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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 31. August 2017

Neues aus Hollywood: Politisches von Jason Reitman und Gruseliges im "Hellboy"-Reboot

Heute mit zwei Meldungen:

  • Für einen Mann, der gerade erst die 40 überschritten hat, ist die Karriere des US-amerikanischen Regisseurs, Drehbuch-Autors und Produzenten Jason Reitman (der Sohn von "Ghostbusters"-Regisseur Ivan Reitman) schon sehr abwechslungsreich verlaufen. Zunächst schien es mit seiner schwarzhumorigen Satire "Thank You for Smoking", dem Coming of Age-Film "Juno" und dem satirischen Wirtschaftsdrama "Up in the Air" nur bergauf zu gehen, wofür auch vier OSCAR-Nominierungen für Reitman (eine für "Juno", drei für "Up in the Air") zeugen. Seitdem geht es jedoch deutlich nach unten - weder die Tragikomödie "Young Adult" mit Charlize Theron noch das romantische Drama "Labor Day" mit Kate Winslet noch das episodische Drama "#Zeitgeist" konnten die Kritiker überzeugen, auch Erfolg an den Kinokassen blieb aus. 2018 versucht Reitman mit der Mutterschaftskomödie "Tully" (wie in "Young Adult" mit Charlize Theron in der Hauptrolle, wie bei "Juno" und "Young Adult" mit Diablo Cody als Autorin) die Trendwende, doch sein nächstes Projekt nimmt bereits Formen an: "The Front Runner" wird ein Polit-Biopic über Gary Hart, einen beliebten demokratischen Politiker, der von 1975 bis 1987 Colorado im US-Senat vertrat und 1984 und 1988 an der Vorausscheidung zur Präsidentschaftswahl teilnahm. Beim zweiten Versuch war er der Favorit, bis er einen folgenschweren Fehler beging: Nachdem Gerüchte aufkamen, er habe eine außereheliche Affäre, lud er die Boulevardmedien ein, ihm gerne ständig zu folgen, denn er habe nichts zu verbergen. Die Reporter kamen der Aufforderung nach - und erwischten ihn bei einer außerehelichen Affäre! Was in den puritanisch geprägten USA natürlich das Aus für seine Kandidatur bedeutete. Ein interessanter Stoff also für einen Politfilm mit einer der Story angemessenen komödiantischen Note, wie er Reitman und seinen beiden im Thema bewanderten Co-Autoren Matt Bai (langjähriger politischer Korrespondent des "New York Times Magazine") und Jay Carson (erfahrener politischer Berater, der bereits die Netflix-Serie "House of Cards" mit seinem Wissen unterstützte) dem Vernehmen nach vorschwebt. Die Rolle des Gary Hart übernimmt Hugh Jackman ("Logan"), Vera Farmiga ("Conjuring") wird seine Gattin Lee spielen. Weitere Rollen gingen an J.K. Simmons ("Terminator: Genisys", als Harts Wahlkampfmanager), Kevin Pollak ("Red State", als ein Zeitungsverleger) und Kaitlyn Dever (TV-Serien "Justified" und "Last Man Standing", als Tochter der Harts). Einen Termin für den Drehstart gibt es noch nicht, aber da die Besetzung bereits steht, dürfte es wohl demnächst losgehen - sobald Reitman mit der Postproduktion von "Tully" fertig ist. Mit einem Kinostart wäre in dem Fall wohl Ende 2018 zu rechnen.

  • Seit Jahren haben Fans von Guillermo del Toros (der übrigens gerade mit seinem neuen Erwachsenen-Märchen "The Shape of Water" viel Lob beim Filmfestival in Venedig erfährt) "Hellboy"-Filmen mit Ron Perlman auf den Abschluß der geplanten Trilogie gehofft; noch Anfang 2017 zeigte sich del Toro bei Twitter recht optimistisch. Seit einigen Wochen ist klar: Daraus wird nichts mehr, es bleibt bei "Hellboy" aus dem Jahr 2004 und der noch besseren Fortsetzung "Hellboy: Die goldene Armee" von 2008. Da Ron Perlman nicht jünger wird (er ist inzwischen 67), lief die Zeit sowieso davon, was vielleicht auch ein Grund dafür war, daß sich die Rechteinhaber für einen kompletten Neuanfang entschieden. Viele Fans von del Toro und Perlman sind darüber verständlicherweise nicht begeistert und man kann davon ausgehen, daß zumindest einige von ihnen den neuen "Hellboy" boykottieren werden - dabei gibt es durchaus gute Argumente dafür, erst einmal abzuwarten und zu schauen, wie sich das Reboot entwickelt. Das wohl beste Argument ist, daß Mike Mignola, Schöpfer der Comicvorlage, stärker beteiligt ist als bei del Toros Filmen. Mignola verspricht unter anderem, daß der neue "Hellboy" sich tonal dichter an die Comics halten wird, was eine Verlagerung von den Comedy- und Fantasy-Elementen bei del Toro hin zu einem stärkeren Horrorfokus bedeuten sollte. Dafür spricht auch das Engagement von Neil Marshall als Regisseur, denn der Engländer schaffte seinen Durchbruch 2005 mit dem Horror-Meisterwerk "The Descent", in den letzten Jahren hat er sich einen Namen gemacht als Spezialist für spektakuläre Event-Episoden von TV-Serien wie "Game of Thrones", "Hannibal" oder "Black Sails". Das Drehbuch zum neuen "Hellboy" verfaßte Mike Mignola mit Andrew Cosby (Schöpfer der TV-Serie "Eureka") und Christopher Golden. Für Zuversicht sorgt auch, was bislang von der neuen Besetzung bekannt ist: Der dem Durchschnitts-Kinogänger zwar wohl eher nicht geläufige, aber sehr gute und unterschätzte David Harbour ("Zeiten des Aufruhrs", "Black Mass", "The Equalizer", TV-Serie "Stranger Things") übernimmt die schwere Aufgabe, das Erbe von Ron Perlman in der Titelrolle des dämonischen (Anti-)Superhelden anzunehmen, während Ian McShane ("Jack and the Giants", TV-Serien "Deadwood" und "American Gods") seinen Mentor Professor Broom gibt, der bisher von dem kürzlich verstorbenen John Hurt verkörpert worden war. Spannend ist die Entscheidung, "Resident Evil"-Amazone Milla Jovovich die Rolle als Bösewicht "Nimue the Blood Queen" (eine mächtige, böswillige Hexe) zu geben. Zudem wird die letztes Jahr für das Coming of Age-Drama "American Honey" gefeierte Sasha Lane die irischstämmige Alice Monaghan spielen, die als Kind von Hellboy gerettet wurde, nachdem sie ins Feenreich entführt worden war. Ein weiteres Mitglied von Hellboys Team innerhalb des Bureau for Paranormal Research and Defense sollte "Deadpool"-Antagonist Ed Skrein spielen, was jedoch zu einer Kontroverse führte, da besagter Ben Daimio in den Comics asiatischer Herkunft ist. Skrein wußte das nach eigener Aussage nicht, als er unterschrieb, und hat sich deshalb wieder aus dem Projekt zurückgezogen. Einen Ersatz gibt es noch nicht, dafür hat Penelope Mitchell (TV-Serie "The Vampire Diaries") die Rolle der Hexe Ganeida ergattert, die Nimue stoppen will. Übrigens: Hellboys Herkunftsgeschichte soll im Reboot nicht erneut erzählt werden, stattdessen heißt es, daß der Film in medias res geht und lediglich ein paar Flashbacks über Hellboys Vergangenheit geplant sind. Auch hier sollten die Dreharbeiten in Kürze beginnen, jedenfalls ist ein Kinostart irgendwann 2018 fest eingeplant (ich tippe auf Spätsommer oder Herbst).

Quellen:

Mittwoch, 30. August 2017

ATOMIC BLONDE (2017)

Regie: David Leitch, Drehbuch: Kurt Johnstad, Musik: Tyler Bates
Darsteller: Charlize Theron, James McAvoy, John Goodman, Toby Jones, Sofia Boutella, Eddie Marsan, Roland Møller, James Faulkner, Bill Skarsgård, Til Schweiger, Jóhannes Jóhannesson, Barbara Sukowa, Sam Hargrave, Daniel Bernhardt
 Atomic Blonde
(2017) on IMDb Rotten Tomatoes: 79% (6,6); weltweites Einspielergebnis: $100,1 Mio.
FSK: 16, Dauer: 115 Minuten.

Berlin, 1989, wenige Tage nach dem Fall der Mauer: Die britische Agentin Lorraine Broughton (Charlize Theron, "Prometheus") muß ihrem direkten Vorgesetzten Eric Gray (Toby Jones, "My Week with Marilyn"), dem MI6-Chef C (James Faulkner, "Underworld: Blood Wars") und auch dem hochrangigen CIA-Agenten Emmett Kurzfeld (John Goodman, "Flight") Bericht erstatten über die turbulenten Ereignisse der letzten zehn Tage. Alles begann mit dem gewaltsamen Tod des britischen Geheimagenten James Gascoigne (Sam Hargrave), der von dem zum Überlaufen bereiten Stasi-Offizier "Spyglass" (Eddie Marsan, TV-Serie "Ray Donovan") eine hochbrisante Liste mit den Namen aller aktiven Spione in der Sowjetunion erhielt. Ermordet wurde Gascoigne vom russischen Agenten Yuri Bakhtin (Jóhannes Jóhannesson, "Reykjavík-Rotterdam: Tödliche Lieferung"), der allerdings dem Reiz des Kapitalismus erliegt und die Liste nicht etwa seinem Vorgesetzten Aleksander Bremovych (Roland Møller, "Unter dem Sand") übergibt, sondern sie an den Meistbietenden verkaufen will. Gemeinsam mit ihrem ortskundigen, jedoch etwas außer Kontrolle seiner Vorgesetzten geratenen Kollegen David Percival (James McAvoy, "Wanted") soll Lorraine die Liste unbedingt wiederbeschaffen. Mit im Spiel sind allerdings auch noch die unerfahrene französische Agentin Delphine Lasalle (Sofia Boutella, "Star Trek Beyond") und ein geheimnisvoller Doppelagent namens Satchel, dessen Identität niemand kennt …

Montag, 28. August 2017

TV-Tips für die Woche 35/2017

Montag, 28. August:
Arte, 20.15 Uhr: "Münchhausen" (1943)
Zum 100. Geburtstag der UFA zeigt Arte eine Reihe der wichtigsten und besten Filme dieses deutschen Traditions-Filmstudios. Den Auftakt macht Josef von Bákys "Münchhausen", ein aufwendiges Abenteuer-Spektakel mit dem beliebten Hans Albers in der Titelrolle, das zu einer Zeit, als es für Deutschland im Zweiten Weltkrieg schon nicht mehr so rosig lief, den Bürgern Mut machen, sie vom Krieg ablenken und ihnen die deutsche Leistungsfähigkeit demonstrieren sollte. Das gelang sogar recht gut (vor fast 20 Millionen Kinogängern), denn "Münchhausen" ist ein sehenswerter Film mit für die damalige Zeit sehr eindrucksvollen Spezialeffekten und einem Drehbuch von Erich Kästner - das dieser wegen seines Berufsverbots durch die Nazis unter Pseudonym verfassen mußte (und mit einigen subtilen Seitenhieben gegen das Nazi-Regime anreicherte).

MDR, 23.05 Uhr: "Anastasia" (1956)
Klassisches Hochglanz-Romantikdrama von Anatole Litvak ("Drei Schwestern aus Montana"), in dem Ingrid Bergman eine junge Frau mit Amnesie spielt, die von dem russischen Exil-General Bounine (Yul Brynner) trainiert wird, um sich als totgeglaubte Tochter des ermordeten Zar Nikolaus II. auszugeben, um so an deren Geld zu gelangen. Während die vielen Zweifler versuchen zu beweisen, daß sie nicht Anastasia ist, beginnt Bounine, sich in sie zu verlieben.

Arte, 23.10 Uhr: "Wege zu Kraft und Schönheit" (1925)
Free-TV-Premiere des deutschen "Kulturfilms" (laut Wikipedia: ein populärwissenschaftlicher Dokumentarfilm), der den verbreiteten Körperkult während der Weimarer Republik aufgreift und dem altgriechischen Vorbild gemäß leicht bis gar nicht bekleidete, überwiegend den arischen Vorstellungen entsprechende Männer und Frauen (darunter übrigens Leni Riefenstahl, die sich später als Regisseurin der Filme zu Olympia 1936 in Berlin deutlich von "Wege zu Kraft und Schönheit" inspirieren ließ) ziemlich voyeuristisch bei Sport, Gymnastik und Tanz zeigt.

Außerdem:
Sein letztes Rennen (wenig originelle, aber überzeugend umgesetzte deutsche Tragikomödie, in der Dieter Hallervorden als Ex-Marathonstar, der in hohem Alter noch ein allerletztes Rennen bestreiten will, brilliert; 20.15 Uhr im RBB)
Captain America (Chris Evans' erster Auftritt als patriotischer Superheld beginnt richtig stark und witzig, wird gegen Ende aber zunehmend generisch; 20.15 Uhr bei Kabel Eins)

Dienstag, 29. August:
ARD, 22.45 Uhr: "Der große Trip - Wild" (2014)
Free-TV-Premiere des auf einer wahren Geschichte basierenden Selbstfindungsdramas über eine Frau (OSCAR-Nominierung für Reese Witherspoon), die einen Neustart in ihrem ziemlich verpfuschten Leben sucht, indem sie alleine den 1000 Meilen langen Weitwanderweg "Pacific Crest Trail" bewältigt.

Samstag, 26. August 2017

Samstags-Update (34/2017)

Keine Änderungen im deutschen Kinostartplan bis Ende Oktober (kein Wunder, ich habe Teil 1 meiner Herbstvorschau ja auch erst vorgestern fertiggestellt und gepostet ...):


Box Office-News:
In den deutschen Kinocharts verteidigt "Bullyparade - Der Film" problemlos die Führung, ein Rückgang um etwa die Hälfte auf gut eine Viertelmillion Zuschauer läßt Bullys selbsternanntes Ziel von mindestens zwei Millionen Kinogängern insgesamt aber noch nicht sicher erscheinen. Auf den Plätzen 2 bis 4 landen mit dem Gruselfilm "Annabelle 2" (ungefähr 150.000 Besucher), dem in Berlin spielenden Actionthriller "Atomic Blonde" mit Charlize Theron (gut 100.000) und dem deutschen 3D-Animationsfilm "Happy Familiy" (unter 100.000) gleich drei Neustarts.
Während die deutschen Kinozahlen schon ziemlich mager aussehen, gibt es in den USA sogar das mit Abstand schwächste Wochenende des Jahres (und das wird es sehr wahrscheinlich bleiben) - und obwohl Hurrikan Harvey natürlich nicht hilfreich ist, hätte es diesen Negativrekord auch ohne ihn gegeben, weil die Hollywood-Studios dieses Jahr einfach ziemlichen Mist gebaut haben, was den Startplan für den August betrifft. Nächste Woche wird es dank der Stephen King-Adaption "Es" zwar wieder deutlich nach oben gehen, diesmal kann es aber sein, daß ein Einspielergebnis im einstelligen Millionenbereich für die Spitze reichen wird; die Actionkomödie "Killer's Bodyguard" zielt nach den frühen Freitagsergebnissen auf ziemlich genau $10 Mio. ab. Und es gibt voraussichtlich nur einen weiteren Film über der $5 Mio.-Marke, nämlich "Annabelle 2" mit $7-8 Mio. am dritten Wochenende. Um den dritten Rang kämpfen mit jeweils nur gut $4 Mio. der französisch-kanadische, primär an Mädchen gerichtete 3D-Animationsfilm "Ballerina", der stark rezensierte Arthouse-Thriller "Wind River" und Steven Soderberghs Gaunerkomödie "Logan Lucky". Ich kann mich weißgott nicht erinnern, wann man zuletzt mit weniger als $5 Mio. einen Platz auf dem Treppchen erobern konnte! In Deutschland lief "Ballerina" bereits am 12. Januar an.

Quellen:

Donnerstag, 24. August 2017

KINOVORSCHAU HERBST 2017 (Teil 1)

Letztes Update vom 30. September: Ich habe den französischen Berlinale-Eröffnungsfilm "Django Ein Leben für die Musik" hinzugefügt, der am 26. Oktober startet.

Wir nähern uns wieder einmal mit großen Schritten der jährlichen Awards Season, auch wenn im deutschen Kinostartplan für September und Oktober sich die ganz großen OSCAR-Favoriten noch rar machen eher bekommen wir es mit einigen Überbleibseln des Sommerprogramms zu tun, aber generell gibt es eine vielversprechende Auswahl sowohl bei den Mainstream- als auch bei den Arthouse-Produktionen:

7. September:
Tom Cruise bleibt fleißig (auch wenn er, während ich dies schreibe, mit einem Knöchelbruch ausfällt): Nur wenige Monate nach "Die Mumie" erobert er erneut als Actionheld die Kinosäle, diesmal geht es unter der bewährten Regie von Doug Liman (mit dem Cruise bereits "Edge of Tomorrow" drehte) aber sicher bodenständiger zu. Wobei das vielleicht doch das falsche Wort ist, denn Cruise spielt in dem auf einer wahren Story beruhenden satirischen Actionthriller den Piloten Barry Seal, der in den 1980er Jahren dreisterweise gleichzeitig als Drogenschmuggler wie auch als CIA-Agent in der Region zwischen den USA und Mittel- und Südamerika tätig war – und das jahrelang höchst erfolgreich! Die Vorabkritiken des in den USA erst Ende September anlaufenden Films sind erfreulicherweise überwiegend positiv ausgefallen.

"The Circle":
Wenige Monate nach ihrem Milliarden-Dollar-Erfolg "Die Schöne und das Biest" kehrt Emma Watson auf die große Leinwand zurück in dieser laut Kritikern leider sehr mäßigen Verfilmung eines Bestsellers von Dave Eggers ("Ein Hologramm für den König"). In dem Tech-Thriller des aufstrebenden Regisseurs James Ponsoldt ("The Spectacular Now") spielt sie die junge Mae, die zu einem erfolgreichen Internetkonzern namens "The Circle" stößt, dessen von Tom Hanks verkörperter Gründer Eamon Bailey Mae schon bald protegiert. Dort verunsichert sie jedoch ein mysteriöser Mitarbeiter namens Ty ("Star Wars"-Star John Boyega) mit ominösen Warnungen über die ethisch fragwürdigen wahren Absichten des Unternehmens.

