Regie: Antoine Fuqua, Drehbuch: Richard Wenk, Musik: Harry Gregson-Williams
Darsteller: Denzel Washington, Pedro Pascal, Ashton Sanders, Melissa Leo, Jonathan Scarfe, Bill Pullman, Garrett A. Golden, Kazy Tauginas, Orson Bean, Sakina Jaffrey
FSK: 16, Dauer: 121 Minuten.
Der Ex-CIA-Agent (und ehemalige Baumarkt-Mitarbeiter) Robert McCall (Denzel Washington, "Fences") verdient sein Geld inzwischen als Lyft-Fahrer in Boston, wobei er den Kunden (ohne deren Wissen) schon mal mit seinen Fähigkeiten oder über seine alten CIA-Kontakte bei der Lösung ernster Probleme wie einer Kindesentführung ins Ausland hilft. Doch als nacheinander zwei CIA-Agenten in Brüssel ermordet werden und sich herausstellt, daß es Verbindungen zu McCalls Vergangenheit in der Agency gibt, arbeitet er gemeinsam mit seinem Ex-Partner Dave York (Pedro Pascal, "Kingsman: The Golden Circle") daran, die Attentäter zu identifizieren und eliminieren. Keine leichte Aufgabe, denn die gehen höchst professionell vor und sie beseitigen nach wie vor gewissenhaft sämtliche Spuren, die zu ihnen führen könnten – was bedeutet, daß McCalls Nachforschungen auch ihn ins Visier der Killer bringen …
Kritik:
In seiner langen und höchst erfolgreichen Karriere hat Denzel Washington nie eine Fortsetzung gedreht – bis jetzt. Daß er ausgerechnet für "The Equalizer" – die ziemlich lose Adaption einer amerikanischen TV-Serie aus den 1980er Jahren – eine Ausnahme macht, ist einerseits ein wenig verwunderlich, andererseits aber auch sehr gut nachvollziehbar. Verwunderlich deshalb, weil der erste Film weder zu den besten noch zu den erfolgreichsten von Washington zählt; nachvollziehbar deshalb, weil er grundsätzlich definitiv gut und erfolgreich genug war, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen und vor allem deshalb, weil man Washington ansehen konnte, wie viel Spaß es ihm macht, diesen (für Genreverhältnisse) anspruchsvoll ausgearbeiteten traurigen Anti-Helden zu spielen. Das hat sich im Sequel nicht geändert, für dessen Regie wiederum Antoine Fuqua ("Training Day") verantwortlich zeichnet und dessen Drehbuch erneut Richard Wenk ("Die glorreichen Sieben") geschrieben hat. Für Kontinuität ist also gesorgt und man merkt der Handlung an, daß Wenk nicht einfach nur mehr vom Gleichen bieten, sondern Robert McCalls Geschichte weiterentwickeln und vertiefen will. Das funktioniert weitgehend gut, jedoch vernachlässigt das Skript dabei dummerweise die Bösewichte, die dieses Mal lange Zeit viel generischer und langweiliger daherkommen als der von Marton Csokas so gekonnt verkörperte Haupt-Antagonist des ersten Teils.
Seine Stärken spielt Wenks Drehbuch vielmehr in den gefühlvoll erzählten kleinen Geschichten aus, in denen McCall zufälligen Bekanntschaften durch seine Tätigkeit als Lyft-Fahrer meistens unbemerkt, aber immer entscheidend hilft (im Prolog reist er dafür gar bis in die Türkei). Dieser Robert McCall ist ein Mann, der alles verloren hat und für seine viele Sünden der Vergangenheit büßt, indem er die (extrem brutale) gute Fee für die kleinen und vernachlässigten Leute von der Straße spielt und dabei auch gerne mal kurzerhand zu blutiger Selbstjustiz greift. Zudem sucht er sich nach der minderjährigen Prostituierten aus dem ersten Film erneut einen Jugendlichen, den er auf den rechten Weg führen will. Dies ist der zeichnerisch begabte afroamerikanische Nachbarsjunge Miles (Ashton Sanders, "Moonlight"), der nach der Ermordung seines großen Bruders die Kunstschule vernachlässigt und in die Gangszene abzurutschen droht. Antoine Fuqua nimmt sich noch mehr Zeit als beim letzten Film, um McCall beim Nachgehen seiner Tätigkeiten – der regulären wie auch der weniger regulären – zu zeigen, was natürlich auch daran liegt, daß er im ersten Film zunächst nur ein ganz normaler Baumarkt-Mitarbeiter ohne "Nebentätigkeit" war. Da ist seine Arbeit als Fahrer vielseitiger und so geben die Gespräche mit seinen Kunden mitsamt ihren handfesten Nachwehen Washington reichlich Gelegenheit, sein darstellerisches Können auszuspielen und diesen traurigen, aufrechten Mann dem Publikum noch näher zu bringen. Dazu tragen auch die beiden weiteren Rückkehrer aus dem ersten Film bei, denn Melissa Leo ("Snowden") tritt erneut als McCalls alte CIA-Freundin Susan auf und Bill Pullman ("Independence Day") als ihr Autoren-Ehemann Brian. Zudem sorgt das Mitwirken von seinem alten CIA-Partner Dave für einige zusätzliche Einblicke in McCalls berufliche, aber auch private Vergangenheit.
Tatsächlich dreht sich fast das gesamte Auftaktdrittel um diese kleinen Begegnungen, diese persönlichen Storys. Darunter leiden, wie angesprochen, die Bösewichte, die zwar von Beginn an immer wieder mal kurz ihre Skrupellosigkeit unter Beweis stellen dürfen, dabei aber lange ziemlich austauschbar bleiben, da man eben noch nichts über ihren Hintergrund erfährt. Das ändert sich erst gegen Ende, wenn sich eine persönliche Verbindung McCalls zu den Morden und den Tätern herausstellt. Dennoch fehlt ein so glänzender, ernstzunehmender und auch ein bißchen überzogener Antagonist wie es Marton Csokas als der knallharte Vollstrecker eines russischen Mafiabosses im ersten Teil war. Da ich wenige Tage vor "The Equalizer 2" im Kino "Mission: Impossible – Fallout" gesehen habe, fiel mir übrigens besonders deutlich auf, wie viel bodenständiger die "Equalizer"-Filme im direkten Vergleich daherkommen. Die Motivation der Bösen für ihre Taten etwa ist zwar wesentlich glaubwürdiger, aber eben auch ungemein banal und damit recht langweilig. Und die Actionsequenzen sind in "The Equalizer 2" ausnahmslos gut inszeniert, aber nicht ansatzweise so spektakulär wie bei Ethan Hunt. Das heißt nicht, daß die "Equalizer"-Reihe per se weniger sehenswert wäre – sie setzt einfach andere Schwerpunkte und zielt stärker auf Oldschool-Actionfans ab, wohingegen die "Mission: Impossible"-Filme eine breite Mainstream-Zielgruppe ansprechen. Wobei im Vergleich zum Vorgänger bei dem Action-Thriller "The Equalizer 2" jedoch mehr Wert auf den Thriller-Anteil gelegt wird und weniger auf die Action. Sehr spannend ist die Wahl des Schauplatzes für den langgezogenen Showdown, der auf einer wegen eines nahenden Hurrikans evakuierten Halbinsel vor der Küste spielt. In diesem apokalyptisch anmutenden Szenario wandelt sich das lange Zeit etwas zähe Katz-und-Maus-Spiel sogar beinahe zu einem klassischen Horrorfilm, wobei amüsanterweise McCall mit seiner Ortskenntnis sowie raffiniert improvisierten Fallen schnell die Rolle des unbarmherzigen Jägers übernimmt … Alles in allem ist "The Equalizer 2" ein guter Actionthriller, der trotz des schwächelnden Haupthandlungsstrangs Lust macht auf einen angesichts der erneut guten US-Einspielergebnisse nicht unwahrscheinlichen dritten Teil.
Fazit: "The Equalizer 2" ist eine etwas schwächere, aber allemal gelungene Fortsetzung des harten Action-Thrillers mit Denzel Washington, die allerdings in den Nebenhandlungssträngen mehr überzeugt als mit den lange blaß bleibenden zentralen Bösewichten.
Wertung: 7 Punkte.
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