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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 31. März 2020

DOLEMITE IS MY NAME (2019)

Regie: Craig Brewer, Drehbuch: Scott Alexander und Larry Karaszewski, Musik: Scott Bomar
Darsteller: Eddie Murphy, Da'Vine Joy Randolph, Wesley Snipes, Keegan-Michael Key, Mike Epps, Craig Robinson, Tituss Burgess, Kodi Smit-McPhee, Snoop Dogg, Chris Rock, Tip "T.I." Harris, Ron Cephas Jones, Bob Odenkirk, Barry Shabaka Henley, Aleksandar Filimonović, Ivo Nandi, Luenell
Dolemite Is My Name (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 97% (7,9); FSK: nicht geprüft, Dauer: 118 Minuten.
Los Angeles, 1970er Jahre: Rudy Ray Moore (Eddie Murphy) hat den Durchbruch als Musiker nie geschafft und auch seine Auftritte als Stand-Up-Comedian und Anheizer sorgen nicht für viel Begeisterung, weshalb er sein Geld vorwiegend als Angestellter eines Plattenladens verdient. Mehr oder weniger durch Zufall kommt Rudy eines Tages auf die Idee, die Kunstfigur Dolemite zu schaffen, einen großmäuligen Zuhältertyp, der in Reimform derbe, aber kreative Flüche und Beleidigungen en masse heraushaut. Entgegen aller Zweifel seines Umfelds kommt Dolemite bei Rudys erstem Auftritt hervorragend beim Publikum an und entwickelt sich schnell zu einer Kultfigur der afroamerikanischen Arbeiter-Subkultur. Auch die Plattenaufnahmen verkaufen sich prächtig, nur weiße Zuhörer finden sich kaum. Um seine Bekanntheit zu erweitern, beschließt Rudy daher, daß als nächstes ein Dolemite-Film an der Reihe ist. Obwohl er keinerlei Ahnung vom Filmgeschäft hat, gelingt es ihm nicht nur, ein kleines Budget zu ergattern, sondern auch den renommierten Theater-Autor Jerry Jones (Keegan-Michael Key, "All die verdammt perfekten Tage") und den halbwegs bekannten Schauspieler D'Urville Martin (Wesley Snipes, "Blade") zur Mitwirkung zu überreden – ansonsten besteht die Crew allerdings fast ausschließlich aus Laien und Filmstudenten …

Sonntag, 29. März 2020

TV-Tips für die Woche 14/2020

Nachtrag vom 5. April: Arte hat sein Sonntagabend-Programm kurzfristig geändert und zeigt das von mir empfohlene französische Drama "Der Sträfling und die Witwe" nun erst um 22.45 Uhr. Um 20.15 Uhr läuft stattdessen eine Cirque du Soleil-Show.

Weiterhin gilt, daß wegen der Coronakrise kurzfristige Programmänderungen möglich sind.

Montag, 30. März:
Arte, 20.15 Uhr: "Arizona Junior" (1987)
In dem gewohnt skurrilen Frühwerk der Coen-Brüder spielt Nicolas Cage den Kleinkriminellen H.I., der sich ausgerechnet in Polizistin Edwina (Holly Hunter) verliebt, die mehrfach in seine Verhaftungen involviert ist. Schließlich macht H.I. nach seiner Haftentlassung Edwina einen Heiratsantrag, den sie überraschend annimmt. H.I. hängt daraufhin seine kriminelle Karriere an den Nagel, doch eine Sache fehlt dem Eheglück noch: ein Kind. Als sich herausstellt, daß Edwina unfruchtbar ist, ist das ein heftiger psychischer Tiefschlag für sie - und als sie im TV einen Bericht über eine Fünflings-Geburt sieht, drängt sie ihren Gatten dazu, eines der fünf Babys zu entführen ... Bei den Kritikern kam "Arizona Junior" beim Kinostart nicht so gut an wie viele andere Coen-Filme dieser Zeit ("Blood Simple", "Miller's Crossing", "Barton Fink") und auch ich halte ihn für eines ihrer schwächeren Werke, aber er hat sehr wohl seine Fans und ist zweifellos unterhaltsam.

Arte, 21.45 Uhr: "Down by Law - Alles im Griff" (1986)
Das lakonische Schwarzweiß-Roadmovie - hier in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln präsentiert - ist mein zweitliebster Film von Independent-Ikone Jim Jarmusch (nach "Ghost Dog"). Roberto Benigni, Tom Waits und John Lurie spielen drei ungleiche Häftlinge (zwei davon wurden allerdings unschuldig verurteilt), die aus dem Gefängnis ausbrechen und die Flucht durch die umliegenden Sümpfe von Louisiana versuchen - wobei es nicht hilfreich ist, daß es zu zahlreichen Animositäten unter den Flüchtlingen kommt ...

Arte, 23.25 Uhr: "Das Grabmal einer großen Liebe" (1928)
Späte Free-TV-Premiere des monumentalen deutsch-indisch-britischen Stummfilm-Liebesepos von Franz Osten ("Der Ochsenkrieg"), das fiktionalisiert die Entstehung des Taj Mahal im 17. Jahrhundert schildert und auch in den USA ein großer Erfolg war. Hauptfigur ist der junge Töpfer Shiraz, der sich unsterblich in die schöne Selima verliebt und sie retten will, nachdem sie von Sklavenjägern entführt und an einen Prinzen verkauft wird.

Samstag, 28. März 2020

Mini-Samstags-Update (13/2020)

Die Coronakrise sorgt für weitere Verschiebungen, womit im deutschen Kinostartplan bis Ende April noch "Trolls World Tour" als einziger Film mit nennenswerten Erfolgschancen übrigbleibt - aber auch der wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bald seinen Startplatz am 23. April verlieren. Auch einige noch nicht von meiner Kinovorschau abgedeckte Highlights wie DCs "Wonder Woman 1984" rücken bereits weiter nach hinten. Logischerweise wird es von mir keine Sommervorschau geben, solange keine Wiedereröffnung der deutschen Kinos absehbar ist:


Box Office-News:
Weiterhin sind die Kinos fast überall auf der Welt geschlossen, es sind sogar noch ein paar weitere Länder wie Rußland dazugekommen. Auch der von mir letzte Woche angesprochene Hoffnungsschimmer hat sich vorerst erledigt, denn die Wiedereröffnung von 600 chinesischen Lichtspielhäusern an diesem Wochenende wurde gestern sehr kurzfristig von den Behörden verboten. Dem Vernehmen nach soll es noch mindestens zwei weitere Wochen dauern, bis die Chinesen wieder ins Kino dürfen ...

Donnerstag, 26. März 2020

Nachruf: Stuart Gordon (1947-2020)

Manch ein eher dem Mainstream zugeneigter Filmfreund wird sich bei den Meldungen über den Tod des US-amerikanischen Filmemachers Stuart Gordon gefragt haben: "Stuart wer?". Das ist kein Wunder, denn trotz einer langen Karriere gelang ihm (zumindest als Regisseur) mit dem Actionfilm "Fortress" nur ein wirklicher kommerzieller Erfolg im Kino. Für Horrorfans allerdings - und ganz besonders für jene, die in den 1980er oder 1990er Jahren aufgewachsen sind - war Stuart Gordon nicht weniger als eine Legende, auf deren Konto mehrere Filme gehen, die heute verdientermaßen Kultstatus besitzen. Gestern starb Stuart Gordon mit 72 Jahren.

Wie bei so vielen Filmschaffenden nahm auch Stuart Gordons Karriere ihren Anfang im Theater. Ab 1968 inszenierte er vorwiegend in von ihm gegründeten Theatern Dutzende Theaterstücke, von denen nicht wenige bewußt provokant und entsprechend kontrovers waren - in "The Game Show" beispielsweise wurde das Publikum zu Beginn der Aufführung im Saal eingeschlossen und im Laufe des Stücks wurden mehrere Zuschauer (die in Wirklichkeit selbst gezielt plazierte Schauspieler waren) von den Darstellern geschlagen, gedemütigt und anderweitig mißhandelt - was schlußendlich stets zu einem echten Publikumsaufstand und dem (von Gordon gewollten) Abbruch der Vorstellung führte! Für seine Adaption des Kinderbuch-Klassikers "Peter Pan" als Parabel auf den Vietnam-Krieg - während dieser noch lief - wurden er und seine spätere Ehefrau Carolyn Purdy sogar wegen Obszönität verhaftet (die Vorwürfe wurden später fallengelassen) ... Zugegeben, ganz so drastisch und polarisierend wurden Gordons Arbeiten nach dem Wechsel zum Film Mitte der 1980er Jahre nicht, aber für Kontroversen sorgten sie immer wieder und waren zudem gute alte Bekannte auf dem deutschen Index für jugendgefährdende Medien.

Gleich mit seinem Kino-Regiedebüt schuf Stuart Gordon im Jahr 1985 ein selbst von Kritikern hochgelobtes Genre-Meisterwerk, das bis heute sein bekanntester und beliebtester Film sein dürfte und gleich in mehrfacher Hinsicht wegweisend für seine Filmkarriere war: "Re-Animator" bedeutete den Auftakt einer langen und fruchtbaren Zusammenarbeit mit seinem Kollegen und Freund Brian Yuzna (der hier als Produzent fungierte und die beiden Fortsetzungen dann selbst inszenierte) und war die erste von zahlreichen Verfilmungen der Geschichten von Horrorikone H.P. Lovecraft, zudem sollte Gordon fortan häufig mit seinen "Re-Animator"-Hauptdarstellern Jeffrey Combs und Barbara Crampton drehen. Auch der hohe Splattergehalt von "Re-Animator" sollte sich durch viele seiner weiteren Arbeiten ziehen und sorgte auch dafür, daß der heutige Kultfilm über zwei junge, ehrgeizige Wissenschaftler, die in bester Frankenstein-Manier den Tod überwinden wollen, in Deutschland bis 2013 indiziert war. Das ist einerseits kein Wunder, da Gordon wahrlich nicht an Blutfontänen und abgetrennten Gliedmaßen gespart hat, doch seinen Reiz zog "Re-Animator" - der sich eigentlich nicht viel mehr als der Prämisse von Lovecrafts Vorlage bedient - in erster Linie aus dem absurden Humor, lustvoll overactenden Schauspielern und zahlreichen herrlich durchgeknallten, teils schockierenden Ideen. Ich will nicht spoilern, aber die legendäre Szene zu Beginn des Showdowns mit einer nackten Barbara Crampton und dem reanimierten abgetrennten Kopf des verrückten Wissenschaftlers Dr. Hill sucht zweifellos bis heute Ihresgleichen ... Nur ein Jahr später folgte mit "From Beyond" die nächste Lovecraft-Adaption mit Combs und Crampton (beide übrigens längst Ikonen des Genres), die zwar bei Kritikern und Zuschauern etwas schwächer abschnitt, aber über die Jahre hinweg ebenfalls eine große und treue Anhängerschar sammelte.

