Im März bekommen die Kinogänger in Deutschland eine bunte Mischung geboten aus zwei frischgebackenen OSCAR-Gewinnern ("Für immer hier", "Flow"), Fantasy ("In the Lost Lands"), Actionkomödien ("Love Hurts", "Mr. No Pain"), SciFi ("Mickey 17"), Horror ("The Woman in the Yard") und Märchen ("Schneewittchen"):
6. März:
"In the Lost
Lands":
Der
in erster Linie für handfeste Action bekannte britische Filmemacher
Paul W.S. Anderson bleibt seiner Linie treu und bringt nach dem Ende
seiner "Resident Evil"-Reihe und der Spieleadaption
"Monster Hunter" ein weiteres Genreabenteuer in die Kinos.
"In the Lost Lands" ist ein postapokalyptischer
Fantasy-Actionfilm nach einer Kurzgeschichte von "Game of
Thrones"-Autor George R.R. Martin, in dem Andersons Ehefrau
Milla Jovovich die Hexe Gray Alys spielt. Diese soll in den "Lost
Lands" die Fähigkeit erlernen, jemanden in einen Werwolf zu
verwandeln. Begleitet wird sie auf der gefährlichen Reise vom
erfahrenen Monsterjäger Boyce (Dave Bautista).
"Mickey 17":
Ganze
sechs Jahre hat sich der südkoreanische OSCAR-Gewinner Bong Joon-ho
nach dem überraschenden Triumph seiner Sozialsatire "Parasite"
für seinen nächsten Film gelassen (wobei das nicht ganz stimmt,
denn tatsächlich fanden die Dreharbeiten bereits 2022 statt). Bei
dem schwarzhumorigen Science Fiction-Werk handelt es sich nach
"Snowpiercer" und "Okja" um seine dritte
englischsprachige Produktion, dessen Hauptrolle(n) Robert Pattinson
("The Batman") spielt. Er mimt den Kolonisten Mickey, der
sich auf einen recht leichtsinnigen Vertrag eingelassen hat: Er hilft
bei der gefährlichen Kolonisierung des Eisplaneten Niflheim – und
wenn er stirbt, übernimmt ein Klon von ihm seine Aufgaben und macht
weiter. Als der 17. Mickey nach einem Unfall für tot gehalten wird,
wird logischerweise der nächste Klon aktiviert – doch Mickey 17
kehrt zur Basis zurück und steht sich nun selbst gegenüber! Da das
streng verboten ist, muß Mickey 17 seinen Nachfolger unbedingt
geheimhalten … Die bisherigen Kritiken zum auch bei der Berlinale
gezeigten "Mickey 17", in dem ebenfalls Mark Ruffalo, Toni
Collette und Naomi Ackie mitwirken, sind sehr positiv ausgefallen.
"Love Hurts
– Liebe tut weh":
Deutlich
weniger gut bei den Kritikern kam diese Actionkomödie des bislang
vorrangig als Stuntkoordinator tätigen Regiedebütanten Jonathan
Eusebio an, in der OSCAR-Gewinner Ke Huy Quan ("Everything
Everywhere All at Once") seine erste richtige Hauptrolle spielt.
Als Immobilienmakler Marvin wird er mit seiner vergessen gehofften
Vergangenheit als Auftragskiller konfrontiert, als sein
Gangsterboß-Bruder (Daniel Wu) wieder auftaucht … Die weibliche
Hauptrolle spielt "West Side Story"-Star Ariana DeBose.
Während die Actionszenen von "Love Hurts" wenig
überraschend gelobt werden, wird die einfallslose Story stark
kritisiert.
"Flow":
Meistens
geht der OSCAR für den besten Animationsfilm des Jahres an eines der
großen Hollywood-Studios, manchmal auch nach Japan. Europa zählt
eher selten zu den Gewinnern, doch in diesem Jahr war alles anders,
denn die hochgelobte lettisch-französisch-belgische Koproduktion
"Flow" von Regisseur Gints Zilbalodis ("Away – Vom
Finden des Glücks") konnte bei der OSCAR-Verleihung ihren Favoritenstatus bestätigen und holte sich nach Golden Globe und Europäischem Filmpreis auch den begehrten Goldjungen. Im Mittelpunkt der Geschichte (in der nicht geredet wird –
die Tiere machen nur ihre typischen Tierlaute) steht eine kleine
schwarze Katze, die sich nach einer apokalyptischen Flut gemeinsam
mit einigen anderen Tieren auf ein Boot rettet. Um zu überleben,
müssen sie lernen, zusammenzuarbeiten – was gerade der
einzelgängerischen Katze schwerfällt ...
