Im November können sich deutsche Kinofans auf mit Spannung erwartete Fortsetzungen ("Gladiator II", "Vaiana 2"), anspruchsvolle OSCAR-Kandidaten ("Konklave", "Blitz", "Emilia Pérez") und viel Weihnachtliches freuen:
7. November:
"Red One –
Alarmstufe Weihnachten":
Eigentlich
sollte die teure und actionreiche Weihnachts-Abenteuerkomödie von
Jake Kasdan ("Bad Teacher") direkt im Streamingdienst
Amazon Prime veröffentlicht werden, doch gute Testvorführungen
überzeugten die Entscheider dazu, doch einen vorherigen Kinostart
zuzulassen. Als kurz vor der Weihnachtszeit Santa Clause (J.K.
Simmons, "Whiplash") entführt wird, macht sich der Nordpol-Sicherheitschef Callum
(Dwayne Johnson, "Jungle Cruise") auf die Suche nach ihm, um nicht nur den
Weihnachtsmann, sondern ganz Weihnachten zu retten. Hilfe erhält er
von dem berühmten Kopfgeldjäger Jack (Chris "Captain America" Evans), wobei diese
beiden Alpha-Männchen nicht unbedingt reibungslos zusammenarbeiten
...
"Niko –
Reise zu den Polarlichtern":
Und
nochmal Weihnachten, zudem mit einer gar nicht so unähnlichen
Prämisse: Nachdem die ersten beiden paneuropäischen, aber primär
finnischen "Niko"-Animationsfilme auch in Deutschland
erfolgreich waren – "Niko – Ein Rentier hebt ab"
erreichte 2009 765.000 Kinobesucher, "Niko 2 – Kleines
Rentier, großer Held" drei Jahre später immerhin noch 420.000
–, folgt ganze zwölf Jahre später doch noch Teil 3. Erneut unter
der Regie von Kari Juusonen und Jørgen
Lerdam träumt das Rentier Niko davon, den Schlitten des
Weihnachtsmanns mitziehen zu dürfen, erhält aber starke Konkurrenz
durch Neuankömmling Stella. Doch als am Tag vor Weihnachten der
Schlitten gestohlen wird, tun sich die beiden Konkurrenten mit
einigen tierischen Freunden zusammen, um ihn rechtzeitig
zurückzuholen.
"Blitz":
Nachdem
sich der OSCAR-prämierte britische "12 Years a Slave"-Regisseur
Steve McQueen in den letzten Jahren ganz auf TV-Serien (wie "Small
Axe") und Dokus (wie "Occupied City") konzentriert
hatte, bringt er mit "Blitz" seinen ersten Spielfilm seit
"Widows" aus dem Jahr 2018 in die Kinos. Sein Zweiter
Weltkriegs-Drama, das während der Luftschlacht um England spielt,
wurde mit guten Kritiken bedacht, besonders gepriesen wird allerdings
Hauptdarstellerin und OSCAR-Kandidatin Saoirse Ronan ("Brooklyn"). Sie spielt die
alleinerziehende Rita, die ihren 9-jährigen Sohn George (Elliott
Heffernan) aus London in die vergleichsweise Sicherheit auf dem Land
schickt. Doch George will seine Mutter und seinen Großvater Gerald
(Paul Weller) nicht alleine lassen und macht sich deshalb schon bald
auf eigene Faust auf den Weg zurück nach London. Als Rita davon
erfährt, sucht sie verzweifelt nach ihm. Wie "Red One"
wird auch "Blitz" nur eine kurze Kinoauswertung
haben und dann zu einem Streamingdienst wechseln – in diesem Fall
Apple TV+ (voraussichtlich am 22. November).
"Red Rooms –
Zeugin des Bösen":
Ein
hochgelobter und vielfach ausgezeichneter kanadischer
Mystery-Psychothriller von Pascal Plante ("Nadia, Butterfly")
über das betont selbstbeherrschte Model Kelly-Anne (Juliette
Gariépy), das geradezu besessen im Gerichtssaal den Prozeß gegen
den "Dämon von Rosemont" Ludovic Chevalier (Maxwell
McCabe-Lokos, "Lars und die Frauen") verfolgt, der wegen des Mordes an drei weiblichen
Teenagern angeklagt ist. Dabei lernt sie die labile Clémentine
(Laurie Babin) kennen, die glaubt, in Ludovic verliebt zu sein …
"Red Rooms" wird vor allem für seine Unberechenbarkeit
gelobt, weshalb man mehr über die Handlung wohl auch nicht wissen
sollte.
"Gladiator
II":
Seit
den 1960er Jahren waren im antiken Griechenland oder Rom spielende
Monumentalfilme in Hollywood praktisch nicht mehr existent. Nachdem
die sündteuren Epen beim übersättigten Publikum immer öfter
floppten, damit die Branche an den Rand des Ruins brachten und
unfreiwillig die revolutionäre Erneuerung durch das "New
Hollywood" ab Ende der 1960er Jahre einleiteten, wollte sich
keines der großen Studios mehr an dieses lange so populäre Genre
heranwagen. Bis der britische Starregisseur Sir Ridley Scott im Jahr
2000 die Monumentalfilme mit "Gladiator" im ganz großen
Stil zurückbrachte und damit nicht nur einen unerwartet großen
Publikumserfolg feierte, sondern auch noch viel Kritikerlob und
insgesamt fünf OSCARs einheimste. Zugegeben, die Renaissance fiel
recht kurz aus, denn nach "Troja" und "Alexander"
(beide 2004) war im Grunde genommen schon wieder Schluß – eine
Flaute, die nun erneut der inzwischen 86-jährige, aber immer noch
ungemein fleißige Ridley Scott beendet mit der späten, lange
geplanten Fortsetzung "Gladiator II". Und das Beste daran:
Erneut fallen die ersten Kritikerreaktionen sehr positiv aus! Die
beiden Hauptdarsteller des Originals, Russell Crowe und Joaquin
Phoenix, sind aus naheliegenden Gründen nicht im Sequel dabei (ihre
Figuren starben), aber mit Connie Nielsen (als Lucilla) und dem
86-jährigen Sir Derek Jacobi (als Senator Gracchus) gibt es
zumindest zwei bekannte Gesichter wiederzuentdecken. Und auch den
zentralen Protagonisten von "Gladiator II" kennen wir
bereits, dabei handelt es sich nämlich um Lucillas Sohn Lucius
Verus, der allerdings nicht mehr von Spencer Treat Clark verkörpert
wird, sondern vom irischen Aufsteiger Paul Mescal ("All of Us
Strangers"). Nach den dramatischen Ereignissen in "Gladiator"
ist Lucius außerhalb des Römischen Reiches aufgewachsen und hat im
nordafrikanischen Numidien eine Familie gegründet. Doch Rom kann man
nicht so einfach entkommen: Römische Truppen unter der Leitung von
General Marcus Acacius (Pedro Pascal, "The Equalizer 2") fallen in Numidien ein und
Lucius wird versklavt und in Rom an den ambitionierten
Gladiatoren-Besitzer Macrinus (Denzel Washington) verkauft … Vor
allem die schauspielerischen Leistungen von Mescal und Washington –
dessen OSCAR-Nominierung als nahezu garantiert gilt – werden sehr
gelobt.
"Frohes Fest
– Weihnachten retten wir die Welt":
In
der französischen Weihnachtskomödie von Langfilm-Regiedebütantin
Jeanne Gottesdiener verkörpert Noémie Lvovsky ("Leb wohl,
meine Königin!") Carole, die Bürgermeisterin einer ländlichen
Kleinstadt, die mit überschaubarem Erfolg versucht, zu Weihnachten
die öffentlichen Feierlichkeiten mit ihren privaten in Einklang zu
bringen. Kurioserweise startet "Frohes Fest" in Deutschland
übrigens einen Monat früher als in Frankreich.
"Des Teufels
Bad":
Das
österreichische Filmemacher-Duo Veronika Franz und Severin Fiala hat
sich auch internationales Renommée erarbeitet zunächst durch die
häufige Zusammenarbeit mit Regisseur Ulrich Seidl
("Paradies"-Trilogie), dann auch mit ihren eigenen Regiearbeiten
"Ich seh, ich seh" (2014) und "The Lodge" (2019).
Bei denen handelt es sich jeweils um ungewöhnliche
Arthouse-Horrordramen mit einer starken psychologischen Note – und
das trifft auch auf ihr neuestes Werk zu, wenngleich hier die
Horrorelemente etwas weniger stark ausgeprägt sind. "Des
Teufels Bad" spielt im Österreich des 18. Jahrhunderts und
handelt von der frisch, aber zunehmend unglücklich verheirateten
Agnes (die hauptberufliche Sängerin Anja Plaschg, die unter ihrem
Künstlernamen Soap&Skin auch die Filmmusik schrieb), die ihres
eintönigen Lebens bald so überdrüssig ist, dass sie selbst eine in
der Nähe Hingerichtete um ihr Schicksal beneidet – denn als
gläubige Christin ist für sie Selbstmord natürlich keine Option …
Bei der Premiere während der Berlinale 2024 erhielt "Des
Teufels Bad" überwiegend glänzende Kritiken und wurde zudem
mit einem Silbernen Bären für eine herausragende künstlerische
Leistung geehrt – in Österreich gab es zudem ganze acht
Auszeichnungen beim Österreichischen Filmpreis.
21.
November:
"Konklave":
In
seinem ersten Film seit der mit vier OSCARs ausgezeichneten
Netflix-Neuverfilmung "Im Westen nichts Neues"
adaptiert Regisseur Edward Berger den Roman "Konklave" von
Robert Harris. Wie der Titel bereits ganz subtil andeutet, geht es
die Wahl eines neuen Papstes, nachdem der letzte verstorben ist. Was
da hinter verschlossenen Türen genau geschieht, bleibt normalerweise
geheim, von diversen (vorübergehenden) Bündnissen und Intrigen auf
der Suche nach dem erfolgreichen Kandidaten kann man aber durchaus
ausgehen. Bei Harris fällt das alles noch etwas
drastischer aus, denn hier prallen nicht nur die unterschiedlichen
Kirchenströmungen aufeinander, sondern es sorgen auch noch
Terroranschläge in Rom für zusätzliche Spannungen. Ralph Fiennes ("Die Ausgrabung")
spielt den Kardinal Lawrence, der das Konklave leitet, die ganzen
Intrigen aber schon lange leid ist und sich deshalb darauf freut,
nach der Papstwahl versetzt zu werden. Die aussichtsreichsten
Anwärter auf das Papstamt sind der liberale Kardinal Bellini
(Stanley Tucci, "Einfach zu haben") und der erzkonservative Kardinal Tedesco (Sergio
Castellitto), zudem könnte der ebenfalls sehr konservative
nigerianische Kardinal Adeyemi (Lucian Msamati) der erste schwarze
Papst werden und auch der ehrgeizige kanadische Kardinal Tremblay
(John Lithgow) kommt in Frage … "Konklave" ist in den USA
bereits recht erfolgreich und zu großem Kritikerlob angelaufen und
gilt als einer der diesjährigen OSCAR-Mitfavoriten.
"Spiders –
Ihr Biss ist der Tod":
Hochgelobter
gesellschaftskritischer Spinnen-Horror aus Frankreich, der
gewissermaßen "The Raid" mit "[REC]" und Spinnen
kombiniert: Spielfilm-Regiedebütant Sébastien Vaniček
begeistert nicht arachnophobe Genrefans mit der Geschichte des
einsamen Endzwanzigers Kaleb (Théo Christine, "Gran Turismo"), dessen Privatleben in
Trümmern liegt. Kaleb hat eine Leidenschaft für exotische Tiere,
doch eine frisch auf dem Schwarzmarkt erworbene Giftspinne (die er
Rihanna nennt) entwischt ihm, vermehrt sich rasant und sorgt dafür,
dass die Bewohner des rasch unter Quarantäne gestellten Hochhauses in den
ärmlichen Pariser Banlieues schon bald um ihr Leben kämpfen müssen
...
"Weihnachten
der Tiere":
Für
das Kinder-Publikum gedachter französischer Animationsfilm mit fünf
tierischen Weihnachts-Kurzgeschichten von sechs Regisseurinnen.
28.
