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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 30. Januar 2013

THE AMERICAN (2010)

Regie: Anton Corbijn, Drehbuch: Rowan Joffe, Musik: Herbert Grönemeyer
Darsteller: George Clooney, Thekla Reuten, Violante Placido, Paolo Bonacelli, Johan Leysen, Irina Björklund, Flilippo Timi
The American
(2010) on IMDb Rotten Tomatoes: 64% (6,4); weltweites Einspielergebnis: $67,9 Mio.
FSK: 12, Dauer: 105 Minuten.

Der alternde Profikiller Jack (George Clooney, "The Descendants") wird in Schweden selbst zur Zielscheibe eines Attentats. Doch er überlebt, kann seine Verfolger ausschalten und taucht in Italien unter. Dort freundet er sich mit dem wißbegierigen Pater Benedetto (Paolo Bonacelli, "Night on Earth", "Mission: Impossible III") an und verliebt sich in die schöne Prostituierte Clara (Violante Placido, "Ghost Rider: Spirit of Vengeance"). Ihr zuliebe will er endgültig aussteigen und ein friedliches Leben genießen – nachdem er als letzten, bereits angenommenen Auftrag eine spezielle Waffe für eine andere Profikillerin namens Mathilde (Thekla Reuten, "Brügge sehen ... und sterben?") fertiggestellt hat ...

Kritik:
Nachdem der legendäre holländische Musikvideo-Regisseur Anton Corbijn (u.a. Metallica, Depeche Mode) in seinem vielfach ausgezeichneten Spielfilmdebüt "Control" über den früh verstorbenen Sänger der Band Joy Division der Musik treu blieb, überrascht er nun mit einer Mischung aus langsamem Thriller und einfühlsamer Charakterstudie. Die Geschichte, die in dieser Adaption des Romans "A Very Private Gentleman" von Martin Booth erzählt wird, ist sehr klassisch und damit weitgehend vorhersehbar. Dennoch gelingt es Corbijn, immer wieder überraschend hohe Spannung aufkommen zu lassen, indem er sein Augenmerk ganz explizit auf die Hauptfigur Jack richtet.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, Clooney wäre mit dieser eher stoischen Rolle unterfordert – tatsächlich behaupten das auch manche Kritiker. Bei genauerer Betrachtung liefert er jedoch wieder einmal eine tolle schauspielerische Leistung ab, indem er trotz betont zurückhaltender Mimik Nähe zwischen dem Zuschauer und dieser eigentlich für alle so unnahbaren Person aufkommen läßt. Vor allem verdeutlicht er höchst überzeugend die Paranoia, die zunehmend (und keineswegs zu Unrecht) von Jack Besitz ergreift. Die übrigen Akteure können angesichts dieser inhaltlichen wie schauspielerischen Dominanz Clooneys nicht allzu sehr punkten. Zwar liefern Pater Benedetto, Clara und auch Mathilde durch ihre Interaktionen mit Jack wichtige Mosaiksteinchen zu dessen "Entschlüsselung" und tragen daher ihren Teil zum Gelingen des Films bei – doch trotz fraglos guter Darstellung ihrer Rollen stehen Paolo Bonacelli, Violante Placido und Thekla Reuten eindeutig im Schatten Clooneys.

Aus dieser starken Fokussierung auf Jack bzw. Clooney resultiert wohl auch die sehr unterschiedliche Aufnahme, die "The American" bei Kritikern und Publikum erfahren hat. Denn als Action-Thriller, als der der Film in der Werbekampagne dreisterweise verkauft wurde (genau wie stilistisch vergleichbare Werke wie "Drive" oder "Killing Them Softly"), ist "The American" nur mittelmäßig und vor allem (trotz einiger durchaus heftiger Szenen) viel zu ereignislos – als sensible Charakterstudie dagegen kann Corbijns Film trotz kleinerer Längen voll überzeugen. Wer sich diesen Film anschauen will, sollte also tunlichst auf seine Erwartungshaltung achten: In Sachen Profikillerfilm ist "The American" viel, viel näher bei dem Melville-Klassiker "Der eiskalte Engel" mit Alain Delon angesiedelt als bei John Woos höchst bleihaltigem "The Killer" mit Chow Yun-Fat.

Die elegische Wirkung von "The American" wird noch unterstrichen durch die traumhaften, in ihrer Bewegungsarmut nicht selten an Stilleben erinnernden Bildkompositionen des deutschen Kameramanns Martin Ruhe ("Harry Brown") und die sphärischen Klänge des von der mit Corbijn seit langem befreundeten deutschen Pop-Legende Herbert Grönemeyer komponierten Soundtracks.

Fazit: "The American" ist eine wunderschön gefilmte Charakterstudie eines notorischen Einzelgängers – altmodisch und inhaltlich wenig originell, aber elegant und einfühlsam inszeniert und erzählt, mit einem in seiner melancholischen Intensität herausragenden Hauptdarsteller George Clooney. Doch trotz der Thematik und gelegentlicher Gewaltausbrüche ist "The American" weit von einem gewöhnlichen Action-Thriller entfernt.

Wertung: 8 Punkte.


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