Am Sonntagabend wurden in London die British Academy Film Awards (kurz: BAFTA Awards) verliehen, gerne als "britische OSCARs" bezeichnet. Da etliche BAFTA-Mitglieder auch in der amerikanischen Academy of Motion Picture Arts and Sciences sitzen und somit über die Vergabe der OSCARs mitbestimmen, sind die BAFTA Awards eine relevante Wegstation während der Awards Season – auch wenn naturgemäß britische Produktionen oft etwas besser abschneiden.
Die wichtigsten Sieger 2013:
Bester Film: Argo
Regie: Ben Affleck, "Argo"
Originaldrehbuch: Quentin Tarantino, "Django Unchained"
Adaptiertes Drehbuch: David O. Russell, "Silver Linings"
Hauptdarsteller: Daniel Day-Lewis, "Lincoln"
Hauptdarstellerin: Emmanuelle Riva, "Liebe"
Nebendarsteller: Christoph Waltz, "Django Unchained"
Nebendarstellerin: Anne Hathaway, "Les Misérables"
Animationsfilm: Merida – Legende der Highlands
Fremdsprachiger Film: Liebe
Dokumentarfilm: Searching for Sugar Man
Kamera: Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger
Spezialeffekte: Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger
Musik: Skyfall
Kostüme: Anna Karenina
Die Wahl der Sieger ist gleich in mehrerer Hinsicht sehr bemerkenswert und bedeutsam. Zum einen droht das Rennen um die OSCAR-Königskategorie "Bester Film" durch den weiterhin anhaltenden Siegeszug von "Argo" seit den Golden Globes nun doch langsam langweilig zu werden. Auch wenn ich Spielbergs "Lincoln" und Russells "Silver Linings" weiterhin für nicht so chancenlos halte, die Wahrscheinlichkeit eines "Argo"-Sieges steigt von Preisverleihung zu Preisverleihung weiter an. Für "Silver Linings" spricht allerdings der eher unerwartete Triumph in der Drehbuch-Kategorie, in der eigentlich "Argo" und "Lincoln" favorisiert waren. Eines steht aber fest: "Les Misérables" ist nun endgültig aus dem Rennen. Da können die Zuschauer weltweit noch so begeistert sein von Tom Hoopers Musical-Verfilmung (wie am Wochenende auch bei der deutschen Premiere im Rahmen der Berlinale erlebt), wenn sie selbst in ihrer Heimat nicht mehr als ein paar Nebenpreise (plus Hathaway) gewinnen kann, dann ist das eine klare Aussage.
Andererseits hat "Silver Linings"-Aktrice Jennifer Lawrence überraschend nicht den Preis für die beste Hauptdarstellerin gewonnen, was in dieser Kategorie die Spannung deutlich erhöht. Die Französin Emmanuelle Riva avanciert mit diesem Triumph endgültig zur Mitfavoritin, wohl sogar noch vor der Golden Globe-Gewinnerin Jessica Chastain aus "Zero Dark Thirty". An der klaren Kräfteverteilung bei den Hauptdarstellern und den Nebendarstellerinnen hat sich hingegen nichts geändert. Es wäre schon eine gewaltige Überraschung, sollten bei den OSCARs Day-Lewis oder Hathaway leer ausgehen. Ganz anders stellt sich die Situation bei den Nebendarstellern dar: Trotz Waltz' Sieg bei den Golden Globes galt er eigentlich eher als Außenseiter gegenüber den Favoriten Tommy Lee Jones ("Lincoln") und Robert De Niro ("Silver Linings"). Daß er nun jedoch bei den britischen Filmpreisen triumphieren konnte, macht aus der ohnehin schon extrem spannenden Kategorie (auch Philip Seymour Hoffman aus "The Master" und Alan Arkin aus "Argo" sind keineswegs chancenlos) endgültig ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Ähnlich sieht es bei den Animationsfilmen aus. "Ralph reichts" gilt eigentlich als Favorit, aber Pixars "Merida" und Tim Burtons "Frankenweenie" gewinnen ebenso regelmäßig Preise. Wobei in diesem Fall "Merida" natürlich das schottische Setting geholfen haben könnte ... In den Nebenkategorien gab es dagegen weitgehend Favoritensiege.
Nächster Halt beim "Race to the OSCARs": Die Preisverleihung der Autorengilde WGA am kommenden Samstag.
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