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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Samstag, 13. Dezember 2014

Samstags-Update (50/2014)

Erwartungsgemäß halten sich die Verleiher in der Vorweihnachtszeit mit größeren Änderungen am deutschen Kinostartplan der kommenden Monate zurück. Nur die Scorpions-Doku "Forever and a Day" ist neu Mitte Februar, während der Found Footage-Film "Project Almanac" um eine Woche auf Ende Januar vorverlegt wurde:


Box Office-News:
Zur Abwechslung müssen die Amerikaner mal etwas länger auf einen großen Blockbuster warten als die meisten anderen Staaten, denn während "Der Hobbit 3" fast weltweit an diesem Wochenende anläuft, ist es in den USA erst nächste Woche soweit. In Deutschland kann der (aufgrund der Rechtesituation) höchstwahrscheinlich letzte Mittelerde-Film von Peter Jackson mit voraussichtlich deutlich über 1,3 Millionen Zuschauern von Mittwoch bis Sonntag die beiden Vorgänger (je gut 1,2 Millionen) leicht übertreffen und möglicherweise auch den bislang besten Start des Jahres 2014 von "Die Tribute von Panem – Mockingjay, Teil 1" (1,305 Mio.) schlagen. Andere breite Neustarts gibt es angesichts dieser Konkurrenz natürlich nicht, weshalb der sprechende Bär "Paddington" mit bis zu 300.000 Zuschauern auf dem zweiten Platz landet, während "Mockingjay 1" und "Die Pinguine aus Madagascar" mit je rund 200.000 Besuchern um Rang 3 streiten.
In den USA herrscht nicht unbedingt die Ruhe vor dem Sturm, aber für große Begeisterung bei den Kinozuschauern sorgen die beiden Neustarts dieser Woche auch nicht. Sir Ridley Scotts neuestes Historien- bzw. Bibelepos "Exodus: Götter und Könige" (mit Christian Bale als Moses und Joel Edgerton als Pharao Ramses) dürfte mit etwa $25 Mio. am Wochenende im unteren Bereich der Erwartungen landen, was aber immerhin locker zu Platz 1 reicht. Dahinter reiht sich "Mockingjay 1" mit gut $10 Mio. ein, während "Die Pinguine aus Madagascar" und der zweite Neustart "Top Five" mit jeweils etwa $7-8 Mio. um Platz 3 rangeln sollten. Das ist für die hochgelobte, aber nur in etwa 1000 Kinos gestartete Komödie von und mit Chris Rock (zum Vergleich: "Exodus" läuft in gut 3000) ein ordentlicher Wert, aber auch nicht mehr. Mal sehen, ob gute Mundpropaganda zu einer langen Laufzeit führen wird. In Deutschland läuft "Exodus" am 25. Dezember an, "Top Five" wird die Lichtspielhäuser erst am 16. April 2015 entern.

Quellen:

Donnerstag, 11. Dezember 2014

OSCAR-News: "Birdman" holt die meisten Golden Globe-Nominierungen

Die wichtigste Zwischenstation auf dem Weg zur OSCAR-Verleihung im Februar sind und bleiben die Golden Globes – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Aber während die Auswahl der Nominierten früher von Experten gerne belächelt wurde, haben sich die Golden Globes in den letzten Jahren tatsächlich zu einem überraschend guten Wegweiser für die OSCARs erwiesen. Das dürfte auch dieses Jahr der Fall sein, denn große Überraschungen gibt es kaum. Zur Erinnerung: Die Besonderheit der von der Hollywood-Auslandspresse vergebenen Golden Globes gehört die Unterteilung einiger Kategorien in eine Sparte für Dramen und eine für Komödien und Musicals. Bei den OSCARs haben erfahrungsgemäß die dramatischen Filme deutlich bessere Chancen.

Bestes Drama:
- "Foxcatcher"
- "The Imitation Game"
- "Selma"
- "Die Entdeckung der Unendlichkeit"

Etwas überraschend ist das Fehlen von "Gone Girl" oder auch "Interstellar", dafür kann das Bürgerrechtsdrama "Selma" nach dem gestrigen Reinfall bei den von der Schauspieler-Gilde verliehenen SAG Awards Boden gutmachen. Klarer Favorit ist in dieser Kategorie "Boyhood".

Komödie/Musical:
- "Birdman"
- "Into the Woods"
- "Pride"
- "St. Vincent"

Hier ist "Birdman" der Topfavorit, etwas überraschend kommt die Nominierung für die britische Wohlfühl-Tragikomödie "Pride". Bei den OSCARs dürften neben "Birdman" am ehesten "Grand Budapest Hotel" und die Musical-Adaption "Into the Woods" Chancen auf eine Nominierung als "Bester Film" haben.

Regie:
- Wes Anderson, "Grand Budapest Hotel"
- Ava DuVernay, "Selma"
- David Fincher, "Gone Girl"
- Alejandro González Iñárritu, "Birdman"
- Richard Linklater, "Boyhood"

Iñárritu und Linklater sind die Favoriten, erfreulich ist, daß mit DuVernay tatsächlich mal wieder eine Frau nominiert wurde.

Hauptdarstellerin Drama:
- Jennifer Aniston, "Cake"
- Felicity Jones, "Die Entdeckung der Unendlichkeit"
- Julianne Moore, "Still Alice"
- Rosamund Pike, "Gone Girl"
- Reese Witherspoon, "Wild"

Kurioserweise ist diese Liste identisch mit der bei den SAG Awards – was vermutlich kein gutes Zeichen für die hier in der Komödien-Sparte nominierten Damen ist. Favorisiert ist hier Julianne Moore.

