Originaltitel:
Salmon Fishing in the Yemen
Regie: Lasse Hallström, Drehbuch: Simon Beaufoy, Musik:
Dario Marianelli
Darsteller:
Ewan McGregor, Emily Blunt, Kristin Scott Thomas, Amr Waked, Rachael
Stirling, Tom Mison, Conleth Hill
Als der selbstbewußte und im Staatsdienst befindliche
Lachsexperte Dr. Alfred Jones (Ewan McGregor, "Jack and the Giants") von ganz oben den dringenden Auftrag erhält,
die Möglichkeit auszuloten, Lachse im Jemen anzusiedeln, hält er das Ganze
zunächst für einen Witz. Doch da die Anfrage von einem stinkreichen Scheich (Amr
Waked, "Syriana") kommt und die PR-Beraterin des britischen
Premierministers (Kristin Scott Thomas, "Der englische Patient") deshalb eine ausgezeichnete Gelegenheit für
gute Presse wittert, wird ihm keine echte Wahl gelassen (abgesehen vom
sofortigen Jobverlust). Also macht er sich zunächst widerwillig an die Arbeit,
unterstützt von der gewitzten Harriet (Emily Blunt, "Looper"), die ihn im Auftrag des Scheichs tatkräftig unterstützen soll. Als
Alfred diesen schließlich kennenlernt, läßt er sich von dessen
Enthusiasmus anstecken und trotzt fortan allen Widrigkeiten privater und
beruflicher Natur, um die Lachse gesund und munter in den Jemen zu schaffen ...
Kritik:
Der schwedische Regisseur Lasse Hallström, Spezialist für ebenso gefühl- wie humorvolle Literaturverfilmungen ("Chocolat", "Gottes Werk & Teufels Beitrag", "Schiffsmeldungen"), hat sich erneut eines Buches angenommen und das gleichnamige Romandebüt von Paul Torday nach einer Drehbuch-Adaption von OSCAR-Gewinner Simon Beaufoy ("Slumdog Millionär") auf die große Leinwand transportiert. Das Resultat fügt sich gut ins Gesamtwerk des Regisseurs ein, ohne auf irgendeine Art und Weise herauszustechen.
Der schwedische Regisseur Lasse Hallström, Spezialist für ebenso gefühl- wie humorvolle Literaturverfilmungen ("Chocolat", "Gottes Werk & Teufels Beitrag", "Schiffsmeldungen"), hat sich erneut eines Buches angenommen und das gleichnamige Romandebüt von Paul Torday nach einer Drehbuch-Adaption von OSCAR-Gewinner Simon Beaufoy ("Slumdog Millionär") auf die große Leinwand transportiert. Das Resultat fügt sich gut ins Gesamtwerk des Regisseurs ein, ohne auf irgendeine Art und Weise herauszustechen.
Dabei fängt es sehr vielversprechend an, denn das erste
Filmdrittel bezaubert mit eigenwilligen Charakteren und spritzigen Dialogen.
Vor allem die Nebenfiguren wissen in dieser frühen Phase zu begeistern. Allen
voran sorgt die ausgesprochen spitzzüngige und von Kristin Scott Thomas mit Verve
verkörperte PR-Agentin Patricia für jede Menge Lacher (unter anderem mit
ihren herrlich absurden Internet-Chats mit dem Premierminister), auch Alfreds
Vorgesetzter Bernard Sudgen (Conleth Hill alias Lord Varys in der TV-Serie
"Game of Thrones") hat etliche höchst amüsante Szenen mit Alfred
beziehungsweise Patricia.
Bedauerlicherweise gibt es nach diesem tollen Auftakt
relativ schnell jene dramatische Storywendung, die wohl notwendig ist, damit
Hallström sich überhaupt für den Stoff interessiert. Reine Komödien scheinen
ihm nicht auszureichen (vielleicht abgesehen von "Casanova"
mit Heath Ledger). Häufig funktioniert das einwandfrei, manchmal ("Ein
ungezähmtes Leben") nicht so gut. So auch bei "Lachsfischen im
Jemen". Vermutlich liegt das daran, daß die heitere, unbeschwerte Stimmung
des ersten Filmdrittels gleich dreifach gebrochen wird. Einmal direkt durch
besagte Wendung (Harriets Freund, ein Elitesoldat, wird vermißt); zusätzlich
indirekt dadurch, daß sich die Handlung immer stärker in Richtung Liebesgeschichte
zwischen Alfred und Harriet bewegt und dabei den Humor zunehmend außer Acht
läßt. Und am allerwenigsten funktioniert es, daß auch noch der Aspekt des
islamistischen Terrors integriert wird. Zwar ist das innerhalb der Geschichte nachvollziehbar, da der westlich orientierte Scheich naturgemäß den
Zorn eines Teils seiner Untertanen auf sich zieht. Leider ist die Umsetzung jedoch so oberflächlich und gezwungen, daß es einfach nur ärgerlich ist. Wenn man
diese komplexe Thematik schon angehen möchte, dann sollte man es richtig tun. Mit einer derart halbherzigen Vorgehensweise wie in
"Lachsfischen im Jemen" tut man sich keinen Gefallen. Möglicherweise
ist das ein Problem, das mit der Buchvorlage zusammenhängt, die natürlich mehr
Raum hat, um die verschiedenen Aspekte der Story einigermaßen ausführlich
abzuhandeln. In einem 100-minütigen Film muß man entweder einzelne Aspekte ganz
streichen (was meiner Ansicht nach in diesem Fall die richtige Entscheidung
gewesen wäre) oder damit leben, daß die Handlung insgesamt ziemlich
oberflächlich bleibt.
Daß "Lachsfischen im Jemen" trotz dieser
Ärgernisse insgesamt gut zu unterhalten weiß, ist wie so oft vor allem den
exzellenten Schauspielern geschuldet. Ewan McGregor beweist als leicht
schrulliger Wissenschaftler nach längerer Zeit mal wieder sein großes
komödiantisches Talent (zuletzt gelang ihm das so richtig 2003 mit dem
Doppelschlag "Big Fish" und "Down with Love"), Emily
Blunt steht ihm in ihrer ungleich emotionaleren Rolle in nichts nach. Vor allem aber offenbaren die beiden eine hervorragende Leinwandchemie, die angesichts
der das letzte Filmdrittel dominierenden Liebesgeschichte auch dringend benötigt wird. Kristin Scott Thomas' Fähigkeiten stehen sowieso außer Zweifel und Amr
Waked verleiht dem sehr sympathischen Scheich auf angenehm unaufgeregte Art und
Weise königliche Erhabenheit.
Wenngleich das Drehbuch dramaturgisch, wie erwähnt, seine
Schwächen aufweist und sich die Handlung etwas sehr zerfasert (und dabei die
Nebenrollen, die im ersten Drittel so überzeugten, fast vollständig
vernachlässigt), sind die Dialoge immerhin weiterhin überzeugend, intelligent
und mitunter durchaus tiefgründig. Zudem veredelt Dario Marianelli ("Stolz und Vorurteil") die schönen
Filmbilder aus den Drehorten Schottland und (als Jemen-Double) Marokko mit den spielerischen, klavierlastigen Melodien, die man von ihm gewohnt ist. Gewöhnungsbedürftig ist es übrigens, daß Alfred wiederholt als "Dr. Jones" angespochen wird – man sucht automatisch nach Hut
und Peitsche. Das war wohl auch den Filmemachern bewußt, weshalb sie sogar eine
gelungene direkte Anspielung auf die "Indiana Jones"-Filme
eingebracht haben ...
Fazit: "Lachsfischen im Jemen" ist eine inhaltlich
etwas unausgegorene, aber stark gespielte Tragikomödie, deren humorbetonte Phasen
einwandfrei funktionieren. Die eher dramatischen Handlungsstränge hingegen leiden teils
unter einer halbherzigen Umsetzung, teilweise unter ihrer Vorhersehbarkeit.
Wertung: 7 Punkte.
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