Regie: Matt Reeves, Drehbuch: Matt Reeves und Peter Craig, Musik:
Michael Giacchino
Darsteller: Robert
Pattinson, Zoë Kravitz,
Jeffrey Wright, Paul Dano, John Turturro, Colin Farrell, Andy Serkis,
Rupert Penry-Jones, Peter Sarsgaard, Jayme Lawson, Gil Perez-Abraham,
Peter McDonald, Con O'Neill, Alex Ferns, Charlie Carver, Max Carver,
Luke Roberts, Stella Stocker, Hana Hrzic, Barry Keoghan
FSK: 12, Dauer: 177
Minuten.
Seit fast zwei
Jahren ist der früh verwaiste Milliardär Bruce Wayne (Robert
Pattinson, "Wasser für die Elefanten") in seiner
Heimatstadt Gotham City inkognito als von der Polizei kritisch beäugter maskierter
Superheld Batman tätig. Allerdings kommen ihm langsam Zweifel an der
Sinnhaftigkeit seines Doppellebens, denn wie viele Verbrechen er auch
verhindert und wie viele Kriminelle er auch hinter Gitter bringt –
die Verbrechensrate nimmt dennoch stetig zu. Doch es wird noch
schlimmer, denn an Halloween macht ein mysteriöser Mann namens
Riddler (Paul Dano, "There Will Be Blood") von sich reden,
indem er den in der Endphase des Wahlkampfes befindlichen
Bürgermeister Don Mitchell Jr. (Rupert Penry-Jones, "Match
Point") ermordet und mit an Batman persönlich gerichteten
Rätseln gleich die nächsten Morde ankündigt. Batman und sein
einziger Verbündeter bei der Polizei, Lieutenant James Gordon (Jeffrey
Wright, "Keine Zeit zu sterben"), gehen den Spuren nach und
vermuten, dass der mächtige Mafioso Carmine Falcone (John
Turturro, "O Brother, Where Art Thou?") und/oder sein
Geschäftspartner Oswald "Pinguin" Cobblepot (Colin
Farrell, "Phantastische Tierwesen") in die Sache verwickelt sind.
Bei seinen Ermittlungen stößt Batman außerdem auf die attraktive
Selina Kyle (Zoë Kravitz,
"Mad Max: Fury Road"), die in Pinguins Club "Iceberg
Lounge" arbeitet, in Wirklichkeit aber auf der Suche nach ihrer
vermissten Mitbewohnerin Annika ist ...
Kritik:
Der US-Filmemacher
Matt Reeves hat sich als Regisseur bei "Planet der Affen:
Revolution" und "Planet der Affen: Survival" (bei dem
er am Drehbuch mitschrieb) als Spezialist dafür erwiesen,
altehrwürdige Franchises erfolgreich und auf hohem Niveau in die Moderne zu bringen – auch "Let Me In", sein
Remake des schwedischen Gruseldramas "So finster die Nacht",
bewies, daß Reeves hervorragend mit etablierten Geschichten und
Figuren umgehen kann. Insofern ist er eine gute Wahl für das x-te
"Batman"-Reboot, auch wenn das ganz große Tief des dunklen
Rächers bereits in den 1990er Jahren vonstattenging, als Joel
Schumacher mit seinen bunten, aber auch ziemlich hohlen und
überkandidelten "Batman Forever" und "Batman &
Robin" den DC-Superhelden um ein Haar für weitere Kinoeinsätze
verbrannte. Aus dieser Krise befreite den grimmen Fledermaus-Mann
rund eine Dekade später Christopher Nolan mit seiner großartigen, bahnbrechenden "Dark Knight"-Trilogie mit Christian
Bale, die nicht nur Batman erfolgreich ins 21. Jahrhundert
holte, sondern sich mit seinem düsteren, gezielt an ein erwachsenes
Publikum gerichteten Stil generell als prägend für
Superhelden-Filme erwies (jedenfalls die von DC). Und wenngleich Ben Affleck als gealterter Batman in Zack Snyders letzten Endes gescheitertem DC Extended Universe
zunächst skeptisch beäugt wurde, überzeugte er die Fans letztlich
doch mit seiner geerdeten Darstellung von Batman und seinem
Alter Ego Bruce Wayne. Ein echter Neuanfang war für "The
Batman" also gar nicht vonnöten, da der Superheld immer noch
prima funktioniert. Trotzdem schlägt Matt Reeves' "The Batman"
ziemlich neue Wege ein, indem er sich einerseits auf die
Comic-Ursprünge Batmans als Verbrechensbekämpfer besinnt, sich
aber andererseits klar von der Comic-Herkunft distanziert und
seine Geschichte betont realitätsnah und ohne größere
Übertreibungen gerade bei den sonst so schillernden Antagonisten in
Szene setzt. Dieser mutige Ansatz funktioniert durchaus und offenbart reichlich Potential für weitere Abenteuer; für sich genommen
wirkt "The Batman" jedoch noch ein wenig dröge und
distanziert und erreicht deshalb nicht die Qualität der besten
Batman-Filme (allen voran Nolans "The Dark Knight").
Als neuen
Batman-Darsteller hat Matt Reeves Robert Pattinson auserkoren – was bei jenen für Irritationen sorgte, die Pattinson nur als von
Mädchen umschwärmten Glitzervampir aus der "Twilight"-Sage
kannten. Nach deren Ende hat sich Pattinson aber auch dank vieler
Indie-Filme längst als ernstzunehmender Schauspieler etabliert und
folgerichtig meistert er auch die Rolle als Batman problemlos – wenngleich es ihm im Bat-Anzug noch nicht so richtig gelingen will,
eine emotionale Bindung zum Publikum aufzubauen. Das liegt natürlich
auch daran, daß er in diesem Film tatsächlich zumeist als Batman
unterwegs ist und in der gut zweieinhalbstündigen Laufzeit
erstaunlich wenig Zeit als maskenloser Bruce Wayne verbringt.
Stattdessen steht über weite Strecken die Kriminalgeschichte rund um
den Riddler im Mittelpunkt des Geschehens. In diesem Zusammenhang kann
Batman seinen detektivischen Spürsinn beweisen, allerdings fällt der
Kriminalfall selbst nicht übermäßig raffiniert aus. Zwar gibt es
einige gelungene Wendungen und schließlich wird sogar
eine persönliche Verbindung zu Bruce Wayne offenbart, dennoch ist
die Geschichte nur selten packend inszeniert. Das liegt auch an der
sehr diskussionswürdigen Darstellung des Riddlers. Während andere
bekannte Comicfiguren wie der Pinguin oder Noch-nicht-Catwoman Selina
Kyle zwar vergleichsweise normal daherkommen, dabei aber für
Comic-Kenner immer noch problemlos erkennbar sind, hat Paul Danos
Riddler nur wenig mit früheren Verkörperungen der Figur (z.B. durch
Jim Carrey in "Batman Forever", Cory Michael Smith in der
TV-Serie "Gotham" oder Wally Wingert als Sprecher in
den "Arkham"-Computerspielen) gemeinsam. Das muß nicht zwangsläufig schlecht sein und vielleicht gibt es irgendwo in der langen
Geschichte der Batman-Comics sogar eine Vorlage für diesen
ungewöhnlichen Riddler, aber ich fand es jedenfalls bis zum Schluß
irritierend, daß hier aus dem verrückten Rätselfreak ein ziemlich
klassischer psychopathischer Horror-Bösewicht á la Jigsaw aus der
"Saw"-Reihe wurde, bei dem die Rätsel eher eine Nebenrolle
spielen.
Davon
abgesehen funktioniert das Figurenensemble aber ausgezeichnet: Jeffrey Wright
ist ein guter Jim Gordon, Zoë
Kravitz gibt eine hervorragende Catwoman ab (auch wenn der Name nie
erwähnt wird), Colin Farrell überzeugt in aufwendiger Maske
als Pinguin, Andy Serkis ("Black Panther") spielt einen sympathischen Butler Alfred
Pennyworth und John Turturro verkörpert den Mafioso Carmine Falcone
mit der richtigen Kombination aus Charisma und Boshaftigkeit. Auch
handwerklich paßt nahezu alles (weshalb es drei
OSCAR-Nominierungen in technischen Kategorien gab): Kameramann Greig
Fraser ("Dune") verpaßt "The Batman" eine düstere Edel-Optik mit
einigen spektakulären Einstellungen, die man sich so auch als Poster
an die Wand hängen könnte, Michael Giacchinos ("Doctor Strange") Musik untermalt die
düstere Stimmung auch ohne echte Ohrwurm-Melodien gekonnt und
Spezialeffekte und Kostüme lassen ebenfalls wenig zu Wünschen
übrig. Es gibt also viele Dinge, die man an "The Batman"
loben kann, aber eben auch einige, die man kritisieren muß. Und dazu
gehört neben der lediglich ordentlichen Kriminalstory in
erster Linie die Figurenzeichnung, denn trotz der guten,
passenden Besetzung wirken fast alle Charaktere arg flach, da sie
sich nur über den zentralen Kriminalfall profilieren und
wir ansonsten kaum etwas über sie erfahren. Positiv betrachtet
bleibt damit für die bereits sichere Fortsetzung viel Raum zur
Steigerung, aber für "The Batman" bedeutet das, daß der
Film zu distanziert, zu kühl wirkt, um das Publikum durchgehend zu
fesseln. Bleibt zu hoffen, daß "The Batman Part II" eine
bessere Geschichte erzählen darf, in der auch die ikonischen
Figuren aus dem Batman-Universum ihre Stärken besser ausspielen
können.
Fazit:
Matt Reeves' "The Batman" ist ein interessantes, überlanges
Reboot mit einer guten Besetzung und edler Düster-Optik, dessen Story aber
nie so richtig Fahrt aufnimmt und dessen Figurenzeichnung
weitgehend oberflächlich bleibt.
Wertung:
7,5 Punkte.
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