Nach dem etwas schwächeren Puppenhorror "Dolls" (1987) wechselte Stuart Gordon 1989 so scharf das Genre, wie man sich das nur vorstellen kann: Er lieferte (u.a. gemeinsam mit Brian Yuzna) die Story zur Disney-Familienkomödie "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpf" mit Rick Moranis - was bei genauerem Nachdenken aber doch nicht gar so absurd anmutet, denn schließlich zählen "Schrumpf-Geschichten" seit langem zu den Klassikern der phantastischen Unterhaltung (z.B. "Die unglaubliche Geschichte des Mr. C", "The Phantom Planet" oder "Die phantastische Reise"). In den 1990er Jahren ließ Stuart Gordon wieder diverse Horrorfilme wie die Edgar Allen Poe-Adaption "Meister des Grauens" (1991) mit Lance Henriksen und Jeffrey Combs oder "Castle Freak" (1995) - seine dritte Lovecraft-Verfilmung mit Combs und Crampton - folgen, zudem war er an den Drehbüchern zu Abel Ferraras "Body Snatchers"-Remake von 1993 und Yuznas "The Dentist" (1996) beteiligt; die qualitativen Höhen seiner 1980er Jahre-Kulthits erreichte er jedoch nicht mehr. Dafür machte er sich im SF-Actionkino mit "Fortress" (1992) mit Christopher Lambert und "Space Truckers" (1996) einen Namen; "Fortress" wurde sein größter kommerzieller Erfolg als Regisseur, die $25 Mio.-Produktion "Space Truckers" floppte aber so drastisch, daß Gordon fortan wieder mit deutlich kleineren Budgets klarkommen mußte. Nach der positiv aufgenommenen Komödie "Ein Anzug für jede Gelegenheit" (1998) nach einer Kurzgeschichte von Ray Bradbury folgte im Jahr 2001 mit "Dagon" Gordons vierter und letzter Lovecraft-Film fürs Kino, der allerdings in Spanien produziert wurde und erstmals ohne das bewährte Duo Combs/Crampton auskommen mußte. Trotzdem war das Lovecraft-Kapitel für Stuart Gordon noch nicht beendet, denn für die TV-Horroranthologie-Reihe "Masters of Horror" verfilmte er "Dreams in the Witch House" (und für die zweite Staffel nahm er sich des Edgar Allen Poe-Klassikers "The Black Cat" an, wobei Jeffrey Combs den Schriftsteller spielt).

Gordons letzte Kino-Regiearbeit wurde 2007 der bitterböse kanadische Thriller "Stuck", der die unfaßbare, aber wahre Geschichte eines Autounfalls und seiner Folgen erzählt. Anschließend erinnerte sich Gordon seiner Wurzeln und konzentrierte sich erneut auf das Theater, wo er mit "Re-Animator: The Musical" und dem von Edgar Allen Poe inspirierten "Nevermore" (erneut mit Combs als Poe) zwei echte Hits schuf. "Nevermore" wollte er auch verfilmen, konnte aber leider die Finanzierung nicht besorgen - auch eine Crowdfunding-Kampagne via Kickstarter scheiterte 2017 recht deutlich (statt der anvisierten $375.000 wurden nur gut $90.000 eingesammelt). Das mag ein Zeichen dafür sein, daß Gordons Arbeit etwas Vergessenheit geriet, doch mindestens "Re-Animator" und "From Beyond" werden unter Garantie noch lange Zeit Horrorfans auf der ganzen Welt begeistern.

Am Dienstag, 24. März 2020, verstarb Stuart Gordon im Alter von 72 Jahren in Los Angeles an multiplem Organversagen. R.I.P.

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Montag, 23. März 2020

TV-Tips für die Woche 13/2020

Zwei einleitende Bemerkungen:
1. Dies wird voraussichtlich mein einziger Blogpost in dieser Woche sein, da ich die Tatsache, daß quasi weltweit die Kinos geschlossen sind, dazu nutzen werden, alle Einspielergebnisse und Rotten Tomatoes-Werte bei den von mir seit 2012 auf "Der Kinogänger" rezensierten Filme manuell zu aktualisieren.
2. Aufgrund der Coronakrise gibt es im deutschen Fernsehen aktuell zahlreiche kurzfristige Programmänderungen, dementsprechend sind die folgenden TV-Tips noch stärker ohne Gewähr als sie es normalerweise sind. Sollten mir entsprechende Änderungen rechtzeitig auffallen (wie letzte Woche bei "Der Präsident" auf Arte, wobei das nichts mit Corona zu tun gehabt haben dürfte), werde ich sie natürlich ergänzen.

Montag, 23. März:
Arte, 21.55 Uhr: "Die Wahrheit" (1960)
Brigitte Bardot spielt in Henri-Georges Clouzots ("Lohn der Angst") Gerichts- und Liebesdrama eine ihrer besten Rollen als Dominique, die wegen Mordes an ihrem Geliebten Gilbert (Sami Frey) vor Gericht gestellt wird - im Prozeß entfaltet sich die Geschichte einer jungen Frau, die mit ihrer Schönheit allen den Kopf verdreht, aber in der noch sehr prüden Gesellschaft zugleich unter starken Anfeindungen leidet und deshalb suizidgefährdet ist.

Außerdem:
To the Wonder (Terrence Malicks ästhetisch sehr ansprechendes, aber allzu langatmiges und inhaltlich arg nihilistisches Liebesdrama mit Ben Affleck, Olga Kurylenko, Rachel McAdams; 20.15 Uhr bei One)

Dienstag, 24. März:
Kabel Eins, 20.15 Uhr: "Kiss Kiss Bang Bang" (2005)
Siehe meine Empfehlung von Juli 2017 für Shane Blacks schwarzhumorige Krimikomödie, die Robert Downey Jr. den Weg zu seiner "Iron Man"-Rolle ebnete.

Samstag, 21. März 2020

Samstags-Update (12/2020)

Erwartungsgemäß gibt es zahllose weitere Corona-Verschiebungen im deutschen Kinostartplan bis Ende April - der aktuell nur noch vier hartnäckig auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität hoffende Filme umfaßt:


Box Office-News:
In Deutschland sind bekanntlich die meisten (wenn nicht sogar schon alle) Kinos geschlossen, dementsprechend gibt es auch keine Charts.
In den USA haben noch über 200 Kinos geöffnet, es werden aber aktuell keine Besucherzahlen respektive Einspielergebnisse gemeldet. Möglicherweise geben einzelne Studios wie gewohnt am Dienstag die Zahlen heraus, vielleicht auch nicht. Jedenfalls gibt es aktuell nichts, worüber man berichten könnte, obwohl sich sogar eine Handvoll Indie-Neustarts (wie der letztjährige Cannes-Eröffnungsfilm "La Vérité" mit Juliette Binoche, Catherine Deneuve und Ethan Hawke) in die verbliebenen Kinos zu wagen scheinen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer kommt allerdings aus China, wo die Kinos sich nach ungefähr zweimonatiger Schließung auf die Wiedereröffnung vorbereiten sollen. Diese zwei Monate wären wohl auch bei uns das Beste, worauf wir hoffen können, es kann aber ebenso deutlich länger dauern ...

Donnerstag, 19. März 2020

ALL DIE VERDAMMT PERFEKTEN TAGE (2020)

Originaltitel: All the Bright Places
Regie: Brett Haley, Drehbuch: Liz Hannah und Jennifer Niven, Musik: Keegan DeWitt
Darsteller: Elle Fanning, Justice Smith, Alexandra Shipp, Luke Wilson, Lamar Johnson, Felix Mallard, Virginia Gardner, Sofia Hasmik, Kelli O'Hara, Keegan-Michael Key
All die verdammt perfekten Tage
(2020) on IMDb Rotten Tomatoes: 65% (6,3); FSK: 16, Dauer: 108 Minuten.
Als der Highschool-Schüler Theodore Finch (Justice Smith, "Jurassic World 2") nachts beim Joggen seine ihm nur flüchtig bekannte Mischülerin Violet (Elle Fanning, "The Neon Demon") gedankenverloren auf dem Geländer einer Brücke über einen Fluß stehen sieht, spricht er sie an, bevor sie womöglich etwas Dummes tun kann. In den nächsten Tagen versucht er immer wieder, Kontakt zu dem verschlossenen Mädchen aufzubauen, das noch immer schwer unter dem tödlichen Unfall seiner älteren Schwester vor einigen Monaten leidet – mit seinem Charme und großer Hartnäckigkeit gelingt es ihm tatsächlich nach und nach, den dicken emotionalen Schutzwall, den Violet um sich aufgebaut hat, zu durchdringen. Die beiden Teenager kommen sich immer näher und Violet ist phasenweise sogar glücklich. Allerdings trägt auch Finch, der an der Schule ein Außenseiter ist und den Spitznamen "Freak" hat, eine schwere Last mit sich herum. Diese kann unvermittelt zu schweren Stimmungsschwankungen führen, die zur Folge haben, daß er tagelang einfach verschwindet – weshalb er kurz vor dem Rausschmiß aus der Schule steht, wenngleich der Vertrauenslehrer Embry (Keegan-Michael Key, "Dolemite Is My Name") alles versucht, um Finch zu helfen …

Dienstag, 17. März 2020

Klassiker-Rezension: DER MANN, DER ZUVIEL WUSSTE (1934)

Originaltitel: The Man Who Knew Too Much
Regie: Alfred Hitchcock, Drehbuch: Charles Bennett und D.B. Wyndham-Lewis, Musik: Arthur Benjamin
Darsteller: Leslie Banks, Peter Lorre, Hugh Wakefield, Frank Vosper, Nova Pilbeam, Pierre Fresnay, Edna Best, George Curzon, Alfred Hitchcock
Der Mann, der zuviel wußte
(1934) on IMDb Rotten Tomatoes: 89% (7,8); FSK: 16, Dauer: 76 Minuten.

Das britische Ehepaar Bob (Leslie Banks, "Graf Zaroff Genie des Bösen") und Jill Lawrence (Edna Best, "Ein Gespenst auf Freiersfüßen") befindet sich mit Tochter Betty (Nova Pilbeam, "Jung und unschuldig") und dem Freund der Familie Clive (Hugh Wakefield, "Geisterkomödie") im Urlaub in den Schweizer Bergen, als dort der Franzose Louis Bernard (Pierre Fresnay, "Die große Illusion"), mit dem sie sich angefreundet hatten, erschossen wird. Der sterbende Louis bittet mit seinen letzten Worten die auch anwesenden Lawrences eindringlich, eine versteckte Notiz aus seinem Zimmer zu holen und dann dem britischen Konsul zu übergeben. Bob holt die mysteriöse Nachricht, doch bevor er sie abgeben kann, wird Betty entführt, um die Lawrences zum Stillschweigen zu erpressen. Zurück in London erfährt das verzweifelte Ehepaar, daß Louis Geheimagent war und seine Notiz einen Mordanschlag auf einen Diplomaten verhindern könnte. Weiterhin wagen die Lawrences nicht, ihr Wissen zu enthüllen, jedoch beschließen Bob und Clive, auf eigene Faust der Sache nachzugehen. Tatsächlich stoßen sie auf Bettys Entführer Abott (Peter Lorre, "Die Spur des Falken"), den sie bereits in der Schweiz getroffen hatten …

Sonntag, 15. März 2020

TV-Tips für die Woche 12/2020

Nachtrag vom 16. März: Arte hat sein Programm geändert und zeigt am heutigen Montag um 22.30 Uhr anstelle des französischen Politdramas "Der Präsident" die Tragikomödie "Schöne Venus" (1998) mit Nathalie Baye und Audrey Tautou (bevor sie durch "Amélie" berühmt wurde).

Montag, 16. März:
Arte, 20.15 Uhr: "Sturm über Washington" (1962)
Späte Free-TV-Premiere von Otto Premingers ("Anatomie eines Mordes") Politdrama nach dem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Roman "Macht und Recht" von Allen Drury. Henry Fonda spielt den liberalen Professor Leffingwell, der vom erkrankten US-Präsidenten als neuer Außenminister vorgeschlagen wird - auch deshalb, weil er seinem Vizepräsidenten nicht seine Nachfolge zutraut. Im Senat, der Leffingwells Berufung bestätigen muß, wird der Kandidat aber sehr kontrovers diskutiert - zumal als herauskommt, daß er einstmals kurzzeitig Mitglied einer kommunistischen Gruppierung war ... Weitere Rollen sind mit großartigen Schauspielern wie Charles Laughton, Walter Pidgeon, Gene Tierney und der 40-jährigen Betty White besetzt.

Arte, 22.30 Uhr: "Der Präsident" (1961)
In Henri Verneuils ("Der Clan der Sizilianer") Polit-Kammerspiel nach dem Roman von Georges Simenon agiert Jean Gabin ("Kommissar Maigret stellt eine Falle") als früherer französischer Ministerpräsident Beaufort, der seiner Sekretärin seine Memoiren diktiert und sich an wichtige Ereignisse aus seiner politischen Karriere erinnert - eine bedeutende Rolle spielt dabei Philippe Chalamont (Bertrand Blier), der nun als neuer Präsident im Gespräch ist.

