Originaltitel: Mirror Mirror
Regie: Tarsem Singh Dhandwar, Drehbuch: Jason Keller und
Marc Klein, Musik: Alan Menken
Darsteller: Lily Collins, Julia Roberts, Armie Hammer,
Nathan Lane, Mare Winningham, Jordan Prentice, Danny Woodburn, Joe Gnoffo,
Sebastian Saraceno, Mark Povinelli, Ronald Lee Clark, Martin Klebba, Robert
Emms, Michael Lerner, Sean Bean
Als Schneewittchens (Lily Collins, "Blind Side")
Vater über das Königreich herrschte, war dort überall eitel Sonnenschein und
Glückseligkeit. Dann verschwand der König spurlos und seitdem knechtet seine zweite
Frau, die böse Königin Clementianna (Julia Roberts, "Duplicity"), das Volk mit immer höheren
Steuern. Diese sollen vorgeblich zum Schutz vor einer namenlosen Bestie im Wald bezahlt
werden, in Wahrheit finanzieren sie aber nur die ausschweifenden Feste der Königin. Als deren im Königsschloß eingesperrte Stieftochter
Schneewittchen vom kleinen Mädchen zu einer schönen jungen Frau heranreift, die der eitlen
Königin Konkurrenz zu machen droht, soll sie sterben. Doch anstatt sie zu
töten, setzt der im Grunde genommen gutherzige Speichellecker Brighton (Nathan Lane,
"Ein Käfig voller Narren", "Mäusejagd") Schneewittchen
lediglich im tiefen Wald aus, wo sie alsbald auf sieben diebische Zwerge trifft
...
Kritik:
Eines kann man dem indischen Regisseur Tarsem Singh nicht vorwerfen: ständig die gleiche Art von Filmen zu drehen. Das Hollywood-Debüt des früheren Werbefilmers war im Jahr 2000 der düstere Serienkiller-Thriller "The Cell" mit Jennifer Lopez und Vincent D'Onofrio, nach einer sechsjährigen Pause folgte "The Fall", ein visuell atemberaubendes Drama samt innerhalb des Films erzählter tragischer Fantasygeschichte. 2011 kam mit dem brutalen Fantasy-Action-Film "Krieg der Götter" sein bislang kommerziell erfolgreichster Film in die Kinos und nun folgt mit "Spieglein Spieglein" eine kindgerechte Comedy-Variante des Grimmschen Märchens von Schneewittchen. Natürlich sind bei Tarsems Filmen dennoch einige Gemeinsamkeiten zu entdecken, allen voran die stets brillante technische Umsetzung und die phantasievollen Bilderwelten, die Tarsem mit seinem Team zuverlässig schafft. Außerdem lassen sich all seine Werke im weiteren Sinne dem fantastischen Genre zurechnen. Ebenso typisch für Tarsem ist jedoch die bedauerliche Tatsache, daß für den visionären Regisseur stets Stil vor Substanz geht. Das führt dazu, daß zwar alle seine Filme ohne Frage (und buchstäblich) ausgesprochen sehenswert sind, aufgrund oberflächlicher Story und schablonenhafter Figurenzeichnung aber kaum einmal wirklich berühren (mit Ausnahme vielleicht von "The Fall").
Eines kann man dem indischen Regisseur Tarsem Singh nicht vorwerfen: ständig die gleiche Art von Filmen zu drehen. Das Hollywood-Debüt des früheren Werbefilmers war im Jahr 2000 der düstere Serienkiller-Thriller "The Cell" mit Jennifer Lopez und Vincent D'Onofrio, nach einer sechsjährigen Pause folgte "The Fall", ein visuell atemberaubendes Drama samt innerhalb des Films erzählter tragischer Fantasygeschichte. 2011 kam mit dem brutalen Fantasy-Action-Film "Krieg der Götter" sein bislang kommerziell erfolgreichster Film in die Kinos und nun folgt mit "Spieglein Spieglein" eine kindgerechte Comedy-Variante des Grimmschen Märchens von Schneewittchen. Natürlich sind bei Tarsems Filmen dennoch einige Gemeinsamkeiten zu entdecken, allen voran die stets brillante technische Umsetzung und die phantasievollen Bilderwelten, die Tarsem mit seinem Team zuverlässig schafft. Außerdem lassen sich all seine Werke im weiteren Sinne dem fantastischen Genre zurechnen. Ebenso typisch für Tarsem ist jedoch die bedauerliche Tatsache, daß für den visionären Regisseur stets Stil vor Substanz geht. Das führt dazu, daß zwar alle seine Filme ohne Frage (und buchstäblich) ausgesprochen sehenswert sind, aufgrund oberflächlicher Story und schablonenhafter Figurenzeichnung aber kaum einmal wirklich berühren (mit Ausnahme vielleicht von "The Fall").
Bei "Spieglein Spieglein" ist das nicht anders –
dank des hohen Comedy-Anteils aber auch kein allzu schwerwiegender Kritikpunkt.
Dennoch ist es schade, daß Tarsem dem großen Figurenensemble nicht mehr
Augenmerk schenkt. Gerade Julia Roberts spielt die böse Königin mit einer
arroganten und boshaften Süffisanz, daß es eine wahre Freude ist. Doch während
es zu Beginn beinahe so erscheint, als wäre die Königin die Hauptfigur dieser
Variante der altbekannten Geschichte (wie sie im Prolog übrigens sogar
selbst behauptet), werden ihre Auftritte in der zweiten Filmhälfte leider immer
seltener. Stattdessen wird das Märchen doch wieder konventioneller aus
Schneewittchens Sicht erzählt. Was grundsätzlich kein Problem ist, da auch die
mit Lily Collins (der Tochter von Phil Collins) hervorragend besetzt ist, die
die naive und gutherzige, aber auch gewitzte und natürlich sehr schöne
Königstochter absolut überzeugend verkörpert. Dennoch wäre ein durchgehender Fokus auf
die Königin sicherlich interessanter und ergiebiger gewesen. Sowohl Collins als
auch Roberts holen aus ihren nicht wirklich ausgefeilten Charakteren aber
zweifelsfrei das Beste heraus. Das trifft auch auf die meisten der übrigen
Darsteller zu, nur sind deren Figuren bedauerlicherweise noch deutlich unausgereifter.
Immerhin gelingt es Tarsem, die sieben Zwerge (die übrigens
tatsächlich von kleinwüchsigen Schauspielern verkörpert werden, darunter Jordan
Prentice aus "Brügge sehen ... und sterben?", Danny Woodburn aus
TV-Serien wie "Special Unit 2" oder "Charmed" und Martin
Klebba, der vor allem als Kollege des Hausmeisters in
"Scrubs" bekannt ist) einzigartig genug zu gestalten, um sie recht schnell
auseinanderhalten zu können. Dennoch wird ihr Potential innerhalb der Handlung
bei weitem nicht ausgereizt. Gleiches gilt für den hochmütigen, aber edlen
Prinzen Alcott (Armie Hammer aus "The Social Network"), der
unfreiwillig in ein unwahrscheinliches Liebesdreieck mit Schneewittchen
und der Königin gerät – daber aber bis auf ein paar gelungene Slapstick-Einlagen arg blaß bleibt. Zudem ist die Leinwandchemie zwischen Hammer und
Collins nicht sehr ausgeprägt, was deren Liebe auf den ersten Blick wenig glaubwürdig erscheinen läßt. Apropos Slapstick-Einlagen: Unübersehbar
ist "Spieglein Spieglein" als Familienfilm konzipiert, weshalb einige
Gags und Dialoge (und die Verwendung von in einem Märchen unpassenden Wörtern
wie "Wow" oder "Indianerehrenwort") ein bißchen sehr albern
daherkommen. Glücklicherweise nimmt das aber nicht überhand (anders als etwa bei der deutschen Schneewittchen-Comedy-Version "7 Zwerge – Männer allein im Wald"), weshalb auch Erwachsene
ihre Freude am Film haben können.
Zumal die sich umso mehr auf die (wie bei allen
Tarsem-Werken) größte Stärke des Films konzentrieren können: die Optik. Die
Bilder, in denen der Regisseur und sein Kameramann Brendan Galvin das
winterliche Königreich auf die Leinwand transportieren, sind wahrlich
märchenhaft und atemberaubend schön. Ein inspiriertes Setdesign, einige
originelle technische Tricks und Spezialeffekte sowie die umwerfenden Kostüme der
OSCAR-gekrönten japanischen Designerin Eiko Ishioka ("Bram Stoker's Dracula")
tragen weiterhin zur Schönheit der Szenerie bei, ebenso die
gefühlvolle Musik des märchenerprobten Disney-Komponisten Alan Menken
("Die Schöne und das Biest", "Arielle, die Meerjungfrau",
"Rapunzel"). Leider wird "Spieglein Spieglein" das letzte
Element der so fruchtbaren Zusammenarbeit von Tarsem mit seiner kongenialen
Weggefährtin Ishioka (die für alle seine Filme die farbenprächtigen Kostüme
kreierte) bleiben, da die Japanerin im Januar 2012 verstorben ist.
Fazit: "Spieglein Spieglein" ist eine zwar
oberflächliche und letztlich wenig originelle Variation des Märchens von
Schneewittchen, die dank der herausragenden visuellen und akustischen Umsetzung
und der spielfreudigen Schauspieler dennoch Spaß macht. Kinder werden von den Comedy-Einlagen
wahrscheinlich besonders angetan sein, aber auch für Erwachsene gibt es Gutes zu entdecken. Unter anderem eine herrliche
Bollywood-Musical-Einlage während des Abspanns!
Wertung: 7 Punkte.
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