. Klingt nach einem Heidenspaß und diese Hoffnung wird von ersten Reaktionen aus Testscreenings erfreulicherweise enthusiastisch bestätigt!
 
"Kaiserschmarrndrama":
Die primär in Süddeutschland und Österreich populäre Eberhofer-Schmunzelkrimi-Reihe nach den Romanen von Rita Falk geht bereits in die siebte Runde. Bislang konnte fast jeder Teil die Zuschauerzahl des Vorgängers steigern (lediglich der dritte Film blieb hauchdünn unter dem Ergebnis des zweiten), zuletzt kam "Leberkäsjunkie" 2019 auf mehr als 1,2 Millionen – kann "Kaiserschmarrndrama" den bemerkenswerten Lauf fortsetzen? Diesmal ermittelt Dorfpolizist Eberhofer (Sebastian Bezzel) in einem Mord an der Schwester des Pfarrers des Nachbardorfes – die als Webcam-Stripperin tätig war ...
 
"Fabian oder Der Gang vor die Hunde":
"Werk ohne Autor"-Star Tom Schilling spielt im auf der Urfassung von Erich Kästners Roman "Fabian" basierenden, drei Stunden langen historischen Drama von Dominik Graf (TV-Serie "Im Angesicht des Verbrechens") den wenig ehrgeizigen Werbetexter Jakob Fabian. Dieser genießt im Berlin des Jahres 1931 mit seinem Kumpel Labude (Albrecht Schuch) ausgiebig das Nachtleben in der in ihren letzten Zügen liegenden Weimarer Republik und verliebt sich in die schöne aufstrebende Schauspielerin Cornelia (Saskia Rosendahl). Das fröhliche Treiben wird allerdings durch die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft und die aufstrebenden Nationalsozialisten gefährdet, zumal auch Labude von einer Revolution von unten träumt … Bei der Berlinale gab es viel Lob für Grafs die Parallelen zu unserer Gegenwart betonenden Film.
 
Ein wahrer Kritikerliebling ist das erschütternde bosnische Kriegsdrama von Jasmila Zbanic ("Esmas Geheimnis"), das für den Auslands-OSCAR nominiert wurde und bei Rotten Tomatoes aktuell 59 sehr positive Rezensionen verbucht bei keiner einzigen negativen. Wieder einmal befaßt sich Zbanic mit den Jugoslawienkriegen der 1990er Jahre: Die Lehrerin Aida (Jasna Djuricic) ist 1995 im bosnischen Srebrenica als Übersetzerin für die Vereinten Nationen tätig, als die serbische Armee die Stadt gewaltsam übernimmt – auch Aidas Familie zählt zu den Tausenden, die deshalb in den Flüchtlingscamps der UNO Zuflucht suchen. Als Übersetzerin gelangt Aida an hochbrisante Informationen – kann und sollte sie diese nutzen, um ihre Familie zu schützen?

Montag, 19. Juli 2021

TV-Tips für die Woche 29/2021

Montag, 19. Juli:

ARD, 20.15 Uhr: "Green Book - Eine besondere Freundschaft" (2018)

Free-TV-Premiere des großen OSCAR-Gewinners von 2019, der neben dem Goldjungen für den besten Film des Jahres noch die Kategorien "Nebendarsteller" und "Original-Drehbuch" für sich entscheiden konnte. Mahershala Ali spielt unter der Regie des früheren Klamauk-Spezialisten Peter Farrelly ("Verrückt nach Mary") einen brillanten schwarzen Pianisten, der in den frühen 1960er Jahren auf Tournee in den noch stark vom Rassismus geprägten Südstaaten geht und dabei nach und nach Freundschaft mit seinem wenig politisch korrekten weißen Fahrer (Viggo Mortensen) schließt. Zwar wurde der lose auf einer wahren Geschichte basierende "Green Book" teilweise scharf kritisiert für seine recht oberflächliche und vielleicht manchmal etwas naive Betrachtungsweise der Rassismus-Thematik, beim Großteil des globalen Publikums wie auch bei vielen Filmschaffenden und Kritikern (wie die zahlreichen Auszeichnungen belegen) kam der ebenso gefühlvolle wie aufrüttelnde und unterhaltsame, vielleicht sogar inspirierende Film jedoch sehr gut an. So ernst und leider immer noch extrem aktuell die Thematik fraglos ist, manchmal erreicht man mit einer eher leichten Erzählweise eben viel mehr Menschen ...

Dienstag, 20. Juli:

Arte, 15.30 Uhr: "Liebesrausch auf Capri" (1950)

In dem romantischen Drama von William Dieterle ("Kismet") spielt OSCAR-Gewinnerin Joan Fontaine ("Rebecca") die Konzertpianistin Manina, die auf einem Flug von Rom nach New York den Industriellen David (Joseph Cotten, "Citizen Kane") kennenlernt. Als ihr Flugzeug wegen technischer Probleme in Neapel notlanden muß und sich die Weiterreise verzögert, erkunden die alleinstehende Manina und der unglücklich verheiratete David gemeinsam die Stadt und kommen sich näher, doch wegen Davids Ehe wollen sie es bei einer platonischen Freundschaft belassen. Dann geschieht etwas, das beide als eine Art Wink des Schicksals interpretieren ...

ARD, 22.50 Uhr: "Gloria - Das Leben wartet nicht" (2018)

Free-TV-Premiere des hochgelobten Remakes von Sebastián Lelios mehrfach bei der Berlinale ausgezeichneten tragikomischen chilenischen Frauenportraits "Gloria" aus dem Jahr 2013 - bei dem ebenfalls Lelio Regie führte! Im US-Remake spielt Julianne Moore die Titelrolle einer Frau mittleren Alters, die nach dem Auszug ihrer Kinder und einer Scheidung eine Art Neuanfang wagt und regelmäßig die Nachtclubs in Los Angeles besucht, um zu feiern und vielleicht auch eine neue Liebe zu finden. Dafür bietet sich der ebenfalls geschiedene Arnold (John Turturro, "Jesus Rolls") an, doch die Sache gestaltet sich bald komplizierter als erhofft.

Samstag, 17. Juli 2021

Samstags-Update (28/2021)

Update von 16.00 Uhr (am Ende des Textes) zu den US-Zahlen

Keine nennenswerten Änderungen im deutschen Kinostartplan bis Ende Juli:

Kinovorschau Sommer 2021 (Teil 2)

Box Office-News:

Nach dem guten Start von "Black Widow" vor einer Woche legen Vin Diesel & Co. noch eine ganze Schippe drauf und übernehmen mit ungefähr einer halben Million Zuschauer für "Fast & Furious 9" mit weitem Abstand die Spitze der deutschen Charts. Das sind noch nicht wieder Vor-Pandemie-Werte, denn Teil 7 und 8 eröffneten jeweils mit Zahlen deutlich über einer Million - zumindest ist man jetzt jedoch wieder auf dem Niveau der ersten vier Filme der Reihe (die jeweils zwischen 400.000 und 700.000 Besucher zum Start hatten). Vorwochensieger "Black Widow" verliert die Hälfte seines Publikums, sollte mit rund 100.000 Interessierten aber Platz 2 belegen, dahinter gibt es zwischen "Die Croods 2", dem sich erneut stark haltenden Horrorfilm "Conjuring 3" und dem zweiten großen Neustart der Woche "Space Jam 2" einen Dreikampf um den Bronze-Platz, das Trio steuert gemäß den Hochrechnungen von InsideKino jeweils auf 80.000 Zuschauer zu. Letzte Woche konnten sich allerdings die familienfreundlichen Filme im Laufe des Wochenendes deutlich steigern; sollte das wieder der Fall sein, könnte speziell "Die Croods 2" vielleicht sogar "Black Widow" und die sechsstelligen Zahlen angreifen. Bei "Space Jam 2" soll natürlich nicht der Vergleich zum Vorgänger fehlen: "Space Jam" eröffnete 1996 mit fast 440.000 Besuchern, davon ist der späte Nachfolger also weit entfernt und das läßt sich auch nicht nur mit der Pandemie erklären. Das OSCAR-gekrönte amerikanisch-südkoreanische Einwandererdrama "Minari" kann derweil in den Arthouse-Kinos nicht an die Erfolge seines OSCAR-Kollegen "Nomadland" anknüpfen und erreicht voraussichtlich nur knapp fünfstellige Besucherzahlen.

Aus den USA gibt es diesmal noch keine frühen Freitagszahlen, daher fasse ich mich kurz: Um die Spitzenposition werden sich "Black Widow" und "Space Jam 2" duellieren, die beide auf $25-30 Mio. zusteuern könnten. Als zweiter landesweiter Neuzugang dürfte der Horrorfilm "Escape Room 2" mit knapp $10 Mio. den dritten Platz belegen. Update: Nach Berechnungen von InsideKino startet "Space Jam 2" wohl stärker als erwartet und sollte mit mindestens $30 Mio. am Wochenende die Führung übernehmen.

Quellen:

InsideKino: News

Boxoffice Pro

Mittwoch, 14. Juli 2021

DIE AUSGRABUNG (2021)

Originaltitel: The Dig
Regie: Simon Stone, Drehbuch: Moira Buffini, Musik: Stefan Gregory
Darsteller: Carey Mulligan, Ralph Fiennes, Lily James, Johnny Flynn, Archie Barnes, Monica Dolan, Ben Chaplin, Ken Stott, Paul Ready, Arsher Ali
Die Ausgrabung (2021) on IMDb Rotten Tomatoes: 88% (7,1); weltweites Einspielergebnis: $0,001 Mio.
Altersempfehlung: 12, Dauer: 112 Minuten.
England, 1939: Die jung verwitwete Gutsbesitzerin Edith Pretty (Carey Mulligan, "Der große Gatsby") vermutet auf ihrem Land archäologische Schätze, da es von auffälligen und scheinbar nicht natürlichen Hügelchen übersät ist. Weil das örtliche Museum gerade mit einer wichtigeren Grabungsstätte beschäftigt ist, wird zu Mrs. Pretty nur der zwar erfahrene, aber nicht klassisch ausgebildete Ausgräber Basil Brown (Ralph Fiennes, "Official Secrets") geschickt, welcher ihre Vermutung bestätigt und sich sogleich ans Werk macht. Schon bald gelingen ihm und seinen Helfern – zuzüglich Edith' enthusiastischen Sohns Robert (Archie Barnes) – erste Funde, und dann stößt Basil auf eine echte Sensation: Unter einem Hügel ist ein Grabschiff begraben, das mindestens aus der Wikingerzeit stammt, Basils Ansicht nach aber sogar noch älter und damit angelsächsisch ist – was den bisherigen Erkenntnissen über deren Verbreitungsgebiet in dieser Ära widerspräche. Ob der Bedeutung dieser Entdeckung schaltet sich wegen des nationalen Interesses das British Museum ein und der führende Archäologe Charles Phillips (Ken Stott, "Der Hobbit") übernimmt mit seinem Team die Leitung, zu dem auch das ungleiche Ehepaar Peggy (Lily James, "Yesterday") und Stuart Piggott (Ben Chaplin, "Snowden") gehört. Basil ist davon wenig begeistert, macht dann aber doch weiter, zumal zwischen ihm und Mrs. Pretty eine echte Freundschaft erwachsen ist. Was niemand weiß: Edith Pretty ist schwer herzkrank und könnte quasi täglich sterben …

Montag, 12. Juli 2021

TV-Tips für die Woche 28/2021

Montag, 12. Juli:

Arte, 20.15 Uhr: "Der Stern des Gesetzes" (1957)

Der desillusionierte ehemalige Sheriff Morgan Hickman (Henry Fonda) verdingt sich inzwischen als Kopfgeldjäger und erreicht in dieser Funktion eine Kleinstadt, wo er einen Banditen abliefert - tot. Das kommt bei der Bevölkerung gar nicht gut an, man möchte Hickman schnellstmöglich wieder loswerden, doch es wird ein paar Tage dauern, bis er sein Kopfgeld bekommen kann. Bei der jungen Witwe Nona (Betsy Palmer) und ihrem kleinen Sohn Kip findet Morgan bis dahin Unterschlupf - und während die meisten Stadtbewohner ihn ablehnen, bittet der unerfahrene Sheriff Ben Owens ("Psycho"-Star Anthony Perkins) Morgan, ihm ein paar Kniffe beizubringen ... "Der Stern des Gesetzes" von Westernspezialist Anthony Mann ("Der Mann aus Laramie") ist kein Meisterwerk des Genres, aber ein durchaus gelungener Vertreter mit klaren Anleihen bei "12 Uhr mittags", in der Mentoren-Beziehung zwischen Morgan und Ben erinnert der eher actionarme Film auch ein wenig an den (zehn Jahre später gedrehten) Italo-Western "Der Tod ritt dienstags", dessen Hauptdarsteller Lee Van Cleef hier übrigens eine Nebenrolle spielt. Für das Drehbuch gab es eine OSCAR-Nominierung.

Arte, 23.45 Uhr: "Karottenkopf" (1925)

Späte Free-TV-Premiere des französischen Stummfilms über den Schüler François (André Heuzé), der in seiner Familie der Prügelknabe ist, vor allem seine sadistische Mutter hat es auf ihren Jüngsten abgesehen. Das neue Dienstmädchen ist eine der wenigen Personen in seinem Umfeld, das Mitgefühl für den ob seiner roten Haare von allen "Karottenkopf" genannten zeigt ... Die Verfilmung eines Romans von Jules Renard bedeutete für Regisseur Julien Duvivier ("Don Camillo und Peppone") den Durchbruch.

Außerdem:

Sucker Punch (Zack Snyders optisch und akustisch eindrucksvoller, inhaltlich unausgereifter Genremix mit Videospiel-Anleihen; 23.10 Uhr bei Kabel Eins)

Dienstag, 13. Juli:

ARD, 22.50 Uhr: "Die Frau des Nobelpreisträgers" (2017)

Free-TV-Premiere von Björn Runges gut geschriebener und glänzend gespielter Romanadaption über Joan Castleman (OSCAR-Nominierung für Glenn Close), deren Ehemann Joe (Jonathan Pryce) just den Literaturnobelpreis gewann. Auf der Reise zur Verleihung nach Stockholm werden Joan - selbst Autorin - und Joe von ihrem Sohn David (Max Irons) und dem Schriftsteller Nathaniel (Christian Slater) begleitet, der unbedingt eine Biographie über Joe verfassen möchte. Doch die Reise zeigt auf, daß es bei der Schriftsteller-Familie Castleman bei weitem nicht so harmonisch zugeht wie es scheint.

Samstag, 10. Juli 2021

Samstags-Update (27/2021)

Einzige nennenswerte Änderung im deutschen Kinostartplan bis Ende Juli ist die Verschiebung des Horrorfilms "Escape Room 2" um einen Monat auf Mitte August:

Kinovorschau Sommer 2021 (Teil 2)

Box Office-News:

Mit "Black Widow" erobert der erste MCU-Superhelden-Film seit fast auf den Tag genau zwei Jahren die Kinos und auf den ersten Blick ist es so natürlich nicht überraschend, daß Scarlett Johansson in ihrer Paraderolle die Führung in den deutschen Kinocharts übernimmt. Auf den zweiten Blick allerdings schon etwas, denn angesichts des parallelen Starts beim Streaming-Dienst Disney+ Premium (für 22 Euro, glaube ich) werden erstens etliche Interessenten sicher auf den Kinobesuch verzichtet haben - und vor allem haben sich zweitens einige deutsche Kinoketten deshalb zu einem Boykott des Films entschlossen, der infolgedessen auf maximal der Hälfte der sonst für MCU-Vertreter üblichen Leinwände läuft. Daß es trotzdem mit bis zu 200.000 Zuschauern sogar einigermaßen souverän zum Gewinn des Wochenendes erreicht, ist ein Testament für die Stärke des Franchise - auch wenn die Besucherzahl an sich noch lange nicht wieder an die präpandemischen Zahlen heranreicht (der letzte MCU-Film "Spider-Man: Far From Home" eröffnete noch mit fast 435.000 Kinogängern, das wäre für "Black Widow" jedoch wohl auch unter normalen Umständen schwer zu erreichen gewesen). Mit dem Animationsfilm "Die Croods 2" sollte auch der zweite große Neustart der Woche noch knapp auf sechsstellige Zahlen kommen (Teil 1 erreichte 2013 zum Start noch gut 350.000 Zuschauer) und mit dem Horrorfilm "Conjuring 3" die Plätze 2 und 3 unter sich ausmachen. Vorwochen-Sieger "Godzilla vs. Kong" fällt mit 70.000 bis 80.000 Besuchern auf Rang 4 oder 5 zurück ("Peter Hase 2" liegt im gleichen Bereich).

