Originaltitel: Hugo
Regie: Martin Scorsese,
Drehbuch: John Logan, Musik: Howard Shore
Darsteller: Sir Ben
Kingsley, Asa Butterfield, Chloë Grace Moretz, Sacha Baron Cohen, Jude Law, Sir
Christopher Lee, Emily Mortimer, Ray Winstone, Helen McCrory, Michael Stuhlbarg
Rotten Tomatoes: 93% (8,3); weltweites Einspielergebnis: $185,8 Mio.FSK: 6, Dauer: 126 Minuten.
Paris in den 1930er Jahren: Der Teenager und Vollwaise Hugo (Asa
Butterfield) lebt seit dem Tod seines Vaters (Jude Law) heimlich im Pariser
Hauptbahnhof. Dort übernahm er nach dessen Verschwinden unbemerkt die Aufgabe
seines Onkels, des Uhrmachers Claude (Ray Winstone), und sorgt seitdem alleine
dafür, daß die Uhren des Bahnhofs stets funktionieren. Sein größtes Bestreben
ist es jedoch, einen "mechanischen Menschen", der die einzige
Verbindung zu seinem Vater darstellt, zu reparieren. Als er eines Tages von
Georges (Sir Ben Kingsley), dem Besitzer eines Spielzeugladens im Bahnhof und
Ziehvater der hübschen Isabelle (Chloë Grace Moretz), beim Versuch erwischt
wird, Ersatzteile zu klauen, kommt Hugo seinem Ziel auf überraschende Art und
Weise näher ...
Kritik:
2011/2012 war ohne Zweifel die OSCAR-Saison der Nostalgie. Zunächst entführte Woody Allen die Zuschauer in "Midnight in Paris" gekonnt in die legendäre Pariser Künstlerszene der 1920er Jahre, anschließend sorgte Michel Hazanavicius mit seiner charmanten Stummfilm-Hommage "The Artist" für Begeisterung bei Kritik und Publikum. Nun ist es Regieveteran Martin Scorsese, der seine Verfilmung des Kinderbuches "Die Entdeckung des Hugo Cabret" von Brian Selznick nutzt, um das Medium Film an sich zu feiern und das, wofür es vor allem in seinen Anfängen stand: die Möglichkeit, in Gedanken fremde Länder und Welten zu bereisen, aufregende Abenteuer zu erleben, die Phantasie und die Träume der staunenden Zuschauer zu animieren.
2011/2012 war ohne Zweifel die OSCAR-Saison der Nostalgie. Zunächst entführte Woody Allen die Zuschauer in "Midnight in Paris" gekonnt in die legendäre Pariser Künstlerszene der 1920er Jahre, anschließend sorgte Michel Hazanavicius mit seiner charmanten Stummfilm-Hommage "The Artist" für Begeisterung bei Kritik und Publikum. Nun ist es Regieveteran Martin Scorsese, der seine Verfilmung des Kinderbuches "Die Entdeckung des Hugo Cabret" von Brian Selznick nutzt, um das Medium Film an sich zu feiern und das, wofür es vor allem in seinen Anfängen stand: die Möglichkeit, in Gedanken fremde Länder und Welten zu bereisen, aufregende Abenteuer zu erleben, die Phantasie und die Träume der staunenden Zuschauer zu animieren.
Daß er dafür erstmals die 3D-Technologie nutzt, die in den letzten Jahren
selbst in gewissem Ausmaß die Filmindustrie revolutioniert hat (wenn auch erst
im zweiten Anlauf nach einer nur etwa drei Jahre langen ersten Phase Mitte der
1950er Jahre), deren erzählerisches und bildgestalterisches Potential bislang
jedoch nur höchst selten ausgereizt wurde, ist sowohl ironisch als auch
poetisch. Zum Glück erweist sich Scorsese auch in dieser Hinsicht als wahrer
Meister, denn sein "Hugo Cabret" nutzt die Möglichkeiten der
3D-Technologie vorzüglich, indem er seine märchenhafte Geschichte mit ebenso märchenhaft
schönen Bildkompositionen – unterstützt von einer großartigen Ausstattung und
einer inspirierten Kameraarbeit (dafür gab es zwei von insgesamt fünf OSCARs für "Hugo Cabret") – zum Leben erweckt.
Das Resultat erreicht vielleicht nicht die atemberaubende Vorstellungskraft der
Werke des Filmpioniers Georges Méliès, der in "Hugo Cabret" eine
wichtige Rolle spielt; aber es ist von einer Schönheit, die in der heutigen
Zeit, in der die aufwendig produzierten Hollywood-Filme meist eher durch
krachende Spezialeffekte zu beeindrucken versuchen als durch echte Kreativität,
ihresgleichen sucht.
Den gesamten, knapp 130-minütigen Film durchzieht ein grundsympathischer
Optimismus, bis auf nur ganz kurze sozialkritische Anflüge á la "Oliver
Twist" ist "Hugo Cabret" von der ersten bis zur letzten Minute
lebensbejahend. Dies unterstreicht Scorsese auch durch die Einbeziehung
zahlreicher kleiner Nebenhandlungsstränge, welche die im Kern recht simple
Handlung nicht wirklich voranbringen, deren liebenswert-schrullige Figuren das
Publikum aber vorzüglich unterhalten. Selbst der garstige Stationsvorsteher
(Sacha Baron Cohen alias "Borat"), gewissermaßen Hugos Nemesis,
fungiert speziell im Zusammenspiel mit seinem Dobermann Maximilian letztlich
eher als "comic relief" denn als klassischer Bösewicht.
"Hugo Cabret" ist eigentlich die Verfilmung eines Kinderbuches, doch das vergißt man ob der Phantasie, der wunderschönen Bilder und der
melancholischen Stimmung schnell. Dies ist sicherlich auch ein Verdienst der
beiden jungen Hauptdarsteller Asa Butterfield ("Son of Rambow", Mordred
in der BBC-Serie "Merlin") und Chloë Grace Moretz
("Kick-Ass", "Let Me In"), die in ihren Rollen mit
Natürlichkeit und Intensität zu überzeugen wissen.
Fazit:
Mit "Hugo Cabret" ist Altmeister Martin Scorsese ein wunderschöner
Film für die ganze Familie gelungen, der auf bezaubernde Art und Weise die Möglichkeiten der Traumfabrik Hollywood feiert.
Cineasten freuen sich zusätzlich über zahllose Anspielungen und sogar kurze
Ausschnitte aus Meisterwerken aus der Frühzeit der Filmindustrie (auf die
Schnelle konnte ich u.a. D.W. Griffiths "Intolerance",
Buster Keatons "The General", "Der große Eisenbahnraub" und
Charlie Chaplins "The Kid" identifizieren), doch auch ohne jedes Vorwissen ist "Hugo
Cabret" ein Film zum Genießen.
Wertung: 9 Punkte.
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