Regie: David Slade, Drehbuch: Steve Niles, Stuart Beattie
und Brian Nelson, Musik: Brian Reitzell
Darsteller: Josh Hartnett, Melissa George, Danny Huston, Ben
Foster, Manu Bennett, Mark Rendall, Mark Boone Junior, Joel Tobeck, Nathaniel
Lees, Amber Sainsbury, Megan Franich, Elizabeth Hawthorne
In der Kleinstadt Barrow in Alaska gibt es jedes Jahr einen Monat lang kein
Tageslicht. Normalerweise versuchen die Bewohner, diese trostlose Zeitspanne
einfach irgendwie hinter sich zu bringen, doch dieses Mal gehen seltsame Dinge
vor sich. Sheriff Eben Oleson (Josh Hartnett) muß einige seltsame
Sabotageaktionen untersuchen, die Barrow endgültig von der Zivilisation
abschneiden. Dann werden auch noch die blutigen Kadaver aller Schlittenhunde
des Ortes aufgefunden. Und ein ruppiger Fremder (Ben Foster, "Pandorum") beunruhigt mit seinen düsteren
Vorhersagen die Leute noch mehr. Wie sich herausstellt, dient er einer Gruppe von Vampiren, die das tageslichtlose Barrow zu ihrer neuen Futterstelle
auserkoren hat ...
Kritik:
Vampirgeschichten gibt es unzählige, ob nun in Buch-, Comic-, TV-Serien- oder
Filmform. So ziemlich alle nur denkbaren stilistischen Ausrichtungen wurden im
Lauf der Zeit ausprobiert (man denke nur an Werke wie Seth Grahame-Smiths Jane
Austen-Parodie "Stolz und Vorurteil und Zombies"), doch die
Comicverfilmung "30 Days of Night" gibt sich trotz der interessanten
Prämisse ziemlich klassisch. Was in Zeiten weichgespülter Teenager-Vampirromanzen
ja keineswegs negativ sein muß, doch der Film des britischen Regisseurs David
Slade (der später kurioserweise auch einen Film der "Twilight"-Reihe
inszeniert hat) weist eindeutig zu viele Schwachpunkte auf, um als richtig gute Unterhaltung
durchgehen zu können.
Bereits das erste Filmdrittel, in dem die Figuren eingeführt werden
und gleichzeitig behutsam eine bedrohliche Noir-Atmosphäre etabliert werden
soll, enttäuscht. Die Charakterzeichnung ist eindimensional, die Dialoge sind
banal und die Schockmomente kommen dermaßen plakativ und vorhersehbar daher, daß es wahrlich
keine Freude ist. Glücklicherweise wird das Ganze nach der ersten halben Stunde
deutlich ansehlicher, als die Vampire ihren mitleidlosen Angriff starten und
sich anschließend die wenigen Überlebenden dieser ersten Welle zum Gegenangriff
beziehungsweise zum bloßen Durchhalten formieren. Die Actionszenen, die aus
dieser Entwicklung resultieren, sind rasant und visuell teilweise sogar
bemerkenswert ansprechend inszeniert – vor allem eine (wohl von einer ähnlichen
Szene in Zack Snyders "Dawn of the Dead" inspirierte) Sequenz aus der
Hubschrauberperspektive bleibt als echtes optisches Highlight im Gedächtnis.
Die langweiligen Charaktere interessieren zu diesem Zeitpunkt sowieso nicht mehr und Slade zeigt überdeutlich, daß es ihm genauso ergeht. Lediglich das zentrale Heldenpaar macht eine kleine Ausnahme: Josh Hartnett zeigt als Sheriff Eben nach Filmen wie "Sin City", "Black Dahlia" oder "Lucky Number Slevin" erneut, daß er einen veritablen Helden abgibt (auch wenn in der deutschen Synchron-Fassung seine markante und für Noir-Stoffe so perfekt geeignete Originalstimme nicht zur Geltung kommt). Und die attraktive Australierin Melissa George, die in zahlreichen Genreproduktionen wie "A Lonely Place to Die", "Triangle" oder "The Amityville Horror" nachdrücklich bewiesen hat, was sie kann, macht auch als Ebens entfremdete Frau Stella eine (nicht nur optisch) ausgesprochen gute Figur.
Dennoch, das interessanteste Element von "30 Days of Night" sind fraglos die Vampire, deren Anführer von Danny Huston ("Zorn der Titanen", "Robin Hood") schön bedrohlich verkörpert wird. Die Blutsauger werden nämlich erfreulich unkonventionell und mit einer eigenen, kehlig und damit buchstäblich unmenschlich klingenden Sprache (die natürlich untertitelt ist) dargestellt. Zugegebenermaßen schwanken die Reaktionen der Zuschauer auf diese ungewöhnlichen Vampire zwischen Faszination und Belustigung. Ich bin mir selbst nicht ganz sicher, wozu ich neigen soll, aber auf jeden Fall ist dem Film positiv anzurechnen, daß er zumindest in diesem Punkt (natürlich gestützt auf die Comic-Vorlage von Steve Niles) etwas Neues ausprobiert hat. Schade, daß fast alle anderen Storyelemente so altbekannt sind.
Im letzten Filmdrittel mit seinem temporeichen Showdown merkt man dann auch, daß "30 Days of Night" von "Spider-Man"-Regisseur Sam Raimi produziert wurde – die hemmungslos übertriebene Gewaltstilisierung erinnert phasenweise durchaus an dessen legendäre "Tanz der Teufel"-Trilogie und sorgt für einige blutige Höhepunkte. Logik und Glaubwürdigkeit sind dabei allerdings absolute Fremdwörter: Wie so oft machen die Monster beispielsweise auch hier jede Nebenfigur, die unvorsichtigerweise die Nase ins Freie steckt, sofort kalt, während Sheriff Eben selbstverständlich die riskantesten und mitunter dämlichsten Aktionen vollführen darf, ohne daß ihm auch nur ein Haar gekrümmt wird. Wenigstens nimmt der Film sich selbst nicht ganz ernst, da darf man so etwas auch mal verzeihen. Ärgerlich bleibt es trotzdem.
Ankreiden muß man "30 Days of Night" vor allem, daß er zu wenig aus seiner für einen Horrorfilm eigentlich perfekten Ausgangslage macht. Im Grunde genommen ist der Filmtitel eine glatte Lüge, denn die 30 Tage kommen in der Handlung absolut nicht glaubwürdig herüber. Es gibt ein bißchen Action am 6. Tag, dann ein kurzes Schwarzbild, gefolgt von der Einblendung "17. Tag", an dem die Charaktere immer noch haargenau so herumhocken wie zuvor. Nichts hat sich geändert, aber elf Tage sind vergangen. Auch das Element der ewigen Nacht wird bei weitem nicht so gut ausgespielt, wie es möglich wäre. Obwohl die Vampire früh für einen vollständigen Stromausfall in Barrow sorgen, sieht man es dem Film nur in den wenigsten Szenen überhaupt an, daß er angeblich in tiefster Nacht spielt. Was hätte man daraus nicht für wunderbare Szenerien gestalten können: 30 Tage ewiger Nacht in einen faszinierenden Schneelandschaft, umgeben von eine Horde blutrünstiger Vampire. Aber nein, verschenkt – zugunsten eines mediokren Horrorfilms von der Stange mit überwiegend mittelmäßigen Darstellern (als Hilfssheriff Billy ist übrigens Manu Bennett zu sehen, der in Peter Jacksons "Der Hobbit"-Filmen den Ork Azog der Schänder spielt), jeder Menge Blut und einigen überzeugenden Splatter-Effekten. Schade. Da wäre so viel mehr drin gewesen.
Fazit: "30 Days of Night" ist ein mittelmäßiger
Vampir-Horrorfilm, der seine originelle Prämisse nicht ansatzweise ausreizt und
mit belanglosen Charakteren und Drehbuchschwächen nervt, aber immerhin handwerklich
gut gemachte Action und ein ungewöhnliches Vampirdesign zu bieten hat.
Wertung: 6 Punkte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen