Regie: James Wan, Drehbuch: Leigh Whannell, Musik: Joseph
Bishara
Darsteller: Patrick Wilson, Rose Byrne, Barbara Hershey, Lin
Shaye, Steve Coulter, Leigh Whannell, Angus Sampson, Ty Simpkins, Andrew Astor,
Lindsay Seim, Hank Harris, Jocelin Donahue, Danielle Bisutti, Michael Beach
Rotten Tomatoes: 39% (4,8); weltweites Einspielergebnis:
$161,9 Mio.
FSK: 16, Dauer: 106 Minuten.
Nachdem am Ende von "Insidious" der junge Dalton (Ty Simpkins, "Iron Man 3") aus der Schattenwelt befreit
werden konnte – wenn auch nicht ohne Opfer –, versuchen die Lamberts
einen Neuanfang. Doch schon nach kurzer Zeit merken die einzelnen
Familienmitglieder, daß es in ihrem Haus noch immer spukt. Da eine Flucht nicht
möglich ist (der erste Film zeigte, daß die Geister ihnen überallhin folgen), rät Vater
Josh (Patrick Wilson, "Little Children"), die Vorkommnisse einfach zu
ignorieren. Doch seine Ehefrau Renai (Rose Byrne, "Brautalarm"),
seine Mutter Lorraine (Barbara Hershey, "Black Swan") und Dalton
bekommen zunehmend das Gefühl, daß Josh nicht mehr er selbst ist. Also bittet
Lorraine heimlich die beiden Geisterjäger Specs (Drehbuch-Autor Leigh Whannell,
"Saw") und Tucker (Angus Sampson, "Der Fluch von Darkness Falls") um Hilfe, mit denen sie versucht,
die wahren Hintergründe der anhaltenden Heimsuchungen zu ermitteln ...
Kritik:
Der Low Budget-Grusler "Insidious" von den
"Saw"-Machern James Wan und Leigh Whannell entwickelte sich 2011 zu
einem bemerkenswerten Überraschungserfolg. Die Mischung aus klassischem Geisterhaus-Horror und
einem innovativen Finale in einer Parallel- respektive Schattenwelt bot manchem
Zuschauer auf der Suche nach traditioneller Gruselkost zwar etwas mehr, als er
wollte, fand jedoch gerade deswegen und auch unter den professionellen
Kritikern viele Fans. Die Fortsetzung führt zwar fast das komplette Filmteam
vor und hinter der Kamera wieder zusammen und gab deshalb viel Anlaß zur Hoffnung
auf ein weiteres kleines Genre-Meisterwerk; leider präsentiert "Insidious:
Chapter 2" jedoch über weite Strecken einfach nur mehr vom Gleichen und
läßt die zumindest teilweise Eigenständigkeit des ersten Teils komplett
vermissen. Dem kommerziellen Erfolg hat das allerdings nicht geschadet, weshalb
ein drittes Kapitel der Reihe bereits für 2014 angekündigt wurde (aber vermutlich ohne Regisseur Wan, der dann mit "Fast & Furious 7" beschäftigt
sein dürfte).
Die Handlung setzt – nach einem 25 Jahre früher spielenden und recht
langatmigen Prolog mit merkwürdig gestelzt klingenden Dialogen – fast
unmittelbar dort ein, wo der Vorgänger endete. Im Gegensatz zu den Protagonisten
weiß das Publikum, sofern es "Insidious" gesehen hat, ziemlich
genau, daß Josh nicht mehr wirklich Josh ist, sondern ein Geist, der seinen Körper
übernommen hat. Auch wenn seine Familie ahnt, daß es etwas mit ihm nicht stimmt
– das erste Filmdrittel ist durch diesen Wissensvorsprung des Zuschauers
ziemlich langweilig, denn bis Lorraine als erste etwas unternimmt, geschieht abgesehen von ein paar sattsam bekannten Gruselszenen (allen voran die obligatorischen
knarzenden oder plötzlich zuschlagenden Türen) kaum etwas.
Glücklicherweise entwickelt sich die Story im mittleren Teil in
eine deutlich interessantere Richtung. Durch Lorraines Nachforschungen mit
Hilfe der wie im ersten Teil recht amüsanten Geisterjäger wird die Handlung
zweigeteilt, wovon beide Stränge profitieren. Bei den Lamberts passiert
zwar nicht allzu viel anderes als zuvor, doch durch die Abwechslung mit den
Lorraine-Szenen werden die Schockmomente, denen vor allem Renai und ihr Sohn
Dalton ausgesetzt sind, wesentlich effektiver – zumal die Spukerei
deutlich an Fahrt und Intensität zunimmt. Noch besser gefällt aber der
zweite Handlungsstrang, denn ihre Recherchen führen Lorraine, Specs und Tucker
in ein seit Jahren verlassenes Krankenhaus, in dem Lorraine einst arbeitete und
in dem das Unheil offenbar seinen Lauf nahm. Jeder, der einmal eines der
"Silent Hill"-Games gespielt (oder die TV-Serie "American Horror
Story: Asylum" gesehen hat), weiß genau, welch hervorragende Kulisse ein verlassenes Kranken- oder Irrenhaus für
eine Gruselgeschichte bietet,
und von diesen Möglichkeiten machen Wan und Whannell sehr gekonnt Gebrauch. Zugegeben, auch in dieser
Phase gibt es kaum Szenen, die Genrefans nicht schon in ähnlicher Art und Weise in anderen Filmen gesehen haben. Aber die schweißtreibende
Inszenierung – immer wieder von vermeintlichen Ruhephasen durch die Wechsel ins
Haus der Lamberts unterbrochen – sorgt dafür, daß man sich in diesem zweiten
Akt von "Insidious: Chapter 2" hervorragend unterhalten fühlt. Was
auch daran liegt, daß Komponist Joseph Bishara sich nach "Insidious"
und "Conjuring – Die Heimsuchung" ein weiteres Mal als neuer Meister des dissonanten
Horror-Scores erweist, wenn er auch ohne jeden Zweifel dazu neigt, etwas zu dick
aufzutragen.
Der Rahmen für ein ähnlich gänsehauterregendes Finale wie im
ersten Teil ist also gesetzt, doch leider sind Drehbuch-Autor Whannell offenbar
zu früh die Ideen ausgegangen. Zwar gibt es den erhofften erneuten Ausflug in
die Schattenwelt, nur fällt der dieses Mal weitaus weniger befriedigend aus;
ja, eigentlich gibt es inhaltlich und stilistisch gar keine großen Unterschiede
zu den Szenen in der Realität. Zudem gerät die Zusammenführung der Handlungsstränge sehr konfus und die Logik kommt phasenweise
komplett abhanden. Das ist sehr schade, da Wan und Whannell oft genug
bewiesen haben, daß sie deutlich mehr drauf haben. Wenigstens kann Patrick Wilson in diesem letzten Akt in seiner "Doppelrolle" als besessener sowie als echer Josh noch seine darstellerischen Fähigkeiten ausspielen.
Fazit: "Insidious: Chapter 2" erreicht
niemals die Qualität seines phantasievollen Vorgängers, spielt aber
im furiosen Mittelteil die inszenatorischen Qualitäten seiner genregestählten
Macher gekonnt aus und präsentiert sich damit trotz zähen Beginns und konfusen
Finales als solider Gruselfilm.
Wertung: 6,5 Punkte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger amazon.de-Bestellungen über einen der Links oder das amazon-Suchfeld in der rechten Spalte freuen.
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