Regie: Antoine Fuqua, Drehbuch: Creighton Rothenberger und
Katrin Benedikt, Musik: Trevor Morris
Darsteller: Gerard Butler, Aaron Eckhart, Morgan Freeman,
Rick Yune, Angela Bassett, Robert Forster, Melissa Leo, Ashley Judd, Dylan
McDermott, Radha Mitchell, Cole Hauser, Finley Jacobsen, Phil Austin, Lance
Broadway, Freddy Bosche, Sean O'Bryan, Keong Sim, Michael Dudikoff
Der erfahrene Secret Service-Agent Mike Banning (Gerard Butler,
"300") ist mit dem Schutz des US-Präsidenten Ben Asher (Aaron
Eckhart, "The Dark Knight"), seiner Ehefrau Margaret (Ashley Judd,
"Doppelmord") und des Sohnes Connor (Finley Jacobsen, "Marley & ich") betraut und
erledigt diese Aufgabe höchst gewissenhaft. Doch als es zu einem tragischen
Unglücksfall kommt, der Mike zu einer unmöglichen Entscheidung zwingt, wird er
vorübergehend zu einem Schreibtischjob verdonnert. So kommt es, daß Mike sich
gerade in einem Nebengebäude des Weißen Hauses aufhält, als dieses in einem perfekt
koordinierten, mehrstufigen Angriff von koreanischen Terroristen erobert wird.
Präsident, Vize-Präsident (Phil Austin, "Seelen") und
Verteidigungsministerin (Melissa Leo, "Oblivion") werden von
Oberbösewicht Kang (Rick Yune, "James Bond 007 – Stirb an einem anderen
Tag") und seinen Soldaten als Geiseln genommen, nur Mike Banning, der
sofort zur Verteidigung des Weißen Hauses geeilt ist und als einziger innerhalb
des Gebäudes den Koreanern entkommen konnte, kann eine Katastrophe vielleicht noch verhindern.
Doch zuerst muß er Connor finden, der sich vor den Eindringlingen verstecken
konnte und nun sowohl von Mike als auch von den Terroristen, die ihn als
Druckmittel gegen den Präsidenten benötigen, gesucht wird ...
Kritik:
Jedes Jahr starten zahlreiche US-Actionfilme in den Kinos,
deren Inhalt sich zumeist vortrefflich mit dem Titel eines Roxette-Songs (der
ironischerweise eine Ballade ist) zusammenfassen läßt: "Crash! Boom!
Bang!" Doch ein oder zwei Filmen dieses Genres gelingt es regelmäßig, mit
einer originellen Story und interessanten Charakteren positiv zu überraschen,
im Jahr 2012 beispielsweise Rian Johnsons "Looper". "Olympus Has
Fallen" fällt ganz eindeutig nicht in diese Kategorie, was aber keine
wirklich große Überraschung ist. Schließlich hat Regisseur Antoine Fuqua selbst
in seinem bisher wohl besten Film "Training Day" zwar zwei starke
Protagonisten präsentiert (und damit Denzel Washington zu einem OSCAR
verholfen), die Handlung selbst blieb aber doch weitgehend in Klischees
verhaftet. Nun, "Olympus Has Fallen" kann weder mit glaubwürdigen
Figuren noch mit einem interessanten Storyverlauf punkten, aber immerhin stimmt die
Action trotz eines für Sommerblockbuster-Verhältnisse niedrigen Budgets von 70 Millionen US-Dollar.
Dabei fängt "Olympus Has Fallen" eigentlich sehr
vielversprechend an, denn die ersten etwa 40 Minuten des Zweistünders sind
richtig gut. Sowohl der Prolog, in dem Mike (ähnlich wie Clint Eastwood als
Frank Horrigan in Wolfgang Petersens "In the Line of Fire") in
Ungnade fällt, als auch die Erstürmung des Weißen Hauses (interner Codename:
"Olympus") sind temporeich, beklemmend realistisch und
dabei sogar halbwegs glaubwürdig inszeniert. Doch sobald die Verteidiger von den Koreanern
überwältigt wurden, geht die Qualität des Films ziemlich in den Keller –
zumindest inhaltlich, denn was die reine Action angeht, ist Gerard Butlers
Ein-Mann-Guerrilla-Feldzug weiterhin sehr routiniert in Szene gesetzt. Ebenso wie seine Gegenspieler geht Mike der Situation angemessen skrupellos und
brutal vor. Blutfontänen spritzen zwar dankenswerterweise keine, aber
angesichts diverser Kopfschüsse und Messerattacken dürfte die deutsche
Altersfreigabe ab 16 Jahren ziemlich an der Grenze gewesen sein.
