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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 30. Oktober 2013

INSIDIOUS: CHAPTER 2 (2013)

Regie: James Wan, Drehbuch: Leigh Whannell, Musik: Joseph Bishara
Darsteller: Patrick Wilson, Rose Byrne, Barbara Hershey, Lin Shaye, Steve Coulter, Leigh Whannell, Angus Sampson, Ty Simpkins, Andrew Astor, Lindsay Seim, Hank Harris, Jocelin Donahue, Danielle Bisutti, Michael Beach
Insidious: Chapter 2
(2013) on IMDb Rotten Tomatoes: 39% (4,8); weltweites Einspielergebnis: $161,9 Mio.
FSK: 16, Dauer: 106 Minuten.

Nachdem am Ende von "Insidious" der junge Dalton (Ty Simpkins, "Iron Man 3") aus der Schattenwelt befreit werden konnte – wenn auch nicht ohne Opfer –, versuchen die Lamberts einen Neuanfang. Doch schon nach kurzer Zeit merken die einzelnen Familienmitglieder, daß es in ihrem Haus noch immer spukt. Da eine Flucht nicht möglich ist (der erste Film zeigte, daß die Geister ihnen überallhin folgen), rät Vater Josh (Patrick Wilson, "Little Children"), die Vorkommnisse einfach zu ignorieren. Doch seine Ehefrau Renai (Rose Byrne, "Brautalarm"), seine Mutter Lorraine (Barbara Hershey, "Black Swan") und Dalton bekommen zunehmend das Gefühl, daß Josh nicht mehr er selbst ist. Also bittet Lorraine heimlich die beiden Geisterjäger Specs (Drehbuch-Autor Leigh Whannell, "Saw") und Tucker (Angus Sampson, "Der Fluch von Darkness Falls") um Hilfe, mit denen sie versucht, die wahren Hintergründe der anhaltenden Heimsuchungen zu ermitteln ...

Kritik:
Der Low Budget-Grusler "Insidious" von den "Saw"-Machern James Wan und Leigh Whannell entwickelte sich 2011 zu einem bemerkenswerten Überraschungserfolg. Die Mischung aus klassischem Geisterhaus-Horror und einem innovativen Finale in einer Parallel- respektive Schattenwelt bot manchem Zuschauer auf der Suche nach traditioneller Gruselkost zwar etwas mehr, als er wollte, fand jedoch gerade deswegen und auch unter den professionellen Kritikern viele Fans. Die Fortsetzung führt zwar fast das komplette Filmteam vor und hinter der Kamera wieder zusammen und gab deshalb viel Anlaß zur Hoffnung auf ein weiteres kleines Genre-Meisterwerk; leider präsentiert "Insidious: Chapter 2" jedoch über weite Strecken einfach nur mehr vom Gleichen und läßt die zumindest teilweise Eigenständigkeit des ersten Teils komplett vermissen. Dem kommerziellen Erfolg hat das allerdings nicht geschadet, weshalb ein drittes Kapitel der Reihe bereits für 2014 angekündigt wurde (aber vermutlich ohne Regisseur Wan, der dann mit "Fast & Furious 7" beschäftigt sein dürfte).

Die Handlung setzt – nach einem 25 Jahre früher spielenden und recht langatmigen Prolog mit merkwürdig gestelzt klingenden Dialogen – fast unmittelbar dort ein, wo der Vorgänger endete. Im Gegensatz zu den Protagonisten weiß das Publikum, sofern es "Insidious" gesehen hat, ziemlich genau, daß Josh nicht mehr wirklich Josh ist, sondern ein Geist, der seinen Körper übernommen hat. Auch wenn seine Familie ahnt, daß es etwas mit ihm nicht stimmt – das erste Filmdrittel ist durch diesen Wissensvorsprung des Zuschauers ziemlich langweilig, denn bis Lorraine als erste etwas unternimmt, geschieht abgesehen von ein paar sattsam bekannten Gruselszenen (allen voran die obligatorischen knarzenden oder plötzlich zuschlagenden Türen) kaum etwas.

Glücklicherweise entwickelt sich die Story im mittleren Teil in eine deutlich interessantere Richtung. Durch Lorraines Nachforschungen mit Hilfe der wie im ersten Teil recht amüsanten Geisterjäger wird die Handlung zweigeteilt, wovon beide Stränge profitieren. Bei den Lamberts passiert zwar nicht allzu viel anderes als zuvor, doch durch die Abwechslung mit den Lorraine-Szenen werden die Schockmomente, denen vor allem Renai und ihr Sohn Dalton ausgesetzt sind, wesentlich effektiver – zumal die Spukerei deutlich an Fahrt und Intensität zunimmt. Noch besser gefällt aber der zweite Handlungsstrang, denn ihre Recherchen führen Lorraine, Specs und Tucker in ein seit Jahren verlassenes Krankenhaus, in dem Lorraine einst arbeitete und in dem das Unheil offenbar seinen Lauf nahm. Jeder, der einmal eines der "Silent Hill"-Games gespielt (oder die TV-Serie "American Horror Story: Asylum" gesehen hat), weiß genau, welch hervorragende Kulisse ein verlassenes Kranken- oder Irrenhaus für eine Gruselgeschichte bietet, und von diesen Möglichkeiten machen Wan und Whannell sehr gekonnt Gebrauch. Zugegeben, auch in dieser Phase gibt es kaum Szenen, die Genrefans nicht schon in ähnlicher Art und Weise in anderen Filmen gesehen haben. Aber die schweißtreibende Inszenierung – immer wieder von vermeintlichen Ruhephasen durch die Wechsel ins Haus der Lamberts unterbrochen – sorgt dafür, daß man sich in diesem zweiten Akt von "Insidious: Chapter 2" hervorragend unterhalten fühlt. Was auch daran liegt, daß Komponist Joseph Bishara sich nach "Insidious" und "Conjuring – Die Heimsuchung" ein weiteres Mal als neuer Meister des dissonanten Horror-Scores erweist, wenn er auch ohne jeden Zweifel dazu neigt, etwas zu dick aufzutragen.

Der Rahmen für ein ähnlich gänsehauterregendes Finale wie im ersten Teil ist also gesetzt, doch leider sind Drehbuch-Autor Whannell offenbar zu früh die Ideen ausgegangen. Zwar gibt es den erhofften erneuten Ausflug in die Schattenwelt, nur fällt der dieses Mal weitaus weniger befriedigend aus; ja, eigentlich gibt es inhaltlich und stilistisch gar keine großen Unterschiede zu den Szenen in der Realität. Zudem gerät die Zusammenführung der Handlungsstränge sehr konfus und die Logik kommt phasenweise komplett abhanden. Das ist sehr schade, da Wan und Whannell oft genug bewiesen haben, daß sie deutlich mehr drauf haben. Wenigstens kann Patrick Wilson in diesem letzten Akt in seiner "Doppelrolle" als besessener sowie als echer Josh noch seine darstellerischen Fähigkeiten ausspielen.

Fazit: "Insidious: Chapter 2" erreicht niemals die Qualität seines phantasievollen Vorgängers, spielt aber im furiosen Mittelteil die inszenatorischen Qualitäten seiner genregestählten Macher gekonnt aus und präsentiert sich damit trotz zähen Beginns und konfusen Finales als solider Gruselfilm.

Wertung: 6,5 Punkte.

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