Hauptdarstellerin Komödie/Musical:
- Amy Adams, "Big Eyes"
- Emily Blunt, "Into the Woods"
- Helen Mirren, "Madame Mallory und der Duft von Curry"
- Julianne Moore, "Maps to the Stars"
- Quvenzhané Wallis, "Annie"

Interessant (wenn auch nicht wirklich überraschend) ist, daß Tim Burtons Malerbiographie "Big Eyes" als Komödie eingestuft wurde. Bemerkenswert ist natürlich Julianne Moores Doppel-Nominierung, mit Wallis mußte man hier auch nicht rechnen. Chancen auf eine OSCAR-Nominierung dürfte allerdings keine dieser fünf Schauspielerinnen haben, am ehesten vielleicht noch Adams und Blunt, die auch hier favorisiert sein sollten.

Hauptdarsteller Drama:
- Steve Carell, "Foxcatcher"
- Benedict Cumberbatch, "The Imitation Game"
- Jake Gyllenhaal, "Nightcrawler"
- David Oyelowo, "Selma"
- Eddie Redmayne, "Die Entdeckung der Unendlichkeit"  

Fast das gleiche Bild wie bei den Damen: Die Nominierungen gleichen denen der SAG Awards, nur Oyelowo konnte für Keaton nachrücken; Timothy Spall ("Mr. Turner") fehlt leider auch hier. Ein klarer Favorit ist nicht auszumachen, mein Tip wäre Cumberbatch.

Hauptdarsteller Komödie/Musical:
- Ralph Fiennes, "Grand Budapest Hotel"
- Michael Keaton, "Birdman"
- Bill Murray, "St. Vincent"
- Joaquin Phoenix, "Inherent Vice"
- Christoph Waltz, "Big Eyes"

Auch Waltz profitiert von der, nunja, unkonventionellen Einstufung von "Big Eyes" als Komödie und holt sich eine weitere Golden Globe-Nominierung (die eher für Chris Rock in "Top Five" erwartet worden war). Haushoher Favorit ist jedoch Michael Keaton, der auch im OSCAR-Rennen in Front liegt. Außer ihm dürfte aus dieser Globe-Kategorie nur noch Fiennes eine reelle Chance auf eine OSCAR-Nominierung besitzen.

OSCAR-News Roundup: "Boyhood" und "Birdman" festigen frühe Favoritenstellung

Ehe heute nachmittag die Golden Globe-Nominierungen verkündet werden, möchte ich noch auf die wichtigsten Ereignisse der letzten Tage in der Awards Season 2014/2015 eingehen. An erster Stelle zu nennen wären da die gestern bekanntgegebenen Nominierungen für die von der Schauspieler-Gilde vergebenen SAG Awards; denn da die Schauspieler die mit Abstand größte Berufsgruppe innerhalb der Academy of Motion Picture Arts & Sciences (die die OSCARs vergibt) sind, ist ihre Meinung von entsprechend hohem Gewicht. Das gilt selbstredend speziell für die vier Darsteller-Kategorien, bei denen eine Nominierung für die SAG Awards schon die halbe Miete für eine folgende OSCAR-Nominierung ist (daß man sich darauf aber nicht immer verlassen kann, mußte beispielsweise letztes Jahr der deutsche "Rush"-Darsteller Daniel Brühl erfahren). Doch auch auf das Gesamtabschneiden der Filme lassen die Nominierungen durch die Schauspieler ein wenig rückschließen. Und in dieser Hinsicht scheint dieses Jahr Alejandro González Iñárritus "Birdman" die Nase vorn zu haben, aus dessen Reihen drei Schauspieler nominiert wurden:

Bester Hauptdarsteller:
- Steve Carell, "Foxcatcher"
- Benedict Cumberbatch, "The Imitation Game"
- Jake Gyllenhaal, "Nightcrawler"
- Michael Keaton, "Birdman"
- Eddie Redmayne, "Die Entdeckung der Unendlichkeit"

Im Normalfall sollten Keaton, Redmayne und Cumberbatch ihre OSCAR-Nominierungen nun so gut wie im Sack haben. Wichtig sind die SAG-Nominierungen besonders für Gyllenhaal und Carell, die zwar von Beginn an gut im Rennen lagen, aber eben nicht ganz vorne. Umgekehrt ist für "Mr. Turner"-Darsteller Timothy Spall das Fehlen ein Rückschlag, gleiches gilt für David Oyelowo ("Selma"), Oscar Isaac ("A Most Violent Year") oder Jack O'Connell ("Unbroken").

Hauptdarstellerin:
- Jennifer Aniston, "Cake"
- Felicity Jones, "Die Entdeckung der Unendlichkeit"
- Julianne Moore, "Still Alice"
- Rosamund Pike, "Gone Girl"
- Reese Witherspoon, "Wild"

Auch hier gibt es keine Sensation, auch hier dürfen zumindest drei der Nominierten schon fest mit einer OSCAR-Nominierung rechnen: Moore (die momentane Topfavoritin), Witherspoon und Jones. Wahrscheinlich auch Pike. Damit ist Jennifer Aniston die große Gewinnerin auf dem Weg zu ihrer ersten OSCAR-Nominierung. Ihre Hauptrivalin um den fünften Platz in dieser Kategorie dürfte derzeit Hilary Swank ("The Homesman") sein, vielleicht auch Marion Cotillard ("Zwei Tage, eine Nacht").

