Originaltitel: I
giorni dell'ira
Regie: Tonino
Valerii, Drehbuch: Ernesto Gastaldi, Renzo Genta und Tonino Valerii, Musik: Riz
Ortolani
Darsteller:
Giuliano Gemma, Lee Van Cleef, Walter Rilla, Christa Linder, Al Mulock, Lukas
Ammann, Yvonne Sanson, Andrea Bosic, José Calvo, Anna Orso, Nino Nini, Franco Balducci, Ennio
Balbo
Der junge Scott Mary (Giuliano Gemma, "Eine Pistole für
Gringo", "Angélique"), Halbwaise und Sohn einer Prostituierten, wird in der kleinen Westernstadt,
in der er geboren wurde, nur widerwillig geduldet und von den meisten Bürgern wie Dreck behandelt. Eines Tages durchquert der alternde Revolverheld Frank Talby (Lee Van
Cleef aus Sergio Leones "Für ein paar Dollar mehr" und "Zwei
glorreiche Halunken") die Stadt und verhält sich Scott gegenüber
freundlich, verteidigt ihn sogar mit Waffengewalt gegen die Schikanen seiner
Mitbürger. Schließlich nimmt Talby den jungen Mann unter seine Fittiche,
als er weiterreist. Als sie später jedoch in die Stadt zurückkehren, will sich
der in der Zwischenzeit von Talby trainierte Scott dafür rächen, wie er von den
Einwohnern zeit seines Lebens behandelt wurde ...
Kritik:
Da Quentin Tarantino mit seiner kommerziell unerwartet erfolgreichen und zweifach OSCAR-prämierten Hommage "Django Unchained" den
Italo-Western nach langer Zeit wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit
gebracht hat, ist es an der Zeit, hier einmal einen meiner Lieblings-Spaghetti-Western
abseits der ganz großen Namen ("Spiel mir das Lied vom Tod", "Für
eine Handvoll Dollar", "Django", "Leichen pflastern seinen
Weg") vorzustellen. Regisseur Tonino Valerii, der einige Jahre später
gemeinsam mit Sergio Leone "Mein Name ist Nobody" mit Henry Fonda und
Terence Hill drehte, zeigt sich bereits bei "Der Tod ritt dienstags"
("Tage des Zorns", die wörtliche Übersetzung des Originaltitels, war dem deutschen Verleih wohl nicht aufregend genug ...) deutlich von seinem früheren Lehrmeister Leone inspiriert, verleiht seinem Werk
jedoch durchaus eine faszinierende eigene Note.
Zwar mußte der Film mit
einem ziemlich niedrigen Budget realisiert werden, was man ihm auch hin und
wieder ansieht – beispielsweise gibt es nur wenige Statisten im Hintergrund,
weshalb die Szenerie oft ungewöhnlich leblos wirkt. Doch dafür entfaltet
"Der Tod ritt dienstags" ganz andere Stärken. Das beginnt natürlich
bei den Hauptdarstellern, beide Ikonen des Italo-Westerns. Lee Van Cleef war
sicherlich nie ein grandioser Schauspieler, aber er hatte auch ohne viel Mimik
eine beeindruckende Ausstrahlung und vor allem die angeborene Fähigkeit,
zu jeder Zeit und in jeder Situation verdammt cool zu wirken – was ihn für
dieses Genre geradezu prädestiniert hat. Hier hat er mit Frank Talby eine Paraderolle
ergattert, die sich in ihrer erfreulichen Ambivalenz weder Gut noch Böse
eindeutig zuordnen läßt und dabei mit dem ungestümen, rachedurstigen Scott einen
perfekten Widerpart findet. Giuliano Gemma hat in über 100 Western mitgespielt,
von denen die meisten heutzutage (nicht ganz zu Unrecht) in Vergessenheit
geraten sind. Doch in "Der Tod ritt dienstags" sorgen Van Cleef und
Gemma jederzeit für knisternde Spannung, denn es ist eigentlich klar, daß diese
beiden Alphatiere früher oder später aneinandergeraten werden.
Das Drehbuch bietet den beiden Hauptdarstellern viel Raum, um eine beeindruckende Leistung zu zeigen, da ihre Figuren eine starke Charakterentwicklung durchlaufen. Streng genommen sogar eine etwas zu starke und deshalb nicht unbedingt hundertprozentig glaubwürdige, aber der Dramatik, der Emotionalität und der Spannung des Films schadet das nicht wirklich. Daß die Handlung dabei selten wirklich in die Tiefe geht, ist angesichts des hohen Tempos und der auf den Punkt gebrachten Dialoge auch kein Problem – schließlich handelt es sich um einen Spaghetti-Western und nicht um ein Arthouse-Drama.
Trotz des geringen Budgets ist "Der Tod ritt dienstags" von Regisseur Valerii und seinem Kameramann Enzo Serafin sehr schön und stilsicher in Szene gesetzt, was selbstverständlich auch die unvermeidlichen Schießereien beinhaltet. Damit ist Valeriis Film trotz der leicht übertriebenen Theatralik ein Musterbeispiel für einen gelungenen Italo-Western – stilecht unterlegt mit einem melodienstarken Soundtrack von Riz Ortolani, der übrigens auch im eingangs angesprochenen "Django Unchained" von Quentin Tarantino gesamplet wurde.
Fazit: "Der Tod ritt dienstags" ist einer
der gelungensten unter den weniger bekannten Vertretern des Italo-Westerns, was
vor allem den zwei charismatischen Hauptdarstellern, der ungewöhnlich
reichhaltigen und wendungsreichen – wenngleich mitunter etwas übertriebenen
– Story und der stilsicheren Inszenierung zu verdanken ist.
Wertung: 9 Punkte.
Wertung: 9 Punkte.
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