Regie: Phil Lord und Chris Miller, Drehbuch: Michael Bacall,
Musik: Mark Mothersbaugh
Darsteller:
Jonah Hill, Channing Tatum, Dave Franco, Brie Larson, Ice Cube, Ellie Kemper,
Rob Riggle, DeRay Davis, Chris Parnell, Nick Offerman, Johnny Simmons, Dakota Johnson, Jake Johnson, Dax Flame, Peter DeLuise, Johnny Depp
In der Schule repräsentierten der nerdige Schmidt (ein
deutlich erschlankter Jonah Hill) und die Sportskanone Jenko (Channing Tatum) entgegengesetzte Enden des Beliebtheitsspektrums. Als sich beide in der
Polizeischule erneut begegnen, müssen sie jedoch bald erkennen, daß sie nur dann erfolgreich sein können, wenn sie zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen, ihre Schwächen zu
überwinden. Das Vorhaben gelingt und nach absolvierter Prüfung dürfen die
beiden, nun beste Freunde, sogar zusammen auf Streife gehen. Da sie sich dabei aber
nicht übermäßig geschickt anstellen, werden sie zur Spezialeinheit des
rüden Captain Dickson (Ice Cube, "Three Kings")
abgeschoben, für die es eigentlich nur eine Aufnahmevoraussetzung gibt: Man muß
jung genug aussehen, um undercover an der Highschool die Hintermänner einer
neuen, gefährlichen Droge ausfindig machen zu können. Und so erleben Schmidt und Jenko
erneut den Alptraum Highschool, allerdings hat sich in den Jahren seit ihrem
Abschluß einiges geändert und so vertauschen sich die damaligen Rollen allmählich ...
Kritik:
Die Idee, eine in Ehren gealterte Kultserie mit einer
Kinoneuauflage zu ehren (oder, je nach Sichtweise, zu melken), löst bei Filminteressierten im Vorfeld eher selten Begeisterungsstürme aus. Zu oft entsprach das Resultat
nicht den Vorstellungen der Fans der Vorlage, selbst eine für sich genommen sehr gute
Adaption wie der erste "Mission: Impossible"-Film verärgerte viele,
weil ihrer Meinung nach dem Held der TV-Serie gewaltig Unrecht getan wurde. Und
wenn dann auch noch wie bei "21 Jump Street" zwei erfolgreiche, aber
schauspielerisch alles andere als unumstrittene Hauptdarsteller wie Jonah Hill
("Moneyball") und Channing Tatum ("G.J.Joe", "Haywire") angeheuert werden sowie ein Regieduo, das
bislang lediglich einen ordentlichen Animationsfilm ("Wolkig mit Aussicht auf
Fleischbällchen") verantwortet hat, dann sinkt die Erwartungshaltung noch deutlicher ab. Was vielleicht sogar ein Grund dafür ist, daß "21 Jump
Street" sich in Nordamerika nicht nur als eine ausgesprochen positive qualitative
Überraschung
entpuppt hat, sondern auch noch als veritabler kommerzieller Erfolg. Wenn Erwartungen deutlich übertroffen werden, dann spricht sich das eben herum.
Es war ein kluger Schachzug, die Kinoversion jener Serie,
die einst Johnny Depps Star-Karriere begründet hat, gar nicht erst mit allzu
ernsthaften Ambitionen anzugehen. Das mag beinharte Fans der Vorlage verärgern, doch das detailverliebte Drehbuch von Michael
Bacall ("Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt") sollte selbst den
verbissensten Kritikern gleich zu Beginn sämtlichen Wind aus den Segeln nehmen, als es
Captain Dickson mit deutlichen Worten seine wenig schmeichelhafte Meinung über phantasielose
Neuauflagen von irgendwelchen Dingen, die vor Ewigkeiten mal funktioniert haben
mögen, ausdrücken läßt. Und dieser selbstironische Beginn bleibt zum Glück keine
Ausnahme, stattdessen durchzieht den gesamten, knapp 110-minütigen Film eine
höchst respektlose Stimmung mit zahllosen witzigen Anspielungen und Seitenhieben
auf die Filmlandschaft der 1980er Jahre. Speziell die unzähligen
Klischees von Highschool-Komödien und Buddy-Actionfilmen wie "The
Breakfast Club" oder "Lethal Weapon" werden vortrefflich aufs Korn genommen. Eine herrlich
anarchische, wie der ganze Film handwerklich einwandfrei inszenierte
Verfolgungsjagd mit einigen Motorradrockern erweist sich in dieser Hinsicht als
besonderer Quell beträchtlichen Amuesements.
Trotz aller liebevollen Veralberungen wird das
Serienvorbild recht konsequent in die Handlung miteinbezogen. Zwar habe ich die Serie
nie gesehen und deshalb vermutlich viele Anspielungen gar nicht mitbekommen;
außerdem kann ich nicht beurteilen, inwiefern der Film noch dem Stil der Vorlage entspricht. Aber wenn man diesbezüglich auch nur über geringste Grundkenntnisse verfügt, kann
man sich – ohne spoilern zu wollen – über zahlreiche Szenen und Dialoge freuen,
in denen der Serie und ihren Helden sichtlich Respekt gezollt wird.
Jonah Hill und Channing Tatum erweisen sich zudem als zwei unerwartet gut
harmonierende Hauptdarsteller, die zwar nicht mehr wirklich als
Highschool-Schüler durchgehen (was als eine Art Running Gag auch immer wieder von verschiedenen Figuren angesprochen wird), aber ihre Charaktere überzeugend und humorvoll mit
Leben erfüllen. Bei Hill ist das keine Überraschung, schließlich ist Schmidt
seiner bisherigen Paraderolle in "Superbad" nicht so unähnlich.
Tatum hätte ich eine solch gute Leistung außerhalb des reinen Actiongenres
gar nicht unbedingt zugetraut, doch er macht seine Sache wirklich gut.
Bei einem Film, der so sehr von dem geschickten Spiel mit
Klischees lebt, wäre es natürlich schön, wenn die eigentliche Geschichte, die
er erzählt, nicht selbst klischeehaft wäre. Diesen Gefallen tut "21 Jump
Street" dem Publikum leider nicht, stattdessen sind die Handlungs- und
Charakterentwicklungen (die Enthüllung des
Oberbösewichts vielleicht ausgenommen) komplett vorhersehbar und entsprechend unspannend. Angesichts
des durchgängig hohen Humorgehalts und der sympathischen Figuren ist das locker
verschmerzbar, verhindert aber eine durchaus mögliche noch höhere Bewertung. Und nur um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Die Rede ist hier natürlich nicht von feinem Arthouse-Humor, sondern von eher brachialer Komik, manchmal klamaukig, gar nicht so selten auch unter die Gürtellinie, aber fast immer witzig und niemals bösartig.
Positiv fallen dafür etliche skurrile, von vorwiegend in TV-Serien beschäftigten Darstellern verkörperte Nebenfiguren ins
Gewicht, die zwar erwartungsgemäß noch weniger tiefgründig ausfallen als
die beiden zentralen Protagonisten, aber den Witzpegel konstant hoch halten.
Erwähnenswert sind in dieser Beziehung vor allem Comedian Rob Riggle (dessen
bekannteste Rolle wohl die als Korrespondent in der satirischen "Daily
Show with Jon Stewart" ist) als cholerischer Football-Trainer, Ellie
Kemper ("The Office") als liebeshungrige
Lehrerin sowie Dave Franco ("Scrubs", "Fright Night") und
Brie Larson ("Taras Welten") als Anführer der coolen Kids in der
Highschool.
Fazit: "21 Jump Street" ist mit Sicherheit
eine der positivsten Überraschungen des Kinojahres 2012 – eine mitunter recht
derbe, aber immer witzige Action-Komödie mit gelungenen Stunts, amüsanten
Dialogen und einem erfrischend selbstironischen Blick auf die verbreitetsten Klischees
vergleichbarer Filme und TV-Serien der 1980er Jahre. Lediglich die eigentliche
Story fällt qualitativ eher mittelmäßig aus, was bei diesem Film aber nicht
wirklich problematisch ist.
Wertung: 8,5 Punkte.
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