Regie: Anton Corbijn, Drehbuch: Rowan Joffe, Musik: Herbert
Grönemeyer
Darsteller: George Clooney, Thekla Reuten, Violante Placido,
Paolo Bonacelli, Johan Leysen, Irina Björklund, Flilippo Timi
Der alternde Profikiller Jack (George Clooney, "The Descendants")
wird in Schweden selbst zur Zielscheibe eines Attentats. Doch er überlebt, kann
seine Verfolger ausschalten und taucht in Italien unter. Dort freundet er sich
mit dem wißbegierigen Pater Benedetto (Paolo Bonacelli, "Night on
Earth", "Mission: Impossible III") an und verliebt sich in die
schöne Prostituierte Clara (Violante Placido, "Ghost Rider: Spirit of
Vengeance"). Ihr zuliebe will er endgültig aussteigen und ein friedliches
Leben genießen – nachdem er als letzten, bereits angenommenen Auftrag eine
spezielle Waffe für eine andere Profikillerin namens Mathilde (Thekla Reuten,
"Brügge sehen ... und sterben?") fertiggestellt hat ...
Kritik:
Nachdem der legendäre holländische Musikvideo-Regisseur Anton Corbijn (u.a.
Metallica, Depeche Mode) in seinem vielfach ausgezeichneten Spielfilmdebüt
"Control" über den früh verstorbenen Sänger der Band Joy Division der
Musik treu blieb, überrascht er nun mit einer Mischung aus langsamem Thriller
und einfühlsamer Charakterstudie. Die Geschichte, die in dieser Adaption des Romans "A Very Private Gentleman" von Martin Booth erzählt wird, ist sehr klassisch und damit weitgehend
vorhersehbar. Dennoch gelingt es Corbijn, immer wieder überraschend hohe Spannung
aufkommen zu lassen, indem er sein Augenmerk ganz explizit auf die Hauptfigur Jack
richtet.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, Clooney wäre mit
dieser eher stoischen Rolle unterfordert – tatsächlich behaupten das auch
manche Kritiker. Bei genauerer Betrachtung liefert er jedoch wieder einmal eine
tolle schauspielerische Leistung ab, indem er trotz betont zurückhaltender Mimik Nähe
zwischen dem Zuschauer und dieser eigentlich für alle so unnahbaren Person
aufkommen läßt. Vor allem verdeutlicht er höchst überzeugend die Paranoia, die
zunehmend (und keineswegs zu Unrecht) von Jack Besitz ergreift. Die übrigen Akteure können angesichts dieser inhaltlichen wie schauspielerischen
Dominanz Clooneys nicht allzu sehr punkten. Zwar liefern Pater Benedetto, Clara
und auch Mathilde durch ihre Interaktionen mit Jack wichtige Mosaiksteinchen zu dessen "Entschlüsselung"
und tragen daher ihren Teil zum Gelingen des Films bei – doch trotz fraglos guter Darstellung ihrer Rollen stehen
Paolo Bonacelli, Violante Placido und Thekla Reuten eindeutig im Schatten Clooneys.
Aus dieser starken Fokussierung auf Jack bzw. Clooney resultiert wohl auch die sehr unterschiedliche Aufnahme, die "The American" bei Kritikern und Publikum erfahren hat. Denn als Action-Thriller, als der der Film in der Werbekampagne dreisterweise verkauft wurde (genau wie stilistisch vergleichbare Werke wie "Drive" oder "Killing Them Softly"), ist "The American" nur mittelmäßig und vor allem (trotz einiger durchaus heftiger Szenen) viel zu ereignislos – als sensible Charakterstudie dagegen kann Corbijns Film trotz kleinerer Längen voll überzeugen. Wer sich diesen Film anschauen will, sollte also tunlichst auf seine Erwartungshaltung achten: In Sachen Profikillerfilm ist "The American" viel, viel näher bei dem Melville-Klassiker "Der eiskalte Engel" mit Alain Delon angesiedelt als bei John Woos höchst bleihaltigem "The Killer" mit Chow Yun-Fat.
Aus dieser starken Fokussierung auf Jack bzw. Clooney resultiert wohl auch die sehr unterschiedliche Aufnahme, die "The American" bei Kritikern und Publikum erfahren hat. Denn als Action-Thriller, als der der Film in der Werbekampagne dreisterweise verkauft wurde (genau wie stilistisch vergleichbare Werke wie "Drive" oder "Killing Them Softly"), ist "The American" nur mittelmäßig und vor allem (trotz einiger durchaus heftiger Szenen) viel zu ereignislos – als sensible Charakterstudie dagegen kann Corbijns Film trotz kleinerer Längen voll überzeugen. Wer sich diesen Film anschauen will, sollte also tunlichst auf seine Erwartungshaltung achten: In Sachen Profikillerfilm ist "The American" viel, viel näher bei dem Melville-Klassiker "Der eiskalte Engel" mit Alain Delon angesiedelt als bei John Woos höchst bleihaltigem "The Killer" mit Chow Yun-Fat.
Die elegische Wirkung von "The American" wird noch
unterstrichen durch die traumhaften, in ihrer Bewegungsarmut nicht selten an
Stilleben erinnernden Bildkompositionen des deutschen Kameramanns Martin Ruhe
("Harry Brown") und die sphärischen Klänge des von der mit Corbijn
seit langem befreundeten deutschen Pop-Legende Herbert Grönemeyer komponierten Soundtracks.
Fazit: "The American" ist eine wunderschön
gefilmte Charakterstudie eines notorischen Einzelgängers – altmodisch und inhaltlich wenig originell, aber
elegant und einfühlsam inszeniert und erzählt, mit einem in seiner
melancholischen Intensität herausragenden Hauptdarsteller George Clooney. Doch
trotz der Thematik und gelegentlicher Gewaltausbrüche ist "The American" weit von einem
gewöhnlichen Action-Thriller entfernt.
Wertung: 8 Punkte.
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