Dienstag, 17. März:
Nitro, 0.15 Uhr: "Slither - Voll auf den Schleim gegangen" (2006)
James Gunns Kino-Regiedebüt ist eine amüsante Splatterkomödie, in der ein außerirdischer Parasit Menschen befällt, kontrolliert und nach und nach in schleimige, zombiehafte Kreaturen verwandelt. Sheriff Bill Pardy (Nathan "Castle" Fillion) versucht mit der Hilfe der schönen Starla (Elizabeth Banks) - deren Mann als erster infiziert wurde -, den Parasiten aufzuhalten.

Mittwoch, 18. März:
Arte, 20.15 Uhr: "Madame empfiehlt sich" (2013)
Frankreichs Kinolegende Catherine Deneuve spielt in Emmanuelle Bercots ("Männer und die Frauen") Tragikomödie die gut 60-jährige frühere Schönheitskönigin Bettie, die unter finanziellen Problemen, ihrer dominanten Mutter und eigenen Beziehungsproblemen leidet. Bei einer immer länger werdenden Autofahrt mit ihrem Enkel sucht sie Abstand von ihren Schwierigkeiten ...

Samstag, 14. März 2020

Samstags-Update (11/2020)

Als Folge der weiteren Ausbreitung des neuartigen Coronavirus wurden eine ganze Reihe von Filmen um mehrere Monate oder auf unbestimmte Zeit verschoben, darunter "A Quiet Place 2", "Mulan" und "X-Men: New Mutants":


Box Office-News:
Während in einigen Ländern die Kinos bereits mehr oder weniger komplett geschlossen sind (im 1,4 Milliarden-Staat China reichen derzeit etwa 400 Zuschauer für einen Platz in den Top 10 ...), sind die meisten Lichtspielhäuser in Deutschland noch offen - was nichts daran ändert, daß die Zuschauerzahlen in dieser Woche einbrechen. Selbst für einen Branchenexperten wie Markus von InsideKino sind Hochrechnungen angesichts der aktuellen Situation naturgemäß extrem schwierig, aber es wird vermutlich kein Film an diesem Wochenende auf sechsstellige Besucherzahlen kommen. In Führung wird in den Charts "Die Känguru-Chroniken" bleiben, der wohl auf 80.000 bis 90.000 Zuschauer abzielt, dahinter tummeln sich mit "Der Unsichtbare", dem Actionkomödien-Neustart "Der Spion von nebenan" mit Dave Bautista, "Nightlife" sowie Pixars "Onward" mehrere Titel im Bereich von 30.000 bis 40.000 Kinogängern. Die neue US-Komödie "Lady Business" und die teure deutsche Literaturverfilmung "Narziss und Goldmund" werden sich noch etwas weiter hinten im unteren Mittelfeld der Top 10 einordnen. Vor allem für das Prestigeprojekt "Narziss und Goldmund" dürfte das eine ziemliche finanzielle Katastrophe sein, aber ohne staatliche Hilfsgelder wird die Filmbranche in den nächsten Monaten sowieso nicht auskommen ...
In den USA hat die Regierung erst in den letzten Tagen endlich den Ernst der Situation erkannt (respektive eingeräumt), weshalb es in den Kinos noch halbwegs normal aussieht. "Onward" bleibt mit voraussichtlich gut $15 Mio. an der Spitze und der Absturz um knapp 60% ist zwar deutlich heftiger als man es von positiv aufgenommenen Pixar-Filmen gewohnt ist (meist um die 45%), aber nicht außergewöhnlich schlecht. Den zweiten Platz erobert der ein christliches Publikum ansprechende "I Still Believe", der mit $10 Mio. am unteren Rand der Erwartungen eröffnet. Auch Rang 3 geht an einen Neustart: Die Comicverfilmung "Bloodshot" mit Vin Diesel zielt auf $8 Mio. ab, was ein enttäuschendes Ergebnis ist, sich aber auch mit miesen Kritiken erklären läßt (in Deutschland lief es eine Woche zuvor noch weitgehend Corona-unbeeinflußt nicht besser). Der satirische Actionfilm "The Hunt" sollte mit gut $5 Mio. auf Platz 5 (knapp hinter "Der Unsichtbare" einkommen), auch das bewegt sich im Bereich der Erwartungen. Der richtige Einbruch wird in den USA wohl erst nächste Woche erfolgen. In Deutschland soll "The Hunt" am 14. Mai in die Kinos kommen, "I Still Believe" am 28. Mai.

Quellen:

Dienstag, 10. März 2020

Nachruf: Max von Sydow (1929-2020)

Der deutschstämmige schwedische Schauspieler (später zudem französischer Staatsbürger) Max von Sydow wurde bekannt als ein Lieblings-Mime seines Landsmannes Ingmar Bergman - einer der meisterhaftesten Regisseure und Drehbuch-Autoren der Kinohistorie. Ganze elf Filme drehten Bergman und der später auch in Hollywood erfolgreiche von Sydow gemeinsam, fast jedes davon gilt als ein Meisterwerk. Am Sonntag ist Max von Sydow im Alter von 90 Jahren verstorben und die Welt des Kinos (speziell des europäischen) hat eine weitere Ikone verloren.

