Regie:
Daniel Barber, Drehbuch: Gary Young, Musik: Ruth Barrett und Martin Phipps
Darsteller:
Sir Michael Caine, Emily Mortimer, Liam Cunningham, Charlie Creed Miles, Sean Harris, Ben
Drew, David Bradley, Iain Glen, Klariza Clayton, Liz Daniels,
Joseph Gilgun, Jack O'Connell, Jamie Downey
Harry Brown (Sir Michael Caine) ist Rentner in einem
Londoner Vorort – und ein ehemaliger Marine. Als sein einziger Freund Leonard
(David Bradley, Filch in den "Harry Potter"-Filmen) von einer Jugendgang ermordet wird, scheint die Polizei um die
eigenwillige D.I. Alice Frampton (Emily Mortimer, "Hugo Cabret", "Match Point") mangels überzeugender Beweise
machtlos zu sein. Also greift Harry zunächst unfreiwillig, dann aber mit
erschreckend schnell einsetzender Routine auf seine während seiner Militärzeit in
Nordirland erworbenen Fähigkeiten zurück, um Leonard zu rächen und ganz
allgemein dafür zu sorgen, daß die Gegend etwas sicherer für die normalen
Bürger wird ...
Kritik:
Als "Harry Brown" in die Kinos kam (in Deutschland unverdientermaßen lediglich im
Rahmen des Fantasy Filmfests), wurde er von vielen mit Clint
Eastwoods "Gran Torino" verglichen. Das liegt schon aus zeitlichen Gründen nahe ("Gran Torino" erschien ein Jahr früher), außerdem erzählen beide Filme
Rachestories und werden von einer beeindruckenden schauspielerischen Leistung
eines beliebten Altstars in der Hauptrolle getragen. Damit hören die Gemeinsamkeiten
allerdings auch schon wieder auf. Denn im Gegensatz zum betont humanistischen
Ansatz Eastwoods in "Gran Torino", in dem es auch nur wenige
Gewaltszenen gibt, setzt der Brite Daniel Barber in seinem Langfilmdebüt auf
einen eher konventionellen Handlungsverlauf, in dem der titelgebende Harry
Brown seinen Rachefeldzug gnadenlos und blutig durchzieht.
Dennoch ist "Harry Brown" etwas mehr als eine
gewöhnliche Hollywood-Rachephantasie á la "Ein Mann sieht rot", da
Barber und Drehbuch-Autor Gary Young ("The Tournament") eine
deutliche sozialkritische Komponente eingewoben haben. Die Probleme mit
Jugendgangs im Großraum London haben bekanntlich auch außerhalb Großbritanniens
wiederholt für traurige Schlagzeilen gesorgt, hier treiben die Filmemacher sie
in einem überraschenden, beinahe apokalyptisch zu nennenden Finale auf die
Spitze. Dieses Vorgehen macht aus "Harry Brown" natürlich noch lange
kein Sozialdrama, aber es verleiht der simplen Geschichte geschickt ein wenig
Gewicht. Lobenswert ist zudem, daß auf eine allzu deutliche
Schwarzweißmalerei verzichtet wird und Harry keineswegs der
strahlende Held des Films ist.
Daß "Harry Brown" so unverschämt unterhaltsam
geworden ist, liegt jedoch erwartungsgemäß vor allem am Titeldarsteller.
Ich muß zugeben, daß ich seit jeher ein riesiger Fan von Sir Michael Caine bin,
jenem Mann, der in den 1960ern mit dem Geheimagenten Harry Ipcress in mehreren
Filmen einen James Bond-Gegenentwurf verkörperte, in den 1970ern mit
grimmigen Actionreißern wie "Get Carter", cleveren Gaunerfilmen wie
"Charlie staubt Millionen ab", schwelgerischen Abenteuerfilmen wie "Der
Mann, der König sein wollte" oder spannenden Weltkriegs-Thrillern wie "Der
Adler ist gelandet" zum Weltstar wurde und diesen Status bis ins
neue Jahrtausend hinein problemlos verteidigt hat (wenn auch inzwischen
vorrangig in Nebenrollen wie in Christopher Nolans Batman-Trilogie). Hier darf
er im Alter von 76 Jahren noch einmal zeigen, wie mühelos er einen Film als
"leading man" schultert. Sein Harry Brown ist ein verbitterter Mann,
der eigentlich nur noch seine Ruhe haben will, sich durch die Umstände aber
dazu gezwungen sieht, doch noch einmal aktiv zu werden. Und wehe, wenn er
losgelassen ... Urplötzlich wird aus dem grummeligen alten Mann mit einer
Passion für Schach ein erfahrener Kriegsveteran, der ebenso zielstrebig wie
mitleidslos zuschlägt und seine sich weit überlegen wähnenden Gegner das
Fürchten lehrt.
Deren Anführer Noel wird ebenfalls überzeugend verkörpert von Ben Drew, vielen besser bekannt unter seinem Musiker-Pseudonym "Plan B". Auch die übrigen Nebenrollen sind gut besetzt, wenngleich Emily Mortimer, Charlie Creed-Miles (TV-Serie "Injustice") und Iain Glen ("Königreich der Himmel", TV-Serie "Game of Thrones") als Vertreter der Polizei sowie Liam Cunningham ("The Guard") als charismatischer Pub-Besitzer, Sean Harris ("Prometheus", TV-Serie "Die Borgias") als Drogenhändler und David Bradley als Harrys Freund Leonard leider allesamt recht kurz kommen – der Fokus von "Harry Brown" liegt nun einmal ganz eindeutig auf seiner Titelfigur. Harrys Wandlung ist dabei psychologisch recht stimmig, wenn auch vielleicht etwas zu radikal, um hundertprozentig glaubwürdig zu wirken. Dem Unterhaltungswert des Films tut dies jedoch keinen Abbruch.
Deren Anführer Noel wird ebenfalls überzeugend verkörpert von Ben Drew, vielen besser bekannt unter seinem Musiker-Pseudonym "Plan B". Auch die übrigen Nebenrollen sind gut besetzt, wenngleich Emily Mortimer, Charlie Creed-Miles (TV-Serie "Injustice") und Iain Glen ("Königreich der Himmel", TV-Serie "Game of Thrones") als Vertreter der Polizei sowie Liam Cunningham ("The Guard") als charismatischer Pub-Besitzer, Sean Harris ("Prometheus", TV-Serie "Die Borgias") als Drogenhändler und David Bradley als Harrys Freund Leonard leider allesamt recht kurz kommen – der Fokus von "Harry Brown" liegt nun einmal ganz eindeutig auf seiner Titelfigur. Harrys Wandlung ist dabei psychologisch recht stimmig, wenn auch vielleicht etwas zu radikal, um hundertprozentig glaubwürdig zu wirken. Dem Unterhaltungswert des Films tut dies jedoch keinen Abbruch.
Fazit: "Harry Brown" ist ein grimmiger Rache-Thriller
mit sozialkritischen Elementen, der handwerklich sehr solide in Szene gesetzt
ist, seinen Reiz aber hauptsächlich aus Sir Michael Caines intensiver
Darstellung des Protagonisten zieht.
Wertung: 8 Punkte.
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