"Meine Cousine Rachel":
Die Geschichten der britischen Schriftstellerin Daphne du Maurier dienten bereits oft als Basis cineastischer Meisterwerke – vor allem Sir Alfred Hitchcock wußte du Mauriers atmosphäisch-gruselige Storys kongenial umzusetzen, wie er vor allem mit seinem herausragenden Frühwerk "Rebecca" (1940) und dem deutlich bekannteren, wenn auch sich relativ lose an die Vorlage haltenden "Die Vögel" (1963) bewies (auch Nicolas Roegs Kultfilm "Wenn die Gondeln Trauer tragen" ist übrigens eine du Maurier-Adaption). Auch ihr Roman "Meine Cousine Rachel" wurde bereits vor Jahrzehnten erfolgreich verfilmt, unter der Regie von Henry Koster agierte OSCAR-Gewinnerin Olivia de Havilland an der Seite von Richard Burton in der Rolle der enigmatischen, äußerst anziehenden Schönheit. In Roger Michells ("Notting Hill") trotz einer eher konservativen Umsetzung positiv rezensierter Verfilmung ist es mit Rachel Weisz ("Ewige Jugend") ebenfalls eine OSCAR-Gewinnerin, die als Rachel eine glänzende Vorstellung abliefert. Erzählt wird die stimmungsvolle Geschichte jedoch aus der Perspektive des als Waise aufgewachsenen Philip (Sam Claflin, "Snow White and the Huntsman"), der Rachel für die Mörderin seines Vormunds – ihres Ehemanns – hält und deshalb einen Racheplan gegen sie ausheckt. Daß er gleichzeitig immer stärkere romantische Gefühle für sie entwickelt, macht die Situation noch komplizierter.

"Das schaffen wir schon":
Der perfekte Film zur Bundestagswahl: In Andreas Arnstedts ("Die Entbehrlichen") mutmaßlich recht schriller Polit- und Gesellschaftssatire versuchen deutsche Spitzenpolitiker – inklusive Kanzlerin Merkel (Manuela Biedermann) – zwei Tage vor der Wahl in einer TV-Talkshow noch ein letztes Mal, Wähler von ihrer Partei zu überzeugen, als plötzlich die arbeitslose Susanne (Marie Schöneburg) in dem Studio auftaucht und die versammelte hochkarätige Politikerriege kurzerhand als Geiseln nimmt! Laut IMDb-Besetzungsliste tauchen auch Putin und Erdogan im Film auf …

"Immer noch eine unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft":
2006 rüttelte der frühere Fast-US-Präsident Al Gore mit seiner engagierten, kommerziell sehr erfolgreichen und OSCAR-prämierten Klimawandel-Doku "Eine unbequeme Wahrheit" vor allem das bekanntlich besonders klimawandelskeptische US-Publikum auf. Elf Jahre später sitzt ein Mann auf dem Präsidentenstuhl im Weißen Haus, der den Klimawandel schon mal öffentlich als Erfindung der Chinesen bezeichnet. Tja, da braucht man sich nicht zu wundern, wenn Al Gore sich erneut in der Verantwortung fühlt, Donald Trump und seine wissenschaftsfeindlichen Freunde mit ein paar unbequeme Wahrheiten zu konfrontieren. Zugegeben: Der Film – der auch Gores wenig beneidenswerte Bemühungen schildert, global auf Politiker einzuwirken – wurde schon gedreht, als Trump noch ein vermeintlich aussichtsloser Präsidentschaftskandidat war, außerdem werden er und seine Kumpels aus der Energiebranche sich Gores neuen Versuch, die Amerikaner quasi in letzter Sekunde aufzurütteln, sowieso nicht ansehen. Aber das ändert ja nichts daran, daß "Immer noch eine unbequeme Wahrheit" eine wichtige Doku zu einen unfaßbar wichtigen Thema ist – auch wenn aufgeklärte Zuschauer (wie schon beim ersten Film) wahrscheinlich nicht allzu viel wirklich Neues erfahren werden.

Mittwoch, 23. August 2017

PLANET DER AFFEN: SURVIVAL (2017)

Originaltitel: War for the Planet of the Apes
Regie: Matt Reeves, Drehbuch: Mark Bomback und Matt Reeves, Musik: Michael Giacchino
Darsteller: Andy Serkis, Woody Harrelson, Karin Konoval, Terry Notary, Steve Zahn, Michael Adamthwaite, Amiah Miller, Judy Greer, Ty Olsson, Sara Canning, Gabriel Chavarria, Timothy Webber, Aleks Paunovic, Alessandro Juliani, Max Lloyd-Jones, Dean Redman, Chad Rook, Devyn Dalton, Roger Cross, Toby Kebbell
 Planet der Affen: Survival
(2017) on IMDb Rotten Tomatoes: 94% (8,2); weltweites Einspielergebnis: $490,7 Mio.
FSK: 12, Dauer: 140 Minuten.

Caesars (Andy Serkis, "Der Hobbit") Rivale Koba ist tot, doch der von ihm angezettelte Krieg gegen die Reste der Menschheit ist auch zwei Jahre später noch im Gange. Da der weiterhin auf Frieden zwischen den Spezies hoffende Caesar sich mit den meisten Affen in die Wälder zurückgezogen hat und nur zur Selbstverteidigung kämpft, sieht es aus, als könnten die vom fanatischen Colonel (Woody Harrelson, "Die Tribute von Panem") angeführten und von einigen verbliebenen Getreuen Kobas unterstützten Menschen gewinnen. Nachdem Caesars versteckte Basis aufgeflogen ist, schickt er die Affen auf den Weg zu einem geschützt gelegenen und menschenleeren Ort, den sein Sohn Blue Eyes (Max Lloyd-Jones) und Caesars Stellvertreter Rocket (Terry Notary, "Kong: Skull Island") auf einer Erkundungstour gefunden haben. Caesar selbst will derweil den Colonel aufsuchen und so die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich lenken. Begleitet von seinen engsten Freunden Rocket und Maurice (Karin Konoval) sowie dem kampfstarken Gorilla Luca (Michael Adamthwaite) bricht er auf, doch der Colonel ist bereits in den Norden gezogen, scheinbar um sich mit noch mehr Soldaten zu treffen. Während sie den Soldaten folgen, treffen Caesar und seine Gefährten auf den ortskundigen Schimpansen Bad Ape (Steve Zahn, "Dallas Buyers Club"), der ihnen hilft, aber immer wieder auch auf Menschen, die die Fähigkeit zum Sprechen verloren zu haben scheinen – unter ihnen ein junges Mädchen (Amiah Miller, "Lights Out"), das sie auf Maurices Drängen hin mitnehmen, da es alleine sicher sterben würde …

Montag, 21. August 2017

TV-Tips für die Woche 34/2017

Montag, 21. August:
Arte, 22.10 Uhr: "If ..." (1968)
In Großbritannien ein absoluter Kultfilm, im Rest der Welt trotz seiner sehr britischen Thematik zu Unrecht deutlich weniger bekannt ist Lindsay Andersons allegorischer Jugendfilm-Klassiker, in dem der spätere "Uhrwerk Orange"-Star Malcolm McDowell in seinem furiosen Kinodebüt eine Rebellion gegen die äußerst strengen Sitten an einer Privatschule für Jungs anzettelt.

Außerdem:
American Hustle (inhaltlich eher mittelmäßige, aber unterhaltsam inszenierte und mit Christian Bale, Amy Adams, Bradley Cooper, Jennifer Lawrence und Jeremy Renner grandios besetzte Gaunerkomödie, die für zehn OSCARs nominiert wurde; 22.15 Uhr im ZDF)

Dienstag, 22. August:
Disney Channel, 20.15 Uhr: "Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten" (1984)
Robert Zemeckis' Abenteuerkomödie mit Michael Douglas, Kathleen Turner und Danny DeVito ist deutlich von "Indiana Jones" inspiriert - die Qualität des Vorbilds wird zwar nicht erreicht, Spaß macht das Südamerika-Abenteuer aber zweifellos.

ARD, 22.45 Uhr: "Das Glück an meiner Seite" (2014)
Free-TV-Premiere des ein wenig an "Ziemlich beste Freunde" erinnernden Dramas von George C. Wolfe über eine an ALS erkrankte Pianistin (Hilary Swank), die eine enge Freundschaft zu ihrer unkonventionellen neuen Pflegerin ("Shameless"-Star Emmy Rossum) entwickelt. Bei den Kritikern kam der Film nicht allzu gut an (zu klischeehaft, zu manipulativ), beim Kinopublikum deutlich besser.

