Regie und Drehbuch: Paul Weitz, Musik: Stephen Trask
Darsteller: Hugh Grant, Dennis Quaid, Mandy Moore, Willem
Dafoe, Marcia Gay Harden, Chris Klein, Jennifer Coolidge, Sam Golzari, Judy
Greer, John Cho, Shoreh Aghdashloo, Noureen DeWulf, Seth Meyers, Adam Busch
Der aalglatte Martin Tweed (Hugh Grant, "Cloud Atlas") ist Moderator der unübersehbar an Formate wie "American
Idol" oder "Deutschland sucht den Superstar" angelehnten
Gesangs-Castingshow "American Dreamz". Für die neue Staffel hat man
sich so einiges ausgedacht: Tweed will diesmal nicht einfach die üblichen schrillen
oder verrückten Typen in der Sendung, sondern eine Zusammenstellung, die so schillernd und
kontrovers ist wie niemals zuvor. Seine Favoriten unter den neuen Kandidaten sind
die attraktive und äußerst erfolgsorientierte blonde Karaoke-Spezialistin Sally Kendoo
(erstaunlich gut: der frühere Teen Pop-Star Mandy Moore, "Southland
Tales"), der jüdische Rapper Sholem Glickstein (Adam Busch, TV-Serie
"Buffy – Im Bann der Dämonen") und der irakischstämmige Omer Obeidi
(Sam Golzari, "21"). Und als ein besonderes Highlight wurde für das große
Staffelfinale sogar der gerade wiedergewählte US-Präsident Staton (Dennis Quaid,
"Pandorum") als Gastjuror gewonnen! Dumm nur, daß Omer ein
von Terroristen eingeschleuster Schläfer ist und nun den Auftrag erhält, sich in die
Luft zu sprengen, sobald ihm der Präsident in der Show die Hand gibt ...
Kritik:
"American Dreamz" von Regisseur und Drehbuch-Autor Paul Weitz ("American
Pie", "About a Boy") war offensichtlich als eine boshafte Satire
sowohl auf Casting-Shows als auch auf die Politik gedacht. Eigentlich klingt
die überdrehte Geschichte ja auch ziemlich vielversprechend, daraus könnte man mit Sicherheit etwas machen. Leider ist das Weitz jedoch nur ansatzweise gelungen.
In den ersten 70 Minuten plätschert die Handlung weitgehend
einfach so vor sich hin. Ja, es gibt ein paar wirklich gute Gags, aber
ansonsten ist das Tempo erstaunlich niedrig für den Regisseur, der
"American Pie" gedreht hat. Erst in den letzten 30 (von gut 100) Minuten nimmt "American Dreamz" deutlich Fahrt auf und kann wirklich überzeugen. Vorher ist man mehr oder
weniger darauf beschränkt, dem richtig guten Schauspielensemble bei der Arbeit
zuzuschauen. Das macht zwar auch einigermaßen Spaß, ist alleine für einen guten Film aber
einfach zu wenig. Der Castingshow-Teil des Films lebt dabei vor allem von dem
fiktiven und (hoffentlich) überspitzten Blick hinter die Kulissen des Fernsehens samt Intrigen
und Liebeswirren, was jedoch allzu vorhersehbar präsentiert wird und daher nur
selten faszinieren kann. Etwas amüsanter ist der politische Teil geraten,
zumindest solange man kein eingefleischter Anhänger der Republikaner ist.
Hugh Grant verkörpert Martin Tweed als arroganten Mistkerl, der eine sehr offensichtliche Parodie auf den langjährigen "American Idol"-Chefjuror Simon Cowell ist (und auch nicht allzu weit entfernt vom deutschen Widerpart Dieter Bohlen) – und zwar eine sehr gute und extrem unterhaltsame Parodie. Dennis Quaid wiederum spielt als hemdsärmeliger und nicht allzu heller US-Präsident ähnlich offensichtlich und bissig auf George W. Bush an und macht ebenfalls eine gute Figur; die Schau stiehlt ihm allerdings sein an Dick Cheney erinnernder Stabschef (Willem Dafoe, "Die Tiefseetaucher"), der dem Präsidenten ständig sagt, was er zu tun habe. Interessanterweise wird der Präsident hier nämlich als ein eigentlich ziemlich liebenswerter, gar bemitleidenswerter Tropf geschildert, der von seinen Beratern bewußt unwissend gehalten wird, um besser steuerbar zu sein – so werden ihm beispielsweise Nordkorea und China als die Comicschurken Dr. Octopus ("Spider-Man") respektive Magneto ("X-Men") erklärt ...
Fazit: "American Dreamz" ist eine ambitionierte, aber arg brav und bieder geratene Satire, die zwar durchaus unterhaltsam ist und neben guten Schauspielern auch einige gelungene Gags zu bieten hat, insgesamt aber zu unentschlossen vor sich hinplätschert und ihr erzählerisches und komödiantisches Potential bei weitem nicht ausschöpft.
Wertung: 6 Punkte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen