Regie und Drehbuch: Woody Allen
Darsteller: Jonathan Rhys Meyers, Scarlett Johansson, Emily
Mortimer, Brian Cox, Matthew Goode, Penelope Wilton, James Nesbitt, Colin
Salmon, Ewen Bremner, Rupert Penry-Jones, Eddie Marsan, Margaret Tyzack, Mark
Gatiss
Chris Wilton (Jonathan Rhys Meyers aus der TV-Serie "Die Tudors") war ein
hochtalentierter Tennisspieler, doch da er mit dem ganzen Profizirkus nicht zurechtkam,
beendete er seine Karriere kurzerhand und heuerte stattdessen als Tennislehrer
in London an. In dieser Tätigkeit begegnet er dem überheblichen, aber nicht
unsympathischen Tom Hewett (Matthew Goode, "Stoker"), der sich mit dem smarten Chris anfreundet und ihn in seine wohlhabende Familie und damit auch in die Londoner Upperclass einführt. Der gutaussehende, charmante und
wortgewandte Chris findet sich dort gut zurecht und als sich Toms
Schwester Chloe (Emily Mortimer, "Hugo Cabret") in ihn verliebt, wird er vom Vater Alec (Brian Cox, Trick 'r Treat") freudig in der Familie wie auch in seinem
florierenden Unternehmen aufgenommen. Weniger Glück hat Toms Verlobte, die
schöne, aber erfolglose amerikanische Schauspielerin Nola Rice (Scarlett Johansson, "The Avengers"), der vor
allem Toms Mutter Eleanor (Penelope Wilton, "Best Exotic Marigold Hotel")
sehr skeptisch gegenübersteht. Chris hingegen ist vom ersten Moment an von Nola
fasziniert und läßt sich bereits kurz nach seiner Hochzeit mit Chloe auf eine leidenschaftliche
Affäre ein ...
Kritik:
Tja, da hat der gute Woody Allen zeitlebens Filme in seiner
geliebten Heimatstadt New York gedreht und plötzlich, kurz vor seinem 70.
Geburtstag, wird er ihr untreu und geht nach London (kein Witz: unter anderem des
berühmt-berüchtigten englischen Wetters wegen!). Doch der unerwartete Ortswechsel ist nicht
der einzige Unterschied zu Allens sonstigen Filmen. Zwar ist der Vorspann wie
gewohnt im Stummfilm-Stil gehalten, doch enthält er kaum noch bekannte
Namen aus der großen "Allen-Familie" von Filmschaffenden vor und
hinter der Kamera, auf die er normalerweise immer wieder zurückgreift. Auf
seine alten Tage wollte Allen offenbar alles anders
machen, verzichtete daher auf alte Weggefährten und heuerte fast
ausschließlich Briten an. Einzige Ausnahmen in der Schauspielerriege sind die
Amerikanerin Scarlett Johansson (die nach der kurzfristigen Absage der
ursprünglich vorgesehenen Kate Winslet nachrückte und den Meister prompt so
nachdrücklich begeisterte, daß er sie in den folgenden Jahren mehrfach
besetzte) und der Ire Jonathan Rhys Meyers.
Inhaltlich unterscheidet sich "Match Point" zunächst gar nicht so sehr von dem, was man von Allen seit langem kennt. Über eine Stunde lang entfaltet sich vor den Augen des Publikums ein klassisches Beziehungsdrama, wie es der Filmemacher bereits verschiedentlich geschaffen hat ("Innenleben", "Ehemänner und Ehefrauen") – durchaus amüsant, aber prädominant ernsthaft. Allens Humoreinsatz konzentriert sich denn auch vor allem auf subtile Andeutungen und absurde Situationen. Echte Gags wie in seinen zahlreichen Komödien sucht man vergebens, doch das Talent des Regisseurs, besagte absurde Situationen von den Darstellern wiederholt übertrieben ernst vorzutragen zu lassen (man achte etwa auf Chris' immer neue und dabei erschreckend schwache Ausreden, wenn die beiden Frauen in seinem Leben ihn wieder einmal zur Rede stellen wollen), sorgt immer noch für ausreichend Gelegenheit zum Schmunzeln.
Inhaltlich unterscheidet sich "Match Point" zunächst gar nicht so sehr von dem, was man von Allen seit langem kennt. Über eine Stunde lang entfaltet sich vor den Augen des Publikums ein klassisches Beziehungsdrama, wie es der Filmemacher bereits verschiedentlich geschaffen hat ("Innenleben", "Ehemänner und Ehefrauen") – durchaus amüsant, aber prädominant ernsthaft. Allens Humoreinsatz konzentriert sich denn auch vor allem auf subtile Andeutungen und absurde Situationen. Echte Gags wie in seinen zahlreichen Komödien sucht man vergebens, doch das Talent des Regisseurs, besagte absurde Situationen von den Darstellern wiederholt übertrieben ernst vorzutragen zu lassen (man achte etwa auf Chris' immer neue und dabei erschreckend schwache Ausreden, wenn die beiden Frauen in seinem Leben ihn wieder einmal zur Rede stellen wollen), sorgt immer noch für ausreichend Gelegenheit zum Schmunzeln.
Bis zum letzten Akt ist "Match Point" also ein
zwar sehr gelungener und trotz der ernsteren Thematik gewohnt leichtfüßig vorgetragener
Allen-Film, aber sicherlich kein Meisterwerk oder auch nur übermäßig originell.
Doch die Kehrtwende in der letzten halben Stunde, in der das Beziehungsdrama
zum perfide ausgeklügelten Thriller mutiert, der phasenweise selbst dem
"Master of Suspense" Alfred Hitchcock alle Ehre macht, zeigt, daß
Woody Allen trotz seines jährlichen Filmausstoßes noch lange nicht am Ende
seiner Kreativität angelangt ist.
Neben dem (OSCAR-nominierten) Drehbuch läuft in dieser Phase speziell
der Hauptdarsteller Jonathan Rhys Meyers zu Hochform auf
und beweist in dieser anspruchsvollen, ambivalenten Rolle einmal mehr, daß er schauspielerisch das Zeug zum
"Leading Man" in der Filmbranche hat (daß er diesen Sprung bis zum
Jahr 2012 noch immer nicht nachhaltig vollziehen konnte, dürfte allein seinen
leider immer wiederkehrenden Alkoholproblemen anzulasten sein). Auch die
Nebendarsteller wissen die künstlerischen Freiheiten, die Woody Allen seinen
Akteuren traditionell läßt, vortrefflich zu nutzen. Allen voran der damals
wenig bekannte Matthew Goode beeindruckt in seiner Rolle, gleiches gilt für Emily Mortimer
und die mit einer Golden Globe-Nominierung belohnte Scarlett Johansson als
Teile des zentralen Liebesdreiecks um Rhys Meyers.
Fazit: Mit "Match Point" ist Woody Allen zweifellos ein künstlerisch wertvoller Film gelungen, der seine zum damaligen Zeitpunkt etwas strauchelnde Karriere wieder in Fahrt brachte.
Die exzellenten Darsteller tragen ebenso zum Gelingen bei wie das
Drehbuch, das dem Publikum einen zwar lange Zeit unspektakulären, aber stets
unterhaltsamen Mix aus gut beobachtetem Beziehungsdrama und raffiniertem
Thriller mit intelligenten Dialogen präsentiert.
Wertung: 8 Punkte.
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