Regie: Danny Boyle, Drehbuch: Simon Beaufoy und Danny Boyle,
Musik: A.R. Rahman
Darsteller: James Franco, Kate Mara, Amber Tamblyn, Clémence
Poésy, Treat Williams, Kate Burton, Lizzy Caplan, Sean Bott, John Lawrence
Rotten Tomatoes: 93% (8,2); weltweites Einspielergebnis:
$60,7 Mio.
FSK: 12, Dauer: 94 Minuten.
Der sportliche Endzwanziger Aron Ralston (erste OSCAR-Nominierung für James Franco,
"Die fantastische Welt von Oz") geht am Wochenende auf eine
Mountainbike-/Klettertour in den Canyons von Utah, ohne irgendjemandem Bescheid
zu geben. Nachdem zunächst alles nach Plan verläuft und er sogar eine Weile mit
zwei hübschen jungen Frauen namens Kristi (Kate Mara, "Brokeback
Mountain") und Megan (Amber Tamblyn, "Ring") flirtet, die er in der Wildnis zufällig trifft, unterläuft Aron jedoch ein folgenschweres
Mißgeschick: In einer Felsspalte, in die er hinabklettert, löst sich ein Felsbrocken und klemmt Arons
rechten Arm so unglücklich ein, daß er komplett feststeckt. Aron versucht
alles, um sich aus der lebensgefährlichen Situation zu befreien und stellt sich dabei sogar
ziemlich geschickt und einfallsreich an – doch wird er wirklich freikommen, ehe er verdurstet?
Kritik:
Der Brite Danny Boyle hat sich schon seit geraumer Zeit als einer der besten und vielseitigsten Regisseure etabliert: Ob das energetische Drogendrama "Trainspotting", der anspruchsvolle Zombiefilm "28 Days Later", das philosophisch angehauchte Science Fiction-Werk "Sunshine", das märchenhafte Sozial-/Liebesdrama "Slumdog Millionär" oder das vielschichtige Verwirrspiel "Trance – Gefährliche Erinnerung": Boyle wagt sich immer wieder an völlig neue Themen heran und meistens wissen die Ergebnisse zu überzeugen. Das ist bei "127 Hours" nicht anders, aber trotzdem ein klein wenig überraschend. Denn die Frage mußte ja erlaubt sein: Was kann selbst ein Könner wie Danny Boyle aus einer – da auf einer wahren Geschichte basierenden – dermaßen limitierten Story, die großteils als Ein-Personen-Stück in einer kargen Felsspalte spielt, herausholen? Boyles Antwort ist unzweideutig: Eine ganze Menge!
Der Brite Danny Boyle hat sich schon seit geraumer Zeit als einer der besten und vielseitigsten Regisseure etabliert: Ob das energetische Drogendrama "Trainspotting", der anspruchsvolle Zombiefilm "28 Days Later", das philosophisch angehauchte Science Fiction-Werk "Sunshine", das märchenhafte Sozial-/Liebesdrama "Slumdog Millionär" oder das vielschichtige Verwirrspiel "Trance – Gefährliche Erinnerung": Boyle wagt sich immer wieder an völlig neue Themen heran und meistens wissen die Ergebnisse zu überzeugen. Das ist bei "127 Hours" nicht anders, aber trotzdem ein klein wenig überraschend. Denn die Frage mußte ja erlaubt sein: Was kann selbst ein Könner wie Danny Boyle aus einer – da auf einer wahren Geschichte basierenden – dermaßen limitierten Story, die großteils als Ein-Personen-Stück in einer kargen Felsspalte spielt, herausholen? Boyles Antwort ist unzweideutig: Eine ganze Menge!