Außerdem:
Violet & Daisy (Free-TV-Premiere der ungewöhnlichen Mischung aus schwarzer Actionkomödie und Charakterdrama mit Saoirse Ronan, Alexis Bledel und James Gandolfini; um 22.10 Uhr bei Tele 5)

Sonntag, 20. August 2017

Nachruf: Jerry Lewis (1926-2017)

Er war über Jahrzehnte hinweg einer der bekanntesten und beliebtesten Komiker weltweit: Jerry Lewis. Der als Nachkomme russischer Juden in Newark geborene Lewis brachte die Menschen mit spielerischer Leichtigkeit zum Lachen - obwohl er privat durchaus mit Dämonen zu kämpfen hatte (etwa einer Medikamentenabhängigkeit als Folge anhaltender Rückenprobleme) -, konnte aber ebenso in seinen vergleichsweise seltenen ernsten Rollen überzeugen. Heute starb Jerry Lewis im Alter von 91 Jahren.

Ich gebe zu, ich war nie ein großer Fan von Jerry Lewis. Bei seinen Auftritten in TV-Talkshows in gesetztem Alter fand ich ihn stets sehr unterhaltsam, doch in seinen in der Regel auf simple Prämissen aufgebauten Kinokomödien verlieren Lewis' fraglos unnachahmliche Grimassen und sein eher eindimensionaler, familienfreundlicher und repetitiver Slapstick-Humor auf Dauer ihre Wirkung. Das hat Lewis allerdings nicht daran gehindert, auf dem Höhepunkt seines Erfolges in den 1960er Jahren große Kassenhits wie "Hallo, Page!" und "Aschenblödel" (beide 1960) sowie die von ihm selbst inszenierten "Der Bürotrottel" (1961) und vor allem "Der verrückte Professor" (1963, gut 30 Jahre später mit einem sehr erfolgreichen Remake mit Eddie Murphy versehen) zu erzielen. All diese Filme haben sich ihren Erfolg mit einigen ungemein witzigen Szenen und einem stets alles gebenden Hauptdarsteller Jerry Lewis verdient, aber wie gesagt: Auf Dauer funktionieren sie meiner Meinung nach nur bedingt. Das liegt vermutlich auch daran, daß Lewis mit kürzeren Auftritten bekannt wurde, denn er begann seinen Aufstieg im Showbusiness als eine Art Stand-Up-Komiker, der gemeinsam mit dem Sänger und späteren "Rat Pack"-Mitglied Dean Martin den Durchbruch zu Superstars schaffte. Ich habe leider nur einige Ausschnitte ihrer Auftritte gesehen (und weiß gar nicht, ob viel mehr erhalten ist), aber wie sich Lewis und Martin in ihren komplett improvisierten Shows (zunächst auf der Bühne, dann im Fernsehen und in mehr als einem Dutzend Kinofilmen - sogar zu DC-Comichelden wurde das Duo!) mit ungeheurem Charisma gegenseitig die Bälle zuspielten, das ist ganz einfach von allerhöchstem Unterhaltungswert (wenn auch inhaltlich oft eine aus heutiger Sicht höchst politisch unkorrekte Macho-Show).

Daß Jerry Lewis mehr als "nur" Klamauk konnte, das zeigte er erst, als sich das Publikum erkennbar an seinen immer ähnlichen Komödien sattgesehen hatte und auch seine "The Jerry Lewis Show" bei NBC 1969 abgesetzt wurde. Oder zumindest wollte er es, doch die Zweiter Weltkriegs-Tragikomödie "The Day the Clown Cried" (1972) gelangte nie zur Aufführung. Lewis führte Regie, schrieb am Drehbuch mit und spielte die Hauptrolle eines deutschen Clowns, der einen ganz miesen Tag hat, an dem er zuerst mitbekommt, daß er gefeuert werden soll, sich daraufhin in einer Bar betrinkt, dort lautstark auf Hitler schimpft und prompt festgenommen und als politischer Häftling in ein KZ gebracht wird. Dort versucht er, die jüdischen Kinder von den grauenvollen Lagerzuständen abzulenken. Öffentlich gezeigt wurde der Film nie, da zunächst das Geld ausging (Lewis selbst finanzierte die letzten Drehtage) und dann herauskam, daß der Produzent, der das Projekt anstieß, nie die Rechte für das ursprüngliche Drehbuch erwarb. Und da die Autorin mit dem fertigen Film höchst unzufrieden war, darf dieser bis heute nicht gezeigt werden. Lewis selbst hat später übrigens den Film als "schlecht" bezeichnet, jedoch Roberto Benignis auf einer ähnlichen Prämisse aufbauenden OSCAR-Gewinner "Das Leben ist schön" als zwar von ihm geklaut, aber sehr gut gelobt.

Knapp zehn Jahre später konnte Lewis doch noch sein Können als ernsthafter Schauspieler beweisen, als ihn Martin Scorsese für seine satirische und sehr düstere Tragikomödie "King of Comedy" anheuerte, in der Lewis höchst überzeugend einen beliebten Entertainer spielt, der von einem von Robert De Niro verkörperten Stalker entführt wird (die Rolle bescherte ihm eine Nominierung bei den britischen BAFTA Awards). Der Film war seinerzeit ein kommerzieller Flop, gilt inzwischen aber als Klassiker. Anschließend absolvierte Jerry Lewis nur noch wenige, meist kurze Gastauftritte in Kino oder TV, abgesehen von der Titelrolle als alter Jazzpianist in dem Drama "Max Rose" aus dem Jahr 2013, wofür Lewis zwar viel Lob erhielt, der Film selbst aber nicht. OSCAR-Material waren Lewis' Filme zwar nie (immerhin wurde er 1966 für "Boeing, Boeing" für einen Golden Globe nominiert), seine unermüdliche wohltätige Arbeit wurde jedoch 2009 mit einem Ehren-OSCAR gewürdigt.

Am 20. August 2017 starb Jerry Lewis in Las Vegas mit 91 Jahren eines natürlichen Todes.
R.I.P.
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Samstag, 19. August 2017

Samstags-Update (33/2017)

Keine Änderungen im deutschen Kinostartplan bis Ende August:


Box Office-News:
Keine Überraschung in den deutschen Charts: "Bullyparade - Der Film" übernimmt mit weitem Abstand die Spitze, wenngleich die Zahlen aus Bullys bester Zeit erwartungsgemäß bei weitem nicht mehr erreicht werden. "Der Schuh des Manitu" eröffnete 2001 noch mit fast einer Million Zuschauern, "(T)Raumschiff Surprise" drei Jahre darauf sogar mit über zwei Millionen, wogegen sich das voraussichtlich letzte "Bullyparade"-Kinoabenteuer nun mit etwa einer halben Million Besuchern begnügen muß (was dem Niveau von "Lissi und der wilde Kaiser" entspricht). Das war Bully aber selbst klar, der vorab als Ziel ein Gesamtergebnis von mindestens zwei Millionen Kinogängern nannte, was mit diesem Start zu erreichen sollte (sofern die Mundpropaganda einigermaßen stimmt). Das übrige Kinoprogramm ist unter "ferner liefen" zu finden, womöglich schafft kein weiterer Film sechsstellige Zuschauerzahlen; Platz 2 bis 5 sollten "Ich - Einfach unverbesserlich 3", "Planet der Affen 3", der neue belgische Animationsfilm "Bigfoot Junior" und "Der dunkle Turm" mit hohen fünfstelligen Zahlen unter sich ausmachen.
In den USA erobern Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson mit ihrer Actionkomödie "Killer's Bodyguard" trotz mittelmäßiger Kritiken mit soliden rund $20 Mio. die Spitze der Charts und verdrängen damit den Gruselfilm "Annabelle 2" auf Platz 2, der in seiner zweiten Woche noch auf etwa $15 Mio. kommt. Steven Soderberghs Kino-Comeback mit der Gaunerkomödie "Logan Lucky" tut sich dagegen trotz starker Rezensionen und namhafter Besetzung (Channing Tatum, Daniel Craig, Katie Holmes, Adam Driver) schwer, mit $7-8 Mio. reicht es im Zweikampf mit "Dunkirk" nur zu Platz 3 oder 4. In Deutschland startet "Killer's Bodyguard" am 31. August, "Logan Lucky" folgt am 14. September.

Quellen:

Donnerstag, 17. August 2017

THE PROMISE – DIE ERINNERUNG BLEIBT (2016)

Regie: Terry George, Drehbuch: Robin Swicord und Terry George, Musik: Gabriel Yared
Darsteller: Oscar Isaac, Charlotte Le Bon, Christian Bale, Marwan Kenzari, Angela Sarafyan, Shoreh Aghdashloo, Kevork Malikyan, Rade Serbedzija, Daniel Giménez-Cacho, Igal Naor, Tom Hollander, James Cromwell, Aaron Neil, Stewart Scudamore, Alicia Borrachero, Andrew Tarbet, Tamer Hassan, Numan Acar, Milene Mayer, Jean Reno, Michael Stahl-David
The Promise: Die Erinnerung bleibt
(2016) on IMDb Rotten Tomatoes: 51% (5,7); weltweites Einspielergebnis: $12,4 Mio.
FSK: 12, Dauer: 133 Minuten.

Türkei, 1914: Der junge armenische Apotheker Michael Boghosian (Oscar Isaac, "Agora") geht eigens eine Verlobung ein, um mit der Mitgift sein Medizinstudium in Konstantinopel finanzieren zu können. Obwohl er tatsächlich beabsichtigt, Maral (Angela Sarafyan, TV-Serie "Westworld") nach seinem Studium zu heiraten, verliebt er sich bald in die schöne Zeichnerin Ana Khesarian (Charlotte Le Bon, "The Walk"), die in Paris studierte und nun mit dem unbeherrschten, aber aufrechten amerikanischen AP-Korrespondenten Chris Myers (Christian Bale, "The Big Short") liiert ist. Dann bricht der Erste Weltkrieg aus und die große armenische Minderheit wird von den türkischen Truppen brutal unterdrückt, es kommt gar zu Massakern. Michaels Kommilitone und Freund Emre Ogan (Marwan Kenzari, "Die Mumie") – Sohn eines hochrangigen türkischen Beamten – kann ihn zunächst vor Schlimmerem bewahren, doch Emres nationalistischer Vater sorgt schließlich dafür, daß Michael in ein Strafgefangenenlager gebracht wird …

Mittwoch, 16. August 2017

ANNABELLE (2014)

Regie: John R. Leonetti, Drehbuch: Gary Dauberman, Musik: Joseph Bishara
Darsteller: Annabelle Wallis, Ward Horton, Alfre Woodard, Tony Amendola, Brian Howe, Kerry O'Malley, Eric Ladin, Ivar Brogger, Gabriel Bateman, Joseph Bishara
Annabelle
(2014) on IMDb Rotten Tomatoes: 28% (4,5); weltweites Einspielergebnis: $257,6 Mio.
FSK: 16, Dauer: 99 Minuten.

USA, 1970: Mia (Annabelle Wallis, "Die Mumie") und John Gordon (Ward Horton) freuen sich riesig, als Mia schwanger wird. Zur Feier des Tages schenkt John seiner Ehefrau eine seltene Porzellanpuppe, die ihre sorgfältig gehegte Sammlung vervollständigt. Doch das Familienglück ist nicht von Dauer, denn eines Nachts ermorden Satanisten ihre Nachbarn und anschließend dringen sie auch bei den Gordons ein, wo sie Mia schwer verletzen, ehe sie von der Polizei zur Strecke gebracht werden können – wobei eine Satanistin die neue Puppe in der Hand hat, als sie stirbt. Das ungeborene Baby kann derweil gerettet werden, doch Mia ist fortan bettlägerig – und wird schon bald von seltsamen Geräuschen und anderen unerklärlichen Geschehnissen im Haus verstört. Und irgendwie scheint immer die Puppe in der Nähe zu sein …

Montag, 14. August 2017

TV-Tips für die Woche 33/2017

Montag, 14. August:
Arte, 20.15 Uhr: "Reise nach Indien" (1984)
Der letzte und für elf OSCARs nominierte Film der britischen Filmemacher-Legende David Lean ("Die Brücke am Kwai", "Lawrence von Arabien") ist ein schwelgerisches, dramatisches Epos über Adela (Judy Davis), die in den 1920er Jahren mit ihrer zukünftigen Schwiegermutter nach Indien fährt, wo ihr Verlobter Ronny arbeitet. Adela ist von den gesellschaftlichen Zuständen und der kompletten Abkapselung der Briten von den Einheimischen ziemlich schockiert und zweifelt schnell an ihrem Verlobten - dann lernt sie den charmanten indischen Arzt Dr. Aziz kennen. Beide fühlen sich zueinander hingezogen, eine romantische Beziehung ist angesichts ihrer Herkunft und Erziehung jedoch völlig ausgeschlossen ...

Arte, 22.50 Uhr: "Herr der Fliegen" (1963)
Die erste Verfilmung des berühmten metaphorisch gesellschaftskritischen Romans von William Golding ist noch immer die beste und beklemmendste: Etliche präpubertäre britische Kinder sind nach einem Flugzeugabsturz auf einer unbewohnten Insel im Pazifik auf sich allein gestellt - schnell bilden sich Hierarchien heraus, wobei sich alles auf zwei konkurrierende Gruppen fokussiert. Deren Vorstellungen davon, wie man in der neuen Situtation leben und überleben soll, unterscheiden sich stark, womit Konflikte vorprogrammiert sind.

Außerdem:
Die drei Musketiere (actionreiche Version des Dumas-Klassikers von "Resident Evil"-Regisseur Paul W.S. Anderson; 20.15 Uhr bei Kabel Eins)
Bad Neighbors (derbe, aber trotzdem erstaunlich charmante Komödie mit Seth Rogen, Rose Byrne und Zac Efron über einen Kleinkrieg zwischen einem Ehepaar mit Neugeborenem und einer Studentenverbindung im Nachbarhaus; 22.15 Uhr im ZDF)
Alien vs. Predator (ordentlich beginnendes, in der zweiten Hälfte jedoch stark nachlassendes Crossover der beiden Kult-Horrorfilmreihen; 22.25 Uhr bei Kabel Eins)

Dienstag, 15. August:
3sat, 20.15 Uhr: "Die Reifeprüfung" (1967)
Zu Dustin Hoffmans 80. Geburtstag zeigt 3sat den Film, der ihn zum Weltstar machte: In der leisen Tragikomödie von Mike Nichols spielt er den ziellosen College-Absolventen Benjamin, der zu den Songs von Simon & Garfunkel von der älteren Mrs. Robinson (Anne Bancroft) in die Liebe eingeführt wird.

ARD, 22.45 Uhr: "Für immer Adaline" (2015)
Free-TV-Premiere der amerikanischen Edelromanze über die schöne Adaline (Blake Lively), die nach einem schlimmen Unfall in den 1930er Jahren aufhört, zu altern! Da dies logischerweise ziemlich auffällig ist, wird sie zwangsweise zu einer Vagabundin, die nie sehr lange an einem Ort bleibt, um nicht aufzufliegen. Doch in unserer Gegenwart trifft sie zufällig auf einen älteren Mann (Harrison Ford), der sie aus seiner Vergangenheit wiedererkennt ...

Samstag, 12. August 2017

Samstags-Update (32/2017)

Erstaunlich kurz vor dem geplanten Start Ende August hat die hochgelobte Literaturverfilmung "Mudbound" mit Carey Mulligan und Jason Clarke ihren Platz im deutschen Startplan verloren, Ersatztermin gibt es noch keinen:


Box Office-News:
Nachdem sich am vorangegangenen Wochenende knapp "Planet der Affen: Survival" die Spitze der deutschen Kinocharts sichern konnte, holt sich "Ich - Einfach unverbesserlich 3" nun wieder locker die Krone zurück und steigert sich dank des kinofreundlichen Wetters womöglich sogar leicht auf gut eine Viertelmillion Zuschauer. Um Platz 2 gibt es wohl einen Fünfkampf, sowohl die neue Stephen King-Adaption "Der dunkle Turm" als auch "Planet der Affen 3", "Ostwind 3", "Grießnockerlaffäre" und "Emoji" zielen auf 150.000 Besucher ab - was für "Planet der Affen 3" nach dem verhaltenen Start einen recht niedrigen prozentualen Rückgang bedeuten würde, der allerdings dadurch stark relativiert wird, daß sich "Ostwind 3", "Grießnockerlaffäre" und "Emoji" im Vergleich zur Vorwoche wie der alte und neue Spitzenreiter verbessern würden.
In den USA wird die letztes Wochenende mit einem Nummer 1-Film unterhalb der $20 Mio.-Marke noch ziemlich brachliegende Kinolandschaft ironischerweise ausgerechnet durch einen Horrorfilm wiederbelebt: "Annabelle 2", ein Prequel zu dem vor drei Jahren sehr erfolgreichen "Conjuring"-Spin-Off "Annabelle" startet mit $35-40 Mio. auf Platz 1 auf dem gleichen Niveau wie der Vorgänger ($37,1 Mio.) - was bedeutet, daß die nun guten Kritiken für die potentiellen Zuschauer offenbar schwerer wiegen als die Erinnerung an den ziemlich miesen ersten Teil. Auf den weiteren Plätzen der Charts sieht es allerdings ziemlich düster aus: "Dunkirk" könnte auf Platz 2 gerade noch die $10 Mio.-Marke knacken, dahinter landet der Animationsfilm "The Nut Job 2" mit etwa $8 Mio. wohl knapp vor "Der dunkle Turm" auf Rang 3. "The Nut Job 2" schafft damit nicht einmal die Hälfte des ersten Teils, der im Januar 2014 mit $19,4 Mio. zum Auftakt überraschte. Zwar hat niemand erwartet, daß die Fortsetzung das wiederholen könnte, doch auf zumindest einen zweistelligen Millionenwert hatten die Produzenten sicher gehofft - zumal ob eines extrem breiten Starts in 4000 Kinos. Knapp in die Top 10 wird es mit $5 Mio. (in nur 1500 Kinos) voraussichtlich auch noch die mittelmäßig besprochene Literaturverfilmung "Schloß aus Glas" mit Brie Larson schaffen. In Deutschland wird "Annabelle 2" am 24. August in die Kinos kommen, "Schloß aus Glas" am 21. September; "The Nut Job 2" hat noch keinen Starttermin.

