Empfohlener Beitrag

In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 28. Juni 2018

KINOVORSCHAU SOMMER 2018 (Teil 2)

Letztes Update vom 7. Juli: Der gefeierte Indie-SciFi-Horrorfilm "The Endless" wurde um eine Woche auf den 9. August vorgezogen. Der Indie-Thriller "Searching" mit John Cho und Debra Missing verschiebt sich dagegen vom 30. August auf den 20. September. Neu am 23. August ist der Horrorfilm "Slender Man".

Nachdem während der Fußball-Weltmeisterschaft vergleichsweise wenige Filme den Sprung in die deutschen Kinos wagten, gibt es im Juli und August dafür Neustarts jeglicher Couleur in Hülle und Fülle, darunter Sommer-Blockbuster wie Marvels "Ant-Man and the Wasp" oder "Mission: Impossible 6", Komödien wie "Bad Spies" oder "Asphaltgorillas" und sogar schon ein paar OSCAR-Hoffnungen wie "BlacKkKlansman" oder "Sicario 2":

5. Juli:
"The First Purge":
Die vierte Teil der erfolgreichen "Purge"-Horror-Actionreihe ist chronologisch der erste, denn es handelt sich um ein Prequel, das zeigt, was während der allerersten, auf einen New Yorker Stadtteil begrenzten "Säuberung" – eine Nacht, in der alles erlaubt ist, auch Mord – geschah. Reihenschöpfer James DeMonaco ist diesmal nur als Drehbuch-Autor und Produzent an Bord, die Leitung überließ er Gerard McMurray ("Burning Sands"). Bekannteste Darstellerin ist die OSCAR-Gewinnerin Marisa Tomei ("Crazy, Stupid, Love.").

"How to Party With Mom":
Filmkenner haben das Muster längst entschlüsselt: Wenn die Comedy-Spezialistin Melissa McCarthy einen Film mit ihrem Ehemann Ben Falcone als Regisseur und Autor dreht, dann fällt das Resultat meist qualitativ enttäuschend aus und auch die Einspielergebnisse halten sich in Grenzen ("Tammy – Voll abgefahren", "The Boss") – wenn sie mit anderen Kreativen arbeitet, stehen die Chancen auf einen kommerziellen Hit mit guten Kritiken viel besser ("Brautalarm", "Taffe Mädels", "Spy"). Die schlechte Nachricht ist nun, daß "How to Party With Mom" zur ersten Kategorie zählt … McCarthy spielt hier Deanna, die, nachdem ihr Mann sie verläßt, beschließt, aufs College zu gehen – und zwar auf das gleiche wie ihre Tochter (Molly Gordon, TV-Serie "Animal Kingdom"), die darüber nachvollziehbarerweise nicht allzu begeistert ist. Doch Deanna mischt das College mächtig auf …

"Die Frau, die vorausgeht":
In dem recht wohlwollend besprochenen Biopic von Susanna White ("Die zauberhafte Nanny 2") spielt die großartige Jessica Chastain ("Zero Dark Thirty") die New Yorker Künstlerin Caroline Weldon, die Ende des 19. Jahrhunderts ein Portrait des berühmten Lakota-Häuptlings Sitting Bull (Michael Greyeyes) malen soll und dabei viel über den Kampf der Ureinwohner um die Rechte an ihrem Land erfährt. Als ein fieser Colonel (Sam Rockwell, "Three Billboards …") die Lakota vertreiben will, stellt sich für Caroline die Frage, wie weit ihre Unterstützung für die Ureinwohner gehen soll.

"Liebe bringt alles ins Rollen":
Der französische Komödienhit (mehr als 2,3 Millionen Zuschauer) von und mit Franck Dubosc – das Regiedebüt des aus Filmen wie "Camping" und "Asterix bei den Olympischen Spielen" bekannten Mimen – handelt von dem Geschäftsmann und chronischen Frauenhelden Jocelyn (Dubosc). Durch ein Mißverständnis glaubt das neue Ziel seiner Anstrenungen Julie (Caroline Anglade), Jocelyn sitze im Rollstuhl; da dieser das für einen Vorteil hält, beläßt er es dabei. Kompliziert wird es, als er Julies Schwester Florence (Alexandra Lamy) kennenlernt, denn die ist tatsächlich an den Rollstuhl gefesselt. Und dann verliebt sich Jocelyn auch noch in Florence … Die Geschichte dürfte deutschen Komödienkennern bekannt vorkommen, jedenfalls erinnert sie stark an "Wo ist Fred?" mit Til Schweiger und Alexandra Maria Lara. "Liebe bringt alles ins Rollen" scheint aber kein Remake zu sein und setzt wohl stärker auf Romantik als der ziemlich klamaukige deutsche Film.

"Ein Kind zur Zeit – The Child in Time":
Britisches TV-Drama nach Ian McEwan ("Abbitte") über den Kinderbuchatuor Stephen Lewis (Benedict Cumberbatch), dessen vierjährige Tochter während des gemeinsamen Einkaufens im Supermarkt verschwindet. In den folgenden Jahren verschlechtert sich deshalb Stephens Ehe mit Julie (Kelly Macdonald, "Trainspotting") zusehends …

"Time Trial – Die letzten Rennen des David Millar":
Doku über den früheren schottischen Radsport-Star David Millar, der bei der Tour de France mehrere Etappensiege feiern konnte, 2004 aber des Dopings überführt wurde – der Regisseur Finlay Pretsell thematisiert in seinem Film auch die Auswirkungen des psychischen Drucks auf den Sportler.