Nebendarsteller:
- Robert Duvall, "Der Richter"
- Ethan Hawke, "Boyhood"
- Edward Norton, "Birdman"
- Mark Ruffalo, "Foxcatcher"
- J.K. Simmons, "Whiplash"

Bei den Nebendarstellern ist die Favoritenlage weniger klar strukturiert. Einen echten Favoriten gibt es noch nicht, aber Norton, Simmons, Ruffalo und Hawke liegen gut im Rennen. Duvalls Nominierung hier ist ein bißchen überraschend, aber Altstars haben oft einen Sympathiebonus. Die Liste der Schauspieler, die ebenfalls für eine OSCAR-Nominierung in Frage kommen, ist ziemlich lang und umfaßt u.a. Tom Wilkinson ("Selma"), John Goodman ("The Gambler") und Josh Brolin ("Inherent Vice").

Nebendarstellerin:
- Patricia Arquette, "Boyhood"
- Keira Knightley, "The Imitation Game"
- Emma Stone, "Birdman"
- Meryl Streep, "Into the Woods"
- Naomi Watts, "St. Vincent"

Die vielleicht größte Überraschung der SAG Awards ist die Nominierung für Naomi Watts, dafür fehlen Jessica Chastain ("A Most Violent Year") und Laura Dern ("Wild"). Arquette, Knightley, Streep und wohl auch Stone haben sehr gute Chancen auf eine OSCAR-Nominierung, Watts ist immerhin von der krassen Außenseiterin zur Wackelkandidatin aufgestiegen.

Ensemble:
- "Birdman"
- "Boyhood"
- "The Imitation Game"
- "Die Entdeckung der Unendlichkeit"

Gewissermaßen das "Best Picture"-Pendant der SAG Awards. Wichtig ist die Nennung für "Grand Budapest Hotel", der bei den Einzelkategorien ja leer ausging und hier wohl "Selma" oder "Into the Woods" verdrängte. Ansonsten: Alles wie erwartet.

Alle Nominierungen inklusive der TV-Kategorien gibt es auf der SAG Awards-Homepage.

Ebenfalls ein recht vielbeachteter Indikator für die OSCARs ist die jährliche Top10-Liste des American Film Institute (die diesmal allerdings elf Filme umfaßt). Die besten amerikanischen Filme des Jahres 2014 nach Ansicht des AFI (ohne konkrete Reihenfolge) sind:
- "Der Scharfschütze"
- "Birdman"
- "Boyhood"
- "Foxcatcher"
- "The Imitation Game"
- "Into the Woods"
- "Nightcrawler"
- "Selma"
- "Unbroken"
- "Whiplash"

"Whiplash" ist wohl die größte Überraschung, auch Eastwoods "Der Scharfschütze" dürfte bei den OSCARs eher geringe Aussichten auf eine Nominierung in der Königskategorie "Bester Film" haben. Der Rest überrascht nicht allzu sehr, auch wenn hier "Gone Girl", "Wild" und "Grand Budapest Hotel" fehlen (und natürlich der britische "Die Entdeckung der Unendlichkeit", weil es eben nur um amerikanische Filme geht). Die Übersicht plus TV-Kategorien gibt es auf der AFI-Homepage.

Auch die Kritikergruppen haben weitere Preise vergeben, hier will ich aber nur kurz auf die Gewinner als "Bester Film" eingehen. Wobei das sehr einseitig ist, denn Richard Linklaters "Boyhood" gewann in Washington, Los Angeles, Boston und New York (bei den Online-Kritikern aus Boston gewann sensationell "Snowpiercer", der bei den OSCARs chancenlos sein dürfte). Aber dabei muß man immer beachten, daß Filmkritiker doch meist einen etwas anderen Geschmack haben als die innerhalb der Filmbranche Beschäftigten. "Boyhood" zählt zwar sicherlich zu den Topfavoriten, liegt aber garantiert nicht so weit vorne wie es die vielen Kritikerpreise suggerieren.

Schlußendlich soll auch die Vorauswahl der Academy für den Spezialeffekt-OSCAR nicht vernachlässigt werden. Aus diesen zehn Filmen werden sich am Ende die fünf Nominierungen der Kategorie zusammensetzen:
- "Der Hobbit 3"
- "Interstellar"
- "Maleficent"
- "Nachts im Museum 3"
- "Transformers 4"

Es fehlen "The Amazing Spider-Man 2", "Edge of Tomorrow" und "Exodus". Die größten Chancen auf eine OSCAR-Nominierung dürften "Interstellar", "Planet der Affen: Revolution", "Guardians of the Galaxy" und "Der Hobbit 3" haben.

Quelle:

Mittwoch, 10. Dezember 2014

MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS (2014)

Regie und Drehbuch: Mike Leigh, Musik: Gary Yershon
Darsteller: Timothy Spall, Dorothy Atkinson, Paul Jesson, Marion Bailey, Martin Savage, Karl Johnson, Lesley Manville, Mark Stanley, Jamie Thomas King, Niall Buggy, Joshua McGuire, Stuart McQuarrie, Sylvestra Le Touzel, Fenella Woolgar, David Horovitch, Patrick Godfrey, Leo Bill, Fred Pearson, Richard Bremmer, Sinead Matthews, Tom Wlaschiha, Lee Ingleby
 Mr. Turner
(2014) on IMDb Rotten Tomatoes: 97% (8,4); weltweites Einspielergebnis: $25,2 Mio.
FSK: 6, Dauer: 150 Minuten.

