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Donnerstag, 11. Dezember 2014

OSCAR-News Roundup: "Boyhood" und "Birdman" festigen frühe Favoritenstellung

Ehe heute nachmittag die Golden Globe-Nominierungen verkündet werden, möchte ich noch auf die wichtigsten Ereignisse der letzten Tage in der Awards Season 2014/2015 eingehen. An erster Stelle zu nennen wären da die gestern bekanntgegebenen Nominierungen für die von der Schauspieler-Gilde vergebenen SAG Awards; denn da die Schauspieler die mit Abstand größte Berufsgruppe innerhalb der Academy of Motion Picture Arts & Sciences (die die OSCARs vergibt) sind, ist ihre Meinung von entsprechend hohem Gewicht. Das gilt selbstredend speziell für die vier Darsteller-Kategorien, bei denen eine Nominierung für die SAG Awards schon die halbe Miete für eine folgende OSCAR-Nominierung ist (daß man sich darauf aber nicht immer verlassen kann, mußte beispielsweise letztes Jahr der deutsche "Rush"-Darsteller Daniel Brühl erfahren). Doch auch auf das Gesamtabschneiden der Filme lassen die Nominierungen durch die Schauspieler ein wenig rückschließen. Und in dieser Hinsicht scheint dieses Jahr Alejandro González Iñárritus "Birdman" die Nase vorn zu haben, aus dessen Reihen drei Schauspieler nominiert wurden:

Bester Hauptdarsteller:
- Steve Carell, "Foxcatcher"
- Benedict Cumberbatch, "The Imitation Game"
- Jake Gyllenhaal, "Nightcrawler"
- Michael Keaton, "Birdman"
- Eddie Redmayne, "Die Entdeckung der Unendlichkeit"

Im Normalfall sollten Keaton, Redmayne und Cumberbatch ihre OSCAR-Nominierungen nun so gut wie im Sack haben. Wichtig sind die SAG-Nominierungen besonders für Gyllenhaal und Carell, die zwar von Beginn an gut im Rennen lagen, aber eben nicht ganz vorne. Umgekehrt ist für "Mr. Turner"-Darsteller Timothy Spall das Fehlen ein Rückschlag, gleiches gilt für David Oyelowo ("Selma"), Oscar Isaac ("A Most Violent Year") oder Jack O'Connell ("Unbroken").

Hauptdarstellerin:
- Jennifer Aniston, "Cake"
- Felicity Jones, "Die Entdeckung der Unendlichkeit"
- Julianne Moore, "Still Alice"
- Rosamund Pike, "Gone Girl"
- Reese Witherspoon, "Wild"

Auch hier gibt es keine Sensation, auch hier dürfen zumindest drei der Nominierten schon fest mit einer OSCAR-Nominierung rechnen: Moore (die momentane Topfavoritin), Witherspoon und Jones. Wahrscheinlich auch Pike. Damit ist Jennifer Aniston die große Gewinnerin auf dem Weg zu ihrer ersten OSCAR-Nominierung. Ihre Hauptrivalin um den fünften Platz in dieser Kategorie dürfte derzeit Hilary Swank ("The Homesman") sein, vielleicht auch Marion Cotillard ("Zwei Tage, eine Nacht").

Nebendarsteller:
- Robert Duvall, "Der Richter"
- Ethan Hawke, "Boyhood"
- Edward Norton, "Birdman"
- Mark Ruffalo, "Foxcatcher"
- J.K. Simmons, "Whiplash"

Bei den Nebendarstellern ist die Favoritenlage weniger klar strukturiert. Einen echten Favoriten gibt es noch nicht, aber Norton, Simmons, Ruffalo und Hawke liegen gut im Rennen. Duvalls Nominierung hier ist ein bißchen überraschend, aber Altstars haben oft einen Sympathiebonus. Die Liste der Schauspieler, die ebenfalls für eine OSCAR-Nominierung in Frage kommen, ist ziemlich lang und umfaßt u.a. Tom Wilkinson ("Selma"), John Goodman ("The Gambler") und Josh Brolin ("Inherent Vice").