Insgesamt stand der blonde, schlaksige 1,93m-Hüne Max von Sydow in etwa 120 Filmen vor der Kamera, dazu kamen Auftritte im Fernsehen und als Sprecher von Computerspielen wie "Ghostbusters" und "Skyrim". Seinen Anfang nahm von Sydows Karriere in den späten 1940er Jahren, als er primär am Theater tätig war, 1949 mit 20 Jahren aber auch bereits sein Filmdebüt gab mit einer Nebenrolle in Alf Sjöbergs beim Festival von Venedig prämierten Drama "Rya-Rya - Nur eine Mutter". Mit Sjöberg drehte er zwei Jahre später den in Cannes ausgezeichneten "Fräulein Julie", doch für seinen großen Durchbruch mußte Max von Sydow bis 1957 warten: Ingmar Bergman, den von Sydow am Theater von Malmö kennenlernte, überantwortete ihm die Hauptrolle in dem philosophischen Historiendrama "Das siebente Siegel". In dem oft zitierten Meisterwerk spielt von Sydow mit beeindruckender Intensität den Kreuzritter Antonius Block, der desillusioniert und stark an seinem Glauben zweifelnd aus den Kreuzzügen zurückkehrt und dessen innere Zerrissenheit von Sydow perfekt einfängt. Als Antonius der personifizierte Tod erscheint und ihm verkündet, daß seine Zeit gekommen sei, überredet Antonius ihn zu einem Schachspiel um sein Leben - denn er will nicht sterben, bevor er einen Sinn in seinem Dasein gefunden hat. Noch im gleichen Jahr legten Bergman und von Sydow mit dem nicht minder grandiosen, inhaltlich nicht ganz unähnlichen (auch hier geht es um die Bilanz eines Lebens) und OSCAR-nominierten Drama "Wilde Erdbeeren" nach, in dem von Sydow allerdings nur eine Nebenrolle als Tankwart spielt.

Dennoch: Mit seinen Rollen in zwei der besten Bergman-Filme (und das will angesichts dessen überragender Filmographie etwas heißen!) sowie in den folgenden weiteren Bergman-Werken "Nahe dem Leben", "Das Gesicht" (beide 1958), "Die Jungfrauenquelle" (1960), "Wie in einem Spiegel" (1961) und "Licht im Winter" (1963) - sowie der Vaterrolle in der populären Kinderbuch-Adaption "Nils Holgersons wunderbare Reise" (1962) - weckte Max von Sydow unausweichlich das Interesse Hollywoods. Dort debütierte er 1965 gleich mit der Rolle des Jesus Christus im Monumentalfilm "Die größte Geschichte aller Zeiten" und obwohl er erklärtermaßen niemals ein großer Anhänger der weit weniger figurenzentrierten Arbeit jenseits des großen Teiches wurde, sollte er fortan regelmäßig in großen und kleinen Hollywood-Rollen zu sehen sein. Ganz in die USA wollte von Sydow jedoch nicht wechseln und so stehen in den 1960er Jahren und der ersten Hälfte der 1970er Jahre Hollywood-Werke wie George Roy Hills "Hawaii" (1966), Michael Andersons "Das Quiller Memorandum" (1966) oder John Hustons "Der Brief an den Kreml" (1970) neben schwedischen Filmen wie "Hier hast du dein Leben" (1966), Jan Troells für sechs OSCARs nominiertem Kino-Zweiteiler "Emigranten" (1971) und "Das neue Land" (1972) sowie Ingmar Bergmans "Die Stunde des Wolfs", "Schande" (beide 1968), "Passion" (1969) und die schwächste und letzte Zusammenarbeit der beiden schwedischen Filmgrößen, "Berührungen" (1971).

Ausgerechnet mit seinen beiden denkwürdigsten Hollywood-Auftritten begann kurioserweise der Abstieg Max von Sydows. Nachdem er als titelgebender Father Merrin in William Friedkins für zehn Academy Awards nominiertem (und mit zwei prämierten) Horror-Klassiker "Der Exorzist" und als Auftragskiller Joubert in Sydney Pollacks Agententhriller "Die drei Tage des Condor" agierte, hätte von Sydow eigentlich endgültig die Filmwelt zu Füßen liegen müssen - einige unglückliche Rollenentscheidungen führten jedoch im Verbund mit seinem zunehmenden Alter und dem Umzug von Los Angeles nach Rom dazu, daß er zumindest kaum noch Hauptrollen in Hollywood-Produktionen erhielt. In Neben- oder Bösewichtrollen speziell in Genrefilmen war von Sydow weiterhin gefragt; er war als skrupelloser Imperator Ming im Science Fiction-Abenteuer "Flash Gordon" (1980) zu sehen, als Kommandant eines deutschen Kriegsgefangenenlagers im Zweiten Weltkrieg in "Flucht oder Sieg" (1981), als König Osric im Fantasy-Klassiker "Conan der Barbar" (1982), als Bond-Bösewicht Blofeld in "Sag niemals nie" (1983) und als Dr. Kynes in David Lynchs "Der Wüstenplanet" (1984). Auch in einigen TV-Miniserien wie "Quo Vadis" und "Christopher Columbus" (beide 1985) wirkte er mit und arbeitete mit Autorenfilmern wie Woody Allen ("Hannah und ihre Schwestern", 1986), Lars von Trier ("Europa", 1991), Wim Wenders ("Bis ans Ende der Welt", 1991) und Bille August ("Die besten Absichten", 1992). Und 1987 wurde von Sydow sogar mit seiner überfälligen ersten OSCAR-Nominierung belohnt für seine einfühlsam interpretierte Hauptrolle als Vater der Titelfigur in Augusts "Pelle, der Eroberer".

Den Goldjungen erhielt er dafür aber ebensowenig wie 24 Jahre später, als er für seine stumme Nebenrolle in Stephen Daldrys "Extrem laut & unglaublich nah" nominiert wurde. In dieser Hinsicht sollte seine großartige Karriere leider unvollendet bleiben. Auch in gehobenem Alter arbeitete von Sydow unermüdlich weiter, wobei vieler seiner italienischen und französischen Filme außerhalb der Heimat kaum Bekanntheit erlangten. Doch regelmäßig war er weiterhin in Nebenrollen in prestigeträchtigen Hollywood-Produktionen wie "Hinter dem Horizont" (1998), Steven Spielbergs "Minority Report" (2002), "Rush Hour 3" (2007), Ridley Scotts "Robin Hood" (2010) und Martin Scorseses "Shutter Island" (2010) zu sehen, wobei er mit seinem Charisma, seiner Ausdruckskraft und der beinahe majestätisch zu nennenden würdevollen Ausstrahlung auch kleine Auftritte erinnerungswürdig gestaltete. Und mit weit über 80 Jahren feierte er sogar noch sein "Star Wars"-Debüt in "Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Macht" und spielte in drei Rollen der Kult-Fantasy-TV-Serie "Game of Thrones" als mysteriöser "Dreiäugiger Rabe" mit. Max von Sydows letzter Film wird voraussichtlich Nicholas Dimitropoulos' "Echoes of the Past" sein, der sich in der Postproduktion befindet und demnach auch fertiggestellt werden sollte.

