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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 18. Dezember 2018

OSCAR-News: Shortlists für etliche OSCAR-Nebenkategorien veröffentlicht - "Werk ohne Autor" bleibt im Rennen

In den vergangenen Jahren hat die Academy die Shortlists, mit denen der Kandidatenkreis für etliche Nebenkategorien stark verengt wird, tröpfchenweise veröffentlicht, diesmal zog man es vor, die meisten gleich auf einen Schlag zu veröffentlichen - womit die Awards Season für das Kalenderjahr 2018 ein Ende findet und erst im Januar wieder Fahrt aufnehmen wird.

Beginnen wir mit der wohl bedeutendsten Kategorie, den nicht-englischsprachigen Filmen. Im Rennen um die fünf Nominierungsplätze bleiben:
- "Birds of Passage", Kolumbien
- "The Guilty", Dänemark
- "Werk ohne Autor", Deutschland
- "Shoplifters", Japan
- "Ayka", Kasachstan
- "Capernaum", Libanon
- "Roma", Mexiko
- "Cold War", Polen
- "Burning", Südkorea

Erstaunlich genug: Alle großen Favoriten sind weiterhin mit dabei, das ist in dieser chronisch überraschungsreichen Kategorie schon mal bemerkenswert (auch wenn mit Italiens "Dogman", Belgiens "Girl" und dem schwedischen "Border" drei hoffnungsvolle europäische Kandidaten fehlen, was sich aber bereits in der bisherigen Awards Season abgezeichnet hatte). Macht die Aufgabe, es unter die letzten fünf zu schaffen, für Florian Henckel von Donnersmarcks "Werk ohne Autor" aber nicht einfacher, denn die Konkurrenz ist stark. Als gesetzt betrachten darf man im Normalfall "Roma" und "Shoplifters" (beide überragende Kritiken und gute Performance in der bisherigen Awards Season), wohl auch "Cold War" (trotz Auslassungen bei vorherigen Preisverleihungen). Gute Aussichten haben zudem "Burning", "The Guilty" (beide tolle Kritiken, zudem ist für das Psychothriller-Kammerspiel "The Guilty" übrigens bereits ein US-Remake mit Jake Gyllenhaal in Planung) und "Capernaum" (viele Nominierungen). Das macht also "Werk ohne Autor", "Ayka" und "Birds of Passage" zu Außenseitern; für das deutsche Künstler-Biopic spricht jedoch, daß es zumindest schon für den Golden Globe nominiert wurde. Trotzdem befürchte ich, daß es so laufen wird wie letztes Jahr für Fatih Akins "Aus dem Nichts": die Shortlist erreicht, was wohlgemerkt definitiv ein Erfolg ist - aber die "Endrunde" verpaßt.

Mein Tip für die OSCAR-Nominierungen in der Reihenfolge der Wahrscheinlichkeit:
"Roma", "Shoplifters", "Cold War", "Burning" und "Capernaum".

Bei den Dokumentarfilmen sind noch 15 Filme übrig, die ich nicht alle auflisten werde. Mit "RBG", "Won't You Be My Neighbor?" und "Three Identical Strangers" (alle kommerziell sehr erfolgreich für Doku-Verhältnisse) sind die Topfavoriten noch dabei, prominentestes Opfer ist die Aretha Franklin-Doku "Amazing Grace". Auch Wim Wenders' erfolgreiche, aber nicht unbedingt überragend rezensierte Papst-Doku "Franziskus" hat den Schnitt nicht geschafft, was jedoch keine große Überraschung ist.

Bei den visuellen Effekten gab es bereits vor zwei Wochen eine Eingrenzung auf 20 Filme, dieses Feld wurde nun noch einmal halbiert:
- Christopher Robin
- Mary Poppins' Rückkehr
- Willkommen in Marwen

Vier meiner fünf Nominierungstips von vor zwei Wochen sind damit noch dabei, lediglich mein Außenseitertip "Isle of Dogs" mußte sich (wie der zweite Animationsfilm "Die Unglaublichen 2") vorzeitig verabschieden. Etwas überraschend sind "Aquaman", "Paddington 2", "Phantastische Tierwesen 2" und "A Quiet Place" raus.

Damit sieht mein neuer OSCAR-Tip wie folgt aus:
- Aufbruch zum Mond
- Avengers: Infinity War
- Mary Poppins' Rückkehr
- Ready Player One
- Solo

Erste Nachrücker: "Black Panther" (basierend auf seiner bisherigen Performance in der Awards Season) und "Jurassic World 2". "Ant-Man 2" und "Christopher Robin" halte ich für chancenlos, Robert Zemeckis' spezialeffektlastiger "Willkommen in Marwen" könnte durchaus überraschen.

Damit zur Filmmusik, einer Kategorie, für die ich seit jeher ein besonderes Faible habe. Hier bleiben 15 Scores im Rennen:
- Geoff Barrow und Ben Salisbury, "Auslöschung"
- Alan Silvestri, "Avengers: Infinity War"
- Carter Burwell, "The Ballad of Buster Scruggs"
- Ludwig Göransson, "Black Panther"
- Terence Blanchard, "BlacKkKlansman"
- Brian Tyler, "Crazy Rich"
- Christopher Willis, "The Death of Stalin"
- Justin Hurwitz, "Aufbruch zum Mond"
- Nicholas Britell, "Beale Street"
- Alexandre Desplat, "Isle of Dogs - Ataris Reise"
- Marc Shaiman und Scott Wittman, "Mary Poppins' Rückkehr"
- Marco Beltrami, "A Quiet Place"
- Alan Silvestri, "Ready Player One"
- Nicholas Britell, "Vice"

Mit Alan Silvestri und Nicholas Britell gibt es zwei Komponisten, die noch zwei heiße Eisen im Feuer haben, die größte Überraschung ist aber das Fehlen von Hans Zimmer, der mit seinem ungewöhnlich zurückhaltenden Score zu "Widows" ursprünglich als Mitfavorit galt, allerdings schon in den vorangegangenen wichtigen Preisverleihungen leer ausging. Trotzdem: Nicht mal der Einzug in die Top 15, das hätte man nicht erwartet. Ähnlich sieht es bei Jonny Greenwoods düster-treibenden elektronischen "A Beautiful Day"-Kompositionen aus, die vermutlich einfach zu unkonventionell und unmelodisch für die Stimmberechtigten waren. Gute Chancen auf eine OSCAR-Nominierung haben Desplat, Britell (für "Beale Street") und Hurwitz, in der bisherigen Awards Season schnitt auch Göransson überraschend gut ab. Freuen würde ich mich über eine Nominierung für Christopher Willis, dessen bewußt pompöse, von klassischen russischen Komponisten inspirierte Stücke in der Politsatire "The Death of Stalin" wie die Faust aufs Auge passen.

Mein Tip für die Top 5 in einer Kategorie, in der es oft Überraschungen gibt:
"Isle of Dogs", "Beale Street", "Aufbruch zum Mond", "Black Panther", "BlacKkKlansman".
Erste Nachrücker: "Mary Poppins' Rückkehr", "A Quiet Place".

Wir bleiben musikalisch mit den Filmsongs, bei denen ebenfalls auf 15 verkleinert wurde:
- "When a Cowboy Trades His Spurs for Wings" aus "The Ballad of Buster Scruggs"
- "Treasure" aus "Beautiful Boy"
- "All the Stars" aus "Black Panther"
- "Revelation" aus "Der verlorene Sohn"
- "Girl in the Movies" aus "Dumplin'"
- "We Won't Move" aus "The Hate U Give"
- "The Place Where Lost Things Go" aus "Mary Poppins' Rückkehr"
- "Trip a Little Light Fantastic" aus "Mary Poppins' Rückkehr"
- "Keep Reachin'" aus "Quincy"
- "I'll Fight" aus "RBG"
- "A Place Called Slaughter Race" aus "Chaos im Netz"
- "OYAHYTT" aus "Sorry to Bother You"
- "Shallow" aus "A Star Is Born"
- "Suspirium" aus "Suspiria"
- "The Big Unknown" aus "Widows"

Hierzu werde ich nicht viel schreiben, weil ich die meisten Songs noch nicht kenne und mich deshalb mit einer Einschätzung schwer tue. Erwähnen will ich aber, daß "Shallow", "I'll Fight" und mindestens einer der beiden "Mary Poppins"-Songs zu den Favoriten zählen und Sades "The Big Unkown" mir sehr gut gefallen hat.

Okay, einen Tip ins Blaue wage ich trotzdem:
- "Shallow"
- "I'll Fight"
- "The Place Where Lost Things Go"
- "All the Stars"
- "Keep Reachin'"

In der Kategorie Makeup and Hairstyling gibt es nur drei Nominierungsplätze, weshalb auch die Shortlist mit noch sieben Vertretern kurz ausfällt. Dies sind:
- Black Panther
- Bohemian Rhapsody
- Border
- Maria Stuart, Königin von Schottland
- Stan & Ollie
- Suspiria
- Vice

Angesichts der beeindruckenden Verwandlung von Christian Bale in Ex-US-Vizepräsident Dick Cheney sollte "Vice" nach aller Wahrscheinlichkeit seinen Platz im Dreierfeld sicher haben. Gute Chancen sehe ich auch für den britischen "Stan & Ollie" (mit John C. Reilly und Steve Coogan in den Rollen des Kult-Komiker-Duos), "Bohemian Rhapsody" sowie "Maria Stuart" - Kostümfilme kommen in dieser Kategorie eigentlich immer gut an, weshalb das Fehlen von "The Favourite" erstaunt (wie auch das von "A Star Is Born"). "Suspiria" könnte durch die aufsehenerregende Doppelrolle von Tilda Swinton punkten, die ja neben ihrer eigentlichen Rolle als Tanzlehrerin quasi inkognito (unter dem Namen eines fiktiven deutschen Schauspielers) auch eine täuschend echt wirkende Männerrolle spielt. Kurzum: Ein starkes Feld für nur drei Nominierungen, zumal auch der schwedische "Border" nicht chancenlos ist. Lediglich "Black Panther" dürfte eigentlich keine Chance haben, ist aber der populärste der sieben Filme und kann deshalb nicht komplett ausgeschlossen werden ...

Mein Tip: "Vice", "Bohemian Rhapsody" und "Suspiria". Erste Nachrücker sind "Stan & Ollie" und "Maria Stuart".

Nicht eingehen werde ich an dieser Stelle auf die Shortlists für die drei Kurzfilm-Kategorien, die kann man wie alle anderen Shortlists auf der Academy-Homepage nachlesen.

Die OSCAR-Nominierungen werden am 22. Januar 2019 bekanntgegeben, die Verleihung findet am 24. Februar statt.

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