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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 23. Februar 2023

THE BATMAN (2022)

Regie: Matt Reeves, Drehbuch: Matt Reeves und Peter Craig, Musik: Michael Giacchino
Darsteller: Robert Pattinson, Zoë Kravitz, Jeffrey Wright, Paul Dano, John Turturro, Colin Farrell, Andy Serkis, Rupert Penry-Jones, Peter Sarsgaard, Jayme Lawson, Gil Perez-Abraham, Peter McDonald, Con O'Neill, Alex Ferns, Charlie Carver, Max Carver, Luke Roberts, Stella Stocker, Hana Hrzic, Barry Keoghan
The Batman (2022) on IMDb Rotten Tomatoes: 85% (7,7); weltweites Einspielergebnis: $770,9 Mio.
FSK: 12, Dauer: 177 Minuten.
Seit fast zwei Jahren ist der früh verwaiste Milliardär Bruce Wayne (Robert Pattinson, "Wasser für die Elefanten") in seiner Heimatstadt Gotham City inkognito als von der Polizei kritisch beäugter maskierter Superheld Batman tätig. Allerdings kommen ihm langsam Zweifel an der Sinnhaftigkeit seines Doppellebens, denn wie viele Verbrechen er auch verhindert und wie viele Kriminelle er auch hinter Gitter bringt – die Verbrechensrate nimmt dennoch stetig zu. Doch es wird noch schlimmer, denn an Halloween macht ein mysteriöser Mann namens Riddler (Paul Dano, "There Will Be Blood") von sich reden, indem er den in der Endphase des Wahlkampfes befindlichen Bürgermeister Don Mitchell Jr. (Rupert Penry-Jones, "Match Point") ermordet und mit an Batman persönlich gerichteten Rätseln gleich die nächsten Morde ankündigt. Batman und sein einziger Verbündeter bei der Polizei, Lieutenant James Gordon (Jeffrey Wright, "Keine Zeit zu sterben"), gehen den Spuren nach und vermuten, dass der mächtige Mafioso Carmine Falcone (John Turturro, "O Brother, Where Art Thou?") und/oder sein Geschäftspartner Oswald "Pinguin" Cobblepot (Colin Farrell, "Phantastische Tierwesen") in die Sache verwickelt sind. Bei seinen Ermittlungen stößt Batman außerdem auf die attraktive Selina Kyle (Zoë Kravitz, "Mad Max: Fury Road"), die in Pinguins Club "Iceberg Lounge" arbeitet, in Wirklichkeit aber auf der Suche nach ihrer vermissten Mitbewohnerin Annika ist ...

Kritik:
Der US-Filmemacher Matt Reeves hat sich als Regisseur bei "Planet der Affen: Revolution" und "Planet der Affen: Survival" (bei dem er am Drehbuch mitschrieb) als Spezialist dafür erwiesen, altehrwürdige Franchises erfolgreich und auf hohem Niveau in die Moderne zu bringen – auch "Let Me In", sein Remake des schwedischen Gruseldramas "So finster die Nacht", bewies, daß Reeves hervorragend mit etablierten Geschichten und Figuren umgehen kann. Insofern ist er eine gute Wahl für das x-te "Batman"-Reboot, auch wenn das ganz große Tief des dunklen Rächers bereits in den 1990er Jahren vonstattenging, als Joel Schumacher mit seinen bunten, aber auch ziemlich hohlen und überkandidelten "Batman Forever" und "Batman & Robin" den DC-Superhelden um ein Haar für weitere Kinoeinsätze verbrannte. Aus dieser Krise befreite den grimmen Fledermaus-Mann rund eine Dekade später Christopher Nolan mit seiner großartigen, bahnbrechenden "Dark Knight"-Trilogie mit Christian Bale, die nicht nur Batman erfolgreich ins 21. Jahrhundert holte, sondern sich mit seinem düsteren, gezielt an ein erwachsenes Publikum gerichteten Stil generell als prägend für Superhelden-Filme erwies (jedenfalls die von DC). Und wenngleich Ben Affleck als gealterter Batman in Zack Snyders letzten Endes gescheitertem DC Extended Universe zunächst skeptisch beäugt wurde, überzeugte er die Fans letztlich doch mit seiner geerdeten Darstellung von Batman und seinem Alter Ego Bruce Wayne. Ein echter Neuanfang war für "The Batman" also gar nicht vonnöten, da der Superheld immer noch prima funktioniert. Trotzdem schlägt Matt Reeves' "The Batman" ziemlich neue Wege ein, indem er sich einerseits auf die Comic-Ursprünge Batmans als Verbrechensbekämpfer besinnt, sich aber andererseits klar von der Comic-Herkunft distanziert und seine Geschichte betont realitätsnah und ohne größere Übertreibungen gerade bei den sonst so schillernden Antagonisten in Szene setzt. Dieser mutige Ansatz funktioniert durchaus und offenbart reichlich Potential für weitere Abenteuer; für sich genommen wirkt "The Batman" jedoch noch ein wenig dröge und distanziert und erreicht deshalb nicht die Qualität der besten Batman-Filme (allen voran Nolans "The Dark Knight").

