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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 1. August 2012

21 JUMP STREET (2012)

Regie: Phil Lord und Chris Miller, Drehbuch: Michael Bacall, Musik: Mark Mothersbaugh
Darsteller: Jonah Hill, Channing Tatum, Dave Franco, Brie Larson, Ice Cube, Ellie Kemper, Rob Riggle, DeRay Davis, Chris Parnell, Nick Offerman, Johnny Simmons, Dakota Johnson, Jake Johnson, Dax Flame, Peter DeLuise, Johnny Depp
21 Jump Street
(2012) on IMDb Rotten Tomatoes: 85% (7,1); weltweites Einspielergebnis: $201,6 Mio.
FSK: 12, Dauer: 109 Minuten.

In der Schule repräsentierten der nerdige Schmidt (ein deutlich erschlankter Jonah Hill) und die Sportskanone Jenko (Channing Tatum) entgegengesetzte Enden des Beliebtheitsspektrums. Als sich beide in der Polizeischule erneut begegnen, müssen sie jedoch bald erkennen, daß sie nur dann erfolgreich sein können, wenn sie zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen, ihre Schwächen zu überwinden. Das Vorhaben gelingt und nach absolvierter Prüfung dürfen die beiden, nun beste Freunde, sogar zusammen auf Streife gehen. Da sie sich dabei aber nicht übermäßig geschickt anstellen, werden sie zur Spezialeinheit des rüden Captain Dickson (Ice Cube, "Three Kings") abgeschoben, für die es eigentlich nur eine Aufnahmevoraussetzung gibt: Man muß jung genug aussehen, um undercover an der Highschool die Hintermänner einer neuen, gefährlichen Droge ausfindig machen zu können. Und so erleben Schmidt und Jenko erneut den Alptraum Highschool, allerdings hat sich in den Jahren seit ihrem Abschluß einiges geändert und so vertauschen sich die damaligen Rollen allmählich ...
 
Kritik:
Die Idee, eine in Ehren gealterte Kultserie mit einer Kinoneuauflage zu ehren (oder, je nach Sichtweise, zu melken), löst bei Filminteressierten im Vorfeld eher selten Begeisterungsstürme aus. Zu oft entsprach das Resultat nicht den Vorstellungen der Fans der Vorlage, selbst eine für sich genommen sehr gute Adaption wie der erste "Mission: Impossible"-Film verärgerte viele, weil ihrer Meinung nach dem Held der TV-Serie gewaltig Unrecht getan wurde. Und wenn dann auch noch wie bei "21 Jump Street" zwei erfolgreiche, aber schauspielerisch alles andere als unumstrittene Hauptdarsteller wie Jonah Hill ("Moneyball") und Channing Tatum ("G.J.Joe", "Haywire") angeheuert werden sowie ein Regieduo, das bislang lediglich einen ordentlichen Animationsfilm ("Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen") verantwortet hat, dann sinkt die Erwartungshaltung noch deutlicher ab. Was vielleicht sogar ein Grund dafür ist, daß "21 Jump Street" sich in Nordamerika nicht nur als eine ausgesprochen positive qualitative Überraschung entpuppt hat, sondern auch noch als veritabler kommerzieller Erfolg. Wenn Erwartungen deutlich übertroffen werden, dann spricht sich das eben herum.

Es war ein kluger Schachzug, die Kinoversion jener Serie, die einst Johnny Depps Star-Karriere begründet hat, gar nicht erst mit allzu ernsthaften Ambitionen anzugehen. Das mag beinharte Fans der Vorlage verärgern, doch das detailverliebte Drehbuch von Michael Bacall ("Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt") sollte selbst den verbissensten Kritikern gleich zu Beginn sämtlichen Wind aus den Segeln nehmen, als es Captain Dickson mit deutlichen Worten seine wenig schmeichelhafte Meinung über phantasielose Neuauflagen von irgendwelchen Dingen, die vor Ewigkeiten mal funktioniert haben mögen, ausdrücken läßt. Und dieser selbstironische Beginn bleibt zum Glück keine Ausnahme, stattdessen durchzieht den gesamten, knapp 110-minütigen Film eine höchst respektlose Stimmung mit zahllosen witzigen Anspielungen und Seitenhieben auf die Filmlandschaft der 1980er Jahre. Speziell die unzähligen Klischees von Highschool-Komödien und Buddy-Actionfilmen wie "The Breakfast Club" oder "Lethal Weapon" werden vortrefflich aufs Korn genommen. Eine herrlich anarchische, wie der ganze Film handwerklich einwandfrei inszenierte Verfolgungsjagd mit einigen Motorradrockern erweist sich in dieser Hinsicht als besonderer Quell beträchtlichen Amuesements.

Trotz aller liebevollen Veralberungen wird das Serienvorbild recht konsequent in die Handlung miteinbezogen. Zwar habe ich die Serie nie gesehen und deshalb vermutlich viele Anspielungen gar nicht mitbekommen; außerdem kann ich nicht beurteilen, inwiefern der Film noch dem Stil der Vorlage entspricht. Aber wenn man diesbezüglich auch nur über geringste Grundkenntnisse verfügt, kann man sich – ohne spoilern zu wollen – über zahlreiche Szenen und Dialoge freuen, in denen der Serie und ihren Helden sichtlich Respekt gezollt wird.

Jonah Hill und Channing Tatum erweisen sich zudem als zwei unerwartet gut harmonierende Hauptdarsteller, die zwar nicht mehr wirklich als Highschool-Schüler durchgehen (was als eine Art Running Gag auch immer wieder von verschiedenen Figuren angesprochen wird), aber ihre Charaktere überzeugend und humorvoll mit Leben erfüllen. Bei Hill ist das keine Überraschung, schließlich ist Schmidt seiner bisherigen Paraderolle in "Superbad" nicht so unähnlich. Tatum hätte ich eine solch gute Leistung außerhalb des reinen Actiongenres gar nicht unbedingt zugetraut, doch er macht seine Sache wirklich gut.

Bei einem Film, der so sehr von dem geschickten Spiel mit Klischees lebt, wäre es natürlich schön, wenn die eigentliche Geschichte, die er erzählt, nicht selbst klischeehaft wäre. Diesen Gefallen tut "21 Jump Street" dem Publikum leider nicht, stattdessen sind die Handlungs- und Charakterentwicklungen (die Enthüllung des Oberbösewichts vielleicht ausgenommen) komplett vorhersehbar und entsprechend unspannend. Angesichts des durchgängig hohen Humorgehalts und der sympathischen Figuren ist das locker verschmerzbar, verhindert aber eine durchaus mögliche noch höhere Bewertung. Und nur um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Die Rede ist hier natürlich nicht von feinem Arthouse-Humor, sondern von eher brachialer Komik, manchmal klamaukig, gar nicht so selten auch unter die Gürtellinie, aber fast immer witzig und niemals bösartig.

Positiv fallen dafür etliche skurrile, von vorwiegend in TV-Serien beschäftigten Darstellern verkörperte Nebenfiguren ins Gewicht, die zwar erwartungsgemäß noch weniger tiefgründig ausfallen als die beiden zentralen Protagonisten, aber den Witzpegel konstant hoch halten. Erwähnenswert sind in dieser Beziehung vor allem Comedian Rob Riggle (dessen bekannteste Rolle wohl die als Korrespondent in der satirischen "Daily Show with Jon Stewart" ist) als cholerischer Football-Trainer, Ellie Kemper ("The Office") als liebeshungrige Lehrerin sowie Dave Franco ("Scrubs", "Fright Night") und Brie Larson ("Taras Welten") als Anführer der coolen Kids in der Highschool.

Fazit: "21 Jump Street" ist mit Sicherheit eine der positivsten Überraschungen des Kinojahres 2012 – eine mitunter recht derbe, aber immer witzige Action-Komödie mit gelungenen Stunts, amüsanten Dialogen und einem erfrischend selbstironischen Blick auf die verbreitetsten Klischees vergleichbarer Filme und TV-Serien der 1980er Jahre. Lediglich die eigentliche Story fällt qualitativ eher mittelmäßig aus, was bei diesem Film aber nicht wirklich problematisch ist.

Wertung: 8,5 Punkte.


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