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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 29. November 2016

OSCAR-News: "Manchester by the Sea"-Sieg bei den NBR Awards eröffnet den Reigen der Kritikerpreise

Nachdem es in den letzten Tagen schon ein paar erste Vorboten durch die Nominierungen für die Independent Spirit Awards und gestern die Gewinner der (ebenfalls auf Independent-Filme beschränkten) Gotham Independent Film Awards gab, startet die Awards Season nun mit den Kritiker-Filmpreisen endgültig durch, deren Einfluß auf die Golden Globes wie auch auf die OSCARs beträchtlich ist und die in kürzester Zeit Außenseiter zu Favoriten machen können (und umgekehrt, versteht sich). Den Auftakt macht traditionell das altehrwürdige National Board of Review mit seinen NBR Awards. Letztes Jahr gab es mit George Millers "Mad Max: Fury Road" einen Überraschungssieger, der sein Momentum bis zur OSCAR-Verleihung im Februar halten konnte - zwar nicht auf allerhöchstem Niveau, aber mit mehr als beachtlichen sechs Academy Awards in den technischen Kategorien. Diesmal ist der Gewinner etwas traditioneller - die wichtigsten Kategorien:

Bester Film: "Manchester by the Sea"
Regie: Barry Jenkins, "Moonlight"
Hauptdarsteller: Casey Affleck, "Manchester by the Sea"
Hauptdarstellerin: Amy Adams, "Arrival"
Nebendarsteller: Jeff Bridges, "Hell or High Water"
Nebendarstellerin: Naomie Harris, "Moonlight"
Originaldrehbuch: Kenneth Lonergan, "Manchester by the Sea"
Adaptiertes Drehbuch: Jay Cocks und Martin Scorsese, "Silence"
Fremdsprachiger Film: "The Salesman", Iran
Dokumentarfilm: "O.J.: Made in America"
Ensemble: "Hidden Figures"

Unter den Gewinnern gibt es keine Sensationen, alle galten als aussichtsreiche Kandidaten. Das gilt auch und gerade für das aufwählende Charakterdrama "Manchester by the Sea", das einen Platz in der OSCAR-Königskategorie "Bester Film" ziemlich sicher haben dürfte. Am überraschendsten ist noch der (meiner Ansicht nach nicht unverdiente) Triumph von "Kubo" bei den Animationsfilmen über stärker eingeschätzte und wesentlich teurere Konkurrenten wie "Zoomania", "Findet Dorie" oder "Vaiana". Bei den Darstellern werden sich besonders Bridges und Harris freuen, die zuletzt bei den Spirit Awards unerwartet nicht einmal nominiert wurden. Affleck, der auch bei den Gotham Awards gewann, ist als OSCAR-Nominee so gut wie gesetzt, Adams' Chancen sind durch diesen Sieg bei großer Konkurrenz (zu der Gotham-Gewinnerin Isabelle Huppert zählt) deutlich gestiegen. Erwähnenswert ist zudem der Drehbuch-Preis für Martin Scorseses "Silence", zu dem bislang noch keine einzige Kritik veröffentlicht wurde - allzu schlecht scheint das "portugiesische Jesuiten im Japan des 17. Jahrhunderts"-Drama mit Andrew Garfield, Adam Driver und Liam Neeson nicht zu sein ...

Die 10 besten Filme des Jahres (alphabetisch, ohne konkrete Reihung):
- Arrival
- Hacksaw Ridge
- Hell or High Water
- Hidden Figures
- La La Land
- Moonlight
- Patriots Day
- Silence
- Sully

Die Serie bleibt bestehen: Gefühlt seit Jahrhunderten wird jeder neue Film von Clint Eastwood bei den NBR Awards in die Top 10 des Jahres gewählt - ein Running Gag der etwas anderen Art, wenngleich die Kritiken für "Sully" diese Plazierung durchaus rechtfertigen. Ebenfalls zu erwarten waren der mit vier Preisen große Gotham-Triumphator "Moonlight" (ein Coming of Age-Film über einen homosexuellen Afroamerikaner), Mel Gibsons Anti-Kriegsfilm "Hacksaw Ridge" sowie "Silence". Gestärkt gehen zudem das philosophische SciFi-Drama "Arrival" und der Neo-Western "Hell or High Water" in die weitere Awards Season. Die größte Überraschung ist derweil wohl die Komödie "Hail, Caesar!" von den Coen-Brüdern, die trotz guter Kritiken nie so richtig öffentliche Aufmerksamkeit erhielt. Auch mit Peter Bergs "Patriots Day" (über den Bombenanschlag auf den Boston-Marathon) oder dem Indie-Biopic "Hidden Figures" (über drei afroamerikanische NASA-Mathematikerinnen in den 1960er Jahren) mußte man nicht unbedingt rechnen. Das von den Kritikern eigentlich hymnisch gefeierte Musical "La La Land" mit Emma Stone und Ryan Gosling geht wenigstens nicht komplett leer aus, anders als solche OSCAR-Kandidaten wie Denzel Washingtons "Fences", Jeff Nichols' "Loving", Pablo Larraíns "Jackie" oder Garth Davis' "Lion".

Die 5 besten nicht-englischsprachigen Filme:
- "Elle", Frankreich
- "Die Taschendiebin", Südkorea 
- "Julieta", Spanien
- "Unter dem Sand", Dänemark
- "Neruda", Chile

Daß der deutsche Favorit "Toni Erdmann" komplett leer ausgeht, ist eine Enttäuschung. Dafür sind mit "Elle" und "Unter dem Sand" aber zwei deutsche Koproduktionen vertreten, von denen "Elle" auch gute OSCAR-Chancen hat. Die übrigen Filme in dieser Kategorie konnte man so erwarten (auch wenn Almodóvars "Julieta" nicht die besten Rezensionen erhielt).

Alle Gewinner und Bestenlisten gibt es auf der NBR Homepage.
Die Sieger der Gotham Independent Awards bei IndieWire

Bereits übermorgen geht es weiter mit den Nominierungen für die Critics' Choice Awards, über die ich natürlich wieder berichten werde.

Sonntag, 27. November 2016

TV-Tips für die Woche 48/2016

Montag, 28. November:
Arte, 20.15 Uhr: "Winterschlaf" (2014)
Free-TV-Premiere des in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichneten, gut dreistündigen türkischen Dramas von Nuri Bilge Ceylan über einen patriarchalischen früheren Schauspieler, der in den Bergen Anatoliens ein kleines Hotel betreibt. In den kalten Wintermonaten wachsen die Spannungen innerhalb seiner Familie, aber auch mit der Dorfgemeinschaft.

Kabel Eins, 20.15 Uhr (gut fünf Minuten geschnitten, ungekürzte Nachtwiederholung um 0.20 Uhr): "Tödliche Weihnachten" (1996)
Wer es in der Weihnachtszeit zwar durchaus festlich, aber nicht so richtig besinnlich mag, der ist mit Renny Harlins geradlinigem Thriller gut bedient, in dem die seit Jahren an Amnesie leidende Samantha (Geena Davis) erfahren muß, daß sie einst eine Profikillerin war und jetzt von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Immerhin steht ihr Samuel L. Jackson als Privatdetektiv tatkräftig zur Seite.

Arte, 0.50 Uhr: "Schatten" (1923)
Free-TV-Premiere des expressionistischen deutschen Stummfilmklassikers (vollständig ohne Zwischentitel) von Arthur Robison über einen höchst eifersüchtigen Ehemann und die Macht der (Selbst-)Täuschung.

Außerdem:
Agora - Die Säulen des Himmels (ein aufwühlendes spanisches Historiendrama über eine von Rachel Weisz brillant verkörperte Wissenschaftlerin im altertümlichen, noch von den Römern beherrschten Alexandria, die mitten in den sich zuspitzenden Glaubenskrieg zwischen Juden, Christen und "Heiden" gerät; 20.15 Uhr bei One)

Dienstag, 29. November:
Arte, 20.15 Uhr: "Get - Der Prozeß der Viviane Amsalem" (2014)
Die Free-TV-Premiere des für den Golden Globe für den besten nicht-englischsprachigen Film nominierten israelisch-französischen Gerichtsdramas über den jahrelangen, windmühlenartigen Kampf der israelischen Jüdin Viviane Amsalem (die im April 2016 verstorbene Ronit Elkabetz), sich vor einem Rabbinatsgericht von ihrem Ehemann scheiden zu lassen - was aber nicht ohne dessen Zustimmung geht. Die Vorgeschichte wird übrigens in zwei früheren Filmen geschildert ("Getrennte Wege" und "Shiva" aus den Jahren 2004 und 2008), für das Verständnis von "Get" ist deren Kenntnis aber nicht notwendig.