Am Sonntag, 8. März 2020, starb Max von Sydow im Alter von 90 Jahren in Paris. R.I.P.

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Montag, 9. März 2020

TV-Tips für die Woche 11/2020

Eine persönliche Anmerkung: Ich habe seit einiger Zeit Probleme mit einem Zeh, weshalb ich dieses Jahr auch erst drei Kinobesuche verbuchen kann. Weil ich nun am Mittwoch am Zeh operiert werde, kann ich danach vermutlich zwei bis drei Wochen lang gar nicht ins Kino gehen - es dürfte also vorerst keine aktuellen Kino-Rezensionen von mir geben und vermutlich werde ich diese Woche gar nichts mehr posten können. Damit zu den TV-Tips für diese Woche:

Montag, 9. März:
Arte, 20.15 Uhr: "Der eiskalte Engel" (1967)
Alain Delons intensive Darstellung des Auftragskillers Jef Costello gilt als prägender Prototyp der Figur des einsamen, desillusionierten Killers - und es ist kein Wunder, daß sich seither so viele Filme an dieser Vorlage orientiert haben, denn Jean-Pierre Melvilles ebenso stylishes wie melancholisches Gangsterdrama wird man nicht so schnell vergessen. Einer der Höhepunkte der französischen Kinohistorie!

Arte, 21.55 Uhr: "Kleine schmutzige Tricks" (2002)
Stephen Frears' für das Drehbuch OSCAR-nominierter Sozialthriller erzählt die Geschichte des nigerianischen illegalen Einwanderers Okwe (Chiwetel Ejiofor), der versucht, sich in London mit diversen Jobs über Wasser zu halten. Dabei stößt Okwe - der in Nigeria als Arzt tätig war - auf einen illegalen Organhandel, was ihn (und seine von Audrey Tautou gespielte Mitbewohnerin) vor einige schwierige Entscheidungen stellt ...

Außerdem:
Mission: Impossible - Rogue Nation (der rasante fünfte Teil der Spionage-Actionreihe mit Tom Cruise als Ethan Hunt, welcher es mit einer einflußreichen globalen Geheimorganisation zu tun bekommt; 22.20 Uhr im ZDF)

Dienstag, 10. März:
Servus TV, 20.15 Uhr: "Voll auf die Nüsse" (2004)
Die in Deutschland unnötig albern betitelte, tatsächlich ziemlich witzige Sportkomödie schildert die Rivalität zwischen zwei Fitneßstudio-Besitzern (Vince Vaughn und ein herrlich überdreht aufspielender Ben Stiller als Bösewicht), die letztlich in einer Art Völkerball-Turnier entschieden wird ...

Außerdem:
Robot & Frank (sympathische Tragikomödie mit einem tollen Frank Langella, der in der nahen Zukunft als gealterter Ex-Fassadenkletterer noch einen letzten Coup landen will - mit der Hilfe eines humanoiden Roboters, der eigentlich nur seine Gesundheit überwachen soll ...; 22.00 Uhr bei Servus TV)
Insidious: Chapter 2 (der schwächste Teil der erfolgreichen Gruselreihe von den "Saw"-Machern James Wan und Leigh Whannell bietet solide Genrekost, die aber die vielen guten Einfälle des Vorgängers missen läßt; 0.25 Uhr bei Nitro)

Samstag, 7. März 2020

Samstags-Update (10/2020)

Der Coronavirus hat ein erstes prominentes Opfer im deutschen (und weltweiten) Kinostartplan gefunden: "James Bond - Keine Zeit zu sterben" wurde von Anfang April auf Mitte November verschoben. Sogar noch später, nämlich erst im Februar 2021, läuft die zunächst für Ende April vorgesehene postapokalyptische Komödie "Monster Problems" an, was allerdings nichts mit dem Virus zu tun hat. Den freigewordenen Startplatz von "Monster Problems" nimmt das in den USA gefloppte Gruselmärchen "Gretel & Hänsel" mit Sophia Lillis ein:


Box Office-News:
Nachdem in den letzten Wochen "Sonic the Hedgehog" die deutschen Charts dominiert hatte (wenn auch nach Umsatz phasenweise die deutsche Komödie "Nightlife" vorne lag), gibt es an diesem Wochenende eine klare neue Nummer 1: Die deutsche Buch-/Hörbuch-Adaption "Die Känguru-Chroniken" läßt trotz ungewöhnlich uneiniger Kritikermeinungen die Konkurrenz mit mehr als 300.000 Zuschauern hinter sich. Auch Platz 2 geht an einen Neustart, doch der 3D-Animationsfilm "Onward - Keine halben Sachen" legt mit wohl knapp 200.000 Besuchern für Pixar-Verhältnisse einen enttäuschenden Start hin und könnte damit im Endergebnis sogar die für das Studio sonst eigentlich obligatorische Millionenmarke verpassen - womit er nach dem hierzulande letztes Jahr unerklärlich schwach gelaufenen "Toy Story 4" (knapp 900.000) bereits der zweite Pixar-Film in Folge unter der Million wäre. Rang 3 sollten "Sonic the Hedgehog" und "Nightlife" mit je etwas über 100.000 Kinogängern unter sich ausmachen, eventuell könnte aber "Der Unsichtbare" noch an ihnen vorbeiziehen. Vermutlich auf Platz 7 kommt die actionreiche Comicverfilmung "Bloodshot" mit Vin Diesel ein, die auf nicht viel mehr als 50.000 Besucher abzielt - grundsätzlich für diese Art Film ein schwacher Start, angesichts der Unbekanntheit der Comics in Deutschland, der schwachen PR-Kampagne und des sehr kurzfristig um zwei Wochen vorgezogenen Starts hatte ich allerdings mit noch schlechteren Zahlen gerechnet ... Die Top 10 knapp verpassen dürfte trotz starker Kritiken "Emma." mit Anya Taylor-Joy - die neueste Adaption des beliebten Jane Austen-Romans um die notorische Heiratskupplerin zielt auf lediglich gut 30.000 Arthouse-Besucher ab.
Auch in den USA tut sich "Onward" recht schwer, präsentiert sich im Vergleich zu Deutschland aber doch etwas stärker und übernimmt mit rund $40 Mio. locker die Führung in den Charts. Platz 2 geht an Vorwochenspitzenreiter "Der Unsichtbare", der sich mit einem Rückgang um die Hälfte auf knapp $15 Mio. für Genreverhältnisse gut zu halten scheint. Um den Bronzerang gibt es voraussichtlich ein Duell zwischen "Sonic the Hedgehog" und dem Neustart "Out of Play". Sowohl die Videospieladaption als auch das hochgelobte Sportdrama mit Ben Affleck zielen auf etwa $8 Mio. ab, womit "Out of Play" die Erwartungen genau trifft. Für "Emma." läuft es in den USA erstaunlicherweise etwas besser als in Deutschland und mit gut $5 Mio. wird es wohl auf den sechsten Platz hinauslaufen. Bei uns kommt "Out of Play" am 30. April in die Kinos.

