Regie und Drehbuch: Andy und Lana Wachowski, Musik: Michael
Giacchino
Darsteller: Emile Hirsch, Christina Ricci, Susan Sarandon,
John Goodman, Matthew Fox, Rain, Roger Allam, Hiroyuki Sanada, Benno Fürmann,
Togo Igawa, Scott Porter, Paulie Litt, Moritz Bleibtreu, Jana Pallaske, Ralph
Herforth, Milka Duno, Christian Oliver, Yu Nan, Werner Daehn, Vinzenz Kiefer,
Richard Roundtree, Ben Miles, Melvil Poupaud, Art LaFleur, Nicholas Elia, Ariel
Winter, Cosma Shiva Hagen, Waldemar Kobus, Anatole Taubman
Der junge und recht unkonventionell benannte Speed Racer (Emile
Hirsch, "Savages", "Killer Joe") macht seinem und dem
Namen seiner rennsportverrückten Familie alle Ehre: Als Fahrer des
wirtschaftlich unabhängigen Familienrennstalls mischt er innerhalb kürzester
Zeit an der Spitze der futuristischen World Racing League mit. Als er das
Angebot des konkurrienden milliardenschweren Konzerneigners Royalton (schön
schmierig: Roger Allam, "Die Frau in Schwarz") zu einer Zusammenarbeit ausschlägt, macht er sich jedoch einen
mächtigen Feind, der ihn und seine Familie aus dem Rennzirkus herausdrängen
möchte. Unterstützung erhält Speed nicht nur von seiner Freundin Trixie
(Christina Ricci, "Sleepy Hollow"), sondern
auch von einem Polizei-Inspektor (Benno Fürmann, "Nordwand"), der schon lange versucht, Royaltons schmutzige Methoden aufzudecken. Und dann ist da noch der geheimnisvolle
"Racer X" (Matthew Fox aus der TV-Serie "Lost"), der ebenfalls auf
Speeds Seite zu stehen scheint ...
Kritik:
Kritik:
Nach dem gigantischen kommerziellen Erfolg ihrer
"Matrix"-Trilogie hatten die Wachowski-Geschwister für ihren nächsten
Film quasi freie Hand. Sie nutzten das, um eine quietschbunte Kinoumsetzung
einer japanischen Zeichentrickserie aus den 1960er Jahren zu erschaffen, die wohl vor
allem in Asien und den USA Kultstatus besitzt, in Europa aber weitgehend
unbekannt ist. Das Ergebnis war (nicht ganz unerwartet) ein ziemlich kolossaler
kommerzieller Flop, der auch bei den Kritikern nicht gut ankam und seitdem
einen richtig miesen Ruf hat. Was eigentlich unverdient ist, denn sofern man mit
der richtigen Erwartungshaltung an das schrille Rennabenteuer herangeht (also
sich vor allem nicht von der Erinnerung an die
"Matrix"-Filme blenden läßt), macht "Speed Racer" als ein dramaturgisch anspruchsloses "Guilty
Pleasure" durchaus Spaß.
Wie "Sin City"
oder "300" wurde auch "Speed Racer" (in den
Babelsberger Studios, weshalb viele Nebenrollen mit namhaften deutschen Darstellern
besetzt sind) komplett vor der Green Screen gedreht und die Kulissen und
Auto-Rennen anschließend per Computer zum Leben erweckt. Dabei ist es den Wachowskis wieder
einmal gelungen, ihrem Werk einen absolut unverwechselbaren, videospielartigen
Look zu verleihen. "Speed Racer" sprüht optisch vor Details und
Kreativität und die Rennen sind rasant und spannend in Szene gesetzt, auch wenn
gelegentlich unverkennbar ist, daß sie eben nicht "real" gedreht wurden –
Vergleiche zum Podrace-Rennen in "Star Wars Episode I" drängen sich
auf.
Doch da die Wachowskis nicht einfach irgendwelche mittelmäßigen Action-Regisseure sind, muß ihr Film natürlich auch eine richtige Story enthalten. Darin geht es unter anderem um eine Familientragödie, korrupte Konzerne und positive Werte wie Familie und Freundschaft. Das ist alles nichts Besonderes, teilweise sogar extrem klischeehaft (der böse Royalton wirkt wie eine Karikatur), funktioniert aber für einen Kinder- bzw. Familienfilm, wie "Speed Racer" eindeutig einer ist, insgesamt ordentlich, um die Zeit zwischen den Rennen und vereinzelten, durchaus amüsanten Kampfeinlagen zu überbrücken. Dennoch: Eine Laufzeit von 135 Minuten ist für solch eine dünne Handlung definitiv zu lang.
Angesichts der Dominanz der optischen Schauwerte fungieren die gut besetzten Schauspieler eigentlich allesamt eher als Nebendarsteller, deren Können nicht allzu stark gefordert wird. Dennoch gelingt es den Wachowskis, den zahlreichen Charakteren ihre besonderen Momente zu verschaffen, in denen sie zumindest ein wenig glänzen dürfen. Vor allem John Goodman ("The Big Lebowski", "Argo") hat sichtlich Spaß an seiner Rolle als Speeds Vater, Christina Ricci ist als gutherzige Trixie reizend wie immer und auch Titeldarsteller Emile Hirsch kann überzeugen. Der Humor des Films funktioniert ebenfalls einigermaßen, allerdings muß noch einmal betont werden, daß "Speed Racer" von den Wachowskis von Anfang an als dezidiert kindertauglicher Familienfilm konzipiert wurde. Man sollte also keine vor Esprit sprühenden Dialoge á la Oscar Wilde erwarten, sondern eher harmlosen Slapstick.
Fazit: "Speed Racer" ist ein stilistisch sehr unkonventioneller und technisch beeindruckender, inhaltlich dagegen allzu konventioneller Comedy/Action/Rennfilm-Mix für die ganze Familie, der bei der richtigen Erwartungshaltung (etwas) besser ist als sein Ruf.
Wertung: Knapp 6,5 Punkte.
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