12. Juli:
"Skyscraper" (3D):
Dwayne Johnson ist inzwischen nicht nur der wahrscheinlich größte globale Hollywood-Star, sondern auch einer der meistbeschäftigten. Erst Ende 2017 gelang ihm mit "Jumanji 2" ein Riesenerfolg, im Frühjahr 2018 spielte auch "Rampage" mehr als das Dreifache seines Budgets ein und nun steht bereits die nächste actionreiche Großproduktion ins Haus. "Skyscraper" von Regisseur Rawson Marshall Thurber ("Central Intelligence") ist ein klassischer Katastrophenfilm – damit hat Johnson dank "San Andreas" ja Erfahrung –, in dem Johnson den routinierten Sicherheitschef beim Bau des höchsten Wolkenkratzers der Welt in China spielt, Will Sawyer. Als ein verheerendes Feuer im 96. Stock ausbricht und Hunderte Menschen auf den höheren Etagen festsitzen – darunter seine eigene Familie –, ist Wills ganzes Können gefragt …

"Die Farbe des Horizonts":
Thematisch gar nicht so unähnlich zu "Skyscraper" ist Baltasar Kormákurs ("Everest") "Die Farbe des Horizonts", denn auch hier geht es um Leben und Tod. Doch allzu groß dürfte die Zielgruppenüberschneidung trotzdem nicht ausfallen, denn während sich "Skyscraper" vorrangig an männliche Actionfans richtet, dürfte dieses romantische Survival-Drama sich – wie Ende 2017 der Genrekollege "Zwischen zwei Leben" – primär an weibliche Kinogänger richten. Der "Big Little Lies"-Star Shailene Woodley spielt in der Verfilmung einer wahren Geschichte die abenteuerlustige Tami, die von Tahiti aus zu einem Segeltörn quer über den Pazifik aufbricht und auch ihre charmante neue Bekanntschaft Richard (Sam Claflin, "Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten") mitnimmt – nachdem die beiden jedoch in einen schweren Sturm geraten, in dem das Boot ernsthaft beschädigt und Richard verletzt wird, wird aus dem Abenteuer ein erbitterter Überlebenskampf.

"Super Troopers 2":
Dank Crowdfunding kommt 17 Jahre nach "Super Troopers – Die Superbullen" eine neue derbe Komödie der US-Comedytruppe Broken Lizard ins Kino, die eine Handvoll untalentierter Cops bei ihren haarsträubenden Erlebnissen begleitet. Der Brachialhumor kam bei den US-Kritikern ebensowenig gut an wie schon beim ersten Teil, dessen nordamerikanisches Einspielergebnis die Fortsetzung aber trotzdem locker übertraf (inflationsbereinigt allerdings nur knapp).

"Foxtrot":
Es kommt nicht allzu häufig vor, daß ein für den Auslands-OSCAR vorgeschlagener Film von hochrangigen Politikern des einreichenden Staates ausgiebigst beschimpft und mit zahllosen Unglückswunschen belegt wird. Dem israelischen Anti-Kriegsdrama "Foxtrot" von "Lebanon"-Regisseur Samuel Maoz ist genau das passiert, denn einige ganz besonders nationalistische Vertreter der aktuellen rechtsreligiösen Regierung fanden es gar nicht patriotisch, daß in dem Film die Auswirkungen des langwierigen Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern auf die israelische Bevölkerung betont ausgewogen und kritisch beleuchtet werden. Dies geschieht anhand des Ehepaars Michael und Daphna Feldmann, dem mitgeteilt wird, daß ihr 19-jähriger Sohn Jonathan während des Militärdienstes getötet wurde – was sich wenig später als Irrtum mit schwerwiegenden bürokratischen Folgen erweist. Laut der Kultusministerin (und früheren Offizierin) Regev (die den Film nach eigener Aussage gar nicht gesehen hat) ist das ein anti-militärisches Machwerk, das die Moral der heldenhaften Soldaten untergrabe. Nunja, für die deutschen Zuschauer dürfte wichtiger sein, daß sich die Kritiker weltweit mit Lob überschlagen (bei Rotten Tomatoes steht "Foxtrot" bei 96% positiven Rezensionen) und es weit über ein Dutzend Auszeichnungen gab, darunter beim Israelischen Filmpreis und beim Filmfestival in Venedig. Für die erwartete OSCAR-Nominierung reichte es nach der Schmutzkampagne jedoch nicht …

"Lomo – The Language of Many Others":
In dem formal ungewöhnlichen, beim Filmfest München mit dem Drehbuchpreis prämierten Coming of Age-Drama von Regiedebütantin Julia Langhof geht es um den an der Schwelle zum Erwachsensein stehenden Schüler Karl (Jonas Dassler), der noch keine echten Zukunftspläne hat und sich vor allem auf sein erfolgreiches Blog konzentriert, in dem er ziemlich offenherzig seinen ungeschönten (Familien-)Alltag mit dem von Familien überall auf der Welt vergleicht. Eine sehr unglücklich verlaufende Liebesbeziehung verleitet Karl dazu, daß er sich immer öfter alle möglichen Entscheidungen von seinen Followern diktieren läßt …

"Die Rückkehr des Helden":
Knapp 800.000 Zuschauer zählte die im frühen 19. Jahrhundert französische Historienkomödie in ihrer französischen Heimat, in der es um den Armee-Kapitän Neuville (Jean Dujardin, "The Artist") geht. Dieser ist ein rechter Frauenheld und generell ziemlich großspurig, will sich nun aber mit der jungen, aus wohlhabendem Elternhaus stammenden Pauline (Noémie Merlant) verloben – muß stattdessen aber in den Krieg ziehen. Um Pauline zu trösten, schreibt ihre große Schwester Elisabeth (Mélanie Laurent, "Inglourious Basterds") ihr fortan regelmäßig Briefe in Neuvilles Namen, in denen "er" von seinen Heldentaten berichtet – was zu Problemen führt, als der echte Neuville Jahre später als Deserteur aus dem Krieg zurückkehrt.

"Auf der Suche nach Ingmar Bergman":
Die deutsche Regisseurin Margarethe von Trotta ("Hannah Arendt") hat einen Dokumentarfilm über den legendären schwedischen Filmemacher Ingmar Bergman ("Wilde Erdbeeren", "Das siebente Siegel") gedreht, in dem es auch um dessen Einfluß auf ihre eigene Karriere sowie die anderer europäischer Regisseure wie Olivier Assayas ("Die Wolken von Sils Maria"), Ruben Östlund ("The Square") oder Mia Hansen-Løve ("Alles was kommt") geht.

"Ryuichi Sakamoto: Coda":
Der japanisch-amerikanische "Lost in Translation"-Produzent Stephen Nomura Schible hat eine Dokumentation über den brillanten und sehr vielseitigen japanischen Komponisten Ryuichi Sakamoto gedreht, der neben zahlreichen Studioalben auch die Musik zu Filmen wie "Der letzte Kaiser" (dafür gewann er den OSCAR) und "The Revenant" schrieb.

16./19. Juli:
"Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub" (3D):
Bereits am Montag kommt der Teil 3 der beliebten Animationsfilm-Reihe "Hotel Transsilvanien" von Genndy Tartakovsky in die Kinos. Dieses Mal nehmen die (überwiegend) liebenswerten Monster an einer Kreuzfahrt nur für Monster teil, was für allerlei Turbulenzen sorgt – auch, weil sich Dracula (in der Synchronfassung gesprochen von Rick Kavanian) in die Kapitänin Ericka (Anke Engelke) verguckt, die allerdings die Alarmglocken seiner Tochter Mavis (Janina Uhse) klingeln läßt …

Denis Villeneuves brillanter Drogen-Actionthriller "Sicario" mit Emily Blunt, Josh Brolin und Benicio del Toro war mein Lieblingsfilm des Jahres 2015. Nun folgt eine Fortsetzung, zwar ohne Villeneuve und Blunt, aber mit Brolin, del Toro und vor allem auch wieder von Taylor Sheridan, dem meiner Meinung nach aktuell besten Drehbuch-Autoren Hollywoods (wie außer "Sicario" auch "Hell or High Water" und "Wind River" belegen). Das Fehlen von "Blade Runner 2049"-Regisseur Villeneuve ist sicher bedauerlich, der Italiener Stefano Sollima ("Suburra", TV-Serie "Gomorrah") sollte aber ein guter Ersatz sein. Der undurchschaubare CIA-Agent Graver (Brolin) kämpft noch immer mit allen Mitteln gegen die mexikanischen Drogenkartelle an (die nun auch noch islamistische Terroristen über die US-Grenze schmuggeln) und bedient sich dazu wieder seiner inoffiziellen Geheimwaffe, des früheren Undercover-Agenten Alejandro (Benicio del Toro). Allerdings läuft einmal mehr nicht alles nach Plan, weshalb die beiden langjährigen Partner plötzlich zu erbitterten Gegnern werden … Die US-Kritiken sind gut ausgefallen, wenngleich nicht so stark wie beim Vorgänger. Autor Sheridan arbeitet übrigens bereits an einem dritten Teil, der dann die Trilogie abschließen soll.

"Mamma Mia! Here We Go Again":
Zehn Jahre nach der extrem erfolgreichen Adaption des ABBA-Theatermusicals "Mamma Mia!" findet sich fast die gesamte damalige Crew zu einer Fortsetzung des Gute Laune-Sommerhits zusammen. Zwar hat der Regisseur gewechselt (Ol Parker ersetzt Phyllida Lloyd), aber die beiden Drehbuch-Autorinnen sind ebenso wieder mit dabei wie der hochkarätige Cast um Meryl Streep, Pierce Brosnan, Colin Firth, Stellan Skarsgård und Amanda Seyfried – verstärkt um Cher und Andy Garcia. Über die Handlung ist noch nicht viel bekannt, die dürfte aber erneut ziemlich nebensächlich sein im Vergleich zu den bestimmt wieder hübsch choreographierten ABBA-Musicalnummern …

"Endless Poetry":
Im neuen Werk des kontroversen, aber begnadeten und visionären chilenischen Filmemachers hat Alejandro Jodorowsky ("El Topo", "Der heilige Berg") sein eigenes Leben verfilmt – natürlich gewohnt surreal. Es geht vor allem um seine jungen Jahre, in denen er den Weg zur Kunst fand. Das klingt unspektakulär, ist aber gemäß den begeisterten Kritiken originell und höchst künstlerisch umgesetzt. Gespielt wird Jodorowsky übrigens von seinem eigenen Sohn Adan.

26. Juli:
Viele Zuschauer (mich eingeschlossen) haben sich vermutlich noch nicht von den epochalen Ereignissen in "Avengers: Infinity War" erholt, da setzt das Marvel Cinematic Universe schon zum nächsten Streich an. Doch wer sich erste Antworten oder zumindest Andeutungen auf die Fortsetzung von "Infinity War" erhofft, dürfte enttäuscht werden, denn der zweite "Ant-Man"-Solo-Auftritt (bzw. in diesem Fall Duo-Auftritt) spielt vor dem dritten "Avengers"-Film und erklärt voraussichtlich, warum Scott Lang alias Ant-Man dort nicht auftauchte – mit echten neuen Informationen ist also wohl frühestens am Filmende oder in den obligatorischen zusätzlichen Szenen im oder nach dem Abspann zu rechnen. "Ant-Man and the Wasp" sollte jedoch für sich genommen unterhaltsam genug werden, immerhin ist das Team des nicht überragenden, aber sehr sympathischen Erstlings fast komplett wieder dabei und wird noch ergänzt um Michelle Pfeiffer, welche die totgeglaubte Mutter von Wasp (Evangeline Lilly) spielt, der kampfstarken Tochter von Scotts Mentor Dr. Pym (Michael Douglas).

"Catch Me!":
"Basierend auf einer wahren Geschichte" ist wahrscheinlich der am häufigsten geäußerte bzw. geschriebene Satz der Filmhistorie, wobei er manchmal schlicht gelogen ist und sehr oft stark übertrieben oder frei interpretiert (z.B. bei den ganzen Geisterfilmen á la "Amityville Horror"). Relativ dicht an die Wahrheit scheint sich "Catch Me!" von Regisseur Jeff Tomsic zu halten, der auf einem Zeitungsartikel über eine Freundesgruppe basiert, die sich seit 30 Jahren einmal im Jahr einen Monat lang Zeit nimmt für eine arg ausgeartete Version des Kinderspiels "Fangen". Das ist zumindest mal eine originelle Prämisse mit einigem erzählerischen Potential, allerdings wird das laut den eher mittelmäßig ausgefallenen Kritiken trotz einer spielfreudigen Besetzung (u.a. Jeremy Renner, Jon Hamm, Ed Helms) nicht richtig ausgeschöpft. Anspruchslos-alberne Sommerkino-Unterhaltung dürfte trotzdem geboten werden.

