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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 17. April 2013

AMERICAN DREAMZ (2006)

Regie und Drehbuch: Paul Weitz, Musik: Stephen Trask
Darsteller: Hugh Grant, Dennis Quaid, Mandy Moore, Willem Dafoe, Marcia Gay Harden, Chris Klein, Jennifer Coolidge, Sam Golzari, Judy Greer, John Cho, Shoreh Aghdashloo, Noureen DeWulf, Seth Meyers, Adam Busch
 American Dreamz
(2006) on IMDb Rotten Tomatoes: 38% (5,3); weltweites Einspielergebnis: $16,5 Mio.
FSK: 6, Dauer: 107 Minuten.

Der aalglatte Martin Tweed (Hugh Grant, "Cloud Atlas") ist Moderator der unübersehbar an Formate wie "American Idol" oder "Deutschland sucht den Superstar" angelehnten Gesangs-Castingshow "American Dreamz". Für die neue Staffel hat man sich so einiges ausgedacht: Tweed will diesmal nicht einfach die üblichen schrillen oder verrückten Typen in der Sendung, sondern eine Zusammenstellung, die so schillernd und kontrovers ist wie niemals zuvor. Seine Favoriten unter den neuen Kandidaten sind die attraktive und äußerst erfolgsorientierte blonde Karaoke-Spezialistin Sally Kendoo (erstaunlich gut: der frühere Teen Pop-Star Mandy Moore, "Southland Tales"), der jüdische Rapper Sholem Glickstein (Adam Busch, TV-Serie "Buffy – Im Bann der Dämonen") und der irakischstämmige Omer Obeidi (Sam Golzari, "21"). Und als ein besonderes Highlight wurde für das große Staffelfinale sogar der gerade wiedergewählte US-Präsident Staton (Dennis Quaid, "Pandorum") als Gastjuror gewonnen! Dumm nur, daß Omer ein von Terroristen eingeschleuster Schläfer ist und nun den Auftrag erhält, sich in die Luft zu sprengen, sobald ihm der Präsident in der Show die Hand gibt ...

Kritik:
"American Dreamz" von Regisseur und Drehbuch-Autor Paul Weitz ("American Pie", "About a Boy") war offensichtlich als eine boshafte Satire sowohl auf Casting-Shows als auch auf die Politik gedacht. Eigentlich klingt die überdrehte Geschichte ja auch ziemlich vielversprechend, daraus könnte man mit Sicherheit etwas machen. Leider ist das Weitz jedoch nur ansatzweise gelungen.

In den ersten 70 Minuten plätschert die Handlung weitgehend einfach so vor sich hin. Ja, es gibt ein paar wirklich gute Gags, aber ansonsten ist das Tempo erstaunlich niedrig für den Regisseur, der "American Pie" gedreht hat. Erst in den letzten 30 (von gut 100) Minuten nimmt "American Dreamz" deutlich Fahrt auf und kann wirklich überzeugen. Vorher ist man mehr oder weniger darauf beschränkt, dem richtig guten Schauspielensemble bei der Arbeit zuzuschauen. Das macht zwar auch einigermaßen Spaß, ist alleine für einen guten Film aber einfach zu wenig. Der Castingshow-Teil des Films lebt dabei vor allem von dem fiktiven und (hoffentlich) überspitzten Blick hinter die Kulissen des Fernsehens samt Intrigen und Liebeswirren, was jedoch allzu vorhersehbar präsentiert wird und daher nur selten faszinieren kann. Etwas amüsanter ist der politische Teil geraten, zumindest solange man kein eingefleischter Anhänger der Republikaner ist.

Hugh Grant verkörpert Martin Tweed als arroganten Mistkerl, der eine sehr offensichtliche Parodie auf den langjährigen "American Idol"-Chefjuror Simon Cowell ist (und auch nicht allzu weit entfernt vom deutschen Widerpart Dieter Bohlen) – und zwar eine sehr gute und extrem unterhaltsame Parodie. Dennis Quaid wiederum spielt als hemdsärmeliger und nicht allzu heller US-Präsident ähnlich offensichtlich und bissig auf George W. Bush an und macht ebenfalls eine gute Figur; die Schau stiehlt ihm allerdings sein an Dick Cheney erinnernder Stabschef (Willem Dafoe, "Die Tiefseetaucher"), der dem Präsidenten ständig sagt, was er zu tun habe. Interessanterweise wird der Präsident hier nämlich als ein eigentlich ziemlich liebenswerter, gar bemitleidenswerter Tropf geschildert, der von seinen Beratern bewußt unwissend gehalten wird, um besser steuerbar zu sein – so werden ihm beispielsweise Nordkorea und China als die Comicschurken Dr. Octopus ("Spider-Man") respektive Magneto ("X-Men") erklärt ...

Fazit: "American Dreamz" ist eine ambitionierte, aber arg brav und bieder geratene Satire, die zwar durchaus unterhaltsam ist und neben guten Schauspielern auch einige gelungene Gags zu bieten hat, insgesamt aber zu unentschlossen vor sich hinplätschert und ihr erzählerisches und komödiantisches Potential bei weitem nicht ausschöpft.

Wertung: 6 Punkte.


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