London, um 1825: Der romantische Landschaftsmaler William Turner (Timothy Spall, "The King's Speech"), Sohn eines Barbiers, ist bereits um die 50 Jahre alt und hat sich mit seiner Kunst durchaus etabliert. Er ist Mitglied der Royal Academy, verkauft seine Gemälde für gutes Geld und ist ein gerne gesehener Gast bei den reichen und/oder adligen Gönnern der Szene. Dabei ist Turner nicht gerade für perfekte Manieren bekannt – zwar gibt er sich meist höflich und sogar freundlich, allerdings hält er Schnaufen und Grunzen für gesellschaftlich anerkannte Mittel der Kommunikation. Außerdem ist er schnell genervt von nichtssagendem Small Talk und eitler Selbstbeweihräucherung, weshalb er entsprechende Unterhaltungen häufig mit einer bissigen Bemerkung abwürgt, sobald es ihm endgültig zu viel wird. Überhaupt widmet sich Turner eigentlich viel lieber der Natur als den Menschen, weshalb es ihn immer wieder in die kleine Küstenstadt Margate verschlägt, wo er sich Inspiration für seine Meeresgemälde holt. Als sein Vater William Sr. (Paul Jesson, "Coriolanus"), der ihm stets eine verläßliche Stütze bei der Ausübung der Malerei war und gemeinsam mit Haushälterin Hannah (Dorothy Atkinson) alles für ihn organisierte, stirbt, verfällt Turner jedoch in Depressionen …

Montag, 8. Dezember 2014

Neues aus Hollywood (49/2014)

Heute wird diese kleine Rubrik ihrem Namen tatsächlich einmal voll gerecht, denn ich werde drei Großproduktionen vorstellen, von denen man zumindest zwei mit Fug und Recht als fast garantierte Blockbuster ansehen kann (bei der dritten sind Zweifel durchaus angebracht):

  • Das meiste zwar war bereits in den Wochen zuvor durchgesickert, doch letzten Donnerstag wurden in London offiziell Besetzung und Titel des nunmehr 24. James Bond-Abenteuers "SPECTRE" bekanntgegeben. Wie der Name schon verrät, wird die berüchtigte Verbrecherorganisation, die schon dem ersten Bond-Darsteller Sean Connery wiederholt das Leben schwer machte, ihre lange erwartete Rückkehr feiern. Entgegen der allgemeinen Vermutungen scheint ihr legendärer Anführer Ernst Stavro Blofeld (bisher u.a. von Donald Pleasance, Telly Savalas und Max von Sydow verkörpert) allerdings sein Comeback noch nicht zu feiern; nachdem erste Gerüchte die Runde machten, wonach der zweimalige OSCAR-Gewinner Christoph Waltz ("Django Unchained", "Inglourious Basterds") im neuen Film agieren werde, gingen viele Fans davon aus, daß er der neue Blofeld werden würde. Bei der offiziellen Präsentation wurde nun zwar Waltz' Mitwirken als Bösewicht bestätigt, jedoch hört seine Figur auf den eher wenig spektakulären Namen "Oberhauser". Dennoch sollte niemand überrascht sein, falls sich dieser Oberhauser am Ende doch als Blofeld herausstellt, schließlich wurde beim letzten Bond-Film "Skyfall" Naomie Harris im Vorfeld auch nicht als Miss Moneypenny angekündigt ... Aber bevor ich das Pferd von hinten aufzäume, zurück zum Wesentlichen: Das bewährte "Skyfall"-Team hinter der Kamera ist fast komplett zusammengeblieben, was bedeutet, daß Sam Mendes ("Zeiten des Aufruhrs") wiederum Regie führt, John Logan ("Gladiator", "Hugo Cabret") für das Drehbuch verantwortlich zeichnet (überarbeitet wurde es von den langjährigen Bond-Filmautoren Neil Purvis und Robert Wade) und Thomas Newman ("Road to Perdition", "Saving Mr. Banks") die Filmmusik beisteuert. Vor der Kamera kehren Bond-Darsteller Daniel Craig, Ralph Fiennes, Naomie Harris, Ben Whishaw (der neue "Q"), Rory Kinnear ("M"s Assistent Tanner) sowie etwas überraschend Jesper Christensen zurück. Daß der Däne seine (relativ kleine) Schurkenrolle des Mr. White aus Daniel Craigs Debüt in "Casino Royale" sowie "Ein Quantum Trost" fortführen darf, belegt zudem, daß man die bisherige Haupt-Antagonisten-Gruppe der Craig-Ära nicht einfach zugunsten von SPECTRE unter den Tisch fallen läßt. Ob Quantum einfach nur ein Vorläufer von SPECTRE ist oder so etwas wie eine Unterabteilung, wird sich sicherlich zeigen. Es ist jedenfalls schön zu sehen, daß man diesen nicht gerade unbedeutenden Handlungsstrang nicht einfach ignoriert. Waltz und Christensen sind aber nicht die einzigen, die Bond an den Kragen wollen, ein dritter Bösewicht mit Namen Mr. Hinx wird von dem Ex-Wrestler Dave Bautista ("Guardians of the Galaxy", "The Man with the Iron Fists") verkörpert werden. Und selbstverständlich dürfen auch die "Bond-Girls" nicht fehlen – wie üblich kann sich Bond in dieser Hinsicht nicht beschweren, denn in "SPECTRE" werden ihm Léa Seydoux ("Blau ist eine warme Farbe", "Grand Budapest Hotel") und Monica Bellucci ("Die Passion Christi") zur Seite stehen; naja, oder auch nicht, denn über die tatsächliche Handlung ist noch kaum etwas bekannt. Zu guter Letzt vervollständigt Andrew Scott (Moriarty in der TV-Serie "Sherlock") als MI6-Mitarbeiter Mr. Denbigh den Cast. Die Dreharbeiten beginnen genau heute und führen das Team nach Österreich, Marokko, Mexiko und natürlich London. Der (fast) weltweite Kinostart von "SPECTRE" ist der 6. November 2015.