"Das
kostbarste aller Güter":
Nicht
ganz so glänzend kam bei den Kritikern ein anderer Animationsfilm
an: Michel Hazanavicius' ("The Artist") Adaption eines
Jugendbuchs von Jean-Claude Grumberg brachte es aber trotzdem auf
immerhin drei César-Nominierungen. Im Polen des Kriegsjahres 1943
findet die Frau eines Holzfällers im Schnee ein Baby, das von seinem
verzweifelten Vater aus einem Zug gen Auschwitz geworfen wurde. Das
kinderlose Ehepaar kümmert sich um das Mädchen, setzt sich damit
aber auch großen Gefahren aus.
"Bolero":
Regisseurin
Anne Fontaine ("Gemma Bovery") erzählt in ihrem
Historiendrama von der Entstehung des berühmten titelgebenden
Musikstücks von Maurice Ravel. Dieser wird von Raphaël
Personnaz ("Die Prinzessin von Montpensier") verkörpert
und soll im Jahr 1928 für die bekannte Tänzerin Ida Rubinstein
(Jeanne Balibar, "Cold War – Der Breitengrad der Liebe")
eine neue Ballettnummer komponieren ...
13.
März:
"Für immer
hier":
Drei
OSCAR-Nominierungen gab es für dieses auf einer wahren Geschichte
basierende brasilianische Polit- und Familiendrama von Walter Salles
("Die Reise des jungen Che"): als bester internationaler
Film, als bester Film und für Hauptdarstellerin Fernanda Torres
("Vier Tage im September"). Am Ende gab es den Preis für den besten internationalen Film - der erste überhaupt für Brasilien! Torres spielt die betont
unpolitische Eunice, die im Rio de Janeiro des Jahres 1971 (und
damit während der Militärdiktatur) mit dem Regimekritiker Rubens
(Selton Mello) verheiratet ist und fünf Kinder hat. Eines Tages
werden die Eheleute von Regierungsbeamten abgeholt und tagelang
verhört. Doch nur Eunice wird wieder entlassen; was mit ihrem
Ehemann geschehen ist, wird ihr nicht gesagt. Während sie sich nun
alleine um ihre Familie kümmern muß, versucht Eunice hartnäckig
und trotz zunehmend schwindender Hoffnung mehr über Rubens'
Schicksal herauszufinden … Adaption eines Buchs von Marcelo Rubens
Paivas – dem Sohn von Eunice und Rubens.
"The
Critic":
Eigentlich
hat "The Critic" alle Zutaten für einen starken Film:
Einen erfahrenen Regisseur (Anand Tucker, "Verlobung auf
Umwegen"), einen beliebten Star in der Hauptrolle (Sir Ian
"Gandalf" McKellen), starke Nebendarsteller (Gemma
Arterton, Mark Strong, Ben Barnes, Romola Garai) und eine
interessante Story rund um einen gefürchteten Londoner
Theaterkritiker in den 1930er Jahren mit einem fiesen Racheplan.
Trotzdem sind die Kritiken des bereits 2022 gedrehten Thrillerdramas
höchst mittelmäßig ausgefallen – die Darsteller, allen voran
McKellen, erhalten zwar viel Lob, der Film selbst kommt aber wohl nie
richtig in Fahrt und ist zu altbacken inszeniert, um begeistern zu
können.
"Becoming
Led Zeppelin":
Mit
einem Einspielergebnis von fast $10 Mio. in den USA ungewöhnlich
erfolgreicher Dokumentarfilm von Bernard MacMahon über die legendäre
britische Rockband Led Zeppelin – mit teils unveröffentlichtem
Filmmaterial. Der Schwerpunkt liegt auf der Gründung und den frühen
Jahren der Band.
"Köln 75":
Positiv
rezensierter Musikfilm des israelischen Regisseurs Ido Fluk über das
berühmte Kölner Jazzkonzert von Keith Jarrett (John Magaro,
"September 5") im Jahr 1975 und dessen damals gerade
18-jährige Organisatorin Vera Brandes (Mala Emde, "303").
"Bonhoeffer":
Heftig
umstrittenes Biopic von Todd Komarnicki (Drehbuch-Autor von Clint Eastwoods
"Sully") über den deutschen Theologen Dietrich Bonhoeffer,
der vor allem durch seinen Widerstand gegen die Nazis bekannt wurde
und schließlich von diesen hingerichtet wurde. Umstritten ist der
Film mit Jonas Dassler ("Der goldene Handschuh") in der
Titelrolle deshalb, weil ihm vielfach – allen voran von Nachfahren
der Familie Bonhoeffer – vorgeworfen wird, Bonhoeffers Leben zu
einem Propagandafilm für evangelikale Christen in den USA gemacht zu
haben. Wobei das noch mehr auf das grob irreführende US-Marketing
(u.a. mit einem Poster, auf dem Bonhoeffer mit einer Schußwaffe in
den Händen wie ein Actionheld wirkt) zuzutreffen scheint als auf den
von Kritikern überwiegend als mittelmäßig eingestuften Film
selbst. Die deutschen Darsteller, zu denen auch Stars wie Moritz
Bleibtreu und August Diehl zählen, haben sich davon übrigens
öffentlich distanziert.
20.
März:
"Schneewittchen"
(3D):
Es
dürfte nicht allzu gewagt sein zu behaupten, dass diese
Realverfilmung des Disney-Zeichentrickklassikers "Schneewittchen
und die sieben Zwerge" aus dem Jahr 1937 so heute nicht mehr in
Produktion gehen würde. Denn in Trumps Amerika, in dem der
wiedergewählte US-Präsident sogar der Wirtschaft vorschreiben will,
jegliche Diversitäts- und Gleichberechtigungsprogramme abzuschaffen,
wäre eine Version des beliebten Märchens, in der die Titelfigur von
einer (Halb-)Latina verkörpert wird, kaum vorstellbar. Doch
"Schneewittchen" wurde bereits in der Biden-Amtszeit
gedreht und deshalb spielt die Golden Globe-Gewinnerin Rachel Zegler
("West Side Story") die junge Schönheit, die den Zorn
ihrer neidischen Stiefmutter (Gal "Wonder Woman" Gadot) auf
sich zieht. Begründet wird diese Besetzung übrigens mit einer
Version des Märchens, in der sich der Name tatsächlich auf einen
Schneesturm bezieht, den das Mädchen und seine Eltern überleben.
Wie auch immer: Die grundsätzliche Geschichte inklusive magischem
Spiegel, vergiftetem Apfel und den sieben Zwergen sollte jedem
bekannt sein; mal sehen, ob Regisseur Marc Webb ("(500) Days of
Summer") und die Drehbuch-Autorinnen Greta Gerwig ("Barbie")
und Erin Cressida Wilson ("Chloe") ihr noch ein paar neue
Facetten verpassen.
"Mr. No
Pain'":
In
der Actionkomödie von Dan Berk und Robert Olsen ("Vampire
Nation – Badlands") verkörpert Jack Quaid ("Companion")
den unauffälligen Bankangestellten Nathan, der über sich
hinauswächst, als seine große Liebe Shari (Amber Midthunder,
"Prey") von Bankräubern als Geisel genommen wird. Dabei
kommt ihm zugute, dass er aufgrund einer seltenen genetischen
Erkrankung kein Schmerzempfinden hat ...
"Das Licht":
Nachdem
"Lola rennt"-Schöpfer Tom Tykwer in den letzten Jahren
vorrangig mit der TV-Eventserie "Babylon Berlin"
beschäftigt war, bringt er mit dem gut zweieinhalbstündigen Drama
"Das Licht" erstmals seit 2016 ("Ein Hologramm für
den König") wieder einen Spielfilm in die Kinos.
Bedauerlicherweise schnitt die wohl etwas überambitioniert
vorgetragene Geschichte der syrischen Immigrantin Farrah (Tala al
Deen), die bei einer dysfunktionalen Berliner Familie (u.a. Lars
Eidinger und Nicolette Krebitz) als Haushälterin arbeitet, bei der
Berlinale keinen allzu großen Anklang bei den Kritikern.
"The Alto
Knights":
Altmeister
Barry Levinson ("Rain Man") hat diesen recht altmodisch
anmutenden Gangsterfilm mit Robert De Niro in einer Doppelrolle
inszeniert. De Niro spielt – warum auch immer – mit Frank
Costello und Vito Genovese gleich zwei reale New Yorker Mafiabosse,
die seit der Prohibition im Geschäft sind und sich, nachdem sie
einst beste Freunde waren, im Jahr 1957 als Erzfeinde
gegenüberstehen. Nachdem Costello einen Mordanschlag knapp überlebt,
will er endlich aus der organisierten Kriminalität aussteigen …
"The Last
Showgirl":
Ex-"Baywitch"-Badenixe
Pamela Anderson feierte mit diesem vielfach ausgezeichneten Drama von
Gia Coppola ("Palo Alto") ein unerwartetes Comeback und
erhielt für ihre Leistung sogar ihre erste Golden Globe-Nominierung.
Als Las Vegas-Showgirl Shelly, dem nach Jahrzehnten des Glamours
durch die bevorstehende Absetzung ihrer Show ein drastischer Bruch in
ihrem Leben droht, zeigt Anderson die Performance ihres Lebens. An
ihrer Seite agieren Jamie Lee Curtis als Shellys beste Freundin und
Billie Lourd als Shellys Tochter Hannah, die sie nach der Geburt zur
Adoption freigegeben hatte.
27.
März:
"The Woman
in the Yard":
Im
neuen Blumhouse-Horrorthriller vom spanischen Genrespezialisten Jaume
Collet-Serra ("Orphan", "The Shallows", aber auch
"Black Adam" und "Jungle Cruise") spielt Danielle
Deadwyler ("The Harder They Fall") die schwerkranke
alleinerziehende Mutter Ramona. Zur Handlung ist bislang nicht mehr
als eine sehr allgemein gehaltene Prämisse bekannt: Als eine
geheimnisvolle Frau in Schwarz auf ihrer Farm auftaucht, muß Ramona
gegen finstere Mäche um ihre drei Kinder kämpfen ...
"Beating
Hearts":
Fast
fünf Millionen Kinozuschauer sammelte Gilles Lellouches ("Ein
Becken voller Männer") turbulenter, fast dreistündiger
Genremix (mit heftigen Gewaltausbrüchen ebenso wie Musicaleinlagen)
in Frankreich ein und landete damit auf Platz 6 der erfolgreichsten
Filme des Jahres 2024. Der Film spielt in den 1980er Jahren in
Nordfrankreich und handelt vom aus schwierigen Verhältnissen
stammenden Clotaire (François
Civil), der sich in seine aus wohlhabendem Elternhaus stammende
Kindheitsfreundin Jackie (Adèle Exarchopoulos, "Blau ist eine
warme Farbe") verliebt. Trotz der schwierigen Voraussetzungen
werden sie ein Paar – bis sich Clotaire einer Straßenbande
anschließt und schließlich (in der konkreten Sache allerdings
unschuldig) ins Gefängnis wandert. Als Clotaire 12 Jahre später aus
der Haft entlassen wird, will er Jackie zurückerobern – aber auch
Rache für seine ungerechtfertigte Inhaftierung ...
"The End":
Ambitioniertes,
aber leider nur mittelmäßig rezensiertes zweieinhalbstündiges
Endzeit-Musical vom sonstigen Dokumentarfilmer Joshua Oppenheimer
("The Act of Killing"), das rund 25 Jahre nach der Zeit
spielt, als die Erde von der Klimakatastrophe praktisch unbewohnbar
gemacht wurde. Eine vor der Apokalypse steinreiche Mutter (Tilda
Swinton), ihr Mann (Michael Shannon, "Shape of Water") und
ihr Sohn (George MacKay, "1917") haben sich mit einer
Freundin, einem Arzt und einem Butler in einen luxuriös
ausgestatteten Bunker unter der Erde geflüchtet und versuchen, auch nach all den Jahren noch irgendwie bei Verstand zu bleiben. Dann steht plötzlich
eine junge Frau (Moses Ingram, "Macbeth") vor der Bunkertür
...
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