Originaltitel: The Magnificent Seven
Regie: Antoine Fuqua, Drehbuch: Nic Pizzolatto und Richard
Wenk, Musik: James Horner und Simon Franglen
Darsteller: Denzel Washington, Chris Pratt, Peter Sarsgaard,
Ethan Hawke, Byung-hun Lee, Haley Bennett, Vincent D'Onofrio, Martin Sensmeier,
Manuel Garcia-Rulfo, Luke Grimes, Matt Bomer, Cam Gigandet, Jonathan Joss, Mark
Ashworth
FSK: 16, Dauer: 133 Minuten.

Der brutale Raubtier-Kapitalist und Goldminenbesitzer
Bartholomew Bogue (Peter Sarsgaard, "Green Lantern") terrorisiert die
kleine Ortschaft Rose Creek und bringt mit seinen Söldnern jeden um, der Widerworte wagt. In einer Mischung aus Entschlossenheit und Verzweiflung
machen sich die taffe Emma Cullen (Haley Bennett, "The Equalizer")
und ihr Freund Teddy Q (Luke Grimes, "American Sniper") während einer
dreiwöchigen Abwesenheit Bogues auf die Suche nach Jemandem, der der
todgeweihten Stadt helfen kann. Auftritt Sam Chisolm (Denzel Washington,
"Flight"), Kopfgeldjäger im Dienst der Behörden. Nach anfänglichem
Zögern nimmt er den mutmaßlichen Selbstmordauftrag schließlich an und
sammelt sechs weitere Mitstreiter um sich: den leichtlebigen Revolverhelden und
Spieler Josh Faraday (Chris Pratt, "Guardians of the Galaxy"), den
kriegserfahren Scharfschützen Goodnight Robicheaux (Ethan Hawke, "Before Sunset") mit seinem tödlichen asiatischen Freund Billy Rocks (Byung-hun
Lee, "Terminator: Genysis"), den mexikanischen Outlaw Vasquez (Manuel
Garcia-Rulfo, TV-Serie "From Dusk till Dawn"), die Trapper-Legende Jack Horne (Vincent
D'Onofrio, "Jurassic World") – der in den Indianerkriegen Hunderte
Ureinwohner skalpierte – und den Komantschen Red
Harvest (Model Martin Sensmeier). Mit dem Überraschungseffekt auf ihrer
Seite erzielt die Truppe anfängliche Erfolge, doch dann schlägt Bogue mit
all seiner Macht zurück …
Kritik:
Als renommierter afroamerikanischer Regisseur ist Antoine
Fuqua noch immer eine Ausnahme in Hollywood. Mit ordentlichen
kommerziellen Erfolgen wie "Shooter", "Olympus Has Fallen",
"The Equalizer" oder "Southpaw" hat er sich diesen Status
redlich verdient, wenngleich er bei den Kritikern nach seinem – auch eher von
überragenden Darstellerleistungen getragenen – Durchbruch mit dem grimmigen
Cop-Thriller "Training Day" nie mehr allzu große Begeisterung auslöste
(mich selbst konnte er eigentlich nur mit "The Equalizer" so richtig
überzeugen). Der Western "Die glorreichen Sieben" stellt Fuquas
bislang größtes Projekt seit dem gefloppten "King Arthur" (2004) dar, wobei er sich übrigens trotz des Filmtitels nach
eigener Aussage eher von Akira Kurosawas "Die sieben Samurai" (1954)
leiten ließ als von John Sturges' losem Remake "Die glorreichen
Sieben" aus dem Jahr 1960. Das ist sicherlich eine gute Idee, da Kurosawas
vierstündiges Epos Sturges' unterhaltsamen, aber geradlinigen
Westernklassiker inhaltlich locker in den Schatten stellt. In der Praxis ist
von Kurosawa-Einflüssen jedoch nicht allzu viel zu erkennen, speziell bei der
Gestaltung der (leider sehr blaß bleibenden) Titelfiguren richtet sich Fuqua
eindeutig eher nach dem Sturges-Film; ansonsten wirkt sein Remake wie ein buntes
Sammelsurium beliebter Western-Motive vom Duo John Ford / John Wayne bis hin zu
Sergio Leone. Häufig hat ein solches "Best of"-Vorgehen schon zu
mindestens respektablen Resultaten geführt, doch ausgerechnet bei dieser aufwendig
produzierten Hollywood-Version mit hochkarätiger Besetzung – die Fuqua wieder mit seinen "Training Day"-Stars Washington und Hawke zusammenbringt – kam leider nicht mehr als
Mittelmaß heraus.