  • Ein fast noch größeres Staraufgebot als "SPECTRE" kann eine neue Comic-Verfilmung vorweisen: "Suicide Squad". Auch hier war schon länger bekannt, daß das Hollywood-Studio Warner Bros. für die Hauptrollen mit einigen großen Namen verhandelt, und offensichtlich konnte das Konzept (und/oder der Gehaltsscheck) für die durchaus ungewöhnliche DC Comics-Adaption fast alle angesprochenen Stars überzeugen. Das war nicht selbstverständlich, denn hier stehen einmal nicht die bekannten Superhelden im Fokus, sondern diverse Superschurken, die sich für einen Auftrag zusammentun müssen. Auch in diesem Fall gibt es noch keine Details zur Handlung, doch in der Comicvorlage ist es wohl so, daß die Bösewichte für die "Guten" kämpfen, um als Gegenleistung geringere Gefängnisstrafen zu erhalten. Also eine Art "Das dreckige Dutzend" in der Superhelden-Comicwelt. Und die Besetzung läßt durchaus auf gute Unterhaltung hoffen: Will Smith ("I Am Legend") agiert als Scharfschütze Deadshot, Tom Hardy (der bereits DC Comics-Bösewicht-Erfahrung sammeln konnte als Batman-Gegenspieler Bane in "The Dark Knight Rises") als Elitesoldat und Suicide Squad-Anführer Rick Flag, Jared Leto ("Dallas Buyers Club") als Joker, Margot Robbie ("The Wolf of Wall Street") als dessen durchgeknallte Gespielin Harley Quinn, Jai Courtney ("Jack Reacher") als Captain Boomerang (in den Comics vor allem als Gegenspieler von "The Flash" bekannt) und das Topmodel Cara Delevingne ("Anna Karenina") als zaubermächtige Enchantress. Gerüchteweise soll auch Jesse Eisenberg ("The Social Network") in seiner Rolle als Lex Luther aus "Batman vs. Superman" (2016) auftauchen, das wurde allerdings noch nicht bestätigt. Für Regie und Drehbuch von "Suicide Squad" zeichnet David Ayer verantwortlich, der in den USA erst kürzlich mit dem Panzer-Kriegsfilm "Herz aus Stahl" erfolgreich war, der übrigens an Neujahr auch in die deutschen Kinos kommen wird. Die Dreharbeiten zu "Suicide Squad" sollen im April in Toronto beginnen, der US-Kinostart ist für den 5. August 2016 vorgesehen.

Samstag, 6. Dezember 2014

Samstags-Update (49/2014)

Die einzige größere Veränderung im deutschen Kino-Startplan bis Ende Februar ist eine recht ärgerliche: Stephen Daldrys Abenteuer-Drama "Trash" wurde von Mitte Februar auf Mitte Juni verlegt. Nicht mehr in meiner ausführlichen Vorschau enthalten, aber trotzdem erwähnenswert: J.C. Chandors Drama "A Most Violent Year" mit Oscar Isaac und Jessica Chastain, das in dieser Woche mit dem NBR Award für den besten Film des Jahres 2014 ausgezeichnet wurde, hat in Deutschland einen Startplatz am 19. März 2015 erhalten (und damit leider ein paar Wochen nach der OSCAR-Verleihung).


Box Office-News:
In den Kinosälen herrscht mehr oder weniger die Ruhe vor dem "Der Hobbit 3"-Sturm. Eine Woche vor dem Start von Peter Jacksons sehr wahrscheinlich letztem Mittelerde-Abenteuer traut sich die Konkurrenz nur bedingt, dagegenzuhalten und das Risiko einzugehen, in der zweiten Woche gegen die Zwerge, Elben und Orks unterzugehen. In Deutschland sind die Verleiher allerdings deutlich mutiger als in den USA: Die Kinderbuch-Verfilmung "Paddington" dürfte zum Auftakt mindestens eine Viertelmillion Zuschauer zählen, mit einem guten Sonntag (der bei familienfreundichen Filmen immer möglich ist) könnten es auch deutlich mehr werden. Zum ersten Platz wird es vermutlich dennoch nicht reichen, den sollte mit mindestens 350.000 Besuchern ein weiteres Mal "Die Tribute von Panem – Mockingjay, Teil 1" verteidigen. Auf Platz 2 folgt mit "Die Pinguine aus Madagascar" ein weiterer 3D-Animationsfilm, der von Donnerstag bis Sonntag mindestens 200.000 Zuschauer zählen dürfte. Auf dem vierten Rang landet mit einem knapp sechsstelligen Ergebnis trotz mäßiger Kritiken der weihnachtliche deutsche Komödien-Neustart "Alles ist Liebe", der von vermutlich jedem Rezensenten im Lande mit Richard Curtis' "Tatsächlich ... Liebe" vergleichen wird; allerdings fällt dieser Vergleich in den seltensten Fällen vorteilhaft für die deutsche Variante aus (die übrigens eigentlich ein Remake eines belgischen Films ist ...). In den Arthouse-Kinos läuft derweil Woody Allens Komödie "Magic in the Moonlight" mit Colin Firth und Emma Stone mit wohl knapp 50.000 Besuchern für Allens Verhältnisse auch nur mittelmäßig an.
Während in deutschen Kinos also zumindest noch ein bißchen was los ist, herrscht in den USA (wie eigentlich immer am Post-Thanksgiving-Wochenende) tote Hose. Dabei ist dieses Wochenende ohne einen einzigen breiten Neustart sogar dermaßen uninteressant, daß sich die meisten US-Experten nicht einmal die Mühe machen, wie sonst üblich anhand der frühen Freitagszahlen die Wochenend-Ergebnisse hochzurechnen. Dennoch steht völlig außer Frage, daß "Mockingjay 1" auch hier problemlos die Spitzenposition verteidigen wird, zu erwarten sind etwa $20 Mio. von Freitag bis Sonntag. Dahinter werden wohl "Die Pinguine aus Madagascar" mit gut $10 Mio. folgen, um Platz 3 rangeln "Big Hero 6", "Kill the Boss 2" und "Interstellar", die alle auf $7-9 Mio. kommen sollten.