Quellen:

Donnerstag, 10. August 2017

DUNKIRK (2017)

Regie und Drehbuch: Christopher Nolan, Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Fionn Whitehead, Aneurin Barnard, Harry Styles, Kenneth Branagh, James D'Arcy, Mark Rylance, Tom Glynn-Carney, Cillian Murphy, Barry Keoghan, Tom Hardy, Jack Lowden, John Nolan, Michael Caine (Stimme)
Dunkirk
(2017) on IMDb Rotten Tomatoes: 92% (8,7); weltweites Einspielergebnis: $530,4 Mio.
FSK: 12, Dauer: 107 Minuten.

Strand von Dünkirchen in Frankreich, Frühjahr 1940: Die britischen und französischem Truppen haben dem deutschen Feind kaum noch etwas entgegenzusetzen, Hunderttausende Soldaten warten und hoffen nur noch auf ihre Evakuierung, bevor die Nazis die letzte Verteidigungslinie durchbrochen haben. Doch Rettung ist fern, denn der Luftraum wird von deutschen Bombern, Stukas und Jägern beherrscht, während die britischen Zerstörer wegen des flachen Wassers nicht nahe genug an den Strand herankommen, um eine zügige Evakuierung zu gewährleisten. Stattdessen sitzen Soldaten wie Tommy (Fionn Whitehead), Gibson (Aneurin Barnard, TV-Serie "The White Queen") und Alex (Harry Styles) wie auf dem Präsentierteller – und wer das Glück hat, es auf eines der Schiffe zu schaffen, der bereut es schnell wieder, wenn deutsche Bomber und U-Boote angreifen. Da die britische Armeeführung genau weiß, daß Hitlers nächstes Ziel Großbritannien sein wird, kann man auch nicht alles riskieren, um die von Commander Bolton (Sir Kenneth Branagh, "Jack Ryan: Shadow Recruit") und Captain Winnant (James D'Arcy, "Cloud Atlas") angeführten Soldaten auf dem Festland zu retten. So verfällt man auf den doch ziemlich verzweifelten Plan, zivile Boote wie die "Moonstone" von Mr. Dawson (Mark Rylance, "Bridge of Spies") zu beschlagnahmen und nach Dünkirchen zu schicken, da sie bis an den Strand fahren können – unter Lebensgefahr selbstverständlich und nur rudimentär geschützt durch wenige mutige Spitfire-Piloten wie Farrier (Tom Hardy, "The Dark Knight Rises") …

Dienstag, 8. August 2017

SPIDER-MAN: HOMECOMING (3D, 2017)

Regie: Jon Watts, Drehbuch: Jonathan Goldstein, John Francis Daley, Jon Watts, Christopher Ford, Chris McKenna und Erik Sommers, Musik: Michael Giacchino
Darsteller: Tom Holland, Michael Keaton, Robert Downey Jr., Jacob Batalon, Laura Harrier, Jon Favreau, Marisa Tomei, Jennifer Connelly (Stimme), Kerry Condon (Stimme), Zendaya, Donald Glover, Tony Revolori, Bokeem Woodbine, Michael Chernus, Logan Marshall-Green, Garcelle Beauvais, Martin Starr, Kenneth Choi, Hannibal Buress, Hemky Madera, Tyne Daly, Angourie Rice, Michael Mando, Laura Harrier, Gwyneth Paltrow, Chris Evans, Stan Lee
Spider-Man: Homecoming
(2017) on IMDb Rotten Tomatoes: 92% (7,7); weltweites Einspielergebnis: $880,9 Mio.
FSK: 12, Dauer: 134 Minuten.

Peter Parker (Tom Holland, "The Impossible") ist ein 15-jähriger Schüler in New York. Er ist aber auch Spider-Man, was zunächst jedoch nur sein Mentor Tony Stark (Robert Downey Jr., "Sherlock Holmes") und dessen früherer Sicherheitschef Happy Hogan (Jon Favreau, "Kiss the Cook") – Peters direkter Ansprechpartner – wissen. Nachdem er Tony und seinen Freunden (in "Captain America 3: Civil War") beim Avengers-Kampf auf einem deutschen Flughafen half, hat Peter Gefallen am Heldenleben gefunden und kann kaum auf eine neue Mission warten. Tony erwartet von ihm hingegen, erst einmal sein Leben an der Highschool weiterzuführen und sich langsam mit eher ungefährlichen Einsätzen gegen Kleinkriminelle als "die freundliche Spinne von nebenan" zu etablieren. Notgedrungen tut Peter das, während er gleichzeitig versucht, das Herz der ein wenig älteren Schulschönheit Liz (Laura Harrier) zu gewinnen und sich gegen den mißgünstigen Mitschüler Flash (Tony Revolori, "Grand Budapest Hotel") zu wehren. Doch dann stößt Peter zufällig auf die Bande von Vulture – eigentlich der frühere Bauunternehmer Adrian Toomes (Michael Keaton, "Birdman"), der von Tony Stark unwissentlich in den Ruin getrieben wurde und seitdem als Händler von Alienwaffen eine gute Einkommensquelle in der New Yorker Unterwelt gefunden hat – und setzt es sich gegen Tonys ausdrückliche Anweisung in den Kopf, diese im Alleingang dingfest zu machen …

Montag, 7. August 2017

TV-Tips für die Woche 32/2017

Nachtrag vom 13. August: Leider zeigt Arte entgegen der ursprünglichen Laufzeitangabe am heutigen Sonntag um 20.15 Uhr doch nicht erstmals die ungekürzte Fassung des britischen Abenteuerfilms "Brennendes Indien", sondern die um fast eine halbe Stunde (!) geschnittene deutsche Kinofassung ...

Montag, 7. August:
Arte, 20.15 Uhr: "Die Halbstarken" (1956)
Georg Tresslers Jugenddrama, das den Hauptdarsteller Horst Buchholz zum Star machte (der später u.a. eine Hauptrolle im Hollywood-Western "Die glorreichen Sieben" spielte), war einer der ersten großen deutschen Filmerfolge mit Anspruch nach dem Zweiten Weltkrieg.

Arte, 21.45 Uhr: "Wenn Männer fallen" (1994)
Das Regiedebüt des "Ein Prophet"-Regisseurs Jacques Audiard ist ein Krimidrama über einen älteren Handelsvertreter (Jean Yanne), der selbst Ermittlungen aufnimmt, als ein befreundeter junger Polizist angeschossen und schwer verletzt wird und die Polizei bei der Jagd nach dem Täter nur wenige Fortschritte zu machen scheint. Parallel dazu erzählt Audiard die Geschichte dieses Täters (Frankreichs Kinolegende Jean-Louis Trintignant) und seines Partners (Mathieu Kassovitz).

Dienstag, 8. August:
Nitro, 20.15 Uhr und 22.00 Uhr: "Louis, der Heiratsmuffel" (1968), "Louis in geheimer Mission" (1970):
Teil 3 und 4 der sechsteiligen "Gendarmen"-Reihe mit Louis de Funès in seiner Paraderolle als cholerischer Gendarm - beide nicht so gut wie das Original, aber für Fans des französischen Erzkomikers trotzdem Pflicht.

Tele 5, 22.00 Uhr (wegen fehlender Jugendfreigabe voraussichtlich geschnitten, ungekürzte Nachtwiederholung um 3.20 Uhr): "In China essen sie Hunde" (1999)
Von Tarantino und Ritchie inspirierte dänische Gangsterkomödie über den Bankangestellten Arvid, der einen Überfall verhindert, dann aber von der Motivation des verhinderten Bankräubers erfährt und in der Folge mit einigen Freunden selbst einen Bankraub plant. Direkt im Anschluß (0.00 Uhr) zeigt Tele 5 die etwas schwächere Fortsetzung aus dem Jahr 2002.

Außerdem:
Dame, König, As, Spion (komplexes Kalter Kriegs-Spionagedrama mit viel Tiefgang und einem brillanten Hauptdarsteller Gary Oldman; 22.10 Uhr bei Pro7Maxx)

Mittwoch, 9. August:
Arte, 13.35 Uhr: "Des Königs Admiral" (1951)
In Raoul Walshs ("Die wilden Zwanziger", "Nachts unterwegs") farbenfrohem Abenteuerfilm-Klassiker nach den Hornblower-Romanen von C.S. Forester spielt Gregory Peck den mutigen Fregattenkapitän Horatio Hornblower, der während der Napoleonischen Kriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Geheimmission nach Mittelamerika geschickt wird. Während der langen Überfahrt ändert sich allerdings die politische Situation in der Heimat grundlegend ...