In den USA ist "Black Widow" der einzige landesweite Neustart des Wochenendes und hier läßt Scarlett Johansson ihre Muskeln sogar noch deutlich stärker spielen als in Deutschland. In den USA nähern sich die Box Office-Zahlen in hohem Tempo ihren Vor-Pandemie-Werten an und "Black Widow" beweist das mit einem sehr starken Start von wohl mindestens $85 Mio. am Wochenende (es könnten sogar über $90 Mio. werden, je nach Frontlastigkeit), was mit Abstand das beste Resultat seit dem Ausbruch der Pandemie sein wird (den bisherigen Rekord stellte vor zwei Wochen "Fast & Furious 9" mit $70 Mio. auf). Wohlgemerkt: Auch in den USA kann man den Film natürlich gegen Aufpreis bequem zu Hause bei Disney+ anschauen, zudem dürfte Hurrikan/Tropensturm Elsa in Teilen Amerikas (darunter New York) die Bereitschaft, ins Kino zu gehen, leicht beeinträchigen ... Wir werden es nie genau erfahren, aber ich könnte mir vorstellen, daß "Black Widow" letztlich sogar von der Pandemie profitiert, denn vor dem ganzen Schlamassel gab es durchaus zahlreiche Branchenexperten wie auch normale Fans, die nach dem Highlight "Avengers: Endgame" den Sinn dieses zeitlich zwischen "Captain America 3" und "Avengers: Infinity War" angesiedelten, ähm, "Sidequels" bezweifelten und ebenso seine Anziehungskraft auf die Kinogänger. Jetzt profitiert der Film von Regisseurin Cate Shortland davon, der erste große Superheldenfilm im Kino seit fast eineinhalb Jahren zu sein (und DCs Anfang 2020 angelaufener "Birds of Prey" war auch nicht gerade ein Superhit) sowie der erste MCU-Film seit zwei Jahren - und natürlich sind die guten Kritiken ebenfalls hilfreich. Platz 2 und 3 sollten mit weitem Abstand "Fast & Furious 9" und "Boss Baby 2" mit jeweils etwas mehr als $10 Mio. unter sich ausmachen.

Quellen:

InsideKino: News

Deadline Hollywood 

Donnerstag, 8. Juli 2021

ESCAPE ROOM (2019)

Regie: Adam Robitel, Drehbuch: Bragi F. Schut, Maria Melnik, Musik: John Carey, Brian Tyler
Darsteller: Taylor Russell, Jay Ellis, Deborah Ann Woll, Tyler Labine, Logan Miller, Nik Dodani, Yorick van Wageningen, Adam Robitel
Escape Room (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 51% (5,3); weltweites Einspielergebnis: $155,7 Mio.
FSK: 16, Dauer: 100 Minuten.
Sechs Menschen, die auf den ersten Blick keinerlei Verbindungen oder auch nur Ähnlichkeiten miteinander haben, erhalten eine Einladung zu einem mysteriösen neuen Escape Room, durch dessen Bewältigung man $10.000 gewinnen könne: die hochintelligente, aber sehr schüchterne Zoey (Taylor Russell, "Waves"), der erfolgsverwöhnte Investment-Banker Jason (Jay Ellis, TV-Serie "Insecure"), LKW-Fahrer Mike (Tyler Labine, "Tucker & Dale vs. Evil"), die traumatisierte Ex-Soldatin Amanda (Deborah Ann Woll, Netflix-Serie "Daredevil"), Lagerarbeiter Ben (Logan Miller, "Scouts vs. Zombies") und der erklärte Escape Room-Fan Danny (Nik Dodani, "Dear Evan Hansen"). Vor Ort angekommen, stellt sich ziemlich schnell heraus, daß dieser Escape Room etwas anders ist als die zahllosen Exemplare, die Danny bereits gelöst hat. So gibt es scheinbar keine Rahmenhandlung, sondern es geht ganz einfach plötzlich los. Das wäre noch vertretbar, allerdings scheinen die Räume voller tatsächlich tödlicher Fallen zu sein, was aus dem harmlosen Spaß bald ein erbarmungsloses "Spiel" um Leben und Tod macht, bei dem das Sextett all seine Fähigkeiten nutzen muß, um vielleicht zu entkommen …

Dienstag, 6. Juli 2021

Nachruf: Richard Donner (1930-2021)

Betrachtet man das Lebenswerk von Richard Donner, so kann man wohl nur zu einem Schluß kommen: Dieser Mann müßte noch viel berühmter sein als er es ist! Der in New York gebürtige US-Amerikaner drehte 21 Kinofilme, von denen rund zwei Drittel mindestens "gut" sind (und meistens auch erfolgreich waren), dazu ermöglichte er als Produzent etliche weitere Hits. Viele Auszeichnungen erhielt er für diese Leistung zwar nicht (dafür war er wohl einfach zu sehr im Blockbuster-Bereich verwurzelt), er gewann aber dafür umso mehr Fans auf der ganzen Welt. Gestern verstarb Richard Donner mit 91 Jahren.

Richard Donners Karriere in der Film- und Fernsehbranche begann Anfang der 1960er Jahre, als er mit 30 seine ersten TV-Serien-Episoden inszenierte. Bis Mitte der 1970er Jahre drehte Donner Dutzende von Folgen für so legendäre Shows wie "Der Kopfgeldjäger", "Have Gun - Will Travel", "Unglaubliche Geschichten", "Solo für O.N.K.E.L.", "Gilligans Insel", "Perry Mason", "Get Smart", "Cannon", "Die Straßen von San Francisco" und "Einsatz in Manhattan", hinzu kamen ein paar TV-Filme. Donners erste Gehversuche im Kino mit dem Science Fiction-Film "Die X-15 startklar" (1961) oder der Komödie "Salz und Pfeffer" (1968) hinterließen noch wenig Eindruck, doch das sollte sich 1976 mit "Das Omen" ändern. Der Gruselschocker mit Gregory Peck als unwissentlichem Adoptiv-Vater von Satans Sohn und der grandios-schaurigen Musik von Jerry Goldsmith gilt mit William Friedkins "Der Exorzist" (1973) als Geburtsstunde des modernen Horrorfilms mit religiösem Bezug und prägt das Genre bis heute. Alleine in den USA und Kanada spielte "Das Omen" dank annähernd 30 Millionen Zuschauern mehr als das 20-fache seines sehr überschaubaren Budgets von knapp $3 Mio. ein, in Deutschland reichte es zu etwa 1,1 Millionen Kinogängern. Dieser Monsterhit bedeutete für Donner den Abschied vom TV-Geschäft, denn nun war er in Hollywood ein höchst gefragter Mann, der sich seine nächsten Projekte aussuchen konnte.