Als neuen Batman-Darsteller hat Matt Reeves Robert Pattinson auserkoren – was bei jenen für Irritationen sorgte, die Pattinson nur als von Mädchen umschwärmten Glitzervampir aus der "Twilight"-Sage kannten. Nach deren Ende hat sich Pattinson aber auch dank vieler Indie-Filme längst als ernstzunehmender Schauspieler etabliert und folgerichtig meistert er auch die Rolle als Batman problemlos – wenngleich es ihm im Bat-Anzug noch nicht so richtig gelingen will, eine emotionale Bindung zum Publikum aufzubauen. Das liegt natürlich auch daran, daß er in diesem Film tatsächlich zumeist als Batman unterwegs ist und in der gut zweieinhalbstündigen Laufzeit erstaunlich wenig Zeit als maskenloser Bruce Wayne verbringt. Stattdessen steht über weite Strecken die Kriminalgeschichte rund um den Riddler im Mittelpunkt des Geschehens. In diesem Zusammenhang kann Batman seinen detektivischen Spürsinn beweisen, allerdings fällt der Kriminalfall selbst nicht übermäßig raffiniert aus. Zwar gibt es einige gelungene Wendungen und schließlich wird sogar eine persönliche Verbindung zu Bruce Wayne offenbart, dennoch ist die Geschichte nur selten packend inszeniert. Das liegt auch an der sehr diskussionswürdigen Darstellung des Riddlers. Während andere bekannte Comicfiguren wie der Pinguin oder Noch-nicht-Catwoman Selina Kyle zwar vergleichsweise normal daherkommen, dabei aber für Comic-Kenner immer noch problemlos erkennbar sind, hat Paul Danos Riddler nur wenig mit früheren Verkörperungen der Figur (z.B. durch Jim Carrey in "Batman Forever", Cory Michael Smith in der TV-Serie "Gotham" oder Wally Wingert als Sprecher in den "Arkham"-Computerspielen) gemeinsam. Das muß nicht zwangsläufig schlecht sein und vielleicht gibt es irgendwo in der langen Geschichte der Batman-Comics sogar eine Vorlage für diesen ungewöhnlichen Riddler, aber ich fand es jedenfalls bis zum Schluß irritierend, daß hier aus dem verrückten Rätselfreak ein ziemlich klassischer psychopathischer Horror-Bösewicht á la Jigsaw aus der "Saw"-Reihe wurde, bei dem die Rätsel eher eine Nebenrolle spielen.

Davon abgesehen funktioniert das Figurenensemble aber ausgezeichnet: Jeffrey Wright ist ein guter Jim Gordon, Zoë Kravitz gibt eine hervorragende Catwoman ab (auch wenn der Name nie erwähnt wird), Colin Farrell überzeugt in aufwendiger Maske als Pinguin, Andy Serkis ("Black Panther") spielt einen sympathischen Butler Alfred Pennyworth und John Turturro verkörpert den Mafioso Carmine Falcone mit der richtigen Kombination aus Charisma und Boshaftigkeit. Auch handwerklich paßt nahezu alles (weshalb es drei OSCAR-Nominierungen in technischen Kategorien gab): Kameramann Greig Fraser ("Dune") verpaßt "The Batman" eine düstere Edel-Optik mit einigen spektakulären Einstellungen, die man sich so auch als Poster an die Wand hängen könnte, Michael Giacchinos ("Doctor Strange") Musik untermalt die düstere Stimmung auch ohne echte Ohrwurm-Melodien gekonnt und Spezialeffekte und Kostüme lassen ebenfalls wenig zu Wünschen übrig. Es gibt also viele Dinge, die man an "The Batman" loben kann, aber eben auch einige, die man kritisieren muß. Und dazu gehört neben der lediglich ordentlichen Kriminalstory in erster Linie die Figurenzeichnung, denn trotz der guten, passenden Besetzung wirken fast alle Charaktere arg flach, da sie sich nur über den zentralen Kriminalfall profilieren und wir ansonsten kaum etwas über sie erfahren. Positiv betrachtet bleibt damit für die bereits sichere Fortsetzung viel Raum zur Steigerung, aber für "The Batman" bedeutet das, daß der Film zu distanziert, zu kühl wirkt, um das Publikum durchgehend zu fesseln. Bleibt zu hoffen, daß "The Batman Part II" eine bessere Geschichte erzählen darf, in der auch die ikonischen Figuren aus dem Batman-Universum ihre Stärken besser ausspielen können.

Fazit: Matt Reeves' "The Batman" ist ein interessantes, überlanges Reboot mit einer guten Besetzung und edler Düster-Optik, dessen Story aber nie so richtig Fahrt aufnimmt und dessen Figurenzeichnung weitgehend oberflächlich bleibt.

Wertung: 7,5 Punkte.


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