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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Freitag, 11. Oktober 2013

PIRATES OF THE CARIBBEAN – FREMDE GEZEITEN (3D, 2011)

Originaltitel: Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides
Regie: Rob Marshall, Drehbuch: Ted Elliott und Terry Rossio, Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Johnny Depp, Geoffrey Rush, Penélope Cruz, Ian McShane, Kevin R. McNally, Sam Claflin, Stephen Graham, Astrid Bergés-Frisbey, Greg Ellis, Damian O'Hare, Richard Griffiths, Sebastian Armesto, Óscar Jaenada, Gemma Ward, Roger Allam, Judi Dench, Keith Richards
Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides
(2011) on IMDb Rotten Tomatoes: 33% (5,0); weltweites Einspielergebnis: $1046,7 Mio.
FSK: 12, Dauer: 136 Minuten.

Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) kommt nach London, wo sich irgendjemand für ihn ausgibt und Männer für ein Seeabenteuer anheuert. Jack staunt nicht schlecht, als er entdeckt, daß der Nachahmer eine Nachahmerin ist, noch dazu eine Person aus seiner Vergangenheit: die rassige Piratin Angelica (Penélope Cruz, "Vicky Cristina Barcelona"). Sie ist auf der Suche nach der sagenumwobenen Quelle der ewigen Jugend – doch da ist sie nicht die einzige. Auch der berüchtigte Piratenkapitän Blackbeard (Ian McShane, "Jack and the Giants") will die Quelle finden, ebenso die Spanier und ein weiterer alter Bekannter: Captain Barbossa (Geoffrey Rush, "The Warrior's Way") hat es allerdings primär auf seinen Konkurrenten Blackbeard abgesehen. Eher unfreiwillig wird nun auch Captain Jack in die Angelegenheit hineingezogen, und so geht es wieder einmal auf große Fahrt in unbekannte Gewässer ...

Kritik:
Nachdem im Jahr 2007 mit "Am Ende der Welt" die global unglaublich erfolgreiche "Fluch der Karibik"-Trilogie ihr spektakuläres (wenn auch qualitativ recht umstrittenes) Ende fand, bedeutet "Fremde Gezeiten" einen weitgehenden Neuanfang. Natürlich steht weiterhin Captain Jack im Mittelpunkt des Geschehens, mit Captain Barbossa und Jacks erstem Offizier Gibbs (Kevin R. McNally, "Das Phantom der Oper") sind zwei weitere alte Bekannte mit an Bord (zuzüglich eines Cameos einer Nebenfigur der Trilogie). Auch stammt der Soundtrack wieder von Hans Zimmer und die Drehbuch-Autoren sind ebenfalls unverändert geblieben. Dafür wurde Erfolgs-Regisseur Gore Verbinski durch Rob Marshall ("Chicago", "Die Geisha") abgelöst und der Großteil des gewaltigen Darsteller-Ensembles der ersten drei Teile ist ebenfalls Geschichte.

Wirkt sich dieser Neuanfang nun positiv aus? Leider nicht wirklich. Zwar macht auch "Fremde Gezeiten" durchaus noch einigen Spaß, erreicht die Qualität und den hohen Unterhaltungswert der Vorgänger aber nicht. Es ist erkennbar, daß man sich wieder stärker am von Kritikern und Fans am besten aufgenommenen ersten Teil orientieren wollte. An sich keine schlechte Idee, denn im zweiten und dritten Film litt die Handlung doch ganz beträchtlich unter dem ganzen Bombast und der immer größeren Anzahl wichtiger Figuren. Dummerweise läßt "Fremde Gezeiten" damit jedoch auch den Großteil der Originalität und Durchgeknalltheit der beiden Fortsetzungen vermissen und orientiert sich gleichzeitig in seinem Handlungsverlauf zu stark am originalen "Fluch der Karibik", was hin und wieder ärgerliche Déjà-vu-Momente nach sich zieht.

Daß die Handlung selbst sehr MacGuffin-artig ausfällt, also letztlich nur Mittel zum Zweck ist (ebenso wie die völlig konturlos bleibenden Spanier), ist natürlich auch nicht unbedingt hilfreich. Vor allem ist es jedoch nicht einmal ansatzweise gelungen, die "verlorenen" Charaktere aus der Trilogie gleichwertig zu ersetzen. Zwar machen Penélope Cruz und Ian McShane ihre Sache erwartungsgemäß gut, bekommen aber viel zu wenig Gelegenheiten, ihren Rollen Kontur zu verleihen oder gar schauspielerisch zu glänzen und das Publikum für sich zu gewinnen. Kein Vergleich zu so einprägsamen Figuren der Trilogie wie Will Turner (Orlando Bloom), Elizabeth Swann (Keira Knightley) oder Commodore Norrington (Jack Davenport, der zugegebenermaßen erst ab dem zweiten Teil vorbildlich eingesetzt wurde). Wenn man dann noch bedenkt, daß aufgrund eines reduzierten Budgets die optischen Schauwerte relativ unspektakulär ausgefallen sind (obwohl man meinen sollte, daß 250 statt 300 Millionen US-Dollar immer noch locker ausreichen sollten ...), Hans Zimmers Musik letztlich seine Soundtracks zu den Vorgängern nur leicht variiert und der erstmalige 3D-Einsatz weitgehend überflüssig, teilweise aufgrund einiger Unschärfen sogar nervig gerät, dann kann man sicher konstatieren, daß ein rundum gelungener Neuanfang der "Fluch der Karibik"-Reihe anders hätte aussehen müssen.

Warum der Film trotzdem einigermaßen Spaß macht? Nunja, Johnny Depp als Captain Jack ist und bleibt ein wahres Vergnügen (in der deutschen Synchronversion hat er jedoch einen neuen Sprecher bekommen, was viele Zuschauer dem Vernehmen nach nicht so toll finden – da ich die Originalfassung gesehen habe, kann ich das aber nicht beurteilen), Piratenfilme sind immer noch deutlich unterrepräsentiert (und ich liebe Piratenfilme!), Humor und Tempo stimmen über weite Strecken. Außerdem gibt es ein witziges Cameo von Dame Judi Dench ("Skyfall") und einige Szenen (Stichwort "Meerjungfrauen") reichen sogar durchaus an die Highlights der ersten Filme heran.

Aufgrund der recht großen inhaltlichen Kritik an "Fremde Gezeiten", des etwas enttäuschenden US-Einspielergebnisses (das global aber überkompensiert wurde) sowie der generellen Box Office-Krise von Johnny Depp (der 2012 und 2013 mit "Dark Shadows", "The Rum Diary" und "Lone Ranger" drei ziemliche Flops am Stück verkraften mußte) wurde der fünfte "Fluch der Karibik"-Film von seinem ursprünglich anvisierten Starttermin im Sommer 2015 um ein volles Jahr nach hinten verlegt. Mit dem norwegischen "Kon-Tiki"-Duo Joachim Rønning und Espen Sandberg wird es dann wieder einen Wechsel auf dem Regiestuhl geben, auch Drehbuch-Autor Jeff Nathanson ("Catch Me If You Can") ist neu dabei.

Fazit: "Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten" ist sicherlich kein optimaler Neustart des erfolgreichen Piraten-Franchises, aber wer die ersten drei Filme mochte, der dürfte trotz wenig origineller Story und eher blaß bleibender neuer Figuren auch vom vierten Teil noch ganz gut unterhalten werden. Dennoch wäre es wünschenswert, daß "Fremde Gezeiten" den qualitativen Tiefpunkt der Reihe darstellt und es fortan wieder aufwärts geht ...

Wertung: 6,5 Punkte.


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