Donner entschied sich, im Genre-Bereich zu bleiben und als nächstes die Comic-Verfilmung "Superman" (1978) anzugehen. Auch mit diesem aufwendigen Projekt mit Starbesetzung (an der Seite von Titeldarsteller Christopher Reeve agierten Gene Hackman und Marlon Brando) - mit Produktionskosten von geschätzt $55 Mio. damals der teuerste Film aller Zeiten - prägte Donner ein ganzes, junges Genre maßgeblich, so soll es ihm zu verdanken sein, daß der Film seine Figuren ernstnimmt und nicht wie die meisten Comicadaptionen bis dahin eher in die Comedy-Ecke ging. Das wurde vom Publikum belohnt und gemessen an den Zuschauerzahlen sollte "Superman" mit über 55 Millionen Besuchern in Nordamerika und mehr als 4,1 Millionen in Deutschland Donners größter Hit in seiner langen Karriere bleiben. Einen ersten Rückschlag erlitt Donners Kino-Karriere allerdings bereits zwei Jahre später mit der Fortsetzung "Superman II" - denn kurz vor Vollendung der Dreharbeiten wurde er nach einem langanhaltenden Streit mit den Produzenten gefeuert und durch den Briten Richard Lester ersetzt. Erst 2006 erschien auf DVD der "Donner-Cut" des Films, wobei auch dieser nicht vollständig Donners Vorstellungen entsprechen konnte, da nicht mehr alles gefilmte Material aufzutreiben war. Lange schadete dieser unschöne Vorfall Donner nicht, auch wenn seine nächsten Filme eine Nummer kleiner ausfielen: Weder die immerhin für einen OSCAR nominierte Literaturverfilmung "Max's Bar" (1980) noch die Komödie "Der Spielgefährte" (1982) - Remake des französischen Films "Das Spielzeug" (1976) mit Pierre Richard - hinterließen größere Spuren in der Welt des Kinos.

Ab Mitte der 1980er Jahre nahm Richard Donner seinen Erfolgslauf wieder auf. Zwar war der romantische Fantasyfilm "Der Tag des Falken" (1985) mit Rutger Hauer und Michelle Pfeiffer eine kommerzielle Enttäuschung, ist Fantasyfans aber definitiv zu empfehlen und gilt heute zu Recht als ziemlich einzigartiger Genre-Klassiker, nicht zuletzt aufgrund der wunderschönen Bilder und Musik sowie der eindrücklichen melancholischen Atmosphäre. Wesentlich besser kam an den Kinokassen im gleichen Jahr der Coming of Age-Film "Die Goonies" an, der auf einer Idee von Steven Spielberg basiert. Mit 18 Millionen Kinogängern in Nordamerika und 1,7 Millionen in Deutschland war die Geschichte einiger eher uncooler Jugendlicher, die in den Sommerferien auf der Suche nach einem Piratenschatz ein großes Abenteuer erleben, ein Hit und wird bis heute zu den besten Vertretern seiner Art gerechnet. Seinen womöglich größten Beitrag zum Hollywood-Kino leistete Richard Donner im Jahr 1987 mit "Lethal Weapon - Zwei stahlharte Profis". Auch hiermit prägte Donner ein ganzes Genre; zwar war "Lethal Weapon" natürlich nicht der erste Buddy-Film, in dem zwei denkbar unterschiedliche Persönlichkeiten zur Zusammenarbeit gezwungen sind (man denke etwa an "Nur 48 Stunden"), doch Donner perfektionierte die Formel mit seinem kongenialen Protagonisten-Duo, dem leichtsinnigen und latent suizidgefährdeten Martin Riggs (Mel Gibson) sowie dem erfahrenen und pflichtbewußten Familienvater Roger Murtaugh (Danny Glover). Gibson und Glover harmonierten so perfekt, daß ein Kultduo geboren war, das anschließend noch drei weitere Kino-Abenteuer erlebte - wobei der erste, deutlich düsterste Teil unerreicht bleibt, während die Fortsetzungen 1989, 1992 und 1997 die komödiantischen Aspekte stärker betonten. Was wohlgemerkt ebenfalls wunderbar funktionierte und zu sogar noch deutlich höheren Zuschauerzahlen führte (in den USA war Teil 2 mit rund 37 Millionen Kinogängern der erfolgreichste und insgesamt Donners zweitgrößter Hit, in Deutschland kamen Teil 3 und 4 jeweils auf ca. 2,3 Millionen Besucher).

Abseits der "Lethal Weapon"-Reihe blieben die ganz großen Erfolge von nun an allerdings aus, wenngleich es immer noch genügend bemerkenswerte Regiearbeiten von ihm gab. Die vielleicht beste davon ist "Die Geister, die ich rief" (1988), eine Neuinterpretation von Charles Dickens' "Weihnachtsgeschichte", die vor allem dank Bill Murrays Glanzleistung als moderner Scrooge (der als TV-Produzent arbeitet) zu jenen Filmen gehört, die man jedes Jahr um die Feiertage herum mit großem Vergnügen anschauen kann. Für die Horror-Anthologie "Geschichten aus der Gruft" kehrte Donner für drei Episoden zwischen 1989 und 1992 kurzzeitig zum Fernsehen zurück, im Kino überzeugte er in den 1990er Jahren mit der wenig originellen, aber ungemein witzigen und temporeichen Westernkomödie "Maverick" mit Jodie Foster und Mel Gibson sowie dem actionreichen Psychothriller "Fletchers Visionen" mit Julia Roberts und Mel Gibson (mit dem Australier drehte er insgesamt sechs Filme, die allesamt sehenswert ausfielen), während der Actionfilm "Assassins" mit Sylvester Stallone doch eher vergessenswert geriet. Nach der Jahrtausendwende schuf Richard Donner nur noch zwei weitere Filme: Das Zeitreise-Abenteuer "Timeline" nach einem Roman von Michael Crichton wurde 2003 zu dem mit Abstand größten kreativen und kommerziellen Flop ins Donners Karriere, während der Actionfilm "16 Blocks" mit Bruce Willis im Jahr 2006 zumindest eine solide Abschiedsvorstellung war. Bereits ab den 1980er Jahren betätigte sich Richard Donner gemeinsam mit seiner Frau Lauren Shuler Donner und dem gemeinsamen Unternehmen als Produzent, wobei er seine größten Erfolge in dieser Hinsicht mit Joel Schumachers "The Lost Boys" (1987), Oliver Stones "An jedem verdammten Sonntag" (1999) und Bryan Singers "X-Men" (2001) feierte.

Fast bis zuletzt hoffte Donner übrigens, mit Mel Gibson und Danny Glover noch einen finalen fünften "Lethal Weapon"-Film zu drehen, doch daraus wird nun leider nichts mehr. Am 5. Juli 2021 starb Richard Donner im Alter von 91 Jahren in Los Angeles, die Todesursache wurde zunächst nicht bekanntgegeben. R.I.P.

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Montag, 5. Juli 2021

TV-Tips für die Woche 27/2021

Montag, 5. Juli:

ARD, 20.15 Uhr: "Trautmann" (2018)

Die ARD beginnt die diesjährige "Sommerkino"-Reihe mit der Free-TV-Premiere des für zwei Deutsche Filmpreise nominierten, auch international mit Lob bedachten Sportler-Biopics von Marcus H. Rosenmüller ("Sommer in Orange") über die deutsch-britische Torwartlegende Bert Trautmann (David Kross). Dieser stößt während des Zweiten Weltkrieges mit 17 Jahren zur Wehrmacht und gerät mit Anfang 20 in britische Kriegsgefangenschaft. Zum Zeitvertreib der Gefangenen nach Kriegsende zählt Fußball und dabei wird der im Tor eingesetzte Trautmann von einem britischen Fußballtrainer entdeckt. Der Beginn einer unglaublichen Karriere, die den anfangs verhassten Deutschen wegen seines großen Talents und seiner legendären Zähigkeit zur bis heute verehrten Vereinsikone von Manchester City machte (er wurde sogar zum "Spieler des Jahrhunderts" des Vereins gewählt).

Arte, 21.30 Uhr: "Hotel du Nord" (1938)

Marcel Carnés ("Kinder des Olymp") Schwarzweiß-Drama handelt vom Ehepaar Lecouvreur, das ein schäbiges Hotel am Rand von Paris kauft, sowie von den überwiegend aus unteren gesellschaftlichen Schichten stammenden Gästen. "Hotel du Nord" wird zwar nicht zu Carnés besten Filmen gezählt, aber trotzdem als sehr gut beobachtetes Drama mit fein gezeichneten Figuren gelobt.

ZDF, 22.15 Uhr: "Entscheidung in der Tiefe" (2019)

Free-TV-Premiere des für drei Césars nominierten französischen U-Boot-Thrillers von Antonin Baudry, in dessen Zentrum der auf einem Atom-U-Boot dienende Sonar-Akustiker Chanteraide (François Civil, "Der Wein und der Wind") steht. Dieser hat ein ausgesprochen feines Gehör, wird jedoch nach einem fatalen Fehler degradiert und muß sich neu beweisen. Dazu bekommt er die Gelegenheit, als ein Konflikt mit den Russen heftig zu eskalieren droht ... Den Kapitän des U-Boots spielt "Lupin"-Star Omar Sy.

Dienstag, 6. Juli:

Arte, 15.45 Uhr: "In Freiheit dressiert" (1961)

Späte Free-TV-Premiere von Roger Vadims ("Barbarella") allerdings auch nur mit mittelmäßigen Kritiken ausgestatteter romantischer Komödie über das Model Sophie (Brigitte Bardot), das herausfindet, daß ihr Freund sie für eine andere Frau verlassen will. Rasend vor Eifersucht sinnt sie auf Rache und erhält dabei die Hilfe von zwei Verehrern ...

Kabel Eins, 20.15 Uhr: "Coach Carter" (2005)

Das wohlwollend rezensierte Sport-Biopic von Thomas Carter ("Save the Last Dance") erzählt die inspirierende wahre Geschichte des schwarzen Highschool-Basketballtrainers Ken Carter (Samuel L. Jackson), der in den USA landesweite Bekanntheit erlangte, weil er seine Spieler nur spielen ließ, wenn ihre Schulnoten in den anderen Fächern gut genug waren. Damit eckte er zunächst bei Sportlern und Eltern ziemlich an, doch er ließ sich nicht beirren ... Weitere Rollen spielen Channing Tatum, Octavia Spencer und Rob Brown ("Forrester - Gefunden!").

Samstag, 3. Juli 2021

Samstags-Update (26/2021)

Passend zum Re-Start der deutschen Kinolandschaft gibt es wieder ein Samstags-Update von mir, in dem ich kompakt über Änderungen im Kinostartplan sowie über die neuesten Zahlen-Trends aus den deutschen (basierend auf InsideKino) und US-amerikanischen (basierend auf diversen US-Publikationen wie Deadline Hollywood, Hollywood Reporter und Variety) informiere. Seit ich meine Kinovorschau für den Juli vor zwei Tagen veröffentlicht habe, gab es fast keine Änderungen, ich habe lediglich den am 8. Juli anlaufenden deutschen Animationsfilm "Shorty und das Geheimnis des Zauberriffs" (zu dessen Sprechern Emilia Schüle und Sänger Andreas Bourani zählen) hinzugefügt:

Kinovorschau Sommer 2021 (Teil 2)

Box Office-News:

Angesichts wechselhaften Wetters, Unmengen an Neustarts und den immer noch bestehenden Corona-Beschränkungen fällt es selbst einem Box Office-Veteranen wie Mark von InsideKino nicht leicht, aus den ersten Zahlen von Donnerstag und Freitag den akkuraten Trend abzuleiten, aber zumindest die grobe Richtung sollte schon stimmen. Demnach sieht es danach aus, daß der Familienfilm "Peter Hase 2" (der eigentlich bereits Ostern 2020 starten sollte) mit relativ deutlich über 100.000 Zuschauern die Führung übernehmen wird. Dahinter tummeln sich mit "Godzilla vs. Kong", dem neuen Otto-Film "Catweazle" und "Conjuring 3" drei Filme um die 100.000 Besucher-Marke herum, während "A Quiet Place 2" trotz toller Kritiken vermutlich mit einigem Abstand mit Platz 5 zufrieden sein muß. Einen starken Arthouse-Start legt mit über 50.000 Kinogängern der dreimalige OSCAR-Gewinner "Nomadland" mit Frances McDormand hin. Bei rund einem Dutzend hochwertigen Neustarts an einem Wochenende muß es natürlich auch ein paar Verlierer geben. Dazu zählen der positiv rezensierte Actionfilm "Nobody" mit Bob Odenkirk (ca. 25.000) und der Oldschool-Agentenfilm "Der Spion" mit Benedict Cumberbatch (10.000). Den Vogel schießt im negativen Sinne aber die gar nicht mal schlecht besprochene Videospiel-Adaption "Monster Hunter" mit Milla Jovovich ab, die nur knapp vor "Der Spion" landen dürfte. Da mag hineinspielen, daß der Film bereits Ende 2020 in den USA und weiten Teilen Asiens startete und somit für Interessierte seit langem illegal abrufbar ist, trotzdem ist das ein richtig mieses Ergebnis - wobei es auch nicht die schlaueste Entscheidung gewesen sein dürfte, am gleichen Tag wie "Godzilla vs. Kong" an den Start zu gehen ...

In den USA laufen die Kinos inzwischen schon seit ein paar Wochen wieder halbwegs normal, erst am vergangenen Wochenende stellte "Fast & Furious 9" mit $70 Mio. einen deutlichen Pandemie-Startrekord auf. Nun steht ein langes Wochenende an (Unabhängigkeitstag, deshalb ist auch am Montag frei) und "Fast & Furious 9" wird die Krone mit etwa $30 Mio. an vier Tagen verteidigen - ein heftiger Rückgang, der jedoch reicht, um insgesamt die $100 Mio.-Marke zu durchbrechen. Dahinter läuft es für die beiden großen Neustarts der Woche eher bescheiden: Platz 2 sollte an den Animationsfilm "Boss Baby 2" mit $20-25 Mio. am langen Wochenende gehen (der parallel auch auf dem Streaming-Network Peacock zu sehen ist), auf Rang 3 folgt mit $10-15 Mio. der Horror-Thriller "The Forever Purge". Zum Vergleich, der aber angesichts der Pandemie-Bedingungen natürlich nicht fair ist: Der erste "Boss Baby" schaffte 2017 zum Start $50,2 Mio., der schwächste Teil der "Purge"-Reihe, "The First Purge" von 2018, eröffnete mit $17,3 Mio., hatte da allerdings bereits zwei Tage mit gut $23 Mio. hinter sich, da der 4. Juli auf den Mittwoch fiel. "The Forever Purge" holt also das mit Abstand schwächste Startergebnis der fünfteiligen Reihe. Beide Neustarts werden übrigens von sehr mittelmäßigen Kritiken begleitet. In Deutschland soll "The Forever Purge" am 12. August auf die Leinwände kommen, bis "Boss Baby 2" müssen sich Interessierte nach aktuellem Stand bis zum 21. Oktober gedulden.

Quellen:

InsideKino: News

Deadline Hollywood

Donnerstag, 1. Juli 2021

KINOVORSCHAU SOMMER 2021 (Teil 2)

Update vom 10. Juli: Das Horror-Sequel "Escape Room 2" wurde vom 22. Juli auf den 19. August verschoben.

Seit vielen Jahren stelle ich in jeder neuen Ausgabe meiner großen Kinovorschau für Deutschland die bedeutendsten Filmstarts der kommenden beiden Monate vor. Dieses Mal mache ich jedoch aus zwei Gründen eine Ausnahme und widme sowohl dem Juli als auch dem August eine eigene Vorschau. Der erste Grund ist, daß ich (auch aufgrund zwischenzeitlicher gesundheitlicher Probleme) schlicht und ergreifend nicht mit der August-Liste fertig geworden bin. Das wiederum hängt aber auch stark mit dem zweiten Grund zusammen, denn als Folge der monatelangen Kinoschließungen während der Pandemie sowie des bundesweiten Re-Starts am 1. Juli gibt es in den kommenden Monaten viel mehr hochkarätige Neustarts als normalerweise - alleine am 1. Juli laufen so viele erwähnenswerte Produktionen an wie sonst oft in zwei Monaten nicht! Die Auswahl für die deutschen Kinogänger ist also gewaltig - wobei natürlich zu befürchten steht, daß viele dieser Filme angesichts der gewaltigen Konkurrenz und der limitierten Leinwand-Anzahl an den Kinokassen untergehen werden ... Nebenbei bemerkt werde ich bei der Kinovorschau ab jetzt auf den Blocksatz verzichten, da der bei dermaßen langen Texten sehr viel Arbeit macht, die nur begrenzt sinnvoll ist (da meine Leser vermutlich nicht alle die gleiche Bildschirmgröße nutzen).

1. Juli:
"Catweazle":
Wer in den 1970er oder 1980er Jahren aufgewachsen ist, der hat als Kind mit ziemlicher Sicherheit irgendwann die britische Serie "Catweazle" gesehen – eine äußerst charmante Produktion über einen schrulligen Hexenmeister aus dem Mittelalter, der unbeabsichtigt in der (damaligen) Gegenwart landet und dort harmlos-amüsante Abenteuer erlebt. Nun kommt ein Kino-Remake, bei dem die Besetzung der Titelrolle gleichzeitig die große Stärke und die große Schwäche sein kann: Otto Waalkes! Einerseits ist der Berufs-Ostfriese noch immer sehr populär und hat dem Trailer nach viel Spaß an seiner Rolle, womit die Erfolgsaussichten des Films von "7 Zwerge"-Regisseur Sven Unterwaldt nicht übel sein dürften. Andererseits scheint Otto letzten Endes aber doch wieder nur Otto zu spielen, womit die skurrilen Eigenheiten Catweazles arg in den Hintergrund zu rücken drohen. Es wird sich zeigen, ob das Kinopublikum Lust auf diese Neuinterpretation hat, deren Zeitreise- und "Fish Out of Water"-Prämisse übrigens nahezu unverändert übernommen wird. Weitere Rollen spielen Henning Baum, Katja Riemann und Julius Weckauf ("Der Junge muß an die frische Luft").
 
"Godzilla vs. Kong" (3D):
Nachdem "Godzilla II: King of the Monsters" sowohl in den Rezensionen als auch an der Kinokasse enttäuschte, waren die Erwartungen an den geplanten Höhepunkt von Legendarys "MonsterVerse" etwas verhaltener. Doch glücklicherweise konnte der bis dahin vor allem aus dem Horrorgenre bekannte Regisseur Adam Wingard ("You're Next") im Verbund mit den Drehbuch-Autoren das Ruder herumreißen und aus dem Aufeinandertreffen von Godzilla und King Kong genau das spektakuläre Monster-Spektakel machen, das sich Fans erhofften. Klar, die Story und die menschlichen Rollen (in denen u.a. Alexander Skarsgård, Rebecca Hall und "Enola Holmes"-Star Millie Bobby Brown zu sehen sind) sind und bleiben höchst nebensächlich, aber zumindest stören sie nicht – und Wingard gelang es, die Monsterszenen (es kommen auch noch ein paar weitere Kaiju vor) so bombastisch und unterhaltsam in Szene zu setzen, daß selbst die meisten Kritiker sich beeindruckt zeigten. Und die Zuschauer haben den "Godzilla II"-Fehltritt offenbar auch verziehen, denn die bisherigen Einspielergebnisse können sich trotz der pandemiebedingten Einschränkungen sehen lassen.
 
"Conjuring 3: Im Bann des Teufels":
Der dritte Teil der beliebten Gruselreihe von "Saw"-Schöpfer James Wan (der diesmal aber "nur" als Produzent und Co-Autor fungiert und die Leitung dem "Lloronas Fluch"-Regisseur Michael Chaves überließ) schnitt bei den Kritikern etwas schwächer ab als die beiden Vorgänger, bleibt aber knapp im positiven Bereich (und kommt bei den Fans deutlich besser an): Diesmal führen die Dämonologen Lorraine (Vera Farmiga, "Departed") und Ed Warren (Patrick Wilson, "Aquaman") im Jahr 1981 einen Exorzismus bei einem Jungen durch, der unerwartete Konsequenzen zeitigt: Der Dämon wird zwar aus dem Jungen vertrieben, nistet sich aber sogleich in Arne (Ruairi O'Connor) ein, der daraufhin einen Mord begeht. Obwohl er behauptet, die Tat nicht selbst begangen zu haben, wird er angeklagt – und auch die Beteiligung der Warrens wird genau unter die Lupe genommen, schließlich halten viele Menschen deren Beschäftigung mit dem Paranormalen für Humbug …
 
"Nomadland":
Mit drei OSCARs in der Hauptkategorie "Bester Film" sowie für die beste Regie und die beste Hauptdarstellerin war Chloé Zhaos gefeiertes authentisches und humanistisches Aussteiger-Drama der große Gewinner der 93. Academy Awards. Frances McDormand ("Three Billboards ...") glänzt in der Hauptrolle der 60-jährigen Witwe Fern, die nach dem Tod ihres Mannes und den Folgen der Wirtschaftskrise ihr Haus verkauft und als Arbeitsnomadin in ihrem Transporter durch Amerika zieht – wie so viele andere Menschen auch im heutigen Amerika. Zwar könnte Fern durchaus einen festen Job annehmen, doch zieht sie die Freiheit des Lebens auf der Straße vor. Abgesehen von McDormand und David Straithairn ("Lincoln") ist "Nomadland" größtenteils mit Laiendarstellern besetzt, gerade die anderen Arbeitsnomaden spielen überwiegend sich selbst.