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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 28. Januar 2021

THE OUTPOST – ÜBERLEBEN IST ALLES (2019)

Regie: Rod Lurie, Drehbuch: Paul Tamasy und Eric Johnson, Musik: Larry Groupé
Darsteller: Caleb Landry Jones, Scott Eastwood, Orlando Bloom, Milo Gibson, Jacob Scipio, Kwame Patterson, Jack Kesy, Chris Born, George Arvidson, Scott Alda Coffey, Cory Hardrict, Taylor John Smith, Alfie Stewart, Jonathan Yunger, Alexander Arnold, Will Attenborough, Jack DeVos, Ernest Cavazos, Sharif Dorani, Aleksandar Aleksiev, Henry Hughes, James Jagger, Jack Kalian, Bobby Lockwood, Trey Tucker, Brandon Wengrzynek, Peter Petrov, Jeremy Ang Jones, Todor Berov, Ahmad Sakhi, Anton Trendafilov, Celina Sinden, Daniel Rodriguez
The Outpost - Überleben ist alles (2019) on IMDb ​ Rotten Tomatoes: 91% (7,8); weltweites Einspielergebnis: $2,3 Mio.
FSK: 16, Dauer: 124 Minuten.
Im Jahr 2006 ist der Außenposten Kamdesh einer von mehreren Stützpunkten der US-Armee in der Nähe der pakistanisch-afghanischen Grenze, die das Eindringen pakistanischer Taliban-Kämpfer nach Afghanistan erschweren sollen. Kamdesh hat allerdings eine Besonderheit: Es wurde, warum auch immer, in einem Talkessel im Hindukush errichtet, womit der Außenposten wie auf einem Präsentierteller liegt und quasi täglich von Taliban von oben herab beschossen wird. Das wirkt sich verständlicherweise nicht positiv auf die Moral der in Kamdesh stationierten Soldaten aus – neben den amerikanischen auch einige afghanische –, die sich aber inzwischen notgedrungen halbwegs mit der Situation arrangiert haben und zumindest davon profitieren, daß sie mit Captain Benjamin D. Keating (Orlando Bloom, "Der Hobbit 2") einen kompetenten und aufgeschlossenen Vorgesetzten haben. Weil sich die fast schon selbstmörderische Lage des Außenpostens irgendwann auch in höhere Militärkreise herumgesprochen hat, soll er letztlich geschlossen werden, was für die Soldaten eine große Erleichterung ist. Das Problem an der Sache: Die Taliban haben Wind vom geplanten Abzug bekommen und starten daraufhin eine großangelegte Offensive, um die zahlenmäßig weit unterlegenen US-Soldaten demütigend und PR-trächtig zu besiegen …

Mittwoch, 27. Januar 2021

OSCAR-News: American Film Institute und National Board of Review eröffnen die heiße Phase der OSCAR-Saison

Normalerweise hätte ich ab Ende November regelmäßig über die OSCAR-Saison 2020/2021 berichtet, doch in Zeiten einer Pandemie läuft bekanntlich alles etwas anders. Die OSCARs wurden schon früh um zwei Monate auf Ende April verlegt, damit ebenso die Deadline für den Start der in Frage kommenden Filme (die diesmal auch nicht im Kino gelaufen sein müssen). Und weil die Verleihung der Academy Awards nunmal das Highlight und den Endpunkt jeder OSCAR-Saison darstellt, sind alle anderen größeren Veranstaltungen wie die Golden Globes oder die Kritikerpreise der OSCAR-Verschiebung gefolgt und finden ebenfalls später statt. Das gilt auch für die jährlichen Top 10-Listen des renommierten American Film Institute, welche in diesem Jahr nach diversen Indie-Preisen den richtigen Auftakt der OSCAR-Saison einleiten (und damit dem National Board of Review um einen Tag zuvorkommen) und einen guten ersten Überblick über die wichtigsten und chancenreichsten Anwärter bieten.