Nebendarstellerin:
- Patricia Arquette, "Boyhood"
- Keira Knightley, "The Imitation Game"
- Emma Stone, "Birdman"
- Meryl Streep, "Into the Woods"
- Naomi Watts, "St. Vincent"

Die vielleicht größte Überraschung der SAG Awards ist die Nominierung für Naomi Watts, dafür fehlen Jessica Chastain ("A Most Violent Year") und Laura Dern ("Wild"). Arquette, Knightley, Streep und wohl auch Stone haben sehr gute Chancen auf eine OSCAR-Nominierung, Watts ist immerhin von der krassen Außenseiterin zur Wackelkandidatin aufgestiegen.

Ensemble:
- "Birdman"
- "Boyhood"
- "The Imitation Game"
- "Die Entdeckung der Unendlichkeit"

Gewissermaßen das "Best Picture"-Pendant der SAG Awards. Wichtig ist die Nennung für "Grand Budapest Hotel", der bei den Einzelkategorien ja leer ausging und hier wohl "Selma" oder "Into the Woods" verdrängte. Ansonsten: Alles wie erwartet.

Alle Nominierungen inklusive der TV-Kategorien gibt es auf der SAG Awards-Homepage.

Ebenfalls ein recht vielbeachteter Indikator für die OSCARs ist die jährliche Top10-Liste des American Film Institute (die diesmal allerdings elf Filme umfaßt). Die besten amerikanischen Filme des Jahres 2014 nach Ansicht des AFI (ohne konkrete Reihenfolge) sind:
- "Der Scharfschütze"
- "Birdman"
- "Boyhood"
- "Foxcatcher"
- "The Imitation Game"
- "Into the Woods"
- "Nightcrawler"
- "Selma"
- "Unbroken"
- "Whiplash"

"Whiplash" ist wohl die größte Überraschung, auch Eastwoods "Der Scharfschütze" dürfte bei den OSCARs eher geringe Aussichten auf eine Nominierung in der Königskategorie "Bester Film" haben. Der Rest überrascht nicht allzu sehr, auch wenn hier "Gone Girl", "Wild" und "Grand Budapest Hotel" fehlen (und natürlich der britische "Die Entdeckung der Unendlichkeit", weil es eben nur um amerikanische Filme geht). Die Übersicht plus TV-Kategorien gibt es auf der AFI-Homepage.

Auch die Kritikergruppen haben weitere Preise vergeben, hier will ich aber nur kurz auf die Gewinner als "Bester Film" eingehen. Wobei das sehr einseitig ist, denn Richard Linklaters "Boyhood" gewann in Washington, Los Angeles, Boston und New York (bei den Online-Kritikern aus Boston gewann sensationell "Snowpiercer", der bei den OSCARs chancenlos sein dürfte). Aber dabei muß man immer beachten, daß Filmkritiker doch meist einen etwas anderen Geschmack haben als die innerhalb der Filmbranche Beschäftigten. "Boyhood" zählt zwar sicherlich zu den Topfavoriten, liegt aber garantiert nicht so weit vorne wie es die vielen Kritikerpreise suggerieren.

Schlußendlich soll auch die Vorauswahl der Academy für den Spezialeffekt-OSCAR nicht vernachlässigt werden. Aus diesen zehn Filmen werden sich am Ende die fünf Nominierungen der Kategorie zusammensetzen:
- "Der Hobbit 3"
- "Interstellar"
- "Maleficent"
- "Nachts im Museum 3"
- "Transformers 4"

Es fehlen "The Amazing Spider-Man 2", "Edge of Tomorrow" und "Exodus". Die größten Chancen auf eine OSCAR-Nominierung dürften "Interstellar", "Planet der Affen: Revolution", "Guardians of the Galaxy" und "Der Hobbit 3" haben.

Quelle:

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