Ehe morgen mit der Bekanntgabe der Nominierungen für die Golden Globes bereits ein erster Höhepunkt der Awards Season 2019/2020 ansteht, möchte ich kurz auf wichtige Ereignisse der vergangenen Tage eingehen.
Das renommierte American Film Institute (AFI) hat seine (nur alphabetisch sortierte) Liste der zehn besten Filme des Jahres 2019 veröffentlicht:
- 1917
- The Farewell
- The Irishman
- Jojo Rabbit
- Joker
- Knives Out - Mord ist Familiensache
- Little Women
- Marriage Story
- Der Fall Richard Jewell
Die Liste weist einige Ähnlichkeiten mit der wenige Tage zuvor vom National Board of Review (NBR) bekanntgegebenen Top 11 ("Bester Film" + zehn weitere Werke), ist allerdings etwas mainstreamlastiger geraten. Im direkten Vergleich haben es beim AFI "Le Mans 66", "Uncut Gems", "Waves" und "Dolemite is My Name" nicht in die Top 10 geschafft, bis auf "Le Mans 66" (bei dem ich bereits meine OSCAR-Skepsis geäußert hatte) also allesamt eher "kleine" Produktionen. Beim NBR fehlten hingegen der Mega-Blockbuster "Joker", der Indie-Film "The Farewell" (der dort aber in den Indie-Top 10 genannt wurde) und Greta Gerwigs Literaturadaption "Little Women". Am besten sieht es aktuell für Sam Mendes' Erster Weltkriegs-Drama "1917", Martin Scorseses Gangsterepos "The Irishman" (Gewinner beim NBR und auch bei den New Yorker Filmkritikern), Taika Waititis respektlose Zweiter Weltkriegs-Satire "Jojo Rabbit", Rian Johnsons vergnügliches Whodunit "Knives Out", Noah Baumbachs Netflix-Scheidungsdrama "Marriage Story", Tarantinos "Once Upon a Time ..." und Clint Eastwoods "Der Fall Richard Jewell" aus, die sowohl beim NBR als auch beim AFI in den Top 10 geführt werden - man sieht schon, lauter große Namen hinter der Kamera. Einige Verlierer gibt es natürlich auch: Neben anderen gingen Dexter Fletchers Elton John-Biopic "Rocketman", Jay Roachs "Bombshell - Das Ende des Schweigens" (über sexuelle Belästigung beim rechten TV-Sender Fox News), Marielle Hellers Feelgood-Movie "Der wunderbare Mr. Rogers" mit Tom Hanks als Kinder-TV-Legende, Marvels "Avengers: Endgame" und Robert Eggers' kunstvolles Schwarzweiß-Drama "Der Leuchtturm" bei AFI und NBR leer aus - umso wichtiger wäre es für sie, morgen bei den Golden Globes gut abzuschneiden.
Alle Gewinner der AFI Awards kann man auf der AFI-Homepage nachlesen.
Nur wenig Bedeutung für das OSCAR-Rennen hat in der Regel der Europäische Filmpreis - das gilt diesmal umso mehr, als der große Abräumer bereits bei den letztjährigen OSCARs antrat (und den Preis für die beste Hauptdarstellerin gewann): Yorgos Lanthinos' "The Favourite" ist mit acht Trophäen der Dominator der diesjährigen Europäischen Filmpreise. Der "Beste Film" ging ebenso an "The Favourite" wie u.a. die Preise für die beste Darstellerin (Olivia Colman) und die beste Regie sowie fast alle technischen Kategorien. Immerhin bei den Darstellern wurde mit Antonio Banderas ("Leid und Herrlichkeit") ein Mann prämiert, der in der laufenden OSCAR-Saison zu den Kandidaten auf eine Nominierung zählt - das gilt auch für Drehbuch-Gewinnerin Céline Sciamma ("Porträt einer jungen Frau in Flammen"). Der deutsche OSCAR-Bewerber "Systemsprenger" gewann zudem die Kategorie "Beste Musik" (John Gürtler), Werner Herzog erhielt einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk und die TV-Serie "Babylon Berlin" bekam einen Spezialpreis.
Auch hier: Alle Gewinner finden sich auf der Homepage der European Film Awards.
In einigen Kategorien gibt die Academy im Vorfeld der OSCAR-Verleihung eine Verkleinerung des Kandidatenfeldes bekannt. Der erste solche Fall ist in diesem Jahr die Kategorie "Visuelle Effekte". Hier wurden 20 Filme benannt, die sich noch um die letztlich fünf Nominee-Plätze bewerben (in einer Zwischenstufe wird das Feld allerdings Ende Dezember noch auf zehn Filme verkleinert werden). Im Rennen sind weiterhin:
- Ad Astra
- The Aeronauts
- Aladdin
- Cats
- Dumbo
- Fast Furious: Hobbs & Shaw
- Le Mans 66
- Gemini Man
- The Irishman
- Jumanji: The Next Level
- Der König der Löwen
- Men in Black: International
- 1917
- Star Wars Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers
Überraschungen gibt es kaum, fast alle ernsthaften Kandidaten sind weiter dabei (abgesehen von "Godzilla II" und "Pokemon"). Die besten Aussichten auf eine Nominierung haben meines Erachtens "The Irishman", "Star Wars" (wird hier fast immer nominiert), "Avengers: Endgame", "Alita", "Der König der Löwen" und "1917". "Cats" bleibt eine Wildcard, weil man die Qualität der Spezialeffekte wohl erst bei Ansicht des kompletten Films abschließend einschätzen kann. Da die Animationen aber dermaßen ungewöhnlich sind, ist eine Nominierung absolut möglich. Generell scheint mir die Qualität der Spezialeffekte in diesem Jahr ungewöhnlich hoch zu sein - bei fast keinem Film könnte man von einer Fehlentscheidung sprechen, würde er nominiert.
Mein aktueller Tip lautet (in der Reihenfolge der Wahrscheinlichkeit einer Nominierung):
- Star Wars Episode IX
- Avengers: Endgame
- Alita: Battle Angel
- 1917
- Der König der Löwen
Erste Nachrücker: "The Irishman", "Cats", "Le Mans 66", "Ad Astra", "Spider-Man: Far From Home", "The Aeronauts".
Quelle: Pressemitteilung der Academy.
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