ARD, 1.20 Uhr: "Mord im Orient-Express" (1974)
Siehe meinen TV-Tip von Mitte Januar für die starbesetzte Agatha Christie-Adaption.

Außerdem:
Flight (Denzel Washington glänzt in Robert Zemeckis' Charakterdrama als Pilot, der nach einer geglückten Notlandung als Held gefeiert wird - bis sich herausstellt, daß er betrunken flog ...; 20.15 Uhr bei Pro7Maxx)

Samstag, 26. November 2016

Samstags-Update (47/2016)

Keine Änderungen am deutschen Kinostartplan bis Ende Dezember:


Box Office-News:
In den deutschen Kinocharts bleibt "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" klar an der Spitze, verliert allerdings etwa 40% des Startergebnisses und kommt damit noch auf eine halbe Million Zuschauer. Dauerbrenner "Willkommen bei den Hartmanns" verteidigt Platz 2, muß aber erstmals einen deutlicheren Besucherrückgang auf "nur" noch ungefähr 250.000 in Kauf nehmen. Trotzdem ist Simon Verhoevens Flüchtlingskomödie mit mehr als zwei Millionen Gesamtzuschauern der erfolgreichste deutsche Kinofilm des Jahres 2016 (vor "Bibi & Tina 3"). Den dritten Rang erobert mit dem vielgepriesenen SciFi-Drama "Arrival" mit Amy Adams der beste Neustart, der auf etwa 150.000 Kinogänger kommt. Die drei übrigen breiten Neustarts vermelden gemischte Ergebnisse: Während "Deepwater Horizon" mit Mark Wahlberg (wohl gut 60.000 Besucher) und das Komödiensequel "Bad Santa 2" mit Billy Bob Thornton (25.000) enttäuschen, legt Stephen Frears' Tragikomödie "Florence Foster Jenkins" mit Meryl Streep mit bis zu 50.000 Zuschauern einen guten Arthouse-Start hin.
In den USA war am Donnerstag Thanksgiving, weshalb die dieswöchigen Neustarts bereits am Mittwoch statt am Freitag in die Kinos kamen. Disneys gefeierter 3D-Animationsfilm "Vaiana" nutzt die zusätzlichen zwei Tage weidlich aus und legt drei Jahre nach dem zur gleichen Zeit angelaufenen Disney-Megahit "Die Eiskönigin" einen sehr starken Auftakt hin. Zwar werden die Hoffnungen auf einen neuen Thanksgiving-Wochenend-Rekord (den hält "Die Eiskönigin" mit $93,6 Mio.) nicht erfüllt, mit bis zu  $85 Mio. an fünf Tagen kann Disney jedoch ausgesprochen zufrieden sein - zumal angesichts der tollen Mundpropaganda wie damals bei "Die Eiskönigin" mit einer sehr langen Laufzeit bis ins neue Jahr hinein zu rechnen ist. Platz 2 geht an den sich in der zweiten Woche stark behauptenden "Phantastische Tierwesen" mit etwa $65 Mio. an fünf Tagen (damit dürften sich meine letzte Woche geäußerten ganz leichten Zweifel an der Franchise-Tauglichkeit auch schon wieder erledigt haben), gefolgt von "Doctor Strange" (knapp $20 Mio.). Nur zum vierten Rang reicht es für den zweiten großen Neustart der Woche: Robert Zemeckis' Kriegsromanze "Allied" mit Brad Pitt eröffnet etwas unter den (angesichts eines Budgets von $80 Mio. sowieso bescheidenen) Erwartungen mit nicht viel mehr als $15 Mio. an fünf Tagen. Auch "Bad Santa 2" enttäuscht mit etwa $8 Mio. am langen Wochenende, was nur für Platz 7, 8 oder 9 reichen wird. Sogar als richtiggehendes Desaster entpuppt sich derweil Warren Beattys offenbar doch nicht von vielen Menschen mit Spannung erwartetes Comeback "Regeln spielen keine Rolle", denn die Komödie von und mit der Kinolegende Beatty landet außerhalb der Top 10 mit gerade einmal rund $2 Mio. an fünf Tagen. In Deutschland kommen "Vaiana" und "Allied" jeweils am 22. Dezember in die Lichtspielhäuser, "Regeln spielen keine Rolle" erst am 6. April 2017.

Quellen:

Donnerstag, 24. November 2016

DIRTY COPS – WAR ON EVERYONE (2016)

Originaltitel: War on Everyone
Regie und Drehbuch: John Michael McDonagh, Musik: Lorne Balfe
Darsteller: Alexander Skarsgård, Michael Peña, Tessa Thompson, Theo James, Paul Reiser, Stephanie Sigman, Malcolm Barrett, David Wilmot, Caleb Landry Jones, Jonathan David Dixon, Geoffrey Pomeroy, Keith Jardine
Dirty Cops: War on Everyone
(2016) on IMDb Rotten Tomatoes: 62% (5,6); weltweites Einspielergebnis: $0,7 Mio.
FSK: 16, Dauer: 98 Minuten.

Terry Monroe (Alexander Skarsgård, "Melancholia") und Bob Bolaño (Michael Peña, "Herz aus Stahl") sind zwei nicht wirklich mustergültige Cops in New Mexico. Die beiden Partner fahren schon mal einen Räuber, der sich ergeben hat, über den Haufen, behalten beschlagnahmtes Geld und Drogen für sich selbst und erpressen Kriminelle. Entsprechend unbeliebt sind sie bei ihren Vorgesetzten, auch wenn sich das meiste nicht nachweisen läßt. Nur deshalb erhalten sie von Lieutenant Gerry Stanton (Paul Reiser, "Aliens – Die Rückkehr") überhaupt noch eine allerletzte Chance. Ihr Verhalten ändern Terry und Bob deshalb noch lange nicht, aber immerhin kommen sie mehr oder weniger zufällig einem großen Coup des einflußreichen britischen Lords James Mangan (Theo James, "Underworld: Awakening") auf die Spur. Der allerdings läßt sich nicht so leicht einschüchtern wie die Kleinkriminellen der Gegend …

Mittwoch, 23. November 2016

OSCAR-News: "American Honey" dominiert Spirit Award-Nominierungen mit vielen Überraschungen

Die Independent Spirit Awards sind jedes Jahr der erste echte Vorbote der Awards Season, die ab Ende November oder Anfang Dezember mit den Kritikerpreisen richtig in Fahrt kommt. Die Aussagekraft der Spirit Awards für die ganz großen Preisverleihungen, also speziell die Golden Globes und die OSCARs, ist zwar durch den Fokus auf maximal $20 Mio. teure, unabhängig produzierte Filme begrenzt, aber gerade durch die strengen Regeln können kleine Produktionen ohne die ganz große PR-Macht im Rücken dringend benötigte Aufmerksamkeit erlangen, die sie im Idealfall bis zur OSCAR-Verleihung tragen kann (prominente Beispiele der letzten Jahr sind etwa "Raum" oder "Beasts of the Southern Wild"). Der 2016er-Jahrgang der Spirit Awards kann schon bei den Nominierungen mit einigen Überraschungen aufwarten, dazu zählt auch, daß das dreistündige Coming of Age-Roadmovie "American Honey" die meisten Nennungen erreicht, nämlich sechs. Dahinter folgen die deutlich höher eingeschätzten "Manchester by the Sea" und "Moonlight" mit je fünf Nominierungen (wobei bei "Moonlight" noch ein Sonderpreis für das Ensemble dazukommt). Schwächer als erwartet schnitten die hochgelobten "Loving" und "Hell or High Water" ab, sogar komplett leer aus gingen Jim Jarmuschs "Paterson" und Richard Linklaters "Everybody Wants Some!!". Für Freude bei anspruchsvollen deutschen Kinogängern dürfte übrigens sorgen, daß fast alle hier genannten Filme bei uns erst noch ins Kino kommen (einzige größere Ausnahme ist "American Honey"), es gibt also viele Gründe zur Vorfreude ...

Damit zu den Nominierungen in den wichtigsten Kategorien, mitsamt kurzer Analyse speziell hinsichtlich der OSCAR-Chancen:

Bester Film:
- American Honey
- Chronic
- Jackie
- Manchester by the Sea
- Moonlight

Obwohl "American Honey" der große und ziemlich unerwartete Gewinner dieser Spirit Award-Nominierungen ist, dürften die OSCAR-Chancen ziemlich gering sein. Vielleicht eine Drehbuch-Nominierung, mehr kann ich mir kaum vorstellen. Deutlich besser sieht es für "Jackie" und das intensive Sozial- und Familiendrama "Manchester by the Sea" aus und für den hier unerwartet übergangenen Liebesfilm "Loving" (über ein gemischtrassiges Ehepaar in den 1960er Jahren). Das Drama "Moonlight" (über einen jungen homosexuellen Schwarzen) dürfte sich wohl eher in "American Honey"-Gefilden bewegen, während "Chronic" (ein Drama mit Tim Roth in der Rolle eines Krankenpflegers) chancenlos ist.