November:
"Vaiana 2"
(3D):
Mit
2,15 Millionen Kinogängern in Deutschland war der für zwei OSCARs
nominierte "Vaiana" im Jahr 2016 kein Superhit, aber doch
ein sehr solider Vertreter der Disney-Animationsfilme – wenn auch
klar im Schatten des ein gutes halbes Jahr zuvor gestarteten
"Zoomania" (3,85 Millionen). Erfolgreich genug für eine
Fortsetzung war "Vaiana" – der im Original übrigens
"Moana" heißt, aber wohl aus Copyright-Gründen (offiziell
bestätigt wurde das nie) in Deutschland und einigen anderen
europäischen Ländern umbenannt werden mußte – allemal, auch wenn es ganze
acht Jahre bis zum zweiten Teil dauern sollte (dafür befindet sich
inzwischen auch ein Realfilm-Remake des ersten Films in
Vorbereitung). Zur Handlung ist wenig bekannt, aber auf jeden Fall
muß die polynesische Häuptlingstochter Vaiana (im Original erneut
von Auli'i Cravalho gesprochen, in der deutschen Synchronfassung
vermutlich wieder von Lina Larissa Strahl) erneut in See stechen und
auf dem Meer diverse Abenteuer erleben. Mit dabei ist natürlich
wieder der vorlaute Halbgott Maui (Dwayne Johnson respektive Andreas
Bourani).
"Der
Vierer":
Das
deutsch-österreichische Remake des spanischen Films "Amor en
Polvo" aus dem Jahr 2019 ist eine Beziehungskomödie des in
Spanien geborenen Langfilm-Regiedebütanten Iván Sáinz-Pardo mit
hochkarätiger Besetzung. Die Beziehung von Sophie (Julia Koschitz)
und Paul (Florian David Fitz) ist ein wenig eingeschlafen, weshalb
sie neuen Schwung suchen – und sich auf einen "Vierer"
mit Lukas (Friedrich Mücke) und Mia (Lucía Barrado) einlassen
wollen. Kurz vor dem vereinbarten Treffen müssen Paul und Sophie
allerdings feststellen, dass sie recht unterschiedliche Vorstellungen
von der ganzen Sache haben ...
"Emilia
Pérez":
Jacques
Audiards ("Ein Prophet") melodramatisches
Krimikomödien-Musical hat zwar nicht alle Kritiker restlos
begeistert, erhielt ob seiner unkonventionellen, kreativen Machart
aber doch sehr viel Lob und u.a. zwei Hauptpreise beim Festival in
Cannes (den Preis der Jury und den Darstellerinnen-Preis). Zoe
Saldana ("Guardians of the Galaxy") spielt die mexikanische
Anwältin Rita, die in ihrer Kanzlei vor allem für die Verteidigung
schlimmster Krimineller eingesetzt wird – zu ihrem eigenen Verdruß.
Nach einem gewonnenen Fall erhält Rita ein interessantes Angebot:
Der Kartellboß Juan Del Monte will aussteigen und ein neues Leben
beginnen – als Frau namens Emilia Pérez (die transsexuelle
Schauspielerin Karla Sofía Gascón)! Del Montes Ehefrau wird von
Selena Gomez ("The Dead Don't Die") verkörpert.
"City of
Darkness":
Die
große Zeit des Hongkong-Kinos ist ja eigentlich lange vorbei
(spätestens ab der "Wiedervereinigung" mit China ging es
bergab), aber hin und wieder gibt es doch noch ein Highlight, das es
auch in den Westen schafft. So eines scheint "City of Darkness"
von Soi Cheang ("Lethal Warrior") zu sein, jedenfalls gibt
es für den gut besetzten Actionthriller viel Kritikerlob und in
Hongkong wurde er zum kommerziell zweiterfolgreichsten heimischen
Film aller Zeiten (nicht inflationsbereinigt). Die titelgebende "City
of Darkness" ist der Hongkonger Stadtteil Kowloon auf der
gleichnamigen Halbinsel, auch bekannt als "Ummauerte Stadt".
Der Film spielt in den 1980er Jahren, als Kowloon ein weitgehend
rechtloses, von Kriminellen beherrschtes Gebiet war. Der junge Chan
Lok-kwan (Raymond Lam, "Die Söhne des Generals Yang"), ein
Flüchtling vom chinesischen Festland, versucht hier, irgendwie über
die Runden zu kommen und kommt dabei mit diversen Gestalten der
Unterwelt wie den rivalisierenden Gangsterbossen Mr. Big (Martial
Arts-Ikone Sammo Hung, "Kill Zone S.P.L.") und Cyclone (Louis Koo, "Election")
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