Samstag, 5. August 2017

Samstags-Update (31/2017)

Abgesehen von der bereits kommenden Donnerstag startenden französischen Endzeit-Komödie "Problemos" (die ich mangels Erfolgschancen bei einer so kurzfristigen Programmierung nicht mehr in meine Vorschau aufgenommen habe) hat sich am deutschen Kinostartplan bis Ende August nichts geändert:


Box Office-News:
Immerhin gibt es an diesem Wochenende erstmals seit langem wieder sechs bis sieben Filme, die in Deutschland sechsstellige Besucherzahlen schreiben - alleine, es fehlt ein richtiger neuer Hit. So wird wohl ein weiteres Mal der 3D-Animationsfilm "Ich - Einfach unverbesserlich 3" mit etwa einer Viertelmillion Zuschauern an der Spitze der Charts bleiben, wobei "Planet der Affen: Survival" ihm vielleicht noch gefährlich werden könnte. Selbst Platz 1 für den Abschluß dieser hochgelobten Prequel-Trilogie könnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Startzahlen deutlich hinter denen der beiden Vorgänger (gut 410.000 bzw. knapp 380.000) zurückbleiben - was übrigens in vielen Ländern ähnlich läuft. An der Qualität der Reihe kann es nicht liegen, vielleicht hat sich die Story vielen Zuschauern einfach zu pessimistisch und düster entwickelt? Auf dem dritten Rang findet sich mit "Emoji - Der Film" ein weiterer 3D-Animationsfilm ein, während der vierte Eberhofer-Krimi "Grießnockerlaffäre" als erster Film der fast nur in Bayern gezeigten Reihe die 100.000 Besucher-Marke knacken könnte.
Auch in den USA sind wir von Rekordzahlen weit entfernt: Zwar erobert die problembeladene (lange Verzögerungen, miese Testscreenings, umfangreiche Nachdrehs, trotzdem schlechte Kritiken) Stephen King-Adaption "Der dunkle Turm" mit Idris Elba und Matthew McConaughey wahrscheinlich die Führung, bleibt dabei aber mit unter $20 Mio. weit unter den ursprünglichen Erwartungen - angesichts eines überschaubaren Budgets von $66 Mio. dürfte der Film trotzdem kein großer kommerzieller Flop werden, womit auch die TV-Serie, die das Universum erweitern soll, weiterhin ein Thema bleiben wird. Wenn es ganz schlecht läuft, könnte "Der dunkle Turm" übrigens sogar noch hinter Christopher Nolans meisterhaftem Kriegsthriller "Dunkirk" landen, der in seiner dritten Woche auf gut $15 Mio. abzielt. Auf den Plätzen 3 bis 7 tummelt sich fast ein halbes Dutzend Produktionen mit um die $10 Mio., wobei die Komödie "Girls Trip" sich vermutlich den letzten Platz auf dem Treppchen holen wird. Für die beiden weiteren Neustarts "Detroit" von Kathryn Bigelow (ein 1967 spielendes historisches Rassendrama) und "Kidnap" (ein Thriller mit Halle Berry") liegt ein Startergebnis von jeweils knapp $10 Mio. im Bereich der Erwartungen. In Deutschland startet "Der dunkle Turm" am kommenden Donnerstag, "Detroit" am 23. November; "Kidnap" hat noch keinen Starttermin.

Quellen:

Donnerstag, 3. August 2017

Nachruf: Sam Shepard (1943-2017)

Der vor einer Woche verstorbene Sam Shepard war zweifellos eine der widersprüchlichsten und spannendsten Figuren in der US-amerikanischen Filmbranche. Wobei seine Tätigkeiten in der Welt des Films für Shepard selbst eigentlich eher eine Art Zweitjob waren - hauptberuflich war er vor allem zu Beginn seiner Karriere ein ausgesprochen erfolgreicher Dramatiker (laut "New York Magazine" gar "der größte amerikanische Theaterautor seiner Generation"), der zahlreiche Theaterpreise gewann und für sein Stück "Vergrabenes Kind" 1979 mit dem weltberühmten Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde.

Insofern ist es wenig überraschend, daß Shepard - wie viele andere Schriftsteller - zunächst als Drehbuch-Autor mit dem Kino in Berührung kam. Als 37-jähriger half er Michelangelo Antonio als einer von insgesamt fünf Autoren seines Kultfilms "Zabriskie Point", 1978 schrieb er mit seinem Freund Bob Dylan das Manuskript für dessen einzige Spielfilm-Regiearbeit "Renaldo and Clara", in der er außerdem eine kleine Rolle übernahm. Das sollte den Startschuß für eine ebenso unerwartete wie erfolgreiche Zweitkarriere als Schauspieler bedeuten, denn noch im gleichen Jahr erregte er in einer großen Nebenrolle als namenlos bleibender Farmer in Terrence Malicks meisterhaftem Südstaaten-Drama "In der Glut des Südens" die Aufmerksamkeit der Branche. Fortan etablierte sich Shepard rasch sowohl als Schauspieler wie auch als Drehbuch-Autor, wobei er seine größten Kritikererfolge in den 1980er Jahren feierte. Als Autor gelang ihm 1984 ein Coup mit dem Roadmovie "Paris, Texas", für das ihn der deutsche Regisseur Wim Wenders eigentlich auch als Hauptdarsteller wollte - Shepard ließ sich jedoch nicht erweichen und bescherte so Harry Dean Stanton die Rolle seines Lebens. Natürlich erhielt jedoch auch Shepard viel Lob (und eine Nominierung für den britischen BAFTA-Award) für sein Skript, das in vielerlei Hinsicht an seine Theaterstücke erinnert, die sich oft um gesellschaftliche Außenseiter und Einzelgänger aus der amerikanischen Arbeiterklasse drehten. Im gleichen Jahr ergatterte Shepard seine einzige OSCAR-Nominierung, die er für seine (große) Nebenrolle als Testpilot Chuck Yeager im Raumfahrt-Epos "Der Stoff, aus dem die Helden sind" bekam.

Während Shepards Rollenauswahl zunächst noch in etwa dem entsprach, was man von einem anspruchsvollen Dramatiker wie ihm erwarten würde - er agierte in Jack Fisks Kleinstadtdrama "Der geheimnisvolle Fremde" (1981), in Robert Altmans Adaption von Shepards Außenseiter-Drama "Fool for Love" (1985), in den Theaterverfilmungen "Verbrecherische Herzen" (1986) von Bruce Beresford und "Magnolien aus Stahl" (1989) von Herbert Ross oder als Hauptdarsteller von Volker Schlöndorffs Max Frisch-Adaption "Homo Faber" (1991) -, wandte er sich ab den 1990er Jahren überraschend vermehrt großen Hollywood-Produktionen zu. Ob John Grisham-Verfilmung ("Die Akte", 1993), Liebesdrama ("Liebe aus zweiter Hand", 1997), Actionthriller ("Paßwort: Swordfish", 2001), Kriegsfilm ("Black Hawk Down", 2001) oder Edelromanze ("Wie ein einziger Tag", 2004) - es schien, als wolle Sam Shepard alles mal ausprobieren, selbst für einen Megaflop wie den Actionfilm "Stealth" (2005) oder eine harmlose romantische Komödie wie "Zufällig verheiratet" (2008) war er sich nicht zu schade. Gleichzeitig bewies er weiterhin auch in kleineren Independent-Produktionen sein Können: So konnte ihn Wim Wenders gut 20 Jahre nach "Paris, Texas" überreden, für sein Familiendrama "Don't Come Knocking" nicht nur erneut das Drehbuch zu verfassen (es sollte sein letztes sein), sondern diesmal auch gleich die Hauptrolle zu übernehmen. Die hätte aber auch nicht besser zu ihm passen können, denn der auf einer Farm aufgewachsene Shepard spielt darin einen Westernstar, der in eine Sinnkrise gerät und daraufhin kurzerhand auf dem Filmpferd vom Set ins Ungewisse reitet ...

Cowboys respektive (Western)-Banditen spielte Sam Shepard häufig. Kein Wunder, er wirkte ja selbst wie einer mit seiner hochgewachsenen, hageren Gestalt, dem ausdrucksstarken und kantigen Gesicht und der natürlichen Autorität. In Andrew Dominiks elegischem Westerndrama "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" glänzte Shepard (leider nur im ersten Drittel) als James' älterer Bruder Frank, in der Westernkomödie "Bandidas" (2006) agierte er an der Seite von Salma Hayek und Penélope Cruz als Bankräuber Bill Buck. Und in Mateo Gils "Blackthorn" (2011) durfte Shepard in die Rolle eines der berühmtesten Western-Antihelden der Filmgeschichte schlüpfen, denn er verkörpert den alten Butch Cassidy, der laut Story das Aufeinandertreffen mit bolivianischen Soldaten - bei dem er in der Realität vermutlich erschossen wurde - überlebt hat und unter neuem Namen seinen Lebensabend bestreiten will. Obwohl er an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS erkrankte, arbeitete Shepard fast bis zuletzt als Schauspieler, so in Dominiks Gangsterdrama "Killing Them Softly", John Wells' satirischem Familiendrama "Im August in Osage County" (2013), in Jeff Nichols' märchenhaftem Science Fiction-Film "Midnight Special" (2016) und in den TV-Serien "Klondike" und "Bloodline". Seinen letzten Auftritt hat er als Hauptdarsteller des bereits abgedrehten Thrillers "Never Here", der in den USA im Juni seine Festivalpremiere feierte.

Am 27. Juli 2017 starb der große Dramatiker und Schauspieler Sam Shepard im Alter von 73 Jahren in Kentucky an Komplikationen im Zusammenhang mit seiner ALS-Erkrankung. R.I.P.

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Mittwoch, 2. August 2017

BABY DRIVER (2017)

Regie und Drehbuch: Edgar Wright, Musik: Steven Price
Darsteller: Ansel Elgort, Kevin Spacey, Lily James, Jamie Foxx, Jon Hamm, Eiza González, Jon Bernthal, CJ Jones, Flea, Lanny Joon, Paul Williams, Big Boi, Killer Mike, Walter Hill
Baby Driver
(2017) on IMDb Rotten Tomatoes: 92% (8,1); weltweites Einspielergebnis: $228,1 Mio.
FSK: 16, Dauer: 113 Minuten.

Baby (Ansel Elgort aus "Das Schicksal ist ein mieser Verräter") hat zwar nicht unbedingt einen furchterregenden Spitznamen, er ist aber trotz seines jugendlichen Aussehens bereits ein sehr erfahrener und extrem talentierter Fluchtwagenfahrer. Das allerdings nicht ganz freiwillig, denn seit einem Zusammenstoß als Teenager mit dem Gangsterboß Doc (Kevin Spacey, "Der große Crash") muß er bei diesem seine Schulden abarbeiten. Das hat er neun Jahre später beinahe geschafft, nur noch einen letzten Auftrag muß Baby erfüllen, ehe sie endlich quitt sind. Doch während Baby sich schon darauf freut, endlich frei zu sein, vielleicht sogar ein gemeinsames Leben mit der netten Kellnerin Debora (Lily James, "Cinderella") in Angriff zu nehmen, muß er bald lernen, daß Doc ihn doch nicht so einfach gehen läßt. Also erklärt er sich widerwillig zu einem weiteren riskanten Job bereit: Der gewalttätige Bats (Jamie Foxx, "Django Unchained"), der stets souveräne Buddy (Jon Hamm, "Sucker Punch") und seine schöne Frau Darling (Eiza González, TV-Serie "From Dusk till Dawn") sollen ein städtisches Postbüro überfallen und dort leere Zahlungsanweisungen stehlen, während Baby mit laufendem Motor in ihrem Fluchtwagen wartet …

Dienstag, 1. August 2017

Nachruf: Jeanne Moreau (1928-2017)

Neben so illustren Namen wie Catherine Deneuve, Brigitte Bardot oder Isabelle Huppert zählt Jeanne Moreau zu den größten weiblichen Ikonen des französischen Kinos. Gerade mit ihrer unwahrscheinlichen Wandlungsfähigkeit, aber auch mit ihrer unverkennbaren rauchigen Stimme (mit der sie in ihrer Heimat als Sängerin Erfolge feierte) und dem nicht makellos schönen, aber faszinierenden und einprägsamen Gesicht bleibt Jeanne Moreau lange in Erinnerung. Gestern starb sie mit 89 Jahren in ihrer Geburtsstadt Paris.

Die, wie so viele Schauspieler, am Theater ausgebildete Jeanne Moreau - in diesem Fall an der legendären Comédie-Française - feierte ihren Durchbruch auf der großen Leinwand mit 30 im Jahr 1958 als klassische Femme fatale in dem Film noir "Fahrstuhl zum Schafott" von Louis Malle, mit dem sie auch gleich das intime Novuelle Vague-Drama "Die Liebenden" drehte, das kurioserweise in die Justizgeschichte der USA einging. Denn ein Theaterbetreiber, der den Film zeigte - in dem es offen um Ehebruch geht, ohne daß dieser ausdrücklich verurteilt würde -, wurde in Ohio wegen "öffentlichen Zeigens obszönen Materials" verurteilt, der Fall ging bis vor den Obersten Gerichtshof - wo der Theaterbetreiber freigesprochen wurde. Legendär wurde die Begründung des Richters Potter Stewart, der zwar auch nicht genau sagen konnte, wie man den Unterschied zwischen (damals verbotener) Pornographie und Nicht-Pornographie definieren könnte, aber feststellte: "I know it when I see it." Moreaus Bekanntheit in Amerika schadete dieser aufsehenerregende Prozeß, in den sie nur indirekt verwickelt war, sicherlich nicht, aber in Frankreich bekam sie nach dem Malle-Double auch so problemlos starke Rollen.

Sp spielte sie 1959 in Roger Vadims (im Vergleich zu Stephen Frears' knapp 30 Jahre späterer Verfilmung ziemlich zahmer) "Gefährliche Liebschaften"-Adaption die Hauptrolle der intriganten Juliette de Merteuil und hatte einen Gastauftritt in François Truffauts Meisterwerk "Sie küßten und sie schlugen ihn", in den 1960er Jahren folgten Klassiker wie Michelangelo Antonionis "Die Nacht", Orson Welles' Franz Kafka-Adaption "Der Prozeß", Jacques Demys Charakterstudie "Die blonde Sünderin", Luis Buñuels bissige Gesellschaftssatire "Tagebuch einer Kammerzofe" oder Truffauts Kriminaldrama "Die Braut trug schwarz", auch in englischsprachigen Filmen wie Carl Foremans britisch-amerikanischem Kriegsepos "Die Sieger", John Frankenheimers "Der Zug" (an der Seite von Burt Lancaster) oder dem britischen Episodenfilm "Der gelbe Rolls-Royce" wirkte sie erfolgreich mit. Zwei Werke aus dieser erfolgreichsten Zeit in Moreaus langer Karriere möchte ich hervorheben: "Jules und Jim" (1961) und "Viva Maria!" (1965). Diese beiden extrem unterschiedlichen Filme stehen exemplarisch für Jeanne Moreaus Wandlungsfähigkeit: Während sie in der poetischen Dreiecksgeschichte "Jules und Jim" - Truffauts Herzstück der Nouvelle Vague - als Catherine leidenschaftlich eine Frau zwischen zwei Männern im frühen 20. Jahrhundert verkörpert, beweist sie in Louis Malles herrlich alberner, feministisch angehauchter Westernkomödie "Viva Maria!" ihr komödiantisches Talent. Als durch Mittelamerika ziehende Schauspielerin und Sängerin Maria tut sich hier mit der aus Irland geflohenen Terroristin Maria (Brigitte Bardot) zusammen, um mit ihren ganz eigenen Mitteln gegen kirchliche Inquisitoren und brutale Diktatoren zu kämpfen - wobei die Terroristin Maria versehentlich den Striptease erfindet! Im Grunde genommen ist "Viva Maria!" (der in Frankreich nahezu dreieinhalb Millionen Zuschauer in die Kinos lockte) fast schon eine Parodie heutiger Superhelden-Filme, auch wenn das damals natürlich niemand ahnen konnte (wohingegen einige satirische Seitenhiebe gegen US-Western sehr wohl gewollt waren) ...

Ab den 1970er Jahren war Jeanne Moreau - inzwischen zu alt für jene Rollen, die sie berühmt machten - nicht mehr so oft im Kino zu sehen, auch weil sie sich wieder verstärkt dem Theater und weiterhin der Gesangskarriere widmete. Zu etlichen erinnerungswürdigen, wenn auch meist kleineren Rollen reichte es trotzdem, etwa an der Seite von Gérard Depardieu in Bertrand Bliers unkonventioneller Komödie "Die Ausgebufften" (1974), neben Alain Delon im sehr sehenswerten Kriegsgewinnler-Drama "Monsieur Klein" (1976) oder in Hollywood in Elia Kazans letztem Film "Der letzte Tycoon" (1976). 1982 stand sie für Rainer Werner Fassbinder in "Querelle" uneitel als Puffmutter vor der Kamera, Luc Besson besetzte sie 1990 in "Nikita" als hartgesonnene Profikiller-Trainerin, in Wim Wenders' postapokalyptischem Drama "Bis ans Ende der Welt" spielte sie im Jahr darauf William Hurts Mutter und Max von Sydows Ehefrau, zudem fungierte Moreau 1992 in Jean-Jacques Annauds Literaturverfilmung "Der Liebhaber" als Erzählerin. 1995 arbeitete sie für den Episodenfilm "Jenseits der Wolken" noch einmal mit Antonioni (der aus Altersgründen von Wim Wenders unterstützt wurde), dem Ruf Hollywoods folgte sie letztmals 1998 für einen kurzen Auftritt in Andy Tennants charmanter Cinderella-Version "Auf immer und ewig" mit Drew Barrymore. Dafür trat sie verstärkt im Fernsehen auf, so in den aufwändigen TV-Mehrteilern "Katharina die Große" (als Zarin Elisabeth), "Balzac" (als Mutter des Schriftstellers) und "Les Misérables" (als Ordensvorsteherin Mutter Innozentia). Nach der Jahrtausendwende agierte Jeanne Moreau nur noch in französischen Filmen, von denen der bekannteste François Ozons Melodram "Die Zeit, die bleibt" aus dem Jahr 2005 ist, in dem sie die Großmutter des Protagonisten spielte. Einen letzten relativ großen Kinoauftritt hatte die große alte Dame des französischen Films 2012 als Hauptdarstellerin des Dramas "Eine Dame in Paris". Für OSCAR oder Golden Globe wurde Jeanne Moreau übrigens nie nominiert, dafür gewann sie u.a. einen britischen BAFTA Award (für "Viva Maria!"), den Darstellerpreis des Festivals von Cannes (für Malles "Stunden voller Zärtlichkeit", 1960) und den César für "Die Dame, die im Meer spazierte" (1991) sowie zahlreiche Ehren- oder Lebenswerkpreise, darunter bei den Filmfestivals in Berlin, Cannes und Venedig; in Cannes war sie zudem zweimal Jurypräsidentin.

Am 31. Juli 2017 starb Jeanne Moreau im Alter von 89 Jahren in ihrer Pariser Wohnung. R.I.P.
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