Die alphabetisch sortierten Top 10 sehen diesmal folgendermaßen aus:

- Da 5 Bloods

- Judas and the Black Messiah

- Ma Rainey's Black Bottom

- Mank

- Minari

- Nomadland

- One Night in Miami

- Soul

- Sound of Metal

- The Trial of the Chicago 7

Auffällig ist zunächst einmal, daß dies die diverseste Liste in der Geschichte des AFI sein dürfte. Mit Spike Lees Vietnam-Veteranen-Drama "Da 5 Bloods", Shaka Kings Black Panther-Drama "Judas and the Black Messiah", George C. Wolfes Theater-Adaption "Ma Rainey's Black Bottom" und Regina Kings 1960er Jahre-Kammerspiel "One Night in Miami" (über ein Treffen von Cassius Clay aka Muhammad Ali mit Malcolm X, dem Football-Spieler Jim Brown und dem Musiker Sam Cooke) gibt es vier Filme mit fast ausschließlich afroamerikanischen Protagonisten, dazu kommt Lee Isaac Chungs Drama "Minari" über asiatische Immigranten (und Pixars "Soul" hat einen schwarzen Protagonisten). Gewissermaßen als Gegenstück gibt es mit David Finchers Old Hollywood-Geschichte "Mank" sowie Aaron Sorkins historischem Gerichtsdrama "The Trial of the Chicago 7" typische OSCAR-Stoffe, mit Darius Marders "Sound of Metal" (über einen das Gehör verlierenden Heavy Metal-Drummer, gespielt vom pakistanisch-stämmigen Riz Ahmed) einen klassischen Indie-Vertreter und mit "Soul" einen hochgelobten Animationsfilm. Als aussichtsreichster OSCAR-Anwärter muß wohl Chloé Zhaos Aussteiger-Drama "Nomadland" mit Frances McDormand gewertet werden, das seit seiner Premiere im Herbst in Toronto mit Lobeshymnen ebenso wie mit Preisen überschüttet wurde.

Montag, 25. Januar 2021

TV-Tips für die Woche 4/2021

Die Post-Weihnachts-Flaute scheint endgültig vorbei zu sein, denn diese Woche bietet einen schönen Mix aus hochkarätigen Free-TV-Premieren und selten gezeigten Filmklassikern:

Montag, 25. Januar:

Arte, 20.15 Uhr: "Duell im Atlantik" (1957)

In Dick Powells ("Explosion in Nevada") mit einem OSCAR für die Spezialeffekte prämiertem Kriegsabenteuer liefern sich Curd Jürgens als deutscher U-Boot-Kapitän und Robert Mitchum als Kapitän eines US-Zerstörers im Zweiten Weltkrieg ein spannendes, für die Entstehungszeit erstaunlich objektiv geschildertes Duell.

Arte, 21.55 Uhr: "Die letzte Nacht der Titanic" (1958)

Der mit einem Golden Globe prämierte britische Schwarzweiß-Filmklassiker von Roy Ward Baker ("Die sieben goldenen Vampire") galt bis zu James Camerons "Titanic" (und für nicht wenige auch weiterhin) als beste Verfilmung des Untergangs des Ozeandampfers, wobei anhand von Augenzeugenberichten Überlebender die letzten drei Stunden vor dem Untergang geschildert werden. In Hauptrollen agieren Kenneth More ("Die 39 Stufen") und das spätere Bondgirl Honor Blackman ("Goldfinger"), in einer Nebenrolle der spätere TV-Serienstar David McCallum ("Solo für O.N.C.E.L.", "Navy CIS") und mit Bernard Fox gibt es gar einen Darsteller, der auch in Camerons "Titanic" dabei war.

Außerdem:

Godzilla (Gareth Edwards' Monster-Reboot mit Aaron Taylor-Johnson und Elizabeth Olsen hat zwar in den von Menschen getragenen Passagen seine Mängel, die Kreaturen-Sequenzen sind aber über jeden Zweifel erhaben; 20.15 Uhr bei Kabel Eins)

Sicario (grandioser und schweißtreibend spannender Actionthriller mit Emily Blunt, Josh Brolin und Benicio del Toro, in dem der Kampf des FBI gegen die Drogenkartelle wie ein Kriegsfilm inszeniert ist; 22.15 Uhr im ZDF)

Alien vs. Predator (ordentlich beginnendes, in der zweiten Hälfte jedoch stark nachlassendes Crossover der beiden Kult-Horrorfilmreihen; 22.50 Uhr bei Kabel Eins)

Dienstag, 26. Januar:

Arte, 13.50 Uhr: "Der Herr der sieben Meere" (1940)