Quelle:

Donnerstag, 4. Dezember 2014

KINOVORSCHAU WINTER/FRÜHLING 2015 (Teil 1)

Letztes Update vom 21. Februar: Ich habe meiner Vorschau die am Donnerstag startende und auf der Berlinale vorgestellte Literaturverfilmung "Als wir träumten" von Andreas Dresen hinzugefügt.

Mittlerweile mache ich meine Zwei-Monats-Vorschauen ja schon eine ganze Weile, da muß ich wohl nicht mehr viele Worte vorwegschicken. Also nur ganz kurz: Wie immer im Januar und Februar steht jede Menge anspruchsvolle OSCAR-Ware ins Haus, vor allem Arthouse-Freunde werden demnach auf ihre Kosten kommen. Die Auswahl der von mir kurz vorgestellten Filme ist nicht komplett (dafür empfehle ich den bis 2019 reichenden Startplan von InsideKino), sondern beschränkt sich auf die mir am interessantesten erscheinenden Produktionen, die auch mehr als nur einen Alibistart in zwei oder drei Kinos bundesweit erhalten werden. Terminänderungen aktualisiere ich immer samstags (und kommuniziere sie in meinen Samstags-Updates).

1. Januar:
Die anfänglichen Hoffnungen auf ein ganz großes Kriegsdrama von OSCAR-Kaliber konnte der Panzerfilm von Regisseur David Ayer ("End of Watch") zwar nicht erfüllen, dennoch fielen die Besprechungen für die actionreichen Abenteuer einer US-Panzercrew auf Geheimmission hinter feindlichen Linien in Deutschland Anfang 1945 positiv aus – und die Zuschauerreaktionen sogar noch besser. Dank Hauptdarsteller Brad Pitt ("Inglourious Basterds") sollten die Erfolgschancen auch in Europa so schlecht nicht stehen; in weiteren Rollen sind Shia LaBeouf ("Lawless"), Logan Lerman ("Vielleicht lieber morgen") und Jon Bernthal (TV-Serie "The Walking Dead") vertreten.

"Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach":
Die Bestseller-Verfilmung "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" hat sich in den deutschen Kinos nach langsamem Start mit am Ende fast 1,2 Millionen Zuschauern zu einem echten "Sleeper-Hit" entwickelt. Offenbar haben die Schweden generell ein Faible für etwas skurrile und vor allem ewig lange Buch- oder Filmtitel, denn auch "Eine Taube …" von Altmeister Roy Andersson ("Das jüngste Gewitter") stammt aus dem skandinavischen Staat – und könnte der nächste schwedische Langläufer in den deutschen Kunstkinos werden. Ohne Bestseller-Vorlage wird das natürlich schwieriger, aber die beinahe hymnischen Reaktionen der Fachpresse auf die Premiere beim Festival in Venedig (wo es den Hauptpreis gab, also den Goldenen Löwen) lassen zumindest hoffen, daß die von absurdem Humor á la Monty Python geprägte, eher anekdotenhaft strukturierte Geschichte zweier Scherzartikelverkäufer auf Reisen ihr Publikum finden könnte.

"Lilting":
Der aus Kambodscha stammende Filmemacher Hong Khaou hat in England ein gefühlvolles, von den Kritikern gelobtes Drama über eine trauernde Mutter geschaffen, die mit ihrem Sohn aus Kambodscha nach London emigriert ist, aber kein Englisch spricht. Eines Tages erhält sie Besuch vom Lebenspartner (Ben Whishaw, "Skyfall") ihres verstorbenen Sohnes, der ihr seine Homosexualität verheimlicht hatte. Obwohl die beiden nicht verbal kommunizieren können, entsteht durch die gemeinsame Trauer eine ungewöhnliche Beziehung zwischen den beiden, die ihnen Halt gibt.

8. Januar:
"96 Hours – Taken 3":
Zum dritten Mal läßt Liam Neeson ("The Grey") als Ex-Geheimagent Bryan Mills die Fetzen fliegen, um seine Familie zu beschützen. Wobei diesmal er selbst ins Visier gerät, als ihm ein Mord angehängt werden soll. Also muß er den wahren Killer finden … Regie führt wie beim zweiten Teil der Franzose Olivier Megaton, das Drehbuch stammt erneut von Luc Besson und Robert Mark Kamen, auch in der Besetzung ist dank der Mitwirkung von u.a. Maggie Grace und Famke Janssen die Kontinuität der Reihe gewahrt. Ein Neuzugang ist Forest Whitaker ("Der letzte König von Schottland") als Polizei-Inspektor.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

OSCAR-NEWS: Erste Awards plus Doku-Shortlist

Die ersten Preise der Saison sind vergeben: An den letzten beiden Tagen wurden die Gotham Awards und die NBR Awards verliehen, zudem haben die New Yorker Filmkritiker den langen Reigen der Kritiker-Auszeichnungen eröffnet. Beginnen wir mit den wichtigsten Kategorien der bedeutendsten Auszeichnung: den vom National Board of Review seit 1920 verliehenen NBR Awards:

Bester Film: "A Most Violent Year"
Regie: Clint Eastwood, "Der Scharfschütze"
Hauptdarsteller: Oscar Isaac, "A Most Violent Year" und Michael Keaton, "Birdman"
Hauptdarstellerin: Julianne Moore, "Still Alice"
Nebendarsteller: Edward Norton, "Birdman"
Nebendarstellerin: Jessica Chastain, "A Most Violent Year"
Animationsfilm: "Drachenzähmen leicht gemacht 2"
Fremdsprachiger Film: "Wild Tales", Argentinien
Dokumentarfilm: "Life Itself"
Original-Drehbuch: Phil Lord und Christopher Miller, "The LEGO Movie"
Adaptiertes Drehbuch: "Inherent Vice", Paul Thomas Anderson
Ensemble: "Herz aus Stahl"

Hier gibt es einige Überraschungen: Geradezu als Sensation muß man den Drehbuch-Preis für "The LEGO Movie" bezeichnen; unwahrscheinlich, daß darauf ein OSCAR folgen wird, aber zumindest für eine Nominierung außerhalb der Animationsfilm-Kategorie hat er sich damit ins Gespräch gebracht. Das macht es umso erstaunlicher, daß er hier seine eigentliche Kategorie gegen "Drachenzähmen leicht gemacht 2" verlor. Absolut keine Überraschung sind die vielen Preise für Alejandro González Iñárritus schwarze Komödie "Birdman", die Auszeichnungen für Julianne Moore und Paul Thomas Anderson kommen ebenfalls nicht unerwartet. Ein bißchen diffiziler wird das Bild bei J.C. Chandors "A Most Violent Year" – zwar wurde das zu Beginn der 1980er Jahre spielende Drama durchaus zu den OSCAR-Kandidaten gerechnet, zählte jedoch nicht zu den Topfavoriten. Mal sehen, ob die NBR Awards das ändern können, einen Schub sollte es auf jeden Fall geben. Theoretisch eine große Überraschung ist der Regiepreis für Clint Eastwood, dessen "Der Scharfschütze" von den Kritikern zwar wohlwollend, aber alles andere als euphorisch aufgenommen wurde. Allerdings hat das National Board of Review seit vielen Jahren ein Faible für den Altmeister und schafft es irgendwie immer wieder, seinen Werken mindestens einen Preis zuzusprechen – das ist fast schon ein Running Gag und daher wohl kaum aussagekräftig für die weitere Awards Season ...

Von besonderem Interesse bei den NBR Awards ist zusätzlich zu den eigentlichen Preisen die Liste der nach Ansicht der Jury zehn besten Filme des Jahres. Wer hier nicht gelistet wird, könnte schon ein Problem haben hinsichtlich eines guten Abschneidens bei den OSCARs – andererseits können vermeintliche Außenseiter erheblich von einer Nennung profitieren, die sie unvermittelt ins Rampenlicht spült. Hier sind also die zehn angeblich besten amerikanischen Filme des Jahres 2014 (nach "A Most Violent Year"):

- "Der Scharfschütze"
- "Birdman"
- "Herz aus Stahl"
- "The Imitation Game"
- "Inherent Vice"
- "The LEGO Movie"
- "Unbroken"

Die großen Gewinner dieser Top10-Aufzählung dürften "Herz aus Stahl", "Nightcrawler" und auch "Inherent Vice" sein. Der Kriegsfilm mit Brad Pitt wurde trotz guter Kritiken eigentlich nicht als ernsthafter OSCAR-Kandidat gehandelt (abgesehen von den technischen Kategorien), vielleicht verhelfen ihm der Ensemble-Preis und die Top10-Nennung zu mehr. "Nightcrawler" ist ein Film, den eigentlich jeder bewundert, bei dem man aber unsicher ist, ob er nicht doch zu "klein" ist, um gegen die hochkarätige Konkurrenz bestehen zu können. Die NBR Awards lassen (auch ohne "echten" Preis für den Film) hoffen, daß er das doch schaffen könnte. Ähnlich sieht es bei "Inherent Vice" aus: Die schwarzhumorige Kiffer-Krimikomödie scheint eigentlich zu "leicht" für ganz große Awards-Ehren zu sein – aber wer weiß? Erfreulich ist die Nennung auch für Angelina Jolies "Unbroken", allerdings sind die frühen Kritiken zu ihrem Sport-/Kriegsfilm so stark, daß eine gute Awards Season sowieso garantiert sein sollte. "Der Scharfschütze" und "The LEGO Movie" halte ich trotz der Auflistung hier nicht für ernsthafte Kandidaten auf OSCAR-Nominierungen in der Königskategorie Bester Film. Umgekehrt sollten "Birdman", "Boyhood", "The Imitation Game" und wahrscheinlich auch "Gone Girl" problemlos ihren Weg bis zu den OSCARs gehen. Namhafteste nicht nominierte Werke sind wohl das Bürgerrechts-Drama "Selma", Wes Andersons "Grand Budapest Hotel", das Stephen Hawking-Biopic "Die Entdeckung der Unendlichkeit" und Christopher Nolans "Interstellar".

