Regie und Drehbuch: Ludo Vici, Musik: Helen Beauchamp und Ludo Vici
Darsteller: Max Tidof, Margitta Janine Lippok, Heio von
Stetten, Elizabeth Jane Dum, Michael Sigel, Leonie Thelen, Katrin Kaysser,
Philipp Künstler, Patrick Meyer, Dascha Dumont
Maren (Margitta Janine Lippok, "Rossini") ist eine
attraktive Frau um die 50, die offensichtlich sehr zufrieden mit ihrem Leben
ist. An diesem Abend ist sie mit ihrem Mann (Heio von Stetten, "Das
merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit"),
der nach einer Dienstreise direkt vom Flughafen kommt, zum Essen in einem
noblen Restaurant verabredet – doch dann erhält Maren einen Anruf: Ihr Gatte
hatte einen schlimmen Autounfall, den er nicht überlebt hat. Kaum hat Maren das
erfahren, sitzt ihr wie aus dem Nichts ein charismatischer, eleganter Mann
mittleren Alters (Max Tidof, "Comedian Harmonists",
"Bergkristall") gegenüber, der in Wirklichkeit allerdings gar kein
Mensch ist … sondern der Tod höchstselbst! Verzweifelt fleht Maren den Tod an,
ihr um jeden Preis ihren Ehemann zurückzugeben – und tatsächlich scheint er verhandlungswillig zu
sein …
Kritik:
Geschichten rund um den personifizierten Tod, mit dem man
gerne auch mal über das eigene oder fremde Leben verhandeln oder spielen kann,
haben bereits viele Künstler fasziniert. Bei "Scheibenwelt"-Autor Terry
Pratchett etwa avancierte der stets in Großbuchstaben sprechende Tod zur Kultfigur,
aber auch in Filmen und TV-Serien taucht er immer wieder auf – die genialste
Verarbeitung der Thematik stellt sicher Ingmar Bergmans philosophisches
Meisterwerk "Das siebente Siegel" (1957) dar. Den gebürtigen Münchener Ludo
Vici, der als Theaterregisseur, Schauspieler, Musiker und mit der von ihm
mitgegründeten Produktionsfirma Weird Tiny Films als Indie-Filmemacher tätig
ist, interessiert speziell das Motiv "Der Tod und das Mädchen" so
sehr, daß er ihm eine Kurzfilm-Trilogie widmet, deren Mittelstück
"Maren" bildet ("No Goodbye" erschien 2016). An "Das
siebente Siegel" reicht "Maren" wenig überraschend nicht heran,
ist aber ein sehenswerter, atmosphärischer 25-Minüter geworden, in dem vor
allem Tod-Darsteller Max Tidof glänzt.
Natürlich ist der Tod eine sehr dankbare Rolle, zumal wenn er wie
hier phasenweise eher wie der Teufel wirkt und Tidof eine entsprechend
charismatisch-diabolische Darstellung ermöglicht. Wäre ich Schauspieler, ich
würde eine solche Rolle lieben – und ich bin mir sicher, daß es Max Tidof nicht
anders erging. Er spielt den lustvoll monologisierenden und philosophierenden Tod wunderbar
energetisch und enigmatisch, wobei er von Vicis in manchen Dialogzeilen
vielleicht einen Tick zu stilisiert wirkendem, aber insgesamt cleveren und fesselnden Drehbuch profitiert, das ihn so prägnante Sätze wie "Gott ist
eine Hypothese, Maren. Ich bin ein Fakt." intonieren läßt. Sehr gelungen
ist auch Vicis stilvolle Inszenierung, die diese kurze und – so ehrlich muß man
sein – gar nicht übermäßig originelle Geschichte jederzeit ungemein
atmosphärisch hält, was auch Vicis stimmiger, getragener Musik – ergänzt um das
Lied "Tu" von Helen Beauchamp – sowie Thomas Bauers Kameraarbeit zu
verdanken ist. Vici versteht es vortrefflich, Tidofs im besten Sinne theatralische One-Man-Show
(die es letztendlich ist, auch wenn die von Margitta Janine Lippok überzeugend
gespielte Maren die Namenspatin des Films ist) sehr unterhaltsam und mit
stilistischen Anleihen bei Quentin Tarantino und Paolo Sorrentino ("Ewige Jugend") in Szene zu setzen – und deshalb macht "Maren" knapp 25
Minuten lang richtig Spaß.
Fazit: "Maren" ist ein deutscher Kurzfilm,
der das Thema "Der Tod und das Mädchen" zwar inhaltlich
nicht extrem einfallsreich, dafür umso stilvoller und mit einem vor
Energie strotzenden Max Tidof als Tod sehr unterhaltsam interpretiert.
Wertung: 8 Punkte.
"Maren" ist seit dem 15. Juni 2018 bei Vimeo zum Kauf und zur Leihe erhältlich:
https://vimeo.com/ondemand/maren
Eine Rezensionsmöglichkeit wurde mir freundlicherweise vom Regisseur zur Verfügung gestellt.
"Maren" ist seit dem 15. Juni 2018 bei Vimeo zum Kauf und zur Leihe erhältlich:
https://vimeo.com/ondemand/maren
Eine Rezensionsmöglichkeit wurde mir freundlicherweise vom Regisseur zur Verfügung gestellt.