In Michael Curtiz' Schwarzweiß-Piratenklassiker spielt Errol Flynn den englischen Freibeuter Geoffrey Thorpe, der es Ende des 16. Jahrhunderts auf spanische Schiffe abgesehen hat. Als Thorpe einen Überfall auf einen Goldtransport in der Nähe von Panama plant, bekommen die Spanier Wind davon, stellen ihm eine Falle und verurteilen ihn zum Leben als Galeerensträfling. Doch als Thorpe erfährt, daß die gewaltige spanische Armada einen Angriff auf seine Heimat plant, wagt er den Ausbruch, um seine Königin rechtzeitig zu warnen ... Weitere Rollen spielen Claude "Der Unsichtbare" Rains, Brenda Marshall ("Helden der Lüfte") und Flora Robson ("Die schwarze Narzisse").

Donnerstag, 21. Januar 2021

MANK (2020)

Regie: David Fincher, Drehbuch: Jack Fincher, Musik: Trent Reznor und Atticus Ross
Darsteller: Gary Oldman, Amanda Seyfried, Lily Collins, Charles Dance, Arliss Howard, Tom Burke, Sam Troughton, Tuppence Middleton, Tom Pelphrey, Monika Gossmann, Joseph Cross, Jamie McShane, Ferdinand Kingsley, Toby Leonard Moore, Jack Romano, Leven Rambin, Bill Nye
Mank (2020) on IMDb Rotten Tomatoes: 83% (7,6); FSK: 12; Dauer: 131 Minuten.
Kalifornien, 1940: Herman J. Mankiewicz (Gary Oldman, "Dame, König, As, Spion"), genannt "Mank", ist ein renommierter Drehbuch-Autor mit einem hellwachen Geist, jedoch ist er auch alkoholkrank, spielsüchtig und hat angesichts seiner Angewohnheit, allen schonungslos seine Meinung zu sagen, nicht viele echte Freunde. Damit paßt er ganz gut zum Wunderkind Orson Welles (Tom Burke, "The Invisible Woman"), welcher selbst ein Hollywood-Außenseiter ist und Mank beauftragt, ihm innerhalb von drei Monaten ein Drehbuch zu schreiben. Damit dies Mank trotz all seiner Probleme gelingt, quartiert ihn der Produzent John Houseman (Sam Troughton, "Alien vs. Predator") gemeinsam mit seiner deutschen Haushälterin Freda (Monika Gossmann) und der jungen neuen Sekretärin Rita Alexander (Lily Collins, "Spieglein Spieglein") in einem abgelegenen Kaff in der Mojave-Wüste ein, wo der nach einem Autounfall bettlägerige Autor sich ganz auf seine Arbeit konzentrieren soll. Tatsächlich findet er sich schnell in die epische Geschichte des Medientycoons Charles Foster Kane ein, wobei ihm seine Erinnerungen an den echten Tycoon William Randolph Hearst (Charles Dance, "The Imitation Game") und an dessen junge Schauspieler-Geliebte Marion Davies (Amanda Seyfried, "Les Misérables") als Inspiration dienen, in deren Umfeld sich Mank Mitte der 1930er Jahre bewegt hatte …

Dienstag, 19. Januar 2021

LLORONAS FLUCH (2019)

Originaltitel: The Curse of La Llorona
Regie: Michael Chaves, Drehbuch: Mikki Daughtry und Tobias Iaconis, Musik: Joseph Bishara
Darsteller: Linda Cardellini, Raymond Cruz, Roman Christou, Jaynee-Lynne Kinchen, Patricia Velásquez, Sean Patrick Thomas, Irene Keng, Tony Amendola, Marisol Ramirez
Lloronas Fluch (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 28% (4,6); weltweites Einspielergebnis: $123,2 Mio.
FSK: 16, Dauer: 94 Minuten.
Los Angeles, 1973: Nachdem ihr Ehemann, ein Polizist, wenige Monate zuvor gestorben ist, hat die Sozialarbeiterin Anna Tate-Garcia (Linda Cardellini, "Green Book") nicht allein mit der Trauerarbeit zu tun, sondern auch damit, ihren fordernden Job mit der Erziehung ihrer beiden kleinen Kinder Chris (Roman Christou) und Samantha (Jaynee-Lynne Kinchen, "Self/less") in Einklang zu bringen. Emotional noch stärker gefordert wird Anna, als die Kinder von Patricia (Patricia Velásquez, "Die Mumie") – einer Frau, die sie schon seit langem betreut – ermordet aufgefunden werden, nachdem Anna sie wegen Verdachts der Mißhandlung durch ihre Mutter vorübergehend einer kirchlichen Einrichtung übergeben hatte. Patricia besteht darauf, sie habe ihre Kinder nur vor La Llorona schützen wollen und Anna habe durch ihr Eingreifen deren Tod zu verantworten. Schon bald müssen Anna und ihre Kinder feststellen, daß La Llorona nicht nur eine Figur aus einer alten mexikanischen Volkssage ist, sondern ein sehr realer, gefährlicher Geist, der es nun auf Chris und Sam abgesehen hat und sie wie vor 300 Jahren ihre eigenen Kinder ertränken will! Unterstützung findet Anna bei dem Schamanen und Ex-Priester Rafael Olvera (Raymond Cruz, TV-Serie "Major Crimes") …