Alle Preise und Top-Listen (es gibt auch welche für Independent-Werke, fremdsprachige Filme und Dokus) kann man auf der NBR-Homepage nachlesen.

Deutlich kürzer fassen werde ich mich bei den Gotham Awards, die ausschließlich unabhängig produzierte Filme berücksichtigen und sich auf relativ wenige Kategorien konzentrieren (alle Sieger und Nominierten sind auch hier auf der Homepage zu finden):

Dienstag, 2. Dezember 2014

UNDER THE SKIN – TÖDLICHE VERFÜHRUNG (2013)

Regie und Drehbuch: Jonathan Glazer, Musik: Mica Levi
Darsteller: Scarlett Johansson, Jeremy McWilliams, Paul Brannigan, Kryŝtof Hádek, Michael Moreland, Adam Pearson, Antonia Campbell-Hughes
Under the Skin
(2013) on IMDb Rotten Tomatoes: 84% (7,9); weltweites Einspielergebnis: $7,5 Mio.
FSK: 12, Dauer: 108 Minuten.
Glasgow, Schottland: Eine bildschöne junge Frau (Scarlett Johansson, "Lucy") fährt Abend für Abend in einem Auto kreuz und quer durch die Stadt und ihr Umland und spricht immer wieder einzelne Männer an, um diese nach dem Weg zu fragen. Gelegentlich lädt sie einen ein, zu ihr in den Wagen zu steigen und sie direkt zu ihrem Ziel zu lotsen. Dort verführt sie die Männer. Niemals weit entfernt ist ein Motorradfahrer (Jeremy McWilliams), der auf die Frau aufzupassen scheint …

Kritik:
Es ist schon ein bißchen gemein: Da dreht der Filmemacher Jonathan Glazer ("Sexy Beast") einen formal höchst anspruchsvollen experimentellen Kunstfilm … und am Ende diskutiert alle Welt nur über Scarlett Johansson und ihre Nacktszenen-Premiere! Aber andererseits muß das Glazer von vornherein klar gewesen sein, außerdem darf man getrost davon ausgehen, daß ohne Johanssons Mitwirkung generell viel weniger über "Under the Skin – Tödliche Verführung" gesprochen und geschrieben würde und vor allem davon, daß ihn außer den professionellen Kritikern und ein paar hartgesottenen Filmkunst-Anhängern niemand je gesehen hätte. Insofern mag es Glazer ein wenig schmerzen, daß seine künstlerische Vision in der Aufgeregtheit um die Nacktszenen gerne übersehen wird; aber er wird es sicher überleben.

Montag, 1. Dezember 2014

Media Monday #179


In der letzten Zeit habe ich aus Zeitmangel auf die Teilnahme am Media Monday verzichtet, aber da die Filmbranche in der vergangenen Thanksgiving-Woche nicht genügend Material für meine Rubrik "Neues aus Hollywood" hergegeben hat, mache ich heute als Ersatz dafür mal wieder mit. Zumal es einige schöne Fragen gibt:

1. Die wohl beste Comedy-Serie in meinen Augen ist "Coupling". Die ersten drei Staffeln der dialogstarken, in jeder einzelnen Episode clever konstruierten Serie des heutigen "Doctor Who"-Masterminds Steven Moffat sind schlicht und ergreifend zum Schießen komisch (auch in der deutschen Synchronfassung!). Wobei ich nicht verschweigen will, daß man sich zu Beginn unter Umständen erst zwei oder drei Folgen lang an die teilweise *etwas* überzeichneten Figuren gewöhnen muß. Dann lernt man sie aber definitiv lieben ...
2. Myrna Loy und William Powell waren ein echtes Traumpaar in der "Der dünne Mann"-Filmreihe, denn ein charmanteres, liebenswürdigeres Ermittler-Ehepaar (plus Hund) wird man kaum finden.
3. Wenn die Handlung einen unvorhersehbaren, dabei aber trotzdem zumindest noch ansatzweise logischen und glaubwürdigen Verlauf nimmt, wird für mich ein Film unwiderstehlich, schließlich passiert es einem notorischen Vielseher nicht mehr so oft, daß er keine Ahnung hat, was als nächstes passieren wird.
4. Der mieseste zweite Teil ist vermutlich "Aliens vs. Predator 2". Wobei "mies" für diesen Schund gar kein Ausdruck ist ...
5. Der FC Bayern München hat seinen Zenit längst überschritten, wie das schwache 1:0 in Berlin am Samstag wohl eindeutig unter Beweis stellt, denn man wird ja wohl noch träumen dürfen ...
6. Dürfte ich einen Tag mit dem "Kalifen" des Islamischen Staats den Platz tauschen, würde ich verfügen, daß alle IS-Anhänger für alle Zeiten nur noch "Kumbaya" singen und Ringelreigen tanzen dürfen.
7. Zuletzt gelesen habe ich mein eigenes Buch "Die Darstellung des Krieges im US-Spielfilm als Indikator für gesellschaftlichen Wandel" (Arbeitstitel) und das war und ist auf Dauer anstrengend, weil ich immer noch mit dem Lektorat beschäftigt bin ...

Die Links zu den Antworten der übrigen Teilnehmer gibt es wie üblich beim Medienjournal.