Natürlich darf man bei einem Hollywood-Actionfilm keine
hundertprozentige Glaubwürdigkeit oder Logik erwarten – erst recht nicht bei
einem Plot wie diesem. Doch "Olympus Has Fallen" nimmt sich selbst
vollkommen ernst, und wenn sich dann die große Verschwörung als ähnlich
hanebüchen herausstellt wie bei einem Fun-Actionkracher wie "G.I. Joe – Die Abrechnung", dann ist das einfach ärgerlich. Das beginnt schon bei dem
mehrstufigen Terrorangriff, der zwar durchaus einige bedenkenswerte mögliche
Sicherheitslücken aufzeigt (als Touristen verkleidete Terroristen sind für den
Secret Service auch in der Realität eine große Sorge), aber daran krankt, daß
ausgerechnet die entscheidende erste Welle die unglaubwürdigste ist (zumindest
seit 9/11). Noch schlimmer wird es, als der böse Bösewicht Kang
seinen eigentlichen Plan enthüllt, der neben der blutigen Wiedervereinigung
Koreas auch die Erlangung der Zugriffscodes für ein streng geheimes und hochgradig
schwachsinniges US-Programm beinhaltet, das sich getrost als
Selbstzerstörungsmechanismus der Vereinigten Staaten von Amerika bezeichnen
läßt ...
Daß die Identität des unvermeidlichen Verräters in den
eigenen Reihen mir aufgrund eines einzigen Gesichtsausdrucks von der ersten
Sekunde an klar war, dessen später offenbarte Motivation extrem dünn ist und
sein Verhalten unfaßbar inkonsequent, fällt da kaum noch ins
Gewicht, genau wie die zahlreichen weiteren kleineren Logikmängel. Die
eigentlich spannenden Fragestellungen eines solchen Schreckensszenarios läßt
"Olympus Has Fallen" leider fast vollständig außer Acht.
Beispielsweise die Frage, ob die US-Regierung tatsächlich Südkorea und in der
Folge zwangsläufig fast seinen gesamten Einfluß in Asien opfern würde (oder
überhaupt sollte), nur um das Leben des Präsidenten zu retten – der jegliche
Verhandlungen mit Terroristen zu Beginn des Überfalls auch noch ausdrücklich
verboten hat? Natürlich kann man nur spekulieren, aber ich halte es keineswegs
für unwahrscheinlich, daß in der Realität in einem ähnlichen Fall zumindest
ernsthaft diskutiert würde, das Weiße Haus samt Präsident und Terroristen
kurzerhand vom Militär wegbomben zu lassen. Daß in Fuquas Film auf diese Option höchstens
implizit ganz kurz hingewiesen wird, ist nur eine von zahlreichen vertanen Möglichkeiten.
Aber immerhin, die Schauspieler lassen sich von all dem
nicht beirren und liefern durchweg solide Leistungen ab. Allen voran überzeugt
Gerard Butler als geradliniger Actionheld, der für seine Fähigkeit, Sätze wie
"Weißt Du, wir spielen jetzt mal eine Runde Arschlecken – und Du fängst
an!" mit ernster Miene und ohne jeden Anflug eines Lachanfalls aufzusagen,
sowieso einen Tapferkeitsorden verdient hätte. Aaron Eckhart macht als
aufrechter US-Präsident ebenso eine gute Figur, bekommt aber wie Altstar Morgan
Freeman ("Invictus") als Sprecher des Repräsentantenhauses und damit Interims-Präsident zu
wenig zu tun, um glänzen zu können.
Bliebe noch das Thema "Patriotismus" anzusprechen.
Die Meinungen dazu in den deutschen Kritiken gehen erstaunlich weit auseinander,
von "erfreulich unpatriotisch" bis "unerträglich
patriotisch" habe ich alles gelesen. Bei fairer Betrachtungsweise muß man
jedoch eigentlich ersterem Urteil zustimmen. Selbstverständlich ist bei einem
amerikanischen Film über die Erstürmung des Weißen Hauses und die Geiselnahme
des US-Präsidenten ein Mindestmaß an Patriotismus unvermeidbar. Natürlich verkündet
der Generalstabschef mit stolzgeschwellter Brust, daß seine Jungs die besten
auf der ganzen Welt seien. Und ebenso natürlich hält der Interims-Präsident eine
patriotische Fernsehansprache. Aber alles andere wäre innerhalb der Geschichte
ja auch völlig unrealistisch. Abgesehen von diesen storyimmanenten
Patriotismus-Anflügen gibt es aber wenig Grund zur Klage, lediglich Trevor
Morris' Soundtrack ist leider oft unnötig pathetisch geraten.
Fazit: "Olympus Has Fallen – Die Welt in
Gefahr" ist ein temporeicher, sehr solide gespielter und routiniert in
Szene gesetzter Actionkracher, der stark beginnt, dann aber zunehmend unter
unglaubwürdigen Entwicklungen zusammenbricht und das reichlich vorhandene Potential des einigermaßen
unverbrauchten Szenarios nicht einmal ansatzweise ausschöpft. Wer nicht mehr als einen anspruchslosen Actionfilm erwartet, dürfte sich aber trotz allem recht gut unterhalten fühlen.
Wertung: 5 Punkte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger amazon.de-Bestellungen über einen der Links oder das amazon-Suchfeld in der rechten Spalte freuen.
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