Ein ganz entscheidender Aspekt des Gelingens von "127
Hours" ist naheliegenderweise der Hauptdarsteller. Schließlich muß James
Franco lange Zeit ganz alleine den Film tragen – keine leichte Aufgabe für
einen talentierten und intelligenten, aber auch bekanntermaßen nicht ganz
einfachen jungen Mann, der sich bis dahin hauptsächlich in nicht überragend
anspruchsvollen Filmen wie der "Spider-Man"-Trilogie,
"Tristan & Isolde" oder "Ananas Express" behauptete. Natürlich gab es auch noch "Milk", "Howl" und "Im Tal von
Elah", aber das waren entweder nur Nebenrollen oder (wie "Howl",
in dem Franco den US-Schriftsteller Allen Ginsberg verkörperte) von der Kritik
eher mittelmäßig aufgenommene und vom Publikum weitgehend ignorierte Filme. Doch hier zeigt er unter der Anleitung von
Danny Boyle, wie sehr er offensichtlich unterschätzt wurde, denn seine
grandiose Tour de Force in "127 Hours" wird keiner so schnell
vergessen, der sie gesehen hat.
Scheinbar mühelos schultert Franco die große Verantwortung,
die Danny Boyle ihm mit der Darstellung der realen Person Aron Ralston auferlegt hat
und liefert im Zusammenspiel mit überraschenden Regie- und Drehbucheinfällen eine
beeindruckende One-Man-Show ab. Zwar gibt es zwischendurch immer
wieder kurze Erinnerungsfetzen und Phantasien des zunehmend verzweifelten Aron,
die nahezu perfekt mit der minimalistischen Handlung verwoben sind und zugleich
gekonnt ebenso für inhaltliche Abwechslung wie auch für eine engere emotionale
Bindung zum Publikum sorgen; aber die dort auftauchenden Nebenfiguren dienen einzig der Unterstützung von Francos Leistung. Generell kann das
Drehbuch von Danny Boyle und Simon Beaufoy gar nicht genügend gelobt werden, denn
es widersteht der Versuchung, aus Arons Geschichte ein hollywoodtypisches Rührstück
zu machen. Stattdessen bekommt man ein inspirierend lebensbejahendes Porträt
eines jungen Mannes in einem scheinbar aussichtslosen Überlebenskampf zu Gesicht, ohne
daß dessen Situation in irgendeiner Weise verharmlost würde.
Kongenial unterstützt werden die nahezu makellosen Leistungen von Franco, Beaufoy und Boyle vom grandiosen Soundtrack des OSCAR-Gewinners A.R. Rahman ("Slumdog Millionär"). Dieser changiert zwischen einfühlsamen Melodien wie dem zarten, von Dido gesungenen Hauptthema "If I Rise", harten, energetischen Gitarrenriffs sowie triumphalen, gar hymnischen Klängen und macht vor allem den Schluß mit zu einem wahrlich denkwürdigen, aufwühlenden Erlebnis. Zwar wird die Musik durchaus manipulativ eingesetzt, um die Emotionen zusätzlich zu verstärken, was vielleicht nicht jedem so ganz behagt. Aber für sich genommen ist sie ein kleines Meisterwerk und im Zusammenspiel mit dem Film bewirkt sie wahre Wunder!
Fazit: "127 Hours" ist mit seiner betont authentischen, nicht immer leicht anzuschauenden Schilderung einer absoluten Ausnahmesituation sicherlich kein Wohlfühlfilm, aber dafür eine umso stärkere emotionale Erfahrung, begeisternd gespielt von James Franco und kreativ in Szene gesetzt von einem Danny Boyle in Bestform.
Wertung: 9 Punkte.
Kongenial unterstützt werden die nahezu makellosen Leistungen von Franco, Beaufoy und Boyle vom grandiosen Soundtrack des OSCAR-Gewinners A.R. Rahman ("Slumdog Millionär"). Dieser changiert zwischen einfühlsamen Melodien wie dem zarten, von Dido gesungenen Hauptthema "If I Rise", harten, energetischen Gitarrenriffs sowie triumphalen, gar hymnischen Klängen und macht vor allem den Schluß mit zu einem wahrlich denkwürdigen, aufwühlenden Erlebnis. Zwar wird die Musik durchaus manipulativ eingesetzt, um die Emotionen zusätzlich zu verstärken, was vielleicht nicht jedem so ganz behagt. Aber für sich genommen ist sie ein kleines Meisterwerk und im Zusammenspiel mit dem Film bewirkt sie wahre Wunder!