Regie:
- Andrea Arnold, "American Honey"
- Barry Jenkins, "Moonlight"
- Pablo Larraín, "Jackie"
- Jeff Nichols, "Loving"
- Kelly Reichardt, "Certain Women"

Da in dieser Kategorie bei den OSCARs meist Regisseure größerer Filme nominiert werden, dürfte es diese fünf  Filmemacher schwierig werden. Die besten Aussichten sehe ich für Barry Jenkins und den hier überraschend übergangenen "Manchester by the Sea"-Regisseur Kenneth Lonergan, Außenseiterchancen haben Nichols und Larraín.

Dienstag, 22. November 2016

Neues aus Hollywood: Brie Larsons Regiedebüt, ein Thriller über den Rapperkrieg in den 1990ern und ein neuer "Robin Hood"

Heute mit drei Meldungen über interessante künftige Filmprojekte:

  • Beginnen wir unsere Rubrik heute doch einfach mal mit einer kleinen Quizfrage: Was haben Douglas Fairbanks Sr., Errol Flynn, Lex Barker, Sean Connery, John Cleese, Kevin Costner, Cary Elwes und Russell Crowe gemeinsam? Richtig, sie alle haben schon einmal im Kino Robin Hood gespielt (gut, angesichts der Überschrift war die Antwort nicht wirklich schwierig, ich geb's ja zu ...). Ab 2018 wird man in dieser Reihe auch Taron Egerton ("Kingsman: The Secret Service") nennen dürfen, denn, jawoll, Hollywood plant endlich mal wieder einen neuen Robin Hood-Film - der letzte ist ja auch erst 2010 erschienen ... So unoriginell das im Prinzip also sein mag, wecken doch zumindest die beteiligten Personen Interesse an dieser neuen Version, die einen düster-grimmigen Tonfall haben und zeigen soll, wie der aus den Kreuzzügen zurückgekehrte Robin sich im heimatlichen Sherwood Forest und der Umgebung mit Korruption und Willkür konfrontiert sieht und deshalb mit einer von ihm erstellten Gruppe von Outlaws die Revolution wagt. Auch dieses Konzept ist nicht ganz neu, aber da Sir Ridley Scotts "Robin Hood" mit einem ähnlichen, betont realitätsnahen Ansatz auf vergleichsweise wenig Gegenliebe stieß (weshalb auch die ursprünglich eingeplanten Fortsetzungen nie zustandekamen), hat der neue, aktuell ebenfalls schlicht "Robin Hood" betitelte Film auf jeden Fall die Chance, es besser zu machen. Interessant und sympathisch ist, daß das produzierende Studio Lionsgate (von dem die "Die Tribute von Panem"- und "Twilight"-Reihen stammen) nicht auf die ganz großen Stars zu setzen scheint, sondern eher auf eine erlesene Auswahl großer britischer Talente. Das beginnt mit dem Regisseur Otto Bathurst, der hier sein Kinodebüt gibt, aber als TV-Regisseur gefeierter britischer Serien wie "Peaky Blinders", "Black Mirror" oder "Hustle" bereits sein Können bewies, und setzt sich fort mit dem Drehbuch-Autor Joby Harold, für den es die dritte Kinoarbeit nach dem Thriller "Awake" mit Hayden Christensen und Jessica Alba aus dem Jahr 2007 und dem bereits abgedrehten, aber noch nicht veröffentlichten "King Arthur"-Reboot unter der Regie von Guy Ritchie ist. Und auch die bisher bekanntgegebene Besetzung paßt dazu, denn Taron Egerton ist einer der angesagtesten Darsteller seiner Generation, dem mit der Irin Eve Hewson ("Bridge of Spies", TV-Serie "The Knick") als Lady Marian, Jamie Dornan ("Fifty Shades of Grey", TV-Serie "The Fall") als Will Scarlet und Paul Anderson ("The Revenant", "Sherlock Holmes 2", "Peaky Blinders") in einer noch nicht näher spezifizierten Rolle sehr talentierte Mitspieler zur Seite stehen. Am namhaftesten ist bislang - ich gehe davon aus, daß man für die Bösewicht-Rollen mindestens einen echten Star verpflichten wird - der OSCAR-Gewinner Jamie Foxx ("Django Unchained"), der den vermutlich ersten schwarzen Little John der Robin Hood-Filmgeschichte geben wird. Einen ganz großen Namen gibt es übrigens hinter den Kulissen, denn Leonardo DiCaprio ("Der große Gatsby") zählt zu den Produzenten von "Robin Hood"; wer weiß, vielleicht übernimmt er ja auch selbst eine Rolle. Wann genau die u.a. in Kroatien stattfindenden Dreharbeiten beginnen, ist noch nicht bekannt, aber da nun der US-Kinostart auf den 23. März 2018 festgesetzt wurde, sollte es wohl Anfang 2017 losgehen.

Sonntag, 20. November 2016

TV-Tips für die Woche 47/2016

Update vom 26.11.: Laut Videotext zeigt Servus TV am heutigen Samstag um 20.15 Uhr nicht "Felony", sondern das preisgekrönte französische Drama "Keine Sorge, mir geht's gut" (2006) mit Melanie Laurent und Kad Merad.

Montag, 21. November:
Arte, 21.55 Uhr: "Possession" (1981)
Arte zeigt Andrzej Zulawskis an die frühen Werke von Roman Polanski erinnernden Arthouse-Horrorfilm in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln. Es geht um das in Berlin lebende Ehepaar Mark (Sam Neill) und Anna (Isabelle Adjani), das sich trennt. Als Mark nach ein paar Wochen zu der Wohnung zurückkehrt, in der nun Anna und der gemeinsame Sohn Bob leben, stellt er fest, daß Anna sich immer merkwürdiger verhält ... Diese Inhaltsbeschreibung klingt sehr vage, aber mehr kann man kaum dazu schreiben, denn die oft als kafkaesk beschriebene Handlung spielt hier sowieso nur eine Nebenrolle, viel eher geht es um die höchst verstörende Atmosphäre. Definitiv nichts für jeden Zuschauer, aber wer sich für eher abseitige, künstlerische Gruselstoffe interessiert (oder für eine für nicht-japanische Filme wirklich außergewöhnliche Sexszene), der könnte mit "Possession" glücklich werden.

Arte, 23.55 Uhr: "Der Florentiner Hut" (1928)
In der französischen Stummfilmkomödie geht es um Fadinard, der auf dem Weg zu seiner Hochzeit bei einer Taverne halt macht, wo sein Pferd den modischen Hut einer Dame frißt. Fadinard verspricht ihr, einen gleichwertigen Ersatz zu besorgen, weshalb sie ihn zu seiner Hochzeit begleitet - doch das sorgt für diverse Turbulenzen und Verwechslungen ...

Außerdem:
Unstoppable (geradliniger und spannender Action-Thriller, in dem Denzel Washington und Chris Pine versuchen, eine Zugkatastrophe zu verhindern; ZDF um 22.15 Uhr)

Dienstag, 22. November:
Disney Channel, 20.15 Uhr: "Antarctica" (2006)
In dem emotionalen Abenteuerfilm erzählt Frank Marshall die lose auf wahren Geschehnissen (einer japanischen Expedition) beruhende Geschichte von acht Schlittenhunden, die bei einer Notevakuierung einer Forschungsstation in der Antarktis zurückgelassen werden müssen und fortan auf sich selbst gestellt bei widrigsten Umweltbedingungen um das Überleben kämpfen. Unterdessen versucht ihr Schlittenhundeführer Jerry (Paul Walker) alles, um für die Hunde eine Rettungsmission auf die Beine zu stellen.

Tele 5, 0.00 Uhr: "Memories of the Sword" (2015)
Free-TV-Premiere des südkoreanischen historischen Actionfilms, in dem eine junge Frau den viele Jahre zurückliegenden Tod ihres Vaters durch einen nun zum Herrscher aufgestiegenen Verräter (Lee Byung-hun aus "Die glorreichen Sieben") rächen will.

Außerdem:
Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford (toller, elegischer Arthouse-Western mit Brad Pitt als Outlaw Jesse James und einem brillanten Casey Affleck als Robert Ford; 22.30 Uhr bei Pro7Maxx)

Samstag, 19. November 2016

Samstags-Update (46/2016)

Auch in dieser Woche gab es keine Änderungen im deutschen Kinostartplan bis Ende 2016, allerdings habe ich den diesjährigen palästinensischen OSCAR-Beitrag, die Anfang Dezember startende, bereits mehrfach prämierte Tragikomödie "Ein Lied für Nour", zu meiner Vorschau hinzugefügt:


Box Office-News:
Wie es nicht anders zu erwarten war, übernimmt das "Harry Potter"-Spin-Off "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" mit weitem Abstand die Spitzenposition in den deutschen Kinocharts. Je nachdem, als wie frontlastig sich der Film erweist (was angesichts der inhaltlich nicht übermäßig starken Verbindungen zu "Harry Potter" schwer vorherzusagen ist), sind bis zu eine Million Zuschauer am Startwochenende drin. Das klingt beeindruckend und ist auch ein guter Start im Rahmen der Erwartungen, bleibt jedoch weit hinter den "Harry Potter"-Filmen zurück, die alle mit mindestens 1,6 Millionen eröffneten. Auf Platz 2 bleibt "Willkommen bei den Hartmanns" mit mehr als 400.000 Besuchern erneut in etwa auf Vorwochenniveau und kann damit die Goldene Leinwand für 3 Millionen Kinogänger gedanklich schon einmal abhaken (auch wenn bis dahin noch eine gute Million fehlt). Der dritte Rang wird an "Doctor Strange" oder "Jack Reacher 2" gehen, die beide knapp sechsstellige Zahlen schreiben sollten. In den Arthouse-Kinos legt Jim Jarmuschs "Paterson" mit Adam Driver mit rund 30.000 Zuschauern einen guten Start hin und übertrifft damit wahrscheinlich knapp Woody Allens "Café Society", der nach seinem eher enttäuschenden Auftakt aber immerhin auf dem Niveau der Vorwoche bleibt.
Auch in den USA übernimmt "Phantastische Tierwesen" problemlos die Führung, bleibt mit voraussichtlich knapp $75 Mio. aber doch recht deutlich hinter den prognostizierten $80-90 Mio. zurück. Warner Bros. wird auf eine (mit guter Mundpropaganda nicht unwahrscheinliche) lange Laufzeit bis nach Weihnachten und eine überzeugende Performance im Rest der Welt hoffen, ansonsten könnten die angekündigten vier Fortsetzungen leicht wackeln. Mit jeweils etwa $17,5 Mio. streiten sich weit dahinter "Doctor Strange" und "Trolls" um den zweiten und den dritten Platz, während die übrigen breiten Neustarts komplett enttäuschen: Die hochgelobte Coming of Age-Tragikomödie "The Edge of Seventeen" mit Hailee Steinfeld erreicht mit $5 Mio. auf Rang 7 nicht mal die Hälfte des Erwarteten und das Boxer-Biopic "Bleed for This" mit Miles Teller landet mit ziemlich erbärmlichen gut $2 Mio. auf Platz 8 oder 9. Auch die Erweiterung von Ang Lees Anti-Kriegsfilm "Die irre Heldentour des Billy Lynn" in etwas mehr als 1000 Kinos ("Phantastische Tierwesen" ist in über 4100 zu sehen) fällt mit $1 Mio. mehr als ernüchternd aus, was wahrscheinlich nicht einmal für die Top 10 reichen wird. In Deutschland kommt "Die irre Heldentour des Billy Lynn" am 2. Februar 2017 in die Kinos, "The Edge of Seventeen" und "Bleed for This" haben noch keine Starttermine.

Quellen:

Donnerstag, 17. November 2016

OSCAR-News: 27 Produktionen bewerben sich um den Animationsfilm-OSCAR

Nachdem ich nun drei Animationsfilme in Folge rezensiert habe (mit ziemlicher Sicherheit ein Novum für mich), bleibe ich beim Thema und will zum Auftakt der OSCAR-Saison 2016/2017 einen ersten Blick auf die entsprechende Kategorie werfen. Denn vergangene Woche gab die Academy bekannt, daß sich eine Rekordzahl von 27 Animationsfilmen um den Goldjungen bewirbt. Zwar haben noch nicht alle von ihnen die verpflichtende einwöchige Vorführung in einem Kino in Los Angeles hinter sich gebracht, dennoch ist bereits klar, daß es diesmal erneut fünf Nominees in der Kategorie geben wird (dafür reichen 16 Anwärter, die die Qualifikationskriterien erfüllen - eine Marke, die in den letzten Jahren oft nur knapp erreicht wurde). Die 27 Bewerber sind:

- Angry Birds - Der Film (USA/Finnland); Rotten Tomatoes: 43% (5,0); IMDb: 6,3; weltweites Einspielergebnis: $349,7 Mio.
- April und die außergewöhnliche Welt (Frankreich/Belgien/Kanada); RT: 98% (7,8); IMDb: 7,4; weltweites Einspielergebnis: $0,5 Mio.
- Bilal: A New Breed of Hero (Vereinigte Arabische Emirate/Saudi-Arabien); RT: 80% (6,0); IMDb: 7,5; weltweites Einspielergebnis: $0,6 Mio.
- Findet Dorie (USA); RT: 94% (7,7); IMDb: 7,6; weltweites Einspielergebnis: $1025,4 Mio.
- Ice Age - Kollision voraus! (USA); RT: 13% (4,0); IMDb: 5,7; weltweites Einspielergebnis: $407,2 Mio.
- Kubo - Der tapfere Samurai (USA); RT: 97% (8,4); IMDb: 8,1; weltweites Einspielergebnis: $69,3 Mio.
- Kung Fu Panda 3 (China/USA); RT: 87% (6,8); IMDb: 7,2; weltweites Einspielergebnis: $519,9 Mio.
- Der kleine Prinz (Frankreich); RT: 93% (7,3); IMDb: 7,8; weltweites Einspielergebnis: $97,6 Mio.
- Der lange Weg nach Norden (Frankreich/Dänemark); RT: 97% (6,9); IMDb: 7,4; weltweites Einspielergebnis: $0,01 Mio.
- Miss Hokusai (Japan); RT: 95% (7,4); IMDb: 6,7; weltweites Einspielergebnis: $0,4 Mio.
- Vaiana (USA); RT: 100% (7,8); IMDb: 8,4; weltweites Einspielergebnis: - (noch nicht regulär veröffentlicht, weshalb auch der RT- und vor allem der IMDb-Wert noch nicht repräsentativ sind)
- Monkey King: Hero is Back (China); RT: -; IMDb: 7,3; weltweites Einspielergebnis: $153,1 Mio.
- Mune: Guardian of the Moon (Frankreich); RT: -; IMDb: 7,3; weltweites Einspielergebnis: $8,3 Mio.
- Mustafa & the Magician (Indien); RT: -; IMDb: -; weltweites Einspielergebnis: unbekannt.
- Mein Leben als Zucchini (Schweiz/Frankreich); RT: 100% (8,1); IMDb: 8,0; weltweites Einspielergebnis: $3,0 Mio.
- Phantom Boy (Frankreich/Belgien); RT: 86% (7,0); IMDb: 6,6; weltweites Einspielergebnis: $0,2 Mio.
- Die rote Schildkröte (Japan/Frankreich/Belgien); RT: 92% (8,2); IMDb: 7,7; weltweites Einspielergebnis: $2,8 Mio.
- Sausage Party (USA); RT: 83% (6,8); IMDb: 6,5; weltweites Einspielergebnis: $139,2 Mio.
- Pets (USA/Japan); RT: 75% (6,2); IMDb: 6,7; weltweites Einspielergebnis: $872,8 Mio.
- Sing (USA); RT: 88% (6,2); IMDb: 7,2; weltweites Einspielergebnis: - (noch nicht regulär veröffentlicht, weshalb auch der RT- und vor allem der IMDB-Wert noch nicht repräsentativ sind)
- Snowtime! (Kanada); RT: 70% (6,2); IMDb: 6,1; weltweites Einspielergebnis: $0,6 Mio.
- Störche (USA); RT: 63% (6,0); IMDb: 7,0; weltweites Einspielergebnis: $173,4 Mio.
- Trolls (USA); RT: 74% (6,2); IMDb: 6,7; weltweites Einspielergebnis: $226,1 Mio.
- 25 April (Neuseeland); RT: -; IMDb: 7,6; weltweites Einspielergebnis: - (bislang nur auf Festivals gezeigt)
- Your Name. (Japan); RT: 100% (9,0); IMDb: 8,9; weltweites Einspielergebnis: $174,3 Mio.
- Zoomania (USA); RT: 98% (8,1); IMDb: 8,1; weltweites Einspielergebnis: 1023,8 Mio.

Auch wenn die USA, mit weitem Abstand gefolgt von Japan und Frankreich, wieder einmal dominieren, ist das doch eine sehr abwechslungsreiche Auswahl, sowohl was die Herkunft betrifft als auch die Thematik ("25 April" etwa ist eine animierte Doku über die Schlacht von Gallipoli im Ersten Weltkrieg, während es in dem dialogfreien, von Studio Ghibli mitproduzierten "Die rote Schildkröte" um einen Schiffbrüchigen geht und in "Der lange Weg nach Norden" um die Suche eines russischen Mädchens im späten 19. Jahrhundert nach ihrem bei einer Arktis-Expedition verschwundenen Großvater).

Mittwoch, 16. November 2016

FINDET DORIE (2016)

Originaltitel: Finding Dory
Regie: Andrew Stanton und Angus MacLane, Drehbuch: Andrew Stanton und Victoria Strouse, Musik: John Newman
Sprecher der Originalfassung: Ellen DeGeneres, Albert Brooks, Hayden Rolence, Ed O'Neill, Kaitlin Olson, Ty Burrell, Diane Keaton, Eugene Levy, Idris Elba, Dominic West, Willem Dafoe, Kate McKinnon, Bill Hader, Brad Garrett, Allison Janney, Stephen Root, Vicki Lewis, Andrew Stanton, Sigourney Weaver
Sprecher der deutschen Synchronfassung: Anke Engelke, Christian Tramitz, Vicco Clarén, Roland Hemmo, Rubina Nath, Axel Malzacher, Elisabeth Günther, Oliver Siebeck, Nina Proll, Sascha Rotermund, Maud Ackermann, Udo Wachtveitl, Claude Albert Heinrich, Franziska van Almsick
Findet Dorie
(2016) on IMDb Rotten Tomatoes: 94% (7,7); weltweites Einspielergebnis: $1029,3 Mio.
FSK: 0, Dauer: 97 Minuten.

Ein Jahr, nachdem sie dem Clownfisch Marlin dabei half, seinen von Menschen entführten Sohn Nemo zurückzuholen, beginnt die chronisch vergeßliche Dorie nach einem kleinen Unfall, sich bruckstückhaft an ihre Eltern zu erinnern. Und sofort kennt der Paletten-Doktorfisch kein Halten mehr: Dorie muß ihre Eltern wiederfinden! Obwohl Marlin eigentlich wenig Lust auf eine erneute Ozeanüberquerung verspürt – Dorie erinnert sich, daß sie in Kalifornien aufwuchs –, kann er die Gefühle seiner Freundin gut nachempfinden und schließlich schuldet er ihr ja auch etwas für die unschätzbare Hilfe bei der Suche nach Nemo. Also machen sich Dorie, Marlin und Nemo per Schildkröten-Taxi auf den Weg. In Kalifornien angekommen, wird diesmal jedoch Dorie von Menschen aus dem Wasser gefischt und in das nahe Meeresinstitut gebracht. Während Marlin und Nemo alles versuchen, um zu Dorie zu kommen, erkennt die, daß sie genau am richtigen Ort gelandet ist – und mit der Hilfe des griesgrämigen Kraken Hank hofft sie, ihre Eltern endlich wiederzusehen …

Dienstag, 15. November 2016

MISS HOKUSAI (2015)

Originaltitel: Sarusuberi: Miss Hokusai
Regie: Keiichi Hara, Drehbuch: Miho Maruo, Musik: Harumi Fuki
Sprecher der deutschen Synchronfassung: Mia Diekow, Jürgen Kluckert, Sven Gerhardt, Jan Makino, Arianne Borbach, Konrad Bösherz, Dirk Stollberg
 Miss Hokusai
(2015) on IMDb Rotten Tomatoes: 93% (7,3); weltweites Einspielergebnis: $0,4 Mio.
FSK: 6, Dauer: 90 Minuten.

Edo (das heutige Tokio), 1814: Der bekannte Maler Meister Hokusai (Aussprache: "Hoksai"), ein schrulliger und ziemlich chaotischer älterer Mann, lebt und arbeitet mit seiner ebenfalls sehr begabten Tochter O-Ei und dem weniger talentierten, aber anhänglichen versoffenen früheren Samurai Zenjirou zusammen, zudem gehört ein niedlicher Hund zum Haushalt. O-Eis Mutter und ihre jüngere Schwester O-Nao wohnen in einem eigenen kleinen Haus, wobei die blinde O-Nao die Tage in einem nahen Kloster verbringt. Da Meister Hokusai seit jeher Angst vor Kranken hat (auch vor Blinden), besucht er O-Nao nur selten, umso mehr Zeit verbringt O-Ei mit ihrer Schwester, mit der sie am liebsten durch Edo spaziert und ihr die Schönheit der Natur beschreibt. Gleichzeitig leidet ihre Arbeit ein wenig unter ihrer Unbeholfenheit in Liebesdingen, denn O-Ei ist vor allem für ihre erotischen Darstellungen bekannt, die technisch makellos sind, denen aber das gewisse Etwas fehlt – wohl mangels praktischer Erfahrung. Immerhin gibt es zwei Kandidaten, um das zu ändern, die ebenfalls Künstler sind: O-Ei interessiert sich für einen anderen Schüler ihres Vaters, den freundlichen und gutaussehenden Hatsugoro, während der jüngere Kuninao aus einer konkurrierenden Malschule O-Ei deutliche Avancen macht …

Sonntag, 13. November 2016

TV-Tips für die Woche 46/2016

Montag, 14. November:
Tele 5, 20.15 Uhr (geschnitten, ungekürzte Nachtwiederholung um 0.40 Uhr): "14 Schwerter" (2010)
Free-TV-Premiere des chinesischen Martial Arts-Thrillers von Daniel Lee ("Dragon Blade") über einen Geheimagenten (Donnie Yen, in Kürze im "Star Wars"-Spin-Off "Rogue One" zu sehen), der das Opfer einer vom Onkel (Martial Arts-Veteran Sammo Hung) des Kaisers angezettelten Intrige wird und sich deshalb auf der Flucht vor seinen bisherigen Kameraden befindet.

Tele 5, 22.25 Uhr: "Brotherhood of Blades" (2014)
Free-TV-Premiere des in etwa zur gleichen Zeit wie "14 Schwerter" spielenden chinesischen Actionfilms über drei Palastwachen, die auch eine Verschwörung gegen den Kaiser aufdecken müssen. Die Ming-Dynastie muß eine unterhaltsame Ära gewesen sein ...

Arte, 23.30 Uhr: "A Cottage on Dartmoor" (1929)
Free-TV-Premiere des britischen Stummfilmklassikers, ein atmosphärisches, in Rückblenden erzähltes Thriller-Drama über einen Mann, der aus einem Gefängnis im Moor ausbricht und bei einer früheren Kollegin Zuflucht sucht.

Außerdem:
Man of Steel (Henry Cavills wuchtiger erster Einsatz als edler Superheld im Kampf gegen den kryptonischen General Zod; 22.15 Uhr beim ZDF)

Dienstag, 15. November:
Super RTL, 20.15 Uhr: "Auf immer und ewig" (1998)
Sehr charmante, feministisch angehauchte und ins Frankreich des 16. Jahrhunderts verlegte "Aschenputtel"-Version mit einer bezaubernden Drew Barrymore in der Hauptrolle. Stark auch Anjelica Huston als fiese Stiefmutter.

BR, 0.10 Uhr: "Céleste" (1980)
Aus der Perspektive des titelgebenden Hausmädchens (Bayerischer Filmpreis für Eva Mattes) schildert Percy Adlon ("Out of Rosenheim") die letzten zehn Lebensjahre des französischen Schriftstellers Marcel Proust ("Auf der Suche nach der verlorenen Zeit"), in denen er wegen seiner schlechten Gesundheit fast nie mehr sein Haus verließ.

Samstag, 12. November 2016

Samstags-Update (45/2016)

Erneut keine Änderungen im deutschen Kinostartplan bis Ende 2016:


Box Office-News:
Simon Verhoevens Flüchtlingskomödie "Willkommen bei den Hartmanns" bleibt nach dem sehr starken Start auch am zweiten Wochenende der klare Publikumsliebling und verteidigt mit wohl über 400.000 Zuschauern die Spitze der Charts. Auch "Doctor Strange", bereits in der dritten Woche, hält sich weiter gut und kommt mit etwa halb so vielen Besuchern wahrscheinlich auf den zweiten Platz. Rang 3 geht mit etwas weniger als 200.000 Kinogängern an "Jack Reacher 2", womit der Verlust gegenüber dem Startwochenende des ersten Teils (gut 230.000) recht gering ausfällt. Im Arthouse-Bereich startet Woody Allens "Café Society" etwas unter den Erwartungen und sollte ebenso wie der neue US-Horrorfilm "Before I Wake" unter der 50.000 Zuschauer-Marke bleiben.
In den USA bleibt "Doctor Strange" nach seinem sehr starken Start in der letzten Woche klar in Führung, verliert mit ca. $40 Mio. aber etwas mehr als die Hälfte des Startergebnisses - für einen Marvel-Film ist das jedoch normal. Extrem stark hält sich dahinter der 3D-Animationsfilm "Trolls", der (auch dank eines schulfreien Freitags) nur um etwa 20% auf $35 Mio. nachgeben dürfte. Auf Platz 3 eröffnet Denis Villeneuves von den Kritikern gefeiertes SciFi-Drama "Arrival" mit Amy Adams, wobei das Ergebnis von etwas mehr als $20 Mio. in vergleichsweise wenigen Kinos zwar recht deutlich über den Prognosen der Branchenexperten liegt (die eher bei $15 Mio. lagen), aber auch nicht unbedingt einen Sensationserfolg darstellen - angesichts der zu erwartenden starken Mundpropaganda und der sehr lukrativen Vorweihnachtszeit sollte für den OSCAR-Kandidaten aber eine lange Laufzeit und damit das Knacken der $100 Mio.-Marke drin sein. Auf dem vierten Rang eröffnet die an das afroamerikanische Publikum gerichtete Komödie "Almost Christmas" mit erwarteten $15 Mio., während der mehrmals verschobene Thriller "Shut In" mit Naomi Watts mit weniger als $5 Mio. wenig überraschend floppt. In Deutschland kommt "Arrival" am 24. November in die Kinos, "Shut In" folgt am 15. Dezember; "Almost Christmas" hat noch keinen Starttermin.

Quellen:

Freitag, 11. November 2016

Nachruf: Leonard Cohen (1934-2016)

Die Musik nicht vieler Künstler wird dermaßen oft in Filmen und TV-Serien verwendet wie die von Leonard Cohen - die IMDb zählt 242 Produktionen auf, in denen Songs des kanadischen Songwriters vorkommen und diese Liste ist mit Sicherheit (speziell was ältere Werke betrifft) nicht vollständig. Am 7. November 2016 ist mein persönlicher Lieblingsmusiker im Alter von 82 Jahren gestorben, wenige Wochen nach der Veröffentlichung seines von den Kritikern gefeierten Albums "You Want it Darker", das prophetische Textzeilen wie "I'm ready, my Lord" oder "I'm out of the game" enthält. Nach einem Sturz, bei dem er sich Kopfverletzungen zuzog, wachte er nicht mehr auf.

Leonard Cohen begann seine lange und höchst erfolgreiche Karriere als Schriftsteller, in frühen Jahren schrieb er bereits einige vor allem in seinem Heimatland Kanada respektierte Romane und Gedichtbände, ehe er im Alter von 33 Jahren die erste Schallplatte veröffentlichte. "Songs of Leonard Cohen" zählt zu den prägendsten Alben der Musikgeschichte und ist typisch für Cohens musikalisches Schaffen: ein betont literarisches Album mit nicht immer ganz leicht verständlichen, komplexen Texten und einer sparsamen, sanften Instrumentierung. Einen ganz besonderen Charakter erhalten die allesamt fantastischen Songs wie "Suzanne", "The Stranger Song" oder "The Master Song" durch Cohens unverwechselbare Stimme, die bereits zu Beginn seiner musikalischen Karriere ziemlich tief war und über die Jahrzehnte hinweg immer noch tiefer wurde. Ein begnadeter Sänger war Leonard Cohen nie, was ihm natürlich selbst bewußt war (in "Tower of Song" brummt er selbstironisch: "I was born with the gift of a golden voice"); dennoch paßt diese ungewöhnliche Stimme perfekt zu den melancholisch-poetischen Klängen seiner Lieder - und sie ergibt einen reizvollen Kontrast zu den lieblichen Frauenstimmen im Hintergrund (seit seinem Comeback im Jahr 2001 überwiegend "the sublime Webb Sisters" / "die außergewöhnlichen Webb Sisters" - wie Cohen sie bei seinen Konzerten stets vorstellte - und Sharon Robinson), die ebenfalls zu fast jedem Cohen-Song gehören.

Sein großartiges Debüt machte Cohen sofort zu einem Star der internationalen Musikszene, mit den beiden Folgewerken "Songs from a Room" und "Songs of Love and Hate" zementierte er seinen Status. Beide Alben reichten von der Gesamtqualität her nicht an "Songs of Leonard Cohen" heran, führten dessen Stil aber konsequent fort und haben mit "Bird on the Wire", "The Partisan", "Joan of Arc" oder "Famous Blue Raincoat" (auch textlich einer der schönsten und poetischsten Cohen-Songs überhaupt) echte Klassiker zu bieten. Filmemacher Robert Altman untermalte übrigens 1971 seinen im Schnee spielenden, illusionslosen Spätwestern "McCabe & Mrs. Miller" mit Warren Beattie und Julie Christie mit drei Cohen-Stücken ("The Stranger Song", "Winter Lady" und "Sisters of Mercy") und startete einen Trend, was die Verwendung von Cohen-Songs in Film und TV betrifft (in Deutschland im gleichen Jahr komplimentiert durch Fassbinders "Warnung vor einer heiligen Nutte", der gar fünf Cohen-Songs enthält). Mit seinem vierten Studioalbum "New Skin for the Old Ceremony" (1974) entwickelte sich Cohens Musik erstmals in eine etwas andere Richtung, seine Stimme steht nicht mehr ganz so sehr im Mittelpunkt, da er sich von einem Orchester begleiten läßt. Das Resultat ist nicht unbedingt eines meiner Lieblingsalben von Cohen, enthält aber mit "Chelsea Hotel #2" (in dem er seine Begegnung mit Janis Joplin verarbeitet), "Lover Lover Lover" und speziell dem selbst für Cohens Verhältnisse extrem melancholischen, von einem jüdischen Gebet inspirierten "Who by Fire" (das allerdings in der Live-Version sogar noch viel besser ist).

Mit "Death of a Ladies' Man" folgte drei Jahre später sein mit Abstand bombastischstes Album, was ihn selbst allerdings unglücklich machte, denn die Zusammenarbeit mit dem berühmt-berüchtigten Produzenten Phil Spector endete ganz anders, als er sich das vorgestellt hatte - letztlich veröffentlichte Spector das Album mit einem musikalischen Pomp, der absolut nicht im Sinne des Komponisten und Sängers war. Entsprechend kontrovers wurde "Death of a Ladies' Man" besprochen, ich mag es jedoch sehr gern, da Cohen die von ihm gerne verwendete Ironie hier auf die Spitze treibt (wer sonst würde sich schon trauen, einen Songs namens "Don't Go Home with Your Hard-On" zu veröffentlichen?) und Spectors übertrieben pompöse Inszenierung dazu eigentlich ganz gut paßt - und sogar perfekt zu "Memories", wenn die Worte "I said all my faith to see / I said all my faith to see" mit grotesk anschwellender Orchestermusik und einem hymnischen Frauenchor regelrecht zelebriert werden, als handle es sich bei dem folgenden, die Spannung nach gefühlt endlos langer Verzögerung lösenden Vers "her naked body" um eine göttliche Offenbarung (auch etwas, äh, schmutzigere Interpretationen sind absolut möglich) ... Übrigens ist "Memories" (leider) der einzige Song des Albums, den Cohen später auf seinen Tourneen regelmäßig spielte, wenn auch in einer stark reduzierten Version.

Trotz der schlechten Erfahrungen mit Spector wandelte Cohen seinen Stil weiterhin. "Recent Songs" fiel relativ jazzig aus (Highlight ist allerdings die traurig-schöne Ballade "The Gypsy's Wife"), in den 1980er Jahren wandte sich der Songwriter (in gewisser Weise ähnlich wie die Rockgruppe Queen) immer stärker dem Pop zu, unterstützt von den für die Dekade typischen Synthesizer-Klängen. Entsprechend stammen aus diesem Jahrzehnt einige der zugänglichsten Songs von Leonard Cohen und einige seiner größten Erfolge - allen voran das möglicherweise am häufigsten gecoverte Stück der Musikgeschichte: "Hallelujah" aus dem Album "Various Positions" (1984). In "I'm Your Man" (1988) und "The Future" (1992) verfeinerte Cohen diesen vergleichsweise poppigen Stil noch und brachte Klassiker wie "First We Take Manhattan", das wunderbar ironische "I'm Your Man" und das im Film "Die Wonder Boys" mit Michael Douglas verwendete, fast achtminütige wehmütige Meisterwerk "Waiting for the Miracle" heraus - ehe er 1994 zum Entsetzen seiner Fans seinen Abschied von der Musik verkündete und sich in ein Zen-Kloster nahe Los Angeles zurückzog. Glücklicherweise hielt er es auf Dauer aber doch nicht ohne Musik aus, weshalb er 2001 mit dem gemeinsam mit seiner langjährigen Musik-Partnerin Sharon Robinson geschaffenen "Ten New Songs" (Highlight: "Alexandra Leaving") ein gefeiertes Comeback gab. Es folgte drei Jahre später das eher experimentelle "Dear Heather", trotz des großartigen "The Letters" (passenderweise ein Überbleibsel der "Ten New Songs"-Aufnahmen) für mich das schwächste Cohen-Album.

In den folgenden Jahren war Cohen unglücklicherweise größtenteils mit dem Prozeß gegen seine Managerin beschäftigt, die während der Abwesenheit ihres Chefs in den 1990er Jahren fast all sein Geld veruntreut hatte. Immerhin für seine Fans auf der ganzen Welt hatte diese unschöne Geschichte den schönen Nebeneffekt, daß die finanziellen Nöte Leonard Cohen dazu zwangen, wieder auf Tour zu gehen - was er eigentlich nicht mehr vorhatte. So war er von 2008 bis 2013 die meiste Zeit "on the road", am 6. Oktober 2008 konnte ich ihn in der Münchener Olympiahalle selbst live sehen - und es war ein großartiges Konzert mit einem bescheidenen, sympathischen Künstler, der auch mit 74 Jahren noch stimmlich alles gab auf der Bühne und dabei von einer exzellenten Band (und den Webb Sisters) begleitet wurde. Mit "Old Ideas" (Highlights: "Going Home" und "Amen") und dem bluesigen "Popular Problems" ("A Street", "Almost Like the Blues") veröffentlichte er 2012 und 2014 außerdem zwei weitere gelungene Alben, gefolgt Ende Oktober 2016 von seinem - wie wir nun wissen - letzten regulären Album "You Want it Darker", das er gemeinsam mit seinem Sohn Adam aufnahm und das zu den besten seiner langen Karriere zählt. Da es noch viel unveröffentlichtes Material gibt, dürfte es auf absehbare Zeit noch einige neue Veröffentlichungen geben, doch das ist für Fans natürlich nur ein schwacher Trost. Etwas ironisch ist es, daß Cohen nur wenige Wochen, nachdem sein Freund Bob Dylan als erster Musiker den Literaturnobelpreis zugesprochen bekam, stirbt - eine Ehrung, für die er ob der literarischen Qualität seiner Songtexte wie auch seiner Gedichte (die er neben seiner Musik weiterhin schrieb und in Buchform veröffentlichte) ebenfalls seit vielen Jahren im Gespräch war. Da der Nobelpreis nur an lebende Personen vergeben wird, kann es dazu nun nicht mehr kommen, immerhin gewann Cohen aber bereits 2011 den angesehenen Prinz-von-Asturien-Preis in der Kategorie "Geisteswissenschaften und Literatur".

Mit Leonard Cohen verliert die Welt einen der besten und anspruchsvollsten Songwriter aller Zeiten, dessen tiefe Stimme und dessen melancholische Poesie schmerzlich vermißt werden werden; doch seine Musik wird - auch dank garantiert weiterhin vielfältiger Verbreitung in Filmen und TV-Serien - noch sehr, sehr lange bestehen.

R.I.P. Leonard

Donnerstag, 10. November 2016

KUBO – DER TAPFERE SAMURAI (3D, 2016)

Originaltitel: Kubo and the Two Strings
Regie: Travis Knight, Drehbuch: Marc Haimes und Chris Butler, Musik: Dario Marianelli
Sprecher der Originalfassung: Art Parkinson, Charlize Theron, Matthew McConaughey, Ralph Fiennes, George Takei, Cary-Hiroyuki Tagawa, Rooney Mara
Sprecher der deutschen Synchronfassung: Ben Hadad, Nana Spier, Benjamin Völz, Joachim Tennstedt, Wolfgang Condrus, Stefan Bräuler, Katrin Fröhlich
 Kubo: Der tapfere Samurai
(2016) on IMDb Rotten Tomatoes: 97% (8,4); weltweites Einspielergebnis: $77,5 Mio.
FSK: 6, Dauer: 102 Minuten.

Der kleine, einäugige Kubo lebt im antiken Japan mit seiner psychisch schwer angeschlagenen Mutter Sariatu in einer Höhle auf den Klippen nahe eines Dorfs. Während Sariatu die meiste Zeit damit verbringt, in die Luft zu starren, verdient Kubo Geld als Geschichtenerzähler im Dorf – denn von seiner Mutter hat er das magische Talent geerbt, Geschichten durch "lebende" Origami-Figuren zum Leben erwecken zu können. Laut Sariatu war Kubos Vater Hanzo – der Held all seiner Erzählungen – ein mächtiger Samurai, der von Kubos bösem Großvater, dem Mondkönig, und seinen beiden Tanten getötet wurde. Diese sollen auch Kubos Auge geraubt haben und immer noch auf der Suche nach ihm sein, weshalb der Junge sich keinesfalls nach Sonnenuntergang im Freien aufhalten darf. Kubo glaubt das alles nicht so richtig, doch als er eines Tages tatsächlich zu spät aus dem Dorf in die Höhle zurückkehrt, wird er prompt von seinen zaubermächtigen Häscherinnen gefunden. Mit ihrer Magie bringt Sariatu Kubo im letzten Moment in Sicherheit, der nun drei mächtige Artefakte finden muß, um sein Leben auf Dauer zu retten. Unterstützung erhält er von einem kleinen Origami-Hanzo, dem auf magische Weise zum Leben erweckten Affen-Talisman Monkey und dem mannsgroßen Käfer Beetle, der sein Gedächtnis verloren hat, aber glaubt, einst Samurai in Hanzos Diensten gewesen zu sein …

Dienstag, 8. November 2016

Neues aus Hollywood: Eine Kinderbuch-Adaption und zwei Psycho-Thriller

Heute mal wieder mit drei Meldungen zu interessanten kommenden Filmprojekten:

  • Die Chance, erste Regisseurin bei einem Film des Marvel Cinematic Universe zu werden (bei "Black Panther"), hat sich die für ihr historisches Bürgerrechtsdrama "Selma" gefeierte Ava DuVernay 2015 entgehen lassen, weil sie angesichts Marvels strenger Rahmenvorgaben aus ihrer Sicht zu viele künstlerische Kompromisse hätte eingehen müssen. Das bedeutet aber natürlich nicht, daß sie sich stattdessen auf die faule Haut gelegt hätte. Vielmehr drehte die afroamerikanische Filmemacherin ein wenig für das US-Fernsehen, widmete ihre Zeit aber vor allem der kürzlich beim New Yorker Filmfestival vorgestellten Doku "13th", die sich intensiv mit dem, so die These, von Rassismus geprägten amerikanischen Justizsystem beschäftigt und als aussichtsreicher OSCAR-Kandidat gilt - der provokante Titel bezieht sich übrigens auf den Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung, der die Sklaverei verbietet ... Als nächstes ist für DuVernay wieder ein Spielfilm an der Reihe, der inhaltlich zur Abwechslung deutlich leichter ausfallen dürfte: In "A Wrinkle of Time", der Adaption eines phantastischen Kinderbuchs von Madeleine L'Engle (in Deutschland unter dem Titel "Die Zeitfalte" veröffentlicht und Auftakt einer Trilogie). Erzählt wird die von Jennifer Lee ("Die Eiskönigin") adaptierte Geschichte der 14-jährigen Meg Murry, deren Vater einst spurlos verschwand. Eines Nachts stehen drei alte Damen mit seltsamen Namen vor der Tür und bieten Meg und ihrem kleinen Bruder Charles an, ihnen bei der Suche nach ihrem Vater zu helfen, der sich angeblich nicht mehr auf der Erde befindet ... Die für ihre 13 Jahre bereits erstaunlich schauspielerfahrene Storm Reid ("12 Years a Slave") übernimmt die Hauptrolle der Meg, Deric McCabe spielt Charles. Deutlich namhafter sind erwartungsgemäß die Erwachsenenrollen besetzt: Chris Pine ("Star Trek") agiert als verschwundener Vater Dr. Alex Murry und Gugu Mbatha-Raw ("Jupiter Ascending") als Mutter Kate, dazu gesellen sich Reese Witherspoon ("Wasser für die Elefanten") als Mrs. Whatsit (in der deutschen Übersetzung: Frau Wasdenn), Oprah Winfrey ("Der Butler") als Mrs. Which (Frau Dergestalt) und Mindy Kaling ("Fast verheiratet") als Mrs. Who (Frau Diedas) sowie Zach Galifianakis ("Birdman"), Michael Peña ("Herz aus Stahl"), Bellamy Young (TV-Serie "Scandal"), André Holland (TV-Serie "The Knick") und Levi Miller ("Pan") in Nebenrollen. Die Dreharbeiten zu "A Wrinkle in Time" begannen letzte Woche in Los Angeles, in die Kinos soll der Film irgendwann 2018 kommen (ich könnte mir aber vorstellen, daß er, sofern rechtzeitig fertig, auf Weihnachten 2017 vorgezogen wird).

  • Zu den immer noch erschreckend wenigen renommierten Regisseurinnen in den USA zählt zweifellos auch Sofia Coppola, wenngleich ihr Stern nach den frühen Erfolgen mit "The Virgin Suicides" und vor allem dem melancholischen, OSCAR-prämierten Meisterwerk "Lost in Translation" doch etwas im Sinken begriffen war - "Marie Antoinette", "Somewhere" und "The Bling Ring" schnitten bei Kritikern und Publikum eher mittelmäßig ab. Vielleicht gelingt ihr die Trendwende ausgerechnet mit einem Remake, denn Don Siegels "The Beguiled" (in Deutschland: "Betrogen") aus dem Jahr 1971 war eine Adaption des Bürgerkriegs-Thriller-Dramas "A Painted Devil" von Thomas P. Cullinan aus dem Jahr 1971. Der Film, in dem Clint Eastwood einen verwundeten Nordstaaten-Soldaten verkörpert, der hinter feindlichen Linien in einem Mädchenpensionat gesundgepflegt wird, dort aber zum Spielball sexueller Intrigen wird, war nicht wirklich erfolgreich, erhielt aber gute Kritiken. Ich persönlich kann die jedoch nicht ganz nachvollziehen, denn wenngleich die düstere Story von "Betrogen" sehr stimmungsvoll inszeniert ist und Eastwood eine für ihn untypische Rolle überzeugend interpretiert, finde ich das Tempo etwas sehr gemächlich und die Handlungsweisen der Charaktere nicht immer glaubwürdig. Positiv formuliert: Für Coppolas gleichnamiges, von ihr selbst geschriebenes Remake gibt es genügend Ansatzpunkte, um die zweifellos spannende Prämisse noch deutlich effektiver und spannender umzusetzen. An der glänzenden Besetzung sollte das nicht scheitern: Colin Farrell ("Saving Mr. Banks") übernimmt Eastwoods Rolle des John McBurney, Nicole Kidman ("Australia") spielt die Schulleiterin Martha (damals von Geraldine Page verkörpert), Kirsten Dunst ("Melancholia") Lehrerin Edwina und Elle Fanning ("The Neon Demon") die 17-jährige Schülerin Carol; in weiteren Schülerinnen-Rollen sind Angourie Rice ("The Nice Guys") und Oona Laurence ("Elliot, der Drache") zu sehen. Auch hier hat die Produktion kürzlich begonnen, der  deutsche Kinostart ist allerdings bereits für den 22. Juni 2017 vorgesehen.

  • Um auch die männlichen Regisseure zu ihrem Recht kommen zu lassen: Der Däne Kristoffer Nyholm, bekannt als Stamm-Regisseur der international erfolgreichen Krimiserie "Kommissarin Lund" und vor wenigen Wochen im deutschen Fernsehen (bei Arte) mit dem britischen Grusel-Mehrteiler "Unsichtbare Besucher" vertreten, feiert sein Kinodebüt mit dem psychologischen Thriller "Keepers". Basierend auf einem Drehbuch der beiden Newcomer Celyn Jones und Joe Bone (das wiederum von einer lokalen Legende inspiriert ist) geht es um drei Leuchtturmwärter auf einer unbewohnten winzigen Insel vor der schottischen Küste, die zu erbitterten Rivalen werden, als sie etwas finden, das nicht auf die Insel gehört ... Dargestellt werden die drei Protagonisten von Gerard Butler ("Olympus Has Fallen"), Peter Mullan ("Gefährten") und dem jungen Joe Alwyn, der in Kürze als Hauptdarsteller von Ang Lees Anti-Kriegsfilm "Die irre Heldentour des Billy Lynn" sein Schauspieldebüt vor der Kamera gibt. Die Dreharbeiten sollen Anfang 2017 in Großbritannien stattfinden, mit dem Kinostart von "Keepers" ist daher im Herbst 2017 zu rechnen.

Quellen:

Sonntag, 6. November 2016

TV-Tips für die Woche 45/2016

Montag, 7. November:
Arte, 20.15 Uhr: "Mr. Smith geht nach Washington" (1939)
Passend zur US-Präsidentschaftswahl am Dienstag zeigt Arte den vermutlich optimistischsten Politfilm in der Geschichte des Kinos. In Frank Capras vom American Film Institute auf Platz 5 der inspirierendsten US-Filme aller Zeiten gewählter satirischer Tragikomödie wird der naive Pfadfinderführer Jefferson Smith (James Stewart in einer seiner besten Rollen) vom Gouverneur des Bundesstaates als Ersatz für den verstorbenen Senator nach Washington geschickt, in der Annahme, er könne problemlos gelenkt werden. Doch nach anfänglichen Problemen nimmt Mr. Smith die Herausforderungen des neuen Amtes an und will mit aller Kraft und gegen zahlreiche Widerstände Gutes für die Jugend bewirken. In Zeiten eines Wahlkampfes Clinton vs. Trump wirkt Capras Film noch mehr wie ein Märchen aus einer anderen Zeit und Welt als es ohnehin schon der Fall ist, die Eigenheiten des amerikanischen Politsystems (speziell das "Filibustern" in der Schlüsselszene des Films) rufen zudem außerhalb der USA vermutlich eher Befremden hervor - aber die Leidenschaft, mit der der große Filmemacher Frank Capra hier zeigt, wie auch der sprichwörtliche kleine Mann eine Demokratie zum Guten beeinflussen kann, macht ihn gerade in der heutigen Situation zunehmender Demokratieverdrossenheit zum Pflichtprogramm für jeden, der sich auch nur ansatzweise für Politik interessiert.

One, 20.15 Uhr: "Rabbit Hole" (2010)
In dem intensiven australischen Familiendrama versucht ein Ehepaar (Nicole Kidman und Aaron Eckhart), den Unfalltod des Sohnes zu verarbeiten.

Arte, 23.15 Uhr: "Iwan der Schreckliche I und II" (1944 und 1958)
Arte zeigt am Stück die beiden ersten Teile des monumentalen und mit Filmmusik von Sergej Prokofjew ("Peter und der Wolf") unterlegten Zaren-Biopics des sowjetischen Kinovisionärs Sergej M. Eisenstein ("Panzerkreuzer Potemkin"). Eigentlich wollte Eisenstein eine Trilogie drehen, die blieb jedoch unvollendet, da der seiner Hauptfigur gegenüber ziemlich kritische Teil II bei Stalin (euphemistisch formuliert) wenig Begeisterung auslöste und deshalb auch erst nach Stalins Tod und mehr als zehn Jahre nach der Fertigstellung veröffentlicht wurde. Mit dem Dreh zu Teil III war Eisenstein sogar schon ziemlich weit, Kunstbanause Stalin ließ jedoch fast alles Filmmaterial vernichten ...

Außerdem:
Little Big Soldier (Jackie Chan spielt in diesem tragikomischen Historienfilm einen einfachen Fußsoldaten, der nach einer Schlacht den gegnerischen Anführer gefangennimmt - hinter dem aber etliche Gruppierungen her sind; 20.15 Uhr um knapp drei Minuten gekürzt bei Tele 5)
Jack Reacher (unmittelbar vor dem Kinostart des zweiten Teils zeigt das ZDF um 22.15 Uhr noch einmal Tom Cruises ersten Einsatz als taffer Ex-Militärpolizist)