"Papillon":
Franklin J. Schaffners Gefängnisdrama "Papillon" aus dem Jahr 1973, in dem Steve McQueen und Dustin Hoffman die Hauptrollen spielten, zählt zu den großen Filmklassikern. Braucht man da wirklich ein Remake? In diesem Fall vielleicht schon, denn auch "Papillon" basiert auf einer wahren Story, die der französische Ex-Häftling Henri Charriére in seinem autobiographischen Roman erzählt – und die von Schaffners Film ziemlich frei umgesetzt wurde. Die Neuverfilmung des außerhalb seiner Heimat wenig bekannte Dänen Michael Noer ("R") soll sich enger an die Vorlage halten und schildert den gewagten Ausbruchsversuch der in den 1930er Jahren in eine Strafkolonie in Französisch-Guayana verfrachteten Henri (Charlie Hunnam, "Die versunkene Stadt Z") und Louis (Rami Malek, TV-Serie "Mr. Robot"). Ersten Vorabkritiken zufolge mag der neue "Papillon" zwar realistischer sein, qualitativ reicht er aber wohl (wenig überraschend) bei weitem nicht an den alten heran.

In den USA ist der Noir-Actionthriller von Langfilm-Regiedebütant Drew Pearce (Drehbuch-Autor von "Iron Man 3") ziemlich gefloppt, was angesichts recht wohlwollender Kritiken und einer starken Besetzung bedauerlich ist. Alleine die Rückkehr von OSCAR-Gewinnerin Jodie Foster vor die Kamera (letztmals agierte sie 2013 im SciFi-Actionfilm "Elysium") ist für mich Grund genug für einen Kinobesuch, doch auch die Geschichte klingt interessant: Foster spielt die Krankenschwester Jean, die mit ihrem Assistenten (Dave "Drax" Bautista") in einem wenig verheißungsvollen Los Angeles des Jahres 2028 ein Untergrund-Krankenhaus für Kriminelle betreibt. Strenge Regeln sorgen dafür, daß sich dort die Gangster nicht gegenseitig an die Kehle gehen, doch einige Neuzugänge (gespielt u.a. von Jeff Goldblum und Sofia Boutella) forcieren eine Eskalation … Dramaturgisch soll das eher wenig beeindruckend sein, doch die schillernden Figuren und ihre Darsteller machen vieles wett.

2./5. August:
Bisher zeichnete sich die langlebige, 1996 gestarete Action-Agentenfilm-Reihe auch dadurch aus, daß mit jedem Teil der Regisseur wechselte und damit ebenso ganz bewußt der Stil. Dieses Erfolgsrezept wird erstmals durchbrochen, denn "Rogue Nation"-Regisseur Christopher McQuarrie (einst Drehbuch-Autor von "Die üblichen Verdächtigen") zeichnet auch für "Fallout" verantwortlich. Hoffentlich kein schlechtes Omen, aber da "Rogue Nation" ziemlich gut war, sollten wir optimistisch bleiben. Das bewährte Team vor der Kamera um Tom Cruise, Simon Pegg, Ving Rhames und Rebecca Ferguson (sowie Alec Baldwin als Geheimdienstchef) kehrt zurück und wird ergänzt um Henry "Superman" Cavill und Angela Bassett. Jeremy Renner wird dagegen zumindest als Hauptdarsteller fehlen (vielleicht gibt es ja ein Cameo). Über die Story ist noch nicht sehr viel bekannt, aber Ethan Hunt (Cruise) wird mit Entscheidungen aus seiner Vergangenheit konfrontiert, die (wie üblich) den Weltfrieden bedrohen.

"Destination Wedding":
Klassische romantische Komödien aus Hollywood sind eine Seltenheit geworden in den Kinos – spätestens, seit Meg Ryan und Hugh Grant etwas zu alt geworden sind für ihre RomCom-Paraderollen. Vielleicht kann gerade dieser Zwangsentzug für die Anhänger des Genres dafür sorgen, daß "Destination Wedding" von Victor Levin (der lange vor allem als TV-Produzent von Serien wie "Verrückt nach dir" und "Mad Men" tätig war, mit seinem warmherzigen Kinodebüt "Von 5 bis 7" mit Anton Yelchin aber bereits bewiesen hat, daß er auch als Regisseur und Drehbuch-Autor einiges drauf hat) ein Erfolg wird. Die Prämisse – zwei nicht mehr ganz junge, ziemlich griesgrämige Menschen treffen sich auf dem Flug zur gleichen Hochzeit und stellen sofort fest, daß sie sich nicht leiden können (was selbstredend nicht so bleiben wird) – klingt jedenfalls amüsant und die Besetzung der beiden Hauptrollen mit Keanu Reeves und Winona Ryder wirkt sehr sympathisch.

"Grenzenlos":
Zwei deutsche Filmemacher-Legenden, ein klarer Trend: Sowohl Werner Herzog als auch Wim Wenders haben schon seit Jahren keinen Spielfilm mehr gedreht, der Kritiker oder Publikum wirklich überzeugt hätte – mit ihren Dokumentarfilmen feiern sie dagegen regelmäßig Erfolge. Während Wenders' "Papst Franziskus"-Doku noch erfolgreich in den deutschen Kinos läuft, steht sein nächster fiktiver Film bereits in den Startlöchern, seine Premiere feierte "Grenzenlos" bereits im letzten Herbst beim Festival von Toronto – wo der mit James McAvoy ("Split") und Alicia Vikander ("Tomb Raider") hochkarätig besetzte romantische Thriller komplett durchfiel. McAvoy und Vikander spielen James und Danielle, die sich zufällig in einem französischen Hotel kennenlernen und ineinander verlieben. Während sich Tiefseetaucherin Danielle Monate später auf einen gefährlichen Tauchgang in Grönland vorbereitet, bricht ihr Kontakt zu James unvermittelt ab – kein Wunder, der Geheimagent wurde von Dschihadisten gefangengenommen … Die schauspielerischen Leistungen und die schönen Bilder werden von den Kritikern gelobt, das Drehbuch von Erin Dignam ("Das gelbe Segel") soll dagegen viel zu ziellos und langweilig sein, um das Interesse wachzuhalten.

"Zuhause ist es am schönsten":
Die Hollywood-Karriere des italienischen Filmemachers Gabriele Muccino ließ sich mit "Das Streben nach Glück" und "Sieben Leben" gut an, ist nach den Flops von "Kiss the Coach" und "Väter und Töchter" aber wohl schon wieder am Ende. Logisch, daß er daher nach Italien zurückgekehrt ist, wo er mit "Zuhause ist es am schönsten" eine Tragikomödie drehte, die Ende Juni immer noch der vierterfolgreichste Film des Jahres 2018 in Italien ist (sowie der erfolgreichste italienische). Im Mittelpunkt des Interesses steht die goldene Hochzeit von Alba (Stefania Sandrelli, "Der große Irrtum") und Pietro (Ivano Marescotti, "King Arthur"), die mit einem großen Fest gefeiert wird. Doch wenig überraschend müssen zuerst etliche Konflikte innerhalb der großen Familiengemeinschaft gelöst werden …

"Prinz Charming" (3D):
Erst am Sonntag kommt das animierte Märchen-Musical "Charming" (der erste Film des neuen Studios 3QU Media) auf die Leinwände, in dem Schneewittchen, Cinderella und Dornröschen feststellen müssen, daß sie alle mit dem gleichen "Prince Charming" verlobt sind – der selbst Opfer eines Fluches ist … In der Originalfassung werden die Hauptrollen von Demi Lovato, Avril Lavigne, Sia, Ashley Tisdale und Wilmer Valderrama gesprochen – ich gehe davon aus, daß angesichts der versammelten Pop- und Rock-Prominenz in der deutschen Synchronfassung die Songs im Original belassen werden.

9. August:
"Meg" (3D):
Nachdem 2017 der günstig produzierte "47 Meters Down" überraschend zu einem weltweiten Erfolg wurde (hierzulande lief er allerdings nur beim Fantasy Filmfest und erschien dann direkt fürs Heimkino), wuchs bei den Produzenten das Interesse an Hai-Filmen erkennbar an. Sogar die seit fast 20 Jahren geplante, aber immer wieder verschobene Bestseller-Verfilmung "Meg" konnte nun endlich in Produktion gehen. Actionexperte Jason Statham ("Transporter") spielt den erfahrenen Tiefsee-Taucher Jonas – vor seiner Filmkarriere war Statham ein professioneller Wasserspringer, das paßt also gut –, der es bei einer Rettungsmission vor der chinesischen Küste mit einem gigantischen prähistorischen Megalodon zu tun bekommt (einer eigentlich ausgestorbenen Haiart). Angesichts eines Budgets von bemerkenswerten $150 Mio. (zum Vergleich: "47 Meters Down" kam mit schlanken $5,5 Mio. aus!) dürfte klar sein, daß bei diesem Monsterfilm die optischen Schauwerte im Vordergrund stehen werden – aber das ist für das Genre ja weder ungewöhnlich noch automatisch schlecht.

"Sauerkrautkoma":
Zum fünften Mal ermittelt der von Sebastian Bezzel gespielte Dorfpolizist Eberhofer vorwiegend in süddeutschen Kinos – diesmal muß er in dem Heimatkrimi nach einem Roman von Rita Falk eine ungewollte Beförderung verkraften, die ihn von der beschaulichen Heimat in die Großstadt München bringt. Glücklicherweise wird aber schon bald ein Mordopfer im Auto von Eberhofers Vater gefunden, weshalb er München schnell wieder verlassen kann …

"Deine Juliet":
Auch der neue, positiv besprochene Film des britischen "Vier Hochzeiten und ein Todesfall"-Regisseurs Mike Newell basiert auf einem Roman: Das romantische historische Drama "Deine Juliet" spielt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in London und handelt von der Journalistin Juliet (Lily James, "Cinderella"), die eine Brieffreundschaft mit dem auf der Kanalinsel Guernsey lebenden Dawsey (Michiel Huisman, "Für immer Adaline") beginnt, der ihr von einem skurrilen Buchclub erzählt, der während der Besetzung durch die Nazis auf der Insel gegründet wurde. Schließlich reist Juliet selbst nach Guernsey.

Der schwarzhumorige Coming of Age-Thriller von Regiedebütant Cory Finley hat die Kritiker nicht nur wegen der hochklassigen Besetzung begeistert: Die beiden talentierten Jungstars Anya Taylor-Joy ("The Witch") und Olivia Cooke ("Ready Player One") spielen zwei ziemlich eigentümliche heranwachsende Freundinnen in den USA, die sich nicht in die Gesellschaft einpassen wollen. Als Lilys (Taylor-Joy) Stiefvater Mark sie in eine Besserungsanstalt schicken will, heuern die Mädchen einen Kleinkriminellen (Anton Yelchin in einer seiner letzten Rollen) an, um Mark zu töten …

"Gans im Glück":
Chinesisch-amerikanischer Kinder-Animationsfilm über den großspurigen Gänserich Peng, der seine Artgenossen so lange nervt, bis sie ihn zurücklassen, als er wegen einer Verletzung nicht fliegen kann. Gemeinsam mit zwei ebenfalls verlassenen Entenküken macht er sich zu Fuß auf den langen Weg in den Süden. Der Waliser Christopher Jenkins, der als Tricktechniker, Autor und/oder Produzent an Filmen wie "Falsches Spiel mit Roger Rabbit", "Aladdin" und "Könige der Wellen" mitarbeitete, feiert sein Regiedebüt.

"The Endless":
Der unabhängig produzierte Science Fiction-Horrorfilm von Justin Benson und Aaron Moorhead ("V/H/S: Viral") – die auch gleich die Hauptrollen übernommen haben – wird von den Kritikern gefeiert (96% positive Kritiken bei Rotten Tomatoes) für seine originelle, intelligente und bizarre Story sowie die effektive und leidenschaftliche Umsetzung. Es geht um die Brüder Justin und Aaron, die nach dem Erhalt eines seltsamen Videos an jenen Ort in Kalifornien zurückkehren, an dem sie aufwuchsen – in einer bizarren UFO-Sekte. Sie wollen einen Abschluß mit ihrer Vergangenheit finden, doch merkwürdige Geschehnisse lassen sie ihre Ablehnung des Kultes überdenken – könnte an dessen Glauben am Ende doch etwas dran sein?

15./16. August:
Die recht lose TV-Serien-Adaption "The Equalizer" mit Denzel Washington als Ex-Spezialagent McCall, der es im Alleingang mit der russischen Mafia aufnimmt, war alles andere als originell, jedoch sehr effektiv und geradlinig umgesetzt und von Washington gewohnt ausdrucksstark gespielt. Obwohl kein Riesenhit, lief der Film erfolgreich genug, um diese Fortsetzung zu ermöglichen, in der McCall von seiner im ersten Teil nur angedeuteten Vergangenheit eingeholt wird. Da Regie (Antoine Fuqua) und Drehbuch (Richard Wenk) unverändert geblieben sind, stehen die Chancen für ein gelungenes Sequel recht gut.

"Christopher Robin":
Erst Anfang Juni kam mit Simon Curtis' "Goodbye Christopher Robin" ein recht wohlwollend besprochener Film über den britischen "Winnie Puuh"-Schöpfer A. A. Milne in die deutschen Kinos, nun folgt bereits der nächste Beitrag zum Thema. Entgegen den meisten vergleichbaren Fällen zweier kurz hintereinander startender Filme mit ähnlicher Thematik sollte hier aber der Nachzügler wesentlich erfolgreicher sein – was angesichts kaum mehr als 1000 "Goodbye Christopher Robin"-Kinogängern am Startwochenende aber auch nicht schwierig ist. Das liegt auch daran, daß es sich bei der aufwendigen Real-/Animationsfilm-Mischung á la "Paddington" von Marc Forster ("Wenn Träume fliegen lernen") nicht um ein Biopic des Kinderbuch-Autors handelt, sondern um eine Fortsetzung der "Winnie Puuh"-Geschichten. Darin geht es um den erwachsenen und von Ewan McGregor verkörperten Titelhelden, der wie so viele Erwachsene viel von seiner Phantasie und Vorstellungskraft eingebüßt hat und damit auch an Lebensfreude. Als Christopher wieder einmal seine Familie zugunsten der Arbeit vernachlässigt, ist es genug: Winnie Puuh und seine tierischen Freunde greifen ein, um ihren alten Freund zurück auf den richtigen Weg zu führen.

"Don't worry, weglaufen geht nicht":
Joaquin Phoenix gilt für seine exzellente Leistung in dem Rachedrama "A Beautiful Day" als aussichtsreicher Anwärter für eine OSCAR-Nominierung – Konkurrenz könnte er sich allerdings selbst machen, denn auch für seine Darbietung eines Lebemannes in "Don't worry, weglaufen geht nicht", der nach einem Unfall querschnittsgelähmt ist, wird Phoenix ausgiebig gelobt. Der schwarzhumorige Titel verrät schon die Richtung dieser Tragikomödie von Indie-Filmemacher Gus van Sant ("Good Will Hunting"), die die Verfilmung der Autobiographie des US-Zeichners John Callahan ist. Die weibliche Hauptrolle spielt Rooney Mara ("Verblendung").

"The Darkest Minds – Die Überlebenden":
Der Hype um dystopische Young Adult-SciFi-Filme ist spätestens seit dem Ende der "Tribute von Panem"-Reihe ziemlich abgeflaut, ein paar Nachzügler gibt es aber noch. Mit "The Darkest Minds" feiert die "Kung Fu Panda 2 + 3"-Regisseurin Jennifer Yuh Nelson ihr Realfilm-Debüt, das in einer trostlosen Zukunft spielt, in der fast alle Kinder Opfer einer tödlichen Krankheit wurden – die wenigen Überlebenden haben dafür Superkräfte entwickelt und werden deshalb von der Regierung gejagt und eingesperrt. Die 16-jährige Ruby (Amandla Stenberg, dank des ersten "Tribute von Panem"-Teils bereits genreerfahren) entkommt aus einem dieser Lager und stößt auf weitere Flüchtige …

"Ein Dorf zieht blank":
In der französischen Komödie – die in ihrer Heimat immerhin etwa eine halbe Million Zuschauer in die Kinos lockte – spielt François Cluzet ("Ziemlich beste Freunde") den Bürgermeister eines krisengeplagten, landwirtschaftlich geprägten Dorfs in der Normandie. Als die wiederholten Bitten um Unterstützung bei Politik und Wirtschaft auf taube Ohren stoßen, muß er zu ausgefalleneren Mitteln greifen – und da trifft es sich gut, daß der britische Fotokünstler Blake Newman (Toby Jones, "Jurassic World 2") gerade auf der Suche nach dem richtigen Ort für sein neuestes, schlagzeilenträchtiges Projekt ist. Das Problem: Für dieses Projekt müssen sich alle Dorfbewohner nackt präsentieren …

"Geniale Göttin – Die Geschichte von Hedy Lamarr":
Eine hochgelobte und mehrfach preisgekrönte Dokumentation von Alexandra Dean über die in Wien geborene Hedy Lamarr, die nicht nur eine umschwärmte Schauspielerin in Europa und Hollywood war (zu ihren Highlights zählen der damalige Skandalfilm "Ekstase" und Cecil B. DeMilles Hollywood-Epos "Samson und Delilah"), sondern auch eine erfolgreiche Erfinderin.