Montag, 18. Januar 2021

TV-Tips für die Woche 3/2021

Montag, 18. Januar:

Arte, 20.15 Uhr: "Unternehmen Petticoat" (1959)

Blake Edwards' ("Der rosarote Panther") Komödienklassiker ist für mich immer noch einer der lustigsten Filme aller Zeiten: Cary Grant spielt einen U-Boot-Kapitän im Zweiten Weltkrieg, der sich mit seinem schwer beschädigten U-Boot, einem nur wenig an der Einhaltung militärischer Regeln interessierten neuen Offizier (Tony Curtis) und einer Gruppe von Krankenschwestern auseinandersetzen muß, die alle Männer an Bord verrückt machen ... Über Jahrzehnte hinweg war "Unternehmen Petticoat" im deutschen TV lediglich in einer deutlich gekürzten Fassung zu sehen, 2020 wurden die fehlenden Szenen im Zuge einer Restaurierung nachsynchronisiert (zwangsläufig mit neuen Sprechern). Diese ungeschnittene Fassung sollte bei Arte zu sehen sein.

Dienstag, 19. Januar:

Arte, 13.50 Uhr: "Vor uns das Meer" (2017)

Free-TV-Premiere des überwiegend positiv besprochenen britischen Biopics von James Marsh ("Die Entdeckung der Unendlichkeit"), in dem der OSCAR-Gewinner Colin Firth den Amateur-Einhandsegler Donald Crowhurst verkörpert. Dieser nimmt 1968 an einem Wettrennen um die Welt teil, ist dabei aber komplett überfordert und funkt deshalb falsche Positionsangaben, um ein besseres Abschneiden vorzutäuschen ... Rachel Weisz spielt Crowhursts Ehefrau.

Kabel Eins, 20.15 Uhr: "Ritter aus Leidenschaft" (2001)

Der wunderbare Abenteuerfilm mit Heath Ledger in der Rolle eines Knappen im Mittelalter, der nach dem plötzlichen Tod seines Herrn kurzerhand in dessen Ritterrüstung schlüpft und zu den rockigen Klängen von Queen an Turnieren teilnimmt, überzeugt mit viel Humor, gut inszenierten Ritterkämpfen und einer sehr starken Besetzung (Paul Bettany, Rufus Sewell, James Purefoy, Shannyn Sossamon, Alan Tudyk, Laura Fraser, Mark Addy, Bérénice Bejo), aus der Ledger mit seinem Charisma noch herausragt.

Donnerstag, 14. Januar 2021

MA RAINEY'S BLACK BOTTOM (2020)

Regie: George C. Wolfe, Drehbuch: Ruben Santiago-Hudson, Musik: Branford Marsalis
Darsteller: Viola Davis, Chadwick Boseman, Colman Domingo, Glynn Turman, Michael Potts, Taylour Paige, Jeremy Shamos, Jonny Coyne, Dusan Brown
Ma Rainey's Black Bottom (2020) on IMDb Rotten Tomatoes: 97% (8,2); Altersfreigabe: ab 16 Jahren; Dauer: 93 Minuten.
Chicago, 1927: Die vor allem bei Afroamerikanern in den Südstaaten enorm populäre Sängerin Gertrude "Ma" Rainey (Viola Davis, "Glaubensfrage"), genannt "Mother of Blues", soll mit ihrer Band einige ihrer Songs auf Schallplatte aufnehmen. Während die für ihr divenhaftes Verhalten bekannte Ma sich zum Ärger des Plattenproduzenten Sturdyvant (Jonny Coyne, TV-Serie "The Blacklist") deutlich verspätet, wärmt sich ihre vierköpfige Band schon einmal auf, wobei jedoch einige Spannungen zutage treten. Denn während die routinierten Cutler (Colman Domingo, "Der Butler"), Toledo (Glynn Turman, "Super 8") und Slow Drag (Michael Potts, TV-Serie "Show Me a Hero") keine Probleme damit haben, daß alles nach Mas Willen abläuft, will der ehrgeizige junge Trompeter Levee (Chadwick Boseman, "Black Panther") mehr. Für ihn ist Ma Raineys Band nur eine Durchgangsstation, da er selbst Songs schreibt und von Sturdyvant sogar schon eigene Aufnahmen vage in Aussicht gestellt bekommen hat. Der zentrale Streitpunkt ist "Ma Rainey's Black Bottom", das Levee zu einem schnelleren, tanzbaren Stück umgeschrieben hat – doch während Sturdyvant diese Version bevorzugen würde, beharrt Ma auf der bewährten ursprünglichen Variante. Doch das soll nicht die einzige Problematik bleiben, denn nicht nur hat Levee ein Auge auf Mas schöne junge Lebensgefährtin Dussie Mae (Taylour Paige, "White Boy Rick") geworfen – Ma besteht außerdem darauf, daß ihr Neffe das Intro zum Song einspricht. Dummerweise stottert Sylvester (Dusan Brown) stark …

Dienstag, 12. Januar 2021

Kurz-Nachruf: Michael Apted (1941-2021)

Nein, das Jahr 2021 beginnt (nicht nur) aus Cineasten-Sicht nicht besser, als das Jahr 2020 geendet hat, denn das Kino verliert mit dem Briten Michael Apted einen versierten Regisseur, der sowohl im Spielfilm- wie auch im Dokumentarfilm-Bereich und mit TV-Serien viele Erfolge feiern konnte. Michael Apted wurde 79 Jahre alt.

Nachdem Apted Ende der 1960er Jahre als TV-Serien-Regisseur begann, veröffentlichte er 1970 eine TV-Doku, deren Thematik ihn bis zum Ende seines Lebens begleiten sollte: "7 plus Seven" war sein erster Dokumentarfilm als Regisseur, allerdings nicht der Beginn der Reihe: Als 1964 die Doku "Seven Up!" über 14 britische Kinder im Alter von 7 Jahren veröffentlicht wurde, war Apted daran als Rechercheur und bei der Auswahl der Kinder beteiligt. Da die Doku gut ankam, beschloß er, in "7 plus Seven" zu erkunden, wie sich die Kinder, die inzwischen zu Teenagern herangewachsen waren, entwickelt hatten. Dieses spannende Konzept - quasi ein "Boyhood" in Echtzeit - führte Apted quasi bis zu seinem Tod fort, erst 2019 erschien mit "63 Up" der insgesamt neunte Teil der vielfach preisgekrönten Reihe (der achte unter Apteds Regie). Einen weiteren großen Erfolg feierte Apted 1985 mit der Sting-Doku "Bring On the Night", außerdem drehte er Dokumentarfilme u.a. über einen tödlichen Konflikt zwischen FBI und amerikanischen Ureinwohnern im Jahr 1975 ("Zwischenfall in Oglala", 1992), über sieben Top-Wissenschaftler ("Me & Isaac Newton", 1999) und über die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ("WM 2006 - Ein Fußballmärchen") - man kann Michael Apted also wohl als "vielfältig interessiert" bezeichnen ...