Fazit: "127 Hours" ist mit seiner betont authentischen, nicht immer leicht anzuschauenden Schilderung einer absoluten Ausnahmesituation sicherlich kein Wohlfühlfilm, aber dafür eine umso stärkere emotionale Erfahrung, begeisternd gespielt von James Franco und kreativ in Szene gesetzt von einem Danny Boyle in Bestform.
Wertung: 9 Punkte.
Also lebensbejahend kann ich ja noch nachvollziehen, aber was ist denn inspirierend dabei, jemandem dabei zuzusehen, wie er versucht, unter einem Felsen wieder herauszukommen? Also ich fand den Film ziemlich durchschnittlich: Die Geschichte passt auf einen Bierdeckel und der Protagonist ist trotz Francos guter Leistung eine ziemlich uninteressante Figur. Da konnten ein paar gute inszenatorische Ideen von Boyle für mich auch nicht viel retten.
AntwortenLöschenInspirierend, weil Aron eben nicht einfach irgendwann verzweifelt und sich in sein Schicksal ergibt - wie es wohl die meisten tun würden; selbst ein Bösewicht in "Mad Max" hat in einer ähnlichen Situation nicht Arons Mut aufgebracht, auch wenn dieser natürlich mehr Zeit zum Überlegen hatte -, sondern alles aus seinen geringen Möglichkeiten herausholt, logischerweise aus der Geschichte lernt und trotz der dramatischen Folgen auch anschließend weiterhin ein sehr aktives und erfülltes Leben führt. Was könnte inspirierender sein?
LöschenBeeindruckend finde ich Ralstons Handeln in dieser Situation auf jeden Fall, ich bin nicht sicher, ob ich zu ähnlichem in der Lage gewesen wäre. Aber inspirieren, also mich zu etwas anregen, mir einen schöpferischen Impuls geben, tut die Geschichte dennoch nicht, denn dafür fehlt ihr irgendwie der philosophische oder künstlerische Gehalt oder Leerstellen, die mich zum Nachdenken anregen würden.
LöschenIm Endeffekt läuft es vermutlich einfach auf das Problem hinaus, ob ein Film einen Nerv in einem trifft oder nicht. Bei dir war das bei "127 Hours" anscheinend der Fall (und da bist du ja auch nicht alleine). Aber mich hat da irgendwie nur wenig angesprochen.
Da stellt sich wahrscheinlich auch die Frage nach der Interpretation des Wortes "inspirieren". Nach deiner eher künstlerischen Definition kann ich nachvollziehen, daß du das nicht so empfandest; ich verstehe es eher in einem pragmatischen Sinne, sodaß ich gewissermaßen eine - wenn auch eher abstrakte - Handlungsempfehlung aus der Geschichte herausholen kann, was hier durchaus der Fall ist.
LöschenDas American Film Institute hat übrigens mal eine Liste der inspirierendsten (US-)Filme aller Zeiten aufgestellt. Ganz weit oben standen z.B. "Ist das Leben nicht schön?" und "Schindlers Liste". Bei letzterem dürfte klar sein, warum, bei "Ist das Leben nicht schön?" geht es für mich eher in die "127 Hours"-Richtung. "Ist das Leben nicht schön?" ist natürlich gleich in mehrfacher Hinsicht inspirierend, weil er sowohl für das persönliche als auch für das geschäftliche Verhalten leuchtende Vorbilder präsentiert. Bei "127 Hours" sehe ich das in geringerem Ausmaß aber ähnlich, auch wenn man natürlich darüber diskutieren kann, ob es eher der reale Aron Ralston ist, der mich inspiriert, oder Boyles Film (oder beides zusammen) ...
Ja gut, Inspiration im Sinne von Handlungsempfehlung ist da vielleicht schon. "Gib niemals auf, lerne aus Fehlern und lass dich von Schicksalsschlägen nicht unterkriegen" ist dann aber eine Inspiration, die man vermutlich aus 90 % aller Hollywoodfilme ziehen kann. Und deshalb fand ich 127 Hours eben auch nur durschnittlich.
AntwortenLöschenDa finde ich die Message von Schindlers Liste, "setze dich für andere ein, selbst wenn du dich damit in Lebensgefahr begibst", schon deutlich inspirierender. Auch wenn die immer noch in mindestens 20 % aller Hollywood-Filme vorkommt ;-)