"Breaking In":
Trotz mäßiger Kritiken lief der Thriller von "V wie Vendetta"-Regisseur James McTeigue in den USA recht erfolgreich, hierzulande ist angesichts wenig zugkräftiger Hauptdarsteller eher von einem Alibistart auszugehen. Gabrielle Union ("Bad Boys II") spielt die zweifache Mutter Shaun, die nach der Ermordung ihres Vaters in ihre Heimat zurückzukehrt, um sich um die Formalitäten wie den Verkauf des abgelegenen, aber hochmodern ausgerüsteten Hauses zu kümmern. Doch als sie dort ankommt, sind bereits vier Kriminelle im Haus, die kurzerhand Shauns Kinder als Geiseln nehmen und $4 Mio. von ihr fordern, die sich nach angeblich im Haus befinden sollen …

"Teen Titans Go! To the Movies" (3D):
In der Kinoversion der in den USA populären DC-Superhelden-Zeichentrickserie "Teen Titans Go!" ärgern sich die Teen Titans – quasi eine Junior-Version der Justice League, zu der u.a. Robin, Cyborg und Raven gehören – darüber, daß es über so viele ihnen bekannte Superhelden bereits Filme gibt, über sie aber noch keinen. Also machen sie sich auf eigene Faust auf die Suche nach einem geeigneten Regisseur … Erste Vorab-Reaktionen sind sehr unterschiedlich ausgefallen, viel ablesen läßt sich daraus also noch nicht.

"Forever My Girl":
Romanze á la Nicholas Sparks über einen erfolgreichen Country-Sänger (Alex Roe, "Rings"), der nach acht Jahren die Frau (Jessica Rothe, "La La Land") wiedertrifft, die er damals vor dem Traualtar stehenließ. Die US-Kritiken sind sehr schwach ausgefallen.

23. August:
Nach seinem bislang einzigen Hollywood-Blockbuster "Inside Man" aus dem Jahr 2006 verlief die seit jeher wechselvolle Karriere des streitbaren afroamerikanischen Filmemachers Spike Lee eher holprig, unter anderem fabrizierte er mit "Buffalo Soldiers '44" und dem mißglückten "Oldboy"-Remake zwei waschechte Flops. Nun scheint es aber wieder steil bergauf zu gehen, denn nachdem er bereits im vergangenen Jahr für die TV-Serien-Adaption seines Regiedebüts "She's Gotta Have It" bei Netflix viel Lob erhielt, gilt er mit der "BlacKkKlansman" gar als ernsthafter OSCAR-Kandidat (einen Preis in Cannes gab es bereits). Die schwarzhumorige Rassismus-Tragikomödie basiert auf einer ziemlich irren wahren Geschichte und erzählt von dem schwarzen Polizisten Ron (Ex-Football-Spieler John David Washington), der in den 1970er Jahren in Colorado mit der Hilfe seines weißen Kollegen Flip (Adam Driver) den örtlichen Ku-Klux-Klan unterwandert.

Die romantische Komödie von Jon M. Chu ("Step Up"-Reihe) adaptiert den gleichnamigen Bestseller von Kevin Kwan über die chinesisch-amerikanische Professorin Rachel (Constance Wu, TV-Serie "Fresh Off the Boat"), die mit ihrem Freund Nick (Henry Golding) nach Singapur zur Hochzeit von dessen bestem Kumpel reist. Wovon sie bis dahin keine Ahnung hatte: Nicks Familie zählt zur High Society Singapurs und ist stinkreich, weshalb Nick so ziemlich der begehrteste Mann des Stadtstaates ist …

"Slender Man":
Öfter mal was Neues: "Slender Man" dürfte der erste Kinofilm sein, der auf einem Internet-Meme basiert! Vermutlich haben die meisten, die sich regelmäßig im Internet bewegen, vom Slender Man gehört, trotzdem eine sehr kurze Zusammenfassung: In der Art einer urbanen Legende ist der große, sehr schlanke und gesichtslose Slender Man eine Schauergestalt, die Kinder entführt. Nachdem es u.a. bereits mehrere Computerspiele über die Figur gab, steht nun der erste Kinofilm an, wobei sich die Frage stellt, ob der nicht etwas spät dran ist - immerhin entstand das Meme 2009 und der Hype darum ist seitdem schon wieder ziemlich abgeflaut. Im Film von Sylvain White ("The Losers") forschen einige weibliche Teenager der Geschichte vom Slender Man nach - doch dann verschwindet eine von ihnen spurlos ...

"Gundermann":
Der vielfach preisgekrönte deutsche Filmemacher Andreas Dresen ("Sommer vorm Balkon") versucht sich erstmals an einem Biopic. Es geht um den ostdeutschen Liedermacher Gerhard Gundermann (Alexander Scheer, "Sonnenallee"), der in der DDR kurz vor der Wende mit seinen gesellschaftskritischen und damit durchaus polarisierenden Texten erfolgreich war und 1998 mit nur 43 Jahren verstarb.

"Mein Name ist Somebody – Zwei Fäuste kehren zurück":
Mit beinahe 80 Jahren feiert Terence Hill sein Regiedebüt mit einem Drama, das er seinem langjährigen Filmpartner Bud Spencer (der starb, während Hill den Film drehte) gewidmet hat. Hill spielt den Aussteiger Thomas, der in der Wüste einer jungen Frau (Veronica Bitto) in Nöten hilft, die ihm fortan zu seinem Unwillen auf Schritt und Tritt folgt. Zwar bringt sie ihnen beiden immer wieder Ärger ein, trotzdem lernt Thomas die Gesellschaft nach und nach zu schätzen.

"Nach dem Urteil":
Von der internationalen Presse gelobtes und beim Filmfestival von Venedig mit dem Regiepreis für Xavier Legrand geehrtes französisches Thriller-Drama über einen gefährlich eskalierenden Sorgerechtsstreit. Die Hauptrollen spielen Denis Ménochet ("In ihrem Haus") und Léa Drucker ("Das blaue Zimmer").

"Action Point":
Es steht zwar nicht "Jackass" drauf, es ist aber "Jackass" drin: Johnny Knoxville führt auch als Mittvierziger noch irrsinnige Stunts aus, dieses Mal in einem derangierten Vergnügungspark und eingebettet in eine sehr rudimentäre Geschichte. In den USA wollten das allerdings weder Kritiker noch Zuschauer sehen.

"The Domestics":
Postapokalyptischer Indie-SciFi-Film von Mike P. Nelson über ein junges Paar (Kate Bosworth aus "Superman Returns" und "Teen Wolf"-Star Tyler Hoechlin) auf dem beschwerlichen Weg in die Heimat durch eine von Gangs heimgesuchte Wüste.

"Black Butler - Book of the Atlantic":
Im Rahmen der KAZÉ Anime Nights läuft am 28. August in ausgewählten Kinos der erste Anime-Kinofilm zur beliebten "Black Butler"-Animeserie, die im viktorianischen Zeitalter spielt und von dem rachsüchtigen 13-jährigen Ciel handelt, der – nachdem er Schlimmes überlebt hat einen Pakt mit dem Dämon Sebastian schließt: Der Dämon dient im als Butler und folgt jedem seiner Befehle, dafür erhält er Ciels Seele, sobald dieser seine Rache bekommen hat ... Im Film wollen Ciel und Sebastian an Bord eines Luxusdampfers die Umtriebe einer okkulten Geheimorganisation aufdecken.

30. August:
"Bad Spies":
Der deutsche Titel (im Original heißt der Film "The Spy Who Dumped Me") klingt fast so, als würde es sich um ein Spin-Off der erfolgreichen "Bad Moms"-Reihe handeln, in Wirklichkeit hat die Komödie von Susanna Fogel (TV-Serie "Chasing Life") nichts damit zu tun – abgesehen davon, daß es sich um das gleiche Genre handelt und Mila Kunis eine der Hauptrollen spielt. Als hibbelige Audrey findet sie heraus, daß ihr Ex-Freund Drew (Justin Theroux, TV-Serie "The Leftovers") ein Geheimagent ist. Die Erkenntnis bringt auch sie in die Bredouille, denn sie gelangt in den Besitz eines begehrten USB-Sticks und wird Zeugin eines Mordanschlags auf Drew – in der Konsequenz flüchtet sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin Morgan (Kate McKinnon, "Ghostbusters") nach Europa, verfolgt von diversen Parteien, die den Stick wollen.

"Asphaltgorillas":
Nachdem er sich zuletzt auf die erfolgreiche Jugendfilm-Reihe "Bibi & Tina" konzentrierte, kehrt Detlev Buck mit "Asphaltgorillas" in jene Komödienbereiche zurück, mit denen er seine Karriere begann. Im Zentrum der Geschichte steht der kleinkriminelle Atris (Samuel Schneider, "Exit Marrakech"), der endlich mehr als nur Handlanger des Gangsterbosses El Keitar (Kida Khodr Ramadan, "Nur Gott kann mich richten") sein will. Gemeinsam mit Kumpel Frank (Jannis Niewöhner, "4 Könige") plant er einen großen Falschgeld-Coup, doch natürlich läuft keineswegs alles so ab wie geplant …

"Grüner wird's nicht, sagte der Gärtner und flog davon":
Eigentlich haben die Schweden sowas wie ein Monopol auf die schönsten langen Titel ("Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand", "Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach"), aber wie man sieht, haben das auch die Deutschen drauf. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Jockel Tschiersch geht es in "Grüner wird's nicht …" von Florian Gallenberger ("Colonia Dignidad") um den schrulligen alten bayerischen Gärtner Schorsch (Elmar Wepper), dessen kleiner Betrieb kurz vor der Pleite steht. Als ihm nur noch sein altes Propellerflugzeug bleibt und auch das gepfändet werden soll, fliegt Schorsch damit kurzerhand davon in ein neues Leben …

"Kindeswohl":
Britisches Gerichtsdrama von Richard Eyre ("Tagebuch eines Skandals") nach einem Roman und Drehbuch von Ian McEwan (yep, bereits die zweite McEwan-Adaption in dieser Vorschau). Emma Thompson verkörpert die Londoner Familienrichterin Fiona, die mit dem amerikanischen Professor Jack (Stanley Tucci) verheiratet ist. Zumindest noch, denn um die Ehe steht es alles andere als gut. Auch beruflich bekommt es Fiona mit einem schwierigen Fall zu tun, denn der 17-jährige Adam (Fionn Whitehead, "Dunkirk") ist ein krebskrankes Genie, das die Behandlung verweigert, weil seine Familie zu den Zeugen Jehovas gehört. Da Adam noch nicht volljährig ist, könnte Fiona seine Behandlung gerichtlich anordnen – doch ist das die richtige Entscheidung? Erste Kritiken sind überwiegend positiv ausgefallen.

"Safari – Match Me If You Can":
Mal wieder eine episodische Beziehungskomödie aus deutschen Landen, inszeniert von Rudi Gaul ("Das Hotelzimmer"), in der diverse Großstädter durch die titelgebende Dating-App in erotische und/oder romantische Abenteuer verwickelt werden. Die Besetzung ist mit Justus von Dohnányi, Friederike Kempter, Juliane Köhler und Sebastian Bezzel durchaus ansehnlich.

"Die 1000 Glotzböbbel von Dr. Mabuse":
Schon Woody Allen kam zu Beginn seiner Karriere auf die Idee, einen fertigen Film mit einer neuen Comedy-Synchronisation zu "veredeln". Während er sich allerdings für "What's Up, Tiger Lily?" (1966) eines obskuren japanischen Spionagefilms annahm (und diesen außerdem neu zusammenschnitt), wagt sich der deutsche Komiker Dominik Kuhn an einen der ganz großen Klassiker des deutschen Kinos heran: Fritz Langs "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" mit Gert Fröbe klingt nun plötzlich sehr schwäbisch (und wird dementsprechend vermutlich auch nur in süddeutschen Kinos laufen) …

"Käpt'n Sharky" (3D):
Animierte Umsetzung der Kinderbuch-Reihe über den titelgebenden Möchtegern-Piraten, die in der entsprechenden Altersgruppe auch in Hörspielform beliebt ist. Regie führte Hubert Weiland ("Der kleine Drache Kokosnuß").


Das war also meine ausführliche Kinovorschau auf die Monate Juli und August, Teil 1 meiner Herbstvorschau mit den Monaten September und Oktober folgt voraussichtlich im Laufe des Augusts.


Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen