Empfohlener Beitrag

In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 19. Dezember 2018

Kurz-Nachruf: Penny Marshall (1943-2018)

Noch im Jahr 2018 ist der Anteil der Regisseurinnen in der Filmbranche erschreckend niedrig - umso beeindruckender, wenn eine Frau bereits vor einigen Jahrzehnten den Sprung unter die erfolgreichsten Filmemacher in Hollywood geschafft hat. Der gebürtigen New Yorkerin Penny Marshall ist das speziell in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren gelungen, als sie unter anderem maßgeblich daran beteiligt war, die Weltkarriere eines gewissen Tom Hanks in Fahrt zu bringen. Am Montag ist Penny Marshall im Alter von 75 Jahren in Los Angeles gestorben.

Penny Marshall, die jüngere Schwester des vor zwei Jahren verstorbenen "Pretty Woman"-Regisseurs Garry Marshall, begann ihre Karriere als Schauspielerin. Während der zehnjährigen Ehe (von 1971-bis 1981) mit dem späteren "Harry und Sally"-Regisseur Rob Reiner trat sie unter anderem in einer wiederkehrerenden Gastrolle in der Kult-Sitcom "Männerwirtschaft" auf und spielte als Laverne eine der Titelrollen in dem langlebigen "Happy Days"-Spin-Off "Laverne & Shirley", wofür sie dreimal für einen Golden Globe nominiert war. Auch später übernahm sie hin und wieder kleine Rollen in Filmen und TV-Produktionen, doch nachdem Penny Marshall, ermutigt von ihrem Bruder, bereits bei "Laverne & Shirley" einige Episoden inszenierte, kam sie offensichtlich auf den Geschmack und sattelte Mitte der 1980er Jahre zur Regisseurin um. Zu ihrem Kinodebüt hinter der Kamera kam Marshall eher ungeplant, denn als Howard Zieff als Regisseur der Whoopi Goldberg-Komödie "Jumpin' Jack Flash" (1986) absprang, übernahm sie ohne große Vorbereitung den Job. Der fertige Film fiel bei den Kritikern zwar durch, lief in den Kinos aber recht ordentlich und bereitete Marshall somit den Weg zu weiteren Engagements. Und gleich das erste davon brachte ihr den endgültigen Durchbruch: Die auch von den Kritikern gefeierte, zweifach OSCAR-nominierte Komödie "Big" (1988), in der der Wunsch eines Jungen (vorübergehend) erfüllt wird, ein Erwachsener zu sein (gespielt von Tom Hanks), wurde der erste von einer Frau realisierte Film in der Kinogeschichte, der in den USA die Blockbusterschwelle eines Einspielergebnisses von mehr als $100 Mio. übertraf!

Zwei Jahre später bewies Marshall mit dem biographischen Drama "Zeit des Erwachens", daß sie auch ernstere Töne anschlagen konnte: Robin Williams spielt einen Arzt, dem es gelingt, teils seit Jahrzehnten komatös und vermeintlich unheilbar vor sich hindämmernde Patienten aufzuwecken - der erste, bei dem ihm das gelingt, wird von Robert De Niro verkörpert. Auch "Zeit des Erwachsens" erfuhr viel Lob und wurde gar für drei OSCARs nominiert, Regisseurin Marshall ging allerdings erneut leer aus. Weitere zwei Jahre später, also 1992, folgte Penny Marshalls letzter großer Hit: Der beschwingt erzählte Sportfilm "Eine Klasse für sich" übertraf wie zuvor "Big" die $100 Mio.-Marke und erzählt mit Starbesetzung (Geena Davis, Tom Hanks, Madonna - auch Pennys Bruder Garry Marshall agiert in einer Nebenrolle) die Geschichte eines Baseball-Trainers (Tom Hanks), der während des Zweiten Weltkrieges (als keine Männer-Spiele stattfanden) ein bunt gemischtes Frauenteam unter großem öffentlichen Interesse zum Erfolg führt. Ein klassisches Feelgood-Movie, routiniert und charmant inszeniert von Penny Marshall und deshalb ein noch heute absolut sehenswerter Hit. Bedauerlicherweise konnte Marshall ihre Erfolgssträhne nicht fortführen, denn ihre nächsten beiden Filme - die Tragikomödie "Mr. Bill" (1994) mit Danny DeVito und die Romanze "Rendezvous mit einem Engel" (1996) mit Denzel Washington und Whitney Houston - kamen bei Rezensenten wie Zuschauern nur mittelmäßig an. Als Folge konnte sie auch ihren bewährten Zwei-Jahres-Rhythmus nicht mehr einhalten und drehte erst wieder 2001: Die Tragikomödie "Unterwegs mit Jungs" mit Drew Barrymore sollte trotz wohlwollender Kritiken ihr letzter Spielfilm als Regisseurin sein. In den folgenden Jahren inszenierte sie nur noch ein paar TV-Filme und Serienepisoden (z.B. für "Taras Welten") und betätigte sich vereinzelt als Produzentin. Zuletzt arbeitete Marshall an einem Dokumentarfilm über den exzentrischen früheren Basketball-Star und heutigen Hobby-Diktatorenflüsterer Dennis Rodman, der 2019 in die Kinos kommen sollte - und wohl auch wird, da er sich bereits in der Postproduktionsphase befindet.

Am 17. Dezember 2018 verstarb Penny Marshall in Los Angeles im Alter von 75 Jahren an Komplikationen als Folge ihrer Diabetes-Erkrankung. R.I.P.
Embed from Getty Images

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen