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Montag, 28. Januar 2019

OSCAR-News: Von Überraschungen geprägte Preisvergabe der Schauspielergilde heizt die Spannung weiter an

Da die Schauspieler den eindeutig größten Teil der über die OSCARs abstimmenden Academy ausmachen, sind die von der Schauspielergilde verliehenen SAG Awards seit jeher einer der wichtigsten Wegweiser für die Academy Awards. Das läßt sich auch statistisch belegen, so hatten etwa in den ersten 24 Jahren der SAG Awards (gestern war die 25. Ausgabe) nur vier Hauptdarsteller den OSCAR ohne einen vorherigen SAG-Triumph gewonnen (immerhin sechs Hauptdarstellerinnen). Da die SAG Awards 2019 von etlichen Überraschungen geprägt sind, könnte sich die Übereinstimmungsrate allerdings verschlechtern, in mindestens einem Fall wird sie das sogar definitiv.

Beginnen wir mit den Hauptdarstellern: Bisher galt hier Christian Bale für seine Darstellung des kontroversen früheren US-Vizepräsidenten (und meisterhaften Strippenziehers) Dick Cheney in "Vice" als einigermaßen klarer Favorit - das hat sich erstmal erledigt, denn die Schauspieler entschieden sich, stattdessen "Bohemian Rhapsody"-Star Rami Malek für seine Performance als Queen-Frontmann Freddie Mercury auszuzeichnen. Das ist keine komplette Sensation, da Malek bereits den Golden Globe erhielt (er ging dort aber Bale aus dem Weg, weil der in der Komödiensparte gewann) und galt einigen Experten als mögliche OSCAR-Überraschung. Mit dem SAG-Sieg ist das erheblich wahrscheinlicher geworden, wobei es nun natürlich nicht mehr ganz so überraschend käme. Schlecht sieht es jedenfalls für den dritten im Bunde aus: Viggo Mortensen ("Green Book") hat nun eindeutig nur noch Außenseiterchancen und im Normalfall sollte sich der Sieg zwischen Bale und Malek entscheiden (Bradley Cooper und Willem Dafoe dürften chancenlos sein).

Weniger unerwartet fiel die Entscheidung bei den Hauptdarstellerinnen aus: OSCAR-Favoritin Glenn Close konnte sich für "Die Frau des Nobelpreisträgers" gegen ihre größte Konkurrentin Lady Gaga ("A Star Is Born") durchsetzen und vergrößert damit ihre Aussichten, im siebten Anlauf endlich ihren ersten Goldjungen zu gewinnen. Auch bei den Nebendarstellern blieb eine Überraschung aus, denn Mahershala Ali ("Green Book") triumphierte und sollte seinen zweiten OSCAR innerhalb von drei Jahren (den ersten gab es für "Moonlight") ziemlich sicher haben - auch wenn mit Sam Elliott ("A Star Is Born") sowie Richard E. Grant ("Can You Ever Forgive Me?") zwei Schauspiel-Veteranen nicht komplett abgeschrieben werden dürfen.

Damit kommen wir zur größten Überraschung dieses Abends: Der Nebendarstellerinnen-Preis ging völlig unerwartet an Emily Blunt für "A Quiet Place", die bei den OSCAR-Nominierungen sowohl für "A Quiet Place" als auch für "Mary Poppins' Rückkehr" übergangen worden war. Damit ist klar, daß zum neunten Mal in 25 Jahren die SAG-Gewinnerin dieser Kategorie nicht den OSCAR gewinnen wird. Blunts Sieg war aber mutmaßlich stark dadurch begünstigt, daß die Seriensiegerin dieser Awards Season sensationell gar nicht nominiert worden war: Regina King ("Beale Street"). Wenngleich die Nicht-Nominierung naturgemäß nicht unbedingt für Kings OSCAR-Chancen spricht, ist der Fakt, daß bei den SAG Awards keine ihrer Konkurrentinnen punkten konnte - es galt als ausgemacht, daß Amy Adams für "Vice" geehrt werden würde -, sicher eine gute Nachricht für sie. Der Sieg sollte sich zwischen King und Adams entscheiden.

Bleibt der Preis für das beste Schauspielensemble, der als Entsprechung zur "Bester Film"-Kategorie gilt - immerhin in ziemlich genau der Hälfte aller Fälle gewann der SAG-Gewinner anschließend den OSCAR die Königskategorie. Dementsprechend ist der SAG-Triumph von Marvels "Black Panther" durchaus bemerkenswert und zementiert den Eindruck, daß der "Best Picture"-Sieger ausgesprochen schwer vorhergesagt werden kann. Die beiden nach aktuellem Stand aussichtsreichsten Anwärter - "Roma" und "Green Book" - waren bei den SAG Awards gar nicht für ihr Ensemble nominiert. "Vice", "BlacKkKlansman","The Favourite" und "Bohemian Rhapsody" waren nominiert, konnten aber nicht gewinnen und haben es somit auch versäumt, Druck auf "Roma" und "Green Book" aufzubauen. Letztlich bleibt durch den "Black Panther"-Sieg fast alles beim Alten, auch wenn die Aussichten des Marvel-Blockbusters (der übrigens als erster Superheldenfilm überhaupt und als mit Abstand teuerster Film bisher den Ensemble-Preis gewann) auf einen Sensationserfolg bei den OSCARs leicht angestiegen sind.

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