Regie: Jon Watts, Drehbuch: Jonathan Goldstein, John Francis
Daley, Jon Watts, Christopher Ford, Chris McKenna und Erik Sommers, Musik:
Michael Giacchino
Darsteller:
Tom Holland, Michael Keaton, Robert Downey Jr., Jacob Batalon, Laura Harrier,
Jon Favreau, Marisa Tomei, Jennifer Connelly (Stimme), Kerry Condon (Stimme), Zendaya,
Donald Glover, Tony Revolori, Bokeem Woodbine, Michael Chernus, Logan
Marshall-Green, Garcelle Beauvais,
Martin Starr, Kenneth Choi, Hannibal Buress, Hemky Madera, Tyne Daly, Angourie Rice, Michael Mando, Laura Harrier, Gwyneth Paltrow, Chris
Evans, Stan Lee
FSK: 12, Dauer: 134 Minuten.
Peter Parker (Tom Holland, "The Impossible") ist
ein 15-jähriger Schüler in New York. Er ist aber auch Spider-Man, was zunächst jedoch
nur sein Mentor Tony Stark (Robert Downey Jr., "Sherlock Holmes") und
dessen früherer Sicherheitschef Happy Hogan (Jon Favreau, "Kiss the Cook") – Peters direkter Ansprechpartner – wissen. Nachdem er Tony und
seinen Freunden (in "Captain America 3: Civil War") beim
Avengers-Kampf auf einem deutschen Flughafen half, hat Peter Gefallen
am Heldenleben gefunden und kann kaum auf eine neue Mission warten. Tony
erwartet von ihm hingegen, erst einmal sein Leben an der Highschool
weiterzuführen und sich langsam mit eher ungefährlichen Einsätzen gegen
Kleinkriminelle als "die freundliche Spinne von nebenan" zu etablieren.
Notgedrungen tut Peter das, während er gleichzeitig versucht, das Herz der ein wenig älteren Schulschönheit Liz (Laura Harrier) zu gewinnen und sich gegen den
mißgünstigen Mitschüler Flash (Tony Revolori, "Grand Budapest Hotel")
zu wehren. Doch dann stößt Peter zufällig auf die Bande von Vulture –
eigentlich der frühere Bauunternehmer Adrian Toomes (Michael Keaton,
"Birdman"), der von Tony Stark unwissentlich in den Ruin getrieben
wurde und seitdem als Händler von Alienwaffen eine gute Einkommensquelle in der
New Yorker Unterwelt gefunden hat – und setzt es sich gegen Tonys ausdrückliche
Anweisung in den Kopf, diese im Alleingang dingfest zu machen …
Kritik:
Nachdem Tom Holland in "Captain America 3" als bereits dritter Spider-Man-Darsteller in nur 15 Jahren
seinen Einstand gab, muß er sich in "Spider-Man: Homecoming" zum ersten Mal
als Hauptdarsteller im Marvel Cinematic Universe beweisen – wenn auch mit
durchaus tatkräftiger Unterstützung durch Robert Downey Jr. alias Tony Stark. Und Holland
erweist sich der Aufgabe als problemlos gewachsen, mit Charme und jugendlichem
Elan schwingt er sich durch eine für MCU-Verhältnisse erfreulich bodenständige
Geschichte. Diese verbindet Elemente von 1980er Jahre-Highschool-Komödien geschickt
mit den üblichen Superhelden-Tropen – angesichts der rekordverdächtigen Anzahl von sechs Drehbuch-Autoren sogar überraschend geschickt – und wartet auch noch mit einem sehr überzeugenden Gegenspieler auf. Ja, dieses (Solofilm-)Debüt ist definitiv gelungen und
zeigt nach dem ähnlich starken "Doctor Strange" ganz nebenbei ein
weiteres Mal auf, daß man bei Marvel aus den kleinen Fehlern der MCU-Anfangszeit
(als die Debütfilme der einzelnen Superhelden nicht immer auf der ganzen Linie
überzeugen konnten – siehe "Captain America" oder "Thor")
gelernt hat.
Im Grunde genommen ist nichts an der
"Homecoming"-Story sonderlich originell, aber da die Verpackung stimmt,
ist das Resultat ausgesprochen unterhaltsam ausgefallen. Das liegt auch daran,
daß man den Fehler des "The Amazing Spider-Man"-Reboots vermeidet und
nicht schon wieder erzählt, wie der Schüler Peter Parker zu Spider-Man wird –
sollte es tatsächlich noch Uneingeweihte geben: Als sein bester Freund Ned
(Jacob Batalon) die Wahrheit herausfindet, erzählt ihm Peter eine
Kurzfassung der Geschichte –, sondern sich stattdessen lieber direkt in seinen
Konflikt zwischen Superhelden- und Schüler-Dasein stürzt. Ein gewisser
Größenwahn ist dabei zunächst nicht hilfreich, denn nach seinem Einsatz im
Avengers-Bürgerkrieg will Peter mit seinem nagelneuen
Hightech-Anzug naheliegenderweise weitere Großtaten
vollbringen und sich keineswegs – wie von Tony gefordert – auf die Jagd nach
Kleinkriminellen beschränken. Der Highschool-Part der Geschichte hat derweil
auch nichts wirklich Neues zu bieten, kommt jedoch mit den erwähnten Anleihen bei
den 1980er Jahre-Jugendfilmen eines John Hughes (auf einem Fernseher im
Hintergrund läuft in einer Szene sogar "Ferris macht blau"!) ausgesprochen
charmant und amüsant daher, zumal die Schülerrollen gut besetzt sind und auch nicht
zu kurz kommen. Laura Harrier gibt als Liz ein sehr sympathisches Love Interest
für Peter ab, während Ned gekonnt den klassischen Sidekick gibt respektive
"den Mann im Stuhl", der per Computer alles im Blick behält und Peter
entscheidende Hinweise gibt (wie Ned selbst es formuliert). Am
interessantesten unter den Schülern ist jedoch die schlaue Michelle
(Disney-Star Zendaya aus der TV-Serie "K.C. Undercover"), die
vermutlich in der Fortsetzung eine deutlich größere Rolle spielen wird. Ich
persönlich finde ja ein paar Klischees innerhalb dieses Teils der Handlung –
etwa, daß Peter wegen seiner Superhelden-Tätigkeit immer wieder wichtige
Teenager-Termine verpaßt – auf Dauer etwas lästig, aber das gehört zu den
Spider-Man-Geschichten wohl einfach dazu …
Ebenso wie die Highschool-Handlung kommt dem langjährigen
"Spider-Man"-Kenner natürlich auch Peters Training der neuen
Fähigkeiten bekannt vor – vor allem aus Sam Raimis "Spider-Man" von
2002 –, durch den Hightech-Anzug gibt es aber genügend Unterschiede. Außerdem
ist der Film auch in diesem Bereich einfach sehr unterhaltsam in Szene gesetzt,
was ebenso Hollands charmant jugendlich-unbedarfter Darstellung Peter Parkers zu
verdanken ist (wenn er zum Beispiel gleich zu Beginn die Ereignisse aus "Civil War" rekapituliert, der er per wackligem Smartphone-Videotagebuch festgehalten hat) wie dem guten Einsatz der 3D-Effekte. Und dann wäre da ja
noch der Antagonist, der Peter nach einer eher zufälligen Begegnung dazu
verleitet, mehr zu riskieren als es in seinem frühen Superhelden-Stadium klug
wäre: Mit Adrian Toomes alias Vulture gibt es endlich mal
wieder einen richtig guten (zudem superkraftfreien) Bösewicht im MCU. Zwar erreicht er erwartungsgemäß
nicht den Unterhaltsamkeitsgrad eines Loki, hebt sich als geerdeter,
realitätsnaher Gegenspieler mit bodenständigen, nachvollziehbaren
Motiven und Ambitionen (wenn sie auch nicht übermäßig einfallsreich sind) von
den üblichen Comic-Bösewicht-Stereotypen ab. Er selbst sieht sich gar nicht als Bösewicht, da er sich zu seinem Handeln gezwungen fühlt – um sich
um seine Familie kümmern zu können, nachdem Stark ihn ruiniert hat –, sich
sowieso nur als Zwischenhändler ohne Verantwortlichkeit für die Taten der
Käufer sieht und selbst seinen ersten Mord nur aus Versehen begeht. Eine gute
Entscheidung der Filmemacher ist es zudem, Vulture mit einem eigenen kleinen
Team auszustatten, dessen Mitglieder zwar erwartungsgemäß weniger
Screentime erhalten als Peters Freunde, aber doch genügend, um ein bißchen
eigenes Profil zu entwickeln. Und Vulture wirkt ein bißchen wie eine
kleinere, vernünftigere und pragmatischere Version von "Civil
War"-Antagonist Baron Zemo und ist damit ein Antagonist, mit dem man durchaus
mitfühlen kann. Er ist nicht blutrünstig und hat es keineswegs auf Tod und
Zerstörung abgesehen, ja er versucht sogar einiges, um Spider-Man nicht töten
zu müssen. Sollte Vulture noch einmal in einem MCU-Film zurückkehren, könnte
das auf jeden Fall noch sehr interessant werden. Und dank der hervorragenden
Besetzung mit dem spielfreudigen Ex-Batman Michael Keaton gibt es den besten Moment zwischen
Vulture und Spider-Man gar völlig actionfrei in einem Auto – der eigentliche
Showdown dagegen kommt enttäuschend konventionell daher, ist dafür aber
(anders als bei zu vielen Superhelden-Filmen) wenigstens nicht zu sehr in die
Länge gezogen. Unter dem Strich ist "Homecoming" in meinen Augen zwar nicht der beste Spider-Man-Film (das bleibt Raimis "Spider-Man 2"), übertrifft aber die beiden "The Amazing Spider-Man"-Versuche recht locker und macht definitiv Lust auf mehr.
Fazit: "Spider-Man: Homecoming" ist mit einer gekonnten Mixtur aus Highschool-Komödie und rasantem Actionfilm ein sehr
spaßiges Superhelden-Abenteuer, dessen Humorreichtum sowie die charismatischen
Pro- und Antagonisten großzügig über eine wenig bemerkenswerte Story
hinwegsehen lassen.
Wertung: 8 Punkte.
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