Regie und Drehbuch: Michael und Peter Spierig, Musik:
Christopher Gordon
Darsteller: Ethan Hawke, Sam Neill, Willem Dafoe, Claudia
Karvan, Isabel Lucas, Michael Dorman, Jay Laga'aia, Vince Colosimo, Christopher Kirby, Damien Garvey, Emma Randall
Im Jahr 2019 ist die Erde fast komplett von Vampiren
bevölkert. Die Menschheit, soweit nicht in Vampire verwandelt, ist fast
ausgestorben – und damit auch die Futterquelle für die Blutsauger. Der
unfreiwillig verwandelte Vampir-Wissenschaftler Edward Dalton (Ethan Hawke, "Before Midnight")
forscht für Unternehmenschef Charles Bromley (Sam Neill, "Wimbledon") nach einem künstlichen
Blutersatz, der das Überleben von Vampiren und Menschen sichern könnte. Seine
Erfolge halten sich in Grenzen, ehe er durch einen Zufall auf eine Gruppe von Menschen
stößt, durch die er den mysteriösen Lionel "Elvis" Cormac (Willem
Dafoe, "Die Tiefseetaucher") kennenlernt. Dieser könnte die Lösung des Problems kennen …
Kritik:
Üblicherweise lege ich im Horrorgenre weniger strenge Maßstäbe an Logik und Glaubwürdigkeit an als bei anderen Filmgattungen. Es gibt jedoch Unstimmigkeiten und Logikfehler, die mich so sehr ärgern, daß sie mir auch einen handwerklich und inszenatorisch eigentlich gut gemachten Horrorfilm verleiden können. "Daybreakers" (wiewohl eigentlich stärker dem Action- als dem Horrorgenre zugehörig) ist das perfekte Beispiel hierfür. Die Probleme fangen bereits damit an, daß die Vampire trotz der Einrichtung von "Blutfarmen" offenbar nie auf die Idee gekommen sind, die Menschen immer wieder nur um ein paar Liter Blut zu erleichtern und sich dann wieder erholen zu lassen. Auf diese Weise wäre eine nahezu unendliche Blutversorgung garantiert. Stattdessen werden die verbleibenden freien Menschen vor die Wahl gestellt, sich ebenfalls zu Vampiren verwandeln zu lassen (sehr logisch: noch mehr Vampire, noch weniger Nahrung …) oder komplett ausgesaugt zu werden. Ein naheliegender Erklärungsansatz für dieses unlogische Verhalten wäre, daß die Vampire ihre Gier einfach nicht beherrschen können und deshalb nicht zu sinnvollem Verhalten bei der Nahrungsaufnahme fähig sind. Allerdings werden die Blutsauger in "Daybreakers" ausdrücklich als sehr beherrschte, vernünftige Wesen dargestellt, die auch eine immer stärkere Blutrationierung zwar murrend, aber doch größtenteils widerstandslos hinnehmen (und sich damit als deutlich vernünftiger erweisen als in der realen Vergangenheit zahllose Menschen beispielsweise bei Benzin-Rationierungen). Und daß die Vampirregierung keine rechtzeitigen Maßnahmen zur Erhaltung der einzigen Nahrungsquelle eingeleitet hat – Tierblut kommt im Gegensatz zu vielen anderen Umsetzungen des Vampir-Mythos nicht als Alternative infrage –, erscheint selbst für Politikermaßstäbe unglaubwürdig.
Möglicherweise hatten die Gebrüder Spierig, als sie ihr Drehbuch verfaßten, auch schlicht eine wenig subtile Analogie zur realen Ressourcenverschwendung im Sinn. Aber selbst dann würde es sich zwar um eine lobenswerte Intention handeln, die aber viel zu stark zulasten der inneren Glaubwürdigkeit des Filmes ginge. Schließlich ist es doch noch ein ganz anderes Ausmaß an Unvernunft, wenn man wie die Vampire in "Daybreakers" seine eigene Ausrottung innerhalb weniger Monate oder Jahre in Kauf nimmt. Von diesem zentralen Glaubwürdigkeitsproblem abgesehen gibt es im Handlungsverlauf eine ganze Reihe weiterer Logikfehler und speziell in der zweiten Hälfte kommen auch noch zahlreiche typische "Rettung in letzter Sekunde, egal wie unlogisch es ist"-Momente hinzu, die mir gewaltig den Spaß verdorben haben.