Bereits nach wenigen Minuten, nach einem noch wunderbar
intensiven Beginn in der Kirche von Rose Creek, in der die Bewohner ihre
wenigen Optionen gegen den Tyrannen durchgehen, geht die Subtilität mit dem
ersten Aufauchen von Bogue – der die Versammlung fast buchstäblich sprengt –
komplett in die Binsen. Das ist nicht Peter Sarsgaards Schuld, denn der gibt
(trotz gelegentlichen Overactings, das aber eher dem Drehbuch geschuldet sein
dürfte) einmal mehr einen sehr ordentlichen Bösewicht ab, der seine
Hauptaufgabe problemlos erfüllt: Man haßt ihn quasi von der ersten Sekunde an
und freut sich diebisch auf sein unvermeidliches Ende. Dieses
rein "mechanische" Funktionieren bedeutet allerdings noch lange nicht, daß
Bogue ein guter Antagonist ist. Dafür ist er zu schlecht und lieblos
geschrieben, er ist ein Klischee-Bösewicht von der Stange, der Überbringer
schlechter Botschaften selbstverständlich skrupellos ermordet und genüßlich an seiner Zigarette zieht, während um ihn herum Unschuldige abgeschlachtet
werden. Nun waren zugegebenermaßen weder bei Kurosawa noch bei Sturges die Widersacher wirklich denkwürdig, speziell Eli Wallachs Banditenanführer
Calvera wirkte aber um einiges glaubwürdiger als dieser Bartholomew Bogue, der
sich als den nächsten Rockefeller sieht – daß Bogue zwischen seinem durchaus
eindrucksvollen ersten Auftritt und dem bemerkenswert bleihaltigen Showdown nur
noch eine kurze (sehr klischeehafte) Szene spendiert bekommt, ist naturgemäß
auch nicht sehr hilfreich.
Für ein bißchen Überraschungspotential sorgt immerhin das
Rätseln darum, wer von unseren sieben Helden, deren Vorstellung ziemlich
unspektakulär, jedoch unterhaltsam über die Bühne geht, überleben wird. In einer
ruhigen Minute vor dem (zu) langen finalen Shootout habe ich mir überlegt, wer
wohl die besten Überlebenschancen hat, und obwohl ich mir bei meiner Prognose
ziemlich sicher war, lag meine Trefferquote am Ende nur bei 50% – das ist im Vergleich
zu anderen Filmen dieser Art ein erfreulich niedriger Wert. Und apropos
Titelhelden: Mit denen qualifiziert sich Fuquas Film als vermutlich – zumindest
hinsichtlich der Diskriminierung von Minderheiten – politisch korrektester
Western aller Zeiten! Schließlich sind neben drei Weißen noch ein Schwarzer
(sogar als Anführer), ein amerikanischer Ureinwohner, ein Latino und ein Asiate
dabei. Und mit Emma kommt auch noch eine Frau dazu, die zusammen mit Teddy Q –
der so ein bißchen die Rolle des übereifrigen Heißsporns übernimmt, die 1960
den Deutschen Horst Buchholz zum internationalen Star machte – dafür sorgt, daß
der Filmtitel eigentlich "Die glorreichen Neun" lauten sollte.
Bedauerlicherweise führt diese erschummelte Erweiterung der
Hauptdarsteller-Anzahl dazu, daß die einzelnen Figuren noch weniger Gelegenheit haben,
sich voneinander zu differenzieren und dem Publikum länger im Gedächtnis zu bleiben. Der
alternde Scharfschütze Robicheaux ist eigentlich der Einzige, der zumindest
eine kleine begleitende Hintergrundstory bekommt (die eher gewöhnlich
ausfällt), der Rest wirkt ziemlich gleichförmig. Noch nicht einmal der
reizvolle Kontrast zwischen dem Komantschen Red Harvest und dem
berühmt-berüchtigten Indianerjäger Jack Horne wird mit mehr als einer frühen mißtrauischen Bemerkung Hornes gewürdigt, stattdessen sind die Sieben sehr
schnell wie ein Herz und eine Seele, was für die Zuschauer einfach nicht
nachvollziehbar ist. Das gilt umso mehr, als die Dialoge untereinander
größtenteils beliebig und oberflächlich ausfallen und sich zunehmend auf dumpfe
Macho-Sprüche reduzieren – kein Vergleich zu den deutlich feiner
herausgearbeiteten Protagonisten bei Kurosawa (der natürlich auch doppelt so
viel Zeit zur Verfügung hatte) und Sturges. Das sorgt dann auch dafür, daß die
neuen Helden den Vergleich mit ihren teils klar erkennbaren Vorbildern fast
durchgehend verlieren; vor allem die beiden zentralen Protagonisten schneiden mäßig ab, wobei Denzel Washington jedoch sehr wohl einen guten Westernhelden
abgibt; nur strahlt er einfach nicht die unnachahmliche Coolneß eines Yul
Brynner aus. Und Chris Pratt, der "neue Steve McQueen", nervt mit
seinen ständigen Onelinern eher, als daß er amüsiert. Etwas besser sieht es
auch dank der ethnischen Durchmischung bei den anderen aus, wobei mir Vincent
D'Onofrios Jack Horne insgesamt am besten gefiel. Dennoch: Beim Gedanken, was
HBO oder Netflix in einer TV-Serie aus diesem Ensemble hätten herausholen
können, kommen einem fast die Tränen …
Ein weiteres großes Problem von Fuquas "Die glorreichen
Sieben" ist absolut nicht neu für das aktuelle Hollywood und es hängt
direkt mit der schwachen Figurenzeichnung zusammen: es wird zu stark auf Action
gesetzt. Dabei konnten mich die Schießereien, wenngleich routiniert gemacht, noch
nicht einmal richtig fesseln; gerät der erste Auftritt der Titelhelden noch
leidlich beeindruckend, wenn auch teilweise etwas unübersichtlich
choreographiert, mutiert das große Finale schnell zu einem überkandidelten,
ziemlich brutal in Szene gesetzten Massengemetzel, das zwar gelegentliche kurze
Höhepunkte enthält, sich insgesamt aber viel zu lang zieht. Dazu mangelt es an
der nötigen inszenatorischen Finesse wie auch an emotionaler Tiefe
(wiederum bedingt durch die schwache Vorarbeit in Sachen Charaktere). Das
bekamen andere Western des 21. Jahrhunderts viel besser hin, etwa Kevin
Costners "Open Range" – dessen epischen finalen Shootout ich für geradezu
lehrbuchhaft halte – oder der dänische "The Salvation". Die
musikalische Untermalung kann bei "Die glorreichen Sieben" auch nicht
mehr viel retten, was umso bedauerlicher ist, als es sich um die letzte Arbeit
des 2015 verstorbenen James Horner ("Titanic") handelt. Horner gab
letztlich sogar die Initialzündung für das lange geplante, aber immer wieder
verschobene Remake, als er auf eigene Faust einen vollständigen Soundtrack
komponierte und diesen Fuqua zuschickte. Die Musik (die von dem mit Horner
befreundeten Simon Franglen überarbeitet und an die Filmszenen
angepaßt wurde, denn die existierten ja noch gar nicht, als Horner komponierte)
ist sehr solide geraten und zeigt sich traditionsbewußt, erreicht jedoch nie
die große Klasse von Elmer Bernsteins OSCAR-nominiertem 1960er-Score – dessen
ikonisches Leitmotiv leider erst im Abspann dieses Remakes kurz angespielt
wird. Somit bleibt Antoine Fuquas "Die glorreichen Sieben" als gut verdaulicher Western-Snack ohne jede Raffinesse im Gedächtnis, dessen
klügster Schachzug das multi-ethnische Ensemble ist (auch wenn dessen
erzählerisches Potential nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft wird). Da er trotzdem ein kommerzieller Erfolg ist, könnte er aber zumindest dazu beitragen, daß in den nächsten Jahren wieder etwas mehr Western gedreht werden.
Fazit: "Die glorreichen Sieben" ist ein
mittelmäßiger, wenig abwechslungsreicher Western, der trotz Starbesetzung und
sehr viel Action nie die Klasse der beiden großen Vorbilder "Die sieben
Samurai" und "Die glorreichen Sieben" (1960) erreicht – und
damit ziemlich überflüssig wirkt.
Wertung: 6 Punkte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger amazon.de-Bestellungen über einen der Links in den Rezensionen oder das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
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