Quellen:

Donnerstag, 5. März 2020

THE GENTLEMEN (2019)

Regie und Drehbuch: Guy Ritchie, Musik: Christopher Benstead
Darsteller: Matthew McConaughey, Charlie Hunnam, Hugh Grant, Michelle Dockery, Jeremy Strong, Colin Farrell, Henry Golding, Eddie Marsan, Tom Wu, Jason Wong, Chidi Ajufo, Bugzy Malone, Lyne Renee, Eliot Sumner, Danny Griffin, Samuel West, Geraldine Somerville, Franz Drameh, Togo Igawa
The Gentlemen
(2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 75% (6,5); weltweites Einspielergebnis: $115,2 Mio.
FSK: 16, Dauer: 114 Minuten.

Der in einer Wohnwagensiedlung aufgewachsene US-Amerikaner Mickey Pearson (Matthew McConaughey, "Interstellar") hat sich mit harter Arbeit ein Oxford-Stipendium verdient – an der britischen Eliteuniversität fand er allerdings schnell heraus, daß er zwar ein guter Student, aber ein sogar noch viel talentierterer Drogendealer ist. Über die Jahre baute sich Mickey in London ein großes Drogenimperium auf, wobei er sich aus moralischen Gründen auf weiche Drogen wie Marijuana konzentrierte. In mittlerem Alter will Mickey seinen Reichtum gemeinsam mit seiner Ehefrau Rosalind (Michelle Dockery, "Downton Abbey") genießen und deshalb sein Imperium an seinen vornehmen jüdischen Landsmann Matthew Berger (Jeremy Strong, "Molly's Game") verkaufen. Als jedoch die das Geschäft mit harten Drogen kontrollierenden Chinesen um Lord George (Tom Wu, "Shanghai Knights") und seinen ehrgeizigen Sohn Dry Eye (Henry Golding, "Nur ein kleiner Gefallen") Wind davon bekommen, machen sie ein Gegenangebot, auf dessen Ablehnung sie einigermaßen verstimmt reagieren. Und dann ist da noch der windige Boulevard-Reporter Fletcher (Hugh Grant, "Florence Foster Jenkins"), der Mickey zu erpressen gedenkt und dessen loyaler rechter Hand Raymond Smith (Charlie Hunnam, "Die versunkene Stadt Z") alles Belastende präsentiert, das er in den letzten Monaten gesammelt hat und sofort seinem Chef Big Dave (Eddie Marsan, "Atomic Blonde") für eine Skandalstory überlassen könnte …

Montag, 2. März 2020

TV-Tips für die Woche 10/2020

Montag, 2. März:
Arte, 20.15 Uhr: "Die Teuflischen" (1955)
Siehe meinen TV-Tip von September 2015 zu Henri-George Clouzots Psychothriller-Klassiker.

Arte, 22.10 Uhr: "Der Weg nach oben" (1959)
In dem mit zwei OSCARs ausgezeichneten britischen Melodram von Jack Clayton ("Der große Gatsby") spielt "Die Teuflischen"-Hauptdarstellerin Simone Signoret die unglücklich verheiratete Alice, die eine Affäre mit dem weit jüngeren, ehrgeizigen Finanzbeamten Joe (Laurence Harvey, "Botschafter der Angst") eingeht. Doch Joes eigentlicher Plan ist es, die Industriellentochter Susan (Heather Sears) zu heiraten und so auf eine höhere gesellschaftliche Stufe zu klettern ...

ZDF, 22.15 Uhr: "What Happened to Monday?" (2017)
Free-TV-Premiere des dystopischen Science Fiction-Thrillers des norwegischen "Dead Snow"-Regisseurs Tommy Wirkola, der zwar eher mittelmäßige Kritiken erhielt, jedoch beim Publikum insgesamt recht gut ankam. Die schwedische "Prometheus"-Hauptdarstellerin Noomi Rapace spielt sieben eineiige Schwestern in einer nahen Zukunft, in der als Folge der Überbevölkerung eine strikte Ein-Kind-Politik durchgesetzt wird. Deshalb müssen die sieben jungen Frauen (die nach den Wochentagen benannt sind) sich als eine einzige namens Karen Settman ausgeben - und jede darf nur an "ihrem" Wochentag in die Öffentlichkeit. Eines Tages kehrt Monday nicht zurück ... Weitere Hauptrollen spielen Willem Dafoe und Glenn Close.

Dienstag, 3. März:
Nitro, 22.15 Uhr: "In the Line of Fire" (1993)
Wolfgang Petersens Actionkracher mit Clint Eastwood als Secret Service-Agent Frank, der einst das Attentat auf Präsident Kennedy nicht verhindern konnte und nun eine zweite Chance erhält, als der aktuelle US-Präsident ins Visier von Schurken (wunderbar diabolisch angeführt von John Malkovich) gerät.

Außerdem:
My Week with Marilyn (Feelgood-Tragikomödie mit Michelle Williams, Eddie Redmayne und Kenneth Branagh; 22.05 Uhr bei Servus TV)