Üblicherweise lege ich im Horrorgenre weniger strenge Maßstäbe an Logik und Glaubwürdigkeit an als bei anderen Filmgattungen. Es gibt jedoch Unstimmigkeiten und Logikfehler, die mich so sehr ärgern, daß sie mir auch einen handwerklich und inszenatorisch eigentlich gut gemachten Horrorfilm verleiden können. "Daybreakers" (wiewohl eigentlich stärker dem Action- als dem Horrorgenre zugehörig) ist das perfekte Beispiel hierfür. Die Probleme fangen bereits damit an, daß die Vampire trotz der Einrichtung von "Blutfarmen" offenbar nie auf die Idee gekommen sind, die Menschen immer wieder nur um ein paar Liter Blut zu erleichtern und sich dann wieder erholen zu lassen. Auf diese Weise wäre eine nahezu unendliche Blutversorgung garantiert. Stattdessen werden die verbleibenden freien Menschen vor die Wahl gestellt, sich ebenfalls zu Vampiren verwandeln zu lassen (sehr logisch: noch mehr Vampire, noch weniger Nahrung …) oder komplett ausgesaugt zu werden. Ein naheliegender Erklärungsansatz für dieses unlogische Verhalten wäre, daß die Vampire ihre Gier einfach nicht beherrschen können und deshalb nicht zu sinnvollem Verhalten bei der Nahrungsaufnahme fähig sind. Allerdings werden die Blutsauger in "Daybreakers" ausdrücklich als sehr beherrschte, vernünftige Wesen dargestellt, die auch eine immer stärkere Blutrationierung zwar murrend, aber doch größtenteils widerstandslos hinnehmen (und sich damit als deutlich vernünftiger erweisen als in der realen Vergangenheit zahllose Menschen beispielsweise bei Benzin-Rationierungen). Und daß die Vampirregierung keine rechtzeitigen Maßnahmen zur Erhaltung der einzigen Nahrungsquelle eingeleitet hat – Tierblut kommt im Gegensatz zu vielen anderen Umsetzungen des Vampir-Mythos nicht als Alternative infrage –, erscheint selbst für Politikermaßstäbe unglaubwürdig.
Möglicherweise hatten die Gebrüder Spierig, als sie ihr Drehbuch verfaßten, auch schlicht eine wenig subtile Analogie zur realen Ressourcenverschwendung im Sinn. Aber selbst dann würde es sich zwar um eine lobenswerte Intention handeln, die aber viel zu stark zulasten der inneren Glaubwürdigkeit des Filmes ginge. Schließlich ist es doch noch ein ganz anderes Ausmaß an Unvernunft, wenn man wie die Vampire in "Daybreakers" seine eigene Ausrottung innerhalb weniger Monate oder Jahre in Kauf nimmt. Von diesem zentralen Glaubwürdigkeitsproblem abgesehen gibt es im Handlungsverlauf eine ganze Reihe weiterer Logikfehler und speziell in der zweiten Hälfte kommen auch noch zahlreiche typische "Rettung in letzter Sekunde, egal wie unlogisch es ist"-Momente hinzu, die mir gewaltig den Spaß verdorben haben.
Diese inhaltlichen Mängel sind umso ärgerlicher, als die
Ausgangssituation von "Daybreakers" ja eine ausgesprochen reizvolle und
originelle ist, die so viele Möglichkeiten zur Entwicklung einer packenden,
intelligenten, sogar gesellschaftskritischen Geschichte geboten hätte. Zumindest die Gesellschaftskritik gehen die Spierigs tatsächlich an, allerdings eher
mit der Holzhammer-Methode. Die funktioniert generell schon nur bedingt, aber da die Spierigs es zusätzlich versäumt haben, die zentralen Figuren ihrer Geschichte interessant und authentisch zu
gestalten, umso weniger. Selbst theoretisch hochdramatische und visuell
überzeugend in Szene gesetzte Momente lassen den Zuschauer deshalb mangels emotionaler Bindung zu den Protagonisten unerklärlich
kalt. Da können auch die hochkarätigen, aber schauspielerisch unterforderten Darsteller nicht
mehr viel retten.
Viel besser als Dramaturgie oder Charakterentwicklung
beherrschen die Spierig Brothers den Umgang mit Spezialeffekten. Zum Glück,
denn dadurch rettet sich "Daybreakers" unterm Strich noch knapp auf Genre-Mittelmaß. Gerade angesichts des sehr überschaubaren Budgets von geschätzten
$20 Mio. ist die Qualität der Spezialeffekte wirklich beeindruckend. Ob es sich um
blutige Kämpfe zwischen Menschen, Vampiren und anderen Kreaturen handelt, um den klassischen Sonnen-Tod von Vampiren oder um diverse Explosionen – die visuelle
Umsetzung ist einwandfrei, Ausstattung und Szenenbild eingeschlossen.
Fazit: "Daybreakers" ist ein etwas anderer
Vampirfilm, der sein spannendes Szenario einer unlogischen Handlung und
langweiligen Figuren opfert, aber wenigstens handwerklich solide inszeniert ist
und mit visueller Pracht beeindruckt.
Wertung: 5 Punkte.
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