Dazu paßt natürlich wunderbar, daß er parallel zu seinen vielen Dokus Spielfilme drehte, wobei Apted in dieser Sparte seinen Durchbruch erst 1980 feierte. "Nashville Lady", ein Biopic über die berühmte US-Countrymusikerin Loretta Lynn, ergatterte sieben OSCAR-Nominierungen (die Hauptdarstellerin Sissy Spacek schaffte den einzigen Sieg) und lockte in den USA mehr als 30 Millionen Zuschauer in die Kinos, womit er dort sein besucherstärkster Film bleiben sollte. Apteds letzter künstlerischer und/oder kommerzieller Erfolg war es aber bei weitem nicht, vor allem zeigte er auch abseits von "Nashville Lady", daß er ein Spezialist darin ist, komplexe Frauenfiguren zu inszenieren. Ob die von Sigourney Weaver verkörptere Primatenforscherin Dian Fossey im fünffach OSCAR-nominierten "Gorillas im Nebel" (1988), die fern der Zivilisation aufgewachsene, von der dafür ebenfalls OSCAR-nominierten Jodie Foster gespielte Titelfigur in "Nell" (1994) oder die von Jennifer Lopez verkörperte, sich gegen ihren gewalttätigen Ehemann wehrende Karen in "Genug" (2002) - starke Frauenrollen waren bei Michael Apted nicht nur eine hohle Phrase.

Zu den Highlights in Apteds Spielfilm-Katalog zählt außerdem der Kalter Kriegs-Thriller "Gorky Park" (1983) mit William Hurt und Lee Marvin, zudem brachte er viele solide Filme in die Kinos wie das Justizdrama "Das Gesetz der Macht" (1991) mit Gene Hackman, den Neo-Western "Halbblut" (1992) mit Val Kilmer oder den Krankenhaus-Thriller "Extrem ... Mit allen Mitteln" (1996) mit Hugh Grant und Gene Hackman. 1999 folgte mit dem James Bond-Film "Die Welt ist nicht genug" mit Pierce Brosnan und Sophie Marceau Apteds erfolgreichster Film außerhalb der USA, der alleine in Deutschland mehr als fünf Millionen Kinozuschauer zählte. Nach dem Jahrtausendwechsel blieben die ganz großen Kinohits aus, doch inszenierte er weiterhin einige sehenswerte Filme wie den Spionage-Thriller "Enigma" (2001) mit Kate Winslet und Dougray Scott, das Sklaverei-Drama "Amazing Grace" (2006) mit Ioan Gruffudd, Romola Garai und Benedict Cumberbatch, den dritten Narnia-Fantasyfilm "Die Reise auf der Morgenröte" (2010) und das Surfer-Biopic "Mavericks" (2012). Apteds letzter Spielfilm war der allerdings gefloppte und von der Kritik ziemlich verrissene Thriller "Unlocked" (2017) mit Noomi Rapace und Orlando Bloom. Während sein Ausstoß an Kinofilmen nachließ, widmete sich Apted im 21. Jahrhundert dafür wieder vermehrt TV-Serien, mit denen seine Karriere ja begonnen hatte, wobei er sich auf anspruchsvolle Qualitätsserien wie "Rom", "Masters of Sex", "Ray Donovan" und "Bloodline" konzentrierte.

Am 7. Januar 2021 starb Michael Apted mit 79 Jahren in Los Angeles, seine Todesursache wurde nicht bekanntgegeben. R.I.P.

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Montag, 11. Januar 2021

TV-Tips für die Woche 2/2021

Montag, 11. Januar:

Arte, 22.00 Uhr: "Monsieur Klein" (1976)

In dem nachdenklichen, parabelhaften Drama von Joseph Losey spielt Frankreichs Superstar Alain Delon den titelgebenden Kunsthändler, der während der französischen Besetzung durch Nazi-Deutschland ohne größere Skrupel zum Kriegsgewinnler avanciert - bis er in den Verdacht gerät, ein jüdischer Widerstandskämpfer zu sein und deshalb um sein Leben fürchten muß ...

MDR, 1.40 Uhr: "Herr der drei Welten" (1960)

Die erste Realverfilmung von Jonathan Swifts satirischem Romanklassiker "Gullivers Reisen" war ein finanzieller Flop und erhielt auch nur mittelmäßige Kritiken, doch kann die Geschichte des Arztes Lemuel Gulliver (Kerwin Matthews, "Sindbads siebente Reise"), der auf der Insel Liliput Schiffbruch erleidet, zumindest mit altmodischem Charme und den legendären Tricks von Spezialeffekt-Magier Ray Harryhausen punkten.

Außerdem:

Dunkirk (Christopher Nolans packender, mit drei OSCARs prämierter Zweiter Weltkriegs-Thriller mit Harry Styles und Kenneth Branagh; 22.15 Uhr im ZDF)

Dienstag, 12. Januar:

Arte, 13.50 Uhr: "Die Frucht des Tropenbaumes" (1974)

Der romantische Thriller zählt nicht zu den besten Werken von Blake Edwards ("Der rosarote Panther"), ist für Fans des Genres aber durchaus einen Blick wert. Omar Sharif ("Lawrence von Arabien") spielt den in Paris tätigen sowjetischen Militärattaché Feodor, der im Kalten Krieg beim Barbados-Urlaub Judith (Julie Andrews, "Mary Poppins") kennenlernt, die im britischen Innenministerium arbeitet. Die beiden verbringen immer mehr Zeit miteinander, was auch der britische Geheimdienst bemerkt und sehr mißtrauisch betrachtet ...

Donnerstag, 7. Januar 2021

ENOLA HOLMES (2020)

Regie: Harry Bradbeer, Drehbuch: Jack Thorne, Musik: Daniel Pemberton
Darsteller: Millie Bobby Brown, Louis Partridge, Henry Cavill, Helena Bonham Carter, Adeel Akhtar, Sam Claflin, Burn Gorman, Frances de la Tour, Susan Wokoma, Hattie Morahan, David Bamber, Fiona Shaw
Enola Holmes (2020) on IMDb Rotten Tomatoes: 91% (7,1); Altersfreigabe: ab 12 Jahren; Dauer: 123 Minuten.
England, 1884: Enola Holmes (Millie Bobby Brown, Netflix-Serie "Stranger Things") wächst bei ihrer exzentrischen Mutter, der feministischen Aktivistin Eudoria (Helena Bonham Carter, "Big Fish"), auf, die sie weitestgehend von der Welt fernhält, sie aber äußerst umfassend ausbildet. In der Nacht vor Enolas 16. Geburtstag verschwindet Eudoria jedoch spurlos, weshalb sich ihre wesentlich älteren Brüder Sherlock (Henry Cavill, "Mission: Impossible – Fallout") und Mycroft (Sam Claflin, "Snow White and the Huntsman") um sie kümmern sollen, die Enola allerdings seit vielen Jahren nicht mehr gesehen haben. Während Meisterdetektiv Sherlock vor allem das Rätsel ihrer verschwundenen Mutter lösen will, schickt Mycroft seine kleine Schwester gegen deren erklärten Willen in ein Mädchenpensionat – weshalb Enola kurzerhand Reißaus nimmt, um selbst Eudoria zu suchen, die ihr geheime Botschaften zurückließ. Auf der Flucht Richtung London trifft Enola im Zug zufällig auf einen weiteren Ausreißer in ihrem Alter, den adeligen Lord Tewkesbury (Louis Partridge). Als sich herausstellt, daß dieser von einem Mann (Burn Gorman, "Pacific Rim") verfolgt wird, der ihn töten will, hilft Enola ihm …

Montag, 4. Januar 2021

TV-Tips für die Woche 1/2021

Update vom 5. Januar: Ich habe noch den Anime-Abend am Freitag bei Pro7Maxx ergänzt, der eine Free-TV-Premiere mit einem absoluten Klassiker kombiniert.

Auch für diese Woche gibt es nur eine Kurz-Ausgabe der TV-Tips mit ein paar ausgewählten Sendungen:

Montag, 4. Januar:

Arte, 20.15 Uhr: "Ein verrücktes Huhn" (1977)

In der romantischen Kriminalkomödie von Philippe de Broca ("Duell der Degen") spielt Annie Girardot ("Der Querkopf") die Pariser Kommissarin Lise, die nach langer Zeit zufällig ihre große Jugendliebe wiedertrifft, den Professor Antoine (Philippe Noiret). Beide sind begeistert von dem Wiedersehen und wollen sich wieder näherkommen, jedoch stellt sich Lises polizeiliche Arbeit immer wieder als Hindernis heraus. Zusätzliches Problem ist, daß Antoine ein überzeugter Polizei-Gegner ist, weshalb Lise ihm ihren Beruf verheimlichen will ...

Mittwoch, 6. Januar:

Arte, 23.15 Uhr: "Endzeit" (2018)

Free-TV-Premiere des inhaltlich etwas dünnen, jedoch stimmungsvollen deutschen Arthouse-Horrorfilms aus fast komplett weiblicher Hand, in dem zwei sehr unterschiedliche junge Frauen (Gro Swantje Kohlhof und Maja Lehrer) zwei Jahre nach Ausbruch einer Zombieepidemie die gefährliche (und streng verbotene) Reise zwischen den beiden abgeriegelten Städten Weimar und Jena wagen.

Freitag, 8. Januar:

Pro7Maxx, 20.15 Uhr und 22.10 Uhr: "Giovannis Insel" (2014) und "Akira" (1988)

Der Anime-Spezialist unter den deutschen Free-TV-Sendern, Pro7Maxx, zeigt heute Abend zwei sehr sehenswerte Produktionen aus Japan. Zunächst geht es in der mehrfach prämierten, tragikomischen Free-TV-Premiere "Giovannis Insel" um zwei japanische Brüder, die während des Zweiten Weltkrieges behütet auf einer Insel aufwachsen - bis diese kurz vor Kriegsende 1945 von den Sowjets besetzt wird. Im Anschluß wird der Kultklassiker "Akira" von Katsuhiro Otomo ("Steamboy") gezeigt, der im postapokalyptischen Neo-Tokio spielt, wo Waisenjunge Tetsuo, Mitglied einer Motorrad-Gang, durch eine zufällige Begegnung ins Visier des Militärs gerät. Es stellt sich heraus, daß Tetsuo telekinetische Kräfte hat, die denen des berüchtigten Akira ähneln, der damit vor 30 Jahren die Tokio zerstörende Atomexplosion verursacht hatte ...

Samstag, 9. Januar:

3sat, 20.15 Uhr und 22.00 Uhr: "Justiz" (1993) und "Das Versprechen" (2001)

Zum 100. Geburtstag des Schweizer Dramatikers Friedrich Dürrenmatt zeigt 3sat gleich zwei gelungene Verfilmungen seiner Werke. Im für einen Golden Globe nominierten Gerichtsdrama "Justiz" spielt Maximilian Schell ("Das Urteil von Nürnberg") den respektierten Regierungsrat Kohler, der in aller Öffentlichkeit den mit ihm befreundeten Professor Winter (Hark Bohm) erschießt. Da die Tatsachen unstrittig sind und er sich schuldig bekennt, wird Kohler trotz einiger Ungereimtheiten und ohne Kenntnis eines Motivs rasch verurteilt. Doch seine Tochter Helene (Anna Thalbach) bittet den jungen Anwalt Spät (Thomas Heinze, "Vier gegen die Bank") im Auftrag ihres Vaters, sich aus rein wissenschaftlichem Interesse um eine Neuaufnahme des Verfahrens zu bemühen - in der Annahme, Kohler sei unschuldig ... Direkt im Anschluß läuft um 22.00 Uhr Sean Penns beklemmende und starbesetzte Adaption von "Das Versprechen" (einem Roman, den Dürrenmatt mit erheblichen Änderungen im Anschluß an sein Drehbuch zum deutschen Filmklassiker "Es geschah am hellichten Tag" schrieb), in der Jack Nicholson als kurz vor dem Ruhestand stehender Polizist einem kleinen Mädchen verspricht, den Mörder seiner Mutter zu finden - ein Versprechen, das er früher oder später bereuen und das ihn lange begleiten wird.

Sonntag, 10. Januar:

Tele 5, 18.05 Uhr: "Der Berg der Versuchung" (1956)

Edward Dmytryks ("Die Caine war ihr Schicksal") Abenteuerfilm erzählt von dem ehemaligen Bergführer Zacharias (Spencer Tracy, "Wer den Wind sät"), der mit seinem viel jüngeren Bruder Chris (Robert Wagner, "Austin Powers") am Fuße des Mont Blanc in Frankreich lebt. Als ein Flugzeug am Mont Blanc zerschellt und eine Rettungsmission scheitert, bei der ein Freund von Zacharias das Leben verliert, macht sich der moralisch nicht unbedingt gefestigte Chris auf den Weg zum Wrack, um dieses auszuplündern - aus Sorge um die Sicherheit seines Bruders begleitet ihn Zacharias. Am Ziel angekommen, finden sie allerdings nicht nur Wertgegenstände, sondern auch eine Überlebende vor ...